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Serie Bremerhaven - Tod an der Weser

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29.05.2009
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Bremerhaven - Tod an der Weser

Teil 1: Tod an der Weser

Die beiden Polizeibeamten hatten es sich am Deich bequem gemacht. Im Schatten ihres Streifenwagens konnte man es jetzt um die Mittagszeit gut aushalten.

Mattes kaute auf einem Grashalm herum und ließ seinen Blick über die Weser schweifen, die hier an ihrer Mündung bereits mehrere Kilometer breit war und kaum das andere Ufer erahnen ließ. Träge lehnte er sich im Gras zurück und sah zu seinem Kollegen hinüber, der unter einer Trauerweide gerade die Bergungsdecke aus dem Streifenwagen ausbreitete und sich mit einem Seufzer darauf niederließ.

„Menno, ist das ein Wetter heute! Und einen Durst hab ich! Mattes, hast du noch eine Flasche Wasser für mich?“

„Jepp, nimm ruhig, steht hinten im Auto!“

Während Theo den Kofferaumdeckel aufklappte und eine volle Wasserflasche aus der Kühlbox nahm, hing Mattes weiter seinen Gedanken nach. Vor einigen Wochen hatte er ein Mädchen kennengelernt, das ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging. Leider wohnte sie so weit entfernt, daß er sie nur selten sehen konnte. Um so mehr kreisten seine Gedanken um sie und machten ihm einen normalen Dienst fast unmöglich.

Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte in den azurblauen Himmel über sich. Er war mit seinen 25 Jahren ein attraktiver junger Mann mit hellblauen Augen, die stets interessiert ihre Umwelt musterten. Sein ebenmäßiges Gesicht wies jetzt im Sommer eine hellbraune Tönung auf, und seine kurzen dunkelblonden Locken hatten durch die Sonne ein paar hellblonde Strähnen bekommen. Durch seine sportliche Figur machte er auch in Uniform Eindruck auf die jungen Frauen seiner Heimatstadt, und es passierte nicht selten, daß er im Dienst von einer auf einen Kaffee oder ein Eis eingeladen wurde.

Aber seit einiger Zeit interessierte ihn das nicht mehr so. Es gab da nur noch eine, der seine Gedanken galten.

Wieder einmal hatte er ihr hübsches Gesicht mit den langen braunen Haaren vor seinem geistigen Auge, als er plötzlich ein verdächtiges Geräusch vom Wasser unten vernahm. Es klang, als wenn Metall über Kies gezogen würde. Gedämpfte Stimmen von mehreren Personen begleiteten die Schleifgeräusche und ließen Mattes aufhorchen.

Irritiert setzte er sich auf und spähte den Deich hinunter bis zum Ufer. Er konnte aber nichts entdecken und vermutete, daß die Geräusche von der Biegung weiter hinten stammen könnten, die einen Einblick von hier aus verhinderte.

„Hey, Theo, sperr mal die Ohren auf! Hörst du das auch?“

Sein Kollege hielt die Augen geschlossen, murmelte etwas und machte keine Anstalten, sich weiter mit dieser Frage zu beschäftigen.

Ärgerlich rappelte Mattes sich hoch.

„Na, das mußt du doch hören! Das sind doch Schleifgeräusche! Ich jedenfalls werde der Sache mal auf den Grund gehen. Bin gleich wieder da!“

Er lief diagonal den Deich hinab, bis er unten an der Wasserkante angekommen war. Kurz vor der Biegung verlangsamte er seinen Schritt und hielt im Schutz einiger Buhnenpfosten. Vorsichtig nutzte er nun jede Deckung und pirschte sich langsam näher an die Gruppe Männer heran, die dort gestikulierend an einem Geländewagen standen und eine Metallkiste vor sich auf der Erde liegen hatten.

Mattes konnte erkennen, daß die drei Männer dort einen vierten zwischen sich festhielten und ihn gerade in die geöffnete Kiste legen wollten. Da sich das Opfer nicht rührte, nahm Mattes an, daß es entweder bewußtlos oder tot sein mußte. Grimmig griff er an sein Halfter und nahm seine Dienstwaffe in die Hand. Gerade als er sie entsichern wollte, hörte er ein knackendes Geräusch hinter sich. Noch bevor er sich herumwerfen konnte, traf ihn ein dumpfer Schlag am Kopf und ließ ihn ohnmächtig zusammensinken.

xxx​

„Hmmm, nu wird es aber Zeit.. wo der Mattes bloß wieder bleibt? Da kann doch was nicht stimmen!“

Theo seufzte und erhob sich schwerfällig von seiner Decke. Schon 13.30 Uhr! Ihre Mittagspause war schon längst zu Ende und die nächsten Verkehrskontrollen überfällig.

Theo packte die Sachen ins Auto und spähte immer wieder hinunter zum Wasser. Aber weder Mattes noch irgend jemand anderes ließ sich dort sehen. Theo schlug die Tür des Streifenwagens zu und machte sich auf den gleichen Weg hinunter, den Mattes vor gut einer halben Stunde auch schon genommen haben mußte. Jedenfalls war Theo in der Zwischenzeit eingenickt und hatte nur noch die sich entfernenden Schritte seines jüngeren Kollegen gehört, bevor er gänzlich entschlummert war.

Mit raumgreifendem Schritt umrundete der fast zwei Meter große Hüne die Landzunge und erreichte schließlich einen Platz, der seine Aufmerksamkeit erregte. Hier führten an einer flachen Stelle Reifenspuren bis fast ans Wasser und frische Fußspuren verrieten, daß sich vor kurzem hier noch mehrere Menschen aufgehalten hatten. Eine breite Spur zog sich bis zum Ufer hinunter und endete dort abrupt an den eisernen Uferbefestigungen, ganz so, als wenn man eine Kiste hinuntergeschleift und danach in das hier mindestens 2 m tiefe Wasser geworfen hätte.

Nachdenklich folgte der Beamte den Spuren wieder hinauf bis zum Deich. Wenn Mattes auch hierher gekommen war, wo steckte er dann jetzt? Hatte er ein Verbrechen beobachtet und war vielleicht entdeckt worden, bevor er noch seinen Kollegen benachrichtigen konnte? Und vor allem: was war in diesem Fall mit ihm geschehen? Theo spürte Angst in sich hochsteigen. Diese Schleifspur bis zum Wasser... Waren es die letzten Zeichen, die ihm von seinem Kollegen blieben? War Mattes entdeckt und ins Wasser geworfen worden?

Fieberhaft begann Theo die Umgebung abzusuchen. Schon bald wurde er in einem flachen Gebüsch fündig. Ein silberner Knopf von der Schulterklappe eines Polizeihemdes funkelte dort in der Sonne, für Theo ein Indiz, daß Mattes sich hier einen Kampf mit irgendwelchen Personen geliefert haben mußte. Einige Meter weiter hielt er plötzlich den endgültigen Beweis in seinen Händen: das bunte Freundschaftsarmband, das Mattes von seiner neuen Freundin geschenkt bekommen hatte und nun auch während des Dienstes zumindest in einer seiner Taschen immer bei sich trug, hatte sich in den Zweigen eines niedrigen Rosengebüsches verfangen. Und dort machte er auch eine weitere Entdeckung, die seinen Puls plötzlich rasen ließ – Blutspuren an den Zweigen! Dort, wo die Büsche ganz auf die Erde niedergedrückt waren, hatte ein dunkelroter Fleck den hellen Sand verfärbt, und auf der direkten Linie bis zum Standplatz des Autos sah Theo immer wieder einige Tropfen Blut auf dem Boden.

Nun hatte Theo die Gewißheit, daß Mattes selbst Opfer eines Verbrechens geworden sein mußte.

Mit tiefer Wut im Bauch drehte er um und spurtete zum Streifenwagen zurück, um per Funk Alarm zu schlagen. Diese Verbrecher würden nicht weit kommen, dafür würde er schon sorgen! Und wenn er nun 48 Stunden lang Dienst machen müßte... er würde nicht eher ruhen, ehe er über das Schicksal seines Partners Bescheid wußte!

xxx​

Das erste, was Mattes wieder fühlte, war ein bohrender Schmerz in seinem Hinterkopf. Mühsam öffnete er die Augen und versuchte sich aufzusetzen, aber irgendwas hielt ihn an den Armen zurück. Er drehte vorsichtig seinen Kopf nach oben und sah, daß seine Hände links und rechts mit einer Nylonschnur an eine Heizung gefesselt waren. Er lag auf dem nackten Fußboden eines nur mit einem wackeligen Tisch ausgestatteten Kellerraumes, durch dessen Lichtschacht ein wenig Helligkeit von draußen drang. Mattes ließ den Kopf wieder sinken und versuchte sich zu erinnern, wie er hierher gekommen war.

Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei der Gangster, die er schon bei dem Landrover gesehen hatte, traten ein.

„Aha, er ist also wieder wach! Na, dann kannst du uns ja auch sofort erzählen, wie du uns auf die Spur gekommen bist. Nicht wahr, Andy, du würdest es doch auch gern erfahren?“

Der mit Andy angesprochene Mann grinste breit und baute sich vor dem Gefangenen auf. Mattes erkannte sofort das Gesicht eines der meistgesuchten Verbrecher der letzten Monate. Andy Cooler war Engländer und hatte bis vor einem halben Jahr als Eintreiber und Bodyguard für verschiedene Banden in Hamburg gearbeitet, bevor er bei einer Schlägerei in einer Diskothek in Bremerhaven zwei Gäste verletzt und zwei weitere durch Messerstiche umgebracht hatte. Seitdem hatte ihn die Polizei steckbrieflich gesucht, aber Cooler hatte sich sofort abgesetzt und war seitdem nicht wieder aufgetaucht. Bis heute....

„Yes, Bulle, ich rate dir, die Schnauze aufzumachen oder soll ich dir noch mal so ein Ding wie vorhin am Deich verpassen?“ schnarrte Cooler mit unverkennbarem Akzent.

Um seine Drohung zu unterstützen, holte er kurz aus und trat Mattes mit der Stiefelspitze in die Rippen. Der junge Beamte stöhnte auf und preßte vor Schmerz die Lippen auf einander. Nun wußte er, wem er die Verletzung an seinem Kopf zu verdanken hatte. Cooler war nicht umsonst als Schläger in der ganzen Bremer Unterwelt berüchtigt. Schon öfter hatte Mattes selbst die Opfer im Krankenhaus dienstlich aufgesucht und war immer wieder von der Brutalität dieses Verbrechers erschüttert gewesen.

Mattes dachte fieberhaft nach. Was sollte er denen sagen? Daß er per Zufall den Geländewagen entdeckt hatte und sein Kollege vermutlich gar nicht wußte, was mit ihm passiert war? Daß er ganz auf sich alleine gestellt war und nicht mal ahnte, welchem Verbrechen er hier eigentlich auf der Spur war?

„Nun, was ist jetzt? Nimm die Zähne auseinander, oder ich erledige das eigenhändig!“

Cooler beugte sich mit geballter Faust zu Mattes hinunter und holte aus. In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut und ein weiterer Mann trat ein.

„Meine Güte, Andy, Karl, was seid ihr für Idioten! Ich schicke euch extra los, den einen Schnüffler schnell und unauffällig zu beseitigen, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als mir einen anderen hierher zu schleppen! Was habt ihr euch dabei gedacht? Warum habt ihr diesen Kerl nicht sofort da umgebracht, wo ihr ihn aufgelesen habt?“

Mit unheilvoller Mine trat er auf Mattes zu und starrte ihm ins Gesicht.

„Moment mal, diesen Bullen kenn ich doch! Der hat doch vor einigen Jahren Rosales hinter Gitter gebracht! Schön, dich zu sehen! Das Schicksal ist doch auch manchmal auf der Seite der Bösen!“

Er trat zu dem alten Tisch und durchsuchte dort die Sachen, die Mattes abgenommen worden waren. In seinem Hemd fand er schließlich den Dienstausweis.

„Aha, also Matthias Conradsen heißt du? Na, wenn wir hier mit dir fertig sind, wird man dich höchstens noch an deinen Zahnabdrücken identifizieren können! Dir ist doch wohl klar, daß wir nur ohne Gesichtsmasken hier rumlaufen, weil du sowieso nicht mehr ins Leben zurückkehren wirst?!“

Mattes erwiderte furchtlos den kalten Blick des Gangsters.

„Nein, das ist mir gar nicht klar. Dich kenn ich doch auch, du bist Bernhard Oburg. Und vermutlich der Kopf dieser Gang hier. Was habt ihr denn jetzt wieder für Taten begangen? Raub? Mord? Erpressung? Dir würde ich doch jede Schandtat zutrauen!“

Oburg lachte rauh auf und gab Cooler einen Wink. Völlig unvermittelt trat dieser zu und traf den wehrlosen Beamten an der linken Schulter. Mattes krümmte sich zusammen und fühlte, wie sich ein taubes Gefühl in seinem linken Arm ausbreitete.

„Tja, Frechheiten kann ich leider nicht durchgehen lassen – das schmälert die Moral der Truppe! Ja, und was unsere Schandtaten angeht: ich kann dir ruhig verraten, daß wir für diesen Juwelierüberfall letzte Woche in Bremen verantwortlich waren. Bei so einer Rekordbeute von einer Million Euro kann man doch nicht vorübergehen! Und der Schnüffler, den wir heute mittag in die Weser geworfen haben, war uns leider schon zu sehr auf den Fersen. Genau wie du jetzt. Na, wenn wir in zwei Stunden unser Flugzeug kriegen wollen, müssen wir uns jetzt ranhalten. Kommt, wir müssen noch die Spuren verwischen!“

Bevor er mit den beiden anderen Gangstern den Raum verließ, drehte er sich noch mal zu dem Gefangenen um.

„Um dich mach dir mal keine Gedanken! Wir finden schon ein nettes Ende für dich. Ich denke da so an Verbrennen in diesem Schuppen hier....“

Er lachte hämisch und schlug die Tür hinter sich zu. Mattes hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde und sich die Stimmen entfernten. Er war allein.

Die Entwicklung seiner Lage bereitete ihm Kopfschmerzen. Wenn es ihm nicht gelang, sich von diesen Fesseln zu befreien, würde er vermutlich bei lebendigem Leib verbrannt. Er liebte zwar Wärme, aber kein offenes Feuer!
Sorge bereitete ihm auch sein linker Arm, der immer noch gefühllos war. Vorsichtig versuchte er, ihn zu bewegen, aber es ging nicht. Vermutlich hatte dieser Cooler ihm das Schlüsselbein gebrochen.

Mattes sah sich sorgfältig um. Die Heizung, an die seine Hände gefesselt waren, schien schon jahrelang nicht mehr benutzt worden zu sein. Der Rost hatte an einigen Stellen des Zulaufrohres ein paar scharfe Kanten entstehen lassen. Wenn es Mattes gelänge, zumindest mit einer Hand bis dorthin zu kommen und das Nylonseil zu zersägen, würde er sich befreien können. Und dann könnte er auch das kurze Stilett erreichen, was er im Dienst stets zusammengeklappt unter seinem Gürtel bei sich trug.

Er biß die Zähne aufeinander und begann, seine rechte Hand Zentimeter für Zentimeter an dem Heizungsrohr emporzuschieben.

xxx​

Theo hatte nach seiner Rückkehr in die Dienststelle die Aufsicht über die Fahndung nach seinem Kollegen selbst übernommen. Bremerhaven wimmelte seit Stunden von Kontrollfahrzeugen der Polizei, aber bisher waren alle Spuren im Sand verlaufen.

Sein junger Kollege war und blieb verschwunden.

In der Weser hatten Polizeitaucher mittlerweile aufgrund des Hinweises von Theo die Blechkiste mit einem toten Kollegen gefunden. Dieser Beamte war einer Bande auf der Spur gewesen, die in der vergangenen Woche einen Juwelier in Bremen überfallen und ermordet hatte und seither mit der Beute von einer Million Euro verschwunden war.

Die Spurensicherung war im Moment fieberhaft damit beschäftigt, aus der Kleidung und der Kiste irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen. Am erfolgversprechendsten war ein Zettel, den der Tote in seiner Hand umklammert gehalten hatte. Leider war durch das Weserwasser die Schrift fast völlig verwischt worden, aber mittels moderner Apparaturen schien auch das nur eine Frage der Zeit zu sein.

‚Zeit ist aber eigentlich das, was wir gar nicht haben’, dachte Theo, als er wieder im Labor anrief und darauf wartete, weiterverbunden zu werden. Dann hatte er endlich den Laborleiter dran. Plötzlich setzte er sich kerzengerade auf.

„Ja, Theo, wir haben es! Auf dem Zettel stand eine Adresse in Leherheide.. warte mal, Jakob-Kaiser-Str. 75, eindeutig die Handschrift des Kollegen. So hingekritzelt, als hätte er es ohne zu sehen geschrieben oder in höchster Eile. Wenn du mich fragst: ein eindeutiger Hinweis!“

Theo warf den Hörer triumphierend auf die Gabel und gab Einsatzalarm.

xxx​

Mattes hielt erschöpft inne. Schweißperlen liefen über sein Gesicht und die Handgelenke schmerzten, aber so kurz vorm Ziel wollte er nicht aufgeben.

In der letzten halben Stunde hatte er die Nylonfessel der rechten Hand immer wieder über die rauhe Stelle des Heizungsrohrs gezogen und sie damit schon fast durchgescheuert.
Verbissen ballte er seine Hand zu einer Faust und zog mit aller Kraft an der Fessel. Endlich riß die Schnur. Mattes atmete tief durch und ließ seinen Kopf für einen Moment entkräftet gegen die Heizung sinken.

‚Jetzt aber nicht schlappmachen’, dachte er und raffte sich wieder auf. Er suchte seinen Gürtel nach dem Kurzstilett ab, daß er hinter der Schnalle bei sich trug.
Er hielt die Klinge mit den Zähnen fest, während er das Stilett aufklappte. Im Nu hatte er auch seine andere Hand losgeschnitten. Kraftlos sackte sein linker Arm auf den Boden. Behutsam tastete der junge Mann seine linke Schulter ab und fühlte deutlich die Bruchstelle des Schlüsselbeins. Er preßte seine Lippen aufeinander und versuchte sich aufsetzen, als er hörte, wie sich jemand der Tür näherte und der Schlüssel im Schloß gedreht wurde. Blitzschnell ließ er sich in seine ursprüngliche Position zurücksinken und verbarg das Stilett in seiner Hand.

Die Tür schlug auf und Oburg trat ein, gefolgt von Cooler und dem anderen Komplizen.

„Tja, Conradsen, es ist soweit! Hast du dich schon von deinem Leben verabschiedet? Wir räumen jetzt das Feld, unsere Maschine wartet. Und du wirst verstehen, daß wir dich nicht so einfach hier liegen lassen können... Du bist mir zu gefährlich! Los, Karl, fang an!“

Karl verließ kurz den Raum und kehrte mit zwei Benzinkanistern wieder zurück. Er öffnete den Verschluß und begann, das Benzin auf dem Boden zu verteilen und auch die Wände damit zu bespritzen. Cooler nahm den anderen Kanister an sich und ging damit zu dem Gefangenen. Grinsend schüttete er ihm das Benzin über Kopf und Körper und warf schließlich den halbvollen Behälter hinter die Heizung. Er nickte seinem Chef zu und stellte sich neben Mattes.

„Good luck Bulle! Frieren wirst du jedenfalls nicht mehr! Und zum Abschied habe ich noch mal ein kleines Geschenk an dich.“

Er hob den rechten Fuß, um wieder zuzutreten. Auf diesen Moment hatte Mattes nur gewartet. Wenn er handeln wollte, bevor es zu spät war, mußte er es jetzt tun. Blitzschnell riß er das Stilett hoch und rammte es Cooler ins Bein. Dieser heulte auf und ließ sich fallen. Mattes rollte sich geistesgegenwärtig zur Seite und setzte dem Gangster das Messer an die Kehle.

„Keine Bewegung mehr, oder euer Kumpel wird es bereuen!“ zischte er den beiden anderen Verbrechern zu, die bereits nach ihren Waffen gegriffen hatten.

Völlig unbeeindruckt richtete Oburg seine Pistole auf den Polizisten.

„Und? Was gedenkst du nun zu tun? Willst du Cooler etwa umbringen? Ich würde dir raten, ihn loszulassen. Du kommst doch so oder so nicht mehr hier raus! Cooler ist unwichtig für mich. Hauptsache, die Beute ist in Sicherheit! Und ich meine, was ich sage!“

Mattes sah, wie Oburg den Lauf der Waffe etwas verrückte und plötzlich durchzog. Ein Schuß peitschte aus dem Revolver und traf Cooler mitten in die Stirn. Der Getroffene sackte gurgelnd in sich zusammen und blieb dann regungslos liegen. Mattes ließ ihn los und sah Oburg angewidert an.

„Du bist ein Schwein, Oburg! Genau die Sorte Mensch, die man als Polizist am liebsten gar nicht erst einsperrt, sondern gleich den Möwen zum Fraß vorwerfen möchte!“

Er spuckte Oburg mitten vor die Füße. Er wußte, daß er damit garantiert seine Lage nicht verbessern würde, aber er konnte einfach nicht anders. Dieser Oburg gehörte zum Abschaum der Gesellschaft, und wenn er selbst schon sterben sollte, dann wollte er wenigstens seine Meinung gesagt haben.

Oburgs Augen begannen verschlagen zu funkeln und er richtete seine Waffe erneut auf Mattes.

„Ja, danke für den Abgesang, Bulle! Du hast mich eben davon überzeugt, es dir doch nicht ganz so leicht zu machen! Cooler hatte dich ja schon halb außer Gefecht gesetzt – ich besorge jetzt die andere Hälfte!“

Wieder peitschte ein Schuß los, und dieses Mal spürte Mattes den harten Einschlag in seiner Hüfte. Er wurde gegen die Heizung zurückgeschleudert und verlor das Bewußtsein.

Oburg grinste breit. Er griff in seine Jackentasche, holte ein Feuerzeug heraus und warf es seinem Kumpan zu.

„Los, Karl, steck die Bude hier an und laß uns verschwinden. Wenn die Bullen eintreffen, sind wir längst über alle Berge. Die werden nur noch die verkohlten Leichen von zwei Männern finden, die sich gegenseitig massakriert haben.“

Karl verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und klappte das Feuerzeug auf.

„Das würde ich aber bleiben lassen! Hände schön ruhig und auch ansonsten Salzsäule spielen, wenn ihr am Leben bleiben wollt!“

Karls Lachen erstarrte zu einer Grimasse. Einen Moment schien er versucht, das Feuerzeug dennoch zu entzünden und ins Benzin zu werfen, aber diese Sekunde des Zögerns reichte den Polizisten, ihn zu überwältigen und ihm das Feuerzeug aus der Hand zu reißen.

Theo stürzte auf Mattes zu und drehte ihn behutsam auf den Rücken. Mit sorgenvoller Mine betrachtete er die Verletzungen seines Freundes.

„Mattes, hörst du mich? Junge, das war verdammt knapp! Ich hoffe, ich bin nicht zu spät gekommen!“

Mattes schlug die Augen auf und sah ihn mit schmerzverhangenem Blick an.

„Paßt schon, alter Freund!“ murmelte er, „und das nächste Mal verschläfst du nicht, wenn ich wieder mal merkwürdige Geräusche an der Weser höre, ist das klar?!“

 

Hallo Chausie,

vielen Dank für Deine Anmerkungen/Verbesserungen, die ich zum Großteil direkt im Text umgesetzt habe.

Es ist schön, daß ich Dir im Gegenzug auch etwas erklären kann, nämlich das Wort "schnarren". Es kommt ebensowenig aus dem Weserraum wie vermutlich Du oder ganz sicher ich :-). Das Wort "schnarren" bezeichnet das Reden mit klirrender, quäkender Stimme und wird z. B. beim militärischen Umgangston benutzt ("Nehmen Sie Haltung an!" schnarrte der Hauptfeldwebel).

Noch einmal danke schön für Deine Anregungen,

Toria.

 

Hallo Toria!

Willkommen auf kg.de.

Dein erster Text hier liest sich, naja, recht anspruchslos, sorry. Du breitest eine Geschichte lang und breit aus, die nix besonderes ist, und die Geschichte wird von Charakteren wie Abziehbildern bevölkert. Sowas, was man in unzähligen, ebenfalls anspruchslosen, Fernsehserien zu sehen kriegt.

Zur Handlung: Die Verbrecher sind dämlich und erzählen dem Polizisten lang und breit alles mögliche, anstatt ihn umzulegen, durchsuchen ihn nicht u.s.w. Und der Tote hat natürlich einen Zettel mit dem entscheidenden Hinweis (der Adresse - simpler geht's wohl nicht?) in der Hand! - weswegen alles gut wird. Ernsthaft, sorry, sowas kommt ziemlich lächerlich rüber.

Hier fehlt etwas, das die Leser wirklich mitreißen kann!

Ansonsten wäre es nett, wenn du hier nicht nur Texte posten würdest, sondern dich auch zu Texten anderer äußerst.

Grüße
Chris

 

Exakt, lieber Chris, exakt... genau das sollte es auch sein: einfallslos, anspruchslos, Dutzendware. Du meinst also auch, ich tauge zum Groschenromanschreiber - hey, das ist mehr, als ich erhofft hatte!

Und Du schlägst vor, ich solle nicht nur meine langweiligen, lächerlichen Texte schreiben, sondern mich darüber hinaus zu den Texten anderer äußern... na, wie sollte ich die denn dann beurteilen können, wenn ich noch nicht einmal selbst einen gescheiten Text zustande bringe, hm? :-)

 

Hallo Toria,

jeder hier im Forum kann Texte kommentieren. Und oft ist es ja so, dass man Schwächen anderer Texte erkennen kann als die eigenen - Betriebsblindheit ist ganz normal und genau dafür gibt es dieses Forum hier. Viele Dinge werden dir zu deinem Text ja selbst nicht auffallen, weil du einfach zu nahe dran bist. Dafür kannst du vielleicht die Geschichte eines anderen besser kritisieren, weil du eben Abstand hast. Und im Übrigen funktioniert das Forum auch durch genau diesen Austausch.

Das zum Allgemeinen.

Inhaltlich muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Deine Figuren könnten ein wenig mehr Tiefe vertragen, gerade Mattes, der nichts macht, außer sportlich und gutaussehend zu sein und trotzdem von den bösen Verbrechern geschnappt wird. Ich habe die anderen beiden Teile auch gelesen und irgendwie passiert dem armen Kerl ja immer dasselbe. Dadurch, dass er aber als Charakter relativ beliebig bleibt, war es mir am Ende fast egal, was mit ihm passiert.

Auch die Handlung könnte schon einiges an Plausibilität vertragen, das hat Chris ja schon angedeutet. Wenn die Verbrecher den einen Bullen umlegen, warum dann nicht auch Mattes? Einzig mit ihrer Blödheit lässt sich das nicht erklären.

Dann ist da die Geschichte mit dem Zettel in der Hand des Toten. Lass die Kollegen von der Polizei meinetwegen sein Notizbuch durchblättern, das sie in seiner Hosentasche gefunden haben, so etwas in der Art würde meiner Meinung nach etwas realistischer wirken. So aber nimmst du zu früh Fahrt und Spannung aus der Geschichte, die ihr nur gut tun könnten.

Denn die Idee eines lokalen Bremerhaven-Krimis finde ich an sich ganz gut und würde hiervon auch mehr lesen, wenn es denn auch einen Hauch mehr Lokalkolorit hätte und ansonsten eben etwas Eigenes. Du müsstest noch einiges an Arbeit reinstecken, aber ich denke, dass es sich lohnen würde.

Liebe Grüße,
ciao

Malinche

 

Hey Toria!

Du sollst nicht beurteilen, du sollst deine Meinung sagen. Wo ist da dein Problem? Du möchtest Meinungen hören, die anderen auch.

Soll ich deine Antwort auf meine Kritik so deuten, dass du nicht an deinen Texten arbeiten willst, weil du dich schon für den perfekten Schreiber hältst? Okay, gut, ist nur komisch, ich habe deinen Namen noch auf keiner Bestsellerliste gesehen.
Aber wie dem auch sei. Wenn dir meine Kritik am Arsch vorbei geht, brauche ich mir bei deinen Texten ja keine Mühe mehr zu geben.

Grüße
Chris (sie, nicht er)

 

@Chris

Hallo Chris,

ich finde diese Kritik von dir sehr destruktiv. Natürlich kannst du eine Meinung zu Torias Text haben und diese auch äußern. Ich denke aber, dass der Anspruch auf kg.de ein bisschen höher sein sollte. Nämlich konstruktive Kritik üben. Schön wäre es z. B. Toria zu erklären, warum ihre Charaktere deiner Meinung nach Abziehbilder sind und womöglich sogar Vorschläge machen, wie man so etwas umgehen könnte. Da du ja schon etwas länger dabei bist, wäre es toll, wenn du andere an deinem Fachwissen teilhaben lassen würdest. Ist das nicht auch der Sinn dieses Austausches hier? Wenn du einfach nur schreibst (sinngemäß): Dein Text ist Mist, hilft das Toria nicht weiter.

Herzliche Grüße
jawalu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo jawalu!

Wenn du mir was zu sagen hast, dann schicke mir eine PN. Ich habe deine Anmerkung nur aus Zufall gelesen.

Ich werde mich nicht an ausufernde Kommentare machen, wenn das einen Autor offensichtlich überhaupt nicht interessiert - und das sieht bei Toria ja danach aus. (Austausch ist toll, aber dazu gehört ja wohl auch die Bereitschaft eines Schreiberlings, oder?)
Es gibt hier genug Leute, die ernsthaft an ihren Texten arbeiten wollen, für die ich 'ne Menge Zeit investiere.

Und doch, ich denke es ist konstruktiver, Kritik zu äußern, auf welche Weise auch immer, anstatt den größten Schwachsinn hochzuloben oder sich nur über Komms Dritter aufzuregen.
Wo ist denn dein Komm zu Torias Text?

Grüße
Chris

 

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