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Bodumil Frissgarviel

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14.06.2005
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Bodumil Frissgarviel

Bodumil Frissgarviel

Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Bodumil Frissgarviel und wohne in Uppstral Nr. 16. Warum ich hier schreibe? Nun, ich will Euch meine Geschichte erzählen. Passt einmal auf!

Vor langen, langen Jahren kam ich als süßer, himmelblauer Drache auf die Welt. Meine Mama und mein Papa waren ganz außer sich vor Freude, als sie mich zum ersten Mal in Händen hielten. Papas Hose habe ich gleich beim ersten Wickeln von oben bis unten mit Urin bekleckert. Er hatte übrigens am nächsten Tag immer noch dieselbe Hose an ... . Mama habe ich Schreihals die ganze Nacht auf Trab gehalten! Ich wuchs schnell heran. Als ich zwei war, entfalteten sich zum ersten Mal meine entzückenden himmelblauen Flügel; gerade einmal drei Zentimeter waren sie groß, so groß wie eine Briefmarke! Mit drei Jahren wurde ich sehr krank, und ich habe schrecklich abgenommen. Meine Eltern sind fast verrückt geworden vor lauter Angst, ich könnte verhungern! Und da begann es...

„Bodumil! Dein Frühstück ist fertig!“ Brummend wälzte ich mich aus dem Bett. „Es gibt deinen Lieblingspudding, sieh mal!“ Mama hatte sich wieder einmal selbst übertroffen: belegte Brote, Kuchen, Schokoflocken, Pudding, weiche Eier, es sah aus wie im Schlaraffenland! Prustend stopfte ich mir ein paar dicke Briochescheiben, einige Puddings sowie zwei Tassen ursüßen Kakaos rein. „Aber, Bodumil! Du hast doch noch gar keinen Kuchen probiert...!“ Vorwurfsvoll hielt mich Mama zurück und schob mir ein riesiges Stück Kuchen in den Mund ... .

Seither sind einige Jahre vergangen. Ich wiege inzwischen ungefähr 100 kg und gehe seit kurzem in die erste Klasse Volksschule. Keiner sagt Bodumil zu mir, alle nennen mich nur „Kuchen-Bodo“! Die vielen Puddings und Kuchen, die unzähligen Schnitzerl und Hamburger, die ich jeden Tag reinbaggere, haben aus mir einen lustigen Ballondrachen gemacht!

Eines muss ich schon sagen! Die Pausen zwischen den einzelnen Stunden in der Schule sind viel zu kurz! Ich schaffe nie meine ganze Jause! Maximal vier meiner Doppeldeckerbrote kann ich reinstopfen, und zwischen den Broten nur drei großen Packerl Kakao trinken! Dass ich während des Unterrichts hungrig bin, ist ganz allein die Schuld des Lehrers! Schließlich hätte ich, um meine Jause zu verzehren, ja eine längere Pause benötigt! Die zwei großen Schokokeksrollen muss ich daher immer unauffällig während der Unterrichtsstunden vernaschen! Das ist auch der Grund, warum meine Schreib- und Rechenhefte ständig mit Schokolade verschmiert sind! Klar, Schokolade schmilzt, wenn es heiß ist! Und in unseren Klassenzimmern ist es heiß! Bei jeder Bewegung trieft der Schweiß von meinen Händen! Mama hat ja sooo recht: Bewegen ist ungesund! Man schwitzt und bringt dadurch seine Hefte in Unordnung, jawohl!
In der Rechenstunde passe ich gut auf; schließlich will ich ja wissen, wie viel fünf Tafeln Schokolade und drei Packungen Chips ergeben! Geht nicht? Ich mische Äpfeln mit Birnen? Sagt mein Lehrer. Apropos Äpfel: Wer isst denn heutzutage noch Äpfel? Kein Drache! Da lobe ich mir doch Apfel-Cini-Minis! Süß, zuckrig – und sehen überhaupt nicht nach Apfel aus! Das schmeckt!

Übrigens: morgen müssen wir zum Schularzt. Na, der wird sich freuen! Endlich einmal ein starker, kräftiger Drache, wird er sagen! Da bin ich ganz sicher.

Ich bin am Boden zerstört! Der Schularzt findet mich dick! Ich sei viel zu dick, sagt er. Dabei wiegt doch meine Mama 160 Kilogramm! Da bin ich ein Floh dagegen! Und er will mir allen Ernstes meine fünf Jausenbrote abnehmen! Er sagt, die zwei Kilo Nutella drauf seien sooo ungesund! Und Cini-Minis mag er auch nicht! Der hat vielleicht einen abartigen Geschmack, findet Ihr nicht auch ??!

Ich soll Äpfel essen, und Bananen, Sauermilch und Joghurt (letzteres nimmt meine Oma immer, gegen Altersflecken), Vollkornbrot und Karotten (ich bin doch kein Hase!) und Fisch! – wo ich doch nicht schwimmen kann!

Mama war ganz entsetzt, als ich ihr den Zettel des Schularztes in die Hand drückte! „Ihr Kind wird nie fliegen können!“, stand da oben und: „Sie gefährden die Gesundheit Ihres Kindes!“ Keine Schnitzerl mehr, keine Bratwurst, keine Hamburgers mit einer Riesenportion Ketchup drauf. Kein Eis mehr. Keinen Pudding – und schon gar keine Kindermilchschnitten! Das ist ein ganz Böser, der Schularzt, sage ich Euch, der will mich quälen! Natürlich hielten meine Mama und ich uns nicht an diesen Blödsinn! Bis...

Eines Morgens fühlte ich mich furchtbar schlapp. Alles war so komisch heute. Ein Schritt, noch ein Schritt, uaaaaaahhhh! Ich floss weg, einfach weg! Wie Topfencreme oder treffender: wie zu flüssige Schlagsahne! Ich lag also da auf dem Boden und konnte mich nicht mehr rühren! Ich hatte Wabbelitis! Eine ganz gefährliche Drachenkrankheit! Ich wollte schluchzen, aber das ging nicht mehr! Mein Drachenmaul war weg! Wo war es denn? Plötzlich entwich meinem Mund ein gewaltiges „Pfft!“. Pfui, das stank ja gewaltig! Oh, Oh,...Es ist nämlich so bei Wabbelitis: alles an deinem Körper wandert irgendwohin. Das eine Auge sitzt vielleicht genau in deinem Ohr, das andere Auge aber befindet sich auf deinem großen Zeh und glotzt dir ins Gesicht! Oder deine Hand: die sitzt am Hinterkopf und klopft dir ständig eine! Na, und wo wird wohl mein Mund jetzt sein?

Mit Tatü-Tata wanderte ich ins Krankenhaus. Acht Pfleger trugen mich in mein Zimmer, das heißt: eigentlich wurde ich in den Turnsaal reingeleert, da war mehr Platz.

Am nächsten Tag erwachte ich. Irgend etwas war da in meinem Ohr. Es juckte, und ich wollte mich kratzen, aber es ging nicht! Verwirrt blickte ich mich um. Mein rechtes Auge, das sich gerade unter dem linken Knie befand, glotzte geradewegs auf den zwei Zentimeter entfernten Fußboden. Das andere Auge starrte auf ein verwirrend blau-rotes Muster, das das komplette Blickfeld ausfüllte. Hä?

Ich hörte Stimmen. Mein rechtes Ohr befand sich geradewegs auf meiner Nase, die auf meiner Stirn stand, und in meinem Ohr war ein Schlauch!

„Bodumil! Kannst du mich hören? Bodumil? Wenn du mich hören kannst, schwabble doch bitte ein wenig!“ Ich schwabbelte. „Sehr gut! Also, Bodumil! Du hast einen Schlauch erhalten, durch den wir dir Medikamente gegen deine Wabbelitis geben können. In ein paar Wochen geht es dir bestimmt viel besser!“, tröstete mich eine sanfte Stimme. Ein paar Wochen ??? Ich schwabbelte kräftig. Spinnt Ihr? Da versäume ich ja sämtliche Folgen von Sponge Bob !!! Aber es half alles nichts. Schließlich konnte ich ja nicht reden und, Hand aufs Herz, wie sollte ich denn mit einem Auge, das den Fußboden musterte und einem anderen Auge, das geradewegs in die Krawatte des Arztes starrte, fernsehen? Ich blieb also wie ein Teppich auf dem Boden des Turnsaales liegen. Manchmal setzte sich ein Patient aus Versehen auf mich, wenn er gerade Pause machte, aber im Großen und Ganzen verhielten sie sich anständig. Wenn ich beim Turnen zu sehr störte, rollten sie mich einfach liebevoll zusammen und verstauten mich vorsichtig in einer Ecke.

Vier Wochen später. Ich liege in einem Bett! Ich habe meine Augen bereits wieder im Gesicht! Den Mund auch – nur ein Ohr schaut noch nach unten!

Ich darf heute zum ersten Mal seit Beginn meiner Erkrankung essen! Vor meinem geistigen Auge tanzen Himbeerpuddings mit Schokocremen, das Wasser läuft mir im Munde zusammen!

Die Tür geht auf. Eine Krankenschwester kommt herein. Über dem Essen liegt ein Sturz. Oh, die machen es aber spannend! Ich reiße den Deckel runter: Was ist das? Grün? Grüner Glibberpudding? Pistazie? Ich tippe vorsichtig mit einem Finger hinein und koste. Brrr! Das schmeckt ja ekelhaft! „Wollt Ihr mich vergiften?“ schnauze ich die Schwester an. „Der Pudding schimmelt ja schon!“ „Aber, Bodumil! Das ist doch kein Pudding! Das ist Spinat!“ lacht Schwester Helga. So also sieht Spinat aus! Grün, schlatzig - und ungenießbar! „Das esse ich nicht!“ stelle ich angewidert fest. „Willst du gesund werden?“, fragt mich Helga bloß. Und Ihr werdet es nicht glauben: ich habe ihn gegessen! Ich aß in den folgenden Tagen lauter mir unbekannte Gerichte: Kartoffelpüree, Erbsensuppe, Grießbrei ohne Zucker, Bananenfrappee (wie ihr sicherlich messerscharf erkannt habt, sind meine Zähne noch unbekannt in meinem Körper verschollen...).

Sechs Monate später. Ich wiege nur mehr 55 kg. Meine Mama ist verzweifelt. Ich nicht. Ich habe erkannt, dass es in meinem Leben noch ganz andere Sachen gibt als Fernsehen, Computer spielen oder Essen. Ich habe begriffen, dass Bewegung für meinen Körper gut ist, ähnlich wie Schmieröl für mein Fahrrad. Und ich habe begriffen, dass mein Körper Vitamine und den richtigen Brennstoff braucht um auf Dauer gut zu funktionieren! Warum ich das alles begriffen habe und wer mir dabei geholfen hat, erzähle ich Euch in meiner nächsten Geschichte!

Übrigens: seit gestern ist meine Mama im Spital. Ratet doch einmal, was sie hat...

 

Hallo Franziska,

willkommen auf KG.DE :).
Ich wünsche Dir hier gamz viel Spaß!!!

Deine erste Geschichte - die ich übrigens wegen des Titels, der mich neugierig machte, gelesen habe, gefiel mir richtig gut.

Du hast Dich, für meinen Geschmack, wunderbar in den himmelblauen Bodumil hineinversetzt und seine schnodderige Art zu erzählen sehr gut durchgehalten.
An vielen Stellen musste ich schmunzeln, manchmal sogar lachen. So gefiel mir zum Beispiel die Drachenkrankheit Wabbelitis sehr und ich glaube, dass Kinder viel Freude an den herumwandernden Körperteilen haben werden.

Natürlich hatte ich beim Lesen ziemlich schnell den Verdacht, dass Du mit Deiner Geschichte der Fettleibigkeit und den schlechten Ernährungsgewohnheiten unserer Kinder zu Leibe rücken willst, aber ich habe die Geschichte trotzdem gerne gelesen - vermutlich liegt es an der ausgesprochen unkonventionellen Krankheit Wabbelitis :D.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:


"Und da begann es (vor drei Auslassungspunkten kommt immer eine Leerstelle!) ..."

„Es gibt deinen Lieblingspudding, sieh mal!“. (Der Punkt ist überflüssig!)

„Aber, Bodumil! Du hast doch noch gar keinen Kuchen probiert...!“(Komma und Leerstelle!)vorwurfsvoll hielt mich Mama zurück und schob mir ein riesiges Stück Kuchen in den Mund(Leerstelle!)...

nicht nach Apfel aus! Das schmeckt!

Da bin ich ganz sicher(Leerstelle! diesen Fehler machst Du fast immer, aber das findest du sicher allein ...)...

Am nächsten Tag erwachte ich (Leerstelle weg!).(Leerstelle!)Irgend etwas war da in

können. In ein paar Wochen geht es dir bestimmt viel besser!“ (Komma!)tröstete mich eine sanfte Stimme.

Hier springst du plötzlich ins Präsens und verlässt es drei Zeilen später wieder - warum?
"Ich darf heute zum ersten Mal seit Beginn meiner Erkrankung essen! Vor meinem geistigen Auge tanzen Himbeerpuddings mit Schokocremen, das Wasser läuft mir im Munde zusammen!
Die Tür ging auf."

Brrr! Das schmeckte ja ekelhaft! „Wollt Ihr mich vergiften?“ schnauzte ich die Schwester an. „Der Pudding schimmelt ja schon!“(Hier wäre eine neue Zeile angebracht!) „Aber Bodumil! Das ist doch kein Pudding! Das ist Spinat!“

„Das esse ich nicht!“ (Komma!)stellte ich angewidert fest. „Willst du gesund werden?“ (KOmma!)fragte Helga, die Krankenschwester, bloß.

Und ich habe begriffen, dass mein Körper Vitamine und den richtigen Brennstoff braucht (Komma!) um auf Dauer gut zu funktionieren!

Übrigens: Das Ende gefiel mir sehr und natürlich weiß ich, was Bodumils Mama für eine Krankheit hat :D.

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo Franziska!

Wirklich lustig, deine Drachen-Geschichte. Du hast sie flüssig geschrieben und mir ist beim lesen nicht langweilig geworden. Der Titel und die Krankheit haben mir auch sehr gefallen. Ein paar deiner Gerichte kenne ich nicht ... was sind Striezelscheiben :) .
Für Kinder ist der Text sicher sehr lustig zu lesen. Allerdings wird es bei den Sätzen in den Klammern etwas schwierig. Ich würde versuchen ohne Klammersätze zu arbeiten.
Mach weiter so! :)

Gruß,
Theo

 

Hallo Franziska!
Mir hat Deine Geschichte im großen und ganzen auch gut gefallen, prima Idee. Allerdings sind mir einige inhaltliche Dinge aufgefallen, die mir ein wenig aufstoßen:

1. Bodumil wird in der Schule "Fassi" genannt, was ihn offensichtlich nicht im geringsten stört. Ich glaube, übergewichtigen LeserInnen könnten solche Hänseleien bekannt vorkommen, aber sehr kränken. Überhaupt finde ich es bemerkenswert, dass Dein Drachen offenbar äußerst gelassen oder sogar stolz auf seine Fettleibigkeit ist. Ich fände es toll, wenn man in eine solche Geschichte auch noch die sozialen Probleme wie Scham, Ablehnung, Hänselei kindgerecht einflechten könnte.
Nach dem Besuch beim Schularzt ist Bodumil am Boden zerstört. Was wird aus diesen Gefühlen bis zum Ausbruch der Wabbelitis?

2. Vielleicht bin ich etwas empfindlich, aber ein Patient, der im Krankenhaus als Störfaktor zusammengerollt in einer Ecke verstaut wird, scheint mir doch arg respektlos behandelt zu werden.

3. Gegen Ende erweiterst Du die Problematik auf Fernsehen und Computer spielen, während Du anfangs nur vom falschen Essverhalten sprichst. Vielleicht könntest Du das schon eher miteinander verbinden.

Die Idee mit der Wabbelitis und den verrutschten Sinnelorganen und Körperteilen fand ich sehr treffend und anschaulich.

Viel Grüße, nik

 

Herzlichen Dank für deine Kritik! Ich habe kurz in eine deiner Geschichten hineingeschnuppert; ich finde deinen Stil sehr erfrischend!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Theo!

Herzlichen Dank für deine Kritik! Ein Striezel entspricht einem geflochtenen Briocheteig. Ich finde diese Rubrik "Kurzgeschichten" ausgesprochen schön!

Franziska

 

Hallo, nik!

Ich werde mir wohl einen anderen Spitznamen einfallen lassen; meine Kinder fanden ihn allerdings süß! Um auf deine Kritik auf Bodumils Reaktion auf die Äußerung des Schularztes zurückzukommen; ich habe das schon beschrieben; er und seine Mutter haben beschlossen, diese Kritik zu ignorieren und den Schularzt als "Bösen" abzustempeln.

Ansonsten bin ich dankbar für jegliche Anregung!

Franziska

 

Hallo Franziska,

mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Die Kritik an der Fettleibigkeit mancher Kinder ist sehr schön in der Story verpackt. Und auch die Anmerkung, dass man etwas dagegen tun kann.
Da kam mir gleich die Idee, dass ich auch mal etwas gegen meine Pfunde tun muss!!! *smile*

Besonders einfallsreich fand ich die Beschreibung der Wabbelitis. Da muss man erst mal draufkommen, dass auf einmal die Augen, Ohren und andere Körperteil an den unmöglichsten Stellen wiederzufinden sind.

Rund herum eine gelungene Geschichte.
Mach weiter so.

Viele Grüße
bambu

 

Ich freue mich, dass meine erste Geschichte so gut aufgenommen wurde! Du schreibst übrigens sehr witzig!

Franziska

 

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