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Brief an Mami
Hallo Mami,
ich hoffe Du kannst Dich noch an mich erinnern. Ich bin Dein Sohn Kalle. Ich lebe noch und erfreu mich bester Gesundheit.
Mama, mache Dir bitte keine Sorgen denn ich habe Dir längst verziehen.Ich glaube ich kann jetzt nachvollziehen warum Du es getan hast.Du musst mich gehasst haben und ich muss schon damals ein Arschloch gewesen sein. Ich habe es mit Sicherheit verdient und Dir die Entscheidung leicht fallen lassen.Natürlich könnte man hier erwähnen, dass ich erst sieben Jahre alt gewesen bin. Aber was spielt das schon für eine Rolle? Du hast deine Chance gesehen und eine Entscheidung getroffen. Zu deinem Besten. Du warst noch Jung und unerfahren. Wahrscheinlich hast Du lange darüber gegrübelt.Manchmal muss man halt egoistisch sein. Ich kann das verstehen.Es gibt allerdings eine Sache die ich nicht ganz nachvollziehen kann und die mich auch etwas sauer gemacht hat. Warum Sibirien? Warum hast Du mich in Sibirien ausgesetzt? Kannst Du dir vorstellen, wie beschissen kalt es hier sein kann? Kannst Du dir vorstellen, dass die Einwohner des kleinen Dorfes in dem ich wohne, bei minus 21 Grad mit T-Shirt herum laufen und sich wie im Sommer vorkommen. Ich kann das nicht. Auch nicht nach 18 Jahren.
Scheiße!
Es gab eine Zeit, da langweilte ich mich fast zu Tode. Ich malte mit meinem Urin Bilder in den Schnee. Ich jagte Schneehasen mit Eisbergsalat und Eisbären mit gefangenen Schneehasen als Köder.
Irgendwann arbeitete ich in einem Elektroladen, der Kühlschränke an Eskimos verkaufte. Der Laden lief schlecht und machte auch bald pleite.
Ich hatte auch eine längere Zeit eine Frau an meiner Seite. Sie hieß Hanna Machslochov und war Sexualwissenschaftlerin. Ihr Hauptgebiet waren Eisigel.
Wir waren vier Jahre zusammen und das Traumpaar in unserem Dorf. Irgendwann verließ sie mich jedoch und heiratete einen sibirischen Bergdoktor namens Oleg Boleg Pakdiekova und verschwand mit ihm nach Moskau. Jetzt heißt sie Hanna Packdiekova und ist weg. Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Wir haben ja auch keine Telefone in meinem Dorf. Vielleicht liegt es ja daran. Einen Grund für unsere Trennung nannte sie mir nicht. Schade.
In jener Zeit entwickelte sich meine kreative Seite und ermöglichte mir Freiheiten und stärkte mein Ansehen in der Bevölkerung. Ich schrieb Lieder und Geschichten. Das Thema war immer das selbe - KÄLTE.
Irgendwann fiel mir aber nichts neues mehr ein und ich machte mir Gedanken über das Leben in meinem Dorf.
Schließlich hatte ich eine Bahnbrechende Idee.
Ich stand vor meiner Hütte und schaute mir das Dorf an. Ich hatte einen tollen Ausblick auf meine Heimat. Alles Weiß. Übrigens heißt das Dorf Kackdov.
Ich fragte mich, ob ich hier etwas ändern könnte. Ich konnte!
Nach langem grübeln und Kraftraubenden Überlegungen, kam ich zu einem Entschluss. Ich würde eine Marktlücke schließen und eröffnete eine Firma. Ich nannte sie:
“DIE FRMA DIE IN SIBIRIEN SCHNEE SCHIPPT UND EINE MARKTLÜCKE SCHLIEßT“!
Kurz: DFDISSSUEMS GmbH & WOLGA.G.!
Das war DIE Idee. Schneeschippen in Sibirien.
Wieso ist niemand bisher darauf gekommen?
Vielleicht weil es meine Bestimmung war.
Mein SCHICKSAL! Anfangs hatte ich noch technische Probleme. Mir fehlte eine Schippe. Irgendwann jedoch kaufte ich mir auf einem Trödelmarkt eine alte, verrostete und kaum brauchbare Schippe in der Hauptstadt unserer Nachbarregion: Stadtistik.
Ich startete eine einzigartige Marketingstrategie und versuchte meine Arbeit an den Mann zu bringen. Viele Einwohner Kackdovs waren zunächst skeptisch und stellten Fragen:
„Wozu brauchen wir einen Schneeschipper in Sibirien?“
„Wie willst Du das alles alleine bewältigen?“
„Was willst Du eigentlich?“
Ich ließ mich nicht beirren und lud alle Einwohner Kackdovs zu einem Sibirischen Schneeschippabend ein.
Ich nannte das Fest: Kalaschnippov.
Du wirst nicht glauben wie viel Resonanz ich erhielt.
75 Prozent aller Einwohner erschienen und erwarteten meine Schneeschippshow.
Insgesamt 39 Einwohner waren anwesend. Toll oder?
Ich war stolz und glücklich.
Jetzt müsste meine Vorführung klappen und ich würde sicherlich sofort die ersten Aufträge erhalten.
Ich schippte den Schnee wie verrückt und voller Leidenschaft, von der einen, auf die andere Seite.
Die Menge jubelte und feuerte mich an.
Man gab mir noch am selben Tag Kosenamen:
Der Marktlückenschließer! Schneekiller Kalle!
Sofort erhielt ich, wie erhofft die ersten Aufträge und machte mich sofort am nächsten Tag an die Arbeit. Es war anstrengend aber sehr lukrativ. So verging eine Zeit und die große Euphorie verblasste plötzlich zunehmend. Dafür gab es einen einfachen Grund.
Ich hatte das Problem, dass der von mir geschippte Schnee nicht verschwand. Ich schippte ihn vor den Häusern weg, aber verlagerte das Problem eigentlich nur. So kam mir eine zweite Bahnbrechende Idee und ich gründete eine zweite Firma.
Ich nannte sie: DIE FIRMA DIE DEN GESCHIPPTEN SCHNEE DER FIRMA - DIE FRMA DIE IN SIBIRIEN SCHNEE SCHIPPT UND EINE MARKTLÜCKE SCHLIEßT – WEGSCHIPPT UND EINE WEITERE MARKTLÜCKE SCHLIESST“!
Kurz: DFDDGSDF – DFDISSSUEMS – WUEWMS GmbH & WOLGA.G.
Geil, oder ?
Mama, Du wärst unendlich stolz auf mich. Da bin ich mir sicher.
Es vergingen wieder einige Jahre und das Geschäft lief sehr gut. Doch etwas fehlte mir. Es gab da eine Sache die ich unbedingt klären wollte.Ich wollte Dich finden um Dir mein Werk zu präsentieren. Ich wollte meine Mama im Arm halten und kuscheln. Ich war jetzt so lange allein und verbrachte meine Zeit nur in Kackdov. Es musste sich etwas ändern. So recherchierte ich Jahre und hatte eine neue Lebensaufgabe. Ich musste Dich unbedingt finden. Wie bereits erwähnt habe ich Dir verziehen und bin nicht sauer über die Tatsache, dass Du mich in dieser beschissenen Gegend ausgesetzt hast. Ich habe deine Adresse herausfinden können und schrieb Dir sofort diesen Brief. Ich hoffe du erhältst ihn und antwortest mir bald.
Mittlerweile, es sind wieder einige Jahre vergangen, habe ich das Geschäft aufgeben. Die Aufträge wurden immer weniger. Klimaerwärmung und so weiter…..!
Ich habe eine 76 Jährige Frau geheiratet und bin eigentlich ganz glücklich. Sie heisst Olga Baltotov und steht seltsamerweise auf Friedhofsgemüse.
Sie "klappert" jedes Wochenende unseren Friehof nach Gemüse ab. Sie klebt sogar mal Flyer an die Grabsteine, um die Friedhofsbesucher darauf aufmerksam zu machen, ihr Gemüse nicht weg zu schmeißen. Der Friedhof heisst übrigens: Fridov Kackdov.
Du musst wissen, hier gibt es nicht so viel Auswahl an Frauen. Deshalb fiel meine Wahl auf Olga.
Kinder haben wir leider nicht. Wie auch?
Bekomme bei der Kälte kaum einen hoch. Ich werde mich jetzt wieder Selbstständig machen und eine neue Firma gründen. Ich habe da nämlich wieder eine Bahnbrechende Idee. Aktion - Reaktion.
Die Firma nenne ich: DIE FIRMA DIE EIN GERÄT ERFAND DAS EISGEKÜHLTE PILLEMÄNNER AUFWÄRMT UM MÄNNER KINDER ZEUGEN LASSEN ZU KÖNNEN UND EINE MARKTLÜCKE SCHLIESST
Kurz: DFDEGEDEPAUMKZLZKUEMS GmbH & WOLGA.G.
MAMA, lebst Du eigentlich noch ?
Wenn nicht, ist auch nicht so schlimm.
Ich komme auch alleine klar.
Das Leben in Sibirien ist hart und das Wetter chronisch beschissen. Die meisten Einwohner Kackdovs
sind alt und kommen dem Fridov mit jedem Tag einen Schritt näher. Ich werde irgendwann mal als Bürgermeister kandidieren und rechne mir große Chancen ein. Ich bin Jung, kreativ und selbsständig.
Mir fällt gerade ein, dass wir keine Post in Kackdov haben. Briefmarken habe ich auch noch nicht sehen können. Hmm.... Was nun.....? Ich bin überfragt.
Ich gehe mal zum Fridov rüber, vielleicht ist Olga da.
Die kann sich schon mal ein Plätzchen aussuchen.
Werde mir auch gleich was reservieren.
Hab die Schnauze voll von Kartoffeln und Wodka.......
Dein Sohn Kalle alias Marktlückenschließer alias Schneekiller Kalle alias Pillemannwärmer Kalle.