- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 16
Bullentage
Oscar
Ich streife mir Handschuhe über beide Arme, hoch bis zu den Ellenbogen und streichle zärtlich über Oscars Bauch. „Alles in Ordnung mein Lieber“, sage ich. „Kein Grund zur Sorge. Wir bekommen das hin.“ Dann greife ich mit der einen Hand zwischen Oscars Beine und mit der anderen halte ich eine Flasche aus Plastik vor seinen Penis. Und ich sage: „Ganz ruhig mein Junge. Es tut nicht weh.“ Ich glaube, der Klang meiner Stimme wirkt beruhigend auf meine Kunden.
Ich bin Besamungstechniker. Der unangenehme Teil meines Jobs besteht darin, Rindern, Schafen, Pferden und Ziegen einen runterzuholen. Natürlich gibt es hervorragende Maschinen und Geräte, die fast alles für dich erledigen und im Idealfall hast du mit dem eigentlichen Vorgang kaum etwas zu tun. Aber auf einer Kuhweide im Nirgendwo, am staubigen Arsch der Welt, wo weder Stromleitungen noch Zufahrtmöglichkeiten existieren, da musst du eine Entscheidung treffen.
Du kannst in mehreren Arbeitsgängen tonnenschweres Material über die Wiese schleppen und mit jedem Schritt den Tag deiner Geburt verfluchen; oder du krempelst deine Ärmel hoch, schnappst dir ein paar Handschuhe, klemmst eine leere Besamungsflasche unter den Arm und steckst eine Tube mit Gleitmittel in die Hosentasche.
An einem Tag, an dem die Sonne hoch am Himmel steht und dein durchgeschwitztes Hemd wie ein nasser Lappen unter deinen Achseln klebt, wirst du dich in den meisten Fällen automatisch für letzteres entscheiden. Vorausgesetzt, du kennst deinen Kunden und hast das Glück, dass er auf die Handschuhe nicht allergisch reagieren wird. Auch das kommt gelegentlich vor.
Du wirst nur einmal im Leben versuchen, einen Kunden mit der bloßen Hand zu stimulieren. Der Geruch von Harn und Smegma gräbt sich so tief in deine Haut, dass auch die teuerste Waschlotion den Gestank nicht ansatzweise überdecken kann. Dieser Gestank verfolgt dich für den Rest deines Lebens. Du wirst ihn nicht mehr los. Es ist die Hölle.
Der eigentliche Vorgang der Entsamung ist relativ einfach. Man legt Daumen und Zeigefinger zu einem kreisrunden O zusammen, presst das O über die Spitze des Penis und schiebt die Hand in möglichst gleichmäßigen Zügen vor und zurück. Man muss nur darauf achten, nicht zu viel oder zu wenig Druck auf den Kunden auszuüben. In diesem Beruf entscheidet dein Fingerspitzengefühl darüber, ob dir ein Kunde nicht aus Angst vor deiner Hand die Rippen bricht. Oder sogar aus Langeweile. Wenn er versucht, nach dir zu treten und sein Penis dabei erschlafft, dann hast du versagt.
Fragen Sie mich nach meinen ersten Gehversuchen.
Mit etwas Erfahrung läßt sich der komplette Vorgang in weniger als 20 Minuten erledigen und du lässt einen äußerst zufrieden und entspannt wirkenden Kunden zurück. Mit den Jahren lernst du die Vorlieben deiner Kunden eben kennen und weißt, was ihnen gefällt. So kannst du besser auf ihre Wünsche und Bedürfnisse eingehen.
Unser Oscar hasst Gleitmittel. Er braucht die rohe Hitze und den Schmerz. Er braucht einen trockenen Handschuh, der solange an seinem Ding reibt bis feine Äderchen platzen und sein Pimmel rot und dick anschwillt, als hätte man das gute Stück in siedendes Wasser getaucht.
Ich habe kein schlechtes Gewissen oder ungutes Gefühl bei der Arbeit. Es ist einfach nur ein Job, nicht mehr und nicht weniger.
Es ist schon das wasweißichwievielte Mal, dass ich Oscar auf seiner Weide besuche. „Sein Sperma ist ausgezeichnet“, sagen die Züchter und zahlen für ein paar Milliliter mehr, als die beste Flasche Rotwein im teuersten Lokal unserer Stadt kostet. Und ich kann das Geld gut gebrauchen. Jeder braucht Geld für irgendwas.
Also schiebe ich in der sengenden Hitze meine Hand unter Oscars pulsierendem Körper vor und zurück und wieder vor und zurück und frage mich, ob Oscar überhaupt weiß, was für ein Prachtkerl er ist.
Oscar, mit seinem riesigen Schwanz.
Wenn dieser Rolls-Royce unter den Schwänzen zwischen meinen Schenkeln baumeln würde, was wäre ich dann für ein Mann! Ich wäre das einzig große, das einzig wahre und endgültige Meisterwerk der Natur.
Ein Gott unter all diesen kleinschwänzigen Kreaturen. Ich sehe mich im höchsten Gebäude der Welt sitzen, in einem Saal aus purem Gold; so hoch oben, dass es dort still ist wie im Weltall. Und ich winke mit dem fleischigsten Pimmel der Geschichte meinen versammelten Jüngern zu und spende ihnen Trost. Und sie verzehren sich nach mir. Sie flehen um Gnade und winden sich um meinen Thron wie läufige Maden. „Ich trage den Glauben an Schönheit und Stärke zurück in euer ausgedörrtes Herz“, sage ich. Und sie lieben mich dafür. Sie lieben und vergöttern mich.
Bis vor wenigen Monaten hatte ich noch versucht, Oscar im regelmäßigen Abstand von vierzehn Tagen abzumelken. Aber sein Sperma war nach dieser kurzen Zeit noch wenig potent und deshalb kaum zu gebrauchen. Das beste Ergebnis liefert Oscar nach exakt 21 Tagen. Mit gutem Sperma ist es wie mit gutem Wein: beides muss reifen. Wenn du zu ungeduldig bist, kann sich das Aroma nicht zur vollen Blüte entfalten, und wenn du zu lange wartest, ist das Aroma verflogen und zurück bleibt nur der schale Geruch und bittere Geschmack des Misserfolgs. Das Timing ist absolut entscheidend; egal ob es sich um Wein oder um Sperma handelt.
Ich bin Oscars pochender Schwanz. Ich spende euch Wärme und Trost in einer Welt, die in Kälte zu erstarren droht.
Oscars gewaltiger Hinterleib zuckt und ich lese daraus ab, dass er kurz vor dem Abschuss steht. Ich schiebe die Besamungsflasche über seinen dunkel angeschwollenen Penis und leite mit einer kreisenden Bewegung den Höhepunkt ein. Die ersten paar Mal hatte ich noch versucht, mit Oscars zuckendem Schwanz auf die trichterförmige Öffnung der Besamungsflasche zu zielen. Ein typischer Anfängerfehler. Es kann nicht funktionieren. Das ist physikalisch schon absolut unmöglich.
Auch mit der Technik, die Flasche kurz vor der Ejakulation direkt über den Penis zu stülpen, kann es gelegentlich passieren, dass die Flasche vom Penis rutscht, das Sperma über die Trichteröffnung schwappt und wie ein fliegender Teppich neben dir im Dreck landet. Um das zu vermeiden, musst du mit der Hand den zuckenden Bewegungen des Pimmels folgen und die Flasche fest in Richtung der Hoden drücken. Das erfordert ein wenig Übung und es setzt voraus, dass du deinen Kunden besser kennst als dich selbst. Du musst wissen, wie sein Schwanz tickt.
In einer Welt, in der am Ende nur die Länge deines Schwanzes und die Größe deiner Eier darüber entscheiden, ob dein Kampf nicht längst verloren ist, bin ich der Messias. Mit diesem Schwanz, der von meinen gesegneten Lenden baumelt, bin ich unantastbar. Ich bin euer Gott.
Helen
Das ist Helens Haus. Es ist vielleicht nicht das schönste oder größte Haus der Straße, und zu Helens Leidwesen auch nicht das teuerste, aber es hatte von Anfang an enormes Potential. Den schäbigen Teppichboden im Wohnzimmer ließ Helen erst vor wenigen Wochen durch dunkel gebeizte Eichendielen ersetzen und der Anstrich auf der neuen Veranda ist noch so frisch, dass Helen ihn vom Garten aus riechen kann.
„Die Fenster sind als nächstes dran“, denkt Helen. „Und das Kinderzimmer könnte etwas Farbe vertragen“.
Das Kinderzimmer. Du bist ein geniales Miststück, Helen.
Du wirst das Kinderzimmer nie brauchen.
Aber Lionel wird es schlucken.
Lionel schluckt alles.
Helen hatte schon immer einen guten Riecher wenn es darum ging, einen Mann an sich zu binden, ihn abhängig und gefügig zu machen. Und nachdem sie und Lionel über Monate hinweg keinen Sex mehr hatten und langsam die Angst in ihr aufkam, sie könnte früher oder später die Kontrolle über ihn verlieren, da sagte sie zu ihm: „Lionel, mir tut das alles wirklich unglaublich Leid.“ Sie setzte sich neben ihn auf die breite Couch im Wohnzimmer, legte ihren Kopf an seine Schulter und sagte: „Ich fühle mich in letzter Zeit nicht wohl. Ich glaube, wir bekommen ein Baby. Ich bin schwanger, Lionel.“
Helen nannte es ihr 'Bauchgefühl'. Und Lionel, der gutmütige und dumme Lionel, er hatte nicht den Bruchteil einer Sekunde daran gezweifelt. Er kam nicht auf den Gedanken zu hinterfragen, wie Helen so plötzlich und ohne Geschlechtsverkehr hatte schwanger werden können. Stattdessen gab er ihr einen dicken Kuss auf die Stirn und hielt sie den ganzen Abend lang fest an sich gedrückt. Helen hatte ihn wieder fest im Griff und Lionel bemerkte nichts von alledem.
„Ein zartes Rosa wäre perfekt“, denkt Helen. Eigentlich müsste sie das Gras unter ihren Fußsohlen kitzeln spüren und hören, wie ein Schwarm Stechmücken aufgeregt um ihre nackten Beine kreist. Aber Helen hört es nicht. In Gedanken greift sie gerade nach Lionels Hand und führt ihn hoch in den ersten Stock. Vor der Tür des Kinderzimmers lässt sie ihn einen Moment lang warten. Dann öffnet sie die Tür und er sieht die frische Farbe, ein zartes Rosa, das noch so feucht glänzt wie frischer Sommerregen auf zu heiß gewordenen Steinen. Sie sagt: „Wir bekommen eine Tochter, Lionel. Es wird ein Mädchen.“ Und Lionel, der gutmütige und dumme Lionel, er bricht in Tränen aus. „Schon gut“, sagt sie und drückt ihn fest an sich. „Ich bin bei dir.“
Helen weiß, dass sie es geschickt anstellen muss. Nur so hält Lionel für ein paar Wochen die Füße still und sie kann sich wieder um andere Dinge kümmern. Die Fenster beispielsweise. In dieser Zeit wird sie neue Kraft sammeln und sich auf das große Finale vorbereiten.
Ihr vorgetäuschter Abgang wird ein herber Verlust, der Lionel noch enger an sie binden wird. Und wenn Lionel am Boden zerstört ist und Helen noch der einzige Anker in seinem Leben ist, dann wird sie zu ihm sagen: „Lionel, ich möchte dir für alles danken. Du hast immer zu mir gehalten.“ Sie wird sich zu ihm auf die Couch setzen, ihren Kopf an seine Schulter legen und sagen: „Wir mussten viel erleiden und ich weiß nicht, ob ich das alles ohne deine Hilfe durchstehen kann. Erst die Sache mit unserer Tochter und jetzt...“ Sie wird ihm tief in die Augen sehen und sagen: „Lionel, ich war heute beim Arzt. Ich habe Gebärmutterhalskrebs.“
Helens Beine setzen sich fast automatisch in Bewegung. Ihr Weg führt ins Arbeitszimmer, denn dort bewahrt sie einen Teil ihrer Sachen auf. Sie wird dort Dinge wie Farben und Pinsel finden. Das Arbeitszimmer ist der einzige Raum, an dem sie kaum noch etwas auszusetzen hat. Hier kann sie abschalten, auch wenn sie Lionels Kram ein wenig dabei stört. Im hinteren Teil des Arbeitszimmers lagert eine Ansammlung ausrangierter Gerätschaften, alles säuberlich mit Leintüchern abgedeckt. Helen hätte diese Dinge längst entsorgt, aber Lionel kann sich nur schwer davon trennen.
Sie schiebt zwei blaue Fässer zur Seite und findet dahinter den Eimer mit Pinseln. Das Ende eines Leintuchs hat sich um den Bügel des Eimers gewickelt, aber Helen merkt es nicht. Erst, als sie den Eimer nach vorne zieht und das Leintuch vom Körper einer ausgestopften Kuh rutscht, wird Helen darauf aufmerksam.
Lionel
Was für ein Reinfall. Das wenige Sperma in Oscars Besamungsflasche ist grau und zäh wie Küstennebel. Es dürfte sich kaum verkaufen lassen. „Aber Lionel“, wird sie sagen, „du weißt doch, dass wir gerade jeden Cent brauchen können. Denk an unser Baby, Lionel.“
Lionel hier, Lionel da. Denk an unser Baby.
Ich denke an unser Baby, Helen.
Jeden verdammten Tag.
Ich habe im Wagen gewartet, bis Helen das Licht im Erdgeschoss ausgemacht hat. Wahrscheinlich sitzt sie gerade im Kinderzimmer und poliert einen neuen Kinderwagen auf Hochglanz. Sie wird mich nach oben führen und sagen: „Schau mal, was ich tolles für uns aufgetrieben habe.“ Und sie wird mich anstrahlen und darauf warten, dass ich sage: „Er ist sehr schön Helen, noch schöner als die anderen.“ Aber nicht heute.
Ich nehme die Plastiktüte vom Rücksitz und laufe hinüber zum Schuppen. Inzwischen ist es so dunkel, dass ich den schmalen Fußweg zwischen unserem Haus und der angrenzenden Hecke kaum noch sehen kann. Deswegen möchte Helen auch überall hellen Kiesel haben. Helen möchte auch neue Fenster, die passen besser zur Veranda. Wenn Helen wüsste, dass die Bank kurz davor ist, uns den Geldhahn abzudrehen, würde sie mich verlassen.
Die Tür zum Schuppen ist abgeschlossen, nur ich habe den Schlüssel. Ich versuche, die Tür möglichst leise hinter mir ins Schloss zu drücken und lege die Plastiktüte auf meine Werkbank. Dann ziehe ich mich aus. Hemd, Hose, Schuhe, Socken und Shorts. Ich werfe alles auf den Stuhl neben mir. Wenn Helen das jetzt sehen könnte. Sie würde ausrasten.
In einer Schublade der Werkbank finde ich eine Rolle Klebeband, daneben Nadel und Faden. Es ist alles vorbereitet. Ich muss nur noch in die Hocke gehen, meinen Pimmel zwischen die Arschbacken klemmen und mit einem Stück Klebeband fixieren. Dann nehme ich die Plastiktüte und kippe den Inhalt vor mir aus.
Oscar hat keinen Ton von sich gegen, als ich ihm den Hals durchgeschnitten habe. Erst wichst er in die Flasche, dann schneide ich ihm die Luft ab. „La petite mort“, würde der Franzose sagen.
Oscars Schwanz liegt vor mir wie eine dicke, enthäutete Boa. Im flackernden Licht der Glühbirne sieht es fast so aus, als würde er sich bewegen. Das ausgetretene Blut ist längst verkrustet und lässt sich problemlos mit etwas Terpentin abwaschen. Ich nehme Nadel und Faden und halte die Boa zwischen meine Beine. Ich versuche nur die obere Hautschicht zu durchstechen, aber dennoch tief genug, damit Oscars Schwanz hält und der Faden nicht durch meine Haut reißt. Dann nehme ich ein kleines Stück Holz und schiebe es wie einen Korken vorne in die Eichel. Am Bauchansatz habe ich ein kleines Stück Faden ausgelassen um Oscars Sperma mit einem Trichter einfüllen zu können. Es dauert eine ganze Weile und ich setze einige Male ab um zu prüfen, ob das Holzstück die Harnröhre auch fest verschlossen hat. Ich möchte auf dem Weg zum Haus keinen Tropfen davon verlieren.
Ich weiß, dass du mich belogen hast, Helen. Ich wusste es die ganze Zeit. Ich habe deine Binden und Tampons im Abfalleimer gefunden. Sie haben gestunken wie die Pest.
Und heute Nacht werde ich der Engel sein, der dir eine freudige Nachricht überbringt. Du wirst die Mutter des neuen Messias, Helen. Du wirst die Menschen in eine schöne und bessere Welt führen. Zusammen mit mir und unserem Sohn.