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Bon Appétit

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28.08.2011
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Bon Appétit

Vanessa möchte unbedingt ihre Mama überraschen, ihr etwas Gutes tun und sie verwöhnen, denn sie hätte es verdient! Vanessas Mama ist eine gutherzige und intelligente Person, die ihren Beruf als Kinderärztin in keiner Weise verfehlt hat. »Dr. med. Marilena Zimtstern« steht auf dem Schild ihrer Praxistür. Tüchtig und mit Leidenschaft hat sie sich diesen Traum verwirklicht und ist dabei immer eine vorbildliche Mama gewesen. Nur die Beziehung zu ihrem Mann ist auf der Strecke geblieben, das hat fünf Jahre nach Vanessas Geburt zur Trennung geführt.
Vanessa ist bereits zehn Jahre alt und hat die Scheidung ihrer Eltern verhältnismäßig gut verkraftet. Regelmäßig trifft sie ihren Papa, versteht die Situation, aber wünscht sich doch insgeheim einen Mann, der ihre Mama liebt und an ihrem Familienleben teilnimmt.
Heute ist weder Muttertag noch Weihnachten, also ein perfekter Tag für eine Überraschung. Bleibt nur die Frage: Wie kann Vanessa ihre Mama am besten verwöhnen? Natürlich mit einem herrlich gedeckten Esstisch und selbstgekochten Spaghetti Bolognese. Die sind nämlich ihr Lieblingsgericht und zufällig auch Mamas.

Eine Stunde noch, dann kommt sie von der Arbeit nach Hause. Zuerst deckt Vanessa den Tisch, freilich wird bei dem warmen und sonnigen Wetter draußen auf dem Balkon gegessen. Die schönen Bambusuntersetzer zuerst, darauf Großmutters alte, kunstvoll verzierte Teller und das Besteck. Extra noch gesucht, Mama wird es lieben! Eine Vase in die Mitte, hinein die heimlich vom Feld gepflückte Sonnenblume. Ein paar Kerzen links und rechts. Grün, rot, blau und gelb, kunterbunt, das wird sie freuen! Aber noch nicht anzünden! Jetzt in die Küche, Wasser in den Topf, Salz und etwas Öl hinzu, dann den Herd auf höchste Stufe.
Das war einfach, doch wie war das noch mal mit der Soße? Was bedeutet überhaupt Bolognese? Jetzt noch in einem Kochbuch herumblättern? Sie haben doch schon so oft Bolognese gegessen!
Hätte ich Mama nur mal öfter zugeschaut und besser aufgepasst!, denkt sie sich, als auf einmal wie Regen alle Zutaten in ihr Gedächtnis rauschen. Hackfleisch, ein paar Zwiebeln und viel Knoblauch, oder wenig? Und ...? Die Tomatensoße fehlt!
»Das kann nicht sein!«, flucht sie, ist sich aber bereits der einzigen Lösung bewusst. Bis Mama nach Hause kommt, sind es dreißig Minuten, und der Supermarkt ist nur hundert Meter entfernt, gleich um die Ecke. Flink zieht sie ihre Schuhe an, reißt die Wohnungstüre auf und läuft los.

»Verzeihung, wo finde ich die Tomatensoße?«, fragt sie eine ältere Dame am Eingang.
»Das nächste Regal rechts, mein Kind.«
Sie guckt auf die Uhr, die Zeiger ticken, die Zeit rinnt. Zu ihrem Glück warten nur wenige an der Kasse, obendrein lässt ein freundlicher Herr sie vor. Sie schafft es noch rechtzeitig!Das wird Mama freuen! Ungeduldig rechnet sie, um das Geld dem Kassierer gleich passend in die Hand geben zu können. Menschen unterhalten sich, die Klimaanlage kühlt vergeblich den Raum.
Vanessa starrt auf das Kassenband, wischt sich den Schweiß von der Stirn und überlegt, wie dieses Ding heißt, das die Artikel der Kunden voneinander trennt. Plötzlich zuckt sie zusammen: Es schmerzt höllisch im Bauch. Vorahnung bahnt sich den Weg ins Gedächtnis. Der Appetit verfliegt.
Ist das wahr?, fragt sie sich und durchwühlt aufgeregt ihre Taschen. Sie hat den Hausschlüssel vergessen! Es drückt noch heftiger in der Magengegend. Sie hat sich ausgesperrt und vergessen, den Kochtopf vom Herd zu nehmen!
»Hallo«, murmelt die Kassiererin und scannt die Tomatensoße.
Vanessas Pläne und Hoffnungen lösen sich in Luft auf. Wie konnte das passieren? Alles vermasselt! Der Puls steigt, die erste Träne kullert.
»Einsneunundzwanzig, bitte!«
Vanessa rennt los.
Vor ihrem Haus entlädt ein Mann gerade seinen Lieferwagen.
»Bitte helfen sie mir!«, fleht Vanessa, »es brennt!«
Er nimmt ihre Hände. »Wo brennt es denn?«
Sie schaut ihn an und bricht in Tränen aus. »Ich wollte sie überraschen! Ich hab alles kaputtgemacht, hab meinen Schlüssel vergessen! Alles brennt!«
Der Mann redet ihr gut zu: »Beruhige dich, wir kriegen das hin! Wo ist denn deine Wohnung? Ist vielleicht ein Fenster offen?«
Seine sanfte Art tröstet tatsächlich ein bisschen. Die Vergangenheit ist sichtbar, alles wird klar, sie spürt die Bambusuntersetzer, das Besteck schimmert im Licht, der Wind bläst die Gardine durch die offene Balkontür.
»Eine Leiter! Sie ist offen, die Balkontür ist offen!«
Augenblicklich hüpft der Mann in den Lieferwagen und packt eine Leiter aus, dann laufen beide die Fassade entlang zum Balkon. Passanten gucken. Die Leiter ist aufgestellt. Eine Stufe, dann noch eine. Sie schaut ihm nach. Die Sonne blendet. Ein Bein über die Brüstung gestreckt. Jetzt ist er weg. Sie wartet, es ist unerträglich.

Der Helfer läuft in die Küche. Das Wasser brodelt. Kein Qualm, ein bisschen Dampf, aber kein Feuer, nur zerkochte Spaghetti. Er schaltet den Herd aus.
Ein Schlüssel schiebt sich ins Türschloss. Marilena betritt die Wohnung. Überrascht schauen sich beide an. Nach einer kurzen Erklärung holen sie Vanessa, die immer noch wartet.
»Es tut mir so leid, Mama, ich wollte dich nur überraschen!«
»Das hast du allerdings geschafft! Sei froh, dass nicht mehr passiert ist! Wir zwei unterhalten uns später darüber! Zu allererst bedanken wir uns bei Herrn - «
»Franco, nennen sie mich Franco. Ich bin neu hier, gerade umgezogen.«
»Vielen, vielen Dank, Franco! Kann ich Ihnen vielleicht etwas Gutes tun? Wie wäre es, wenn wir Sie zum Essen einladen?«

Ein wenig später sitzen die drei am Tisch beim Italiener um die Ecke. Alle bestellen Spaghetti Bolognese, ihr Lieblingsessen. Der attraktive Neuling erklärt Vanessa, dass die Nudeln erst bei kochendem Wasser in den Topf kommen und dass dieses Gericht einer Stadt in Italien entstammt. Aufmerksam hört sie ihm zu und bewundert dabei seine schönen Augen. Dann fällt ihr Blick auf Mama, und eine wunderbare Idee bildet sich in ihrem Kopf.

 

MyChii schreibt:

Hallo, das ist meine erste Geschichte hier.
Freu mich über Feedback & hoffe sie gefällt euch

Derlei bitte in ein separates Posting.

Aus Alltag ins KC.

 
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Korrigiert zurück. :gelb:

Übrigens:

überlegt, wie dieses Ding heißt, das die Artikel der Kunden voneinander trennt.

Das hab ich während der letzten zehn Jahre etliche Kassiererinnen gefragt (auch männliche). Favoriten sind Keine-Ahnung, Komisch-das-weiß-ich-auch-nicht und Stopper.

 
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Guckst Du hier: http://de.wiktionary.org/wiki/Warentrenner

Mir gefällt allerdings das niederländische "beurtbalkje" am besten, dicht gefolgt von der norwegischen "skillepinne".

Zur Geschichte nur ganz kurz ein erster Eindruck: Sie gefällt mir gut. Feine Details, eine nachvollziehbare Handlung und viel "Stimmung". Schön!

Ein paar Stolpersteine sehe ich allerdings auch: Vanessa ist sehr jung, würde also kaum referieren, ihre Mutter habe "ihren Beruf in keiner Weise verfehlt". Das klingt (wenn sie es so sagte) sehr altklug. "Marilena" finde ich schön, "Zimtstern" doch etwas zu dick aufgetragen. Die naiv-romantische Grundstimmung sollte nicht mit Gewalt in die Namen der Protagonisten gepackt werden. Die Art, wie es im Text geschieht, reicht.

Liebe Grüße,

veermouth

 

Hi Myschii,

anfänglich haben mich die vielen, etwas übertriebenen Adjektive bzw. die sehr kindliche Erzählweise gestört. Also, sowas hier:

ine Vase in die Mitte, hinein die heimlich vom Feld gepflückte Sonnenblume. Ein paar Kerzen links und rechts. Grün, rot, blau und gelb, kunterbunt, das wird sie freuen! Aber noch nicht anzünden!

Da fühlte ich mich sehr an Erich Kästner erinnert, so von der Erzählweise her.

Aber so mit dem Ende etc. passte es dann doch wieder. Mir hat deine kindlich-niedliche Geschichte ganz gut gefallen und ich finde, sie würde sich besser in der Rubrik "Kinder" machen.

lg
Engelchen

 

Hallo Ihr & vielen Dank fürs kommentieren !

Noch bis vor kurzem hatte "dieses Ding" überhaupt keinen Namen für mich. Jetzt, dank euch, sind es gleich ein ganzes Dutzend. Danke auch dafür !

Da es meine erste bis zum Ende fertig geschriebene Geschichte ist, bin ich schon froh, wenn sie gar gelesen und nicht vollständig für langweilig empfunden wird.

@Engelchen:
Mit Erich Kästner verglichen zu werden nehme ich deshalb mal (noch) nicht ganz so persönlich. Bin selbst überrascht, das sie so sehr "kindlich-niedlich" geworden ist, und jetzt vielleicht wirklich besser in Rubrik Kinder statt Alltag passt, das war ebenso nicht geplant. Ich denke darüber nach!

@veermouth: Altklug sollte Marilenas Beschreibung nicht klingen, sondern natürlich lediglich deutlich machen das sie mit Kindern gut umgehen kann. Kurz und knapp.

Ich hoffe nicht das der Leser beim Namen "Zimtstern" sofort an Gewalt denken muss ;)
"Marilena von (& zu) Zimtstern" - das wäre meines Erachtens dick aufgetragen und unpassend. Aber so, noch im Rahmen.

 

Mit Erich Kästner verglichen zu werden nehme ich deshalb mal (noch) nicht ganz so persönlich.
ich glaube nicht, dass man beleidigt sein kann, wenn man mit einem so erfolgreichen Autor wie Erich Kästner verglichen wird :) Ich meinte damit, dass dein Schreibstil an manchen Stellen dem von Erich Kästner glich bzw. ich ein bisschen an E.K. denken musste.

lg Engelchen

 
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ich glaube nicht, dass man beleidigt sein kann, wenn man mit einem so erfolgreichen Autor wie Erich Kästner verglichen wird Ich meinte damit, dass dein Schreibstil an manchen Stellen dem von Erich Kästner glich bzw. ich ein bisschen an E.K. denken musste.

Das war auch gar nicht negativ gemeint. Im Gegenteil, Kästner war ein großartiger Schriftsteller und inspiriert(e) mit seinen Erzählungen viele, viele Kinder!
Verzeihung für das Missverständnis.

Ich bin nur immer noch überrascht, weil es von mir nicht so geplant war eine Kindergeschichte zu schreiben. Aber vielleicht ist das genau der Trick ?!

 

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