Busfahrten des Grauens
Jeder kennt sie, sie haben bestimmt schon jeden von uns mehr oder weniger oft erwischt, böswillige Ausflüge in einem Reisebus. Während Pensionisten es noch als schön empfinden in viel zu eng geratenen Sitzen auf Werbefahrten sinnlos durch die Gegend zu fahren, um ein kleines, verbranntes dafür aber kostenloses Schnitzel zu bekommen, kann es für andere Menschen schon zu einer harten Belastungsprobe für die Nerven werden.
Dabei muss es nicht unbedingt ein Ausflug sein, auch die tägliche Fahrt in die Arbeit oder Schule mit den Postbussen kann ganz amüsant sein. Wie liebt man es doch, am Morgen gemütlich an einer Bushaltestelle zu stehen, sich abzufrieren weil man mal wieder zu cool war um eine dicke Jacke anzuziehen, umzingelt von mehr oder weniger peinlichen Möchtegernproleten und Pensionisten, da macht das Leben Spass. Das steht man also und überlegt, was bei einem im Leben eigentlich alles so falsch gelaufen ist, tief in Suizid-Gedanken steckend wird man auch schon vom Geschrei präpupertärer sinnloser Geschöpfe, nennen wir sie der Einfachheit halber Kinder, gestört, weil sie entweder eine Schneeballschlacht machen und sich dann gegenseitig verdreschen (Winter), oder Fangenspielen und sich dann gegenseitig verdreschen (Sommer).
Hat man sich an den Lautpegel erst mal gewöhnt, folgt auch schon das nächste Ãœbel, sozusagen ein Angriff auf alle Sinne. Die Ohren sind also schon mal im Arsch, jetzt ist die Nase dran. Wie lieben wir es doch alle, die Fahnen von Vollblutalkoholikern, die genauso aussehen wie das was sie am Vortag nach ihrer Zechtour gekotzt haben, langsam zu inhalieren, um anschließend einen interessanten Kampf mit dem Brechreiz zu führen.
Der Tag ist also schon einmal im Arsch, obwohl man noch nicht mal im Bus ist, dabei hab ich ja hupende Autos, “durch ausgerechnet die Pfütze die einem am nächsten ist Autofahrer” und Abgase noch gar nicht erwähnt.
Während man sich also gerade überlegt, wo man denn am besten ein Seil anbringen könnte um aus diesem Trauerspiel das sich Leben nennt auszusteigen, kommt der Bus. Fast möchte man schon glauben, man hat Glück, da er direkt vor einem hält. Hoho, dann hat man aber nicht mit den Kindern gerechnet, die sich in bester Wrestlingmanier den Weg nach vorne boxen. Doch eigentlich ist es ja eh egal, wann man in einen Bus einsteigt. Sitzplatz bekommt man ohnehin nie einen, schon gar nicht wenn man schweres Gepäck bei sich führt.
Aber man hat es geschafft, man steht im Bus. Eingepfärcht zwischen schlecht gelaunten Frührentnern, gestressten Schülern, gelangweilten Studenten und sich über alles und jeden beschwerenden Pensionisten.
Gerade als man sich wieder mittels Autosuggestion originelle Selbstmordversuche ausdenkt, wird man auch schon wieder nach vorn geschleudert, der Bus hat mal wieder an einer der vielen Haltestellen so liebevoll abrupt angehalten. Man sammelt also gerade seine geschundenen Gliedmaßen ein, und bemerkt, dass irgendein Typ genau auf dem Teil der Schultasche (o.ä.) steht, wo der Taschenrechner, Laptop oder das Wurstbrot verstaut ist. Man blickt auf, sieht dem Kontrahenten tief in die Augen, und weil das Leben scheisse ist und dieser Tag sowieso, ist der Typ natürlich wieder einmal doppelt so breit wie man selbst. Der Steroidenbomber zieht dazu noch ein Gesicht wie Silvester Stallone, wenn er kurz davor ist, nur mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet eine ganze Militärbasis zu infiltrieren.
Endlich hat man es geschafft die Zielstation ohne einen Amoklauf zu erreichen, wiederholt sich auch schon wieder das Einstiegsszenario. Obwohl man unmittelbar vor der Tür steht, schafft man es wiedermal nicht einigermassen schnell aus dem Bus zu kommen, da man, sobald der Bus gehalten hat, von den verzogenen Kindern hinterrücks überrannt wird.
Falls man es geschafft hat, ohne auf die Schnauze zu fliegen, aus dem Bus auszusteigen, steht man auf der Straße. Selbstredend befindet man sich natürlich auf der gegenüberliegenden Seite des Zielgebäudes und die Ampel zeigt Rot. Da die Straße natürlich auch noch eine Hauptverkehrsader ist, zeigt ziemlich lange Rot. Aber was kann einen an diesem Tag schon noch erschüttern. Nachdem man den ganzen Tag sinnlos in der Arbeit oder Schule verbracht hat, darf man das alles natürlich noch einmal erleben.
Doch irgendwann hat man es geschafft, man ist zuhause. Nun hat man mehrere Möglichkeiten, entweder man startet den schon längst fälligen Amoklauf, plant den schon längst fälligen Amoklauf, lässt seine Wut an unschuldige Familienmitgliedern aus, beschließt doch lieber zur Umweltvernichtung beizutragen und mit dem Auto zu fahren oder man macht einen Termin für die Behandlung des obligatorischen Magengeschwürs aus.