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Brief für mich

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22.07.2012
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Brief für mich

Ratlos durchstöbere ich den kleinen, schmutzigen Karton auf der Suche nach dem alten Foto mit dem abgerissenen, rechten Rand. Ich wühle mich durch Berge von Papier, inzwischen Müll, und alte Bücher. Am Boden des Kartons finde ich, wonach ich suche. Eine kleine Zigarrenkiste, die einst meinem Großvater gehört hatte. Ich nahm sie, viele Jahre bevor er starb, für ihn war sie Müll, genau wie der Unrat, von dem sie nun bedeckt war, es für mich ist. Meine Hände zittern. Mein Herz klopft. Ein Geistesblitz. Er ist noch da drin. In Gedanken öffne ich die alte Kiste langsam, in Wahrheit öffne ich sie schnell und ungeschickt, viel weniger theatralisch, als es angemessen gewesen wäre. Der halbe Inhalt ergießt sich über den staubigen Boden. Ganz unten liegt er. Still. Würdevoll. Ich hatte ihn vergessen. Wie konnte ich ihn nur vergessen? Ich nehme das fleckige Stück Papier in beide Hände, entfalte es langsam, diesmal wirklich. Die aufgebaute Spannung entlade ich wieder, indem ich direkt anfange zu lesen. Eigentlich sollte ich es spannender machen, Film-artiger denke ich mir.
Ich halte kurz inne, beginne dann von vorn:

„Erster Brief an dich, 7. Januar 2013, 05:08 Uhr

Ich bin 18 Jahre alt. Damit erspare ich meinem zukünftigem Ich, dir, mir, das Rechnen. Falls du vergessen hast, warum ich dir um diese Uhrzeit schreibe, es ist der letzte Tag der Weihnachtsferien, und ich bin schlaflos. In zwei Stunden werde ich zur Schule gehen und der Alltag geht wieder los. Vermutlich weißt du nicht mehr sehr viel vom Alltag eines Schülers, doch ich halte es nicht für erwähnenswert, dir davon zu schildern. Ein andern mal vielleicht, in einem anderen Brief. Eigentlich habe ich drei Gründe, dir diesen Brief zu schreiben:

1: Ich will dir, mir, uns ein paar fröhliche Stunden bescheren, wenn du ihn findest und liest (Ich weiß, das du ihn vergessen wirst).
2: Mir ist langweilig. Wenn mir langweilig ist, schreibe ich gern, aber das weißt du ja, du kennst mich.
3: Dazu komme ich noch, lies weiter!

Ich hoffe, du schreibst noch. Im Moment habe ich Ideen für zwei Romane und unzählige Kurzgeschichten. Das ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier bringen werde, glaube ich nicht. Etwas anzufangen und nicht zu Ende zu bringen gehört gewissermaßen zu meinen maßgeblichen Charaktereigenschaften, und ich bin davon überzeugt, auch zu deinen. Im Moment ist in meinem Leben einiges los. Mein Freundeskreis verändert sich, mir kommt es so vor, als wäre früher alles besser gewesen. Ich will nicht wissen, wie es dir gerade geht. Ich denke, so ist das Leben, Menschen verändern sich eben. Auch wenn die Zeiten damals besser waren, wünsche ich mir mit keiner Sekunde meines bisher erstaunlich kurzen Lebens zu ihnen zurückzukehren, denn: Lerne aus der Vergangenheit, aber lebe nicht in ihr! Lebe auch nicht in der Zukunft, lebe in der Gegenwart und las sie so zur Vergangenheit werden, damit du etwas daraus lernen kannst und deine Zukunft zu einer besseren Gegenwart, und zu einer noch besseren Vergangenheit werden kann, aus der du wieder lernen kannst. Du siehst, das geht ewig so weiter. Doch wie zum Teufel soll man aus seiner Vergangenheit lernen, wenn man nur noch so wenige Augenblicke daraus bewusst wahrnimmt? Mir geht es bereits so. Ich erinnere mich nur an wenige Ereignisse aus meinen früheren Kindheitsjahren, und längst nicht an alle aus meiner frühen Jugend. Ich wünschte, ich hätte mir Briefe geschrieben. Das ist der Hauptgrund, aus dem ich dir schreibe. Um dir eine Schatzkiste der Erinnerung zu bieten, etwas, das ich in meinen jungen Jahren nur zu gern gehabt hätte. Kommen wir also zu mir: Ich bin 1,83 groß, wiege erbärmliche 56 Kilo, habe hellbraune, dunkelblonde Haare, die in einem Pony über meiner Stirn liegen, an der Seite und hinten sind sie etwas kürzer. Ich trage in letzter Zeit gerne Hemden, hauptsächlich in Discos, ich trinke auf jeden Fall mehr als mir gut tut, und bin ständig hoffnungslos verliebt. Es fällt mir relativ leicht, Charmant zu Mädchen zu sein, wenn mir nichts an ihnen liegt, und das ein oder andere mal war ich auch bereits erfolgreich. Wenn ich jedoch mal wieder (Ja, es ist sehr häufig) „verliebt“ bin, verfliegt mein Selbstvertrauen und ich werde eine Art Neville Longbottom (Ich hoffe, du liest immer noch ab und zu die Harry-Potter-Bücher, wenn nicht dann leg sofort los). Ich bin ein elendiger Jammerlappen. Ich beklage mich gern, ich motze gern, ich rede gerne über mich selbst. Mit Sicherheit wirst du das ein oder andere von dir selbst erkennen, falls nicht: Sehr gut, denn wie gesagt, Menschen verändern sich eben. Zu meinen engsten Freunden pflege ich einen sehr guten Kontakt. Ich denke, auch du wirst noch mit Thomas, Alex und Edgar befreundet sein, falls nicht hoffe ich, du hast eine gute Ausrede. Den Rest der alten Freunde erwähne ich nicht, in der Hoffnung das du sie vergessen hast. Ich werde dir nicht durch Namen helfen, nach ihnen im Internet zu suchen. Wahrscheinlich kannst du dich sowieso erinnern. Das Verhältnis zu meiner Mutter ist absolut großartig. Sie ist so liebevoll und fürsorglich wie eine „coole“ Mutter eben nur sein kann. Mir wird gerade bewusst, das sie vielleicht tot ist, wenn du das liest, und der Gedanke daran Schockt mich. Bei meinem Vater wäre mir das egal. Falls er versucht Kontakt aufzunehmen: Fall nicht darauf herein, du wirst wieder enttäuscht! Du merkst, meine Handschrift wird schlechter, ich habe länger gebraucht, als ich dachte. Ich muss los, mich fertig machen für die Schule, aber ich werde wieder schreiben, und mehr berichten. Ich hoffe, auch du schreibst einen Brief.

Ich.

Ich lese den Brief dreimal und noch einmal frage ich mich: Wie konnte ich ihn nur vergessen?
Ich wusste, was zu tun war, nahm den Brief in die Hand und stieg die Kellertreppe empor, Richtung Arbeitszimmer. Angekommen setzte ich mich an den Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade und nahm zwei feine, weiße Blätter Papier heraus. Ich würde zwei Briefe schreiben, den einen kürzer, den anderen lang. Meine Hand griff nach dem Füller, die andere zog das Papier etwas näher. Ich schrieb.

Brief in die Vergangenheit, 19. März 2036, 17:57 Uhr

Ich bin 41 Jahre alt. Damit erspare ich uns das Rechnen, wir konnten es beide nie besonders gut. Wir sind typische Schreiberlinge, und du wirst es nicht glauben, ich schreibe noch. Keine Romane, keine Kurzgeschichten, ich bin Journalist. Du hast recht, vom Alltag eines Schülers verstehe ich nicht viel, doch ich meine mich zu erinnern, dass du damals auch nicht viel davon verstanden hast, so selten wie du da warst oder zu spät kamst. Ich werfe es dir nicht vor, so sind wir eben. Vielleicht wird es dich freuen zu hören, dass sich in meinem Freundeskreis seit Jahren nichts verändert hat. Es sind die gleichen Menschen, mit denen ich schon vor 15 Jahren befreundet war, und ein paar wenige von ihnen kennst du. Vielleicht wirst du überrascht sein, dass einige jener Namen,die du mir nicht nennen wolltest, nun eine Kurzwahltaste in meinem Smartphone belegen. Aber wie du schon sagtest, Menschen ändern sich. Mit Edgar bin ich leider nicht mehr befreundet. Unsere Wege trennten sich nach der Schulzeit und ich habe keine Ausrede dafür. Auch Thomas ist mir entronnen, doch ich treffe mich alle paar Jahre mit ihm. Mit Alex pflege ich bis heute eine tiefe Freundschaft, ich hoffe, das freut dich. Doch kommen wir nun zu mir: Ich bin 1,83 groß, wiege erbärmliche 61 Kilo, habe hellbraune kurze Haare, die leblos auf meinem Kopf liegen, doch wenigstens hab ich sie noch alle. Ich trage noch immer gerne Hemden, doch gehe nicht mehr in Discos, und das mit dem Trinken habe ich vor Jahren aufgegeben. Wir haben es zu weit getrieben. Nun eine wirklich gute Nachricht:
Ich habe eine langjährige Freundin, jedoch keine Kinder. Ich weiß, du wolltest welche, doch Menschen ändern sich eben. Ich kann dich erleichtern, unsere Mutter lebt. Sie ist „cooler“ als je zu vor, und hat im Alter das Grasrauchen für sich entdeckt. Ach übrigens – das ist jetzt legal (Ich mache es trotzdem nicht)! Was unseren Vater angeht... Nun tatsächlich hat er vor einigen Jahren Kontakt zu mir aufgenommen, und ich habe ihn verstoßen. Er ist der Grund, warum ich deinen Brief fand. Er ist gestern gestorben. Ich suchte nach dem alten Foto von uns, als ich noch ein Kleinkind war. Vielleicht war das seine letzte gute Tat, vielleicht auch nur Zufall. Ich muss mich nun verabschieden. Ich muss noch einen wichtigen Brief schreiben, an mich. Ach und bevor ich es vergesse: Natürlich lese ich immer noch ab und zu die Harry-Potter-Bücher und finde sie immer noch grandios!

Mit freundlichen Grüßen: Du

 

aus Jugend

Hallo BoneBeats,

das Wesentliche zu Deiner grottigen Interpunktion haben Dir schon Deine Deutschlehrerin und Alexander Schuchmann gesagt. :D Alexanders Beitrag ist mir leider beim Verschieben ins Korrekturcenter verschütt gegangen, deshalb kopier ich ihn noch mal in meine Antwort hinein.
Hier im Korrekturcenter hast Du erstmal 4 Wochen Zeit, Deine Geschichte zu korrigieren. Sollte ein Leichtes sein, da Du ja zu viel Zeit und in Alexander einen super Fehlerleser hast. Welch ein Service! Wenn Du das geschafft hast, schreibst Du Makita oder Tserk ein pm, die schieben den Text dann in die Ursprungsrubrik zurück und wir können uns mit Inhalt und Stil beschäftigen. Wenn Du Dich gar nicht rührst, wird er nach dieser Frist gelöscht.

lg,
fiz

Und hier kommt Alex:

Brief an deine Deutschlehrerin.

Bitte, bitte helfen Sie dem armen Jungen! Er hat Talent zum Schreiben, aber ihm mangelt es an elementarem Wissen. Vor allem in den Bereichen Zeichensetzung, Groß-/ Kleinschreibung und das/dass.

Mit freundlichen Grüßen
Ich

Hi BoneBeats,

dein Text ist so übervoll mit Fehlern, dass er bestimmt in Null-Komma-Nichts ins Korrektur-Center verschoben wird. Das ist nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil, hast du dort genug Zeit, dich mit deinem Text zu befassen und ihn Ruhe so zu korrigieren, dass er flüssig und angenehm zu lesen ist.

Zitat:
Ratlos durchstöbere ich den kleinen(Komma) schmutzigen Karton auf der Suche nach dem alten Foto mit dem abgerissenen(Komma) rechten Rand. Ich wühle mich durch Berge von Papier, inzwischen Müll, und alte Bücher. Am Boden des Kartons finde ich(Komma) wonach ich suche. Eine kleine Zigarrenkiste(Komma) die einst meinem Großvater gehört hatte. Ich nahm sie(Komma) viele Jahre bevor er starb, für ihn war sie Müll, genau wie der Unrat(Komma) von dem sie nun bedeckt war(Komma) es für mich ist. Meine Hände zittern. Mein Herz klopft. Ein Geistesblitz. Er ist noch da drin. In Gedanken öffne ich die alte Kiste langsam, in Wahrheit öffne ich sie schnell und ungeschickt, viel weniger theatralisch(Komma) als es angemessen gewesen wäre. Der halbe Inhalt ergießt sich über den staubigen Boden. Ganz unten liegt er. Still. Würdevoll. Ich hatte ihn vergessen. Wie konnte ich ihn nur vergessen? Ich nehme das fleckige Stück Papier in beide Hände, entfalte es langsam, diesmal wirklich. Die aufgebaute Spannung entlade ich wieder(Komma) indem ich direkt anfange zu lesen. Eigentlich sollte ich es spannender machen, Film-artiger denke ich mir.
Ich halte kurz inne, beginne dann von vorn:

„Erster Brief an dich, 7. Januar 2013, 05:08 Uhr

Ich bin 18 Jahre alt. Damit erspare ich meinem zukünftigem Ich, dir, mir, das Rechnen. Falls du vergessen hast(Komma) warum ich dir um diese Uhrzeit schreibe, es ist der letzte Tag der Weihnachtsferien, und ich bin schlaflos. In zwei Stunden werde ich zur Schule gehen (kein Komma) und der Alltag geht wieder los. Vermutlich weißt du nicht mehr sehr viel vom Alltag eines Schülers, doch ich halte es nicht für erwähnenswert(Komma) dir davon zu schildern. Ein andermal vielleicht, in einem anderen Brief. Eigentlich habe ich drei Gründe(Komma) dir diesen Brief zu schreiben:

1: Ich will dir, mir, uns ein paar fröhliche Stunden bescheren(Komma) wenn du ihn findest und liest (Ich weiß(Komma) das du ihn vergessen wirst).
2: Mir ist langweilig. Wenn mir langweilig ist(Komma) schreibe ich gern, aber das weißt du ja, du kennst mich.
3: Dazu komme ich noch, lies weiter! (Ein Ausrufezeichen genügt.)

Ich hoffe(Komma) du schreibst noch. Im Moment habe ich Ideen für zwei Romane und unzählige Kurzgeschichten. Das ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier bringen werde(Komma) glaube ich nicht. Etwas anzufangen und nicht zu Ende zu bringen gehört gewissermaßen zu meinen maßgeblichen Charaktereigenschaften, und ich bin davon überzeugt, auch zu deinen. Im Moment ist in meinem Leben einiges los. Mein Freundeskreis verändert sich, mir kommt es so vor(Komma) als wäre früher alles besser gewesen. Ich will nicht wissen(Komma) wie es dir gerade geht. Ich denke(Komma) so ist das Leben, Menschen verändern sich eben. Auch wenn die Zeiten damals besser waren(Komma) wünsche ich mir mit keiner Sekunde meines bisher erstaunlich kurzen Lebens zu ihnen zurückzukehren, denn: Lerne aus der Vergangenheit, aber lebe nicht in ihr(Ausrufezeichen) Lebe auch nicht in der Zukunft, lebe in der Gegenwart und lass sie so zur Vergangenheit werden, damit du etwas daraus lernen kannst und deine Zukunft zu einer besseren Gegenwart, und zu einer noch besseren Vergangenheit werden kann, aus der du wieder lernen kannst. Du siehst(Komma) das geht ewig so weiter. Doch wie zum Teufel soll man aus seiner Vergangenheit lernen(Komma) wenn man nur noch so wenige Augenblicke daraus bewusst wahrnimmt? Mir geht es bereits so. Ich erinnere mich nur an wenige Ereignisse aus meinen früheren Kindheitsjahren, und längst nicht an alle aus meiner frühen Jugend. Ich wünschte(Komma) ich hätte mir Briefe geschrieben. Das ist der Hauptgrund(Komma) aus dem ich dir schreibe. Um dir eine Schatzkiste der Erinnerung zu bieten, etwas(Komma) das ich in meinen jungen Jahren nur zu gern gehabt hätte. Kommen wir also zu mir: Ich bin 1,83 groß, wiege erbärmliche 56 Kilo, habe hellbraune, dunkelblonde Haare, die in einem Pony über meiner Stirn liegen, an der Seite und hinten sind sie etwas kürzer. Ich trage in letzter Zeit gerne Hemden, hauptsächlich in Discos, ich trinke auf jeden Fall mehr als mir gut tut, und bin ständig hoffnungslos verliebt. Es fällt mir relativ leicht(Komma) charmant zu Mädchen zu sein, wenn mir nichts an ihnen liegt, und das ein oder andere Mal war ich auch bereits erfolgreich. Wenn ich jedoch mal wieder (Ja(Komma) es ist sehr häufig) „verliebt“ bin, verfliegt mein Selbstvertrauen und ich werde eine Art Neville Longbottom (Ich hoffe(Komma) du liest immer noch ab und zu die Harry Potter Bücher, wenn nicht dann leg sofort los). Ich bin ein elendiger Jammerlappen. Ich beklage mich gern, ich motze gern, ich rede gerne über mich selbst. Mit Sicherheit wirst du das eine oder andere von dir selbst erkennen, falls nicht: Sehr gut, denn wie gesagt, Menschen verändern sich eben. Zu meinen engsten Freunden pflege ich einen sehr guten Kontakt. Ich denke(Komma) auch du wirst noch mit Thomas, Alex und Edgar befreundet sein, falls nicht hoffe ich(Komma) du hast eine gute Ausrede. Den Rest der alten Freunde erwähne ich nicht, in der Hoffnung dass du sie vergessen hast. Ich werde dir nicht durch Namen helfen(Komma) nach ihnen im Internet zu suchen. Wahrscheinlich kannst du dich sowieso erinnern. Das Verhältnis zu meiner Mutter ist absolut großartig. Sie ist so liebevoll und fürsorglich wie eine „coole“ Mutter eben nur sein kann. Mir wird gerade bewusst(Komma) dass sie vielleicht tot ist(Komma) wenn du das liest, und der Gedanke daran schockt mich. Bei meinem Vater wäre mir das egal. Falls er versucht Kontakt aufzunehmen: Fall nicht darauf herein, du wirst wieder enttäuscht! Du merkst(Komma) meine Handschrift wird schlechter, ich habe länger gebraucht(Komma) als ich dachte. Ich muss los, mich fertig machen für die Schule, aber ich werde wieder schreiben, und mehr berichten. Ich hoffe(Komma) auch du schreibst einen Brief.

Ich (Schlusszeichen)

Ich lese den Brief dreimal und noch einmal frage ich mich: Wie konnte ich ihn nur vergessen?
Ich wusste(Komma) was zu tun war, nahm den Brief in die Hand und stieg die Kellertreppe empor, Richtung Arbeitszimmer. Angekommen setzte ich mich an den Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade und nahm zwei feine(Komma) weiße Blätter Papier heraus. Ich würde zwei Briefe schreiben, den einen kürzer, den anderen lang. Meine Hand griff nach dem Füller, die andere zog das Papier etwas näher. Ich schrieb.

Brief in die Vergangenheit, 19. März 2036, 17:57 Uhr

Ich bin 41 Jahre alt. Damit erspare ich uns das Rechnen, wir konnten es beide nie besonders gut. Wir sind typische Schreiberlinge, und du wirst es nicht glauben, ich schreibe noch. Keine Romane, keine Kurzgeschichten, ich bin Journalist. Du hast recht, vom Alltag eines Schülers verstehe ich nicht viel, doch ich meine mich zu erinnern(Komma) dass du damals auch nicht viel davon verstanden hast, so selten wie du da warst oder zu spät kamst. Ich werfe es dir nicht vor, so sind wir eben. Vielleicht wird es dich freuen zu hören(Komma) dass sich in meinem Freundeskreis seit Jahren nichts verändert hat. Es sind die gleichen Menschen(Komma) mit denen ich schon vor 15 Jahren befreundet war, und ein paar wenige von ihnen kennst du. Vielleicht wirst du überrascht sein(Komma) dass einige jener Namen(Komma) die du mir nicht nennen wolltest(Komma) nun eine Kurzwahltaste in meinem Smartphone belegen. Aber wie du schon sagtest, Menschen ändern sich. Mit Edgar bin ich leider nicht mehr befreundet. Unsere Wege trennten sich nach der Schulzeit und ich habe keine Ausrede dafür. Auch Thomas ist mir entronnen, doch ich treffe mich alle paar Jahre mit ihm. Mit Alex pflege ich bis heute eine tiefe Freundschaft, ich hoffe(Komma) das freut dich. Doch kommen wir nun zu mir: Ich bin 1,83 groß, wiege erbärmliche 61 Kilo, habe hellbraune kurze Haare(Komma) die leblos auf meinem Kopf liegen(Komma) doch wenigstens hab ich sie noch alle. Ich trage noch immer gerne Hemden, doch gehe nicht mehr in Discos, und das mit dem Trinken habe ich vor Jahren aufgegeben. Wir haben es zu weit getrieben. Nun eine wirklich gute Nachricht:
Ich habe eine langjährige Freundin, jedoch keine Kinder. Ich weiß, du wolltest welche, doch Menschen ändern sich eben. Ich kann dich erleichtern, unsere Mutter lebt. Sie ist „cooler“ als je zu vor, und hat im Alter das Grasrauchen für sich entdeckt. Ach übrigens – das ist jetzt legal (Ich mache es trotzdem nicht)! Was unseren Vater angeht..(Entweder drei oder einen Punkt) Nun tatsächlich hat er vor einigen Jahren Kontakt zu mir aufgenommen, und ich habe ihn verstoßen. Er ist der Grund(Komma) warum ich deinen Brief fand. Er ist gestern gestorben. Ich suchte nach dem alten Foto von uns, als ich noch ein Kleinkind war. Vielleicht war das seine letzte gute Tat, vielleicht auch nur Zufall. Ich muss mich nun verabschieden. Ich muss noch einen wichtigen Brief schreiben, an mich. Ach und bevor ich es vergesse: Natürlich lese ich immer noch ab und zu die Harry Potter Bücher(kein Komma) und finde sie immer noch grandios!

Mit freundlichen Grüßen: Du
Das macht zur Strafe 50 harte Schläge mit dem Duden. Das nächste Mal kriegst du das alleine hin. Auf jeden Fall sollte deine nächste Geschichte hier oder sonstwo weniger Fehler beinhalten. Da musst du echt dran arbeiten. Wenn du die Fehler behoben hast, sage ich vielleicht auch noch etwas zum Inhalt, aber nach der langen Korrekturarbeit habe ich da jetzt keine Lust mehr drauf. Zumal ich ja auch noch nicht weiß, ob du dich wirklich verbessern willst oder das hier 'ne einmalige Sache war.

Liebe Grüße
Alex

 

Zurück nach Jugend. Lob für die schnelle Überarbeitung. :thumbsup:

Kleine Anmerkung noch:
Harry-Potter-Bücher oder Harry Potter-Bücher.

 

Here comes the Freatle, dem die Gemeinschaftsarbeit von Dir,

BoneBeats -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts -

& Alexander in der Form, wie er sie gestern noch gesehen hat, z.B.

Ratlos durchstöbere ich den kleinen(Komma) ...
wie ein gelungenes Experiment vorkam und sogar besser gefiel, als die spröde, korrektere Form. Schade drum! Man müsste sie konservieren ...

Wie dem auch sei, zunächst mal bezweifel ich, dass 2036 noch die Regeln des Rechtschreibreformatiönchen von 1994 bis 2006 noch gelten werden, vermute gar, dass Denglish (schöner wär natürlich die Schreibweise „Deutlisch“ oder „Angloamerikatsch“), selbst wenn’s in Deiner mit leichter Ironie verfassten Briefgeschichte nicht vorkommt, durch die Lingua franca Mandarin abgelöst ist oder – falls sich doch eine indoeuropäische Sprache durchsetzt – Spanisch.

Gleichwohl müssen wir einmal den Korrektor tadeln! Nach K 117 Ziffer 2 wäre die Infinitivgruppe mit einem Komma zu versehen, also

Etwas anzufangen und nicht zu Ende zu bringen[,] gehört gewissermaßen zu meinen maßgeblichen Charaktereigenschaften
Aber ich hätt’ noch’n paar stilistische Anmerkungen. Fangen wir mit dem Gröbsten an, wenn es gegen Ende heißt:

…, jedoch keine Kinder.
Warum hier die Mehrzahl, wenn doch schon ein Kind die Aussage übern Haufen werfen wird?

Gleichwohl, nix Aufregendes, schon gar kein Beinruch:

Ich wühle mich durch Berge von Papier, inzwischen Müll, und alte Bücher.
Will hier mal auf die Mehrdeutigkeit hinweisen, fürs Papier ist es eindeutige, die Berge beziehen sich darauf, wie aber bei den antiquarischen Werken? Also:
Ich wühle mich durch …alte Bücher.
Im andern Falle wärstu in die Fälle-Falle getappt, da m. E. der Genitiv anzuwenden wäre:
Ich wühle mich durch Berge … alte[r] Bücher
oder noch 'ne Alternative
Ich wühle mich durch Berge von … alte[n] Bücher[n].

Vllt wäre der nächste Satz – er ist keineswegs inkorrekt - im Konjunktiv schöner und eleganter (Schönheit auch als Vorrecht der Jugend und Eleganz das der Ältern) in der von mir bevorzugten alten Schreibung:
Das ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier bringen werde(Komma) glaube ich nicht.
Variante 1, für die Jungen:
Das ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier bringen w[ü]rde(Komma) glaube ich nicht.
Variante 2, für die Ältern:
Das ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier br[ächte](Komma) glaube ich nicht.

Ein Geistesblitz[?]

Vllt., aber sicherlich doch eine gelungene Fingerübung mit feiner Ironie, findet der vor Kurzem ins KC strafversetzte,

Friedel,
dem’s darin zu öde war wg. fehlender russischer Pussy Cats …

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey BoneBeats,

ich gebe auch mal meinen Senf dazu :) Also erstmal fand ich die Idee, sich selbst einen Brief in die Zukunft zu schreiben, echt gut. Ich habe das selbst als Kind öfters mal gemacht, war aber nach ein paar Monaten/Jahren dann immer zu neugierig, habe die Briefe aufgerissen und wenn sie mir zu peinlich erschienen einfach verbrannt :D Mittlerweile sind sie alle weg...
An der Rechtschreibung musst du noch arbeiten. Aber das wird schon. Falls das wirklich da im Text du bist und du Ideen für unzählige Storys hast - dann los! Da könnte wirklich was in dir brodeln. Wer weiß das schon.
Es waren auch witzige Stellen drin, weil du einfach so schön ehrlich mit dir selbst warst (oder mit deinem Prot. eben). Der Vater ist zum Schluss gestorben - traurig. Aber gibt der Geschichte, finde ich, den richtigen sentimentalen Touch zum Schluss.
Das war eine Einsteigerfingerübung, bin gespannt ob noch etwas von dir kommt! Wäre übrigens nett, wenn du auf die Kommentare hier antworten würdest ;)

Schreibkram:

Dass ich jemals eine dieser Ideen tatsächlich zu Papier bringen werde, glaube ich nicht.

Lerne aus der Vergangenheit, aber lebe nicht in ihr! Lebe auch nicht in der Zukunft, lebe in der Gegenwart und lasse sie so zur Vergangenheit werden, damit du etwas daraus lernen kannst und deine Zukunft zu einer besseren Gegenwart, und zu einer noch besseren Vergangenheit werden kann, aus der du wieder lernen kannst.
Den Abschnitt fand ich irgendwie zu... na weiß nicht, das passte nicht so rein, das klang so nach pädagogischem Zeigefinger. Das ist der trinkende Kerl mit der hippen Mutti nicht.

Es fällt mir relativ leicht, charmant zu Mädchen zu sein, wenn mir nichts an ihnen liegt, und das ein oder andere mal war ich auch bereits erfolgreich.
Wenn ich jedoch mal wieder (ja, es ist sehr häufig) „verliebt“ bin, verfliegt mein Selbstvertrauen und ich werde eine Art Neville Longbottom (Ich hoffe, du liest immer noch ab und zu die Harry-Potter-Bücher, wenn nicht dann leg sofort los).
Den Rest der alten Freunde erwähne ich nicht, in der Hoffnung dass du sie vergessen hast.
Mir wird gerade bewusst, dass sie vielleicht tot ist, wenn du das liest, und der Gedanke daran schockt mich.
Angekommen setzte ich mich an den Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade und nahm zwei feine, weiße Blätter Papier heraus.
der Satz klingt irgendwie komisch. Vllt. einfach: Ich setzte mich an den Schreibtisch, ...

jener Namen, die du mir nicht nennen wolltest
Leerzeichen

An den Stellen musste ich irgendwie schmunzeln: ;)

Etwas anzufangen und nicht zu Ende zu bringen gehört gewissermaßen zu meinen maßgeblichen Charaktereigenschaften, und ich bin davon überzeugt, auch zu deinen.
:D

so selten wie du da warst oder zu spät kamst.
:D :D

Grüße,

zigga!

 

Hallo BoneBeats,

Mit Rechtschreibung möchte ich dich nicht nerven. Mein Sohn hat einen Deutschlehrer, der die Kreativität seiner Schüler nicht ausbremsen möchte. Anfangs musste ich schlucken, wenn mein Sohn mir seine Werke mal zeigt.
Ich habe festgestellt, dass ihm Schreiben Spass macht, wenn er sich nicht mit etwas so Unbequemen, wie Rechtschreibung und Interpunktion auseinandersetzten muss. Er kann es aber, wie sich gezeigt hat. Wenn es sein muss :D

Ich möchte dir etwas zur Schreib- und Redeweise anmerken. Ein Brief gehört für mich als aller erstes zur Gebrauchsprosa. Du wendest hier jedoch einen künstlerischen Kniff an, schreibst den Brief aus der Zukunft in die Vergangenheit, die zum Zeitpunkt des Entstehens jedoch gegenwärtig gemeint ist. Dein Brief wird daher literarisch. Überzeugt hat der Text mich jedoch noch nicht ganz. Mir fehlt die poetische Gestaltung. Der Brief liest sich immer noch wie ein Brief, halt so bericht- und zweckmäßig. Mir fehlen die sprachliche Bilder, die zwischen den Zeilen stehen könnten.

Gerne gelesen, GD

 

Danke erstmal an alle die geantwortet haben.

Tatsächlich ist es meine erste Geschichte die ich außerhalb der Schule geschrieben habe und bin damit selber eher unzufrieden. Der Protagonist hat mit mir ehrlich gesagt garnicht soviel gemeinsam, bis auf das "Briefe" schreiben. Meine sehen allerdings ganz anders aus, und berichten von viel zu belanglosen und für andere Menschen sicher langweiligen Ereignissen. Nur die Überschrift und die ersten beiden Sätze des ersten Briefes sind gleich. Den Protagonist den ich in meinem Kopf entworfen hab gibt es allerdings schon länger, und ich werde ihn öfter verwenden, auch wenn seine meisten Eigenschaften hier nicht wirklich genannt werden. Das der Brief nach einem Brief und weniger nach einer lyrischen Geschichte klingt hat den Grund das es wirklich ein Brief sein soll. Beim abschnitt im ersten Brief, das mit dem aus der Vergangenheit lernen, hatte ich selbst ein merkwürdiges Gefühl. In meinem Kopf wollte der Protagnist damit verhindern das sein zukünftiges Ich, von dem er natürlich keine Ahnung hat, sich nicht in besseren Zeiten verliert, weil er fest davon ausgeht das früher alles besser war. Er ist naiv genug zu glauben das es so ist. Es kommt auf jeden Fall noch etwas, allerdings eher in den Rubriken Geselschaft und Humor. Da werd ich mir dann auch mal mehr Mühe mit der Rechtschreibung geben und vielleicht auch mal Korrektur lesen :D

 

Der Stil & die Struktur gefällt mir sehr. Inhaltlich sehr interessant & ein Fan von guter Rechtschreibung sind sowieso nur wenige. Großes Lob! :)

 

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