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Body Secrets

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24.02.2005
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Body Secrets

Ich musste mich von ihm trennen. Endgültig. Er war wie ein Tick, der nur noch nervte. Er flehte penetrant um Mitsprache, und grölte primitivst, sobald man sie ihm gewährte. Zum ersten Mal aufmüpfig wurde er vor zwei Wochen, an der Supermarktkasse, als sich das Mädchen vor mir nach einem heruntergefallenen Becher (war es Schmand??) bückte und ich nicht nur hinsah, sondern hinglotzte, wie ihr Schottenröckchen in himmlische Höhen fuhr. Ich sog den Moment, in dem sie sich entblößte, mit den Hüften auf, ich riss mit beiden Pupillen an ihren Leggins. Dabei hatte ich lebenslange Keuschheit geschworen. Ich war der mit Abstand jüngste Mönch im Kloster Eigenstein. Alle Hoffnungen ruhten auf mir.
Er hingegen war ein hoffnungsloser Fall. Ein lästiges Anhängsel, seitdem er das erste Mal um sich gespuckt hatte. Er war ein Schmerzensbereiter. Ein Folterinstrument. Ein Möchtegern-Messiahs. Doch vor allem war er ein Wichtigtuer. Er war auch eitel. Und viel zu schnell beleidigt. Seine latente Neugierde war sündig und unrein, denn sie verachtete das Bestehende. Und seit Kurzem stank er auch noch, so als hätte er sich eine eklige Krankheit eingefangen. Er stank seitdem ich das Schulmädchen angestarrt hatte, seitdem ich mich so oft es sein musste, selbst befleckte. Und es musste immer öfter sein. Immer öfter und länger schloss ich mich in unserem Computerraum ein, um Frevel an mir selbst zu treiben. Nur so konnte ich mich davon abhalten, hinunter in die Stadt zu rennen, wo ich mich in Sünde gewälzt hätte.
Das Schulmädchen. Ihre Schamlippen, die sich wie ein Kussmund gegen die Leggins pressten. Seitdem sich dieses eine Bild in mir festgesetzt hatte und wie ein Alien neue Bilder gebar, in dieser Spinnwebenschmuddelecke meines Geistes, BAH! Seitdem probte ER den Aufstand. Eine Erektion nach der anderen. Nur mit Dauerwichsen hielt ich ihn in Schach. Es lief auf eine Pattsituation hinaus, die keinen von uns befriedigte. Sobald ich ihn gemolken hatte, verblieben mir etwa zehn Minuten, in denen ER sich nicht in meine Gedanken einmischen würde. Doch ich konnte meine Glaubenskrise und die verschiedenen Rollen, die ich darin spielte, in dieser kurzen Zeitspanne nicht auseinander klamüsern. Dafür tickte die Uhr im Computerraum zu laut. Und zu schnell. Es war eine Uhr, wie man sie in Bahnhöfen oft sieht. Ich saß vor ihr und wurde den Gedanken nicht los, dass der Sekundenzeiger ständig auf mich deutete. Sein Fingerzeig wurde umso bohrender, je näher er sich der 6 näherte. Natürlich, in der Zeit, in der er mir den Rücken zuwandte (also in den 30 Sekunden, die er benötigte, um den Bogen zwischen der 9 und der 3 abzulaufen), hätte ich mich entspannen können. Wieso auch nicht? Nutzen wir doch diese kleine dramatische Pause, bevor wieder alle Welt auf mich zeigte. Tick – Tack – Tick – Tack. Meine Zeit lief ab. Wehrlos schielte ich auf die Schlange in meinem Schoß herab, die sich nur in meinem Schamhaar zusammengerollt hatte, um in einem unerwarteten Moment wieder in die Höhe zu zischen.
Es klopfte energisch. Ich verstaute meinen Widersacher hektisch, wobei sich ein Spermafaden auf meiner Kutte absetzte, rief „Herein“, wobei Clemens, unser Abt bereits eingetreten war. Clemens schnupperte.
„Mmh, riecht irgendwie gut hier!“
Mir fiel ein, dass ich die Sauerei noch gar nicht weggewischt hatte. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mich auf die schleimigen Pfützen meines Wahns zu stellen. Clemens musterte mich wohlwollend.
„Wie kann ich helfen, Bruder Clemens?“
Clemens senkte den Blick. Dann starrte er unfokussiert in den Raum oder aber fokussiert auf den Spermafaden, der sich in diesem Moment von meiner Kutte abseilte, das war bei meinem Nervenflimmern nicht mehr auseinander zu halten.
„Unser Vorräte gehen zur Neige, Bruder Max. Wir möchten dich bitten, wieder zum Einkaufen in die Stadt zu fahren. In letzter Zeit vernachlässigst du viele deiner Aufgaben. Gibt es vielleicht einen Grund dafür, den du mit deinem Bruder teilen möchtest?“
Ich wischte meine Wichsgriffel an der Kutte ab und stieß dabei gegen ihn. ER hatte sich schon wieder erhoben und pochte frech gegen den groben Stoff unserer Ordenstracht. Vielleicht wusste Clemens Rat. Zumindest war es seine Aufgabe, sich um das Seelenheil seiner Brüder zu sorgen. Doch ich hörte mich “Nein” sagen. Nein, eigentlich sei alles in Ordnung. Ich werde natürlich weiterhin die Einkäufe tätigen, doch heute müsse ich mich schonen. Ich hätte Durchfall und..Bauchschmerzen. Deswegen suche ich auch im Internet nach alternativen Hausmitteln.
„Warum fragst Du dann nicht mich? Du weißt doch, dass ich gegen jedes Wehwehchen ein Mittelchen kenne.“
Clemens kam einen Schritt auf mich zu und lächelte. Ich buckelte und presste die Beine zusammen.
„Ja stimmt, aber ich, ich brauche hier noch eine Weile“, sagte ich.
„Das sehe ich, aber ich würde auch gerne ins Internet, Bruder Clemens. Deine Stunde ist schon seit 10 Minuten abgelaufen.“
Ich schaute auf die Uhr. Clemens hatte Recht. Das änderte jedoch nichts daran, dass ich diverse japanische Sünderseiten noch nicht verlassen und die Sauerei zu meinen Füßen noch nicht weggewischt hatte.
„Das tut mir wirklich leid“, rief ich. „Aber bitte gib mir noch fünf Minuten Bruder, es ist wirklich wichtig. Es, es geht nicht nur um meine körperliche Gesundheit.“
Clemens verließ knurrend den Saal, schlug beim Hinausgehen sogar die Türe zu. So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt.
Ich bat Bruder Theo persönlich, an meiner Statt ins Tal zu fahren. Er war mein Zellennachbar und unser erster Neuzugang, seitdem ich vor sieben Jahren als Zivildienstleistender zu den Brüdern stieß. Bevor ich anklopfte, hörte ich ein dumpfes langanhaltendes Blubbern. Ein Geräusch, an das wir uns im Kloster Eigenstein schon längst gewöhnt hatte. Theo steckte mal wieder bis zu den Wangen in seiner Wasserpfeife. Wir wussten um Theos Laster. Er hatte uns von Anfang an gesagt, dass er unserem Orden vor allem beitreten wolle, um – unbedroht von polizeilichen Schikanen - eine Pflanze anzubeten, die er für Gottes Geschenk hielt.
Wir waren uns auch nach eingehendem Studium der Katechismen nicht sicher, ob es sich in Theos Fall nur um eine Form der Selbstsucht oder schon um Gotteslästerung handelte. Nach langer Beratschlagung entschieden wir uns für Ersteres. Wir nahmen Theo in seinem 60. Lebensjahr als Novizen auf. Er war kräftig und konnte mir bei allerlei schweren Arbeiten, zu denen die Älteren nicht mehr imstande waren, zur Hand gehen. Nach wenigen Wochen zweifelte auch niemand mehr daran, dass unsere Entscheidung richtig war. Theo kümmerte sich aufopferungsvoll um den Kräutergarten. Außerdem hatte er sich durch seine lockere Art zur Stimmungskanone entwickelt. Die Abende, in denen er auf seiner Gitarre katholischen Evergreens improvisierte, zählten zu den heiteren Sternstunden unserer ansonsten eher grüblerischen Bruderschaft.
Als ich Theo endlich dazu überredet hatte, an meiner Statt ins Tal zu tuckern, litt er plötzlich unter Sehschwäche. Oder Nervosität. Oder Beidem. Jedenfalls dauerte es ewig, bis der Zündschlüssel sein Ziel gefunden hatte.
„Max, ich muss dir was gestehen“, raunte Theo, und ich fragte mich, ob er die ganze Zeit absichtlich am Zündloch vorbeigestochert hatte. Ich beugte mich langsam zu ihm hinunter. Theo strich sich zum zehnten Mal die Zottel aus dem Gesicht. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter.
„Du schaffst das schon, Theo“, sagte ich.
„Tja, das sagt sich so leicht. Ist halt schon n paar Jährchen her, seitdem ich das letzte Mal in ner Karre gehockt habe. Aber vor allem, naja, du hast mich ja grade gesehen. Die neue Ernte ist echt potent. Und ehrlich gesagt bin ich grade viel zu breit zum Fahren!“
Theo lachte, aber nicht lange.
„Behauptest du nicht immer, Gott nahe zu sein, wenn du gekifft hast?“, erinnerte ich ihn. Theo nickte gedankenschwer.
„Dann kann doch nichts schiefen. Gott ist mit dir“, sagte ich. Theo schaute zu mir auf und nickte.
„Gott ist mir mir“, raunte er. Dann nickte er noch einmal. Dann fuhr er endlich an. Ich tätschelte das Heck unseres alten Ford Fiesta, um sowohl Fahrer als auch Vehikel geweiht zu haben. Theo ließ den Motor absaufen. Er setzte ihn wieder in Gang. Er fuhr zockelnd weiter. Und mir war nicht mehr wohl bei der Sache. Wenn unserem Theo etwas zustoßen würde, wäre ich alleine Schuld daran. Ich sank auf die Knie und faltete die Hände zum Vaterunser. Mitten im Gebet klaffte sie auf, die Furche, die sich durch eine Leggins hindurch in mein Bewusstsein getrieben hatte. Und aus dieser Furche wurde ich von IHM beobachtet. Beobachtet und verlacht.
Ich stand auf und klopfte meine Kutte ab. Es war entschieden. ER hatte die geistige Schlacht gewonnen. Und genau deswegen musste ER ab, noch bevor ER mich im Siegesgetöse ins Verderben riss. Ich musste das Opfer bringen. Meinem Gelübde Folge leisten. Entweder ER – oder ICH.
Ich stürmte in die Küche, in der Bruder Clemens gerade in einem großen Topf Suppe rührte. Er hielt mir seinen Kochlöffel vors Gesicht, während ich in der Besteckschublade kramte.
„Möchtest du nicht mal kosten? Ist echt lecker geworden.“
„Nein danke.“
Ich zerrte das Filetier-Messer aus dem Besteckkasten und erwartete, von meinem Abt darauf angesprochen zu werden.
„Als ich gehört habe, wie das Auto ansprang, war ich mir eigentlich sicher, dass Du fahren würdest. Ich glaubte fest daran, dass Du deinen inneren Schweinehund überwunden hättest, wie schon so viele Male zuvor“, sagte Bruder Clemens.
Ich stützte mich auf dem Küchentisch ab.
„Doch ich sehe schon. Dort wo ein Tor aufgestoßen wurde, ist es nur schwer wieder zu schließen, nicht wahr Bruder Max? Aber glaubst Du etwa, du seist mit deinen Nöten allein? Warum vertraust du dich nicht deinem Abt oder deinen Mitbrüdern an? Glaubst du wir merken nicht, wie es gerade um die bestellt ist??? Du bist unsere Zukunft, Bruder Max. Und wir müssen dabei zusehen, wie sich unsere Zukunft in heiße Luft auflöst. Du hast dich von uns abgewendet. Dir geht es nur noch um dich und deine Lüsternheit.“
Clemens Augen funkelten. Doch noch hielt ich seinem Blick stand.
„Ich habe ein Lösung“, sagte ich.
Clemens warf einen Blick auf das Filetier-Messer.
„Ja, das könnte klappen“, sagte er. „Wenn du wirklich die Eier dafür hast, dann wirf ihn den Katzen zum Fraß vor. So hat es Bruder Wolfram auch gemacht.“
„Ok. Danke für den Tipp.“
Unser Abt griff neben den Feuerlöscher und reichte mir einen Verbandskasten.
„Wenn diese Prüfung erst einmal überstanden ist, wird alles andere zum Kinderspiel“, sagte er und klopfte mir zum Abschied auf die Schulter.
Ich schritt entschlossen zu meiner Zelle. Im Kreuzgang hörte ich eine Katze schreien, es war kein übliches Miauen und es brachte mich aus dem Tritt. Ich stolperte, fiel und hätte mir dabei beinahe das Filetiermesser in den Leib gerammt. Ich nahm den Vorfall zum Anlass, um noch einmal bei einem anderen Chirurgen anzurufen. Dieser bestätigte mir jedoch, dass er Geschlechtsorgane nur umoperieren, nicht wegoperieren könne. In meinem Fall rate er dringend zu einer psychologischen -
Ich legte auf. Hielt mir das Filetier-Messer vor die Augen und spiegelte mich in seiner breiten Klinge. Auf meinem Nachttisch harrten drei Mullbinden, ein großflächiges Druckpflaster und ein Fläschen Jod ihres Einsatzes. Ich entsperrte mein Smartphone und tippte schon einmal die Notrufnummer ein.
Dann griff ich mir die Bestie und riss sie an ihrer schrumpeligen Schnauze empor. Ich setzte das Messer am Schaft an. Plötzlich musste ich an Eva, das Schulmädchen, denken. Ihr Bild ploppte auf wie ein Werbefenster, das sich an keiner Stelle schließen ließ. Ich wurde nervös und schob es auf meine Blase. Ich wollte noch ein letztes Mal auf gewohnte Weise pissen. Es dauerte ewig, bis die ersten Tropfen in meinen Nachttopf trommelten. Zwei Fetzchen Sperma trieben auf der Oberfläche, dort wo sie hingehörten. Es schmerzte, gleich nach dem Wichsen zu Pinkeln. Dieser Satz stand bisher nirgendwo geschrieben. Er beinhaltet ein Geheimnis der männlichen Anatomie, welches ich allerdings nur aussprechen, nicht erklären kann.
Das Telefon klingelte. Ich schaute es an. Es klingelte noch einmal. Irgendwie wusste ich, dass es Eva sein würde, dass sie nicht mehr darauf wartete, bis ich anrief. Sie hatte die Initiative ergriffen. Es klingelte schon wieder. Ich zierte mich und kam mir dabei zum ersten Mal in meinem Leben schwul vor. Es klingelte ein viertes Mal. Eva, also. Ich zählte meine Rippen. Alle noch da. Das nächste Klingeln erstickte ich im Keim.
„Hallo?“, sagte eine zuckersüße Frauenstimme, die nicht Eva gehörte.
„Hallo“, sagte ich.
Zwei Sekunden Stille.
„Ich habe Ihre Kontaktanzeige gelesen.“
„Ah. Welche denn?“
„Ehm, Moment. Hier: Miesepeter sucht fiese Katze. Gerne mit Penisneid oder Penishass. Fand ich ziemlich originell.“
„Ja, ich auch.“
„Erzähl doch mal ein bisschen was über dich!“
„Hmm, wo soll ich da bloß anfangen?“
„Naja, wie kamst Du zum Beispiel darauf, dich Miesepeter zu nennen?“
„Vielleicht, weil ich gerade mies drauf bin?“
„Immer?“
„Immer öfter.“
„Und wofür suchst du eine fiese Katze?“
„Dass wird die fiese Katze schon wissen, sobald ich sie gefunden habe.“
„Du glaubst also, ich sei nicht fies genug?“
„Ja, du bist viel zu nett. Du hast ja ein Engelsstimmchen.“
„Tja, da täuschst du dich. Ich habe meinem Freund gerade den Schwanz gebrochen.“
„Wie? Was? Wirklich?“
„Ja, er hat brutale Schmerzen. Er hat sogar Schluss gemacht, weil er glaubt, ich hätte es mit Absicht getan.“
„Und, wolltest du seinen Schwanz brechen?“
„Sagen wir so. Als ich ihn geritten habe-“
„Moment. Wie hast du ihn geritten?“
„Naja, er lag da so in seiner Lieblingsstellung. Wie Jesus. Seine Hände hatte ich ihm gegen die Bettpfosten gebunden.“
„Achja?“
„Ja, er steht auf Wehrlosigkeit. Und ich stehe auf Macht. Deswegen habe ich mir in aller Ruhe seinen Schwanz vorgenommen. Ich stehe ja auf Blasen. Vor allem wenn er schon einmal abgespritzt hat. Ich liebe es aus einem schlappen Soldaten wieder einen stolzen Krieger zu machen.“
„Ohja. Mach weiter, bitte!“
„Als er so hart und spitz wie ein Nagel war, schob ich mein Höschen beiseite und nahm ihn in seiner ganzen Herrlichkeit in mir auf. Dann hielt mich nichts mehr. Wie ein Hammer fuhr ich auf ihn hinab, wie eine Furie ritt ich das Schwein, ich fickte ihm quasi auf Teufel komm raus den Verstand aus dem Leib“
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHH“
„Was ist los? Bist du schon gekommen? “
„Nein, viel besser. Ich habe mir gerade den Schwanz gebrochen, glaube ich.“
„Hat es so einen kleinen Knacks dabei gemacht?“
„Ja, genau!“
„Oh mein Gott. Dann ist es eine echte Penisfraktur. Mein Freund bekommt seitdem keinen mehr hoch...“
„Das ist ja fantastisch.“
„Sag mal, wie verrückt bist du eigentlich, Miesepeter?“
„Wer kann das schon beurteilen?“, erwiderte ich. „Jedenfalls hast du mir sehr geholfen. Danke fiese Katze. Und einen schönen Tag noch!“
„Soll ich vielleicht in ein paar Tagen noch mal anrufen? Vielleicht hast du dich bis dahin ja erholt.“
„Das hoffe ich nicht.“
„Und wenn doch?“
„Dann von mir aus. Dann soll es so sein“
„Okay.“
„Okay.“
„Dann leg ich mal auf“, sagte sie, unfassbar sinnlich.
„Aber warte bitte, bis ich aufgelegt habe“, sagte ich, unfassbar unanfassbar.
Dann kamen die Schmerzen. In Wellen. Eine nach der Anderen. Ich ließ mich wie ein Teenager von ihnen an den Strand spülen. Frohlockend und himmelhoch jauchzend. Wie gut, dass ich ihn nicht abgeschnitten hatte. Diese Schmerzen wären einem Tsunami gleich gekommen. Ich war so glücklich, einen Kompromiss gefunden zu haben. Es klopfte. Ich deckte den Schmerzensmann notdürftig zu. Ich hatte ihn hübsch geknickt. Ich sah mich schon auf Heiligenbildern verewigt. St. Maximilian, der die Schlange bezwang, indem er sie um ihren eigenen Leib knotete. Es klopfte noch einmal.
„Herein! Theo! Mensch, freut mich, dich zu sehen!“
Theo lutschte einen Lolly und trug eine neue Brille mit blauem Gestell. Außerdem kombinierte er unsere Ordenstracht mit einer Basecap, auf der „Legalize it“ stand. Er hatte beide Arme voller Geschenke.
„Hier, das ist für dich. Es ist nicht so, dass nur mein Bongblubbern durch die Wände dringt.“
Theo zwinkerte und warf mir eine flache Packung zu. Ich fing sie gerade noch auf, bevor sie schmerzhaft auf IHM gelandet wäre. „Lily“ stand auf der Packung. Sie hatte Saugknöpfe. Ich schlief bestens in dieser Nacht. Keine Gedanken an Eva, keine feuchten Träume mehr. Mit dem ersten Vogelzwitschern wachte ich auf, und kuschelte mich noch einmal an Lily heran. Sie roch immer noch so verführerisch, so neu in meinen Armen. Und trotzdem hatte ich nicht das geringste Bedürfnis, in sie einzudringen. Was für ein Befreiungsschlag. Knock-out in der 9. Runde. Jetzt hing ER kraftlos in den Seilen und ICH tänzelte wie ein Wahnsinniger um ihn herum. Wars das etwa schon? Ist das alles, was du kannst?

 

Hallo Nicolaijewitsch,

inhaltlich fand ich diesen kurzen Text dünn: Ein Miesepeter gibt eine Kontaktanzeige auf, ist aber offenbar nicht an realen Kontakten interessiert. Lieber wichst er und macht sich Gedanken über die männliche Anatomie. Das Thema Partnersuche und die fiesen Eigenheiten der Geschlechter, das würde doch viel mehr hergeben als diese etwas monotone Konfrontation eines Sonderlings mit einer offenbar ganz netten Frau. ;)

Die Sprache fand ich in ihrer Schlichtheit gut. Das kaum gebräuchliche Wort "ostentativ" kam mir vor, als wollte der Erzähler besonders intellektuell wirken. Drangehen, wenn das Telefon klingelt, klingt für meine Ohren seltsam.

Gefallen haben mir einige subtile Perlen:

„Ich habe Ihre Kontaktanzeige gelesen.“
„Ah. Welche denn?“
und:
„Ehm, Moment. Hier: Miesepeter sucht fiese Katze, keine Kuschelgarantie.“
„Ahja.“
„Fand ich ziemlich originell.“
„Ja, ich auch.“

Trotzdem fehlt dem Dialog etwas. Ein Schuss Konflikt? Oder ein Aufblühen von Frühlingsgefühlen beim Klang der Stimme der Anruferin?

Feundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Nicolaijewitsch,

was Berg geschrieben hat, kann ich nur ebenfalls unterstreichen und erspare mir daher die Wiederholung.

Ein weiterer Aspekt deiner Geschichte hat mich dennoch veranlasst, dir diese Kritik zu schreiben:

ich finde das satirische Thema nicht recht.

Das kann sich doch keineswegs darin erschöpfen, dass du einen Protagonisten darstellst, der Kontaktanzeigen aufgibt, aber, wenn sich jemand meldet, dann spröde unkommunikativ wird?

Das wunderbare an der Satire ist, dass man sehr viel Phantasie in eine Geschichte reinpacken kann, weil man gerade bei der Satire die Realität komplett überziehen darf, sie ja sogar verzerren soll, damit das kritikwürdige Thema deutlich wird, das der Autor anprangern möchte.

Davon erblicke ich hier so rein gar nichts in deiner Geschichte.
Kann es sein, dass du diese Rubrik nur eher aus Verlegenheit gewählt hast und die Geschichte eigentlich besser in "Alltag" aufgehoben wäre?


Lieben Gruß

lakita

 

HAllo Berg und Lakita,

danke für Eure Kritik.

@lakita: Stimmt, war Verlegenheit..leider gibts auf kurzgeschichten.de keine Trash-Ecke, da hätte es wohl am Besten reingepasst.

@Berg..gut, danke!

 

Hallo Nicolaijewitsch,
ich finde den Text großartig, ich mag so Quatsch total gerne. Ich werde jetzt auch nicht tiefsinnig drauf eingehen, ist "einfach" gute skurrile Realsatire.
Gruß, Gretha

 

Hi Nicolaijewitsch,
ich fand den Text witzig. Aber ist er nicht doch ein bisschen zu kurz? Mehr Handlung zu deiner Idee wär toll gewesen.
LG,
alexei

 

alexei

Du hast ja so Recht! Er war definitiv viel zu kurz. Ich habe daraus so etwas wie eine "richtige" Geschichte gemacht :)

Danke für dein Kommentar, hat mich echt motiviert!

 

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