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Camlann - Kay
Kay
„Ich weiß nicht, wie oft ich das noch sagen soll, aber ich muß wenigstens sieben Tage vorher wissen, wer zu den Feierlichkeiten kommt. Wie soll ich denn sonst planen?“
Kay war wieder einmal hektisch dabei anfallende Listen für die Unterbringung und Verpflegung der Gäste zu Mittsommer durchzuarbeiten. Ihm lag sehr viel an präziser Planung und es gab kaum etwas, was er mehr haßte, als allgemeines Chaos. Er war gerne vorbereitet und empfand große Genugtuung, wenn alles so verlief, wie er sich das gedacht hatte.
Diese Eigenschaft war noch schlimmer geworden seit er wegen seiner Beinverletzung nicht mehr auszog, um an Streitigkeiten oder auch nur Turnieren teilzunehmen.
Seit dem Tag an dem der Hochkönig ihn zu seinem Haushofmeister ernannt und ihm damit eine verantwortungsvolle Beschäftigung gegeben hatte, strebte er danach sein Amt in Perfektion auszufüllen.
„Es ist ja nicht so, als ob die Herren Krieger nicht schon seit Monaten wüßten, daß es eine große Feier geben wird, schließlich ist jedes Jahr Mittsommer. Aber nein, drei Tage vorher fällt ihnen ein, daß ihr Vetter aus dem Norden ja auch noch kommt. Und der ist sicherlich schon mindestens eine Woche unterwegs. Aber es reicht ja, wenn man es dem lahmen Idioten der für die Unterkünfte sorgt erst in ein paar Tagen sagt.“
Er hatte keine Geduld und kein Verständnis für die Krieger, schließlich war er einer von ihnen und ihm war es auch immer gelungen an alle anderen Dinge zu denken, neben den üblichen Kampfübungen, der Pflege der Waffen und des Rüstzeugs und der Versorgung der Pferde. Dass er damit die große Ausnahme gewesen war, hatte er allerdings vergessen. Oder vielleicht wollte er das auch nicht erinnern, weil es für ihn immer noch sehr schwierig und schmerzhaft war nicht mehr das Leben eines Kriegers so zu leben, wie er es gewohnt gewesen war und wie es seiner Ansicht nach sein mußte, wenn man ein vollwertiges und angesehenes Mitglied des Stammes sein wollte.
Nachdem die Axt seinen Knochen zertrümmert hatte und kein Heiler in der Nähe gewesen war, der ihm die Wunde hätte richten können, hinkte er. Man hatte ihn, als man ihn endlich gefunden hatte, im Fieberwahn auf sein Pferd gebunden und in das damals noch im Bau begriffene Camelot gebracht. Es hatte lange gebraucht, bis er wieder gesund war. Vor allem die Tatsache, daß er nie wieder in eine Schlacht reiten konnte wie bisher, war für ihn beinahe unerträglich gewesen, so daß er auch nachdem sein Bein verheilt war noch längst nicht vollständig genesen war. Schließlich mußte er sich aber doch damit abfinden.
Schon während des Genesungsprozeß hatte er weitestgehend die Führung der Bücher übernommen und sich mit allem beschäftigt, was im täglichen Leben des Rates und des Stammes so anfiel.
Er hatte eine gestochen scharfe Schrift, und er beherrschte die Kunst der Zahlen ebenso gut, wie er schreiben und lesen konnte. Und als sich immer deutlicher abzeichnete, daß er in den Fähigkeiten eines Kriegers nur noch bedingt tauglich sein würde, bot der Hochkönig ihm im Namen des ganzen Stammes das Amt des Haushofmeisters an. Das hatte weder etwas mit Mitleid, noch mit Häme zu tun, im Gegenteil, Arthur war froh jemanden gefunden zu haben, dem er guten Gewissen diese Aufgabe anvertrauen konnte und von dem er wußte, daß er mit Perfektion ausführen würde. So genau und gewissenhaft wie er alles tat.
„Ich gebe zu, vielleicht bin ich ungerecht, was diese Sache angeht, aber sie machen es immer wieder. Werden sie es denn nie lernen?“
Er schaute leicht verzweifelt und ich mußte lachen. Er hatte ja Recht, sie würden es nie lernen. Sie hatten einfach keinen Sinn für die Feinheiten, derer es bedarf um das Leben am Hof reibungslos zu gestalten, und ich sagte es ihm und er lachte mit mir.
„Naja, was kann der Vetter schon dafür, daß er mir bis dato vorenthalten wurde. Ich werde schon noch ein nettes Plätzchen für ihn finden Dann müssen die anderen eben etwas zusammenrücken. Und etwas Met und Wild werden wir für ihn auch noch haben. ... Und du bekommst jetzt erst mal dein Salz, und vielleicht trinkst du ja noch ein Ale mit diesem griesgrämigen Haushofzusamenhalter, damit sich die ganze Aufregung wenigstens gelohnt hat.“
Wie hätte ich das Angebot abschlagen können.
Kay erfüllte seine Aufgabe lange und gut, auch wenn sie gelegentliche Ausbrüche dieser Art beinhaltete.
Er ritt doch noch einmal in die Schlacht und starb an der Seite des Mannes, dem er sein Leben lang auf jede erdenkliche Weise gedient hatte.
Seine Hingabe für seinen Ziehbruder Arthur bleibt unübertroffen.