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Brennende Leidenschaft

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08.11.2011
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Brennende Leidenschaft

Ich habe das Gefühl, dass viele Dinge nur in der Welt sind, um mich zu verwirren. "Da muss der Paste drauf! Der Paste da drauf!" Meinem Sensei ist das letzte Turnier nicht sonderlich gut bekommen, Schädelhirntrauma, der ganze Zinober. Jedenfalls gleicht sein Sprachduktus zur Zeit dem einer Figur von Hans-Werner Olm. Sensei heißt eigentlich Karl-Heinz und das Furchterregendste an ihm ist eigentlich diese einzigartige Mischung aus Fuß- und Mundgeruch, die bisher noch jeden Gegner in die Flucht schlug. Schwarzer Gürtel, schwarze Nasenklammer, Ultimate Fighter Karl-Heinz. Ich stehe in Zubon und Uwagi im Garten meiner Eltern und langsam dringt die Erkenntnis zu mir durch, dass ich als militanter Nichtraucher wohl auf fremde Hilfe angewiesen bin, um die Brennpaste auf dem Stein zu entzünden, um diesen dann, in Vorbereitung auf meine Prüfung zur Erlangung des ersten Dans, mittig zerschlagen zu können. Brabbel-Sensei wird mir dabei wenig behilflich sein können. Unsere Nachbarin zur Rechten ist eine alte Frau, bis die mit ihren verwirrten Anekdoten aus dem Spätmittelalter fertig ist, gibts schon wieder neue Gürtelfarben, das ist zu riskant. Also entschließe ich mich, mich bei unseren neuen polnischen Nachbarn – neu ist gut, das sind auch schon vier Jahre oder so – nach Feuerkraft zu erkundigen.

Im Hof saß deren Hund und in meiner Kampfmontur muss ich ihm wohl vorgekommen sein wie eine wandelnde Pastete. Aber er war ein Testbild von einem Hund: eine optisch makellose Urwucht mit dem Gemüt eines Postbeamten auf dem Totenbett. Diese stolze Mischung aus Schäferhund und Faultier war im Sitzen größer als seine beiden Herrchen zusammen. Er hätte mich problemlos in der Mitte durchbeißen können - ausreichende Brennpastenapplikation vorausgesetzt, hahaha. Aus der Abwesenheit jedweder Schleif-, Schweiß-, Hobel- und Säggeräusche schloss ich, dass das männliche Familienoberhaupt ausgeflogen sein musste. Der Sohn war übrigens hauptberuflich bewaffnet, genau wie mein alter Freund Mario. Ich erwartete also, nun die eher quadratische Silhouette der Dame des Hauses hinter der mit kleinen Fensterchen besetzen Tür zu erblicken. Doch dann öffnete sie mir die Tür. In Unkenntnis ihres Vornamens taufte ich sie kurzentschlossen Polina, so heißen viele Polinnen wohl wirklich. Polina Pohl aus Polen, so ein Quatsch eigentlich schon wieder. Sie war wesentlich hübscher als ihre Mutter, Rückrechnung auf gleiches Alter inklusive. Ich vermutete also, dass da doch irgendwie der Hund beteiligt sein musste. Seis drum. Ihrem Gesichtsausdruck nach hielt sie mich wohl für jemanden, der seinen Dittsche-Fan-Bademantel zu heiß gewaschen hatte, aber trotzdem gelingt es mir, sie zu überreden, ihr verliehenes Feuerzeug an dessen Einsatzort zu begleiten. Als sie so mit ihrem etwas rundlichen, aber hübschen Gesicht aus ihrer Windjacke in den Garten blickte, fiel mir auf, dass hier eigentlich grundsätzlich viel zu wenig junge Frauen rumstehen. Das werde ich mir manuell merken müssen, Blackberry in Kampfmontur ist zu gefährlich. Erfahrung macht klug, gebranntes Kind scheut das Feuer usw. usf.

Gewissenhaft schmiere ich einen kleinen Pastenzirkel um den anvisierten Auftreffpunkt und zünde ihn an. Burning Ring Of Fire, der Typ ist doch auch schon tot, oder? Mich mit verstohlenem Blick ihrer Aufmerksamkeit versichernd hole ich zum Schlag aus. Plötzlich fährt ein Gedanke ich mich hinein: So ein Scheiß eigentlich! Wenn man die Augen aufmacht, kann man die Mitte des großen Steinblocks eigentlich ganz gut treffen. Was muss mich dieser kranke alte Mann auch mit seinen scheißdämlichen Spinnereien anstecken. Ich frage mich, ob er wohl beim Pinkeln jedes Mal vorher die Klobrille in Flammen setzt. Das Bewusstsein der eigenen Jämmerlichkeit lässt mich das Ziel verfehlen. Ausgehend von meinem rechten Handrist bahnt sich eine Schmerzlawine ihren Weg bis zu meinem Schultergelenk. Ich trotze meinem Körper ein kehliges Halsrumpeln statt des eigentlich vorgesehenen Schmerzensschreis ab. Aufgrund dieser dümmlichen Karate-Filme wird sie das vielleicht für Kampfsport-Folklore halten. Danke Privatfernsehen, gerade nochmal gut gegangen. Da ich mir regelmäßig die Extremitäten rasiere, muss ich jetzt auch nicht als Häuptling Brennender Unterarm durch den Garten karrussellen. Dass sich meine Exzentrik auch mal als praktisch erweisen sollte, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Kurz nachdem der Stein gespalten war und ich meine Feedback-Anfrage ausgesandt hatte, bereute ich es schon wieder: "Wie war ich, Schatz?", das soll ja gar nicht so gut kommen. Sie findet es "sehr interessant", was auch meiner Einschätzung entspricht. Gewalt gegen Sachen ist die edelste Form der Erotik. Das alles klang bei ihr allerdings etwas holprig, was ich aber auf die deutsch-polnische Sprachbarriere zurückführe. Im Adrenalinrausch lade ich sie gleich noch zum Wii-Abend bei meinem Freund Mario ein und unter dem Eindruck meiner Kraftdemonstration hat sie sich wohl auch nicht getraut, zu widersprechen.

Marios Freundin übrigens scheint mich irgendwie nicht zu mögen. Auf der Suche nach den Gründen wandele ich am Abgrund menschlicher Erkenntnisfähigkeit und komme zu dem Schluss, dass ihre Synapsen durch Kohlensäure und Zuckerersatzsubstanzen vernebelt sein müssen. Das Bewusstsein, jeden Menschen unter Zuhilfenahme von nur ein wenig Brennpaste jederzeit halbieren zu können, hat mich kritikresistent gemacht.

Als der Abend kommt, bediene ich mich einer alten Triebtäter-Finte und springe lautlos hinter einem Hochgewächs in unserem Vorgarten hervor und hole sie, die gerade den elterlichen Hof verlassen hat, langsam ein. Da Marios Limonaden-Gespielin ihren Kfz-Auto-Pkw im Hof abgestellt hatte, müssen wir im Gänsemarsch an dem roten Gefährt vorbeischleichen. Wer geht da eigentlich zuerst? Gibt es da was von Knigge? Gibt es überhaupt einen polnischen Knigge? Und wenn ja, was sagt der denn zum Autoklau: Rechte oder linke Tür aufbrechen? Hahaha, Spitzen-Gag, aber falsches Publikum. Ich schäme mich meines Rassismusses und fasele etwas von: "Beim Mario ists immer lustig". Quatsch mit Soße, da ist nämlich sonst immer dieser David zugegen und der sagt immer irgendwas zu mir und dann lachen alle, komischer Typ.

Der Abend selbst verläuft eher suboptimal. Von meinen Versuchen, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, gelingen nur die, bei denen ich Husten oder Schnupfen vortäusche. Was macht das denn für einen Eindruck! Erst den halben Steinbruch pulverisieren und dann herumröcheln wie Omma Hilde auf dem Seniorenausflug. Reiß dich zusammen, Mann! Mit jeder Sekunde verlorenen Augenkontakts wandert meine Hand wie ferngesteuert in Richtung der Brennpaste in meiner rechten Hosentasche. Mario, dem ich von meiner beeindruckenden Performance und der Anwesenheit der Brennpaste erzählt habe, schaut mich schon an, als sei ich im Begriff, auf dem Kinderfasching meinen Schwanz auszupacken. Ganz unrecht hat er ja nicht, der Gute. Er nimmt mich ein paar Minuten später zur Seite und mein hormongeflutetes Gehirn hat Probleme, seiner Gardinenpredigt zu folgen. Irgendwas von wegen ich solle nicht versuchen, all meine Probleme mit Brennpaste zu lösen, Brennpaste wäre doch auch keine Lösung, ich sollte davon loskommen – Laber Rhabarber.

Ich habe dann versucht, sie nacheinander in Gespräche über den Vietnamkrieg, den Siegeszug des Heimcomputers und verantwortungsbewusste Ernährung zu verwickeln. Absolute Premiumthemen, aber keine Resonanz. Ich hatte auch keine Gesprächsthemen mehr in der Rumpelkiste: Sie hat weder Abi-Schnitt noch WoW-Name, was soll man da reden? Weiber. Meine Wortbeiträge waren auf affirmatives Hintergrundrauschen beschränkt – "Genau", "Siehste", "Haha, stimmt" usw. usf. Ich war wohl doch weniger der rebellische Freigeist, für den ich mich bisher hielt. Der Steinblock des Schweigens muss halbiert werden, koste es, was es wolle! In meiner Tasche pulsiert die Brennpaste.

Da meine akustische Aktivität bisher wenig Früchte trug, verlagere ich mich auf visuelle Passivität. Ich lasse den Blick wandern und sehe ihre beiden Gottesbeweise wie zwei junge Pfirsiche in ihrem Nest ruhen. Die Pfirsich-Zwillinge, so ein Scheiß wieder, fällt auch nur mir ein sowas. Das Stillleben währte jedoch nicht lange, denn nun war sie am Zug, an dieser dämlichen Fernbedienung herumzurütteln. Die infolge der Dynamisierung der Pfirsich-Anordnung gewonnen neuen Perspektiven ließen mich die bisherige Bildkomposition schnell vergessen – die Wii ist von Männern erfunden worden, keine Frage. Wie hieß das noch bei Prince: Peaches & Cream? Pfirsiche und Paste, das isses doch! Diese göttliche Eingebung bestärkte mich in meinem aberwitzigen Vorhaben. Jetzt heißt es: Winterschlussverkauf in Neukölln, ran an die Bulletten, Countdown To Extinction, wer sich jetzt kein Haus baut... usw usf.

Da Mario nur Wasser mit Congas (haha, Spitzen-Gag, aufschreiben!) hat und auch beständiges Rühren in der Brühe deren Kohlensäuregehalt nur unmerklich senkt, hat dieser Giftstoff mir die Sinne vernebelt. Mario legt nun auch noch den Progressive-Jazz-Schlager der Bloodhound Gang auf: Burn, Motherfucker, burn! Haha, wenn die wüssten. Burn, Brennpaste, burn, ihr werdet schon sehen!

Mittlerweile ist bei mir komplett die Kopfdisco ausgebrochen. Ich fange an, unkontrolliert zu schwitzen und gluckse anlasslos in der Gegend herum. Handbremse, Notausgang, Escape-Taste. Ich flüchte mich ins Bad. Die Paste in meiner Hosentasche ist mittlerweile ganz warm, habe ich doch unterbewusst die ganze Zeit daran herumgefingert. Als eine Art Übersprungshandlung schmiere ich mir das Zeug auf die Brust. Ohgottohgott, erwartungsgemäß brennt es, hahaha. Schlechter Kalauer und Nippelaua, tiefer kann ich nicht mehr sinken. Dieses Zeug ist immer mehr zu einem Fetisch geworden – mein Ambrosia, mein Kryptonit, mein Handkäs' mit Musik usw. usf. Demnächst putze ich mir mit dem Zeug noch die Zähne! Empört vor dem geistigen Ohr ausgesprochen sickert diese Botschaft sofort wieder auf dem falschen Weg in mein geschundenes Gehirn hinein. Der Wahnsinn bohrt mir seine erbarmungslosen Klauen immer tiefer ins Fleisch. Ich beschließe, mir das Zeug ins Gesicht zu schmieren. Ein Bart aus Paste, ein Pastenbart! Ich verbringe gerade mit zartem Strich eine beachtliche Menge dieser himmlichen Substanz in meinem Gesicht, als es barsch an der Tür klopft. Ich denke noch: Selbst schuld, ihr mit eurer blöden Kack-Brause! Das Gefühl moralischer Überlegenheit verdrängt mein Gefühl dafür, Gegenstände unfallfrei in der Hand zu halten. Und so rutscht mir das weiße Wunderzeug ins Klo. Das Klopfen draußen wird lauter. Ohgottohgott. Meine Panikreaktion besteht nun darin, wie wild zu spülen. Klunker, knarz, glucker. So muss es sein, wenn man die sprichwörtlichen Backsteine scheißt. Nachdem ich das Bad besenrein übergeben habe, mache ich mich auf die Suche nach einem Substituat, nach Brennpasten-Methadon sozusagen. Ich schleiche mich die Treppe hinunter und finde in der unverschlossenen Waschküche eine kleine Flasche flüssigen Grillanzünder, die ich mir in den Hosenbund stopfe.

Oben angekommen starte ich meinen letzten Versuch. Mario scheint meine exponentiell angestiegene Körperspannung bemerkt zu haben, denn er sieht mich an wie jemanden, der fünf Minuten vor der Öffnungszeit schon mit heruntergelassenen Hosen vorm Puff steht. Der Mann war gewarnt. Polina schien mittlerweile Heimweh zu haben, sah sie doch öfters aus dem Fenster in Richtung ihres Elternhauses. Doch noch ist Polen nicht verloren, hahaha. Ich erzähle die sympathische Anekdote von den zwei infolge einer verhängnisvollen Kombination von Mangel an Speichelflusskontrolle ihrerseits und Fahrtwind durch ein offenes Kleintransporter-Fenster meinerseits völlig eingespeichelten Behinderten, die sich während meines Zivildienstes zutrug. Die ultima ratio, my last resort, meine ganz persönliche V2. Wenn das nicht zieht, ist Dienstzeitende, Schicht im Schacht, Game Over. Sie allerdings sieht mich an, als hätte ich am 25. in der Warschauer Johanneskathedrale das Ave Maria gerülpst. Danach Blackout.

Den Geschehensablauf rekonstruiere ich wie folgt: Ich muss wohl, der stuhlgangsbedingten Abwesenheit Marios gewahr, mit geübter Bewegung nach dem Grillanzünder gegriffen und selbigen zügig und großzügig auf dem schwarz lackierten IKEA-Tischchen verteilt haben. Dann sprang an diesem Abend im wahrsten Sinne des Wortes endlich mal der Funken über, hahaha. Aufgrund der geringen Höhe des Tisches konnte sich jedoch die von mir einkalkulierte Hebelwirkung nicht voll entfalten und das verdammte Teil wollte sich meinen Schlägen nicht fügen. Im Folgenden hätte ich massiv die Löscharbeiten der herangeeilten Feuerwehr behindert, indem ich "wie ein Berserker" (Zitat Marios Brause-Freundin) auf den brennenden Tisch-Kadaver eingehackt hätte, als die restliche Gesellschaft sich längst nach draußen geflüchtet hätte. Ich sei sogar den emsigen Feuerbekämpfern hinterhergerannt und habe ihnen bedeutet, diesen Lumpen von einem Tisch herauszugeben.

Na immerhin. Polina war beeindruckt, aber wen lassen Verbrennungen zweiten Grades schon kalt? Familie Pohl will wegziehen. Den Feldzug im Herbst 1939 hätten sie den Deutschen noch verzeihen können, aber ihre Tochter zu entstellen, das ginge zu weit. Geilheit ist ein denkbar schlechter Ratgeber, hat meine Oma auch schon immer gesagt. Glaube ich zumindest. Die Judo-Prüfung habe ich bestanden, ich habe mir jetzt Streichhölzer besorgt.

 

Das ist das erste Mal, dass ich überhaupt etwas zusammenhängendes in narrativer Form geschrieben habe. Mich interessiert jetzt natürlich, ob das nur für mich witzig ist oder ob das auch außerhalb meiner Schädeldecke resoniert.

Für jedwede Art von Kritik bin ich sehr dankbar, am liebsten lese ich aber Verrisse. ;) Genug der Selbstverständlichkeiten - mich interessiert eines am meisten: Merkt man mir meinen Lieblingsautor zu sehr an? Wessen Epigone bin ich, kann das jemand 'herauslesen'?

 
Zuletzt bearbeitet:

- mich interessiert eines am meisten: Merkt man mir meinen Lieblingsautor zu sehr an? Wessen Epigone bin ich, kann das jemand 'herauslesen'?
Dann nur das Wichtigste: Ja, aber Du kannst gnoebel nicht annähernd das Wasser reichen. Versuch doch mal, entspannter an die Sache ranzugehen, also vllt nicht so "boa jetzt der Bruelllllller, vorsicht!". Du drehst an den Säzten zu viel herum und packst zu viele Halbwitzigkeiten rein, irgendwelche Namen, die niemand kennt (Dittsche?) ... oder die zumindest ich nicht kenne. :D

Guck mal, das schwurbelt, einfach mal fast blind rausgepickt:

Da ich mir regelmäßig die Extremitäten rasiere, muss ich jetzt auch nicht als Häuptling Brennender Unterarm durch den Garten karrussellen.
Fuellsel können so lustig sein, wenn man sie gezielt einsetzt, aber nicht durch overkill: regelmässig, jetzt auch noch nicht (AUA!). Und karussellen und eine recht lahme Wortschöpfung, die als Abschluss nix taugt. Indinanerwitze haben eh einen Bart.
Schädelhirntrauma, der ganze Zinober.
Zinnober. Böse, böse Fremdworte. Schädelhirntrauma in Abgrenzung zu ... Rueckenmarkshirntrauma? Und sag ja nicht, das war Absicht.

Nicht lustig. Ich empfehle, Dir Dein Vorbild nochmal gruendlich anzuschauen - "Der Vampir mit dem elektrischen Hut" wäre eine gute Hilfe. Eigenes ist aber immer noch am besten, finde ich.

Viel Glueck!

 

Hallo Canaris,

herzlich willkommen hier!

Ich habe das Gefühl, dass viele Dinge nur in der Welt sind, um mich zu verwirren.
Nun, deine Geschichte gehört nicht dazu, bis auf …
Sensei heißt eigentlich Karl-Heinz
Ich glaubte immer, Sensei hieße übersetzt „früher geboren“ und bedeute „Meister“. :D

Deine Geschichte hat mich gut unterhalten. Die Brennpaste ist der rote Faden, der Dreh- und Angelpunkt, das Ein und Alles in der Geschichte; leichte Verwirrung steigert sich zu schwerem Wahnsinn, auch Spannung kommt auf, weil ich den mehr oder weniger zweckgerechten Einsatz der Paste erwarte.
Für mich gipfelt die Story hiermit: Ich sei sogar den emsigen Feuerbekämpfern hinterhergerannt und habe ihnen bedeutet, diesen Lumpen von einem Tisch herauszugeben.
Der letzte Absatz reicht da nicht heran und könnte gestrichen werden.

Habe ein paar Schnitzer herausgesucht, Re-Fehler dabei unberücksichtigt gelassen, da mir die Zeit davonläuft.

Also entschließe ich mich, mich bei unseren neuen polnischen Nachbarn
Wortwiederholung. Etwas eleganter: Also beschließe ich, mich …

Ich habe das Gefühl,
[…]
Im Hof saß deren Hund

Warum der Zeitwechsel?

Aber er war ein Testbild von einem Hund:
Testbild ergibt nicht das rechte Bild. Abziehbild? Das kenne ich als Abwertung.

usw. usf.
Bitte immer ausschreiben; ist in literarischen Texten so üblich.

Ring Of Fire, der Typ ist doch auch schon tot,
:heul:
37 Johnny Cash CD`s später:

Gewissenhaft schmiere ich
Wieder ein Zeitwechsel, obwohl die Handlung chronologisch erzählt wird.

So ein Scheiß eigentlich! Wenn man die Augen aufmacht, kann man die Mitte des großen Steinblocks eigentlich ganz gut treffen.
Mindestens ein „eigentlich“ zu viel. Wortwiederholung.

Gewalt gegen Sachen ist die edelste Form der Erotik.
Hmm … seltsame Einstellung.
Gewalt gegen Sachen kann (auf einen Beobachter) eine erotische Ausstrahlung haben.

Als der Abend kommt,
Der Absatz ist überflüssig. Hat nix mit Brennpaste zu tun und David taucht nicht mehr auf.

Der Abend selbst verläuft eher suboptimal.
Tja, das ist wieder ein Zeitproblem. Wird die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt, ist die Bemerkung prophetisch. Du solltest über die Zeitform nachdenken. Ich meine, die Geschichte wirkt am besten in der Gegenwartsform.

mein Ambrosia, mein Kryptonit,
Gewollter Gegensatz?

als hätte ich am 25.
Auch Zahlen werden, sofern dann noch gut lesbar, ausgeschrieben.

Meine Panikreaktion besteht nun darin, wie wild zu spülen. Klunker, knarz, glucker. So muss es sein, wenn man die sprichwörtlichen Backsteine scheißt.
Das ist ein Beispiel für die stellenweise Überladung des Textes. Zunächst müsste es heißen: So muss es sein, nachdem man die sprichwörtlichen Backsteine geschießen hat.
Ich würde aber ganz darauf verzichten.

Ein wenig ausmisten wäre nicht schlecht.

Gruß

Asterix

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Liebe Katla (dein Schreibstil liest sich weiblich für mich oder beeinflusst das 'a' am Ende mein Unterbewusstsein?),

vielen lieben Dank, genau so etwas hatte ich mir vorgestellt! In fachfremden Foren findet man ja oft nur die Jubelperser, die jedes bräsige Geschwurbel lustig finden. Ich weiß, der Satz ist zu gewollt - "Bräsig UND Jubelperser, lernst du es denn nie?"

Ein paar Hinweise möchte ich anbringen:

- gnoebel werde ich beizeiten lesen. Mein Lieblingsautor ist allerdings Heinz Strunk, dem ich nicht nacheifern WOLLTE. Dass mit dem Wasser reichen (von mir aus auch in Bezug auf gnoebel, dessen Nom de plume, geschweige denn dessen Texte mir nicht bekannt sind) war nicht beabsichtigt; ich habe bewusst den abwertenden Begriff Epigone benutzt. Mich interessierte: Besteht Emanzipationsbedarf hinsichtlich meiner eigenen Kreativität? Wäre doch schön gewesen, wenn ich mich schon beim ersten Versuch von dem gelöst hätte, was ich zuvor ausgiebig rezipiert habe. Ich habe das eigentlich für mich geschrieben, weil ich es lustig fand bzw. es auf einer wahren Geschichte beruht (mit Brennpaste fremde Frauen beeindrucken, das wird durchaus versucht!). Die Publikation war Zweitverwertung. Wenn ich jetzt feststelle, dass gnoebel wie Heinz Strunk schreibt, dann war es wohl nichts. Falls du auch den Heinzer kennen solltest - liest du lieber ihn oder gnoebel?

- Die Begriffe Zinnober und SHT habe ich vorher noch nie schriftlich gebraucht; das war einfach Unwissenheit + Schlamperei + Abwesenheit einer mitgelieferten Rechtschreibkontrolle in Open Office. Unabsichtlich in der Tat. Doch auch im Angesicht dieser meiner Fehlleistung hätte es des überheblichen Hinweises auf die tückische Natur der Fremdwörter nicht bedurft; es verleiht deiner im Übrigen sehr konstruktiven Kritik einen gewissen "Ogu".

Lieben Gruß
Canaris

Hallo Canaris,

herzlich willkommen hier!


Danke dafür und auch für deine ausführliche Kritik! :)

Der letzte Absatz reicht da nicht heran und könnte gestrichen werden.

Guter Punkt, ich wollte wohl unbedingt die "Rahmenhandlung" (ist ja streng genommen keine) schließen.

Warum der Zeitwechsel?

Schlamperei. Ich habe das so aufgeschrieben, wie ich es erzählen würde und dann in vielen Sätzen (leider nicht in allen) korrigiert. Gilt für auch für alle folgenden Zeitwechsel.

Testbild ergibt nicht das rechte Bild. Abziehbild? Das kenne ich als Abwertung.

Sieht schön aus, ist gewissermaßen das Paradigma eines Hundes, lieferte aber keinerlei Action. Das war der Gedanke.

usw. usf.
Bitte immer ausschreiben; ist in literarischen Texten so üblich.

Das weiß ich noch aus meinem Deutsch-Arbeiten in der 7. Klasse. ;-) Es sollte ein Manierismus sein, um die Füllselhaftigkeit ins Unermessliche zu steigern! Ist aber wohl problematisch, wenn es nur eine Kurzgeschichte und kein Buch ist.

Ring Of Fire, der Typ ist doch auch schon tot,
:heul:
37 Johnny Cash CD`s später:

Mein lyrisches Ich ist weniger musikinteressiert als ich! ;-)

So ein Scheiß eigentlich! Wenn man die Augen aufmacht, kann man die Mitte des großen Steinblocks eigentlich ganz gut treffen.
Mindestens ein „eigentlich“ zu viel. Wortwiederholung.

Richtig.

Gewalt gegen Sachen ist die edelste Form der Erotik.
Hmm … seltsame Einstellung.
Gewalt gegen Sachen kann (auf einen Beobachter) eine erotische Ausstrahlung haben.

Das lyrische Ich, das ich im Auge hatte, ist ein noch komischerer Kauz als ich. Ich persönlich finde allerdings, dass Gewalt die degoutanteste Form der Erotik ist (aber immerhin eine Form der Erotik, da stimme ich dir zu).

Der Abend selbst verläuft eher suboptimal.
Tja, das ist wieder ein Zeitproblem. Wird die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt, ist die Bemerkung prophetisch. Du solltest über die Zeitform nachdenken. Ich meine, die Geschichte wirkt am besten in der Gegenwartsform.

Gut gesehen, das war ein Fehler.

mein Ambrosia, mein Kryptonit,
Gewollter Gegensatz?

Ja! Ich wusste, dass das einer fragt. Ich mochte das Ambivalente: Für die "Eingeweihten" ist es ein Manierismus, die meisten Leser verstehen es aber gar nicht.

Meine Panikreaktion besteht nun darin, wie wild zu spülen. Klunker, knarz, glucker. So muss es sein, wenn man die sprichwörtlichen Backsteine scheißt.
Das ist ein Beispiel für die stellenweise Überladung des Textes. Zunächst müsste es heißen: So muss es sein, nachdem man die sprichwörtlichen Backsteine geschießen hat.
Ich würde aber ganz darauf verzichten.

Das mit dem Geräusche-Ausschreiben kommt von Heinz Strunk, das musste wohl da rein. ;-) Ich habe auch über das Tempus nachgedacht, fand aber den Sound von "scheißt" besser als "geschissen hat".

Ein wenig ausmisten wäre nicht schlecht.
Volle Zustimmung!

Lieben Gruß
Canaris

 
Zuletzt bearbeitet:

Falls du auch den Heinzer kennen solltest - liest du lieber ihn oder gnoebel?
Moi nochmal,

sori, von dem habe ich nie gehört. Das muss aber nix heissen, weil ich - ab von eben gnoebel und ein paar ersten Texten von phiberoptic hier auf der site - keine Humortexte lese. In Deinen bin ich nur reingeraten, weil ich nicht auf die Rubrik geguckt hatte und dachte, jemand versucht sich mal wieder an so einem schwuelstigen Porno. Und die finde ich wirklich witzig.

Warum ich gnoebel lieber mag (vllt hilft das ja bei der Einschätzung): Er erzählt Absurdes. Labert nicht zu viel, findet meist ein gutes Tempo und eine passende Sprache. Das ist fein abgestimmt - der Witz entsteht ueber das was und wie. Die Stuecke haben zudem eine Handlung, die sich ebenso absurd entwickelt wie sie beschrieben wird, aber mit gutem Spannungsbogen aufgebaut.

In Deinem Text ist zu viel Klamauk. Du nimmt so beliebige Schenkelklopper her, packst sie alle in einen Satz und stopfst die Luecken mit Fuellseln und Phrasen. Der Text ist nicht lustig ueber die Handlung oder die Sprache, sondern höchstens ueber das, was beschrieben wird. Es mag aber zum scheckiglachen sein, wenn der Opa besoffen (im wahren Leben) vom Stuhl kippt, aber das wirklich witzig zu erzählen (nicht am näxten Tag am Thresen, sondern in einer Kurzgeschichte) ist nunmal ne andere Sache. Und das gelingt Dir hier nicht, weil - so sieht es fuer mich aus - Du keine Sorgfalt auf Sprache, Satzbau, Spannung, plot und tatsächlichen absurden Wortwitz setzt.

Fremdwörter: Mal ehrlich, auch in Deinem Antwortkomm schrägelst Du zu oft an der passenden Verwendung vorbei. Und Du verhaspelt Dich damit im Satz (lies nur mal den mit dem 'geschweige denn dessen Texte mir nicht bekannt sind') - ich will jetzt nicht Deinen Komm kritisieren, zumal ich mich in meinen auch ständig vertippe. :D Klar, es gilt der eigentliche Text. Aber dort sehe ich das gleiche Problem. Damit hat die Verwendung - vor allem in dieser unsinnigen Häufung, die fuer die banalen Aussagen ungerechtfertigt ist - etwas unangenehm Peinliches, das aber nicht gewollt peinlich genug ist, um humorvoll zu wirken.

Vielleicht hast Du Dich am Prinzip versucht 'durch Diskrepanz zwischen Wortwahl und Inhalt/Aussage entsteht Ironie'. Aber wenn dann die Wortwahl nicht sitzt, stellt das den Autor, nicht den Protagonisten bloss.

Viele Gruesse und viel Erfolg,
Katla

 

Hi Canaris,

mich interessiert eines am meisten: Merkt man mir meinen Lieblingsautor zu sehr an?
Ja.

Und das ist auf der einen Seite gut (der ist nunmal einer der witzigsten Wortakrobaten, die es gibt), auf der anderen aber auch eher nicht so gut. Es verleitet nämlich zum Direktvergleich und den kannst du wie jeder andere auch in diesem Punkt nicht gewinnen.

Grundsätzlich hat es mir auf jeden Fall gefallen. Du bist tatsächlich ziemlich dicht am Strunk und da ich den mag, hat mich der generell Humor schonmal angesprochen. Es stecken auch ein paar wirklich grandiose Formulierungen in dem Text ("Brausefreundin" oder "von Beruf bewaffnet", um nur zwei zu nennen).

Mich hat dein Text aber ehrlich gesagt ziemlich überfahren. Du reihst hier eine Menge Gags aneinander, was dem Text zwar eine Menge Tempo gibt, auf der anderen Seite aber auch die Chance erhöht, daß da auch mal Rohrkrepierer drunter sind (und das sind sie - das ist aber Geschmackssache). Das wirkt irgendwie ein wenig gewollt, als hättest du dir zum Ziel gesetzt, in jedem Satz irgendeine Pointe haben zu wollen. Dadurch verliert der Text für mich viel Wirkung, weil er nicht mehr "natürlich" rüberkommt, sondern eher gezwungen.

Wenn du ein wenig auf die Bremse trittst, auch mal einige langsame Passagen ohne Gags einbaust und dem Leser so mehr Luft zum Atmen gibst, dann würden die Gags sicher deutlich besser wirken. So gehen die Perlen tatsächlich ein wenig unter, was wirklich schade ist. Es ist ne Weile her, daß ich Strunk gelesen habe, aber ich meine, der hat auch immer wieder längere Passagen der Ruhe drin und baut seine Gags dann darauf auf. Das Timing stimmt hier einfach noch nicht so ganz.

Wenn du dich vom Vorbild lösen möchtest, solltest du vermutlich als erstes auf diese typischen Kommentar-Einschübe ("hahaha, Spitzengag" oder "so ein Blödsinn schon wieder") verzichten. Die sind ja schon fast ein Markenzeichen und schreien förmlich danach, verglichen zu werden.

Wenn das hier wirklich dein erster Versuch war, dann ist er auf jeden Fall sehr gelungen - ein Bisschen auf die Bremse treten, ein Bisschen weniger "auf die Kacke hauen", ein Bisschen mehr die Pointen vorbereiten und alles wird gut.


PS
@katla

Warum ich gnoebel lieber mag (vllt hilft das ja bei der Einschätzung): Er erzählt Absurdes. Labert nicht zu viel, findet meist ein gutes Tempo und eine passende Sprache. Das ist fein abgestimmt - der Witz entsteht ueber das was und wie. Die Stuecke haben zudem eine Handlung, die sich ebenso absurd entwickelt wie sie beschrieben wird, aber mit gutem Spannungsbogen aufgebaut.
:kuss:

 
Zuletzt bearbeitet:

Nachdem ich jetzt endlich die Zeit gefunden habe, die Geschichte vom Blutsauger mit der elektrifizierten Kopfbedeckung zu lesen (Prüfungsphase vorbei! :) ), beginne ich, zu begreifen.

Und der Maestro persönlich hat sich auch noch gemeldet, wunderbar! Danke für dein Feedback, gnoebel. :) Deine Geschichte hat mir nämlich gefallen, weil man wirklich das Gefühl hatte, du erzählst einen Ausschnitt aus einem großen Ganzen. Bei mir hingegen hat man ja nicht das Gefühl, dass irgendwas existiert außerhalb dessen, was nun gerade erzählt wird (bis auf den blöden David, der sich immer über unseren Protagonisten lustig macht ;) ).

Ich habe mir wohl - unterbewusst - tatsächlich vorgenommen, jeden Satz mit Karnevalstusch zu beenden. Und das, obwohl mir diese Vorgehensweise bei dem Traumschiff-Buch von Christoph-Maria Herbst tierisch auf den Nerv ging. Ein großer Wortschatz und überdurschnittliche Beherrschung der Muttersprache machen noch keinen (halbwegs!) guten Autor.

Ich hätte das ganze vielleicht auch nicht an einem Nachmittag runterschreiben sollen, da muss man ja eigentlich betriebsblind werden. Das soll aber keine Ausrede sein, denn das lasse ich bei Dieter Bohlen auch nicht gelten - angeblich eine Viertelstunde pro Song und es klingt ja bekanntlich nach deutlich weniger. Vielleicht versuche ich es ja irgendwann noch mal, hier wird man sehr kompetent beraten.

Besten Dank auch an Katla, ohne ihn (so jetzt!) wärst du ja hier auch nicht aufgeschlagen, nehme ich an.

Beste Grüße
Canaris

 

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