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Briefe von der Somme

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07.02.2016
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Briefe von der Somme

Im Morgengrauen des 24. Juni meldete sich die Artillerie der Entente zu Wort. Tausende Geschütze entluden ihre Munition auf die Felder Nordfrankreichs. Sieben Tage lang walzten sie über das Land. Ein Gewitter von Menschenhand. Trug Hügel zu Ebenen ab und verwandelte Ebenen in Kraterlandschaften, die man sonst nur auf dem Mond finden konnte.

Am Morgen des ersten Julis lachte ihnen die Sonne entgegen.
„Das wird ein Spaziergang“, tönten die Offiziere, um ihren Männern Mut zu machen.
„Kein Mensch kann das Trommelfeuer überlebt haben“
Sie tranken eine letzte Tasse Tee. Die Offiziere schritten zwischen den Männern, die an der Wand des Grabens kauerten hin und her. Gesichter starrten in die Leere. Das einzige Ärgernis sollten die stinkenden Leichen der kaiserlichen Soldaten sein, die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen hatten. Die Kompanien sammelten sich in ihren Ausgangspositionen und in der angespannten Stille überprüfte mancher Soldat noch ein letztes Mal sein Gewehr. Ein junger Engländer kauerte an der Seitenwand des Grabens, sein Gewehr an die Wand gelehnt. Er trug eine Brille und seine Hände hielten ein Stück Papier fest umklammert. Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte. Die Zeilen an die Liebste ließen ihn erneut in tiefe Sehnsucht nach der Kleinstadt der Kanalküste verfallen. Die Möwen, wie sie im Sommer ihre Kreise am Himmel zogen. Die Kinder, wie sie in der Brandung spielten. Auch sie hatten es damals getan. Die Kirche, das prachtvollste Gebäude der Stadt, wo er sich so sicher war, dass sie heiraten würden. Denn irgendwann musste dieser Krieg enden.

Der Ruf seines Kompanieführers holte ihn in die Gegenwart zurück. Hastig steckte er den Brief weg. Er trat an die Leiter. Die Pfeife erklang. Die Sprossen trieben Splitter in seine Hände, als er sie mit voller Ausrüstung erklomm. Hastig stieg er aus dem Schützengraben. Der Erdwall, der diesen vom Rest der Landschaft trennte, geriet unter dem Gewicht seiner Stiefel ins Rutschen. Im Vorfeld sammelte sich die Kompanie. In engen Schützenreihen begannen sie ihren Marsch auf die Stellungen der Deutschen. Sein Herz schlug schneller. Seine Hände umklammerten fest den Griff des Gewehres.

Die Luft im Unterstand lastete schwer auf uns. Das Holz, welches die Decke hielt war modrig. Es stank nach Pisse. Ein Husten drang durch die Symphonie aus Donner, Detonationen und den konstanten Pfeifen der Granaten. Keinen Erdklumpen würden sie heute ruhen lassen.
Hier, zehn Meter unter der Erde, befanden wir uns in relativer Sicherheit. Schulter an Schulter saßen wir auf der Pritsche. Nicht mehr als ein Holzbrett auf das Erdreich gebettet. Die Artillerie feuerte weiter. Immer wieder fiel Staub von der Decke des Unterstandes auf unsere Häupter. Wieder hustete jemand. Der Lärm des Trommelfeuers war die neue Stille.

„Wie ist es daheim?“
Mein Blick fiel auf den Hauptmann. Ich betrachtete seine Brille und den verkrüppelten Schnurrbart. Die Gläser waren so sehr von Staub überdeckt, dass er sich fragte, wie er überhaupt noch etwas erkennen konnte. Der Schnurrbart war soweit gestutzt, dass die Gasmaske ohne Probleme angezogen werden konnte. Ich blickte für einen Augenblick nach unten. Der Boden war uneben. Neben meinen rechten Stiefel war eine kleine Pfütze voll braunem Wasser.
Ich blickte auf das Gewehr, welches zwischen meinen Beinen ruhte. Strich über das rötliche Holz. Ich hob meinen Kopf wieder und versuchte mich zu räuspern.
„Was soll man sagen“, antwortete ich. „Besser als hier.“
Der Hauptmann schmunzelte und klopfte mir auf die Schulter. Ich spuckte auf den Boden, etwas knirschte zwischen den Zähnen.
„Uns hat es doch bisher nicht schlecht erwischt“, die Euphorie in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er hatte Recht, unsere Verluste waren für das Regiment bisher unter ferner liefen zu verbuchen.
„Was nicht ist, kann ja noch werden“, antwortete ich.
Wieder schmunzelte der Hauptmann. Ein tiefes Grollen legte sich über den Unterstand. Es wurde lauter und mündete in einer gewaltigen Detonation. Dieses Mal kam uns kein Staub entgegen, sondern Erde. Ich schüttelte den Dreck aus meiner Kleidung. Der Hauptmann, für einen Moment abgelenkt, wandte sich wieder mir zu.
„Du hast einen derben Witz“, stellte er fest. „Bist du Jude?“
Jetzt musste ich lachen. Die Soldaten, die die Konversation nicht mitgehört hatten, warfen mir fragende Blicke zu.
„Wir sind das auserwählte Volk, ich wünsche nur, Gott hätte sich ein anderes Volk erwählt.“
Der Hauptmann grinste.

Die Kanonen schwiegen jetzt. Die Stille ließ schlagartig jedes Gespräch im Unterstand verstummen. Mit angehaltenem Atem warteten wir auf weitere Einschläge. Innerlich betete jeder, dass das Feuer wiederbeginnen würde. Doch die Stille blieb. Die Briten würden kommen. Der Hauptmann begann Befehle zu bellen. Träge erhoben wir uns von den Pritschen und begannen den mühsamen Aufstieg zur Oberfläche. Aus dem Unterstand gekommen, bot sich uns ein Bild der Verwüstung. Die Bretterverschläge, die die Erde an Ort und Stelle hielten waren vollkommen zerschossen und Holzsplitter und einzelne Bretter zusammen mit Erde und Steinen überall im Laufgraben verteilt. Wir mussten über Trümmer und Erdhaufen steigen um unsere Stellungen zu erreichen.
Die Uhr tickte. Mit jeder Minute, die verstrich, krochen die Briten näher an unsere Positionen heran. Mit jeder Minute wurde der blutige Nahkampf wahrscheinlicher.
Der Schütze brachte das Maschinengewehr in den Trümmern des Holzverschlages in Stellung. Der Ladeschütze das Magazin an die Waffe. Ich warf mich in den Dreck, Gewehr im Anschlag.
Ich bekam den ersten Briten ins Visier und zog langsam den Abzug. Der Schuss wurde vom konstanten Dröhnen der Maschinengewehre verschluckt. Der Rückschlag presste den Kolben in meine Schultern und ließ die Waffe gerade soweit steigen, dass ich mein Ziel aus den Augen verlor. Ich wusste nicht, ob die Kugel ihr Ziel gefunden hatte. Hastig repetierte ich.

Das Maschinengewehr rattertete monoton vor sich hin. Das Sterben fand gerade so weit weg von unserem Graben stand, dass wir die Schreie nur erahnen konnten. Die Wirkung unseres Feuers wurde nur dadurch deutlich, dass die anrückenden Reihen immer lichter wurden. Der Angriff verlor jedes Momentum. Die Überlebenden versteckten sich in den Kratern im Niemandsland. Mit der Dunkelheit kam die Stille. Die Sterbenden waren für immer verstummt. Wir harrten immer noch in unseren Gräben aus und starrten in die Dunkelheit. Jederzeit bereit, einen weiteren britischen Angriff zurückzuwerfen. Doch er kam nicht.

Der Hauptmann befahl einen Erkundungstrupp in das Niemandsland. Unter den Glücklichen, die für dieses Job ausgewählt wurden, befand ich mich. Wir schlichen uns in die Dunkelheit. Die Erde unter unseren Stiefel durfte keine Geräusche machen. Da der Mond sich hinter den Wolken versteckt hatte, konnten wir fast nichts sehen.

Wir kletterten über die Krater, die die feindliche Artillerie in die Landschaft gemeißelt hatte.
In die Steigung hinunter, im aufgelockerten Erdreich fanden unsere Stiefel keinen Halt. Unten angekommen, empfingen uns die toten Briten. Der Mond lugte wieder hinter den Wolken hervor und spendete uns ein wenig Licht. Ich hielt inne. Wir kauerten in der Mitte eines größeren Kraters, umringt von den Toten. Ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle war zu trocken. Wir waren auf einem Friedhof.

„Viele Briten haben den Tag nicht überlebt.“ Der Hauptmann zeigte keine Regung angesichts der Nachricht. Oberflächlich zeigten wir alle Freude über den Sieg über den gehassten Feind, doch tief im Inneren war jedem klar, dass sich die Rollen bald tauschen würden. Die Wochen krochen dahin und die Angriffe rissen nicht ab, mal verloren wir einen Graben, mal gewannen wir einen. Die Konstante war das Sterben. Ich warf einen Blick auf meine Taschenuhr. Die Mittagsstunde hatte bereit geschlagen.
„Männer“, meldete sich der Hauptmann zu Wort und hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit. Sein Blick fand keinen von uns, denn wir blickten alle auf den Boden oder gen Himmel.
„Der Auftrag ist, denn Briten ein Stück Graben zu entreißen, ehe sie sich dort heimisch fühlen können“

Ich presste das Bajonett in die Halterung. Ein junger Soldat ging die Reihen der Kompanie ab und verteilte die Brotbeutel und Feldflaschen. Proviant für mehrere Tage, denn wir wussten nicht, wie lange wir in den gegnerischen Gräben verweilen würden. Eine weitere Gruppe Soldaten tauchte auf und verteilten die größeren Taschen. Sie enthielt die Hauptwaffe für den Sturm, die Handgranate. Sie war unsere einzige Möglichkeit, die gegnerische Verteidigung zu schwächen, ehe wir uns in den Graben stürzten um den Rest mit Messern und Späten zu erledigen. Die Pfeife schrillte in meinen Ohren, wir schossen die Leiter nach oben. Ich war der Erste, der die Sicherheit des Grabens hinter sich ließ. Im Laufschritt bewegte sich die Kompanie fort. Durch Regen und durch Schlamm. Wir hatten keine Artillerieunterstützung, sie würden den Feind nur warnen. Es wurden acht Gruppen gebildet, jede geführt von einem erfahrenen Soldaten. Wir schwärmten über das Niemandsland, der Regen prasselte auf unsere Helme.

Ohne unter Beschuss zu geraten erreichten wir den Stacheldraht, wir warfen Matten hinüber um den scharfen Draht von unseren Beinen fernzuhalten. Ratten stoben auseinander. Andere versteckten sich in den zerfressenden Körpern, lungerten zwischen den kahlen Rippen. Ich blickte stur weiter nach vorne. Ich presste meine Hände gegen den Gewehrkolben. Schweiß tropfte vom Helm herunter.
Wir hatten zwei Drittel der Strecke zu den Briten zurückgelegt, als sie das Feuer eröffneten. Der Gruppenführer wurde getroffen und brach zusammen. Zeit für den nächsten, sein Glück zu versuchen.
„Weiter, weiter“, brüllte ich, so laut ich irgendwie konnte und betete, dass meine Stimme nicht versagte. Wenn wir uns hier festnageln lassen, waren wir erledigt.
Das markante Rattern der Lewisgun hallte über das Feld. Es feuerten zwei Maschinengewehre auf uns.
Wir erreichten eine kleine Böschung, gerade hoch genug um dahinter liegend Deckung zu finden.
„Granaten“, brüllte ich und griff nach meinem eigenen Beutel. Ich holte die erste Handgranate hervor und zog die Sicherung. Die Kappe fiel auf die feuchte Erde.

Ich schmiss die Granate, wie die Soldaten zu meinen Seiten. Ein Schauer Granaten flog dem Feind entgegen. Ich hatte nicht die Zeit den Granaten mit dem Auge zu folgen. Diesen Luxus verwehrten mir die Gewehre der Briten. Die Detonationen schluckten die Schreie.
„Geben wir ihnen einen Nachschlag“, brüllte ich und warf die zweite Granate.
Kurz bevor ich hinter der Kante verschwand, sah ich wie die Granate über dem Graben explodierte und Schrapnell in alle Richtungen verteilte. Weitere Detonationen, dann nur noch die Schreie.
„Bereit machen zum Sturm“, brüllte ich über den Lärm des wiederauflebenden Gewehrfeuers. Der Trupp zu unserer Rechten griff bereits an. Ich griff nach meinem Gürtel, der angespitzte Spaten hing dort, wo er hängen sollte. Ich versuchte ein letztes Mal auszuspucken, doch meine trockene Kehle gab nichts mehr frei.

„Los, los, los“, brüllte ich mit so viel Autorität, wie ich noch aufbringen konnte. Ich sprang über die Böschung und den Stacheldraht direkt vor dem feindlichen Graben. Die Artillerie hatten die Sperre beschädigt, der Stacheldraht los- oder gar weggerissen. Bajonett voran ging es in den Graben. Ich fand den ersten Briten und sah seine Augen leer werden, als das Messer ihn aus dem Leben riss. Von rechts kam ein Zweiter herangestürmt, stieg über einen Körper, der mit dem Kopf nach unten im Schlamm lag. Ich versuchte das Bajonett herauszuziehen, doch es steckte fest. Der Brite kam schnell näher. Ich ließ das Gewehr los und griff hastig nach dem Spaten. Ein Gewehrschuss setzte dem Schauspiel ein Ende, der Verfolger fiel und rührte sich nicht mehr.

Wer noch lebte, ergab sich. Jetzt starrten wir mit zusammengebissenen Zähnen auf jene Menschen, mit deren Blut wir noch vor Sekunden den Graben gefärbt hatten. Nur für einen Augenblick kehrte echte Stille ein. Ich starrte in ausdruckslose Gesichter und presste meine Hände an das Gewehr, um nicht zu zittern. Wir entwaffneten die Überlebenden und trieben sie zusammen. Zusammen mit einem weiteren Soldaten, durchsuchte ich die Unterstände nach Informationen. Alles was für das Oberkommando von Interesse sein konnte.

Ich entdeckte ihn hinter einem zerschlissenen Vorhang. Dort in der Ecke, bedeckt von Staub und Blut, kauerte er. Seine Augen fixierten mich, sein Blick war leer und doch bedrohlich. Er hob seine Hand unter großer Mühe. Erst jetzt sah ich das gefaltete Papier zwischen seinen Fingern eingeklemmt. Die Tinte war an Stellen verwischt. Der Soldat röchelte und verstummte für immer. Mein Kamerad hatte den Unterstand bereits verlassen. Zögerlich beugte ich mich nach vorne und griff das Papier aus der schlaffen Hand. Ich starrte auf den Brief in meiner Hand, sein Blut hatte Teile der Tinte verwischt. Meine Augen blieben am unteren Ende des Briefes hängen. Von Hand war dort eine kleine Blume in ein graues Herz gezeichnet worden.

Die versprochene Verstärkung kam nie. Die Briten waren an einem anderen Abschnitt der Front zum Angriff übergangen. Unser Ersatz musste in die Bresche geworfen werden. Der Regen hatte aufgehört und zum späten Nachmittag schaute die Sonne hinter den Wolken hervor.
„Wir bleiben nicht die verdammte Nacht“, grummelte der Hauptmann. Als das letzte Licht versiegte, gab er den Befehl zum Rückzug. Mit den Gefangenen und Verwundeten machten wir uns auf den Rückmarsch. Wir erreichten unsere eigenen Gräben und igelten uns ein. Bereit für eine Racheaktion des Feindes, sollte eine kommen. Doch die Schlacht tobte weiter im Süden. Der Brite war beschäftigt. Nur der Regen trommelte auf unsere Helme. Aus der Ferne drang das Dröhnen der Artillerie. Im Unterstand hob ich meine Stiefel aus dem Matsch des Grabens und schmiss mich auf mein Nachtlager. Durch das zerschossene Dach des Unterstandes tropfte unermüdlich Wasser. Ich zog die Uniform enger zu und schloss die Augen. Eine innere Unruhe macht jeden Schlaf unmöglich, ich tastete in meiner Uniform nach dem Blatt Papier, welches ich dem Briten abgenommen hatte.

Der britische Soldat kauerte im Unterstand. Draußen rüttelte den Wegen an den morschen Brettern, die nur von alten rostigen Nägeln noch an Ort und Stelle gehalten wurden. In dieser mondlosen Nacht lag das Niemandsland wie ein schwarzer Teich vor ihm, der jedes Licht schluckte. Von seiner Stellung konnte er den Stacheldraht nur noch erahnen. In den späten Abendstunden war ein Gewitter aufgezogen und es waren die Blitze, die von Zeit zu Zeit das Schlachtfeld erhellten. Die grellen Blitze verhinderten, dass sich seine Augen vollständig an die Dunkelheit gewöhnten. Mit jeder Stunde fiel es ihm schwerer wach zu bleiben. Doch er konnte sich keinen Schlaf erlauben. Dort draußen lungerten die Hunnen, hatte man ihm gesagt.

Der Blitz erhellte die Silhouette direkt vor seiner Stellung, vom grellen Licht leicht geblendet, reagierte er nicht. Die Gestalt stand jetzt direkt vor ihm, zwei dunkle Augen fixierten ihn. Hastig griff der Brite nach seinem Gewehr, doch seine Hände fanden es nicht. Mit dem Blitz verklungen, waren sie wieder in völlig Dunkelheit gehüllt. Die Silhouette griff in ihre Tasche und zog ein Stück Papier hervor. In der Dunkelheit konnte er es nicht lesen. Zögerlich streckte der Brite seine Hand aus und griff nach dem Papier, er ließ die Gestalt keinen Augenblick aus dem Auge. Blitz und Donner grollten, der Brite kniff die Augen zusammen und als er sie wieder öffnete war der Besucher verschwunden.

 

Hi HenrikS,

Aus Zeitgründen habe ich mir zunächst nur die ersten drei Absätze vorgenommen, vielleicht kommt später mehr.

Ein Gewitter von Menschenhand.
Trug Hügel zu Ebenen ab und verwandelte Ebenen in Kraterlandschaften, die man sonst nur auf dem Mond finden konnte.

Die Ellipse an der Stelle ist vielleicht gut gemeint, aber meiner Meinung nach etwas zu abgehackt. Oder war das keine Absicht?
Ich würde die zwei Sätze zu einem unformulieren oder den zweiten Satz vervollständigen:

Es trug Ebenen zu Kratern ab, [...]

Ich finde es sehr gut, wie du in den ersten drei Sätzen mit den Zahlen spielst ("Tausende Geschütze ... Sieben Tage ... Ein Gewitter"), allerdings würde ich das mit Absätzen etwas mehr hervorheben.

[...] die man sonst nur auf dem Mond finden konnte.

"Finden" klingt an der Stelle etwas zu einfach. Ich würde eher vorschlagen:

[...] verwandelte die Ebenen in Krater, die einer Mondlandschaft glichen.

(Nur so ein Beispiel)

Der Regen füllte die Krater mit Schlamm, der nur auf den einsamen Soldaten wartete, der sich in Todesangst hineinstürzte. Ob verwundet oder entkräftet, sollten viele Soldaten im Schlamm ertrinken.

Etwas "doppelt gemoppelt", finde ich. Meine Vorschläge:

Der Regen füllte die Krater mit Schlamm, die nur darauf warteten, verwundete und entkräftete Soldaten zu verschlingen.

Der Regen füllte die Krater mit Schlamm, in die verwundete und entkräftete Soldaten hineinstürtzten und ertranken.

Dort wo einmal Wälder waren, erwartete das Auge jetzt nur noch verbrannte Stämme. Auch die Dörfer waren verschwunden.

Klingt ein wenig schwergängig wegen "erwartete das Auge"
"[...] wo einmal einst Wälder waren standen, erwartete das Auge standen nur noch verbrannte Stämme."

Manchmal ist weniger mehr, wie du es im nächsten Satz beschrieben hast. Allerdings halt nur manchmal. Ich selber habe in meinen Texten mit dem selben Problem immer zu kämpfen.

Briefe von der Somme​

Im Morgengrauen des 24. Juni meldete sich die Artillerie der Entente zu Wort. Tausende Geschütze entluden ihre Munition über den Feldern Nordfrankreichs. Sieben Tage lang walzte sie über das Land. Ein Gewitter von Menschenhand.
Trug Hügel zu Ebenen ab und verwandelte Ebenen in Kraterlandschaften, die man sonst nur auf dem Mond finden konnte. Der Regen füllte die Krater mit Schlamm, der nur auf den einsamen Soldaten wartete, der sich in Todesangst hineinstürzte. Ob verwundet oder entkräftet, sollten viele Soldaten im Schlamm ertrinken. Dort wo einmal Wälder waren, erwartete das Auge jetzt nur noch verbrannte Stämme. Auch die Dörfer waren verschwunden.

Am Morgen des ersten Julis lachte ihnen die Sonne entgegen. Es war lange Zeit trocken gewesen. Ohne den Niederschlag war der Boden spröde und staubig geworden. Die Artillerie hatte ihn in der langen Woche weiter aufgelockert.
„Das wird ein Spaziergang“, tönten die Offiziere um ihren Männern Mut zu machen.
„Kein Mensch kann das Trommelfeuer überlebt haben“
Sie tranken eine letzte Tasse Tee. Sie gingen zwischen den Männern, die an der Außenwand des Grabens und um die Leitern kauerten hin und her. Sie blickten in leere Gesichter.
Das einzige Ärgernis sollten die stinkenden Leichen der kaiserlichen Soldaten sein, die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen hatten.

Die Kompanien sammelten sich in ihren Ausgangspositionen und in der angespannten Stille überprüfte mancher Soldat noch ein letztes Mal sein Gewehr. Ein junger Engländer kauerte an der Seitenwand des Grabens, sein Gewehr an die Erde gelehnt. Er trug eine Brille und seine Hände hielten ein Stück Papier fest umklammert.
Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte noch einmal durch. Die Zeilen an seine Liebste ließen ihn erneut in tiefe Sehnsucht verfallen. Vor seinen Augen tauchte die Kleinstadt der britischen Kanalküste auf. Die Möwen, wie sie im Sommer ihre Kreise am Himmel zogen. Die Kinder, wie sie in der Brandung spielten. Wir sie es damals getan hatten. Die Kirche, das prachtvollste Gebäude der Stadt, wo er sich so sicher war, dass sie heiraten würden. Denn irgendwann würde dieser Krieg enden. Schon bald würde er wieder in der geliebten Heimat sein, das hatten die Offiziere versprochen.

Ein Ruf seines Kompanieführers holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Hastig steckte er den Brief in den Umschlag und in die Seitentasche seiner Uniform. Ein letztes Mal rückte er seine Brille zurecht und trat an die Leiter. Die Pfeife erklang.
Die Sprossen trieben Splitter in seine Hände, als er sie mit voller Ausrüstung eilig erklomm. Hastig stieg aus dem Schützengraben. Der Erdwall, der diesen vom Rest der Landschaft trennte geriet unter dem Gewicht seiner Stiefel etwas ins Rutschen. Die Erde gab unter seinem Gewicht nach und rieselte den Wall hinunter.
Im Vorfeld sammelte sich die Kompanie. In engen Schützenreihen begannen sie ihren Marsch auf die Stellungen der Deutschen. Die Morgensonne stand ihnen im Rücken. Sein Herz schlug schneller. Seine Hände umklammerten fest den Griff des Gewehres.

Die Luft im Unterstand war stickig, schwer lastete sie auf uns. Das Holz, welches die Decke an Ort und Stelle hielt war modrig. Es stank nach Pisse und Tod. Letzteres war hoffentlich nur auf die Ratten zurückzuführen, die in einem Spaten oder einem Messer ihren Richter gefunden hatten. Ein Husten drang durch die Symphonie aus Donner, Detonationen und den konstanten Pfeifen der Granaten. Keinen Erdkrümmel würden sie heute auf den anderen lassen.
Hier zehn Meter unter der Erde befanden wir uns in relativer Sicherheit. Schulter an Schulter saßen wir auf der Pritsche. Nicht mehr als ein Holzbrett auf das Erdreich gebettet. Die Artillerie feuerte weiter. Immer wieder fiel Staub von der Decke des Unterstandes auf unsere Häupter. Wieder hustete jemand. Der Lärm des Trommelfeuers war die neue Stille.

„Wie ist es daheim?“
Mein Blick fiel auf den Hauptmann. Ich betrachtete seine Brille und den verkrüppelten Schnurrbart. Die Gläser waren so sehr von Staub überdeckt, dass sie kaum mehr als durchsichtig bezeichnet werden konnten. Der Schnurrbart war soweit gestutzt, dass die Gasmaske ohne Probleme angezogen werden konnte. Es gab ihm einen leichten österreichischen Einschlag. Ich blickte für einen kurzen Augenblick nach unten. Der Boden war uneben. Neben meinen rechten Stiefel war eine kleine Pfütze voll braunen Wasser. Kam daher der Gestank?
Ich blickte auf das Gewehr, welches zwischen meinen Beinen ruhte. Strich über das rötliche Holz. Ich hob meinen Kopf wieder.
„Was soll man sagen“, antwortete ich. „Besser als hier.“
Der Hauptmann schmunzelte und klopfte mir auf die Schulter.
„Und hat es doch bisher nicht so schlecht erwischt“, die Euphorie in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Er hatte Recht, unsere Verluste waren für das Regiment bisher unter ferner liefen zu verbuchen.
„Was nicht ist, kann ja noch werden“
Wieder schmunzelte der Hauptmann. Ein tiefes Grollen legte sich für einige Sekunden über den Unterstand. Es wurde lauter und mündete in einer gewaltigen Detonation. Dieses Mal kamen uns keine Bündel von Staub entgegen, sondern ganze Bretter aus Erde. Ich schüttele den Dreck meiner Kleidung ab. Der Hauptmann, für einen Moment abgelenkt, wandte sich wieder mir zu.
„Du hast einen derben Witz“, sagte er zwinkernd. „Bist du Jude?“
Jetzt musste ich lachen. Die Soldaten, die die Konversation nicht mitgehört hatten warfen mir fragende Blicke zu.
„Wie heißt es so schön: Wir sind das auserwählte Volk, ich wünsche nur, Gott hätte sich ein anderes Volk erwählt.“
Der Hauptmann grinste breit.

Jetzt schwiegen die Kanonen. Die Stille ließ schlagartig jedes Gespräch im Unterstand verstummen. Mit angehaltenem Atem warteten wir auf weitere Einschläge. Innerlich betete jeder, dass das Feuer wiederbeginnen würde. Doch es blieb still. Die Briten würden kommen. Der Hauptmann wusste was zu tun war und begann Befehle zu bellen. Träge erhoben wir uns von den Pritschen und begannen den mühesamen Aufstieg zur Oberfläche. Aus dem Unterstand gekommen, bot sich uns ein Bild der kompletten Verwüstung. Die Bretterverschläge, die die Erde an Ort und Stelle hielten waren vollkommen zerschossen und Holzsplitter und einzelne Bretter zusammen mit Erde und Steinen überall im Laufgraben verteilt. Wir mussten über Trümmer und Erdhaufen steigen um unsere Stellungen zu erreichen. Die Uhr tickte. Mit jeder Minute, die verstrich, krochen die Briten näher an unsere Positionen heran. Mit jeder Minute wurde der blutige Nahekampf wahrscheinlicher.
Der Schütze brachte das Maschinengewehr in den Trümmern des Holzverschlages in Stellung. Zwei Sandsäcke hatten das Trommelfeuer überlebt und waren immer noch an Ort und Stelle.
Der Ladeschütze brachte das Magazin an der Waffe an und verband die Schläuche mit den Kühlwassertank. Ich warf mich in den Dreck und brachte das Gewehr in den Anschlag. Zum ersten Mal nahm ich das Schlachtfeld in seiner gesamten Ausdehnung war. Zu unseren Linken lag die Schwabenfeste, gehalten von den tapferen Soldaten aus Württemberg. Wir selbst lagen direkt auf den Ruinen von Thiepval, von der Stadt selbst war nicht mehr viel übrig.
Ich bekam den ersten Briten ins Visier und zog langsam den Abzug. Der Schuss wurde vom konstanten Dröhnen der Maschinengewehre übertönt. Der Rückschlag presste den Kolben in meine Schultern und ließ die Waffe gerade soweit steigen, dass ich mein Ziel aus den Augen verlor. Ich wusste nicht, ob die Kugel ihr Ziel gefunden alle. Hastig repetierte ich.

Das Maschinengewehrt rattertet monoton vor sich hin. Das Sterben fand gerade so weit weg von unserem Graben stand, dass wir die Schreie nur erahnen konnten. Die Wirkung unseres Feuers wurde nur dadurch verdeutlicht, dass die anrückenden Reihen immer lichter wurden. Der Angriff verlor jedes Momentum. Die Überlebenden versteckten sich in den Kratern und Gräben im Niemandsland. Zwischen den Stacheldraht und den Leichen ihrer Kameraden fanden sie temporäre Zuflucht.

Mit der Dunkelheit kehrte Stille über dem Schlachtfeld ein. Das Stöhnen der Sterbenden war verklungen. Wir harrten immer noch in unseren Gräben aus und starrten in die Dunkelheit. Jederzeit bereit einen weiteren britischen Angriff zurückzuwerfen. Doch er kam nicht. Die halbe Nacht kauerten wir dort unter dem Juli Mond und hielten Wache.

Der Hauptmann befahl einen Erkundungstrupp in das Niemandsland. Unter den Glücklichen, die für dieses Job ausgewählt wurden befand sich auch mich. Wir schlichen uns in die Dunkelheit. Die Erde unter unseren Stiefel durfte keine Geräusche machen. Da der Mond sich hinter den Wolken versteckt hatte, konnten wir fast nichts sehen.

In der Dunkelheit kletterten wir über die Krater, die die feindliche Artillerie in der Landschaft gemeißelt hatte. Zum Erdgeruch mischte sich der markante Gestank der Verwesung. Wir kannten ihn zu gut. Wir rutschten die Steigung hinunter, im aufgelockerten Erdreich fanden unsere Stiefel keinen Halt. Ich hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten. Unten angekommen, empfingen uns die toten Briten. Der Gestank war so intensiv, dass ich es nicht wagte durch die Nase zu atmen. Der Mond lugte wieder hinter den Wolken hervor und spendete uns ein wenig Licht. Ich hielt inne. Wir kauerten in der Mitte eines größeren Kraters. Die Toten waren in Gruppen zusammengekauert. Einige waren von unserer Artillerie verstümmelt worden, andere sahen aus als ob sie nur schlafen würden. Wir stiegen durch blutige Bandagen und zerrissenen Uniformen.
„Das ihr mir nicht in ein Messer tritt“, flüsterte jemand zu uns. Doch der Hinweis war überflüssig, wie bewegten uns schon längst mit äußerster Vorsicht. Wir befanden uns schließlich auf einen Friedhof.

„Viele Briten haben den Tag nicht überlebt.“ Der Hauptmann zeigte keine Regung angesichts der Nachricht. Oberflächlich zeigten wir alle Freude über den Sieg über den gehassten Feind, doch tief im Inneren war jedem klar, dass sich die Rollen bald wieder tauschen würden. Der Angreifer wanderte in das Grab und der Verteidiger wartete bis seine Zeit gekommen war im sinnlosen Sturmangriff gegen die feindlichen Linien zu fallen. Wenn ihn nicht das ständige Bombardement der Artillerie holte.

Die Wochen krochen dahin und die Angriffe rissen nicht ab, mal verloren wir einen Graben mal gewannen wir einen zurück. Die einzige Konstante war das Sterben. Ich warf einen Blick auf meine Taschenuhr. Die Mittagsstunde hatte bereit geschlagen.
„Männer“, meldete sich der Hauptmann zu Wort und hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der Einheit. Er wirkte nervöser als sonst.
„Wir haben einen Auftrag. Wir sollen den Briten einen Graben wieder abnehmen, bevor sie sich dort heimisch einrichten können“

Ich drückte das Bajonett in die Halterung und überprüfte ob es festsaß. Zufrieden ließ ich den Karabiner sinken und stützte mich gegen die Leiter vor mir. Ein junger Soldat ging die Reihen der Kompanie ab und verteilte die Brotbeutel und die gefüllten Feldflaschen. Proviant für mehrere Tage, denn wir wussten nicht wie lange wir in den gegnerischen Gräben verweilen würde. Eine weitere Gruppe Soldaten tauchten auf und verteilten die größeren Taschen. Sie schleppten schwer an der Last. Im Inneren unsere Hauptwaffe: Die Handgranate. Es gab kein besseres Mittel den Sturm auf einen gegnerischen Graben einzuleiten. Zwei Granaten aus der Entfernung von sechs bis zwölf Meter in den gegnerischen Graben schmeißen und dann hineinstürmen. Was noch am Leben war mit den Bajonetten und Schaufeln in das Jenseits zu befördern.

Die Pfeife schrillte in meinen Ohren, wir schossen die Leiter nach oben. Ich war einer der Ersten, der die relative Sicherheit des Grabens hinter sich ließ. Heraus aus dem Matsch des Grabens und in den Matsch des Niemandslandes. Die Kompanie stürmte vorwärts. Durch den Regen und durch den Schlamm. Wir hatten keine Artillerieunterstützung, sie würden den Feind nur warnen. Wir gruppierten uns zu acht Männern, jede geführt von einem Leutnant. In der Form eines Keils schwärmten wir über das Niemandsland. Der Regen prasselt auf unsere Helme.

Ohne unter Beschuss zu geraten erreichten wir den Stacheldraht, wir warfen Matten hinüber und rückten weiter vor. Wir sprangen durch einen verlassenen Graben, kaum tief genug um bis zur Hüfte darin zu versinken. Der Gestank war fürchterlich. Ratten stoben auseinander, weg von den Leichen. Andere versteckten sich in den zerfressenden Körpern, lungerten zwischen den kahlen Rippen. Ich blickte stur weiter nach vorne, wagte nicht zu schauen auf was ich trat.
Wir hatten zwei Drittel der Strecke zu der ersten Grabenlinie der Briten zurückgelegt, als sie das Feuer auf uns eröffneten. Der Leutnant der Gruppe würde getroffen und brach zusammen. Ich hatte nun den Befehl.
„Weiter, weiter, nicht stehen bleiben“, brüllte ich so laut ich irgendwie konnte und betete, dass meine Stimme nicht versagte. Wenn wir uns hier festnageln lassen, waren wir erledigt.
Das markante Rattern der „Lewisgun“ hallte über das Feld. Es feuerten zwei Maschinengewehre auf uns.
Wir erreichten eine kleine Böschung, gerade hoch genug um liegend dahinter Deckung zu finden. Das Erdreich war hier leicht abschüssig und so war das Wasser weitgehend abgeflossen. Wir schmissen uns nicht in Matsch, sondern nur in feuchte Erde.
„Granaten jetzt“, brüllte ich und griff nach meinem eigenen Beutel. Ich holte die erste Handgranate hervor und zog die Sicherung. Die Kappe fiel auf die feuchte Erde.
Ich lugte kurz über die Deckung und schmiss. Die Soldaten zu meiner Rechten und Linken taten es mir gleich. Ein Schauer von dutzenden Granaten flog in Richtung des Feindes.
Ich gab mir nicht die Zeit die Flugbahn der Granate zu verfolgen und zu sehen wo sie landete. Diesen Luxus verwehrten mir die Gewehre der Briten, die sich inzwischen eingeschossen hatten.
Die Detonationen waren ohrenbetäubend und übertönten zuerst die Schreie der Briten.
„Geben wir ihnen einen Nachschlag“, brüllte ich und warf die zweite Granate.
Kurz bevor ich hinter der Kante verschwand sah ich wie die Granate über dem Graben explodierte und Schrapnell in alle Richtungen. Etwas klirrte gegen meinen Helm. Weitere Detonationen, dann nur noch Schreie.
„Bereit machen zum Sturm“, brüllte ich über den Lärm des wiederauflebenden Gewehrfeuers. Der Trupp zu unserer Rechten griff bereits an. Ich überprüfte ein letztes Mal ob das Bajonett saß. Dann griff ich an meinen Gürtel. Der kleine angespitzte Spaten hing dort wo er hängen sollte.
„Los, los, los“, brüllte ich mit so viel Autorität, wie ich noch aufbringen konnte. Blitzschnell raffte ich mich hoch sprang förmlich über die Böschung und den Stacheldraht direkt vor dem feindlichen Graben. Die Artillerie hatten die Sperre schwer beschädigt, viele Befestigen waren verschwunden der Stacheldraht los oder gar weggerissen. Meine Stiefel hielten dem scharfen Draht stand.
Bajonett voran sprang ich in den Graben und spießte den ersten Briten auf. Ich sah seine Augen leer werden als das Messer ihn aus dem Leben schnitt.
Von rechts kam ein Zweiter herangestürmt, stieg über den Körper eines Verwundeten oder toten Kameraden, der mit dem Kopf nach unten im Matsch des Grabens lag. Ich versuchte das Bajonett herauszuziehen, doch es steckte fest. Der Brite kam schnell näher. Ich ließ das Gewehr los und wich zurück, nach meinem Spaten greifend. Ich fiel über einen weiteren Körper, ich kugelte mich zusammen um so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Ein Gewehrschuss durchbrach den Lärm des Nahkampfes.
Mein Verfolger geriet ins Straucheln und fiel. Ich war wieder auf den Beinen, mit den angespitzten Spaten enthauptete ich ihn. So verdammt viel Blut.

Der Widerstand brach ein, wir hatten ihren Geist gebrochen. Wer noch lebte ergab sich. Jetzt starrten wir mit zusammengebissenen Zähnen auf jene Menschen mit deren Blut wir noch vor Sekunden den Graben gefärbt hatten.
Wir entwaffneten die Überlebenden und trieben sie an einer Stelle zusammen. Zusammen mit einem weiteren Soldaten, dessen Namen ich nicht kannte durchsuchte ich die Unterstände nach Informationen oder noch lebenden Offizieren. Alles was für das Oberkommando von Interesse sein konnte. Wir fanden nichts.
Ich entdeckte ihn hinter einen zerfressenden Vorhang. Dort in der Ecke bedeckt von Staub und Blut hockte er. Seine Augen fixierten mich, sein Blick war leer und doch bedrohlich. Er hob seine Hand langsam und mühselig. Erst jetzt sah ich das Stück Papier in seiner Hand.
Er röchelte etwas und verstummte dann für immer. Wie in Trance beugte ich mich nach vorne und griff das Stück Papier aus der schlaffen Hand.
Wie eingefroren stand ich da und starrte auf den Brief in meiner Hand. Offensichtlich war er bereits mit einer Adresse versehen wurden auch wenn ein Teil der Anschrift von Blut verdeckt war.

Ich blickte vom Papier auf. Ich konnte kein Englisch und so war es unmöglich für mich herauszufinden, was dort in den Zeilen stand. Geschrieben von Hand und auf schlechtem Papier. Sein Blut hatte Teile der Tinte verwischt, doch die Mehrheit des Textes war noch lesbar. Ich betrachtete den Brief erneut, vielleicht enthielt er ja wichtige Informationen. Meine Augen versuchten erneut die Zeichen zu entziffern und blieben erneut am unteren Ende des Briefes hängen. Dort erspähte ich etwas, was ich vorher übersehen hatte. Von Hand war dort eine kleine Blume gezeichnet worden und darunter ein graues Herz.

Die versprochene Verstärkung kam nicht. Die Briten waren an einem anderen Abschnitt der Front zum Angriff übergangen. Unser Ersatz musste in die Bresche weiter südlich geworfen. Der Regen hatte aufgehört und zum späten Nachmittag schaute die Sonne hinter den Wolken hervor.
„Wir bleiben mit Sicherheit nicht, die verdammte Nacht in der Stellung“, grummelte der Hauptmann. „Im Schutz der Dunkelheit bringen wir die Verwundeten raus und verpissen uns von hier.“

Als das letzte Licht versiegte, gab er den Befehl zum Rückzug. Mit den Gefangenen und Verwundeten machten wir uns auf den beschwerlichen Marsch durch das Niemandsland. Es war ein langsamer und schleppender Rückzug, keine hastige Flucht. Uns lagen die Briten nicht im Nacken.
Wir erreichten unsere eigenen Gräben und igelten uns ein. Bereit für eine Racheaktion des Feindes, sollte eine kommen. Doch die Schlacht tobte weiter im Süden. Der Brite war beschäftigt. Nur der Regen trommelte auf unsere Helme. Aus der Ferne drang das Dröhnen der Artillerie zu uns.

Im Unterstand hob ich meine Stiefel aus dem nassen Matsch am Grunde des Grabens, nachdem ich mich auf mein Nachtlager geschmissen hatte. Durch das zerrschossende Dach des Unterstandes tropfte Wasser. Ich zog die Uniform enger zu und schloss die Augen. Das Bild des sterbenden Briten ging mir nicht aus dem Sinn. Wie er den Brief mir reichte und ich ihn nahm. Der Auftrag war offensichtlich. Dadurch, dass ich ihn angenommen hatte, hatte ich mir eine Pflicht auferlegt?

Der britische Soldat kauerte im Unterstand. Von draußen prasselte der Regen gegen das Holz und der Wind rüttelte an den Brettern, welche die Sandsäcke an der richtigen Stelle hielten. In dieser mondlosen Nacht lag das Schlachtfeld wie ein schwarzer Teich vor ihm. Er konnte die Silhouetten des Stacheldrahtes von seiner Position nur erahnen. Seine müden Augen hatten Schwierigkeiten sich auf das Feld vor ihm zu fokussieren. Und mit jeder Stunde fiel es ihn schwerer wach zu bleiben. Dort draußen lungerten die Hunnen, hatte man ihm gesagt. Doch er konnte keine sehen.

Ein Schatten brach in sein Sichtfeld ein und sprang in den Graben. Der Brite griff hastig nach seinem Gewehr, doch seine Hand fand es nicht. Der Silhouette stand jetzt direkt vor ihn, zwei dunkle Augen fixierten ihn. Der Neuankömmling griff in seine Tasche und zog etwas dünnes Längliches hervor. Er hielt es ihn hin. Ohne nachzudenken griff der Brite nach dem Gegenstand und schloss eine zitternde Hand um das Papier. Die Gestalt verschwand ohne je ein Wort gesagt zu haben in das Niemandsland.


Die Artillerie hatte ihn in der langen Woche weiter aufgelockert.
„Das wird ein Spaziergang“, tönten die Offiziere um ihren Männern Mut zu machen.
„Kein Mensch kann das Trommelfeuer überlebt haben“
Sie tranken eine letzte Tasse Tee. Sie gingen zwischen den Männern, die an der Außenwand des Grabens und um die Leitern kauerten hin und her. Sie blickten in leere Gesichter.
Das einzige Ärgernis sollten die stinkenden Leichen der kaiserlichen Soldaten sein, die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen hatten.

"auflockern" - das widerspricht deiner Beschreibung im Satz zuvor. Ein trockener, spröder Boden müsste von der schweren Artillerie eigentlich eher verdichtet worden sein

"tönen" - etwas kann ertönen (die Stimme der Offiziere ertönt) - aber ich würde hier das Sprachverb besser ganz auslassen:

""Das wird ein Spaziergang!"
Die Offiziere versuchten ihren Männern Mut zu machen" - oder so ähnlich.

- übrigens sehr schöne Alliteration, darum hab ich das nochmal markiert.

Der folgende Teil den markiert habe, hast du sehr schwergängig formuliert. Das ist zu kompliziert zu lesen:

"Sie gingen zwischen den Männern hindurch, die an der Außenwand des Grabens neben den Leitern hockten."

"Hin und her hocken" stell ich mir etwas kompliziert vor.

"Sie blickten in leere Gesichter." - Soldaten ohne Augen und Mund?

Ich glaub du meinst: "Sie blickten in ausdruckslose Gesichter" oder "Die Soldaten starrten sie mit leeren Blicken an".

Statt "[...] die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen haben" kommt folgendes besser:
"[...] die in der Julihitze viel zu schnell zu verwesen begonnen haben."

Das sind nur so Kleinigkeiten, die allerdings in der Regel viel ausmachen können. - "Lesefluss"

Die Kompanien sammelten sich in ihren Ausgangspositionen und in der angespannten Stille überprüfte mancher Soldat noch ein letztes Mal sein Gewehr. Ein junger Engländer kauerte an der Seitenwand des Grabens, sein Gewehr an die Erde gelehnt. Er trug eine Brille und seine Hände hielten ein Stück Papier fest umklammert.

- entweder "[...] überprüfte so mancher Soldat [...]" oder besser:
"[...] überprüften manche Soldaten noch ein letztes Mal ihre Gewehre."

Den Absatz würde ich jetzt schon einfügen, da du dich ab jetzt auf den Engländer beziehst.

Den folgenden Satz solltest du etwas umformulieren:
"Er trug eine Brille und hielt ein Stück Papier fest umklammert."

Du wiederholst etwas zu oft die Wörter "ein letztes Mal" und "Gewehr"
Such da mal nach passenden Synonym

Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte noch einmal durch. Die Zeilen an seine Liebste ließen ihn erneut in tiefe Sehnsucht verfallen. Vor seinen Augen tauchte die Kleinstadt der britischen Kanalküste auf. Die Möwen, wie sie im Sommer ihre Kreise am Himmel zogen. Die Kinder, wie sie in der Brandung spielten. Wir sie es damals getan hatten. Die Kirche, das prachtvollste Gebäude der Stadt, wo er sich so sicher war, dass sie heiraten würden. Denn irgendwann würde dieser Krieg enden. Schon bald würde er wieder in der geliebten Heimat sein, das hatten die Offiziere versprochen.

Du verbesserst dich von Absatz zu Absatz. Die Anapher (Die Möwen, ... Die Kinder, ... Die Kirche ...) ist ausgezeichnet, besonders weil du die Satzstruktur ähnlich beibehalten hast.

Statt: "[...] die Kleinstadt der britischen Kanalküste auf." - Besser: "[...] die Kleinstadt an der schroffen, britischen Küste des Ärmelkanals auf."

Ansonsten könntest du auch "[...] seine Heimatstadt an der [...] Küste ..." schreiben oder du
Bei Kanalküste muss ich eher an eine Kanalisation denken.

Insgesamt kann ich sagen: Die Idee ist super und du beschreibst die Situation auch ziemlich gut, allerdings bleibst du dabei zu passiv. Der Text wirkt zu "beschreibend" und der Leser wird nicht in die Story "hineingesogen".
Führe den Leser direkt an den jungen Engländer heran, beschreib Alles von Anfang an aus seiner Perspektive. Du nennst die Offiziere zu viel - im ersten Teil (bis du den Engländer erwähnst) wird der Leser grob auf diese fokussiert.
Wenn du die Beschreibung der Umgebung mit dem handeln und den Wahrnehmungen des Engländers verknüpfst dann erschaffst du genau die hier leider fehlende Spannung.
Versuche es ruhig, der Text hat ein großes Potential.

Den Einsatz der rhetorischen Mitteln (Anaphern, Alliterationen,...) finde ich bereits sehr gut bei dir. Vielleicht findest du noch die eine oder andere einfachere Metapher, die du noch zusätzlich einsetzen kannst, aber übertreib es nicht. Manchmal ist weniger mehr.
Pass ansonsten auf, dass du dich in manchen Passagen nicht zu sehr verkrampfst im Satzbau mit den Sprichwörtern und Umschreibungen.

Nur Mut zur Überarbeitung!

Beste Grüße,

Sebastian

 

Hi @HenrikS ,

Tausende Geschütze entluden ihre Munition über den Feldern Nordfrankreichs.

Nicht eher auf die Felder? Denn die Geschütze fliegen ja nicht nur, sie schlagen ja vorallem ein.

Sieben Tage lang walzte sie über das Land.

Wer? Die Artillerie oder die Geschütze? Das wäre das Plural.

Auch die Dörfer waren verschwunden.

Kann eigentlich weg. Ich finde sowieso, dass der erste Absatz weg kann. Das ist halt reines Tell. Nicht unbedingt schlecht, aber baut auch nicht gerade eine Bindung auf.

tönten die Offiziere, um ihren Männern Mut zu machen.

Komma nach Offiziere.

Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte, noch einmal durch.

Komma nach hatte.

Die Zeilen an seine Liebste ließen ihn erneut in tiefe Sehnsucht verfallen.

Mhh. Mir würde es viel besser gefallen, wenn du nicht alles so generell halten würdest. Wer ist der Soldat, wer die Geliebte? Wer der Hauptmann? Was ist so besonders an ihnen? Ehrlich gesagt habe ich jetzt im Laufe der Geschichte keine Bindung aufgebaut. Deine handelnden Personen sind mir komplett fremd. Mehr ausgeschriebene Szenen mit Dialog könnten da helfen, generell die Erzählperspektive näher ranzubringen.

Wir sie es damals getan hatten.

Wie

Der Erdwall, der diesen vom Rest der Landschaft trennte, geriet unter

Komma nach trennte.

Hier, zehn Meter unter der Erde, befanden

Komma nach Hier und Erde.

Die Briten würden kommen. Der Hauptmann wusste, was zu tun war und begann, Befehle zu bellen.

Komma nach wusste und begann.

Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten.

Komma nach Mühe.

Das markante Rattern der „Lewisgun“ hallte über das Feld.

Warum Lewisgun in Anführungszeichen? Ist schließlich ein Name und der Begriff der Waffe.

Wer noch lebte, ergab sich.

Komma nach lebte.

Also mich hat das leider gar nicht gepackt. Alles bleibt für mich fern und undeutlich. Manchmal habe ich das Gefühl, der Prot ist ein loyaler Soldat und dann denkt er sich doch, wie sinnlos das ganze Gemetzel ist. Dann knallt er wieder Briten ab, ohne mit der Wimper zu zucken, bis er schließlich den Brief findet. Das war für mich der Schlüsselpunkt, der aber nicht ganz zur Geltung kommt. Der Prot. schreibt Briefe an seine Liebste, der Brite auch, leider ist der jetzt tot. Vermutlich soll das jetzt zeigen, dass auf beiden Seiten nur Menschen kämpfen, die sich ähnlicher sind, als sie denken. Ich glaube, es wäre hilfreich, wenige generelle Beschreibungen zu nutzen und stattdessen näher an die handelnden Personen zu gehen. Wer sind sie, wo kommen sie her und so weiter. Und dann wirklich das Augenmerk des Textes auf die Briefe zu legen. Weniger Grabenkämpfe, wenn doch, dann mit dem Brief verknüpfen. Das ist auch eine Geschichte, die sich sicher lohnt, in Briefform zu erzählen.
Außerdem das Auge für Kommafehler aufhalten. Da waren hin und wieder ein paar bei, aber das kann man ja schnell aufräumen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

„Do sprach von Trongen Hagen der riter gvot
swen twinge dvrstens not der trincke hie daz blvot
daz man solher hitze noh bezzer denne win
ez enmach et an disen ziten niht bezzer gesein

Do gie der recken einer da er æinen toten vant
er chniet im zvo der wunden den helm er abe gebant
do begvnde er trinchen daz fliezende blvot
swie vngewon er sin were ez dvhte in grozlichen gvot“

aus dem Nibelungenliedn Handschrift A, Str. 2051 f.,
darinnen Hagen den eingeschlossenen, hungernden
und dürstenden Burgunden rät,
das Blut der Gefallenen zu trinken ...​


Von rechts kam ein Zweiter herangestürmt, stieg über den Körper eines Verwundeten oder toten Kameraden, der mit dem Kopf nach unten im Matsch des Grabens lag. Ich versuchteKOMMA das Bajonett herauszuziehen, doch es steckte fest. Der Brite kam schnell näher. Ich ließ das Gewehr los und wich zurück, nach meinem Spaten greifend. Ich fiel über einen weiteren Körper, ich kugelte mich zusammenKOMMA um so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Ein Gewehrschuss durchbrach den Lärm des Nahkampfes.
Mein Verfolger geriet ins Straucheln und fiel. Ich war wieder auf den Beinen, mit de[m] angespitzten Spaten enthauptete ich ihn. So verdammt viel Blut.

Warum, wirstu Dich fragen,

HenrikS,

werden Deiner Kriegsschilderung von der Somme im Sommer 1916 zwo Strophen aus dem Nibelungenlied (NL im folgenden) aus dem 12. Jahrhundert entgegengesetzt?

Zum ersten, weil das Kaiserreich im Gegensatz zu den Burgunden aus Worms freudig (man schaue sich die Bilder an aus 1914) in den Krieg ziehen ließ (die Freude war schon lange vorm 1. Juli 1916 durch Stellungskriege und einsetzende Hungersnöte nicht nur in der „Heimat“ dahin) und der zitierte Abschnitt von Deiner Erzählung a) vom Totschlag erzählt („Soldaten sind sich alle gleich / Lebendig und als Leich“ heißt‘s in Wolf Biermanns „Soldat, Soldat“) und b) einen Vorgeschmack auf die Fehlerquote gibt, dass ich mich frag, ob Du emotional so aufgeladen warst, dass schon allein Rechtschreibung und Zeichensetzung mit Dir auf Kriegsfuß stehen, dass die gelegentlich zuschnappende Fälle-Falle kaum noch ins Gewicht fällt.

Ich kann das nicht einordnen, ob dieses emotionslose und gebetsmühlenartige Erzählen nicht im Kern kriegsverherrlichend wirkt oder gar belustigend (verniedlichende Sätze wie dieser hier

Zwei Sandsäcke hatten das Trommelfeuer überlebt und waren immer noch an Ort und Stelle.
befeuern die Vermutung, denn eines Satire oder Groteske ist der Text nun wahrlich nicht) und eher der Dolchstoßlegende (man wäre ungeschlagen von der „Heimat“ zurückgepfiffen worden) frönt, als gegen jeden Angriffskrieg zu wettern.

Das Nibelungenlied wettert gegen Krieg, vor allem wider die Kluft zwischen den ritterlichen Idealen und der Wirklichkeit der Krieger im Feld , indem det Weg Barbarossas auf dessen Kreuzzug gefolgt wird, literarisch überhöht durch alte Mythen und Sagen, die sich um den Untergang der Burgunden 436 f. in der römischen Provinz Belgien durch Föderaten der Römer (unter anderem Hunnen) und einigen Heckmecks im Hause Merowech satte anderthalb Jahrhunderte später.

Nun, den Namen Burgunds gibt‘s heute noch wie das NL, den Schlieffenplan (im Falle des Zweifrontenkrieges zuerst Frankreich, den Erzfeind, wie schon 1870/71 niederzumachen), der schon von einer grandiosen Selbstüberschätzung zeugt, kennen nur noch Experten und wenige Interessenten.

Briefe von der Somme
nennstu Deinen Erstling,
und damit erst einmal – trotz aller Bedenken – herzlich willkommen hierorts,

denn weder weiß ich Dein Alter noch um Deine Intention, aber zurückhalten konnt‘ ich mich – wie man sieht – nun auch nicht. Und deshalb zum Auftakt der m. E. beste Satz der Geschichte

Der Lärm des Trommelfeuers war die neue Stille.
Und damit hätt' es sich auch schon.

Vor allem hapert‘s an der Zeichensetzung, wie bereits oben gezeigt - aber hier das erste Mal auffallend

Dort[,] wo einmal Wälder waren, erwartete das Auge jetzt nur noch verbrannte Stämme.
(Komma wegen Relativsatz „wo …), statt der „Stämme“ (könnten ja auch, wie man weiß, Volksstämme gemeint sein) besser „(Stmme der) Bäume“. Die Relativsätze werden durch Dich i. d. R. seltsam genug fast immer korrekt am Ende mit einem Komma versehen. Da musstu auf den Anfang halt achten.

„Das wird ein Spaziergang“, tönten die Offizieret[,] um ihren Männern Mut zu machen.
Infinitivsatz (… zu machen), das „um“ erzwingt das Komma (Tipp: Duden.de nutzen, „Komma“ einsetzen und dann „Infinitiv“ bis zu den Regeln ... Gilt auch für alles weitere, was kommt, denn i. d. R. gebe ich ein Beispiel und den Rest übergeb ich in Deine Eigenverantwortung)

Dazu gesellt sich Flüchtigkeit, wie bereits hier

„Kein Mensch kann das Trommelfeuer überlebt habent[.]
wenn die direkte Rede zeichenlos endet

Hier hastu mal zu einem Relativsatz den Anfang hingekriegt, dafür nicht das Ende

Sie gingen zwischen den Männern, die an der Außenwand des Grabens und um die Leitern kauerten[...,] hin und her.

Sie blickten in leere Gesichter.
Das einzige Ärgernis sollten die stinkenden Leichen der kaiserlichen Soldaten sein, die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen hatten.
Die sind aber auch so gemein!

Und auch hier

Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hattet[,] noch einmal durch.
(musstu jetzt selber schauen – evtl. mithilfe Duden.de‘

Hastig stieg aus dem Schützengraben.
Hieß der Hastig? Sonst fehlt da was, Name oder Pronomen (aufgepasst, es folgt direkt ein Relativsatz! Zur Übung 4 u!)

Hier geht‘s spätestens - wenn ich nicht schon was übersehn hab - los mit der zuschnappenden Fälle-Falle

Ein Husten drang durch die Symphonie aus Donner, Detonationen und de[m] konstanten Pfeifen der Granaten.
Und gleich nochmals (nach einem Relativsatz, also doppelt aufgepasst!)

Der Schnurrbart war soweit gestutzt, dass …
Da findet sich ein Beleg, dass ich nicht um Deine Altersklasse weiß, vor der Rechtschreibreform wurde „soweit“ immer zusammengeschrieben, heute nur noch, wenn es die Konjunktion meint („…, soweit ich weiß“), nicht aber bei unbestimmten orts- oder zeilichen Angaben. Da die Konjunktion selten bebutzt wird, empfehl ich Dir im Zweifel aus einander zu schreiben, die Fehlerwahrscheinlichkeit sinkt von 0,9 auf 0,1!)

Zwar hab ich schon Fälle-Fallen angesprochen, aber hier

Neben meinen rechten Stiefel war eine kleine Pfütze voll braunen Wasser.
komm ich nochmals darauf zurück. Nicht wegen dem (also Dativ!) Stiefel, sondern des Wassers wegen, das nach einer älteren Form auch im Genitiv (wie gerade durch mich) aber inzwischen überwiegend im Dativ („voll braunem Wasser) erfolgt.

Innerlich betete jeder, dass das Feuer wieder[...]beginnen würde.
in dem Fall wieder beginnen!

Einigemale schreibstu ungewöhnlich mit stummem „e“, wie hier

mühesamen
und etwas weiter unten
...der blutige Nahekampf
Standard ist, das „h“ als Dehnungs-h zu verwenden, also „mühsam“ und „Nahkampf“

Hier setzt so was wie Verwirrung ein

Ich wusste nicht, ob die Kugel ihr Ziel gefunden alle.

Und hier wird gerade unser aller Mutter fast Verrat vorgeworfen
Die Erde unter unseren Stiefel durfte keine Geräusche machen.
Nein, Deine Helden – Ihr solltet geräuschlos sein, nicht die Erde! Schreien soll sie, dass euch die Ohren abfallen!

Hier schüttel ich dann nur noch den Kopf

Wir kauerten in der Mitte eines größeren Kraters. Die Toten waren in Gruppen zusammengekauert.
Ist das so bei Computerspielen?

Oder auch

Zwei Granaten aus der Entfernung von sechs bis zwölf Meter in den gegnerischen Graben schmeißen und dann hineinstürmen. Was noch am Leben war mit den Bajonetten und Schaufeln in das Jenseits zu befördern.
Dass ich schon vermute, dass der Satz
Dort draußen lungerten die Hunnen, hatte man ihm gesagt. Doch er konnte keine sehen.
eine Alibifunktion hat.

Einige waren von unserer Artillerie verstümmelt worden, andere sahen aus[,] als ob sie nur schlafen würden.
„als“ leitet einen vollständigen Satz ein (nicht vergessen, was schon exemplarisch angesproch wurde, ist von mir jetzt übersprungen worden – ich sitz ja übermorgen sonst noch daran ...)

Und dann der Super-GAU für die schreibende Zunft, das und dass, div. Pronomen und einen Artikel mit der Konjunktion zu verwechseln

„Das ihr mir nicht in ein Messer tritt“, flüsterte jemand zu uns.
Und das Verb falsch zu beugen … Versuch mal selber

Der Leutnant der Gruppe würde getroffen und brach zusammen. Ich hatte nun den Befehl.
Da denk mal selber drüber nach ...
Gibt es bei Disney und KOnsorten schon ein Schlachtfeld zusammenzustellen? Da empfehle ich, Bambi öffentlich abzuschlachten. Da käme mehr Ent - Rüstung auf als über die arabische Halbinsel, das geschundene Afghanistan, am Hindukusch oder mitten im Kongo usw. usf.

Friedel

 
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Hallo zusammen,

Erstmal danke an alle, das ihr euch die Mühe gemacht habt, die Geschichte zu lesen. Die Probleme mit Zeichensetzung und Dativ/Akkusativ sind mir bekannt. Daran wird gearbeitet.
Die Kritik an Präsentation und Darstellungen kann ich auch vollkommen nachvollziehen. Ich hatte bereits vor der Veröffentlichung meine Bedenken, doch ich habe zu lange an der Idee gewerkelt, um alles wegzuschmeißen.
Das Feedback hilft mir enorm und wer weiß, vielleicht wird daraus eines Tages ja noch eine passable Geschichte.

Da findet sich ein Beleg, dass ich nicht um Deine Altersklasse weiß, vor der Rechtschreibreform wurde „soweit“ immer zusammengeschrieben, heute nur noch, wenn es die Konjunktion meint („…, soweit ich weiß“), nicht aber bei unbestimmten orts- oder zeilichen Angaben.
Das war mir tatsächlich nicht bekannt. Danke für den Hinweis.

"auflockern" - das widerspricht deiner Beschreibung im Satz zuvor. Ein trockener, spröder Boden müsste von der schweren Artillerie eigentlich eher verdichtet worden sein
Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Wieder ein gutes Beispiel davor, dass man Sprache nicht vor Inhalt setzen sollte.

Und fürs Protokoll: Ich bin kein Anhänger der Dolchstoßlegende ;-)

Gruß,
Henrik

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @HenrikS ,

wie angedroht, poste ich jetzt meinen Kommentar und steige dann auch gleich ein:

Ein Gewitter von Menschenhand.
Trug Hügel zu Ebenen ab und verwandelte Ebenen in Kraterlandschaften, die man sonst nur auf dem Mond finden konnte.

Warum hier ein Absatz?

Also, den ersten Teil fand ich als Einstieg in die Szenerie ganz gut. Jetzt wird es mir dann aber zu pathetisch:

Der Regen füllte die Krater mit Schlamm, der nur auf den einsamen Soldaten wartete, der sich in Todesangst hineinstürzte. Ob verwundet oder entkräftet, sollten viele Soldaten im Schlamm ertrinken. Dort, wo einst Wälder standen, erwartete das Auge jetzt nur noch verbrannte Stämme. Auch die Dörfer waren verschwunden.

Ich glaube, der Beschreibung bedarf es nicht. Wir wissen, dass wir im Kriegsgeschehen sind.

Dann sparst Du Dir auch den Widerspruch:

Am Morgen des ersten Julis lachte ihnen die Sonne entgegen. Es war lange Zeit trocken gewesen. Ohne den Niederschlag war der Boden spröde und staubig geworden.

Zuerst redest Du nämlich von Regen und Schlamm und dann wird dem Leser präsentiert, dass es um einen sonnigen, staubtrockenen Tag geht. Es muss also zwischen Deiner Einstiegsszene und Deiner Handlungszene enorm viel Zeit vergangen sein.

Sie gingen zwischen den Männern, die an der Wand des Grabens und um die Leitern kauerten hin und her.

Das Markierte liest sich nicht gut. Lass es doch einfach weg.

Das einzige Ärgernis sollten die stinkenden Leichen der kaiserlichen Soldaten sein, die in der Julihitze viel zu schnell das Verwesen angefangen hatten.

Das hört sich so sachlich an. Warum gibst Du der Szene nicht »Leben«? Fokussierst Dich auf Deinen Protagonisten, der vielleicht kaum wagt zu atmen usw.

Wie sie es damals getan hatten.

Wer macht da was? Die Kinder oder deutet er Sex an?

Schon bald würde er wieder in der geliebten Heimat sein, das hatten die Offiziere versprochen.

Ganz schön naiv, wenn die Leichen um einem herum stinken. Vielleicht besser als "Hoffnung" verpackt?

Die Luft im Unterstand war stickig, schwer lastete sie auf uns.

Der Perspektivwechsel kommt hart. Das würde ich irgendwie trennen, z.B. durch Sternchen oder Kursivdruck. So, dass der Leser versteht, dass jetzt etwas Neues kommt und er nicht verwirrt oder betrunken ist ;).

Letzteres war hoffentlich nur auf die Ratten zurückzuführen, die in einem Spaten oder einem Messer ihren Richter gefunden hatten.

Überflüssig und zugleich auch wieder unnötig naiv.

Der Lärm des Trommelfeuers war die neue Stille.

Der Satz ist wirklich schön.

Der Schnurrbart war soweit gestutzt, dass die Gasmaske ohne Probleme angezogen werden konnte. Es gab ihm einen leichten österreichischen Einschlag.

Ist das eine Anspielung auf Hitler?

Dieses Mal kamen uns keine Bündel von Staub entgegen, sondern ganze Bretter aus Erde. Ich schüttele den Dreck meiner Kleidung ab. Der Hauptmann, für einen Moment abgelenkt, wandte sich wieder mir zu.

Für die Dramatik der Situation finde ich das wieder etwas sehr sachlich geschildert.

Der Schütze brachte das Maschinengewehr in den Trümmern des Holzverschlages in Stellung. Zwei Sandsäcke hatten das Trommelfeuer überlebt und waren immer noch an Ort und Stelle.
Der Ladeschütze brachte das Magazin an der Waffe an und verband die Schläuche mit den Kühlwassertank. Ich warf mich in den Dreck und brachte das Gewehr in den Anschlag. Zum ersten Mal nahm ich das Schlachtfeld in seiner gesamten Ausdehnung war. Zu unseren Linken lag die Schwabenfeste, gehalten von den tapferen Soldaten aus Württemberg. Wir selbst lagen direkt auf den Ruinen von Thiepval, von der Stadt selbst war nicht mehr viel übrig.

Das habe ich nur beispielhaft markiert. Du solltest da unbedingt kürzen. Da lese ich so drüber weg und frage mich, wann denn endlich etwas passiert.

Das Maschinengewehr rattertet monoton vor sich hin. Das Sterben fand gerade so weit weg von unserem Graben stand, dass wir die Schreie nur erahnen konnten. Die Wirkung unseres Feuers wurde nur dadurch verdeutlicht, dass die anrückenden Reihen immer lichter wurden. Der Angriff verlor jedes Momentum. Die Überlebenden versteckten sich in den Kratern und Gräben im Niemandsland.

Das berührt mich irgendwie alles nicht. Ich denke da gerade an »Legenden der Leidenschaft«. Da gibt es eine Szene, wo der jüngere Bruder blind vom Gas vor ein Maschinengewehr des Feindes rennt und durchlöchert wird. Die Szene ist mir durch Mark und Bein gegangen und ich meine in Erinnerung zu haben, dass dort nicht einmal besonders Musik eingesetzt wurde, um zu emotionalisieren. Das hört sich bei Dir alles zu sehr nach Bericht an. Warum so wenig Emotionen? Hat Dein Protagonist keine Angst? Zweifel, dass er vielleicht nie nach Hause zurückkehren wird?

Da fällt mir spontan noch eine Szene ein. »Im Westen nichts Neues«, wie die jungen Soldaten vor der Schulklasse ihres Ex-Lehrers stehen, der den Krieg verherrlicht, und sie selbst nichts Positives zu sagen haben. Das hat mich auch sehr berührt. Hat Dein Protagonist keine Desillusion oder irgendeine Emotion? Er kommt mir wie ein Roboter vor.

Unter den Glücklichen, die für dieses Job ausgewählt wurden befand sich auch mich.

Da stimmt etwas mit der Satzstellung nicht. »Befand ich mich auch«?

Zum Erdgeruch mischte sich der markante Gestank der Verwesung.

So langsam weiß ich, dass es da stinkt. So dazwischen geschleudert berührt mich das aber auch nicht. Der "markante" ist auch wieder so sachlich. Warum nicht nur "Gestank der Verwesung" oder eine Umschreibung. "Ich kannte diesen Geruch nur zu gut."

Der Widerstand brach ein, wir hatten ihren Geist gebrochen.

Woher weiß er das?

Der britische Soldat kauerte im Unterstand. Von draußen prasselte der Regen gegen das Holz und der Wind rüttelte an den Brettern, welche die Sandsäcke an der richtigen Stelle hielten. In dieser mondlosen Nacht lag das Schlachtfeld wie ein schwarzer Teich vor ihm. Er konnte die Silhouetten des Stacheldrahtes von seiner Position nur erahnen. Seine müden Augen hatten Schwierigkeiten sich auf das Feld vor ihm zu fokussieren. Und mit jeder Stunde fiel es ihn schwerer wach zu bleiben. Dort draußen lungerten die Hunnen, hatte man ihm gesagt. Doch er konnte keine sehen.

Ein Schatten brach in sein Sichtfeld ein und sprang in den Graben. Der Brite griff hastig nach seinem Gewehr, doch seine Hand fand es nicht. Der Silhouette stand jetzt direkt vor ihn, zwei dunkle Augen fixierten ihn. Der Neuankömmling griff in seine Tasche und zog etwas dünnes Längliches hervor. Er hielt es ihn hin. Ohne nachzudenken griff der Brite nach dem Gegenstand und schloss eine zitternde Hand um das Papier. Die Gestalt verschwand ohne je ein Wort gesagt zu haben in das Niemandsland.


Die letzten beiden Absätze verstehe ich einfach nicht richtig. Musste ich dreimal lesen, um den Perspektivwechsel zu realisieren und den Inhalt zu verstehen. Da übergibt er jetzt den Brief? Der Perspektivwechsel verwirrt auch hier. Schmeißt mich aus dem Lesefluss.

Also liebes »Neues Testament«, so ganz mag ich mich mit Deiner Geschichte nicht anfreunden. Ich bin ein großer Fan von historischen Geschichten und ich mag Kriegsgeschichten, wenn man das so platt sagen kann. Ich habe auch selbst schon einige geschrieben, aber bei Deiner Geschichte fehlt es mir einfach an Emotionen, an etwas, das mich als Leser packt. Es kommt alles wie ein Bericht daher mit vielen Details. Dadurch, dass sie aber nur berichtet werden, bekommen sie keine Funktion in der Geschichte. Ich musste mich echt zusammenreißen, den Text ab der Mitte nicht nur zu überfliegen. Das klingt vielleicht hart, aber auf diese Art und Weise langweilt mich Deine Geschichte einfach.

Das tut mir ja fast leid. Ich weiß ja, dass Du lange und hart an diesem Text gearbeitet hast. Aber, wie Du schon selbst sagtest, Du hast Dich etwas in den historischen Details verloren. Das kenne ich durchaus; mache ich auch gerne. Aber in dieser Länge fällt es besonders auf und es sind viele Informationen, die für die Geschichte nicht wichtig sind. Den Platz solltest Du nutzen, um uns Deine Protagonisten näher zu bringen und nicht den Kriegsschauplatz.

Du hast geschrieben, dass Du es gerne "blutig" magst. Leider kommt auch das sehr emotionslos daher. Das gruselt oder schreckt mich als Leserin nicht. Wenn Du es so sachlich in den Text eingestreut aufzählst, dann kommt es beim Leser nicht an. Etwas überspitzt dargestellt: "Ihm wurden die Gedärme rausgerissen, die Augen ausgestochen, die Zunge herausgeschnitten. Die Schmerzen waren unerträglich. Schließlich gestand er, Lisa den Kugelschreiber gestohlen zu haben." Merkst Du's? Wenn Du nicht die entsprechende Atmosphäre dazu schaffst, dann lesen sich selbst so blutrünstige Beschreibungen vollkommen sachlich.

Den einen oder anderen Fehler habe ich auch gesehen, aber dazu hat Friedrichard schon Stellung genommen und der kann das viel besser als ich :-) .

Keine Ahnung, ob Du etwas mit meiner Kritik anfangen kannst. Vielleicht haben wir auch völlig unterschiedliche Stile. Unter Umständen hat der Text einen Reiz für Leser, die mehr auf Dokumentationen stehen und denen es gerade auf die Beschreibung des Kriegsgeschehens ankommt. Da hast Du Dich gut eingearbeitet. Als Kurzgeschichte jedenfalls hat der Text für mich nicht funktioniert.

Liebe Grüße
Mae

 

Hallo @Maedy,

Erstmal danke, dass du dir die Arbeit gemacht hast, die Geschichte zu lesen. Ich werde auf ein paar Dinge direkt eingehen. Die anderen Punkte sind auch notiert, ich habe gerade nur nichts sinnvolles dazu zu sagen.

Warum hier ein Absatz?
Da sollte kein Absatz sein. Ist mir wohl beim Übertragen ein Fehler unterlaufen
Ich glaube, der Beschreibung bedarf es nicht. Wir wissen, dass wir im Kriegsgeschehen sind.
Da stimme ich zu.
Wer macht da was? Die Kinder oder deutet er Sex an?
Das sollte sich auf das Spielen in der Brandung beziehen. Mal schauen, wie ich das besser darstellen kann.
Der Perspektivwechsel kommt hart. Das würde ich irgendwie trennen, z.B. durch Sternchen oder Kursivdruck.
Ich werde mir etwas überlegen, das besser zu lösen. Vielleicht klappt es mit einer Überleitung von einen oder zwei Sätzen.

Keine Ahnung, ob Du etwas mit meiner Kritik anfangen kannst. Vielleicht haben wir auch völlig unterschiedliche Stile.
Doch, die Kritik hilft mir enorm. Ist der allererste Versuch, etwas in diese Richtung zu schreiben, da läuft einiges nicht rund.
Was die unterschiedlichen Stile angeht, das mag zu einem gewissen Grad zutreffen, doch glaube ich nicht, dass ich ganz auf Emotionen verzichten kann ;-)

Gruß,
Henrik

 

Nach deinem netten Kommentar wollte ich jetzt auch bei dir vorbeischauen. Für das Genre bin ich, fürchte ich, nicht ganz dir richtige. Aber falls es dir vielleicht hilft: das Ende war gut, aber dann doch etwas zu schnell. Vielleicht ein kleines bisschen noch mehr verweilen hier? Es ist ja sozusagen die Kirsche auf deiner Geschichte, die verdient ein bisschen mehr, finde ich.

Mit dem Perspektivenwechsel hab ich mir auch schwer getan und für meinen Geschmack könnte das hoffnungslose sich-gegenseitig-einen-Graben-abnehmen ein wenig mehr gestrafft sein. Sehr blutig empfand ich es nicht - eher als würde man die Hoffnungslosigkeit und die Schrecken des Krieges durch einen distanzierten Filter sehen. Aber auch das hat etwas - ich denke, dass man da wohl abstumpft / abstumpfen muss, um überhaupt noch einen Fuß vor den anderen setzen zu können.

Alles in allem - bleib dran, die Sache hat Potential!

 

Hallo @velvet,

Danke das du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen.

Es ist ja sozusagen die Kirsche auf deiner Geschichte, die verdient ein bisschen mehr, finde ich.
Das Hauptmotiv ist definitiv etwas zu kurz gekommen, dies wird in der zweiten Fassung hoffentlich besser laufen.
Mit dem Perspektivenwechsel hab ich mir auch schwer getan und für meinen Geschmack könnte das hoffnungslose sich-gegenseitig-einen-Graben-abnehmen ein wenig mehr gestrafft sein.
Auch daran arbeite ich im Moment. Da wird mit Sicherheit einiges aus der Geschichte rausfliegen.
Sehr blutig empfand ich es nicht - eher als würde man die Hoffnungslosigkeit und die Schrecken des Krieges durch einen distanzierten Filter sehen.
Ich will vermeiden, dass das Ganze zu einer einzigen Splattercollage verkommt. Es fällt mir aber schwer, hier die richtige Balance zu finden. Es soll sich eben nicht wie ein nüchterner Bericht lesen, aber gleichzeitig auch nicht in Pathos (ist das überhaupt das richtige Wort?) verfallen. Überzeichnen will ich es auch nicht. Da werde ich mir noch einige Gedanken darüber machen müssen .

Gruß,
Henrik

 

Hallo @HenrikS

ich statte dir, bzw, deinem Text mal einen Geben-und-nehmen-Besuch ab. Gelesen habe ich den Text schon kurz nachdem du ihn eingestellt hast.
Ehrlich gesagt triggern mich Schlachtfeldtexte nicht. Zum Ersten Weltkrieg haben sehr sehr viele Autoren war geschrieben, Zeitzeugen, fiktives, da ist es schwer, überhaupt einen Tonfall, eine Erzählweise zu finden, die einen bei der Stange hält. Wir haben uns zudem längst an Grausamkeiten gewöhnt. Bisschen detaillierter:

Trug Hügel zu Ebenen ab und verwandelte Ebenen in Kraterlandschaften, die man sonst nur auf dem Mond finden konnte.
mm, der Mondvergleich, wie oft habe ich den gelesen? Merkst du was?

Still las er die Worte, die er am Abend zuvor zu Papier gebracht hatte, noch einmal durch. Die Zeilen an seine Liebste ließen ihn erneut in tiefe Sehnsucht verfallen. Vor seinen Augen tauchte die Kleinstadt der britischen Kanalküste auf.
du erzählst in auktotialer Perspektive des englischen Soldaten, dann wechselst du auf die andere Seite und verwendest Ich-Perspektive. Damit nimmst du innere Spannung raus. Du könntest die beiden wirksamer gegeneinander laufen lassen, wenn beide in der Ich-Perspektive sprechen, brauchst dann bestenfalls einen jeweils etwas unterschiedlichen Tonfall.

Hier, zehn Meter unter der Erde, befanden wir uns in relativer Sicherheit. Schulter an Schulter saßen wir auf der Pritsche. Nicht mehr als ein Holzbrett auf das Erdreich gebettet. Die Artillerie feuerte weiter. Immer wieder fiel Staub von der Decke des Unterstandes auf unsere Häupter. Wieder hustete jemand. Der Lärm des Trommelfeuers war die neue Stille.
gute beobachtet, fehlen noch Gerüche, was sie sehen, der Geschmack im Mund, gerade in solch einer Szene erzeigst du etwas, wenn du mehr Sinne ansprichst.

Der Angriff verlor jedes Momentum. Die Überlebenden versteckten sich in den Kratern und Gräben im Niemandsland.
Momentum, sein sehr modernes Wort, würde ich ersetzen.

Der Neuankömmling griff in seine Tasche und zog etwas dünnes Längliches hervor. Er hielt es ihn hin. Ohne nachzudenken griff der Brite nach dem Gegenstand und schloss eine zitternde Hand um das Papier. Die Gestalt verschwand ohne je ein Wort gesagt zu haben in das Niemandsland.
das Ende verstehe ich nur halbwegs.

Ich hoffe, dir ein paar Anstöße gegeben zu haben.
viele Grüße aus dem tiefen Frieden
Isegrims

 

Hallo @Isegrims,

Erstmal vielen Dank für die Rückmeldung.

Damit nimmst du innere Spannung raus. Du könntest die beiden wirksamer gegeneinander laufen lassen, wenn beide in der Ich-Perspektive sprechen,
Im Moment tendiere ich eher dazu, die Ich-Perspektive zu streichen. Aber dieser Vorschlag könnte auch funktionieren. Ich werde mal beide Optionen ausprobieren und schauen, was besser funktioniert.
das Ende verstehe ich nur halbwegs.
Das Ende ist in der Fassung deutlich zu kurz geraten, ich arbeite im Moment daran, es klarer darzustellen, was eigentlich passiert.

Gruß,
Henrik

 

Hallo @HenrikS !

Da hast Du Dir aber viel vorgenommen, dachte ich mir schon bei der Überschrift. Denn die verrät schon den Ersten Weltkrieg als Szenario und über diesen haben wirklich schon viele geschrieben. Vor allem auch Menschen, die ihn erlebt haben: Das macht einen entscheidenden Unterschied.

Ich finde Deine Geschichte nämlich verstörend, tut mir leid.

Wenn hier der Krieg als brutal dargestellt werden soll und der nie ankommende Liebesbrief als Symbol für die Form von Menschlichkeit steht, die unsinnigen Grabenkämpfen geopfert wird, dann hat sie schlicht erzählerisch versagt.

Denn dieses Symbolische wirkt wie ein Fremdkörper in einem Text, der viel lieber detailreich den Aufbau von Waffensystemen beschreibt oder die nur angeblich sinnlose Eroberung eines gegnerischen Grabens.

Die pazifistische Wendung des Textes ist hier nur als angelernter Reflex spürbar; nur noch eine Rechtfertigung, um Schlachtenbilder malen zu dürfen.

Bei der Erklärung der Tötungsmechanismen erkenne ich Fachwissen und lese Dinge wie Lewisgun; Kappen, die von Granaten fallen und Spaten, die angespitzt werden. Wenn der Horror anschaulich werden soll, dann lese ich immer wieder nur von Gestank, Ratten und Matsch.

Für mich ist der Text näher an der Fan Fiction für Kriegsspiele wie Battlefield (ja, gibt es) als an Literatur. Er berührt mich nur insofern, dass er mich befremdet.

Tut mir wirklich leid. Vielleicht reagiere ich aus Angst vor Kriegsverherrlichung auch zu intensiv, gut möglich. Falls Du das Buch noch nicht kennst, würde ich Dir "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque sehr ans Herz legen.

Liebe Grüße, Oliver

 

Hallo @Herr Wunderlich,

Erstmal danke, dass du dir die Mühe gemachst hast die Geschichte zu lesen und etwas dazu zu schreiben.

Da hast Du Dir aber viel vorgenommen, dachte ich mir schon bei der Überschrift.
Rückblickend betrachtet, war es wohl etwas ambitioniert für die erste wirkliche Kurzgeschichte. Aber die Idee war da und ich habe bereits jetzt eine Menge Lektionen gelernt.

Die pazifistische Wendung des Textes ist hier nur als angelernter Reflex spürbar; nur noch eine Rechtfertigung, um Schlachtenbilder malen zu dürfen.
Also ich persönlich verlange von mir keine Rechtfertigung um Schlachtenbilder zu malen. Der Brief war nicht als Alibi gedacht, um sich hier in blutrünstigen Fantasien zu verlieren.
Ich hatte es als sinnlose Geste gedacht. Denn was ändert denn dieser eine Briefe an der Gesamtlage? Nichts. Offensichtlich hat das nicht funktioniert und das liegt vor allem an meinen erzählerischen Schwächen.
Bei der Erklärung der Tötungsmechanismen erkenne ich Fachwissen und lese Dinge wie Lewisgun; Kappen, die von Granaten fallen und Spaten, die angespitzt werden. Wenn der Horror anschaulich werden soll, dann lese ich immer wieder nur von Gestank, Ratten und Matsch.
Das ist ein guter Punkt. Das Problem ist, ich fühle mich wohler daran, über die Dinge zu schreiben, mit denen ich vertraut bin. Horror oder Emotionen anschaulich darzustellen, ist eine Sache, die mir immer noch große Schwierigkeiten bereitet. Das muss ich lernen.

Tut mir wirklich leid. Vielleicht reagiere ich aus Angst vor Kriegsverherrlichung auch zu intensiv, gut möglich. Falls Du das Buch noch nicht kennst, würde ich Dir "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque sehr ans Herz legen.
Das Risiko war mir durchaus bewusst und ich mache da niemanden einen Vorwurf. Schließlich sind wir nicht hier, um unser Ego zu stärken, sondern um die Probleme in den Geschichten zu finden. Es ist eine extrem schmale Linie zwischen Kriegsverherrlichung und "nüchterner" Beschreibung des Geschehens auf dem Schlachtfeld.

Ich habe sowohl "Im Westen nichts Neues" als auch "In Stahlgewittern" gelesen und war von beiden Bücher schwer beeindruckt. Es ist eine Sache, ein fiktives Wert zu lesen und darin Brutatlität zu finden und eine komplett andere Zeitzeugenberichte von extremer Brutalität zu lesen. Mir persönlich ist es unerklärich, wie überhaupt irgendein Mensch in den Gräben durchalten konnte.

Gruß,
Henrik

 

Hallo @HenrikS !

Ich würde "In Stahlgewittern" ähnlich kritisieren wie Deine Erzählung! Auch bei Jünger oszilliert die Darstellung zwischen ästhetisierter Gewalt und mittelmäßig gelungenem Anprangern der Grausamkeiten des Kriegs. Ich dachte mir beim Lesen mehrfach: Wie würde dieser Text wohl klingen, wenn Deutschland den Konflikt gewonnen hätte? Jünger hat den Krieg für unausweichlich gehalten und - zumindest bis 1939 - für einen gesunden Teil der menschlichen Natur.

Die Darstellung von Gewalt bringt eine Ästhetisierung mit sich, das lässt sich nicht verhindern: Auch wenn wir Sprache gestalten, machen wir Dinge "hübsch" oder "hässlich". Es ist aber, denke ich, ein Missverständnis, dass die möglichst nüchterne Schilderung von Brutalität der einzig legitime Zugang wäre.

Schlüssiger scheint mir, eine andere Perspektive zu geben: Ein menschlicher, ein emotionaler Zugang muss neben dem unmenschlichen, gefühlslosen stehen. Sonst entsteht eben nicht "Soldat James Ryan", sondern "300".

Doch genug Polemisches für einen Tag. Ich hoffe auf jeden Fall, bald wieder von Dir zu lesen!

Liebe Grüße, Oliver

 

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