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Brodem

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24.04.2017
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Brodem

Kälte. Bahnsteige ziehen Kälte geradezu magisch an.
Die Winterjacke schützte nicht vor dem Wind. War schon damals ein Fehlkauf. Viel zu teuer und trotzdem unbrauchbar. Die Fingerkuppen versunken in den Jackentaschen. Der Wind blies gegen mein Gesicht. Härchen stellten sich auf. Der Körper zuckte bei der Kälte. Zehn Minuten wartete ich schon auf den Zug. Die Anzeige unverändert. Eine Verspätung. Inmitten der grauen Wetterlage umgaben mich unbekannte Gestalten. Kopfhörer kapselten mich von der Umwelt ab und indessen sozialisierten sie. Sie machten mich zu einem von ihnen. Die Hörer schufen Gruppenzugehörigkeit. Auch im Zug blieben die Stöpsel drinnen. An Gesellschaft hatte ich keinerlei Interesse. Musik, mein Begleiter auf dem Weg ins Ungewisse. Mein Begleiter durch dunkle Tunnel, karge Stadtlandschaften, triste Häusersiedlungen und Trostlosigkeit, die sich vor dem Fenster erhob. Draußen schneite es, im Zug wärmte die Klimaanlage. Die wohlige Atmosphäre breitete ihre weiten Flügel über mir aus. Gedimmtes Licht drinnen, düstere Stimmung und Kälte draußen. Dazu ein Buch und Musik, welche mich von der Geräuschkulisse abschottete. Vertieft in meine Lektüre bemerkte ich nicht, dass mich jemand ansprach.
"Haben Sie ein Tempo?", sprach das Mädchen zögernd von der Seite her. Ich, war perplex, als ich ihre unmittelbare Gegenwart bemerkte, die Kopfhörer nahm ich heraus. "Ein Taschentuch.", wiederholte sie angespannt, "haben Sie eins oder nicht?" Ich bejahte, zog eine Packung aus meinem Rucksack und fingerte nach einem, um ihr dieses zu geben. Ich musterte sie kurz. Unattraktiv schien sie in ihrer Verzweiflung nicht. Vielleicht etwas jung. Ich beschäftigte mich nicht weiter mit ihr, war froh, als sie sich bedankte und sich in ihren Sitz sinken ließ. Hinter mir, leises Schnäuzen. Es glich mädchenhaftem Schnäuzen, ich lauschte ihren Versuchen sich die Nase zu putzen. Sie schien sehr darum bemüht, nicht zu laut zu sein.
Musik, ließ mich wieder in die Lektüre eintauchen. Nach einer Weile bemerkte ich, wie jemand neben mir Platz genommen hatte. Ich versuchte mich, nicht weiter abzulenken. Der Duft, aufdringlich. Eine Dame hatte neben mir Platz genommen. Ich schätzte sie dreißig oder älter. Feministin schien sie mit solch einem Parfum nicht zu sein. Ich stellte sie mir nicht prüde vor. Selbstsicher und taff, geradezu lasziv.
Als ich von der Lektüre aufsah, neben mir die junge Dame. Sie musterte mich, das Taschentuch hatte sie noch in der Hand. Von Dame konnte nicht die Rede sein. Sie, vielleicht zwanzig oder jünger. Ich konzentrierte mich auf die Zeilen meines Buches, um ihrem Blick auszuweichen.
Die Worte auf dem Papier verblassten, lachten mir spöttisch entgegen, sprangen über die Buchseiten und ergaben keinen Sinn, gaben mir keinerlei Gelegenheit sie zu begreifen.
"Stimmt was nicht? Sie wirken angespannt", sprach sie, schaute mir in die Augen. Ich verlor mich in der kalten See, fragte mich, was sie von mir wollte. Ich hätte ihr Alter sein können. Ihr schien das nichts auszumachen.
Wieso sprach sie mich an, mich, der kein Interesse an einer Konversation zeigte? Kein Interesse an ihr zeigte? Wie kam sie darauf, mich nach einem Taschentuch zu fragen? Wozu sie eins brauchte, war mir genauso schleierhaft wie ihre Frage über mein Befinden. Sie putzte sich nicht die Nase, traute sich nicht. Wieso brauchte sie dann eins? Ein Trick, um mit mir ins Gespräch zu kommen? Ich hielt es für möglich. Ob etwas nicht stimme? Ich wirkte distanziert. Ihr Odeur umflügelte penetrant meine Nasenflügel. Ich inhalierte den Duft, der mir entgegen strömte. War dies wirklich ihr Duft? Hatte sie sich dieses Parfum aufgetragen? Kein Zweifel, der Geruch entstammte ihr. Das Aroma herb, etwas modrig und dennoch frisch, gar blumig. In Gedanken vertieft, bemerkte ich nicht, dass ihr erwartungsvoller Blick mich durchbohrte. Sie brach die Stille, knurrte mich an, ich hätte ihre Frage nicht beantwortet. Ihre blauen Augen stachen zu, ich ertrank.
Das Haar thronte auf den Schultern, Locken hingen herab, kitzelten mein Gemüt. Was kümmerte mich ihr Aussehen? Ich kannte sie nicht. Ich wollte sie nicht kennenlernen. Von ihrer Existenz hatte ich bis vor wenigen Augenblicken keinen Schimmer gehabt. nun hatte sie neben mir Platz genommen und mich verzaubert.
"Wir kennen uns nicht", platzte es aus mir heraus, „Lassen sie mich in Ruhe!“ Ich versank in meinem Sitz. Sie wollte eine Unterhaltung beginnen. Einen Plausch. Ich fuhr sie an, hatte keinen Grund dazu und tat es dennoch. Aus Angst.
Eine Entschuldigung ihrerseits durchbrach Schuldgefühle. Sie wollte sich nicht aufdrängen, sei zu forsch gewesen. Ich wollte mich rausreden, ihr entgegnen, sie hätte mich auf dem falschen Fuß erwischt, da streckte mir das junge Ding seine Hand entgegen. Elisa - der Name. Ich wäre ihr wohl schon früher aufgefallen. Ich ergriff die dünne Hand. Sie, eiskalt. Der Händedruck sanft. Ihrem Gesicht entwich ein Lächeln. Ich fragte, was sie amüsiere, sie antwortete nicht. Lächelte weiter, wollte meinen Namen wissen. Das Mädchen durchdrang mich mit ihrem Blick, die Wimpern klimperten und ihr Lächeln verzauberte mich, sodass ich ihr meinen Namen offenbarte. Darauf folgte beredtes Schweigen. Wir schauten einander verlegen an, sie zeigte mir Grübchen.
Keiner von uns wagte den nächsten Schritt. Wir verharrten in der Stille, die uns umgab. Unsere Beziehung endete in dem Moment, in dem sie begann. Nichts, außer Stille umgab uns. So wie mich ihr Parfum einhüllte, so ängstigte mich ihre Anwesenheit. Das Mädchen beängstigte mich, gleichermaßen faszinierte sie mich.
Ich stellte mir eine Zukunft mit ihr vor, sie und ich beim Essen in einem schicken Lokal, sie bei der Arbeit, sie vorm Traualtar, im Hochzeitskleid, als Mutter unseres Kindes, Liebhaberin, Lebenspartnerin, Geliebte, Freundin, Frau. Ich malte mir verschiedene Szenarien in unserem gemeinsamen Lebenslauf aus, ein erster Kuss, sanfte Berührungen, ein Spaziergang im Park, Kino- und Theatervorstellungen, ein romantischer Abend bei Kerzenschein, gemeinsame Nächte zu zweit, unsere kleine Wohnung, durchlebte Krankheiten, unsere Hochzeitsnacht, Urlaubsreisen, ein Krankenhaus, in welchem unsere gemeinsame Tochter das Licht der Welt erblicken sollte, Kindergärten, Schulen, Abhängigkeit, Schmerz, Qual, Unzufriedenheit gegenüber unserem Leben, unser Verlust, Streitigkeiten, die Scheidung, meine Einsamkeit.
Ich erwachte aus Gedanken, bemerkte den leeren Platz neben mir, sie war verschwunden, von uns gegangen. Hinterlassen hatte sie nichts, außer einen leicht wahrnehmbaren Hauch ihres Parfums. Ich erkundigte mich bei der älteren Dame, neben der sie zuvor gesessen hatte, ob sie wüsste, wohin das Mädchen gegangen sei. Die Alte schaute verwundert, fragte von wem ich spreche. Ich erzählte von Elisa, dass sie dezent ihre Nase geputzt hatte, nachdem sie nach einem Taschentuch fragte, dass müsse ihr doch aufgefallen sein. Sie verneinte. Neben ihr hatte nur ein Herr gesessen, dieser sei an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Seitdem hatte niemand mehr neben der älteren Dame Platz genommen. Schon gar kein Mädchen.
Ich konnte nicht klar denken. Hatte ich Elisa nur geträumt? Hatte sie erfunden, erschaffen? Sprach ich die Zeit lang mit mir selbst? Sie erschien mir in jenen Augenblicken greifbar. Den Duft ihres Parfums konnte ich unmöglich geträumt haben. Sowie das Gefühl ihrer kalten und dünnen Hand, dieser zarte Händedruck, ich konnte unmöglich davon geträumt haben. Ich hatte mir das doch nicht eingebildet? Ich schaute mich um, doch ich erblickte sie nicht. Was sollte ich glauben? Ich malte mir ein Leben mit ihr aus und entschied mich für die Einsamkeit. Hatte sie das umgebracht? Machte sie zu einem Objekt meiner Begierde. Sie, nur das Produkt meiner Fantasie? Durch die Sprechanlage des Zugs drang eine Durchsage. Der Zug werde demnächst halten. Der Endbahnhof sei erreicht. Ich schaute aus dem Fenster, es hatte zu schneien aufgehört. Die Sonne schien. Hinter der grauen Wolkenschicht spürte ich die Wärme einzelner Sonnenstrahlen auf meiner Wange. Der Zug hielt. Die Passagiere stiegen aus. Sie war nicht unter den Passagieren. Jeder ging seiner Wege. Die Gemeinschaft, welche sich vor ein paar Stunden einte, zerbrach. Ich schritt unter Gleichgesinnten, Fremden, anonym und dennoch Teil einer unmittelbaren Gesellschaft, inmitten menschenleerer Straßen

 
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Ich wollte die Fehlentscheidung, diese Jacke für den Winter gekauft zu haben, nicht einsehen.

Zehn Minuten wartete ich nun schon auf den Zug. Eine Verspätung. Ich hoffte es nicht.
Finde ich etwas ungeschickt formuliert. Entweder der Zug sollte noch gar nicht kommen und dann gibt es auch keinen Grund, eine Verspätung zu befürchten oder der Zug hat bereits Verspätung und dann ist auch das Hoffen sinnlos.
Die beiden Sätze am Ende könnte man außerdem zusammenfassen, dann würde es schöner klingen und es würde weder dem Inhalt noch der Stimmung schaden. Letzterer eher guttun.

Inmitten der Wetterlage umgaben mich mehr oder minder wohlgesonnene Menschen.
Kopfhörer kapselten mich der Umwelt ab und indessen sozialisierten sie.
Warum der Absatz? Sinngemäß gehören doch beide Sätze zusammen? Da würde es eher Sinn machen vor "Inmitten..." einen Absatz zu machen.

Vertieft in meine Lektüre bemerkte ich nicht, dass mich jemand von der Seite ansprach.
"Hätten Sie ein Taschentuch für mich?", sprach das Mädchen zögernd von der Seite her.
Hier hast du eine Dopplung. Ein "von der Seite" kann also weg.

Als ich von der Lektüre aufsah, musterte mich eine junge Dame. Sie – sie hatte neben mir Platz genommen,
Dadurch dass du die Situation gleich auflöst, macht es keinen Sinn, die Bezeichnung zunächst so gemein zu halten.
Als ich von der Lektüre aufsah, saß die junge Dame plötzlich neben mir. Sie musterte mich, das Taschentuch noch immer in der Hand.

Wieso sprach sie mich an, mich, der kein Interesse an einer Konversation hatte? Wie kam sie darauf, mich nach einem Taschentuch zu fragen?

Wozu sie eins brauchte, war mir genauso schleierhaft wie ihre Frage über mein Befinden gewesen.
Das gewesen ist überflüssig. Schöner klingt der Satz, wenn es nicht da ist.

Ihre tiefblauen Augen durchbohrten meine Seele, stachen zu und ich ertrank.
Klingt etwas melodramatisch an der Stelle.

Eine Entschuldigung ihrerseits[Komma weg] durchbrach meine Schuldgefühle.

Das Mädchen beängstigte mich, gleichermaßen sie mich faszinierte.
Die Verwendung des Wortes gleichermaßen ist hier falsch. Gleichermaßen faszinierte sie mich könnte man sagen.

Womöglich gegangen.
Was denn sonst? Verpufft ist sie wohl kaum und geklaut wurde sie bestimmt auch nicht. Natürlich ist sie also gegangen, wenn der Platz leer ist.

das Mädchen gegangen sei. Die Alte schaute verwundert, fragte von welcher Frau ich spreche.
Etwas banal, aber wenn du jemanden nach einem Mädchen fragt, wird er nicht auf die Idee kommen, dass du eine Frau meinen könntest. Mädchen bleibt Mädchen.

Neben ihr sei ein Herr gesessen, dieser stieg an der nächsten Haltestelle aus.
Hier stimmen stimmt was nicht. Besser wäre:
Neben ihr saß ein Herr, der an der nächsten Haltestelle ausstieg.
Oder falls er zum Zeitpunkt des Gesprächs bereits aufgestanden war:
Neben ihr hatte ein Herr gesessen, der an der nächsten Haltestelle ausstieg.
Wenn man die Grammatik mal für einen Augenblick vergisst: Wieso dieser Mann plötzlich Bestandteil der Geschichte? Hat er die alte Dame denn so abgelenkt, dass sie das Mädchen nicht gesehen hat? Hat er ihr die Sicht versperrt?

Ich hatte das Gefühl, sie zu einem Objekt meiner Begierde gemacht zu haben. Sie zu einem Gegenstand meiner Fantasie gemacht und sie des Lebens beraubt zu haben. Ich malte mir ein Leben mit ihr aus und entschied mich für die Einsamkeit. Hatte sie das umgebracht?
Wow, that escalated quickly! Ziemlich melodramatisch, die Stelle und eigentlich ohne einen Bezug zur Geschichte. Wenn er nicht psychisch krank ist, warum sollte er solche Gedanken haben?
Wenn er psychisch krank ist, gäbe es definitiv bessere Wege, es in die Geschichte zu integrieren.

Durch die Sprechanlage des Zugs [Komma weg] kam eine Durchsage.

Hallo @introversiv,

Du musst definitiv an deiner Grammatik arbeiten; vor allem der Kommasetzung. Die Sätze sind teilweise viel zu kurz gehalten. Als Stil ist das okay, wenn man es nicht auf die Spitze treibt.

Den Grundgedanken der Geschichte fand ich ganz gut. Es ging also um einen introvertierten, möglicherweise psychisch gestörten Jungen, der die Chance sausen lässt, ein Mädchen kennenzulernen, weil er zu tagträumen beginnt. Auch, dass er fürchtet, er habe sie sich nur eingebildet, passt noch ins Bild.
Warum aber diese eine melodramatische Stelle, als er merkt, dass sie weg ist. Die hat für mich weder Hand noch Fuß.
Zum Ende: Warum schreitet er unter Gleichgesinnten? Weil sie auch allein sind, genau wie er?
Das war nicht ganz schlüssig.

Und was hat der Titel zu bedeuten?

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo Introsersiv,

bevor ich deine KG kommentieren konnte, musste ich die Bedeutung des Begriffs 'Brodem' recherchieren, un zu wissen, welche Intention hinter diesem Begriff steckt. Wikipedia sagt zum Begriff :

Der Begriff Brodem (m) stellt einen gehobenen Ausdruck für folgende gasförmige Stoffe dar:

-Rauch oder Qualm
-Dunst
-Wrasen, Brüden

Dabei hab ich mich gefragt, ob dieser Begriff im Zusammenhang mit dem Mädchen steht, die einem Phantasma näher kommt als einer realen Person und nur aus einem Duft zu bestehen scheint, was ja auch gasförmig ist. Sicher bin ich mir aber nicht.

Du bist beim Schreiben um einen markanten Stil bemüht, was sich in verschiedenen poetischen Ausdrücken äußert, aber dein Stil ist noch nicht ganz ausgereift und sorgt manchmal für Iritation. Manche Ausdrücke sind gewöhnungsbedürftig, manche grenzen an Absurdität. Lass dich aber nicht von dieser Kritik entmutigen. Ich schätze einen originellen Schreibstil viel mehr als nachgeplapperte Schreibfloskeln.

Was die Geschichte angeht : sie hat mich nicht umgeworfen, aber einige Gedanken die du hattest, haben mich bisschen berührt. Wie z. B. das hier : Der Zug hielt. Die Passagiere stiegen aus. Sie war nicht unter den Passagieren. Jeder ging seiner Wege. Die Gemeinschaft, welche sich vor ein paar Stunden einte, zerbrach.

Dieser Gedanke ist auf viele Lebensabschnitte übertragbar und bietet deswegen genug Identifikationsmöglichkeiten.

Mein Vorgänger hat angemerkt, dass es viele grammatische Fehler gibt. Dem kann ich nur zustimmen. Vielleicht solltest du feine Geschichte noch einmal überarbeiten und damit meine ich auch den Inhalt. Vielleicht solltest du Spannung einbauen, was über den Ich-Erzähler verraten oder das Motiv der Transzendenz (was übrigens zu meinen Lieblingsmotiven in der Literatur gehört) klarer herausstellen durch Metaphern, Allusionen oder was auch immer. Das ist dir frei gestellt.

Mit freundlichen

Nova

 

Hej introsersiv,

ich finde diese Szene richtig gut, allerdings komme ich mit deiner Sprache, deinem Stil nicht klar. Er wechselt immerzu zwischen blumig-romantisch und modern. Und weil der Typ ja so ein Zeitgenosse in der Bahn mit Buch und Ohrstöpseln ist, kann ich ihm diese Sprache einfach nicht abnehmen.
Dennoch find ich die Idee gut.

Kälte. Bahnsteige ziehen Kälte geradezu magisch an.
Die Winterjacke schützte nicht vor dem Wind. Schon damals ein Fehlkauf. Viel zu teuer und trotzdem unbrauchbar.

Der Einstieg passt gut.

Die Fingerkuppen starr in den Jackentaschen vergraben, das Gesicht gelähmt vom Hauch des Windes, welcher die Wangen küsste.

Das klingt so sehr unpassend, schon mal gehauchte Küsse im Grunde nicht eiskalt sind. Zum anderen denkt so kein junger Mann, der halbwegs im Hier und Jetzt lebt in dieser Form.

Inmitten der Wetterlage umgaben mich mehr oder minder wohlgesonnene Menschen.

Das verstehe ich gar nicht. In welchem Zusammenhang steht das Wetter mit den Menschen und wie äußert sich eine Wohlgesonnenheit, bzw. keine?

Kopfhörer kapselten mich der Umwelt ab und indessen sozialisierten sie. Sie machten mich zu einem von ihnen. Die Hörer schufen Gruppenzugehörigkeit.

Diese Beobachtung mag ich.

Musik, mein Begleiter auf dem Weg ins Ungewisse.

Und ich dachte, er würde zur Arbeit/Uni/Schule fahren.

Draußen schneite es, im Zug wärmte die Klimaanlage meinen unterkühlten Leib. Eine wohlige Atmosphäre breitete ihre schützenden Flügel über mir aus.

Davon mal abgesehen, dass ich Klimaanlage und Wärme erstmal nicht zusammenbringe, passt es eben einfach für mich nicht dann von schützenden Flügeln zu reden.

Hätten Sie ein Taschentuch für mich?", sprach das Mädchen zögernd von der Seite her.

Es klingt, als käme sie direkt aus dem Mittelalter, das sie dann bei Verschwinden zurücklässt. ;)

Ich ganz perplex als ich ihre unmittelbare Gegenwart bemerkte und die Kopfhörer herausnahm.

Hier fehlt ein Verb oder ein Komma.

Unattraktiv schien sie in ihrer Verzweiflung nicht.

Na so was. ;)

Es glich ängstlichem Schnaufen, ich lauschte ihren vermeintlichen Versuchen sich die Nase zu putzen.

Es ist nicht schwierig, sich die Nase zu putzen.

Eine Dame hatte neben mir Platz genommen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie sie wohl aussah.

Er wird beim Lesen nicht die Augen geschlossen haben, so ist es mühelos zu erkennen, wer neben einem Platz nimmt.

Die Dame mit dem aufreizenden Parfum. Ich schätzte sie dreißig oder älter. Feministin schien sie mit solch einem Parfum nicht zu sein. Ich stellte sie mir nicht prüde vor. Selbstsicher und taff, geradezu lasziv.

So kann man sich irren. ;)

Als ich von der Lektüre aufsah, saß neben mir die junge Dame. Sie musterte mich, das Taschentuch noch immer in der Hand

Sie war also mit dem Taschentuch weg und kam wieder?

Sie war zwanzig oder gar jünger. Ich konzentrierte mich auf die Zeilen meines Buches, versuchte, ihrem Blick auszuweichen.

Gar klingt wieder unnötig romantisch. Es ist nicht schwer, während des Lesens, Blicken auszuweichen.

Ich sprach nicht mit ihr, war an einer Unterhaltung nicht interessiert.

Ja, er wollte ja lesen.

Stimmt was nicht? Sie scheinen abwesend zu sein.", sprach sie, schaute mir dabei tief in die Augen.

Naja, er liest.

Ich verlor mich in der kalten See, fragte mich, was sie von mir wollte. Ich könnte ihr Alter sein. Ihr schien das nichts auszumachen.

Hier springst du in eine moderne Sprache und ich dachte erst, wieso, ich dachte, sie wäre jünger. :D

Und so verleidet mir die gezierte Sprache etwas das Vegnügen dieser Bahnfahrt.

Ich machte sie zu einem Objekt meiner Begierde. Sie wurde ein Gegenstand meiner Fantasie. Ich entschied in welche Richtung ihr Leben verlief und beraubte sie ihrem Leben.

So fängt es an. :D Zum Glück ist sie nicht real und dein Protagonist wird sicher bei einer realen jungen Frau, achtsam sein, dass deren Wünsche zusammenpassen. ;)

Ich schritt unter Gleichgesinnten, Fremden, anonym und dennoch Teil einer unmittelbaren Gesellschaft durch menschenleere Straßen.

Der Titel schreckte mich eher ab, als dass er neugierig machte. ;)

Wenn er hier gehen würde, gefiele mir deine Geschichte richtig gut. Vielleicht hast du ja Lust, mal zu versuchen, siehst zu verfassen, wie ein junger, romantischer verklärter Mann denken würde?
Ich würde es wieder lesen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Ich bemerkte[,] wie jemand neben mir Platz genommen hatte. Versuchte mich[,] nicht weiter abzulenken. Der Duft, aufdringlich. Eine Dame hatte neben mir Platz genommen.

Brodem

Hallo introsersiv,

Du wirst mir verzeihn, wenn ich erst Nova bzgl. des titelgebenden Wortes anspreche.

Die Brüder Grimm boten im Deutschen Wörterbuch drei Schreibweisen (Brodem, Broden, Broder) mit gleicher Bedeutung an, für die nhd. Fassung des ahd./mhd. bradam/bradem, lautsprachlich etwa ['bradɐm/'bradəm], das mit dem Verb braten (bratam/braten) i. S. von bräteln, brutzeln, selbst backen, rösten, schmurgeln; sautieren, schwenken, [sich] bräunen, ein Sonnenbad nehmen, in der Sonne liegen, sich sonnen, sonnenbaden (= umgangssprachlich) sich die Sonne auf den Pelz brennen lassen; (scherzhaft) sich rösten, und nicht etwa - was naheliegend wäre - dem Braten (brato/brate, = schieres Fleisch), kurz, "Brodem" ließe sich als [üblen] Geruch ausströmender Dunst oder Dampf definieren (so der Duden) mit dem Beispiel "ein Brodem der Verwesung".

Wenn Du/Ihr an solchen etymologischen Bezügen, die weit über Wiki & co. hinausgehen, Spaß habt, einfach "wörterbuchnetz" aufsuchen. Das Deutsche Wörterbuch (33 Bände!) ist übrigens von den Brüdern Grimm begründet worden, wie sie auch - quasi so nebenbei - die Germanistik begründeten. Sie wurden in einer Zeit geboren, da Französisch die Sprache der gehobenen Stände war. - Doch zurück zum Text!

Ja, so ist die Bauweise von Bahnhöfen, buchstäblich "zugig", wenn das Wortspiel erlaubt ist, und dass Fahrpläne nur Näherungen an die tatsächlichen Zeitangaben sind, wird den im Stau Stehenden wenig Trost spenden. Und dass sich immer mehr Menschen mittels neuer Medien trotz medialer Weltläufigkeit zunehmend isolieren, ist auch kein Geheimnis, dass dieser Tagtraum unseres Icherzählers auch keine Ausnahme sein wird. Mit der ganzen Welt verbunden und von Google & co. beobachtet bleibt unter den Nächsten anonym - wie Dein Schluss belegt.

Zudem gibt das einleitende Zitat aus dem Text (s. o.) zweierlei her, den titelgebenden "aufdringlichen Duft" der Dame und die eigentlich Schwäche, die Zeichensetzung (vor Relativ- und Infinitivsätzen aber nicht alleine). Da bliebe wie bei den "Gedankenstrichen" ein keineswegs unlösbares Problem ...

Ich[,] ganz perplex[,] als ich ihre unmittelbare Gegenwart bemerkte und die Kopfhörer herausnahm.
(führen vergleichende Konjunktionen wie als und wie vollständige Sätze an, ist ein Komma zu setzen; "ganz perplex" seh ich als Apposition zum Subjekt des Hauptsatzes)
Ich war nicht gewillt, mich näher mit ihr zu beschäftigen[,] und war froh[,] als sie sich bedankte und in ihren Sitz sank.
(Infintivsatz zu erst und vergl. Konjunktion, vgl. zuvor)

... ich lauschte ihren vermeintlichen Versuchen[,] sich die Nase zu putzen.
(hier erzwingt das Substantiv Nase die Kommasetzung zur Infintivgruppe - und selbst wenn die Nase wegfiele, spränge dann - unmerklich - das Reflexivpronomen ein, dass sich auf die Dame bzw. deren Personalpronomen bezieht)
Ich hatte kein Recht[,] sie anzufahren, dennoch tat ich es.
Ich fragte[,] was sie amüsiere, sie antwortete nicht.
..., ob sie wüsste[,] wohin das Mädchen gegangen sei.

Unattraktiv schien sie in ihrer Verzweiflung nicht.
(die Dame scheint i. S. von leuchten nicht so sehr, als sie nicht unattraktiv "zu sein" scheint. Hier klappt's übrigens)
Sie scheinen abwesend zu sein.", sprach sie, ...
(dafür aber Punkt weg am Ende der wörtl. Rede)

Jetzt wirds schwierig, denn eigentlich meint

Ich könnte ihr Alter sein.
"ich könnte ihr Alter haben", wenn nun aber "sein" sein muss, sollte der Satz als Genitivkonstruktion daherkommen, weil der Genitiv auch Besitz (die Nase meines Vaters z. B.) anzeigt, also besser "ich könnte ihres Alters sein", klingt gehoben, wäre aber nicht ungewöhnlich, wie hier, wo's aber daneben geht
Ich hatte von ihrer Existenz keinen Schimmer gehabt, nun hatte diese neben mir Platz genommen und mich verzaubert.
wegen des Realtivpronomens, das eigentlich die Dame und nicht die Existenz meinen will, also statt "diese(r)" besser "sie" oder noch besser "die Dame"
"Wir kennen uns doch nicht einmal!"[,] platzte es aus mir heraus, ...

Und hier tritt ein unfreiwilliger Geschlechterwandel ein, wenn es heißt
Ich wollte entgegnen, dass sie mich auf dem falschen Fuß erwischt habe, da streckte mir das junge Ding ihre Hand entgegen.
Du meinst, "das junge Ding" streckte "seine" Hand Dir entgegen - oder?

Und hier schlägt die Gehobenheit in der der Fälle-Falle zu

Unsere Beziehung endete in dem Moment, [in dem] sie begonnen hatte.

Und zum Abschluss so was wie eine unfreiwillige Zusammenfassung
Ich entschied[,] in welche Richtung ihr Leben verlief[,] und beraubte sie ihre Leben.

Nun weiß ich nicht, ist's die Koneznetration, die unterm Schreiben nachlässt, oder ein selbstgesetzter Zeitdruck, der sich das Korrekturlesen erspart. Mit einem Zitat aus einer Antwort zu den Gedankenstrichen möcht ich gleichwohl nicht schließen ...

Alo, lass Dir vor allem Zeit,

rät der

Friedel

 
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Guten Abend zusammen,

ich danke für das Interesse an dieser Geschichte, sowie für die vielen Anregungen, Sichtweisen und Gedanken. Bei den Kommentaren musste ich schon etwas über meine eigene Dummheit schmunzeln. Nun ja, vielleicht auch etwas über meine Naivität. Ich hoffe zumindest die überarbeitete Version klingt nun weniger naiv. Garantieren kann ich dafür nicht. Vielleicht fehlt mir einfach noch eine gute Handlung, die sich erzählen lässt. Bis jetzt scheinen meine Beiträge, wohl eher in die Sparte "belanglos" abzudriften. Ich kann es niemanden verübeln. Literatur soll bekanntermaßen Unterhaltung bieten. Ob das hier der Fall ist? Nun, ich weiß ja nicht ...
Jana Retlow
Der Hauptprotagonist ist kein junger Mensch. Durch die Formulierung: "Ich könnte ihr Alter sein" wollte ich dies herauskristalisieren. Ist mir nicht gelungen, ich denke das lag wohl einfach an meiner umständlichen Formulierung. Die Theorie einer psychischen Einschränkung seinerseits gefällt mir. War aber in dem Sinne nicht beabsichtigt. Wie du richtig erkannt hast, scheint er von der Außenwelt angekapselt. Nenne es Introversion oder setze es mit Autismus gleich.
Wegen der Frage bezüglich der "Gleichgesinnten", die Formulierung sollte wieder an den Anfang anknüpfen und einen Kreis um diese "Geschichte" bilden. Aus der Einsamkeit kommend, endet er schlussendlich wieder in der Einsamkeit. Und befindet sich wieder unter Menschen, die er nicht kennt, die ihm fremd sind und die wie er ihrem Leben nachlaufen, ohne aufeinander zu achten. Wegen des Titels, so denke ich ist von anderen schon genug darüber geschrieben worden. Brodem: ein übel riechender gasförmiger Duft, Dunst oder Qualm. Somit überlasse ich es dir, als Leserin, den Titel mit der Geschichte zu verknüpfen.
Vielen Dank, für das ehrliche Feedback und viele Grüße.
introsersiv
Nova
Ich finde meinen Schreibstil eher hinderlich. Aber du hast schon richtig erkannt, dass ich bemüht bin einen eigenen Schreibstil zu entwickeln. Ob dieser markant ist oder nicht eher banal, überlasse ich dem Leser. Dieser muss sich schließlich meine Texte antun, mein Beileid. Das Problem: Ich lasse mich zu sehr durch hochgestochene Ausdrücke und Worte beeindrucken. Dadurch wirkt der Text meist gestellt oder nicht zeitgemäß. Liegt aber wohl einfach daran, dass ich mich etwas zu sehr von Dichtern und Literaten der Romantik sowie Moderne inspirieren habe lassen. Wenn nicht sogar zu sehr. Ich bin, denke ich diesbezüglich (verdammt), von dem altertümlichen Sprachstil der Lektüren zu sehr infiziert worden. Wohl bemüht, mich auf etwaige Weise auszudrücken. Habe ich eigentlich schon auf meine Naivität hingewiesen?
Mich freut es, dass ich wenigstens mit einem Satz etwas in dir bewegen konnte. Sei es gefühlstechnisch oder nur durch einen Gedanken. Das ist zumindest, schon Mal ein Schritt nach vorne.
Brodem? Wie ich auf diesen Titel kam, weiß ich gar nicht mehr so genau. Deine Gedanken scheinen in eine richtige Richtung zu gehen. Ob der aufreizende Duft des Mädchens, Brodem gerecht werden kann, vage ich jedoch eher zu bezweifeln. Zumindest sollte ein Mädchen nicht nach Verwesung riechen. Mir erschien er jedoch treffender, als "Wohin ich auf reise, ich bleibe dir dennoch fern" hörte sich für mich eher nach Rosemunder Pilcher an.
Trotzdem danke ich auch dir für deine Ergüsse, bezüglich meines Textes. Ich schaue Mal, was ich in Hinblick auf die Spannung noch herausreißen kann. Vielleicht ist Elisa ja der Geist aus der Vergangenheit, der unseren "Ich-Erzähler" auf der Bahnfahrt heimsucht. Ich habe diesbezüglich (:sealed:), noch keine genauen Vorstellungen. Vielleicht belasse ich die Geschichte auch erst einmal so, wie sie sich nun präsentiert. Aus Angst, mit jedem weiteren Satz nur noch mehr in der Absurdität zu enden. Somit wünsche ich dir noch eine schöne Zeit und alles Liebe.
introsersiv
Kanji
Mein Stil ...? Ich erkenne in meinen geschriebenen Texten eigentlich keinen besonderen Stil. Okay, ich drifte wohl zu oft ins Poetische ab, doch einen Stil würde ich das nicht nennen. Beim nochmaligen Lesen ist mir übrigens aufgefallen, was du meintest, dass ein Mann so nicht denken oder reden würde. Für mich klang das an manchen Stellen selbst, etwas nach -nun ich weiß nicht- es klang als sei der Mann dem 19. Jahrhundert entsprungen. Viel zu vornehm, gestelzt. Meine Intention, wenn man das Intention nennen kann, war es einen etwas verträumten und in sich gekehrten Typen zu zeichnen. Der vielleicht etwas hoffnungslos romantisch erscheinen mag. Doch ich scheine es übertrieben zu haben. Den Stilbruch, welchen du erwähntest empfinde ich dahingehend geradezu spannend. Romantik gemischt mit Modernem ... Warum nicht? Ich experimentiere gerne, das Schreiben ist doch auch eine Form des Gedankenexperiments. Ehrlich gesagt, habe ich selbst keinen blassen Schimmer mehr, was ich eigentlich mit diesem Text bezwecken wollte. Heruntergeschrieben war er leicht. Vielleicht zu leicht. Überarbeitet auch, dennoch fehlte mir schon damals die Intention. Ein Ziel, auf welches der Text sich zu bewegen konnte. Der Tagtraum, schön und gut, und dennoch nicht sonderlich spannend, schon gar nicht originell. Nun mich freut es, dass du trotz all der grammatikalischen Fehler, der Szene dennoch etwas Gutes abgewinnen konntest. Anhand der vielen Smileys vermute ich Mal, du hattest Spaß beim Lesen und Auseinandernehmen meiner wirren Gedanken, welche ich in konzentrierter und dennoch ungereifter Form auf den Bildschirm gebracht habe. Nun denn, trotz allem danke ich auch dir fürs Lesen dieser "Geschichte". Manchmal benötigt es jemand anderen, um zu merken wie konfus die eigenen Gedanken sein können. Zum Titel, ich weiß nicht ob, ein einziges Wort in einem Leser Neugierde wecken kann, dass ist wohl von Individuum zu Individuum verschieden. Den Einen spricht das Wort vielleicht an, ein Anderer fühlt sich dadurch eher abgeschreckt. Hätte ein Titel wie "Wohin ich auch reise, ich bleibe dir dennoch fern" mehr Spannung erzeugt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und ich wollte ehrlich gesagt keinen ewig langen Titel für den Text haben, da ich diesen dann doch gerne auf ein oder zwei Worte herunterbreche. Ich scheine wohl kein Freund von allzu langen Titeln zu sein. Ansichtssache.
Viele Grüße
introsersiv
Friedrichard
Sie gegrüßt. Über deinen Exkurs über die wahre Bedeutung des Wortes "Brodem" war ich sichtlich erstaunt. Das dieses Wort dann doch eine andere Bedeutung aufzuweisen scheint, als zunächst vermutet, hat mich dann doch etwas daran zweifeln lassen, ob der Titel dem Text gerecht wird. Das liegt wohl in dem Ermessen des Lesers, welche Bedeutung dieser dem Titel einer Geschichte gibt. Spielt der Titel einer Geschichte wirklich solch eine übergeordnete Rolle oder dient dieser nicht nur dazu die Geschehnisse der Geschichte auf ein oder zwei Worte herunterzubrechen? Dem Leser somit nur eine erste grobe Richtung aufzeigen, welche Richtung die Handlung und das Geschriebene einschlagen könnten. Ich gebe in dieser Hinsicht dem Leser keine Richtung vor, der Text zeigt nicht auf worum es sich bei "Brodem" nun handelt. Bleibt der Interpretation des Lesenden überlassen.
Ich sollte mir wohl die Zeit nehmen, meine Texte nach vermeidbaren Fehlern zu überprüfen. Kennt man sich jedoch mit der Materie nicht gut aus, dann bleiben einem trotz aller Regeln und Gesetzesmäßigkeiten Worte trotzdem einfach fremd. Dennoch kann ich mich glücklich schätzen, noch nicht gelöscht worden zu sein, bzw. hier auf Lesende zu treffen, die nicht nur stillschweigen oder gedankliche Erzeugnisse bis in den Himmel loben.
Somit sei schlussendlich gesagt, danke fürs Korrekturlesen und deine ehrlich Meinung zum Text. Das war nix. Vielleicht wirds das nächste Mal was.
Bis dahin, auf Wiedersehen.
introsersiv

 
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Über deinen Exkurs über die wahre Bedeutung des Wortes "Brodem" war ich sichtlich erstaunt.

Guten Tag, alleine,
ich noch mal - und nix zu danken. Klingst ein bissken resignativ, selbst wenn es heißt
Bei den Kommentaren musste ich schon etwas über meine eigene Dummheit schmunzeln. Nun ja, vielleicht auch etwas über meine Naivität.
Naivität hat noch keinem belletristischen Werk geschadet,

liebe introsersiv,

selbst wenn der auktoriale Erzähler den Herrgott herauskehrt (hätte es sonst gleich hinter der Genesis und den Ahnentafeln eines Noahs als zwotem Adam bedurft?)und alles besser kann und weiß.

in die Sparte "belanglos"
driftestu auch nicht ab, selbst wenn Du es fürchtest. Ich wüsste nun nicht, dass Deine Texte bisher unkommentiert oder gar ungelesen blieben. Behaupt ich mal, und die Zahl der Kommentare muss nicht unbedingt etwas über die Qualität eines besprochenen Textes aussagen.

"Unterhaltung" ist ein so weitgefasstes Wort vom Unterhalt, um andere am Kacken zu halten, oder der Instandhaltung einer Fassade übers mehr oder weniger angenehme Gespräch oder manchem sinnentleerten Zeitvertreib, um Langeweile totzuschlagen, mit oder ohne Hilfe durch eine ganze Industrie (Unterhaltungsshows), dass reine Unterhaltung allein kein Thema sein sollte.

Ein Text sollte immer auch unterhalten und etwa mit dem guten Gespräch verglichen werden können. Dabei ist der eigene Text zunächst mal ein großer Monolog von Autor zu Publikum (und wenn es genau ein Leser/Hörer wäre), dem man ruhig eine andere Deutung zugestehen sollte, als die eigene Intention eigentlich meinte. Die größten Texte der Literatur stecken voller Rätsel, denn Authentizität gehört ins Protokoll oder die Akte, Ein-eindeutigkeit in die Mathematik (aus der übrigens das Wort er+zählen kommt wie auch die ersten Schriftzeichen, die - was noch in den römischen Ziffern zu erkennen ist - Zahlen anzeigten und der Inventarisierung diente von Vermögen, ein Wort, das vom Vieh abgeleitet ist auf germanistischer Zunge).

Was ich sagen will: Ein Text ist so gut wie seine Interpretationen. Es ist keine Schande, wenn die eigene Intention anders aussieht. Stünde hierorts - nur als Beispiel - etwa der Faust, ich wäre von dem Text erschlagen, könnte mir aber nicht verkneifen, den ollen Jöthe darauf aufmerksam zu machen, dass es kein "einzigstes" geben kann, weil weniger als einzig ist keins, wie es ja auch in "keinster" Weise gibt, außer im Geschwätz wie jetzt durch mich.

Und wenn ich Dir jetzt verrate, dass ich gar keinen Stil habe, sondern einfach mir von Abraham a Santa Clara bis Carl Zuckmayer leihe, was sich unter meiner Schädeldecke findet, und da sind Stilbrüche vorprogrammiert. Es gibt nix Neues unterm Himmelszelt. Wir sind immer noch die alten Troglodyten - nur auf technisch höherem Niveau (die Behauptung hab ich mir von Karl Kraus entliehen - und der hat nix dagegen, dass ich sie wi(e)derkäue). Warum sollte man da Antiquiertheit fürchten? Also keine Bange, sich

etwas zu sehr von Dichtern und Literaten der Romantik sowie Moderne inspirieren
zu lassen. Den James Joyce geb ich schon, wenn's sein muss, und wenn's sein muss auch den Walther (ich tret ja bei dem schon unter den Linden auf). Und meine Lieblingserzähler sind Gottfried Keller und Jean Paul, der ja aus allen Schubladen herausfällt, dass Schiller ihn für aus dem Mond gefallen hielt.

Und im

Brodem
schwingt ja auch der Atem (nicht so sehr wegen mangelnder Mundpflege), sondern als Odem (zugleich auch ein Symbol der Seele) mit. Das engl. breath - vgl. mal mit den ahd./mhd. Ursprungsformen vom Brodem bis zu braten ... Klingt wie "brät", halt nur mit tea-aitsch (th war ursprünglich ein einziger Buchstabe, þ, aber mit den ersten Zungenbrüchen blieb nur noch das Thrönchen übrig).

Rosemunder Pilcher
klingt doch fein, obwohl es mich schüttel, gäbe es auch den Superlativ "Rosemundigste" oder "Pilcheste". Mit dem Komparativ zu Herrn Schill hab ich da auch schon meinen Schabernack getrieben.

Also, nicht den Kopf hängen lassen oder gar - viel schlimmer, die Schildkröte geben und sich ins Haus verkriechen, aber Zeit lassen, bei den Texten. Korrekturlesen nicht vergessen. Es wird schon werden, bin ich von überzeugt. Es gibt sehr wenige, die druckreif sprechen und noch weniger, die's dann auch gleich druckreif niederschreiben können.

Tschüss & bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo introsersiv

heute habe über F. Scott Fitzgerald gelesen, sein erster Roman, mit dreiundzwanzig geschrieben, sei eine Collage von ersten Erzählungen, Gedichten, Theaterszenen, wilden Refexionen, mit sensationellem Erfolg. Dieser Erstling traf, obwohl er auch kritisch betrachtet wurde, offensichtlich das Lebensgefühl der zwanziger Jahre in den USA.
Da sagte ein Kritiker sinngemäß, der erste Roman zeige immer, von welchen Einflüssen ein Autor geprägt sei. Der zweite Roman müsse dann zeigen, welches Potential an Originalität vorhanden sei.

Warum ich dies schreibe? Ich finde es überhaupt nicht verkehrt, seine literarischen Wurzeln zu benennen und sich von ihnen inspirieren zu lassen. Wir stehen alle auf den Schultern unserer literarischen Ahnen. Und mit zwanzig hat man noch jede Menge Zeit, dass sich etwas Originäres entwickeln kann.

Insofern hat deine Plotidee, die Abkapselung von der Außenwelt mit Hilfe technischer Geräte, etwas sehr Modernes an sich. Und dein Protagonist ist ein Vertreter seiner Generation.

Ich benutze oft Bus und Bahn. Die meisten jüngeren Mitfahrer sind verstöpselt. Sobald sie einen Sitzplatz haben, wird das Smartphone herausgekramt, der Blick richtet sich in unbestimmte Ferne (Musik) oder nach unten ( SMS). Gespräche gibt es auch, aber nicht etwa mit dem Sitznachbarn, sondern mit dem unsichtbaren Menschen am Ende der digitalen Leitung.

Also lohnt es sich doch, an dem Text zu feilen. Die Kritiker vor mir haben dir ja gute Ratschläge gegeben.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hej introsersiv,

ich wollte dich nicht verunsichern, sondern dich bewegen, nochmals über deinen Text nachzudenken.

Meine Intention, wenn man das Intention nennen kann, war es einen etwas verträumten und in sich gekehrten Typen zu zeichnen.

Klar, und das ist ja auch super. Äußerlich cool und angepasst, innerlich verträumt und romantisch.
Und da bin ich dann auch wieder bei deinem Stil. ;)
Denn möglicherweise könntest du diese beiden unterschiedlichen Bereiche in die Sprache tragen. Einmal unterteilen in Gesprochenes und die andere Version in die Gedanken. :hmm:

Den Stilbruch, welchen du erwähntest empfinde ich dahingehend geradezu spannend.

Siehste.

Der Tagtraum, schön und gut, und dennoch nicht sonderlich spannend, schon gar nicht originell.

Doch, genau. Die imaginäre Begegnung mit einer potentiellen Partnerin, seine Wünsche, Vorstellungen, seine Ängste und Bedenken ... Das kann alles rein.

Anhand der vielen Smileys vermute ich Mal, du hattest Spaß beim Lesen und Auseinandernehmen meiner wirren Gedanken, welche ich in konzentrierter und dennoch ungereifter Form auf den Bildschirm gebracht habe.

Wohl an. :D

Den Einen spricht das Wort vielleicht an, ein Anderer fühlt sich dadurch eher abgeschreckt.

Klar, aber schön wäre es doch, wenn sie es alle verstehen und zuordnen könnten ... Bin ich etwa die Einzige? :sconf:

Hätte ein Titel wie "Wohin ich auch reise, ich bleibe dir dennoch fern" mehr Spannung erzeugt?

Vielleicht eher nicht. Aber was weiß schon? :shy:

Ich wünschte, du würdest dich noch einmal in dich gehen und dann an den Text. Ich denke, der könnte gut werden.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

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