Was ist neu

Brief an eine verstorbene Mutter

Mitglied
Beitritt
03.09.2015
Beiträge
35
Zuletzt bearbeitet:

Brief an eine verstorbene Mutter

Brief an eine verstorbene Mutter


14. August 2016

Liebe Mutti,

bis heute ist es mir ein Rätsel, wie Du meinen Namen hast rufen können in Deiner letzten Nacht.
Gegen drei Uhr früh war es, an einem Sonntagmorgen.

Von Deinem Ruf erwachte ich, schlaftrunken ging ich ins Zimmer zu Dir und fand Dich vor
Schmerzen gekrümmt in dem Pflegebett, Du stammeltest nur: „Au au – hi – he...“
Keine Antwort auf meine Fragen, nur: „Au au – hi – he...“

Voller Angst rief ich die Notrufnummer an. Für mich dauerte es eine Ewigkeit, bis die Sanitäter
kamen. So viele Leute in dem kleinen Raum. Einer sprach Dich an; wie entsetzt war ich, als er
Dich schlug! Aber das war wohl nötig, er sagte darauf zu mir: „Ihre Mutter wird sterben,
bereiten Sie sich auf eine unruhige Nacht vor.“...

So rief ich Deine älteste Tochter in Düsseldorf an. Gegen vier Uhr früh hatte ich meinen
Schwager am Apparat. „Entschuldige bitte, Peter, aber Mutti liegt Im Sterben“, waren meine
Worte. Peter sagte, sie würden sich sofort auf den Weg machen.

So ging ich zurück zu Dir, um Dir diese Botschaft zu bringen.

Mit einem Mal kamen Worte aus Deinem Mund: „Ich muss mal!“ So stark warst Du in Deiner
Not, dass ich Mühe hatte, Dich ins Bett zurückzudrücken, während ich Dich anbrüllte: „Du
darfst ins Bett machen!“ Wie erniedrigend muss das für Dich gewesen sein. ... - Ich war so froh,
dass die Pflegeschwester am Abend zuvor die Bettgitter hochgestellt hatte, sonst wärst Du wohl
herausgefallen. Zu ihr hattest Du noch gesagt: „Ich möchte so gerne wieder auf meinem Stuhl
am Wohnzimmerfenster sitzen und sticken.“ Ob sie geahnt hat, was passieren wird, als sie das
Gitter hochstellte?

Jedenfalls spürte ich, dass Du meine Anwesenheit nicht länger ertragen konntest, nach der
Erniedrigung, ins Bett machen zu müssen; aber Du trugst eine Windel.

So fing ich an, den am Vortag versäumten Wochenendputz zu erledigen. Als ich zwischendurch
nach Dir sah, hast Du geschlafen. Anscheinend hatte Dich meine Tätigkeit beruhigt.

Kurz nach sechs Uhr war ich mit Putzen fertig. Entsetzt sah ich, dass Du Dich wieder vor
Schmerz krümmtest und Deinen Stomabeutel abgerissen hattest! Du weißt, ich konnte nie auf
dieses grauenhafte Loch in Deinem Bauch gucken, aber merkwürdigerweise hatte ich in letzter
Zeit aufgepasst, wenn die Schwestern Dich versorgten. So rief ich die Notnummer vom
Pflegedienst an, um mir Anweisung geben zu lassen – es gelang mir einen Beutel anzukleben.
Wie froh war ich, dieses Loch wieder verschlossen zu haben.

Dann batest Du um Wasser. Wie sollte ich Dir welches geben? Sämtliche Freunde rief ich an, ob
jemand einen Schnabelbecher hätte? Schließlich rief ich auch Deinen Sohn Joachim an, den Du
immer so vergöttert hast... Von ihm bekam ich Folgendes ins Ohr gebrüllt: „Ich muss arbeiten,
lass mich in Ruhe!“ Trotzdem ich ihm sagte, dass Du im Sterben liegst, war ihm seine Arbeit
wichtiger als Du!

Verzweifelt ging ich zu Dir und bat Dich um Verzeihung, weil ich nicht wusste, wie ich Dir
Wasser geben sollte.

Immer wieder sah ich auf die Uhr, wann nur kommen die Düsseldorfer? Hatten sie vor lauter
Eile einen Unfall?

Mehrmals ertappte ich mich bei der Überlegung, einfach aus der Wohnung zu gehen, Dich
Deinem Schicksal zu überlassen. Nur, den Mut dazu fand ich nicht.

Endlich, gegen neun Uhr trafen Susanne und Peter ein, da war ich nicht mehr so verdammt
alleine. Kurze Zeit später kam auch die Schwester vom Pflegedienst, versorgte und wusch
Dich. Abwechselnd wachten wir an Deinem Lager. Zuerst wurde ich zum Ausruhen geschickt,
nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen hatten. Auch war Peter etwas eingefallen, wie Dir
Wasser zu geben sei. So brauchtest Du nicht länger Durst leiden. Peter hatte den Notarzt
kommen lassen, Du hättest Morphium benötigt, das hatte er nicht dabei, aber ein starkes
Schmerzmittel.

Schlafen konnte ich nicht, aber etwas ausruhen, zurückgezogen in meinem Zimmer. Ich rief
einige Freunde und Bekannte an, erzählte, was passiert war.

Als ich als Deine „Wache“ eingeteilt war, nahm ich das neue Hundebuch, das ich Dir gekauft
hatte mit und fing an, Dir vorzulesen. Dabei wurde mir bewusst, dass ich Dir nie zuvor
vorgelesen hatte. Irgendwann hast Du mit einem Mal gelächelt und bist eingenickt.
Beim nächsten Mal an Deinem Bett las ich die nächste Geschichte, habe aber gespürt, dass
Dich daran etwas störte. Leider konnte ich nicht deuten was Du wolltest und habe verkrampft
weitergelesen.

Peter hatte irgendwann Joachim herbeizitiert, damit er Dich auch nochmal sieht.
Gegen 20 Uhr kam nochmals eine Schwester vom Pflegedienst, wusch Dich gründlich und
wir alle halfen, Dich umzukleiden und frische Bettwäsche aufzuziehen. Darauf scheinst Du
gewartet und gehofft zu haben.
Gegen 21 Uhr rief Peter Susanne und mich zu Dir.

Als Du für immer gingst, hielten wir Deine Hände und Arme.
Mit einem Mal fühlte ich ein Schweben über uns, in mir war ein tiefes Gefühl von Frieden,
Harmonie und irgendwo Freude – einfach unbeschreiblich. Habe ich Deine Seele gesehen?
Später fragte ich Susanne und Peter, ob sie das auch gespürt hätten? Beide verneinten.

Es folgte die Beerdigung, nur in Familie, einzige Ausnahme war Sabine, meine ehemalige
Lehrerin; in all den Jahren ist sie eine gute Freundin geworden.

All das ist nun fünf Jahre her, am 14. August, auch in diesem Jahr wieder ein Sonntag.
Einen Monat nach Deinem 91. Geburtstag am 15. Juli bist Du gegangen.

Gerne möchte ich Dir heute „Danke“ sagen, Danke dafür, dass Du mich nicht wirklich verlassen
hast, Du bist wohl nur nach nebenan gegangen, ohne dass ich Dich sehen und hören kann. Von
dort gibst Du weiterhin Acht auf mich, auch nach dem Umzug hierher bist Du mitgekommen
und sorgst für mich. Das erkenne ich an den alten und neuen Freunden, an den Pflanzen und
Blumen in den Beeten – und an Katerli, der mich leider auch schon verlassen musste, sowie an
seiner Nachfolgerin Shadow, für die ich Dir besonders Danke.

In Liebe

Deine jüngste Tochter
Evelyne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Katerli,

auf die Ungereimtheiten wie z.B die willkürlich erscheinenden Zeilensprünge möchte ich gar nicht groß eingehen, sondern nur kurz loswerden, dass es in deinem Brief, der in der Tat eher Brief als Kurzgeschichte ist, so manche Zeile gibt, die mich berührt. Und erinnert.

Ich weiß nicht, was deine Intention ist, diesen Text mit den Wortkriegern zu teilen, sofern du das Geschriebene denn selbst erlebt hast ... Davon gehe ich jetzt aber einfach mal aus und sage dir, wie sehr es mich freut, dass du deine Trauer sowie die Gewissensbisse zu Papier gebracht hast. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie hilfreich das (vorübergehend) sein kann.

Vielleicht konnte ich nur mitfühlen, weil ich selbst - und wenn auch anders - betroffen bin, aber da ich das konnte, danke ich dir und wünsche dir viel Kraft für alles, was vor dir liegt.

Mein Kater heißt übrigens ebenfalls Shadow, und ich bin meiner geliebten Oma dankbar dafür, dass ich sie des Öfteren in ihm erkennen kann. Und in der zweiten Katze, Frida, die mir in Schweden zugelaufen ist und von mir nach jener Frau benannt wurde, die meine Oma sehr bewundert hat.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo Katerli,

ich bin sehr betroffen und berührt von deiner Geschichte. Sie ist glaubhaft erzählt und die Ohnmacht gegenüber der Situation für mich deutlich spürbar. Bin nicht sicher, ob das tatsächlich eine Geschichte ist, aber das ist ja manchmal einfach auch unwichtig. Mit feuchten Augen wurde ich an eigene schwere Momente erinnert. Es fällt nicht leicht, besser: es tut so weh! Aber das macht meiner Meinung nach den Menschen aus: Gefühle. Und ich finde, diese hast du auf jeden Fall hervorgerufen.

Liebe Grüße
Lind

 
Zuletzt bearbeitet:

Ist schwierig, einen Text, der möglicherweise autobiografisch ist, auf seinen literarischen Gehalt hin zu hinterfragen, ihn erzähltechnisch und stilistisch zu bewerten oder, was weiß ich, gar den einen oder anderen Kommafehler anzuführen.
Sehr schnell nämlich kann es einem dabei passieren, auf den Gefühlen eines anderen Menschen herumzutrampeln, indem man zum Beispiel sagt, jou, gut zu lesen und nahezu fehlerfrei geschrieben und so, ja, das schon, aber ist das tauglich als Geschichte für Außenstehende? … Schon klar, Katerli, es geht um tiefe Gefühle, um eine Situation, die so oder in ähnlicher Form wohl jeder selber einmal erleben wird, aber … ich weiß gar nicht recht, wie ich das jetzt sagen soll … irgendwie klingt mir das zu … pff, zu intim irgendwie, zu persönlich, ja, zu authentisch. Mir fehlt hier das gut ausgedachte Fiktive, das über den individuellen Anlassfall hinaus Betroffenmachende.
Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, als würde ich im Tagebuch eines wildfremden Menschen herumschnüffeln. Äh, will ich das?
Vielleicht könnte ich den Text anders lesen, wäre er nicht aus der Perspektive einer Ich-Erzählerin geschrieben – wobei ich die persönliche Ansprache einer zweiten Person, noch dazu in Briefform, ohnehin problematisch sehe, weil da diese einigermaßen geziert und gleichzeitig holprig klingenden Verbflexionen des Präteritums (du stammeltest, du kümmertest dich, usw.) immer wieder mit dem umgangssprachlichen Perfekt (Irgendwann hast Du mit einem Mal gelächelt und bist eingenickt.) kollidieren. Ich will das nicht unbedingt als Tempusfehler bezeichnen (eben weil es ein „Brief“ ist), aber es klingt halt stilistisch sehr inkonsistent. Was ich sagen will: Vielleicht könnte ich den Text anders lesen, wenn ich die erzählende Instanz als fiktive Figur und deren Schicksal quasi exemplarisch für das Desaster schlechthin begreifen könnte, für dieses Desaster, dass wir Menschen sterblich sind. Darum, wie diese Figur nun mit diesem Desaster umgeht, könnte man allemal eine Geschichte entwerfen, kann ich mir vorstellen, aber in der jetzigen Form wirkt der Text auf mich halt nur wie das (sehr wahrheitsgetreue?) Protokoll einer alltäglichen Tragödie irgendeiner Person, die ich nicht kenne, und entsprechend wenig geht mir das nahe.


Was mir – ob jetzt Brief oder nicht – noch aufgefallen ist:

So rief ich Deine älteste Tochter in Düsseldorf an. Gegen 4 Uhr früh hatte ich meinen Schwager am Apparat.
Spricht irgendwer von seiner eigenen großen Schwester - die ja vermutlich auch einen Namen hat - tatsächlich als „die älteste Tochter meiner Mutter“?

dass ich Mühe hatte, Dich ins Bett zurückzudrücken[,] während ich Dich anbrüllte

Ob sie geahnt hat, was passieren wird[,] als sie das Gitter hoch stellte?

Scheinbar hatte Dich meine Tätigkeit beruhigt.
Was nichts anderes heißt, als dass sich die Mutter offenbar nicht beruhigt hat.
Oder meintest du anscheinend?

aber merkwürdiger Weise
merkwürdigerweise

nahm ich das neue Hundebuch, was [besser: das] ich Dir gekauft hatte[,] mit und fing an, Dir vorzulesen.

Leider konnte ich nicht deuten[,] was Du wolltest[,] und habe verkrampft weitergelesen.

Peter hatte irgendwann Joachim heranzitiert [besser: herbeizitiert], dass [besser: damit] er Dich auch nochmal [noch mal] sieht.

offshore

 

Hallo Katerli,

bei den Aussagen über die Gefühlswelt dieses Briefes schließe ich mich meinen Vorrednern und -rednerinnen an. Diese Gedanken noch einmal in einer anderen Art und Weise einzubringen, erscheint mir überflüssig. Deshalb komme ich gleich zu ein bisschen Textkram.

Gegen 3 Uhr früh war es, an einem Sonntagmorgen.
Zahlen würde ich in literarischen Texten eher ausschreiben, das liest sich einfach schöner.

„Entschuldige bitteK Peter, aber Mutti liegt im Sterben[.]K Waren meine Worte.
In diesem Fall bezieht sich die Information "waren meine Worte" ja auf den Satz in wörtlicher Rede. Deshalb würde ich an dieser Stelle den Punkt hinter "Sterben" streichen und durch ein Komma hinter den Anführungszeichen ersetzen.

Mit dem Gefühl, eigentlich nichts besonders Konstruktives herbeisteuern zu können, komme ich hier mal zum Ende - möglicherweise liegt das daran, dass man sich mit der Zeit immer mehr daran gewöhnt, Kurzgeschichten, Exposés oder Romankapitel zu kommentieren. Ich wünsche dir noch viel Spaß bei den Wortkriegern :gelb:

Schöne Grüße,
SCFuchs

 

Hallo Katerli,

da dein Nick im Text auftaucht, befürchte ich ebenfalls, dass es sich um eine Art Tagebucheintrag deinerseits handelt. So liest es sich zumindest auch aus meiner Sicht. Wie ein Bericht einer traurigen Begebenheit. Dennoch hat sie mich betroffen gemacht, weil du den Ton gut getroffen hast und ich die ganze Zeit an meine eigene Oma dachte, mit der ich ähnliches erlebt habe. Ob das nun die Intention deines Textes ist? Ich glaube nämlich, dass es mir wie ernst offshore ergangen wäre, wenn ich nicht eine persönliche Erfahrung mit deinem Brief verbinden würde. Ob das nun den Text besser oder schlechter macht, keine Ahnung, darf jemand anderes gerne beurteilen. Mein Fazit fällt widersprüchlich aus: für eine Geschichte fehlt mir die literarische Komponente, aber als Brief habe ich es sehr gerne gelesen und bedanke mich für die Erinnerungen, welche dein Text in mir auslöste.

Beste Grüße,

Sonne

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo liebe Sonne,

ja, es handelt sich tatsächlich um eine reale Erzählung.

Im Prinzip wollte ich eigentlich nur wissen, wie damit umzugehen ist und habe lange überlegt, ob ich es einstelle. Auch denke ich, dass vielleicht anderen Menschen durch so etwas "Mut" zu machen ist, sich auf eine solche Situation vorzubereiten. Sich Gedanken zu machen, was sie tun würden.

Besten Dank für deine Worte dazu!

Netten Gruß

Evi


Hallo liebe/r? offshore,

vielen Dank für die Worte!

Nun, wenn man inzwischen von seiner Schwester enttäuscht wurde, passiert es durchaus, von der "ältesten Tochter" zu reden... Nun ja...

Besten Dank auch für die Fehlerberichtigung!

Dieses vorerst zur Antwort, hoffe, ich darf ne Weile über deine Worte nachdenken.?

Netten Gruß

Evi

 

So stark warst Du in Deiner Not, dass ich Mühe hatte, Dich ins Bett zurückzudrücken[,] während ich Dich anbrüllte: „Du darfst ins Bett machen!“ Wie erniedrigend muss das für Dich gewesen sein[...].…
ist das Herzstück dieses Epitaphs,

liebe Katerli (oder doch Evelyne?),

warum „Epitaph“? Weil ein Brief – gleich an welchen Empfänger, der veröffentlicht wird, etwas gänzlich anderes ist als jede intime und darum dem Briefgeheimnis unterliegende schriftliche Mitteilung. Gleichzeitig kommt mir bei der Erwähnung des Hundebuches der Gedanke, dass Du wohl ein Lieblingstier – Katerli – hattest, und Dich mit dem verstorbenen Lieblingstier identifiziert hast (siehe nickname). Kein Problem für einen, der hierorts in seiner Anfangszeit auch schon schriftlich seinen Lieblingsköter – obwohl ich alle Hunde gleichbehandle – zum Identifikationsobjekt (s)einer eigenen Geschichte nahm. Mit der Veröffentlichung wird der Brief zur Gedenktafel der verstorbenen Mutter, mit der ein Schlaglicht auf die letzten Tage der Sterbenden wie auf die weit auseinander lebende Familie wirft (insofern hat der Brief auch den Charakter einer kleinen Erzählung, und was ist das wesentliche Kennzeichen der Kurzgeschichte? Die Vorsilbe, das Adjektiv kurz).

Gleichwohl, eines Sache direkt zu Anfang, springt mir geradezu ins Gesicht. Im Grunde kann man sich auf die an anderer Stelle ("Kalle ...") aufgezeigte Flüchtigkeit berufen – aber ich behaupte mal was ganz anderes hierüber

Liebe Mutti,

bis heute ist es mir ein Rätsel, wie Du meinen Namen hast rufen können in Deiner letzten Nacht.
Gegen 3 Uhr früh war es, an einem Sonntagmorgen.
Von Deinem Ruf erwachte ich, schlaftrunken ging ich ins Zimmer zu dir und fand Dich vor


Aufgefallen, was ich mein? Schau Dir die Pronomen an. Die Höflichkeitsform Du, Dein…, Dich spricht für Distanz, die nur einmal durchbrochen wird, weil Du Dich überwindest, als Du zu ihr („dir“) „schlaftrunken ...ins Zimmer“ gingst.

So viel oder wenig von mir für heute, nicht ohne noch die bisher übersehenen grammatischen Feinheiten aufzuzeigen (oben im Zitat das Komma, aber auch die Auslassungspunkte, die eigentlich auf wenigstens einen fehlenden Buchstaben am vorhergehenden Wort verweisen. Da wäre sicherlich en Apostroph einfacher. Also immer eine Leerstelle zwischen vorhergehendem Wort und dem ersten Punkt lassen.
Mit dem Leerzeichen vor Auslassungspunkten wird dann so was wie Sprachlosigkeit angezeigt.

Ob sie geahnt hat, was passieren wird[,] als sie das Gitter hoch stellte?
„Hochstellen“ besser zusammen, ebenso gleich „merkrwürdigerweise“. Das Komma ist zu setzen, weil die vergleichende Konjunktion als einen vollständigen Satz einleitet.

aber merkwürdiger Weise hatte ich

Und hier fehlt was hinterm Semikolon
Es folgte die Beerdigung, nur in Familie, einzige Ausnahme war Sabine, meine ehemalige Lehrerin; in all den Jahren eine gute Freundin geworden.
Mutmaßlich ein „sie war“ ...

Hier verstärkt sich sogar die Wirkung der o. g. Distanz

fing an, Dir vorzulesen. Dabei wurde mir bewusst, dass ich Dir nie zuvor
vorgelesen hatte. Irgendwann hast Du mit einem Mal gelächelt und bist eingenickt.
Beim nächsten Mal an Deinem Bett las ich die nächste Geschichte, habe aber gespürt, dass
Dich daran etwas störte. Leider konnte ich nicht deuten[,] was Du wolltest[,] und habe verkrampft
weitergelesen.

So, genug für heute vom

Friedel

 

Hallo lieber Friedel,

sorry, vorhin ist mir erst aufgefallen, dass du auch hier kommentiert hast.

Aha, früher galt das "Du" im Brief als selbstverständlich, heute als Höflichkeit ... Irgendwann konnte man es klein schreiben, aus welchem Grund ist mir denn tatsächlich entgangen. Daher ist mir das nicht bewusst gewesen, und das kleingeschriebene "dir" tatsächlich Flüchtigkeit.

Mal so gesehen, ist diese unbewusste Distanz eine Art Selbstschutz, denn so kannte ich meine Mutti nicht; irgendwie war es meine Mutter, und doch auch irgendwie nicht ...

Um ein ähnliches Desaster wie bei der "Reblaus" zu vermeiden, werde ich brav warten, bis meine Freundin, die mehr Ahnung von PC hat, Zeit hat, bei mir aufzuschlagen, um eine Korrektur vorzunehmen.

Netten Gruß Evi

 

Aha, früher galt das "Du" im Brief als selbstverständlich, heute als Höflichkeit ...

Hallo,

liebe Evi,

ja, ich erinner mich noch der Zeit, als der Hof / die Höfe (nicht die Landwirte, wenn auch mancher Adelige eben auch einen Bauernhof bewirtschaftete) das Leben des Kleinen Mannes bestimmte/n, da war die Anrede des gemeinen Volkes gegenüber dem von Adel beispielsweise "Ihro Gnaden Dero Sohn" (Schiller, Luise Millerin, bekannter unter dem Titel "Kabale und Liebe").

Was die EDV anbetrifft, hab ich heut morgen von der Telekom den Anruf (gesprochene, eher radegebrochene SMS) erhalten, das schnelle Internet sei jetzt installiert. Und siehe, die Kiste läuft langsamer als in der letzten Woche. Vielleicht muss irgendwas irgindwie erst warm werden.

Es ist immer gut, einen Freund - und sei er weibl. - zu haben, der einem beisteht!

In dem Sinne schöne Tage diese Tage vom

Friedel

 

Hallo Katerli,

der Brief hat mich berührt, ich hätte fast geheult. Was ich nicht verstanden habe, warum es so schwierig ist, der Mutter Flüssigkeit zuzuführen. Liegt das an ihrer Krankheit? Ich glaub, die Mutter hat sich im Himmel über den Brief gefreut.

VG
PeterMa

 

Hallo lieber Peter Ma,

sie konnte nicht "normal" trinken, erst sehr viel später sind wir auf die Idee gekommen, ihr einen feuchten Waschlappen in den Mund zu geben.

Besten Dank für deine Worte!

Gruß Evi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom