Was ist neu

Brut

Mitglied
Beitritt
11.08.2015
Beiträge
3

Brut

Unter der neuen Brücke im Gewerbegebiet schwirrten die Mücken am Wasser. Es begab sich gegen Nachmittag, daß jemand hinabstieg, sich setzte und eine Weile auf die andere Seite schaute.

"Nur Betrug und Verrat!" hallte es sanft von dort hinüber und der Hinabgestiegene zog seine Brauen ein wenig zusammen. Auf der anderen Seite lehnte ein bekanntes Gesicht neben einer auf der Seite liegenden Gefriertruhe. Schließlich fand der Hinabgestiegene eine Antwort:

"Aber ich bin ja auch noch da!"
Der Lehnende: "Was man aufbaut, irgendjemand macht es einem kaputt - wenn man nicht wird wie sie. Lügt und betrügt."
"Wie du weißt, geht es mir nicht anders."
"Und die schlimmsten Heuchler und Lügner haben die verantwortungsvollsten Posten und Gerechtigkeit kennen sie nur als Wort in ihren Sonntagsreden, denn Gerechtigkeit findet jeder toll und wer es mit ihr ernstnimmt, der darf vielleicht sogar ins Tollhaus."

Der Hinabgestiegene senkte seinen Blick und lauschte dem Plätschern.

Auch er selbst hatte in den zurückliegenden Jahren große Zweifel an der Menschheit entwickelt und sie hatten sich schon oft dazu ausgetauscht. Ratlos waren sie beide.

Der Hinabgestiegene: "Verliert ein Mensch seine Menschlichkeit, je mehr an anderen Menschen in der Lage ist ihn abzustoßen?"
"Wie menschlich wäre ich dann?"

Der Hinabgestiegene hob eine Zeitschrift auf und begann schmunzelnd in ihr zu blättern. Er deutete auf eine Seite:

"Soetwas meinte ich. Die Modesünde der Woche. Was macht es mit Menschen an soetwas zu glauben?"
"Und was, Gerechtigkeit vorauszusetzen?"
"Ist Mode gerecht?"

Der Lehnende richtete sich kurz auf und schaute herüber:

"Gerechtigkeit ist nicht nur etwas, an das jemand glaubt. Sie ist das Gegenteil von Abschätzigkeit, weil man die Erwartungen anderer Personen nicht erfüllt."
"Du meinst Gerechtigkeit beruht nicht auf Abschätzigkeit gegenüber denjenigen, der sie mißachtet?"
"Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, dann übe ich Kritik am anderen. Zumindest sofern ich eine ausreichende Chance auf soetwas wie Gewissenhaftigkeit sehe."

Weiterblätternd wiegte der Hinabgestiegene seinen Kopf. Er schätze Gespräche mit dem Lehnenden. Viele Menschen kannte er nicht, mit denen echte Gespräche möglich waren. Die nicht bei jeder Begegnung davon überfordert schienen, sich darauf einzulassen. Die nicht in einer Welt des Vergessens waberten, im Rauch verflachender Akkordaufmerksamkeit.

"Wir leben in einer Welt, die das Sehen verlernt hat. Die sich an dem Halt verschafft, das schnell zu erfassen ist. Aus einer lebenden Welt ist eine ikonische geworden. Eine Welt falscher Klarheiten."
"Gerechtigkeit ist ikonisch. Das Prinzip Gerechtigkeit ist klar."
"Ich weiß nicht, ob es Gerechtigkeit gibt. Wohlwollen gibt es und Nichterkennen eines Menschen als Mensch."

Beide schauten sich müde an.

 

Hallo August,

willkommen bei den Wortkriegern.

Eines vorweg: Du hättest als Tag auch „Philosophisches“ wählen sollen …

Dann hätte ich den Text zwar womöglich erst gar nicht gelesen, weil ich mit so etwas nur in den allerwenigsten Fällen was anfangen kann ... (wie es sich jetzt leider wieder mal gezeigt hat).
Insofern gehöre ich eigentlich nicht zu der Zielgruppe deines Textes.
Doch wo ich schon mal reingeschaut habe, möchte ich auch meinen Kommentar abgeben …

Zunächst einmal schreibst du fehlerfrei. :thumbsup:

Es begab sich gegen Nachmittag,
Schließlich fand der Hinabgestiegene eine Antwort
Die nicht in einer Welt des Vergessens waberten, im Rauch verflachender Akkordaufmerksamkeit.
Puh, ganz schön umständliche Sätze. Sorry, aber nichts für mich.

Beide schauten sich müde an.
Und ich tausche gerade fragende Blicke mit meinem Gegenüber, dem Computerbildschirm, aus.

Ich kann mit den Metaphern, Parabeln und so weiter nichts anfangen. Sie mögen alle einen Sinn haben, aber ich möchte nicht allzu lange über jeden einzelnen Satz nachdenken, das stört meinen Lesefluss und – spaß.
Leider kann ich dir gar keinen sinnvollen Kommentar zu deiner Geschichte geben. Aber ich bin ja nur einer unter vielen und viele andere hier unter den Wortkriegern mögen Spaß hieran finden, und sich rege mit dir austauschen, da bin ich mir sicher.

Zumindest habe ich dich willkommen heißen können und möchte dir noch den Tipp geben, auf die Tags für die Art der Kurzgeschichte zu achten. :)
Außerdem hast du mich als Follower für die zukünftigen Kommentare gewonnen (siehe Post Scriptum).

Viel Spaß hier noch und liebe Grüße,
GoMusic

P.S.: Mich würde schon interessieren, für was z.B. die liegende Gefriertruhe in Wahrheit stehen soll… ;)

 

Hallo August


Beide schauten sich müde an.
Warten auf Godot war da mein Gedanke, was allerdings kein Vergleich sein soll.

Leider fand ich keinen Zugang zu deiner kurzen Betrachtung zweier Individuen, die sich über Sinn und Zweck von Gerechtigkeit und irgendwie den ganzen Rest sinnieren.

Auf der anderen Seite lehnte ein bekanntes Gesicht neben einer auf der Seite liegenden Gefriertruhe.
Das ist unglücklich formuliert, da wahrscheinlich der Körper angelehnt ist und nicht das Gesicht. Liest sich aber so.

Überhaupt ist im weiteren dein Text gespickt mit für mich unverständlichen Aussagen, wie

"Verliert ein Mensch seine Menschlichkeit, je mehr an anderen Menschen in der Lage ist ihn abzustoßen?"

oder auch das hier

"Gerechtigkeit ist nicht nur etwas, an das jemand glaubt. Sie ist das Gegenteil von Abschätzigkeit, weil man die Erwartungen anderer Personen nicht erfüllt."
Heisst, wenn ich mich gerecht verhalte, erfülle ich die Erwartungen anderer nicht?

Aus einer lebenden Welt ist eine ikonische geworden. Eine Welt falscher Klarheiten."
"Gerechtigkeit ist ikonisch. Das Prinzip Gerechtigkeit ist klar."
Eindeutig ein Widersrpuch, oder?

Fragen über Fragen, ich weiss nicht einmal, ob es sich hierbei um eine richtige Geschichte handelt, da ausser der Hinabgestiegene und der Lehnende (besser wäre sowieso "der Eine/eine" und "der Andere/andere"), sowie eine Brücke im Industriequartier mit umgekippter Kühltrue nicht viel Szenerie vorhanden ist.

Wer sind die beiden, sind das Menschen oder Über-Wesen? Wo befinden wir uns, in welcher Zeit, was willst du mir genau erzählen? Das war mir halt einfach (noch) zu unverständlich, tut mir leid.

Gruss dot

 

Hallo

Du hättest als Tag auch „Philosophisches“ wählen sollen …
Von dem Label würde ich mich selbst auch weniger angesprochen fühlen.
aber ich möchte nicht allzu lange über jeden einzelnen Satz nachdenken, das stört meinen Lesefluss und – spaß.
Ein vermutlich unlösbares Problem. Man kann es nicht jedem recht machen.
viele andere hier unter den Wortkriegern mögen Spaß hieran finden, und sich rege mit dir austauschen, da bin ich mir sicher.
Bisher nicht.
P.S.: Mich würde schon interessieren, für was z.B. die liegende Gefriertruhe in Wahrheit stehen soll… ;)
dotslash schrieb:
Wer sind die beiden, sind das Menschen oder Über-Wesen? Wo befinden wir uns, in welcher Zeit, was willst du mir genau erzählen?
Solcher Kreuzworträtselerwartung entziehe ich mich dezent.
dotslash schrieb:
Überhaupt ist im weiteren dein Text gespickt mit für mich unverständlichen Aussagen
Das vermag ich so nicht nachzuvollziehen.
Heisst, wenn ich mich gerecht verhalte, erfülle ich die Erwartungen anderer nicht?
"Abschätzigkeit, weil man die Erwartungen anderer Personen nicht erfüllt." Nach dem Komma wollte er den genaueren Charakter der gemeinten Abschätzigkeit beschreiben.
Eindeutig ein Widersrpuch, oder?
Du willst darauf hinaus, daß die zwei Aussagen der zwei Figuren sich nach deiner Betrachtung zu widersprechen scheinen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Auf eine Textinterpretation will ich mich gar nicht erst einlassen, August, ich bin ja der etwas einfältige Hund eher, und mit so verklausuliertem Kram kannst du mich sowieso jagen.

Aber zumindest kenn ich mich ganz gut mit Rechtschreibung aus:

Es begab sich gegen Nachmittag, daß [dass]

… der sie mißachtet [missachtet]?"


Du bist wohl einer von den sturen Hunden, die die Neue Deutsche Rechtschreibung boykottieren, stimmt’s?
Finde ich schade. Gerade die Regeln zum Gebrauch von ss und ß sind in meinen Augen nämlich wirklich vernünftig. Durch die Schreibung entweder mit ß oder mit ss wird endlich dem lautlichen Klang der entsprechenden Worte Rechnung getragen. („Hinter kurzen Vokalen steht grundsätzlich ss, auch am Wortende“, usw.) Und wenn ich jetzt „daß“ sehe, lese ich automatisch einen langen Vokal.
(Und ja, bevor du fragst, schreiben und lesen habe ich in den 1960ern gelernt.)

... sich setzte und eine Weile auf die andere Seite schaute.

"Nur Betrug und Verrat!" hallte es sanft von dort hinüber [herüber]


Was macht es mit Menschen [,] an soetwas [so etwas] zu glauben?

"Du meinst [,] Gerechtigkeit beruht nicht auf Abschätzigkeit gegenüber denjenigen [demjenigen], der sie mißachtet?"

Zumindest [,] sofern ich eine ausreichende Chance auf soetwas [so etwas} wie Gewissenhaftigkeit sehe."

Und als "Geschichte" fand ich's halt auch nicht besonders toll. Da ist mir die Handlung einfach zu dürftig und die beiden Figuren klingen mit ihrem gezierten Sprachduktus wie Sprechautomaten in einem absurden Theaterstück, nicht wie leibhaftige Menschen. Ja, irgendwie fehlt es mir an Leben in der Geschichte.


Willkommen bei uns, August


offshore

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom