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Diese actionreiche Story entstand in Zusammenarbeit mit mat!
Brechreiz mit Folgen
Es geschah am hellichten Tag. Bert Reinolds, ein Malerlehrling aus Oberfeldstetten, war gerade damit beschäftigt, die Fassade der neu eröffneten Bäckerei Güll & Co. zu streichen. Das Gebäude selbst war sehr alt und eigentlich baufällig, aber in dem kleinen Dorf wurden über solche Kleinigkeiten gerne mal hinweggesehen, wenn man die richtigen Leute kannte. Es war Bert's letzter Auftrag für heute, danach hatte er Feierabend.
Just als er von der Leiter steigen wollte, kam Becky Schmutzfink mit dem Fahrrad um die Ecke. Sie düste direkt in die Leiter und Bert fiel zu Boden. Smart wie er war, stellte er sich nach dem Aufprall bewusstlos. Er erhoffte sich dadurch einen Wiederbelebungsversuch seitens Becky. Doch stattdessen schrie sie laut nach Hilfe und Herr Güll, der Bäckermeister, eilte zur Hilfe. Herr Güll hiess in Wirklichkeit Müller, doch sein übler Mundgeruch hatte ihm schon vor Jahren den Spitznahmen "Güllfresse" eingebracht, woraus er dann den Namen für seine Bäckerei ableitete, weil der Name im Dorf inzwischen so bekannt war.
Herr Güll sah den bewusstlosen Bert am Boden liegen und kniete sich sofort zu ihm nieder. Da Bert die Augen geschlossen hatte, sah er nicht, was passierte. Herr Güll drückte seine fettigen Lippen auf die von Bert und pustete, so fest er konnte. Im Bruchteil einer Sekunde begriff Bert, was geschah, und vor lauter Ekel erbrach er direkt in Herrn Gülls Mund, der wiederum selbst körbeln musste. Doch auch Becky, die das Ganze mitansah, überkam der Brechreiz, so dass sie, sich mit den Händen auf den Knien stützend, ebenfalls erbrach.
Als sei dies nicht genug, hatte Elsbeth Müller, die Ehegattin von Herrn Güll, das Geschehen vom ersten Stock aus mitbeobachtet. Was da geschah, trieb auch ihr sofort den Speichel in den Mund, und so spie sie direkt aus dem Fenster, worauf sich das Gemisch aus Magensäure und halb verdauter Gulaschsuppe wie ein warmer Sommerregen über die drei ergoss.
Doch damit nicht genug: Wachtmeister Edelstahl, der sonst Nerven aus Stahl hatte, fuhr just in diesem Moment mit dem Moped am Ort des Geschehens vorbei. Das Ausmass der Verwüstung veranlasste auch seinen Magen, sich umzustülpen. Dummerweise war das Visier seines Helmes geschlossen, so dass das Erbrochene gegen das Plexiglas klatschte und dem Polizisten die Sicht versperrte. Mit vollem Karacho raste er durch das Schaufenster der Bäckerei. Der Aufprall schleuderte ihn wie eine leblose Puppe ins Brotregal, welches sofort einstürzte und den Polizisten unter sich begrub. Was niemand wusste: Das Glasschaufenster war tragend, so dass das ohnehin marode Gebäude nun endgültig instabil wurde. Zudem lösten sich durch die Erschütterung zwei Stützhölzer, die zur Stabilisation an die Wand genagelt worden waren.
Als Herr Güll vom Gehtsteig her in seine zerstörte Bäckerei blickte, überkam ihn erneut der Brechreiz, so dass ein zweiter Schwall mit hohem Druck aus seinem Rachen schoss und Bert, der sich gerade aufrichten wollte, mit voller Wucht ins Gesicht traf. Frau Müller lehnte noch immer winselnd aus dem Fenster. Sie konnte nicht glauben, was sich hier abspielte. Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes erlitt sie einen Schwächeanfall und torkelte kopfüber aus dem Fenster. Sie landete glücklicherweise auf Bert und Herrn Güll, so dass sie nur leicht verletzt wurde. Herr Güll hingegen brach sich zwei Rippen, und Bert erlitt eine Quetschung am linken Hoden.
Inzwischen lösten sich im Inneren der Bäckerei erste Brocken von der Decke. Der Polizist hatte sich aus den Trümmern des Brotgestells befreien können. Da er sich beide Beine gebrochen hatte, robbte er stöhnend in Richtung Tür. Durch den Staub und die Brotkrümel in seinen Augen war seine Sicht nach wie vor sehr eingeschtränkt. Becky, Bert und Herr Güll riefen ihm durch das zerbrochene Schaufenster zu und versuchten, ihn so zum Ausgang zu lotsen. Glücklicherweise schaffte Wachtmeister Edelstahl es gerade noch rechtzeitig heraus. Herr Güll und Bert stützten ihn und schleiften ihn gemeinsam vom Gebäude weg, das gerade im Begriff war, einzustürzen. Becky zog die bewusstlose Frau Müller ebenfalls aus der Gefahrenzone, und nur wenige Sekunden später stürzte das marode Gebäude mit einem ohrenbetäubenden Donnern in sich zusammen.
Hätten die betroffenen Personen an diesem Tag nicht so gut zusammengearbeitet, hätte dieses Unglück zahlreiche Todesopfer fordern können.
Bei der anschliessenden Krisenversammlung der Gemeinde wurde diskutiert, ob die Beurteilung von baufälligen Gebäuden künftig strenger zu erfolgen hätte. Doch die Dorfbewohner waren sich einig: Ein gesunder Dorfgeist sowie der Zusammenhalt in Oberfeldstetten hätten bislang jedes grössere Unglück verhindern können, und so wurde beschlossen, an den Beurteilungskriterien nichts zu ändern.
Dafür wurden Bert, Becky und Herr Güll für ihr heldenhaftes Handeln mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet.
Ende