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- 02.04.2002
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Brief
Anmerkung des Autors: Dies hier ist keine typische Kurzgeschichte, es ist eher "Etwas Anderes" in einem Brief verpackt.
Es läuft alles aus den Rudern
Und ich kann nichts tun
So viel verändert sich
Doch die Welt fragt nicht nach mir
Interessiert sich nicht für meine Gefühle
Lieber Marc.
Ich denke, es ist Zeit dir endlich zu schreiben. Mein letzter Brief ist lange her, erinnerst du dich noch? Wohl kaum. Ich weiß es selbst nicht mehr genau. Aber darum soll es auch nicht gehen, ich will dir nur einige Dinge erzählen...
Weißt du eigentlich was ich denke, wenn du in der Physikstunde zu mir herüberschaust? Blöde Frage, mmh..? Stimmt, aber ich frage mich manchmal wirklich ob du vielleicht meine Gedanken lesen kannst, ob du in meinen Augen erkennst, wie viel du mir noch immer bedeutest. Es ist so viel Zeit vergangen, seit ich dich das letzte Mal in den Armen hielt, zum letzten Mal deine Lippen berührte..
Die Stunden mit dir habe ich nie vergessen, genau so wenig wie die Liebe die ich einst für dich empfand. Sicher, wir waren ziemlich jung, doch es war einfach anders.. Ich war ganze drei Jahre total in dich verliebt und das, obwohl wir nur drei Monate zusammen waren. Für mich bist du etwas ganz Besonderes, Jemand, denn ich für immer in meinem Herzen habe, mit all den schönen und auch schlechten Erinnerungen.
Ach ja, die Physikstunden.. Es ist seltsam, ich versuche immer mich auf den Unterricht zu konzentrieren, denn immerhin ist Physik mein Lieblingsfach, doch meistens gelingt es mir nicht. Mein Blick wandert ständig zu dir und es scheint so, als würde es dir ähnlich gehen. Ich wundere mich oft darüber, dass du dein Verhalten so häufig wechselst. Mal schaust du mich lieb und völlig offen an und mal tust du so, als sei es ein Versehen. Und mal ignorierst du mich ganz.. das erinnert mich an früher – bevor wir ein Paar wurden. Vor deinen Kumpels hast du geleugnet, aber wenn du mir gegenübersaßt, hast du mich angeschaut und gelächelt, konntest dem Unterricht nicht folgen und wenn ein Lehrer dich aufforderte, wusstest du meist nicht worum es ging. Ich fand das süß... und manchmal wünsche ich mir diese Zeit zurück, diese Zeit voller Träume und Hoffnungen.
Unsere Blicke, die sich in der Mitte des Raumes treffen, sind geheimnisvoll, als dürfte niemand erfahren, dass..... Tja, was soll denn eigentlich niemand erfahren? Wir schauen uns ja nur an.
Du bist ein so lustiger Typ und ich hoffe, dass wir uns eines Tages wieder richtig gut verstehen. Doch was kann ich dafür tun? Dein Wesen ist unergründlich, du bist wandlungsfähig wie ein Chamäleon und... verletzlich. Doch für mich bist du noch viel mehr...
Als wir uns vor etwa sechs Jahren kennen lernten hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich mich dir so nah fühlen könnte, wie ich es jetzt tue. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Vielleicht empfindest du ähnlich, vielleicht auch nicht. Doch auch wenn es für dich nicht mehr die Zuneigung wie einst ist, ich bin immer da, wenn du mich brauchst und ich werde dir sagen, was ich mir immer sage, wenn es mir schlecht geht: Ich will lieber stehend sterben, als kniend leben. Lieber tausend Qualen leiden, als einmal aufzugeben. Wahrscheinlich kennst du das Lied nicht, du hörst ja eher andere Sachen...
Es gibt etwas, dass ich dir unbedingt Sagen muss. Damals, als alles schief lief, und ich mich über dich lustig gemacht habe, da war ich einfach noch nicht bereit, ich hatte noch nicht verstanden, dass ich dich noch liebte. Das wurde mir zu spät klar. Das Blatt hatte sich gewendet. Von einem auf den anderen Tag hast du mich ignoriert. Das hat mich sehr verletzt, doch es hat mich zugleich stärker gemacht. Wir sind erwachsener geworden, vielleicht gibt es ja irgendwann noch eine Chance für uns!? Als Freunde.
Ich möchte, dass du dir darüber im Klaren bist, dass ich uns nicht aufgegeben habe, ich denke oft an dich. Wenn ich zu Hause bin und aus dem Fenster schaue, dann zeichnen die Wolken deine Augen... dein Lächeln.. und manchmal weine ich, denn du fehlst mir.
Pass auf dich auf und denk ab und zu an mich.
In Liebe,
Jeanne
P.S.: Es tut mir leid, ich konnte meine Gefühle nicht so in Worte fassen, wie ich es wollte. Ich denke, du verstehst trotzdem, was ich dir mitteilen wollte.
Zwei Tage später nachdem Marc diesen Brief erhalten hatte, stattete er Jeanne einen Besuch ab und unterhielt sich bis in die frühen Morgenstunden mit ihr. Es waren intensive Worte... Und intensive Stunden.
[Beitrag editiert von: The FallenAngel am 13.04.2002 um 00:18]