Was ist neu

Bunte Lichter reisen weit

Mitglied
Beitritt
26.09.2006
Beiträge
355

Bunte Lichter reisen weit

Ein rotes Pulsieren. Schaltkreise, Seit Jahrhunderten im Wartezustand. Algorithmen lauschen in nachtschlafende Finsternis. Hintergrundrauschen. Summen. Seit den letzten Sonnenstürmen, unendlich weit entfernt. Summen.

Rote Schrift auf schwarzem Grund: Abweichung.
Eine Spitze im Grundsignal vom Anfang allen Seins. Der Datenspeicher erwärmt sich, Bits werden eingelesen, interpretiert. Das vierhundertsechsundzwanzigste mal. Eine wenn-dann Abfrage nach der Anderen untersucht das Signal.
Verdikt: Kein Kontakt.

Ein rotes Pulsieren. Seit Jahrzehnten im Wartezustand. Sieben komma sechszwoneun Lichtstunden seit dem letzten Analysedurchlauf der neu empfangenen Radiosignale.

Zickzack in Bernstein, golden, heimelig, Geborgenheit, suggeriert demjenigen glücklichen, den das System aktiviert, auf dass er die Routinemäßige Inspektion der Missionar durchführe. Leben, für zwei bis drei Stunden, alle paar hundert Jahre.
Die Regelmäßigkeit der Linien auf den verbliebenen Sarkophagen wirkt maschinell; Kein normaler Mensch, kein fühlender, erwählte sich freiwillig ein Leben als Toter. Es sei denn er strebte dereinst nach Profit, ermordete das sentimentale Gewese seiner Seele in Anbetracht der sterbenden Heimat. Vom damit der eigenen Vernunft abgetrotzten Mammon aber konnten hinterbliebene zehren. Welch Heldenmut, welch Noblesse. Diogene die bloß noch ihrer biologischen Eigenschaften wegen als Menschen bezeichnet werden können, kaum aber ob ihrer übermenschlichen Selbstvergessenheit, benötigen nichts, das eine Missionar nicht ohnehin böte.
Die Lieben zuhaus konnten essen und waren doch längst fort.

Ein oranges Rotieren. Keine Begleitmusik. Subjekt siebzehn hat sie deaktiviert, vorläufig. Siebzehn hatte es nicht geschafft, die Ursache des Alarms zu lokalisieren.
Späte Konsequenzen. Hitze im Kabelschacht. Drähte glühen in einem Dickicht von Leitungen. Isolation fängt Feuer und Rauch dringt in einen Sarkophag. Subjekt neunzehn schläft. Der dazugehörige Bernstein schnurgerade. Minuten danach findet der Atmosphärenwechsel statt.

Zickzack in Bernstein, Jahre danach. Eilig im Rhythmus, auf, ab, auf, ab, höhe null - und von vorne. Minutenlang. Die Kammer ein Flammenmeer das Vier zähmen muss. Die Anderen retten, dem Tod gegenüber treten und Held werden. Keiner nimmt davon Notiz. Am Ende werden zerfallende Schaltkreise ihre Aufzeichnungen wohl unbesehen mit ins Grab nehmen.

Eintrag ins Log:
Subjekte drei bis acht, elf bis siebzehn, neunzehn bis einundzwanzig, dreiundzwanzig bis neunundzwanzig entschlafen.
Überreste weitgehend zerstört.
Grund: Feuer.
Brandursache: Nicht feststellbar.
Anzahl verbleibender Diogene: sieben, fünf männlich, zwei weiblich.
Zustand Hibernationskammer: Einundzwanzig prozent funktionstüchtig.
Zustand Sarkophagenarray: Ausfallrisiko dreiundneunzig prozent.

Ein rotes Pulsieren. Schaltkreise, seit Jahren im Wartezustand, werten Signale aus, prüfen den Status Quo. Drei Sarkophage übrig. Algorithmen in Aktion, Analyse unkonklusiv. Signalstärke neun Prozent über Standard.

Zickzack in Bernstein. Spannung unregelmäßig. Nach Tagen erste Aussetzer, um null Uhr zweiundzwanzig des siebten zerbricht die Hoffnung auf Kontakt trotz mehrfacher Reanimationsversuche ein Stück weiter an den Grenzen menschlichen seins.

Ein rotes Pulsieren. Schaltkreise, seit Jahren im Wartezustand, erforschen eine Signalspitze. Fünfhundertundacht Prozent über nominal. Backupsysteme werden zugeschaltet, prüfen erneut.
Resultat: eindeutiger Kontakt.
Subjekt neunundzwanzig muss finale Feststellung vornehmen. Der Computer prüft Umgebungsdaten der Hibernationskammer, stellt erhöhten Kohlendioxidanteil fest. Im gefährlichen Bereich; Atmosphärenwechsel erforderlich.

Poren in blassgrauem Wachs, kein Teint. Die Augen geschlossen. Der Prozessor startet Routinen, Heizspiralen unter Strom. Stunde um Stunde für gerade drei Grad. Tage vergehen. Das Herz braucht Zeit.

Das Licht der Hibernationskammer wandelt sich. Bernstein. Morgenlicht gleich. Kameras fokusieren Lider, registrieren Bewegung. Die Augen geschlossen. Mikroimpulse schwappen durchs EEG in den Prozessor.
Diagnose: REM.

Surren. Summen. Ein Ventil öffnet mit wichtig aussehender Choreografie, Gas entweicht. Sarkophag achtzehn klappt auf, Hinter der Wand ein Knall, Zischen. Organgenes Blinken. Dieser Spalt lässt keinen hinaus. Ein Piepsen ruft um Hilfe. Eine Stunde lang.

Blauer Schimmer auf der Membran im Inneren des defekten Sarkophags. Sie wird porös sobald er sich vollständig geöffnet hat. Normalerweise stimmt das auch. In diesem Fall jedoch maximal beim eventuellen Ausfall beteiligter Baugruppen.
Diogenenschwund im fortgeschrittenen Stadium. Zweiundzwanzigtausendundachtundreißig Jahre ohne Kontakt. Jeder begründete Verdacht ist von Diogenen zu prüfen.

Rote Leitlinien am Boden. In gleichmäßigen Abständen gluckst eine Sirene. Rot blinkt auch der Schacht zum Ausstieg. Mit jedem An oder Aus der Leitlichter ein Klicken.
Die Missionar taumelt, als Metall über Metall schrammt. Ein Teil der Rückwandpaneele bricht in die Hibernationskammer. Verschmorte Kabel werden sichtbar. Verkohlte Schläuche wippen als wehte der Wind. Einer davon ist unter dem Schnellverschluss abgerissen und trägt die Zahl achtzehn.

An der äußeren Luke registrieren Sensoren Bewegung. Außenkameras starren in das Dunkel. Die Bildauswertungssoftware kann nichts aussergewöhnliches herausfiltern. Diogene sollen nicht im Ungewissen bleiben, womit sie es zu tun bekommen, doch das Infrarotspektrum ist gleichermaßen informationsgeizig wie der Ultraschall.
Rotes Leuchten durchbrochen von grünem Blinken rund um die mit einem Kreis markierte Luke nach draussen. Vakuum wird erzeugt.
Grünes Dauerlicht. Metallisch dumpf erklingt der Lukenmechanismus. Die Luke öffnet sich, ruckelt Stück für Stück zur Seite. An Klammern erinnernde Greifwerkzeuge packen den Rand der Luke, deren Beschichtung sich aus dem Staub macht. Sekunden später stemmt sich ein Wesen, bestehend aus einem Kugelkörper und fünf identischen Beinen, die gleichzeitig auch die Funktion von Armen erfüllen, gegen die Luke und bezwingt, was auch immer sich quer gelegt haben mag. Die Schiffe für Projekt "Gehet hin" hatten schon direkt nach ihrer Fertigstellung als Billiglösungen gegolten.

Vorsichtig bewegt sich der Besucher bis zur Mitte der Schleuse und dreht sich schließlich einmal im Kreis. Nach Beendigung der Drehung schnellt ein Greifer hin zur Schleusenkonsole, drückt wahllos auf der Konsole herum und verharrt für eine Weile. Als nichts geschieht, dreht sich das Kugelwesen auf seinen Greifern noch einmal im Kreis, wobei es seinen Körper in die Höhe schraubt. Es reckt einen Greifer bis knapp über die Kreistaste der Konsole. Erst nach Minuten scheint sich das Kugelwesen entschieden zu haben und betätigt sie. Die Luke schließt sich, was das Wesen damit quittiert, dass es nach der Reihe seine Extremitäten blitzartig zur Seite streckt und wieder senkt.

Grün zu rot rund um die Luke nach draussen. Rot auch um die innere Luke. Das Wesen dreht sich rechts und links herum, fährt auf und ab. Luft wird eingepumpt. Rot zu grün erstrahlt rund um die Luke nach drinnen. Plötzlich hält er inne, lässt einen Greifer hervorschnellen und drückt, als handle es sich um reine Routine, die Quadrattaste. Die Innenluke öffnet sich geräuschlos und das Glucksen der Sirene endet. Das Kugelwesen streckt und senkt seine Arme, jeden einmal. Kurz bevor es den Schacht betritt bleibt es stehen und tippelt millimeterweise bis an die Schwelle der Luke. Das Wesen beugt die Gelenke seiner Arme, sodass sein Körper in den Schacht spähen kann, ohne ihn wirklich zu betreten. Keine Gefahr auszumachen.
Greifarme wollen sich strecken und senken, doch die offenbar schwierig zu balancierende Haltung ist mit dieser als Programmanomalie zu bezeichnende Erleichterungsbekundung nicht vereinbar. Wie in Zeitlupe, mit den Armen nach Gleichgewicht rudernd, kippt es um und poltert in den Schacht. Es scheint sich von diesem Schrecken erholen zu müssen, denn erst nach Minuten richtet es sich wieder auf. Wie zum Trotz versucht es einen weiteren Durchlauf seines Greifarmrituals. Diesemal ohne Zwischenfälle.
Das Kugelwesen setzt seine Erkundungstour fort. Einem neugierigen Kind nicht unähnlich wippt es auf und ab, dreht sich hierhin, dorthin, betätigt Tasten die Beleuchtung ein- und ausschalten oder Wandpaneele öffnen. Es braucht eine kleine Weile bis es begreift, dass die Paneele manuell wieder geschlossen werden müssen.

Rotes Pulsieren. Ein Knistern im Grundrauschen, zeitgleich flackert die Diode, wird heller und heller, flackert erneut und verlischt. Der letzte noch verschlossene Sarkophag wird unter Summen und Surren entriegelt. Gas entweicht.

Eine nahezu farb- und strukturlos gewordene Bildplatte, mit der dauerhaftesten drucktechnologie seiner Zeit hergestellt, lässt das Kugelwesen inne halten. Das Bild war von einem mit der Inspektion betrauten Diogenen zwischen zwei Paneele geklemmt worden. Der gerade noch auszumachende Schatten dreier Personen, eine davon im Kleinkindesalter.

Blau fluoresziert die Membran. Der Sarkophag ist nun fast vollständig geöffnet und das Leuchten verblasst. Erst jetzt, da die Membran vertrocknet, fällt auf, dass sie unablässig in Bewegung war. Sie scheint abzusterben und dennoch zeigt die Konsole des Sarkophags Zickzack in Bernstein.

Behutsam greift das Kugelwesen nach der Bildplatte. Stundenlang betrachtet das Kugelwesen die Darstellung. Gelegentlich tippelt es ein paar Zentimeter hin und her, doch seine Aufmerksamkeit bleibt auf dem hinfälligen Überrest vergangener Zeit.

Flocken abgestorbenen Gewebes lösen sich von der Membran ab und schweben Schneefall gleich, in der Hibernationskammer umher. Stunden vergehen, von Flocken oder Membran nichts mehr zu sehen.

Das Wesen steht im Schacht. Es beendet seine Betrachtung und lässt den Greifarm mit der Bildplatte sinken. Augenblicke später fällt das Bildnis zu Boden. Es bricht entzwei. Ohne weitere Regung dreht sich das Wesen um und tippelt weiter. An der Luftschleuse bleibt es stehen, rechnet Wahrscheinlichkeiten durch, vergleicht seine Direktiven mit der Situation vor Ort. Es lässt die Luftschleuse links liegen und setzt es seinen Weg fort. Nebenbei öffnet das Kugelwesen sämtliche Paneele, kümmert sich aber nicht weiter um deren Inhalt. Erst an der Luke zur Hibernationskammer hält es an und betätigt den Öffner.
Rot zu grün. Nie zuvor registriertes Piepsen irgendwo hinter der Innenluke ruft den Auftrag in den Arbeitsspeicher: Kontakt suchen, Kommunikation anbahnen, Informationen austauschen.
Immer lauter wird das Piepsen. Das Kugelwesen schaltet auf doppelte Rechenleistung; als die Öffnung breit genug ist, zwängt es sich hindurch, dann verharrt es, wippt auf und ab. Der geöffnete Sarkophag ist der Ort von dem das Piepsen ausgeht. Greifarme schnappen kurzzeitig zur Seite und das Wesen schiebt sich allmählich in die Kammer, dreht sich, registriert Konsolen, Bildschirme und allerlei ihm unerklärliches Gerät. Nur widerwillig scheint es bereit, sich dem Sarkophag zu nähern. Es neigt sich ein wenig nach vorne um besser zu erkennen. Als es Ähnlichkeiten ausmacht, interpoliert, vergleicht und schlussfolgern kann, registriert es eine bernsteinfarbene Linie auf der Sarkophagskonsole. Im Sarkophag: offensichtlich ein Junges der Spezies die auf der Bildplatte zu sehen war.

Monate vergehen bis das Kugelwesen sämtliche Datenbanken durchgearbeitet, kopiert und mittels Lichtkommunikation in seine Heimat abgesetzt hat. Lichtjahre sind zu überwinden, tausende, erst dann wird der graue Strom die Daten auswerten können, sollte er seine Existenz noch nicht aufgegeben haben.
Nachdem alles getan ist, verlässt das Kugelwesen die nunmehr unbemannte Missionar und setzt seine Reise fort. Diesmal mit konkretem Ziel.

Ein rotes Pulsieren. Algorithmen lauschen in nachtschlafende Finsternis.

Alle Rechte vorbehalten. Copyright 2012 by Georg Niedermeier.

 

Nach viel zu langer Pause endlich wieder ein Text von mir. Er soll jetzt wieder regelmäßiger werden. Irgendwie fühle ich mich jetzt wieder als Anfänger. Ich hoffe die Geschichte ist keine völlige Katastrophe.

 

Hej Schrei Bär,

Du verlangst einiges von Deinem Leser. Gleich zu Beginn:

Ein rotes Pulsieren von wem oder was? Das könnte ein kleines Lämpchen sein, die Raumbeleuchtung oder der Pulsmesser an einem Handgelenk, dann hättest Du dem Leser sofort einen ersten Anhaltspunkt gegeben, denn der will (wenn ich mal von mir ausgehe) sofort in Deine Geschichte einsteigen, dazu braucht es etwas möglichst Konkretes.Schaltkreise, seit Jahrhunderten im Wartezustand. Algorithmen lauschen in nachtschlafende Finsternis. Das finde ich sehr schön und poetisch ausgedrückt, aber es entsteht bei mir kein Bild, kann auch daran liegen, dass ich im Grunde seit dem roten Pulsieren eher orientierungslos im interstellaren Raum Deiner Geschichte schwebe und jedes neue Detail mich trifft wie eine Billardkugel anstatt mir festen Boden unter die Füße zu gebenHintergrundrauschen. Summen. Also Rauschen und Summen? Genau besehen finde ich auch das nicht leicht umzusetzen, als Leser. Seit den letzten Sonnenstürmen, unendlich weit entfernt. Summen.

Ich könnte noch einige Absätze so weiter machen. Der erste Teil der Geschichte klingt abgehackt, Logbuch-mäßig. Ich glaube aber nicht, dass das der Grund dafür ist, dass ich hier teilweise Probleme habe, mich zu orientieren, sowohl was die Zeit als auch die Handlung betrifft.
Nach meinem Empfinden ist Dir das Erzählen mit dem Auftauchen dieses Kugelwesens besser gelungen, weil Du konkret wirst und nicht (so sehr wie vielleicht vorher) versuchst Stimmung zu erzeugen und außerdem weniger (verpackte) Erklärungen auftauchen.

Völlige Katastrophe würde ich nicht sagen, aber da steckt noch eine ganze Menge Arbeit drin.

Das Kugelwesen schaltet auf doppelte Rechenleistung
Doppelte Rechenleistung. Dafür liebe ich SF-Geschichten! Davon hätte ich gerne mehr.
Zum Beispiel die Sarkophage, dafür ließe sich ein viel schöneres Wort finden. Ein Sarkophag ist ein Sarg, Punkt. Aber die Dinger sollten zumindest ursprünglich ganz andere Assoziationen wecken, bei denen die sich da reinlegen sollten.

Oder habe ich die Geschichte ganz und gar missverstanden?

Herzlichen Glückwunsch zum Anfänger-Gefühl. :)

LG
Ane

 

Hallo Ane,
danke für Deine Rückmeldung, schön, dass Du Dir die Zeit für eine Antwort genommen hast. Die Anmerkungen leuchten mir alle ein und ich werde vieles verändern müssen, um den Text zugänglicher zu machen. Ich habe durch Deine Kritik außerdem erkannt, dass ich zu viele meiner Vorstellungen nur ungenau ausgeführt haben, was häufig damit zu tun hat, dass ich meine Gedanken als Wissen des Lesers vorausgesetzt habe. Da habe ich echt nicht mitgedacht.

Ein rotes Pulsieren von wem oder was? Das könnte ein kleines Lämpchen sein, die Raumbeleuchtung oder der Pulsmesser an einem Handgelenk, dann hättest Du dem Leser sofort einen ersten Anhaltspunkt gegeben, denn der will (wenn ich mal von mir ausgehe) sofort in Deine Geschichte einsteigen, dazu braucht es etwas möglichst Konkretes.
Ich meinte eine Leuchtdiode, aber eigentlich spielt es keine besondere Rolle, es ist nur Teil des Farbenspiels, das sich durch die Geschichte zieht. Daher auch der Titel. Wenn ich Leuchtdiode geschrieben hätte, wäre zumindest sofort klar, dass es um etwas technisches, vermutlich von Menschen gemachtes handelt. Das wird im Grunde eine Zeile später dann klar.

Schaltkreise, seit Jahrhunderten im Wartezustand. Algorithmen lauschen in nachtschlafende Finsternis.
Das finde ich sehr schön und poetisch ausgedrückt, aber es entsteht bei mir kein Bild, kann auch daran liegen, dass ich im Grunde seit dem roten Pulsieren eher orientierungslos im interstellaren Raum Deiner Geschichte schwebe und jedes neue Detail mich trifft wie eine Billardkugel anstatt mir festen Boden unter die Füße zu geben.
Naja, irgendwie muss ich doch auch das Setting darlegen und ich wollte manches nicht sofort eindeutig beschreiben. Das es sich um eine Art Raumschiff handelt, lässt sich noch nicht daraus schließen, aber wie gesagt, das dachte ich, hätte Zeit.

Hintergrundrauschen. Summen.
Also Rauschen und Summen? Genau besehen finde ich auch das nicht leicht umzusetzen, als Leser. Seit den letzten Sonnenstürmen, unendlich weit entfernt. Summen.
Hintergrundrauschen, das was man zu gewissen Teilen im Radio hört, wenn man keinen Sender eingestellt hat. So ein pfffff in etwa. Das Summen sollte ein defektes Bauteil sein, dass stark einstreut. Wie eingangs erwähnt, das hatte ich beim Schreiben im Kopf aber woher soll das der Leser wissen?

Ich könnte noch einige Absätze so weiter machen. Der erste Teil der Geschichte klingt abgehackt, Logbuch-mäßig.
Das trifft meine Absicht so halb. Es sollte an ein Logbuch erinnern, ist aber einfach zu abgehackt geworden.

Ich glaube aber nicht, dass das der Grund dafür ist, dass ich hier teilweise Probleme habe, mich zu orientieren, sowohl was die Zeit als auch die Handlung betrifft.
Die Geschichte läuft chronologisch, zwar mit teils riesigen Sprüngen, allerdings nicht hin und her, oder meinst Du etwas anderes?

Nach meinem Empfinden ist Dir das Erzählen mit dem Auftauchen dieses Kugelwesens besser gelungen, weil Du konkret wirst und nicht (so sehr wie vielleicht vorher) versuchst Stimmung zu erzeugen und außerdem weniger (verpackte) Erklärungen auftauchen.
Ja, meine Erzählerei wird häufig besser bewertet als der Rest. Die Erklärungen sind zu sehr beschrieben, anstatt sie zu zeigen, stimmt’s?

Völlige Katastrophe würde ich nicht sagen, aber da steckt noch eine ganze Menge Arbeit drin.
Ja, das habe ich erkannt, war eigentlich ziemlich offensichtlich, aber ich war wohl zu wenig selbstkritisch.

Das Kugelwesen schaltet auf doppelte Rechenleistung
Doppelte Rechenleistung. Dafür liebe ich SF-Geschichten! Davon hätte ich gerne mehr.
Hm, ja also da muss ich mal drüber nachdenken, zuviel davon ist riskant.

Zum Beispiel die Sarkophage, dafür ließe sich ein viel schöneres Wort finden. Ein Sarkophag ist ein Sarg, Punkt. Aber die Dinger sollten zumindest ursprünglich ganz andere Assoziationen wecken, bei denen die sich da reinlegen sollten.
Aber die Missionar ist eigentlich ein Gesamtsarg. Du hast aber schon recht, wer will milliarden von Kilometern in einem Sarg liegend zurücklegen? Andererseits ist das Ganze ja ohnehin schon eine Verzweiflungstat und den Beteiligten dürfte klar gewesen sein, dass sie da kaum lebend raus kommen. Recht hast Du trotzdem!

Wie findest Du Futterale? Das wäre zudem eine nette aber unbedeutende Anspielung auf Alien. Da sagte der Papagei "Tiefkühlfutterale" zu solchen Teilen. Genau.

Oder habe ich die Geschichte ganz und gar missverstanden?
Hm, lässt sich ohne eine Kurzzusammenfassung warscheinlich eher schlecht beurteilen. Ich tippe mehr auf "ja, richtig verstanden".

Herzlichen Glückwunsch zum Anfänger-Gefühl.
Also den habe ich jetzt wohl eher nicht ganz verstanden, ausser Du meinst damit, dass ich die Geschichte selbst nicht als Gipfel der Schreibkunst sehe. Naja, ist sie nicht mal annähernd; schwafel, nee, ich hab Deine Schlusssatz nicht verstanden.

Danke Dir!
Georg

 

Hej Georg,

nee, ich hab Deine Schlusssatz nicht verstanden.
Ich meine damit, dass ich dieses Anfänger-Gefühl kenne, und ich glaube, dass es jedes mal eine gute Chance enthält, etwas Grundlegendes dazu zu lernen.

Futteral find ich gut. Klingt so omnipotent.

Hm, ja also da muss ich mal drüber nachdenken, zuviel davon ist riskant.
Stimmt (dafür dann aber unendlich lustig).

Die Geschichte läuft chronologisch, zwar mit teils riesigen Sprüngen, allerdings nicht hin und her, oder meinst Du etwas anderes?
Ich glaube, das Logbuch müsste entweder ganz exakt beschreiben, damit die großen Zeiträume klipp und klar (also, ich hab sie schon begriffen, aber nicht gefühlt) nachvollziehbar sind. Ich würde ich es konsequent machen. Hier ist Logbuch (Logbücher können durchaus spannend zu lesen sein, in irgendeinem Seefahrtsbuch gibt es das, ich weiß jetzt aber nicht, welches das war) - hier die Kugelwesen-Handlung. Könnte man ausprobieren. Andenken?

Ich meinte eine Leuchtdiode, aber eigentlich spielt es keine besondere Rolle
Find ich schon. Wenn eine kleine Leuchtdiode in regelmäßigen Abständen über dem Eingang zur Kabinentür blinkt, klingt das anders, als wenn die dezente Beleuchtung den Raum rhythmisch mit rotem Licht flutet. So meine ich.

LG
Ane

 

Hallo,

Kein normaler Mensch, kein fühlender, erwählte sich freiwillig ein Leben als Toter. Es sei denn er strebte dereinst nach Profit, ermordete das sentimentale Gewese seiner Seele in Anbetracht der sterbenden Heimat. Vom damit der eigenen Vernunft abgetrotzten Mammon aber konnten hinterbliebene zehren. Welch Heldenmut, welch Noblesse.
Ist aber viel Pathos.
Wer erzählt den Text?

Nach Tagen erste Aussetzer, um null Uhr zweiundzwanzig des siebten zerbricht die Hoffnung auf Kontakt trotz mehrfacher Reanimationsversuche ein Stück weiter an den Grenzen menschlichen seins.
Du musst mal auf Groß/Kleinschreibung achtung.
Des Siebten/ zerbricht an den Grenzen menschlichen Seins/

Sie wird porös sobald er sich vollständig geöffnet hat. Normalerweise stimmt das auch.
Wer erzählt das? Du hast eine ganz komische Erzählsituation geschaffen, weil du auf der einen Seite überdeutlich machst, dass hier nur Maschinen noch registrieren, was funktioniert, und dann bist du in dieser Beschreibung einer äußerlich sichtbaren Maschinenaktivität gefangen, aber dann brichst du daraus immer aus, um irgendwie noch Kontext zu liefern.
Das zerschießt dir das Experiment hier.
Weil auf der einen Seite ist diese Maschinensprache furchtbar anstrengend zu lesen. Ich frag mich auch, wie groß deine Zielgruppe für den Text sein kann, wenn Worte wie „Hibernationskammer“ da stehen und als „bekannt“ vorausgesetzt werden. Also … wie viel Prozent der Bevölkerung kennen das Wort? 2%? 3%?
Das ganze funktioniert ja überhaupt nur, wenn man sich so ganz grob mal mit kyrogenem Schlaf und dem Kram auseinander gesetzt hat – also es ist wirklich sehr harter Stoff.
Wie gesagt, ich denke die unklare Erzählsituation bereitet dir enorme Schwierigkeiten in dem Text.
Ohne einen Perspektivträger zu erzählen, der über irgendeine Art von Bewusstsein verfügt, ist extrem schwierig.

. Einem neugierigen Kind nicht unähnlich wippt es auf und ab, dreht sich hierhin, dorthin, betätigt Tasten die Beleuchtung ein- und ausschalten oder Wandpaneele öffnen.
Wer beobachtet das? Wer ist in einem menschenleeren Vakuum überhaupt der Erzähler? Wenn im Wald ein Baum umfällt und keiner ist da, wer soll darüber schreiben, dass er umfällt? Da brauchst du, um sowas zu erzählen, irgendeine Erzählkonstruktion, denke ich.
Also Literatur heute ist auch immer die Frage: Wer erzählt da? Was du hier hast, würde eher in eienm erzählerishcen Medium funktionieren, dass diese Frage nicht stellt. Der Film. Da kannst du das alles haben. Aber so in einem literarischen Text das heute zu machen, finde ich schon sehr schwierig.
Ich glaub früher war das eher üblich, aber heute ist die Perspektive schon immer eng mit einer Figur verbunden und der einzige Erzähler, die einzige Erzählkonstruktion, die für deine Geschichte in Frage käme, wäre letztlich Gott.

Also die Geschichte: Von der Erde wurden Freiwillige ausgewählt, die sich gegen Bezahlung in den Kälteschlaf begeben haben, und dann auf einer vom Computer gesteuerten Mission ins Weltall geschickt werden. Auf der Reise sterben einige durch ein Feuer, dann wird eine außeridische Intelligenz oder eine Drone auf sie aufmerksam, analysiert sie und fliegt zur Erde. Absicht oder Herkunft dieser Drone ist unklar.
Wie gesagt: Das ganze würde – mit einem esoterischen Soundtrack- in einem Film als Prolog durchaus funktionieren. Auch in einem Comic von mir aus.
Aber die erzählende Literatur hat eben kein absolutes Bild, sondern sie erfordert die Frage: Aus wessen Perspektive wird da erzählt. Durch wessen Auge sehe ich das? Und wenn man das nicht beantwortet, ist man schon sehr weit draußen auf See. Das ist schon sehr experimentell und erfordert dann richtigen Kram eigentlich.
Also wie gesagt: Echt schwierig. Das mit der Perspektive und der Erzählsituation sind sicher mit die wichtigsten Themen, die wichtigsten handwerklichen Themen, in der modernen Erzählkunst. Im Handwerk.

Gruß
Quinn

 

Hi Schrei Bär,

welcome back im Anfängerpfuhl :D

Leider hast du dir für diesen Text eine stilistische Spielerei ausgesucht, mit dem ich wirklich gar nichts anfangen kann. Diese impressionistischen Sprachfetzen, das macht mir fast nie Spaß, das hat jetzt nichts mit diesem Text speziell zu tun ... aber mal so vorausgeschickt: der Text hat's schwer bei mir.

Und ebenfalls vorausgeschickt: da sind viele Fehler Groß/kleinschreibung. Kämm das nochmal durch, das sind Schusselsachen.

Rote Schrift auf schwarzem Grund: Abweichung.
Das ist der erste Satz, der vielleicht Spannung transportiert. (Wie angedroht, ich tu mich mit dem Stil so schwer, deswegen "vielleicht".) Braucht es den Absatz vorher?

Eine Spitze im Grundsignal vom Anfang allen Seins.
Solche Sätze kommen mir immer wie reine Schaumschlägerei vor.

Kein normaler Mensch, kein fühlender, erwählte sich freiwillig ein Leben als Toter. Es sei denn er strebte dereinst nach Profit, ermordete das sentimentale Gewese seiner Seele in Anbetracht der sterbenden Heimat. Vom damit der eigenen Vernunft abgetrotzten Mammon aber konnten hinterbliebene zehren. Welch Heldenmut, welch Noblesse.
Okay, warte. Die Erde (Heimat) "stirbt". Für den Flug um Erstkontakt mit außerirdischem Leben herzustellen melden sich keine "normalen" Menschen, keine "fühlenden", denn der jahrelange Flug auf dem Raumschiff Missionar wird in todesähnlichem Cryo-Schlaf geschehen. "Streben nach Profit"? "Keine fühlenden Menschen"? Das passt doch gar nicht zusammen mit der Idee, dass die Hinterbliebenen Geld bekommen, dafür, dass die Piloten sich freiwillig gemeldet haben. Das ist doch ziemlich altruistisch von denen.

Diogene die bloß noch ihrer biologischen Eigenschaften wegen als Menschen bezeichnet werden können, kaum aber ob ihrer übermenschlichen Selbstvergessenheit, benötigen nichts, das eine Missionar nicht ohnehin böte.
Warum heißen sie Diogene?

Minuten danach findet der Atmosphärenwechsel statt.
Was soll das mit dem Atmosphärenwechsel heißen?

Die Kammer ein Flammenmeer das Vier zähmen muss. Die Anderen retten, dem Tod gegenüber treten und Held werden. Keiner nimmt davon Notiz. Am Ende werden zerfallende Schaltkreise ihre Aufzeichnungen wohl unbesehen mit ins Grab nehmen.
Hinter diesen drei fragmentarischen Sätzen steckt eine Geschichte, die ich viel origineller finde als die Grundidee für den Text!

Eintrag ins Log:
...
Anzahl verbleibender Diogene: sieben, fünf männlich, zwei weiblich.

Ein rotes Pulsieren. Schaltkreise, seit Jahren im Wartezustand, werten Signale aus, prüfen den Status Quo. Drei Sarkophage übrig. Algorithmen in Aktion, Analyse unkonklusiv. Signalstärke neun Prozent über Standard.
Nee Moment, was ist mit den anderen vier Sarkophagen? Da ist ein Loch im Text.
Und "unkonklusiv" ist kein Wort. Im Englischen gibt#s inconclusive. Vielleicht benutzt man inzwischen inkonklusiv auf Deutsch, wobei mir das auch ncoh nicht untergekommen wäre ...
Und das Kursive ist wieder so ein typischer Schaumschlägersatz, der eigentlich überhaupt nichts aussagt aber genretypisch oft verwendet wird ...

Nach Tagen erste Aussetzer, um null Uhr zweiundzwanzig des siebten zerbricht die Hoffnung auf Kontakt trotz mehrfacher Reanimationsversuche ein Stück weiter an den Grenzen menschlichen seins.
Was soll das denn heißen? Dass da mal wieder eins der Subjekte verstorben ist? Musst du das so verschwurbeln? Also, wenn ich so einem Text in freier Wildbahn begegne, verbring ich da kein Achselzucken mit. (Hier wollte ich dir ja einen Komm schreiben, also setz ich mich da hin und les tatsächlich mehrfach ...)

Fünfhundertundacht Prozent über nominal.
Schaumschlag! :D Aber okay, ich gewöhn mich dran.

Subjekt neunundzwanzig muss finale Feststellung vornehmen. Der Computer prüft Umgebungsdaten der Hibernationskammer, stellt erhöhten Kohlendioxidanteil fest. Im gefährlichen Bereich; Atmosphärenwechsel erforderlich.
Wie jetzt? Subjekt 29 ist längst tot. Logeintrag weiter oben:

Subjekte drei bis acht, elf bis siebzehn, neunzehn bis einundzwanzig, dreiundzwanzig bis neunundzwanzig entschlafen.

Poren in blassgrauem Wachs, kein Teint. Die Augen geschlossen.
Nee, man kann nicht "keinen Teint" haben. Irgendeine Hautfarbe hat man immer, hier halt eine blassgraue. Also, man kann einen blassgrauen Teint haben, vielleicht einen weißen, einen krankhaft hellen Teint etc ... was das Subjekt wohl nicht hat ist ein "Tan" (also: Sonnenbräune). Spricht sich gleich, ist aber was anderes. Und so ein Kleinmist fällt mir auch nur auf, weil mich dein Text zum Langsamlesen zwingt. Selbst Schuld! :)

Sarkophag achtzehn klappt auf, Hinter der Wand ein Knall, Zischen. Organgenes Blinken. Dieser Spalt lässt keinen hinaus. Ein Piepsen ruft um Hilfe. Eine Stunde lang.
Auch hier ist eigentlich eine echt coole Geschichte verschlüsselt, die ich gern gelesen hätte. Ich wurde aufgeweckt, die Tür meiner Schlafkammer klemmt, ich komm nicht raus, und jetzt geh ich elend zugrunde!

Grünes Dauerlicht. Metallisch dumpf erklingt der Lukenmechanismus. Die Luke öffnet sich, ruckelt Stück für Stück zur Seite. An Klammern erinnernde Greifwerkzeuge packen den Rand der Luke, deren Beschichtung sich aus dem Staub macht. Sekunden später stemmt sich ein Wesen,
Aha! Und irgendwo ab hier musstest du endgültig den "coole-Sprachfetzen-Stil" verlassen, weil der sich einfach nicht zum Erzählen eignet.

Grün zu rot rund um die Luke nach draussen. Rot auch um die innere Luke. Das Wesen dreht sich rechts und links herum, fährt auf und ab. Luft wird eingepumpt. Rot zu grün erstrahlt rund um die Luke nach drinnen. Plötzlich hält er inne, lässt einen Greifer hervorschnellen und drückt, als handle es sich um reine Routine, die Quadrattaste.
naja, doch nicht ganz. Also irgendwelche Lichter rund um die äußere Luke wechseln von grün zu rot. Und um die innere Luke dann auch. Ich hab ein Problem mit der Sprache hier, denn eine "Luke nach draußen" ist meiner Meinung nach der falsche Ausdruck. Vermutlich meinst du so ein Schleusensystem, es gibt zwei Luken hintereinander, eine innere und eine äußere. Das sind aber beides Luken nach draußen. Und beides Luken nach drinnen. Je nachdem, in welcher Richtung man die benutzt. Also, ich les solche Sätze wie "Grün zu rot rund um die Luke nach draussen" und muss wirklich drüber grübeln - da bin ich ziemlich aus dem Text raus.
Und du hast ein Bezugsproblem, wer ist "er" (Fettdruck)? Also, wenn solche Sprachfetzen mit sprachlichen Ungenauigkeiten kommen, dann verprellt mich das als Leser extrem.

Rotes Pulsieren. Ein Knistern im Grundrauschen, zeitgleich flackert die Diode, wird heller und heller, flackert erneut und verlischt. Der letzte noch verschlossene Sarkophag wird unter Summen und Surren entriegelt. Gas entweicht.

Eine nahezu farb- und strukturlos gewordene Bildplatte, mit der dauerhaftesten drucktechnologie seiner Zeit hergestellt, lässt das Kugelwesen inne halten.

Hier hatte ich erst ein Verständnisproblem. Weil man als Leser das Kugelwesen verfolgt, war mir nicht klar, dass der Sarkophag irgendwo anders ist und im Hintergrund entriegelt wir. Ich dachte, das Kugelwesen steht direkt vor dem Sarkophag ... und dieses Missverständnis hat sich erst beim zweiten Lesen mühsam aufgehoben.

Was die Särge mit den blauem Membranen machen, ist mir immer noch nicht klar ...

Erst an der Luke zur Hibernationskammer hält es an und betätigt den Öffner.
Okay, erst jetzt ist das Kugelding an der Kammer mit den Särgen!

registriert es eine bernsteinfarbene Linie auf der Sarkophagskonsole. Im Sarkophag: offensichtlich ein Junges der Spezies die auf der Bildplatte zu sehen war.

Monate vergehen bis das Kugelwesen sämtliche Datenbanken durchgearbeitet, kopiert und mittels Lichtkommunikation in seine Heimat abgesetzt hat. Lichtjahre sind zu überwinden, tausende, erst dann wird der graue Strom die Daten auswerten können, sollte er seine Existenz noch nicht aufgegeben haben.
Nachdem alles getan ist, verlässt das Kugelwesen die nunmehr unbemannte Missionar und setzt seine Reise fort.
Okay, was ist hier passiert? Warum ist die Missionar jetzt unbemannt, es gab doch wohl ein überlebendes Kind im letzten Sarkophag?

Also, ich hatte ein paar Verständnisschwierigkeiten und mochte ansonsten den experimentellen Stil überhaupt nicht (vielleicht hat das aber auch Fans, diese Erzählweise?).
Aber ich hab zwei echt schöne Plot-Ideen in dem Text gefunden (die du leider nicht auserzählen wolltest).

Ich warte einfach mal deinen nächsten Text ab :)

LG,
MG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ane,
herzlichen Dank für die Erläuterungen, das hat mir nochmal weitergeholfen.

Hm, ja also da muss ich mal drüber nachdenken, zuviel davon ist riskant.[/QUOTE]
Stimmt (dafür dann aber unendlich lustig).[/QUOTE]
In welcher Weise lustig? Science-Fiction-Fan lustig, oder Boah-Science-Fiction-Ist-Echt-Peinlich lustig, das ist jetzt etwas unklar. Für Ersteres bin ich zu haben, für Letzteres nur in humoristischen Geschichten.

------
Danke auch Dir für Deine Anmerkungen, Quinn, Deine Meinung bedeutet mir viel!

Ich verstehe was Du meinst und dennoch brüte ich schon ein Weilchen über Deinen Ausführungen, weil ich etwas ratlos bin, auf welche Weise ich diese beiden Perspektiven in eine bessere Form bringen könnte. Zuerst dachte ich mir, der Hauptcomputer erzählt das alles, aber dazu braucht es dann wieder eine Art Rahmen, der dies sinnvoll ermöglicht, jedenfalls denke ich das. Eigentlich sollte der Besucher unrsprünglich ein Roboter mit versehentlichem Bewusstsein sein, aber das hatte mir beim Durchdenken auch Kopfzerbrechen bereitet, weil es ein zusätzlicher Erzählstrang geworden wäre. Wenn der Computer erzählt wäre diese Idee wieder umsetzbar, es würden aber wieder, zwar andere, nichtsdestotrotz zusätzliche Erklärungen nötig.

Eine andere Überlegung wäre, dass im gesamten Lauf der Geschichte immer mindestens eine Person nicht schläft und deshalb die Geschichte erzählen könnten. Damit ließe sich auch das Baby erklären, das auf der Reise erst gezeugt und geboren wurde, was bislang unter den Tisch gefallen ist.

Wie ich es auch drehe, es artet schon wieder aus und würde wesentlich umfangreicher. Dabei wollte ich kurz bleiben in dieser Geschichte.
Der allwissende Erzähler ist schon lange eher abgemeldet, aber der wäre dafür gar nicht schlecht, aber will ich so veraltete Methoden? Davon habe ich vermutlich eh zu wenig Erfahrung, als dass ich da lang und breit drüber philosophiere. Aber wie ich das jetzt anpacke, ist mir noch etwas unklar.

An diesem elenden Pathos muss ich echt mal arbeiten. Dieser Unsinn ist wirklich überflüssig.Keine Ahnung, warum ich da immer wieder hineinverfalle.

Danke für Deine mit der Geschichte verbrachte Zeit.

-----
Hey Möchtegern!
Schön, dass Du Dir Zeit für meine Geschichte genommen hast, auch wenn es mühsam war.

Rote Schrift auf schwarzem Grund: Abweichung.
Das ist der erste Satz, der vielleicht Spannung transportiert. (Wie angedroht, ich tu mich mit dem Stil so schwer, deswegen "vielleicht".) Braucht es den Absatz vorher?
Gute Frage, eigentlich nicht unbedingt. Muss ich mal ausprobieren.

Schaumschlag-Anmerkungen
Mein altes Pathosproblem, das auch Quinn angesprochen hat. Ich werde daran arbeiten, das abzustellen.

Kein normaler Mensch, kein fühlender, erwählte sich freiwillig ein Leben als Toter. Es sei denn er strebte dereinst nach Profit, ermordete das sentimentale Gewese seiner Seele in Anbetracht der sterbenden Heimat. Vom damit der eigenen Vernunft abgetrotzten Mammon aber konnten hinterbliebene zehren. Welch Heldenmut, welch Noblesse.
Okay, warte. Die Erde (Heimat) "stirbt". Für den Flug um Erstkontakt mit außerirdischem Leben herzustellen melden sich keine "normalen" Menschen, keine "fühlenden", denn der jahrelange Flug auf dem Raumschiff Missionar wird in todesähnlichem Cryo-Schlaf geschehen. "Streben nach Profit"? "Keine fühlenden Menschen"? Das passt doch gar nicht zusammen mit der Idee, dass die Hinterbliebenen Geld bekommen, dafür, dass die Piloten sich freiwillig gemeldet haben. Das ist doch ziemlich altruistisch von denen.
Das ist wieder so ein Pathoskäse den eigentlich keiner braucht. Dass er auch noch widersprüchlich ist, unterstreicht die sinnvolle Option, es alles wegzulassen.

Warum heißen sie Diogene?
Das hängt mit Diogenes, dem in der Tonne, zusammen. Die von mir erfundenen Diogenen kommen weit rum, sind authark und Zufrieden mit dem was sie haben, so wie die Kyniker, die Anhänger der Ansichten Diogenes'. Das habe ich aus Wikipedia und es ist mir plötzlich ein bisschen peinlich.

Sorry, ich pausiere bis morgen, es ist jetzt zwanzig nach vier.

So, Antwort war fertig, dann versehentlich Bookmark angeklickt und weg war sie. Schnauzevoll. Morgen nochmal. Sorry, Möchtegern.

Zweiter Anlauf:

Was soll das mit dem Atmosphärenwechsel heißen?
Kontaminierte Luft raus ins All, neue zuführen.

Drei Sarkophage übrig.
Nee Moment, was ist mit den anderen vier Sarkophagen? Da ist ein Loch im Text.
Ich hatte gedacht, dass der Leser schon verstehen wird, dass die anderen eben auch umgekommen sind.

Analyse unkonklusiv.
Ja, das muss "inkonklusiv" heissen.

Signalstärke neun Prozent über Standard.
Das ist nicht Schaumschlag, sondern wichtig für den Verlauf der Geschichte. Immerhin wird da ein Signal immer deutlicher.

Nach Tagen erste Aussetzer, um null Uhr zweiundzwanzig des siebten zerbricht die Hoffnung auf Kontakt trotz mehrfacher Reanimationsversuche ein Stück weiter an den Grenzen menschlichen seins.
Was soll das denn heißen? Dass da mal wieder eins der Subjekte verstorben ist? Musst du das so verschwurbeln?
Ja, wieder einer hinüber. Nein, es muss nicht schwurbeln, das dürfte auch schwurbelfrei gehen. Mal sehen.

Fünfhundertundacht Prozent über nominal.
Schaumschlag! Aber okay, ich gewöhn mich dran.
Ist, wie gesagt, wichtig, denn das Signal wird zunehmend stärker. Immerhin landet bald etwas.

Wie jetzt? Subjekt 29 ist längst tot. Logeintrag weiter oben:
Mist, habe ich mich doch verzählt. Muss ich ändern.

Nee, man kann nicht "keinen Teint" haben.
Okay, aber dass ich so doof bin, Teint nicht von Tan unterscheiden zu können, weise ich zurück, auch wenn Du es nur gaaanz schwach angedeutet hast. :P

Aha! Und irgendwo ab hier musstest du endgültig den "coole-sprachfetzen-Stil" verlassen, weil der sich einfach nicht zum Erzählen eignet.
Es ging nie darum irgendwie cool oder evtl. sophisticated zu klinge, es sollte halt technische analytisch sein, und ich bin nun mal kein alter Schreiberling, der das ausm Ärmel schüttelt. Hab es versucht und bin offenbar gescheitert. Versuch macht kluch. Ich persönlich mache mir nicht so viel draus ob ein Stil veraltet ist , so lange was interessantes erzählt wird. Da ich aber gerne mehr Leser hätte, will ich natürlich dazulernen.

Ich hab ein Problem mit der Sprache hier, denn eine "Luke nach draußen" ist meiner Meinung nach der falsche Ausdruck. Vermutlich meinst du so ein Schleusensystem, es gibt zwei Luken hintereinander, eine innere und eine äußere. Das sind aber beides Luken nach draußen. Und beides Luken nach drinnen. Je nachdem, in welcher Richtung man die benutzt.
Das ist doch jetzt Korinthenkackerei, mit Verlaub. Du hast es als Schleuse erkannt. Die Luke nach innen führt ins Schiff, die Luke nach aussen führt ins All. Schleuse.

Also, ich les solche Sätze wie "Grün zu rot rund um die Luke nach draussen" und muss wirklich drüber grübeln - da bin ich ziemlich aus dem Text raus.
Das sehe ich ein, das muss schneller erfasst werden können. Die Farben habe ich ja schon weiter oben begründet.

Der Bezugsfehler muss natürlich raus.

Hier hatte ich erst ein Verständnisproblem. Weil man als Leser das Kugelwesen verfolgt, war mir nicht klar, dass der Sarkophag irgendwo anders ist und im Hintergrund entriegelt wir. Ich dachte, das Kugelwesen steht direkt vor dem Sarkophag ... und dieses Missverständnis hat sich erst beim zweiten Lesen mühsam aufgehoben.
Ich habe gedacht, Absätze strukturieren eine Geschichte? Die Szenenwechsel müssen also deutlicher werden?

Okay, was ist hier passiert? Warum ist die Missionar jetzt unbemannt, es gab doch wohl ein überlebendes Kind im letzten Sarkophag?
Das Kind ist gestorben, darum auch die Verwendung von "nunmehr".
Tja, Pech wenn man mitdenkende Leser erwartet.

Schade, dass Dir das so garnicht gefallen hat. Ich gebe zu, dass ich hier schon wesentlich besseres abgeliefert habe und ich bin selbst ein bisschen perplex, dass ich echt vieles wohl verlernt haben in meiner langen Pause. Danke für Deine ausführliche Rückmeldung, die nächste Geschichte wird aber ein wenig warten müssen, denn die Idee hier gefällt mir . Ich will zumindest versuchen, sie zuverbessern.


Georg

 

Dann ich gleich nochmal :)

Das hängt mit Diogenes, dem in der Tonne, zusammen. Die von mir erfundenen Diogenen kommen weit rum, sind authark und Zufrieden mit dem was sie haben, so wie die Kyniker, die Anhänger der Ansichten Diogenes'. Das habe ich aus Wikipedia und es ist mir plötzlich ein bisschen peinlich.
Ich hatte Diogenes beim Lesen auch gleich nachgeschlagen, ob sich da irgendein *offensichtlicher* Zusammenhang herstellen lässt, bin gescheitert und dachte, mir entgeht irgendwas. Also, dass du an den aus der Tonne dachtest, war mir klar. Aber das warum, das fand ich jetzt irgendwie nicht einleuchtend.

Ich hatte gedacht, dass der Leser schon verstehen wird, dass die anderen eben auch umgekommen sind.
Ich stell mich gerne doof, wenn ich den Eindruck habe, das ist etwas, das müsste der Text eigentlich erzählen. So vom Rhythmus her, weißt du, das ist von einem Absatz zum nächsten sieben-drei. Es wirkt unabsichtlich. Dass vier Diogene nicht einfach ausgestiegen und zurück zur Erde geflogen sind ist klar.

Das ist nicht Schaumschlag, sondern wichtig für den Verlauf der Geschichte. Immerhin wird da ein Signal immer deutlicher.
Als Schaumschlag empfinde ich solche Formulierungen wie "es sind x% über Standard/über nominal", weil man als Leser keinen Bezugspunkt hat. Ich weiß ja nicht, was standard Signalstärke ist. Da krieg ich auch kein Bild, wenn mir jemand sagt, jetzt ist es 9% mehr als Standard.
Solche Formulierungen sind einfach nur eine Schwurbelei für "Signal wird deutlicher". Du hättest ja auch schreiben können "Signal wird deutlicher / Piepen wird lauter", das macht man aber nicht, weil es ja SF ist und wir technisch klingen müssen, und deswegen wird es so codiert. Und sowas fällt mir immer häufiger auf - und ich persönlich mags halt nicht. ;)

Okay, aber dass ich so doof bin, Teint nicht von Tan unterscheiden zu können, weise ich zurück, auch wenn Du es nur gaaanz schwach angedeutet hast.
Ich dachte du hättest es vertippt.

Es ging nie darum irgendwie cool oder evtl. sophisticated zu klinge, es sollte halt technische analytisch sein, und ich bin nun mal kein alter Schreiberling, der das ausm Ärmel schüttelt. Hab es versucht und bin offenbar gescheitert. Versuch macht kluch. Ich persönlich mache mir nicht so viel draus ob ein Stil veraltet ist , so lange was interessantes erzählt wird. Da ich aber gerne mehr Leser hätte, will ich natürlich dazulernen.
Keine Ahnung, ob der Stil veraltet ist. Ich dachte eigentlich ICH bin die Altmodische hier, weil ich es "konventionell erzählt" bevorzugt hätte.

Das ist doch jetzt Korinthenkackerei, mit Verlaub. Du hast es als Schleuse erkannt. Die Luke nach innen führt ins Schiff, die Luke nach aussen führt ins All. Schleuse.
Klar ist das Korinthenkackerei, weil mir genau solche Korinthen auffallen, wenn mir der Stil nicht behagt und ich so langsam lesen muss wie hier. Also ich halte dann inne, finde, es "klingt komisch", und mir fallen lauter Kleinigkeiten auf, wo ich denke, die Sprache ist ungenau oder ich möchte Bezüge zwischen den Sätzen herstellen, die es leider gar nicht gibt ... wie gesagt, und das ist ein reines Geschmacksurteil, denke ich, bei mir ging die Sprache daneben.

Ich habe gedacht, Absätze strukturieren eine Geschichte? Die Szenenwechsel müssen also deutlicher werden?
Keine Ahnung, warte erstmal ab, ob sich noch ein andrer mit demselben Problem meldet. Vielleicht war nur ich so begriffsstutzig. Ich dachte halt wirklich, die Kamera, durch die der Leser blickt, verfolgt jetzt die Kugel die ganze Zeit - und dann hab ich einen Moment gebraucht um zu kapieren, dass der Text zwischen Kugel und Sarkophag hin und herspringt.

Das Kind ist gestorben, darum auch die Verwendung von "nunmehr".
Tja, Pech wenn man mitdenkende Leser erwartet.
:P
Siehe oben. Man kapiert schon, dass das Kind offensichtlich irgendwann nebenbei gestorben ist. Mein Punkt ist: meiner Lesererwartung nach sollte das Kind nicht nebenbei außerhalb des Textes sterben.
Da ist eine Bernsteinlinie, also lebt das Kind, als die Kugel auf das Kind trifft. Für mein Empfinden sollte der Text auserzählen, wie das Kind stirbt und was die Kugel vorher mit dem Kind macht ... zB, bringt die Kugel das Kind um? Stirbt es von alleine? Wird es noch richtig wach vorher und sagt was?
Es fühlt sich für mcih komisch an, dass der Text über sowas einfach hinweggeht.

Ich gebe zu, dass ich hier schon wesentlich besseres abgeliefert habe und ich bin selbst ein bisschen perplex, dass ich echt vieles wohl verlernt haben in meiner langen Pause.
Lässt sich doch bei Stilexperimenten gar nicht beurteilen. Das war doch Neuland hier. Wär doch auch vor der langen Pause Neuland gewesen.
Und ich hab auch das Gefühl, bis jetzt steh ich mit meiner anti-Experimentstil-Reaktion ziemlich alleine da, also kein Grund zur Panik ... :)

 

Hey Möchtegern,
noch ein paar weitere Erwiederungen meinerseits:

Ich hatte Diogenes beim Lesen auch gleich nachgeschlagen, ob sich da irgendein *offensichtlicher* Zusammenhang herstellen lässt, bin gescheitert und dachte, mir entgeht irgendwas. Also, dass du an den aus der Tonne dachtest, war mir klar. Aber das warum, das fand ich jetzt irgendwie nicht einleuchtend.
Naja, Diogenes, also der in der Tonne, lehrte von Bedürfnislosigkeit und Freiheit (u. A.) und das war mir Grund genug, die Reisenden, die alles haben, Diogene zu nennen.

Ich weiß ja nicht, was standard Signalstärke ist. Da krieg ich auch kein Bild, wenn mir jemand sagt, jetzt ist es 9% mehr als Standard.
Nominal ist das Hintergrundrauschen, das immer da ist. Diese wird auf das Summen ausgedehnt. Später ist etwas Neues beigemischt. Etwas, das ein Kontakt sein könnte. Noch später ist das Signal absolut deutlich, es nähert sich die Signalquelle oder wir nähern uns dieser, Das ist als auf jeden Fall relevant und nicht nur belangloses Science-Fiction-Sprech.

Es fühlt sich für mcih komisch an, dass der Text über sowas einfach hinweggeht.
Ja, ich verstehe jetzt, was Du mit einigen der Anderen Bemerkungen gemeint hast. Ich muss darauf achten, dass ich als Autor auch meine Aufgabe, eine Geschichte zu erzählen, wahrnehmen muss.

Das ist ein guter Hinweis, den ich mir am Besten an die Wand tackern lasse.
Danke für die erneute Antwort, Möchtegern.
Georg

 

Hallo Georg,

nach dem zweiten Mal Lesen bin ich der Meinung, dass dieser Text nicht funktioniert, weil ihm (mindestens) ein Protagonist fehlt. Er liest sich wie die Beschreibung eines Vorgangs in der Natur, etwa das Heranreifen der Äpfel in einem Apfelbaum. Ein anderer Vergleich: Stell dir eine Bühne mit tollen Requisiten und hübscher Musik im Hintergrund vor. Auf der Bühne steht ein Kartoffelsack, der infolge der Schwerkraft umfällt, sprich: Protagonist fast ohne Persönlichkeit und wenig Handlung.

Was mir gefällt, sind die Gedanken an die Weite des Raumes und diese Sparsamkeit an Ereignissen, die du gestern im Chat erwähnt hast: Jahrtausendelang passiert nichts, dann eine Begegnung die alles ändert und nachher wieder jahrtausendelang nichts. Und doch hat sich in den lapidar erwähnten Ereignissen etwas Wesentliches verändert.

Meine Meinung, wie du den Text zum Leben erwecken kannst, lautet also: Die tiefgefrorenen Menschen brauchen Persönlichkeit. Ein paar Worte zu den Beweggründen und Träumen des einen oder anderen, vielleicht sogar Szenen aus den tiefgefrorenen Träumen und der Text bekommt eine andere Qualität.
Vielleicht könnte auch das Kugelwesen einen Anflug von Persönlichkeit bekommen: Du könntest beschreiben, wie es Entscheidungen trifft, wie es denkt. Handelt es sich um einen Roboter oder ein Lebewesen oder eine Symbiose aus beidem? Der Kernpunkt dieser Geschichte scheint mir die Beiläufigkeit zu sein, mit der das Kugelwesen die Lebensmöglichkeit der Menschen im Tiefschlaf zerstört.

Der Stil in seiner Kürze gefällt mir vor allem am Anfang sehr gut.

Noch ein paar Anmerkungen:

In sehr dürren Worten deutest du einige interessante Aspekte an: Die Beweggründe der Diogene und den Ablauf so einer langen Reise:

Zickzack in Bernstein, golden, heimelig, Geborgenheit, suggeriert demjenigen glücklichen, den das System aktiviert, auf dass er die Routinemäßige Inspektion der Missionar durchführe. Leben, für zwei bis drei Stunden, alle paar hundert Jahre.

Kein normaler Mensch, kein fühlender, erwählte sich freiwillig ein Leben als Toter. Es sei denn er strebte dereinst nach Profit, ermordete das sentimentale Gewese seiner Seele in Anbetracht der sterbenden Heimat.

Die Bezeichnung "Diogene" finde ich übrigens unglücklich, weil sie nicht geläufig ist und meine Vorstellung von diesem Philosophen eine sehr Lebendige ist.

Rein stilistisch fand ich das hier am besten:

Eintrag ins Log:
Subjekte drei bis acht, elf bis siebzehn, neunzehn bis einundzwanzig, dreiundzwanzig bis neunundzwanzig entschlafen.
Überreste weitgehend zerstört.
Grund: Feuer.
Brandursache: Nicht feststellbar.
Anzahl verbleibender Diogene: sieben, fünf männlich, zwei weiblich.

Auch dass der Besucher auf einmal da ist, ist wirkungsvoll.

Vorsichtig bewegt sich der Besucher bis zur Mitte der Schleuse und dreht sich schließlich einmal im Kreis.

Die Chance, dem Besucher etwas Persönlichkeit zu geben, nutzt du nicht:
Einem neugierigen Kind nicht unähnlich wippt es auf und ab, dreht sich hierhin, dorthin, betätigt Tasten die Beleuchtung ein- und ausschalten oder Wandpaneele öffnen.

Die folgenden beiden Sätze sind wunderbar lapidar:
Nachdem alles getan ist, verlässt das Kugelwesen die nunmehr unbemannte Missionar und setzt seine Reise fort. Diesmal mit konkretem Ziel.

Ich finde es gut, dass du etwas Neues ausprobiert hast! Solche Texte, auch wenn sie scheitern, sind interessanter als übliche Spannung/Konflikt/Show-don't-tell-Geschichten. Nur ist es eben auch um ein vielfaches schwieriger, sie unterhaltsam und interessant zu machen.

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Berg,
danke für Deinen Kommentar, auf den ich jetzt eigentlich nicht so recht zu antworten weiß. Ich seh schon, das Hauptproblem ist einhellig das Fehlen eines Protagonisten. Das ist natürlich eineschwierig zu lösende Angelegenheit, denn das ist ja eigentlich das was sich abspielt. Die Menschen auf der Reise ihres Lebens, von der sie eigentlich nichts mitbekommen. Das ist ja sehr trostlos und eigentlich tragisch, eine Geschichte darüber, dass nichts passiert. Ich weiß nicht, wie ich damit jetzt weiter verfahre; entweder ändere ich das ganze und schreibe aus Sicht des bewusst gewordenen Bordcomputers, oder aus Sicht des Wesens. Beides benötigt ordntlich Arbeit, allerdings habe ich inzwischen von mehreren Leuten gehört, ses wäre klüger, das sein zu lassen und etwas ganz neues anzufangen. Ich bin hin- und hergerissen, den so inhaltlich gefällt mir das alles ziemlich gut. Aber grundsätzlich wird daran noch gearbeitet. Vielleicht nicht sofort, aber direkt verwerfen, das kann ich nicht. Wahrscheinlich muss ich auch einfach noch bessermit meinem Handwerkszeug umgehen lernen, um aus dem Text wirklich etwas machen zu können.

Meine Meinung, wie du den Text zum Leben erwecken kannst, lautet also: Die tiefgefrorenen Menschen brauchen Persönlichkeit. Ein paar Worte zu den Beweggründen und Träumen des einen oder anderen, vielleicht sogar Szenen aus den tiefgefrorenen Träumen und der Text bekommt eine andere Qualität.
Vielleicht könnte auch das Kugelwesen einen Anflug von Persönlichkeit bekommen: Du könntest beschreiben, wie es Entscheidungen trifft, wie es denkt. Handelt es sich um einen Roboter oder ein Lebewesen oder eine Symbiose aus beidem? Der Kernpunkt dieser Geschichte scheint mir die Beiläufigkeit zu sein, mit der das Kugelwesen die Lebensmöglichkeit der Menschen im Tiefschlaf zerstört
Das sind wirklich interessante Vorschläge, damit werde ich mal arbeiten, mal sehen, wie ich diese Dinge einflechten kann. Das Wesen werde ich vielleicht so richtig kindmäßig, eventuell sogar verspielt charakterisieren. Doch, sehr hübsche Vorschläge, danke, Berg.

Es freut mich, dass Du das Experiment trotz der berechtigten Kritiken von Dir und den Anderen interessant fandest, ganz ist Hopfen und Malz also nicht verloren, aber das war ja ein bisschen der Tenor, bilde ich mir ein. Die Kritiken werden auf jeden Fall zu meiner schriftstellerischen Weiterentwicklung beitragen. Danke dafür an Euch alle .
Georg

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom