Booze, Buckshots and a Bronco
Petunia Trautesberg führte ein frustrierendes und langweiliges Leben. Dabei war ihre Kindheit und Jugend geprägt von Lebensfreude, Entdeckungslust und Abenteuern. Nach der Schule begann sie ein Medizinstudium und schloss als Jahrgangsbeste ab. Doch dieses Leben, welches sie mit jedem Atemzug genoss, endete mit dem schönsten Tag im Leben einer Frau. Mit ihrem Hochzeitstag. Sie stammte aus gutem Hause und durch ihre Adern floss das Blut des Adels, und so wurde es ihr auferlegt einen Manne vom selbem Rang zu heiraten. Dass er zwanzig Jahre älter war stellte für ihre Eltern kein Hindernis dar, sie hatte ihn zu heiraten.
Petunia war bereits verlobt, mit der Liebe ihres Lebens, einem jungen Mann, den sie während des Studiums kennengelernt hatte. Er wollte auch Arzt werden und beide hatten schon ihre Zukunft bis zum Totenbett hinaus geplant, aber jetzt wurde ihnen ein Strich durch diese Rechnung gemacht. Seine Vorfahren gehörten zu den ersten Großindustriellen in diesem Land und so verfügte er über ein enormes Vermögen, in Form eines ihn erwartenden Erbes. Und Obwohl Petunias Eltern eher der hohen Mittelschicht angehörten, und im Jahr weniger verdienten, als Petunias Freund pro Jahr an Zinsen machte, waren sie dennoch gegen diese Trauung. Er war kein Adeliger und durch seine Adern floss nur unreines Blut. Also musste Petunia ihre Verlobung auflösen und die Gattin eines Mannes werden, dessen Vorfahren es mit der Reinhaltung des Blutes noch ernster nahmen und so aus Inzest einen Leistungssport und eine Familientradition gemacht hatten. Besonders bei den Versenden von Grußkarten gab es dabei Probleme, da die Anschrift z.b. „lieber Onkel-Bruder“ oder „lieber Opa-Papa“ lautete. Der Stammbaum machte generell einen ziemlich verwirrenden Eindruck und irgendwann gab man es auf genau zu hinterfragen, wer eigentlich wie mit wem verwandt war.
Als Petunia ihren werdenden Gatten das erste mal zu sehen bekam, durchfuhr sie der Schrecken. Man hatte ihr nicht gesagt, dass er fast fünfzig Jahre alt war. Vor ihr stand nun ein Mann mit Halbglatze, einem dunklen, buschigen Schnauzbart, Ohren die abknickten und einem Zwicker auf der dicken Nase, der die Augen verdeckte. Als er ihr zum Gruß die Hand entgegenstreckte, war der Arm fast zu kurz und die Hand erreichte nur Knapp etwas Freiraum vor seinem dicken Bauch. Sein Name war Edward Montenbruch, aber sie musste ihn, so wie alle anderen, die seine Bekanntschaft gemacht hatten, mit Herr General ansprechen. Dies war ein Bekenntnis an seine Zeit bei der Armee. Dass er eigentlich nur die achtzehn Monate Wehrpflicht abgeleistet und aufgrund schlechter Leistungen nie einen höheren Dienstgrad als Gefreiter erreicht hatte, teilte er niemandem mit.
Leider kam Petunia nicht dazu, den General besser kennen zu lernen bevor sie vermählt wurden und so merkte sie erst in der Hochzeitsnacht, dass einiges bei ihm etwas unnatürlich war. Schon während der Trauung, bei der es einige Auseinandersetzungen zwischen den Familien gab, da der Opa-Bruder und die Schwester-Cousine-Tante des Generals nicht wollten, dass er eine Frau heiratete die nicht mit ihm verwandt war, hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
„Bist du denn des Wahnsinns?“, schrie ihn sein Onkel-Neffe an. „Du weißt doch gar nicht, wer bei dieser Promenadenmischung alles seine Gene verteilt hat“.
Doch den General ließ das alles kalt, ihm war egal, wen er heiraten würde, solange die Frau sich um den Haushalt kümmerte und er seine Ruhe hätte. Die Streitereien eskalierten aber und es kam zu einem Faustkampf zwischen Petunias Vater und dem Opa-Onkel des Generals, welcher aufgrund seines jungen Alters von zweiundzwanzig Jahren die Oberhand gewinnen konnte. Am Ende hatten sie beide gebrochene Nasen, angeschwollene Fäuste und Blutergüsse im Gesicht und am Oberkörper. Im Nachhinein empfand Petunia dieses Ereignis als das Freudigste an der ganzen Hochzeit.
Als es Abend wurde und sie sich beide in das Hotelzimmer zurückgezogen hatten, überkam Petunia eine erste Panik. Von diesem alten, ungepflegten und geistig gering entwickelten Mann angefasst zu werden war ihr zuwider und allein der Gedanke daran verbreitete in ihr ein Gefühl von Übelkeit. Sie wusste aber, es war unausweichlich. Nun war sie seine Frau und ihr war klar, dass ein einsamer Mann in dem Alter einer Frau wie ihr nicht widerstehen konnte. Sie war noch jung, schlank und hatte ein schönes Gesicht. Während ihres Studiums hatten ihr einige Männer den Hof gemacht und sie hatte die Qual der Wahl darüber, mit wem dieser gutaussehenden und kultivierten jungen Männer sie ihre Zukunft verbringen würde. Zum Glück waren ihre Eltern so freundlich und nahmen ihr diese schwere Wahl ab, indem sie sich für das Gegenteil eines solchen Mannes entschieden hatten.
Als sie dann Anzug und Brautkleid abgelegt hatten und im Bett lagen wusste Petunia, dass es bald soweit sein würde und überlegte sich, wie sie das Kommende am Besten überstehen könnte. Doch es kam anders als befürchtet. Ohne sie anzusehen wünschte der General ihr eine gute Nacht, drehte sich um und bevor er einschlief entsorgte sein Enddarm noch alle Gase, die sich im Verlaufe des anstrengenden Tages in ihm angesammelt hatten. In Petunias Kopf herrschte ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Gedanken über das Geschehene und in ihrer Nase war ein Krieg zwischen Schwefel und Methan ausgebrochen. Einerseits war sie froh darüber, dass er keinen Körperlichen Kontakt zu ihr gesucht hatte, aber andererseits fragte sie sich wieso. Es hatte noch keinen Mann gegeben der ihr widerstehen konnte und jemanden wie den General hätte sie noch eher, als einen notgeilen alten Bock eingestuft.
„Vielleicht liegt das nur am anstrengenden Tag“, dachte sie während ihre Augen zugingen. „Mal schauen, was die Zukunft mir so bringt,“ war ihr letzter Gedanke bevor sie in den Schlaf fiel.
Die Zukunft brachte keine große Veränderung. Der General hatte keine ausgeprägte Libido. Petunia überlegte manchmal, ob er vielleicht als junger Mann kastriert wurden war, aber es gab keine Möglichkeit das herauszufinden. Sie waren bereits seit sechs Monaten verheiratet und außer einem gelegentlichem Händedruck, hatten sie keinen körperlichen Kontakt. Auch anderer Kontakt bestand nur selten. Der General war viel auf der Jagd in den Wäldern, die ihr Anwesen umgaben, und wenn er nicht dabei war den Wildbestand zu dezimieren, dann zerlegte er seine Beute oder fuhr in einen nahe gelegenen Club für Herren, um von seinen neusten Trophäen zu berichten. Sein Geld verdiente er mit dem Aktienhandel. Als er achtzehn wurde starb sein Bruder-Neffe im Alter von sechsundneunzig Jahren und vererbte ihm eine große Summe an Geld. Der General hatte keine Ahnung von Aktien. Täglich starrte er eine Stunde lang auf die Kurse in seiner Zeitung, dennoch wollte er einfach nicht verstehen, was diese Zahlen genau bedeuteten. Zu seinem Glück hatte er einen Börsenmakler gefunden, der bereit war sein Geld anzulegen und obwohl der General ihm immer sagte, welche Aktien er kaufen sollte, machte der Makler doch lieber sein eigenes Ding mit dem fremden Kapital und schaffte es, das Vermögen in wenigen Jahren zu vervielfachen. Damit hatte der General für den Rest seines Lebens ausgesorgt, ließ aber dennoch den Makler weiterhin ein wenig spekulieren, damit dieser, wie er oft sagte, „sich nicht so unnütz fühlte“.
Petunia hingegen fühlte sich in ihrem neuen Heim mehr als nur unnütz. Sie hatte nie gelernt, wie man so ein großes Anwesen reinigte und Kochen konnte sie auch nicht. Sie war Ärztin, aber ihr Mann ließ es nicht zu, dass sie diesem Beruf weiter nachging und so verbrachte sie die meiste Zeit ihres Tages damit, Krankenhausserien zu sehen oder Kriminalromane über Leichenbeschauer zu lesen und anschließend dem Verlag, bzw. dem Sender Briefe zu schicken, in denen sie auf die Fehler hinwies. Für den Haushalt und alle anderen Aufgaben, die der General für seine Gemahlin geplant hatte, stellte sie Leute ein. Putzfrau, Gärtner, Koch und was man noch alles benötigte. Die Kosten waren im Verhältnis zum Vermögen des Generals gering und fielen ihm nie auf. Manchmal kam es ihm so vor, als wären mehr Leute in seiner Villa, als es üblich war, aber da niemand ihn störte und nichts geklaut wurde, war es ihm eigentlich auch egal. Ab und an hatte er jedoch Angst, dass er nicht mehr Herr seiner Villa wäre, aber wenn dies passierte, nahm er einfach seine Doppelbockflinte und feuerte eine Ladung Schrot knapp an den Köpfen der unbekannten Eindringlinge vorbei, die erstaunlich viel für die Erhaltung seines Heimes taten.
Petunia hatte eine neue Beschäftigung gefunden, die es ihr ein wenig erleichterte die eintönigen Tage, welchen es an jeglicher Herausforderung mangelte, zu bewältigen. Diese Beschäftigung hieß Alkoholismus. Sie war nie betrunken, aber trank bereits nach dem Aufstehen eine kleine Menge und tat dies über den Tag verteilt, um einen gewissen Pegel halten zu können. Nachdem sie ein wenig experimentiert hatte, stellte sich heraus, dass der ideale Blutalkoholwert für ein erträgliches Leben bei ungefähr 1,4 Promille lag. Weniger war eine Qual, mehr durchaus willkommen aber nicht notwendig. Um diese Zahl aber halten zu können, musste sie immer mehr trinken und so stieg ihr Bedarf exponentiell von einer Flasche Wein für vier Tage, innerhalb kürzester Zeit auf eine Flasche Gin am Tag. So lebten die Beiden eine Zeit lang aneinander vorbei, keiner war Glücklich aber es ließ sich aushalten. Der General jagte weiterhin und war mittlerweile eine größere Gefahr für die örtliche Fauna als jeder Waldbrand, nur seine, für ihn immer noch mysteriösen, Untergebenen verfehlte er, meistens.
Als sich ihr erster Hochzeitstag näherte bekam Petunia, als sie das erste mal die 2 Promille Marke erreichte, die Einsicht, dass sie so nicht für den Rest ihres Lebens weitermachen wollte. Selbst der Rest vom Leben des Generals erschien ihr als eine langweilige Unendlichkeit. Eine Scheidung kam nicht in Frage, denn man hatte sie dazu gezwungen einen Ehevertrag zu unterschreiben, der sie und alle Nachfahren für immer ruiniert hätte. Arbeiten war auch nicht mehr möglich. Sie hatte heimlich zwei Bewerbungsgespräche organisiert, kam aber bei beiden angetrunken an und wurde bei einem statt zur Ärztin, zu einer Patientin der der Magen ausgepumpt werden musste. Dennoch, sie wollte nicht weitermachen ohne einen Sinn in ihrem Leben. Sie brauchte etwas, dass ihre Aufmerksamkeit und ihre Liebe benötigte. Ein Haustier kam bei einem solch Schießwütigen Gatten nicht in Frage und so kam sie zu einem Entschluss. Es war Zeit um Nachwuchs zu bekommen. Das einzige Problem dabei war der General. Als Medizinerin wusste sie, dass sein genetisches Material alles andere als Vorteilhaft war, mal abgesehen von den Schwierigkeiten die auftraten, wenn sie ihn zum Beischlaf überreden wollte. Den Gedanken, sich zwecks Fortpflanzung einen anderen Mann zu suchen, verwarf sie direkt wieder. Ihr Gewissen hätte es ihr nie gestattet ihren Mann, was für ein Monster er auch war, zu betrügen. So bereitete sie einen Plan der dazu führen sollte, dass der General seinen ehelichen Pflichten nachkommen würde. Sie nutzte die wenigen Kontakte aus dem Studium die sie noch hatte, um an verschiedene Potenzmittel und Medikamente zur Verstärkung der Libido heranzukommen. Danach nahm sie an einem Kochkurs teil, damit sie dem General die besorgten Substanzen unbemerkt verabreichen konnte. Während dieses Kurses fragte sie sich, wieso sie nicht schon vorher mal die ganze Freizeit genutzt hatte, um sich verschiedene Fähigkeiten anzueignen. Es hätte ihr etwas Abwechslung geboten und eine regelmäßige Aufgabe. Jetzt war es jedoch zu spät, ihre Entscheidung stand fest und so bereitete sie weiterhin alles vor um bald Nachwuchs zu bekommen. Auch dem Alkohol entsagte sie mit einem kalten Entzug, der ihr leichter fiel als sie erwartet hatte.
Nach wenigen Wochen war es soweit, sie war nüchtern, hatte alle benötigten Materialien organisiert und ihre Kochkünste hatten sich von tödlich, was den Kochkurs anfangs stark verkleinert hatte, zu genießbar verbessert. Sie gab dem Koch des Anwesens nach einem Jahr den ersten Urlaub und bereitete alle Speisen für sich und ihren Mann selber zu. Dabei achtete sie besonders auf die Trennung der Portionen, denn ihre waren scharf aber seine machten ihn scharf. Obwohl eine Veränderung beim General wahrzunehmen war, kam es in den ersten Tagen immer noch nicht zu der erhofften Vereinigung. Er wirkte aufgedrehter und nervös, zuckte beim sitzen ständig mit den Beinen, verließ aber kaum das Haus und verschwand öfters mit Zeitschriften über den Jagdsport in eines der vielen Badezimmer. Sie musste nicht lange überlegen um zu verstehen, dass er es bevorzugte sich selber um seine, ihn unbekannten, Gelüste zu kümmern und so musste sich etwas neues überlegen.
Nach insgesamt vier Tagen, in denen der General ein wahrer Handwerksmeister wurde, griff Petunia zu extremeren Mitteln. Er saß am Küchentisch und zitterte am ganzen Körper vor Erregung, während er versuchte seine sexuellen Fantasien, in denen es meistens um das Erschießen von Rotwild ging, zu unterdrücken, als es geschah. Durch einen Unfall, der von Petunia präzise geplant war, brach sie ihm mit einer Bratpfanne und einer Pfeffermühle beide Hände. Dabei versuchte sie so schockiert und mit Schuldgefühlen erfüllt wie möglich zu wirken, aber es war unnötig, denn der General hatte nur Augen für seine Verletzung und den damit verbundenen Schmerz. Petunia hatte bereits einen erste Hilfe Kasten parat und verband ihm die Hände. Dabei versuchte sie ihn zu beruhigen, doch ihr Gatte hatte jetzt erst erkannt, dass er nun für längere Zeit nicht in der Lage sein würde die Bedürfnisse seiner neu erwachten Libido selber zu befriedigen und so dachte er über Alternativen nach. Schließlich erkannte er die Möglichkeit mit seiner eigenen Frau zu schlafen. Sie war dabei seine vierte Wahl nach einem ausgestopften Tiger der in der Eingangshalle stand, einem bekannten aus dem Herren Club, der ihm schon öfters unangenehm nahe gekommen war, und dem Rohr seiner geliebten Elefantenbüchse.
So kam es an diesem Abend wie es kommen musste und mit einem Jahr Verspätung holten sie die geplanten Ereignisse der Hochzeitsnacht nach. Es war Petunia immer noch zuwider, aber sie dachte einfach an die kommenden Freuden der Mutterschaft und stellte sich vor, dass ein unerfahrener, hastiger und äußerst neugieriger Frauenarzt bei ihr zugange war. Der General schaute sie auch nicht an sondern schloss die Augen und erinnerte sich an seinen schönsten Jagdausflug. Während des Höhepunktes dachte er daran, wie er einem Wildschein eine Kugel genau zwischen die Augen verpasst hatte. Danach rollte er von ihr herunter und schlief sofort ein, Petunia hoffte inständig, dass dieses eine mal reichen würde um sie zu schwängern, denn ein weiteres mal würde sie die Nähe dieses Mannes in dieser Form nicht ertragen.
Sie hatte Glück, denn nach wenigen Wochen konnte sie eine Schwangerschaft bei sich feststellen. Mit dieser Erkenntnis war sie jedoch alleine, der General, welcher ohne die Zufuhr ihrer speziellen Gerichte wieder ganz der alte war, hatte keine Veränderung an ihr festgestellt. Wenn die Übelkeit am Morgen bei ihr hochkam sagte er nur: „Ich dachte du hast mit dem Saufen aufgehört“.
Der Koch, welcher nur ungern aus seinem Urlaub zurück kam, versuchte ihren seltsamen Essenswünschen nachzukommen.
„Da lässt man die eine Woche für sich selber kochen und schon sind die Geschmacksnerven komplett verzerrt“, dachte er sich.
Schließlich wurde auch die Größe von Petunias Bauch auffällig, doch der General gab dem Koch nur den Befehl, ihr weniger zu geben und empfahl ihr, wieder mit dem Trinken anzufangen.
„Da waren deine Proportionen einfach besser“, fügte er hinzu.
Schließlich war es soweit und Petunia spürte, dass die Geburt des Kindes nicht mehr weit entfernt war. So entschied sie sich dazu ihrem Mann mitzuteilen, dass sein Nachwuchs bald das Licht der Welt erblicken würde. Obwohl die Zeit drängte wollte sie einen möglichst passenden Augenblick dafür finden, an dem die Stimmung des Generals einen seltenen Höhepunkt erreicht haben würde. Zu ihrem Glück war dieser Augenblick bereits zwei Tage später eingetroffen. Der General war guter Dinge, als er einen großen Hirsch mit nach Hause brachte. Seine Laune erhob sich ins Grenzenlose, weil er am selben Tag einem Kind aus der Nachbarschaft einen Warnschuss ins Schienbein verpassen konnte, als dieses einen Fußball aus seinem Garten holen wollte. Die Nachricht über die Schwangerschaft seiner Frau nahm er dennoch nicht sehr positiv auf.
„Von wem ist das Kind?“, war seine erste Frage.
„Na von dir“, antwortete Petunia. „Von wem soll es denn sonst sein? Glaubst du etwas ich würde dich je betrügen?“.
Diesen Gedanken hatte der General nie gehabt, denn so wie er selbst, nahm er auch an, dass Frauen keinerlei Triebe besitzen und die Fortpflanzung nur ein seltener Prozess zur Erhaltung der Familie war. Die eine Woche, die mittlerweile fast neun Monate zurück lag hatte er schon verdrängt.
„Wie werde ich denn mit diesem Kind verwandt sein?“, fragte er Petunia, die nicht wusste wie sie mit dieser Frage umgehen sollte.
„Naja“, erwiderte sie, „du wirst der Vater sein“.
Doch dieser Ausdruck war ihm so unbekannt.
„Was für ein Vater? Vater-Bruder, Vater-Onkel, Vater-Opa?“.
„Einfach nur Vater“, sagte Petunia der jetzt dämmerte, was das genaue Problem war.
Der General zog sich zurück um zu überlegen, was es für sein Leben bedeuten würde Vater zu sein. Er dachte jedoch nicht lange darüber nach, eine Stunde später war es ihm bereits egal.
Schließlich war der Tag gekommen und bei Petunia setzten die Wehen ein. Die Haushälterin rief einen Krankenwagen und kümmerte sich um die werdende Mutter. Der General lehnte das Angebot, mit ihr ins Krankenhaus zu fahren, aber ab, denn wie er den Sanitätern und seiner Frau erklärte, war solch ein Wetter zu dieser Jahreszeit selten und der Tag war wie gemacht um Hasen zu schießen. Und so zog er mit seinem Gewehr und genug Munition, um in drei Länder einzumarschieren, in die Wälder, während seine Frau im Krankenhaus auf die Entbindung vorbereitet wurde und eine Hebamme versuchte sie zu beruhigen. Leider hatte der General sich verschätzt und fand keinen einzigen Hasen. Dafür aber eine Gruppe von Wanderern denen er Aufgrund des Lärms, den sie verursachten, die Schuld für das Verstecken der Waldtiere gab und so bestrafte er sie auf seine Art, getreu dem Motto: „Erst der Fangschuss, dann der Warnschuss“.
Mehr Schmerzen als die Wanderer, welche von diesem Angriff komplett überrascht wurden, hatte nur Petunia, die in diesem Moment einen Sohn zur Welt brachte. Er war gesund und quicklebendig. Sie nannte ihn Philipp, nach ihrer großen Liebe, dem Mann dem sie sich versprochen hatte und denn sie geheiratet hätte, wenn ihre Eltern nicht gewesen wären. Am Abend, während im Operationssaal die Überlebenden der Wanderung von den Geschossen in ihrem Körper befreit wurden, hielt Petunia den kleinen Philipp im Arm und säugte ihn. Das fühlte sich sehr unangenehm an und sie hoffte, dass sie bald auf die Flasche umsteigen könnte. Zur Flasche hatte der General bereits gegriffen. Nach so einer Erfolglosen Jagd, bei der er es nicht mal geschafft hatte alle Wanderer zu eliminieren, obwohl diese bedeutend langsamer reagierten und rannten als Hasen, saß er alleine an der Bar in seinem Club und trank Bier und Schnäpse mit hoher Geschwindigkeit. Dabei dachte er auch über den erwarteten Nachwuchs nach.
„Das ist doch nicht möglich. Dass ich ein Kind mit einer Frau zeuge mit der ich nicht einmal verwandt bin. Wenn das mein Bruder-Schwager erfährt. Oh Gott, meine Oma-Onkel würde mich umbringen. Hätte ich mal meine Tante-Cousine-Nichte geheiratet“.
Schließlich gingen bei ihm die Lichter aus und er wurde von einem Mitarbeiter in ein Taxi getragen, welches ihn nach Hause brachte.
Am nächsten Tag konnte er sich an nichts mehr erinnern, weder was er gemacht hatte, noch wieso seine Gattin sich nicht in der Villa befand. Aufgrund starker Kopfschmerzen und Übelkeit interessierte es ihn aber auch nicht sonderlich. Als Petunia eine Woche später mit ihrem gemeinsamen Sohn wiederkam bemerkte er sie nicht, nur den Trubel der nun in seinem ansonsten so ruhigen Heim auftauchte. Auch für das Jagen herrschten eher schlechte Bedingungen, denn ständig trieben sich Polizisten in den Wäldern herum die mit ihren Sirenen und ihrer Anwesenheit in großen Mengen die Tiere nur aufscheuchten. Es war ihm ein Wunder, wieso jemand eine Gruppe von Wanderern angreifen sollte. Petunia jedoch wirkte glücklich, sie hatte wieder eine Aufgabe und widmete ihre ganze Energie und Liebe dem kleinen Philipp. Dieser entwickelte sich hervorragend, und Petunia war dankbar dafür, dass er anscheinend keine der Schäden seiner väterlichen Familie geerbt hatte. Der General nahm ihn jedoch nicht wahr, ihm war nach fünf Jahren aufgefallen, dass seit längerer Zeit so ein kleines Wesen durch seine Villa lief, aber wie die Angestellten war er uninteressant und die einzige Aufmerksamkeit, die er von seinem Vater bekam, waren die Warnschüsse, an die sich der Rest des Personals bereits gewöhnt hatte.
Erst an seinem siebten Geburtstag traut sich Philipp auf seinen Vater zuzugehen. Dieser war überrascht, als ihm von der Existenz seines Sohnes erzählt wurde. Wie er Philipp das erste mal genau betrachtete musste er sich eingestehen, dass er unzufrieden war. Er war mager und wirkte eher zurückhaltend, fast ängstlich. Nicht gerade Eigenschaften die sich der General von einem Stammhalter gewünscht hatte und so entschied er sich dazu, den Kontakt mit ihm so weit wie möglich zu meiden. Philipp war das aber bereits gewohnt und die Liebe und Zuneigung seiner Mutter reichte für zwei. Als er langsam in die Pubertät kam war sein Vater nicht weniger enttäuscht. Philipp war, trotz der schlechten genetischen Voraussetzungen ein sehr intelligenter junger Mann geworden. Er interessierte sich für die Wissenschaft und Medizin, fand aber keine Interesse an der Jagd und war immer noch von magerem Körperbau. Seine haut war schneeweiß und er hatte mittlerweile lange, schwarze Haare, weswegen der General, wenn er seinen Sohn mal ansprach, ihn Schneewittchen nannte. Es fiel ihm nicht leicht sich einzugestehen, wie verweichlicht sein Sohn doch war. Petunia wollte ihm klar machen, dass Philipp ein männliches Vorbild fehlte, aber der General ließ sich dadurch nicht animieren, ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nur mit fünfzehn bewies der Junge Mut, als er seinem Vater sagte, wie sehr er den Namen Schneewittchen hasst. Dies führte dazu, dass er den neuen Spitznamen „Verweichlichte kleine Schwuchtel“ erhielt, was ihn nicht gerade fröhlicher stimmte. Nach drei Monaten konnte er seinen Vater überreden ihn einen anderen Spitznamen zu geben und so einigten sie sich, nachdem der General ein Gewehr gezückt hatte, wieder auf Schneewittchen.
Die Jahre vergingen und Philipp schaffte es auch ohne die Aufmerksamkeit seines Vaters zu einem jungen Mann heranzuwachsen. Mittlerweile war er sogar dankbar für das Desinteresse des Generals. Petunia hatte was sie wollte und für ihren Sohn zu leben war die größte Freude, die sie seit ihrer Zeit als Studentin empfunden hatte. Der General wurde alt und grau, aber viel ruhiger und zurückgezogener konnte er nicht werden. Mittlerweile war er damit beschäftigt die Ur-ur-ur-ur-ur-Enkel der Tiere zu töten die ihm damals entkommen waren.
Kurz nach seinem zwanzigsten Geburtstag verließ Philipp seine Heimat um in einer anderen Stadt Medizin zu studieren. Petunia war einerseits gerührt vor Stolz und Freude darüber, dass ihr Sohn sich so gut entwickelt hatte und ihre nie stattgefundene Karriere leben würde. Andererseits wurde ihr auch bewusst was die Abreise ihres Sohnes bedeuten würde, nämlich ein Verlust ihres Lebensinhaltes. Der General musste sich auch mit einem innerem Konflikt auseinandersetzen. Sollte er bei der nächsten Jagd reguläre oder überladene Munition benutzen.
Philipp fühlte sich wohl und schrieb gute Noten, aber aufgrund des Stresses und der Tatsache, dass er eine Freundin gefunden hatte, ließ er sich fast nie bei seiner Mutter blicken und meldete sich auch sonst nur selten. Petunia hatte die Suche nach einem neuen Sinn für ihre Existenz bereits aufgegeben oder besser gesagt, verschoben. Der General war mittlerweile siebzig und sie hoffte, dass sein Ende nicht mehr weit in der Ferne lag. Während sie darauf wartete, verfiel sie in alte Gewohnheiten zurück und griff wieder regelmäßig zum Alkohol, sie fühlte sich einfach wohler mit einem gleichmäßigen Pegel.
Doch irgendwann war sie es satt immer alleine zu trinken, und dabei dem Personal auf die Nerven zu gehen und so traf sie eine verhängnisvolle Entscheidung, als sie ein Taxi rief um in eine Bar in der Innenstadt zu fahren. Der General warnte sie vor dem Gesindel, dass sie dort antreffen würde, aber sie hatte kein Ohr für ihn und verließ die Villa. In der Bar angekommen setzte sie sich an die Theke und bestellte einen Gin. Sie hatte zwar schon viel getrunken, mehr als üblich, aber an diesem Abend wollte sie sich mal gehen lassen. Die Erziehung ihres Sohnes hatte ihr zwar Liebe und eine Aufgabe für zwei Jahrzehnte geboten, aber die Erfüllung ihrer sexuellen Interessen hatte sie dabei komplett vergessen. Nun, in einem stark betrunkenen Zustand, merkte sie das erste mal, wie sehr sie dies vermisste. Es setzte sich ein Mann, etwas dreißig Jahre alt, neben sie an die Theke. Er hatte lange, zu einem Zopf gebundene Haare, erste Falten im Gesicht und einen kurzen Vollbart. Petunia fand ihn nicht besonders attraktiv, aber zu diesem Zeitpunkt war sie bereit jedem Mann näher zu kommen. Zwar würde sie damit ihren Gatten betrügen, doch diese Hemmschwelle verschwand mit jedem Glas ein bisschen mehr.
Der Mann war von Beruf Sanitäter und so unterhielten sie sich lange über die Medizin, aber jedes mal, wenn sie versuchte mit ihm zu flirten blieb er distanziert und signalisierte ihr fehlendes Interesse. Sie war immer noch eine attraktive Frau, doch das Alter, immerhin war sie mittlerweile fünfzig, hatte Spuren hinterlassen und ihr Verhalten im betrunkenen Zustand war nicht sehr Damenhaft. Irgendwann merkte sie, dass sie mit diesem Mann klare Worte reden müsste und so packte sie ihn an der Schulter, strich ihm dann durch das Haar und sagte: „Ich stehe ja total auf Pferdeschwänze. Ich brauche mal wieder einen Hengst im Bett. Wie wäre es, Süßer. Willst du das nicht übernehmen?“.
Doch der Mann schob sie beiseite und verabschiedete sich. Das war für ihn zu viel des Guten.
Petunia saß nun frustriert auf ihrem Hocker und machte sich mit dem Gedanken vertraut, diese Bar alleine verlassen zu müssen, als ein junger Mann zu ihr kam.
„Entschuldigen sie?“, sagte er, schwer verständlich aufgrund starker Betrunkenheit. „Ich weiß, dass das unhöflich ist, aber ich habe ihnen zugehört und ich glaube ich könnte da etwas für sie machen“.
Petunia sah den Mann genau an. Auch er war keine Schönheit, aber hatte einen sportlichen Körperbau und machte einen sympathischen Eindruck.
„Ach ja?“, fragte sie, und versuchte dabei verführerisch zu gucken. „und wie?“.
„Naja. Ich habe gehört, was sie wollen und ich kann ihnen helfen das zu kriegen. Sie wissen schon, den Hengst mit Pferdeschwanz“.
„Sie haben doch gar keinen Pferdeschwanz“, sagte Petunia während sie seine kurzen Haare inspizierte.
„Ich nicht, aber ich kenne da jemanden, der genau auf ihre Wünsche passt“.
Und obwohl Petunias restlicher Verstand ihr sagte, dass es keine gute Idee war diesem Fremden nachts in ein Taxi zu folgen, tat sie es dennoch. Während der Fahrt schlief sie immer wieder kurz ein und auch ihr Begleiter kämpfte mit sich. Er lallte immer mehr und konnte kaum gerade sitzen. Schließlich hielt das Taxi an einem Bauernhof der etwas abseits der Stadt lag. Petunia folgte dem Mann, der für den Weg äußerst lange brauchte, in die Stallungen.
Als sie einige Stunden später erwachte, befand sie sich in einem Zustand von Verwirrung und Orientierungslosigkeit. Noch bevor sie die Augen öffnete nahm sie bereits ungewohnte Gerüche und Geräusche war. Dann blickte sie sich um, sie lag auf Stroh, und um sie herum war nur noch mehr davon. Neben ihr lag schlafend der Mann von letzter Nacht und etwa fünf Meter hinter ihr lag ein Pferd, das ebenfalls zu schlafen schien. Sie hatte schmerzen im ganzen Körper und fühlte sich merkwürdig, konnte sich aber nicht daran erinnern, was genau passiert war. Heimlich schlich sie sich aus dem Stall und rief ein Taxi an. Zehn Minuten später saß sie im besagten Taxi und war auf dem Weg nach Hause. Der Fahrer wollte sie erst nicht mitnehmen, denn sie roch sehr nach Pferd, aber ein üppiges Trinkgeld überredeten ihn dazu, ein Auge zuzudrücken. Langsam wurde sie wieder klar und neben dem Kater, und den damit verbundenen Kopfschmerzen, lokalisierte sie den Restschmerz in ihrem Unterleib. Plötzlich ging ein Schrei durch das Fahrzeug und der Fahrer hätte fast einen Unfall gebaut, als er vor Schreck am Lenkrad zog. Petunias Erinnerung war verschwommen und sie war sich nicht sicher, aber wenn sie auch nur im Ansatz richtig war, dann hatte der Mann von letzter Nacht sein Versprechen wahr gemacht. Er hatte ihre einen Hengst mit Pferdeschwanz vorgestellt.
„Mein schönster Araber“, sagte er in ihren Gedanken immer wieder.
Sie war sich nicht sicher, was sie genau mit dem Pferd gemacht hatte und ihr Unterbewusstsein hinderte sie daran, sich an Einzelheiten zu erinnern.
„Was ist das für ein Kranker Mensch“, dachte sie sich. „Dass er mich von einem Pferd bespringen lassen will“.
Dieser kranke Mensch erwachte so eben in seinem Stall und kämpfte mit seinem Kater. Sein Erinnerungsvermögen war nicht so schwer angeschlagen wie das von Petunia.
„Die Frauen lieben meinen Araber“, dachte er sich, während er das Pferd streichelte. „Du verschaffst mir jede Frau der Welt“, sagte er dann zu dem Pferd.
Als Petunia wieder in der Villa angekommen war, ging sie als erstes Duschen, was fast eine Stunde dauerte, da sie die ganze Zeit versuchte sich zu erinnern und gleichzeitig damit beschäftigt war zu verdrängen. Danach fuhr sie direkt zu ihrem Frauenarzt, der ihr sofort einen Termin gab, nachdem sie ihm gesagt hatte es handle sich um einen lebenswichtigen Notfall. Als er ihr sagte, dass er nichts finden konnte, was irgendwie gefährlich werden könnte, war Petunia beruhigt. Doch die nächsten Wochen waren hart für sie. Die einzelnen Fragmente ihrer Erinnerung hatte sie mittlerweile zusammengesetzt, leider aber dabei komplett vertauscht und verdreht, so das es nun für sie klar war, sie hatte Sex mit diesem Pferd. Es bestätigte ihre erste Befürchtung, aber jetzt kamen ihr auch Einzelheiten in den Sinn die ihr Angst machten. In Wahrheit waren diese Einzelheiten unbrauchbar, denn ihr Verstand hatte die Erinnerung daran, wie sie das Pferd streichelte und es umarmte mit der Liebesnacht mit dem Besitzer des Pferdes kombiniert, aber das konnte sie selber nicht wissen. Sie fing wieder an, mehr und mehr zu trinken und aus dem konstanten Pegel wurde ein konstanter Rauschzustand. Es war so schlimm, dass es selbst dem General aufgefallen war, der daraufhin den Alkohol aus der Villa verbannte und dem Personal anordnete, seiner Frau nichts zu geben. Erneut war sie auf kaltem Entzug, aber dieses mal fiel es ihr viel schwerer. Als sie wieder trocken war, kam eine Phase der Depression. Sie zog sich immer mehr zurück und redete mit niemandem, was überhaupt nicht ihre Art war, so ohne jegliche Lebensfreude hatte sie lange niemand mehr gesehen.
Ein paar Monate nach dem Vorfall mit dem Pferd kam Philipp nach langer Zeit wieder nach Hause um seine Mutter zu besuchen. Sie schien ihn jedoch nicht wahrzunehmen und so wendete er sich an seinen Vater in der Hoffnung, dass dieser ihm sagen würde, was passiert war.
„General, weißt du was mit meiner Mutter los ist?“, fragte er ihn.
„Was weiß ich. Aber in letzter Zeit ist sie wahnsinnig ruhig, zieht sich immer mehr zurück und wirkt sehr apathisch. Ich kann ehrlich sagen, dass ich sie noch nie so sehr geliebt habe wie in diesem Moment“.
Da dies das einzige Gespräch war, dass Philipp während seines Aufenthaltes mit seinem Vater führte und seine Mutter gar nicht mit ihm sprach, reiste er bald wieder ab.
Petunia hatte erkannt es könne so nicht weitergehen und so entschied sie sich dazu eine Therapie zu machen. Der Psychologe war jedoch keine wirkliche Hilfe. Er versuchte ihr zu erklären, dass das Pferd nie existiert hatte, sondern eine Projektion ihres Unterbewusstseins war. Ein Symbol für Freiheit und eindeutig ein Zeichen der Sehnsucht nach Philipp, ihrer ersten großen Liebe. Als er ihr abschließend empfahl, mehr körperlichen Kontakt zu Pferden zu suchen, um ihre Wünsche zu erfüllen wusste sie, dass es Zeit war die Therapieform zu wechseln. Leider fand sie auch in all den Gruppentherapien, die sie aufsuchte, keine Erlösung von ihrem Leid. Immer wenn sie erzählte „dass sie mit einem echten Araber Hengst Sex gehabt hatte“ waren die Reaktionen gleich. Die Frauen bejubelten sie und gratulierten ihr. Gleichzeitig fragten sie, wieso sie eigentlich in Therapie war. Männliche Zuhörer wollten vor allem wissen, was ihren vermeintlichen Partner zu einem „echten Hengst“ gemacht hatte. Ihre Antwort: „Er war schwer, haarig und wieherte die meiste Zeit“, überraschte die Männer, aber sie wollten eine Antwort und nun wussten sie, was sie zu tun hatten. Sie folgten den missverstandenen Vorgaben und hörten auf sich zu rasieren, überall. Zusätzlich legte jeder von ihnen einige Kilo an Körperfett zu. Doch zu ihrer Verwunderung schmälerte dieses neue Erscheinungsbild ihre Chancen bei der Damenwelt massiv und die wenigen Glücklichen, die es dennoch geschafft hatten eine Frau für sich zu gewinnen, vertrieben diese schnell wieder, als sie anfingen beim Sex laut zu wiehern und zu Schnaufen.
All dies half Petunia jedoch nicht weiter. Sie schaffte es nicht alleine das Geschehene zu verarbeiten und so wurde sie immer depressiver und neigte irgendwann auch zu Wutausbrüchen. Sogar der General schenkte ihr irgendwann seine Aufmerksamkeit. Dies lag primär daran, dass er sich darum Sorgen machte, ob ihr ganzes Geschreie die Tiere aus den nahen Wäldern vertreiben könnte.
Irgendwann hatte er sie und ihre Tobsucht satt und so brachte er sie dazu zu reden. Zuerst wollte sie ihm nichts sagen, aber er konnte sie überzeugen, denn die einzige Alternative zu einer Aussage ihrerseits wäre es gewesen, dass er seine Schrotflinte lädt und diese zusammen mit Petunia hinter das Gartenhaus bringt. Als sie ihm erzählte, was genau passiert war, hörte er nur halbherzig zu, aber die für ihn wichtigen Punkte hatte der General mitbekommen. Seine Frau hatte was mit einem Araber, den sie als einen echten Hengst einstufte gehabt. Das war für ihn zu viel des Guten. Er hatte zwar nie besonders viel Interesse an seiner Frau gezeigt, aber Ehebruch war für ihn eine Verletzung seiner Ehre und so schwor er sich, dass er diesen Araber, der seine Frau geschändet hatte, denn alles andere erschien ihm als unmöglich, finden und töten würde. Leider wurde die Suche nicht sonderlich Leicht, denn die Informationen die er seiner Frau entlocken konnte waren: „Haarig, schwer, Araber, riesiger Penis, ein Hengst“. Doch der General war bereit alles für seine Ehre zu riskieren.
Am nächsten Tag ging er erneut auf die Jagd, diesmal jedoch nicht im Wald sondern in einem anderem Stadtviertel, welches als Heimat vieler Immigranten diente. Auf einem Hügel, von welchem man einen Großteil des Viertels überblicken konnte, ging er in Stellung. Für diesen besonderen Zweck war er auch nicht mit Schrot, sondern mit einem schallgedämpften Scharfschützengewehr ausgerüstet. Er schoss alles nieder, was ihm ins Visier kam und auch nur minimal auf die grobe Beschreibung seiner Frau passte. Dabei verspürte er die größte sexuelle Erregung seines Lebens, was er jedoch zu unterdrücken versuchte, da er hier war um zu jagen und nicht um seinen Trieben nachzugehen. Als sich einige Stunden später einige Leichen angesammelt hatten und die Polizei verzweifelt versuchte den Schützen aufzustöbern, hatte sich dieser bereits zurückgezogen. Er war stolz auf seine Leistungen, immerhin hatte er keinen Schuss verfehlt, aber die Jagd auf Menschen erschien ihm auf lange Zeit betrachtet als äußerst Reizlos, da er nicht in der Lage war, sich eine Trophäe mitzunehmen.
„Schade eigentlich“, dachte er sich. „So ein Kaffer Kopf über dem Kamin macht sicher was her“.
Doch für seine eigentliche Aufgabe, den Schänder seiner Frau zu finden, war dieses Herangehensweise die Falsche. Ihm wurde klar, dass seine Informationen nicht ausreichten um jemanden nach Gefühl zu eliminieren und so traf er Vorbereitungen für den nächsten Tag, damit dieser fruchtbarer sein würde. Petunia hatte mittlerweile einen Therapeuten gefunden der sie ernst nahm und sich Mühe gab um ihr zu helfen. Nur die Tatsache, dass der Frauenarzt nach dem Geschehenen keine Formen innerer Verletzung oder Samen gefunden hatte verwunderte ihn.
Am nächsten Tag fuhr der General wieder in das Viertel, wo er schon am Vortag Zeit und Leben totgeschlagen hatte. Doch diesmal nahm er keine Stellung auf dem Hügel ein, sondern fuhr direkt durch die Straßen, wo immer noch Leute dabei waren diese von Blut und Eingeweiden zu bereinigen. Endlich parkte er vor seinem Ziel, einer arabischen Männersauna. Mit einem schweren Koffer in der Hand betrat er das Gebäude und ging an der Rezeption, ohne auf den dort stehenden Mitarbeiter zu hören, in den Hauptsaal des Gebäudes. Dort befanden sich ca. sechzig Männer und sie alle starrten diesen alten Mann, der in voller Bekleidung und mit seinem Koffer vor ihnen stand an.
„Ich suche den Mann der meine Ehe ruiniert hat“, schrie der General.
Als er keine Antwort bekam fuhr er fort.
„Meine Frau wurde von einem Araber geschändet“, und während er das sagte versuchte er jeden seiner Zuhörer genau zu inspizieren. „sie sagte er wäre haarig, dick und wieherte. Fühlt sich da jemand angesprochen?“.
Doch weiterhin gab es keine Antwort, nur leises Flüstern unter den Arabern.
„Zusätzlich hatte er einen riesigen Penis und war ein echter Hengst“.
Als der General das sagte, meldete sich jeder und bekannte sich dazu, mit Petunia geschlafen zu haben. Das reichte dem General, er legte den Koffer nieder, öffnete ihn und nahm das darin platzierte Sturmgewehr in den Anschlag. Noch bevor die ersten seiner Opfer erkannten, was er in der Hand hielt, eröffnete er das Feuer.
Der General stand vor Gericht. Ihm wurde vom Staatsanwalt vielfacher Mord vorgeworfen. Doch zu seinem Glück waren der Richter und der Verteidiger, sein „Bruder-Onkel“ und sein „Cousin-Neffe“, auf seiner Seite. Schließlich wurde der General freigesprochen unter dem Einwand, dass er eine versteckte Terrorzelle entdeckt und ausgeschaltet hatte, bevor diese in der Lage war die Stadt zu zerstören. Als der General wieder zuhause ankam war er ganz der Alte, mit einer einzigen Ausnahme. Er hatte Freude an vollautomatischen Waffen gefunden und so waren seine Jagdausflüge nun erfolgreicher denn je.
Petunia ging in eine Klinik. Dort traf sie durch Zufall auf den Mann, der sie damals in seinen Stall gebracht hatte. Er ließ seine Sexsucht behandeln und als er merkte, wie ängstlich Petunia auf ihn reagierte versuchte er sie zu beruhigen. Nach einem langen Gespräch konnte sie die Klinik verlassen, denn nun wusste sie, dass sie nie mit einem Pferd Sex gehabt hatte, sondern nur von einem sexsüchtigen Vorbestraften ausgenutzt wurden war. Wieder zu Hause war sie glücklich und ergab sich ganz ihrer alten Liebe, dem Alkohol und dem korrigieren von Büchern und Serien.
Und Philipp... ach scheiß auf Philipp, der ist für diese Geschichte nicht wirklich wichtig.