Was ist neu

Bodos Tiefblicke

Tex

Mitglied
Beitritt
12.03.2009
Beiträge
10
Zuletzt bearbeitet:

Bodos Tiefblicke

Bodos Tiefblicke

„Immer dein Gemeckere! Kommst wohl allmählich in die Wechseljahre?! Nicht mal in Ruhe essen kann man!“
Bodo schmetterte seine Gabel auf den Tisch und stand wütend auf. Tür knallend verließ er den Raum. Als Dagmar ihn nicht mehr hören konnte, zischte er: „Zimtzicke! Mit so einem Keifweib ist man nun verheiratet!“ Warum änderten Frauen sich in weniger als fünfundzwanzig Jahren vom steilen Zahn zum geifernden Drachen?! Tempora mutantur et nos in illis!
Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Bodo die Treppe hinauf. Vorbei an den getrennten Schlafzimmern im ersten Stock. Höher, seinem Reich unterm Dach entgegen. Unter der Schräge, in einem kaum Kämmerlein zu nennenden Bereich, stand sein Computerkram. Dort fand er Frieden, da quatschte ihn keiner blöd von der Seite an.
Bilder vom Sommer-Urlaub wollte er übertragen.
Hmm, Dagmars Figur war ja noch recht proper. Aber aus ihrem Gesicht traf ihn nur eisige Ablehnung. Auf einer Aufnahme von der Rückkehr begrüßt Gloria, die flotte Nachbarin, seine Frau mit einem Kuchen. Verblüfft bemerkte er Dagmars überspannte Freude. Auf dem nächsten Bild schaut Gloria in die Kamera. Auch da wilde Erregung, eindeutig auf Dagmar bezogen.
Bodos Laune wurde bereits besser, als er in der Leistengegend ein aufforderndes Ziehen verspürte. Er stand auf, die Tür abzuschließen. Unliebsame Störungen wollte er lieber vermeiden. Die strahlenden Augen beider Frauen im Blick, wurde ihm klar: Die haben was miteinander. Im Geiste sah er, wie sie sich gegenseitig die Blusen aufknöpften, sich berührten. Unangenehm war es ihm keinesfalls.
Als junger Mann hatte er mal zwei Frauen beim Striptease zugesehen. Wie lüstern die sich gegenseitig gestreichelt hatten! Diese Erinnerung verquirlte mit seiner starken, von den Fotos ausgelösten, Erregung.
Bodo musste laut lachen. „Die Ehe hält nicht, was die Onanie verspricht“, hatte der Literat Hellmuth Karasek in einem Fernseh-Interview von sich gegeben.
Offenbar hatten auch Andere ein unbefriedigtes Eheleben. Nur so konnte er sich seine ei-genartige Reaktion erklären. Ein Streich überspannter Nerven. An den Bildern war doch gar nichts Aufreizendes. Von wegen, geheime Wünsche der beiden Frauen! Alles nur Einbildung. Ohne weiter Bedeutung! - So dachte Bodo.

Wenige Tage später bekam er den Auftrag, in seinem Betrieb die Foto-Wand in der Ein-gangshalle neu zu gestalten, alte Passbilder auszutauschen, neue KollegInnen einzufügen. Eine Aufgabe, die Spaß machte. Ein Schwätzchen mit dieser, eine gemeinsame Zigarette auf dem Dach mit jenem. So lernte er die Menschen vor der Linse besser kennen.
Beim Übertragen der Bilder auf den Computer sprang er wie elektrisiert auf. Das gleiche Phänomen wie vor wenigen Tagen in seiner Dachkammer!
So gründlich waren doch die Gespräche mit Kollegen und Kolleginnen gar nicht, dass sie ihm ihre intimsten Gedanken preisgegeben hätten! Und doch empfand Bodo ihre Gefühle, spürte ihre Aversionen, Neigungen, Ängste.
Da, die junge Neue von der Materialausgabe, sie quält sich mit der Frage, ob sie ungewollt schwanger sei. Ein älterer Kollege macht sich Sorgen um seine schwer kranke Frau. Ein anderer hat Ärger wegen seines ausgeflippten Sohnes.
Aber das hat mir doch keiner erzählt! Bin ich denn total übergeschnappt?
Bodo war völlig von der Rolle. Er floh aus dem Büro und lief ins Freie. Vielleicht verwehte ja ein frischer Wind seine Hirngespinste.
In der Fußgängerzone studierte er die Gesichter der Passanten. Nein, keinerlei Rückschlüsse auf deren Gedanken. Gut, er konnte sehen, ob jemand in Eile war, ob wütend auf den Partner oder verliebt. Läppisch! Das konnte jeder.
Im Schaufenster einer Buchhandlung erblickte er sein Spiegelbild. Aber ja! Spiegelneuro-nen! Die Grundlage für Empathie, Mitgefühl! In den Heften über Neurobiologie frischte er sein Wissen auf: Während des Betrachtens eines Vorgangs wird in diesen Nervenzellen im Gehirn das gleiche Potenzial ausgelöst wie beim eigenen Erleben.
Logo! Das musste es sein: Die Aufnahmen mit der Digitalkamera, die Übertragung auf den Computer, die Ausstrahlung über den Monitor: alles elektronische Vorgänge. Elektromagnetische Prozesse. Genau so laufen auch im Gehirn Erregungen ab. Mit einem EEG können ihre Potenziale sichtbar gemacht werden.
Aufgeregt spann Bodo den Faden weiter: Wenn nun meine Spiegelneuronen durch eine vom Bildschirm ausgestrahlte Frequenz angeregt werden, ‚aufgeschlossen‘ im wahrsten Sinn des Wortes, geöffnet für Eindrücke, die ansonsten unbemerkt bleiben! Unglaublich!
In seine Idee vertieft, merkte er gar nicht, wie häufig er Passanten anrempelte. Nicht schnell genug ging es ihm. Im Büro wollte er seine These prüfen. Vielleicht war ja doch alles nur Zufall.
An diesem Abend machte er gegen all seine Gepflogenheiten Überstunden. Ohnehin muss-te er die Passfotos ausdrucken. Die Papierbilder signalisierten gar nichts. Das bestätigte doch seine Theorie: Es musste etwas mit den sehr kurzwelligen Strahlen zu tun haben.
Mit großem Interesse schaute er sich die digitalen Bilder nochmals an. Einige waren nichtssagend, so wie die Kollegen eben auch. Eine junge Frau, die er früher noch nie im Betrieb gesehen hatte, schmeichelte seiner Eitelkeit. Sie signalisierte eindeutig Interesse an ihm. Ihren Namen wollte er sich unbedingt bis zur nächsten Weihnachtsfeier merken.
Auf dem späten Heimweg trällert er vor sich hin, vergnügt wie lange nicht.

Um zu testen, ob andere dasselbe sahen wie er, rief er seine Kollegin: „Elfriede, schau dir mal das Foto an. Kannst du sehen, was Meister Paschke gerade denkt?“
Schon über fünfzehn Jahre arbeiteten sie gemeinsam im Personalbüro. Elfriede war überzeugt, Bodo wollte sie auf den Arm nehmen. Lachend antwortete sie: „Na, der wird denken, der Bodo hat aber einen feinen Job. Spaziert im Betrieb rum und knipst die Leute.“
„Mehr siehst du nicht? Er denkt während der Aufnahme, so eine Digitalkamera wäre ein tolles Geschenk für seinen Enkel zur Gesellenprüfung.“
„Aha! Na, dann spinn mal weiter, Doktor Allwissend!“ Erheitert klopfte sie ihm auf die Schulter.
Alles klar. Er würde nie mehr darüber reden. Am Schluss hielten sie ihn noch für me-schugge. Ein seltenes Talent also, vielleicht einmalig diese Konstellation, dass äußere und körpereigene Wellenlängen übereinstimmen. Die können sich überlagern und die Spiegelneuronen-Aktivität verstärken.
Täglich trainierte Bodo seine neuen Fähigkeiten. Immer stärker wurden sie. Immer tiefer drang er in verborgene Regionen fremder neuronaler Netzwerke vor.
Ein Ereignis verhinderte, dass er seine Kenntnisse für sich behalten konnte.

Regina, die sonst so beherrschte Chef-Sekretärin, stürmte in Bodos Büro. Ihre Stimme überschlug sich.
„Aus meiner Tasche neben dem Schreibtisch ist das Portemonnaie geklaut worden. Ich war nur kurz auf dem Klo. Da schließ ich doch nicht erst die Tür vom Zimmer ab. Bodo, ruf die Polizei! Gerade hatte ich irre viel Geld abgehoben. Ich könnte heulen! Der Pförtner weiß schon, dass er keinen aus dem Haus lassen soll. Wer könnte das getan haben? Ich krieg die Krise.“
Bodo veranlasste alles Nötige. Dann nahm er sich nochmals einige Fotos vor und konzentrierte sich, diesmal auf kriminelle Neigungen, skeptisch über den Erfolg. War es doch ein ihm unbekanntes Feld. Doch Langsam wurde eine neue Liga von Spiegelneuronen aktiviert.
Nur in wenigen Köpfen sah er so viel Chuzpe, den Diebstahl an einer Kollegin zu begehen. Nach und nach bemerkte er bei zwei Kollegen und einer Kollegin eine schwache Tendenz zu Langfingern. Er brauchte rasch weitere Belege. Schließlich konnte er die Belegschaft nicht den ganzen Abend ohne eine Erklärung fest halten. Die angerückten Polizisten bat er, mit ihren Durchsuchungen noch zu warten.
Sein Plan war: ein Gruppenfoto mit den Verdächtigen in Reginas Zimmer. Die drei Kan-didaten konnte er leicht dazu überreden, besonders den Technischen Zeichner, einen etwas schrägen Vogel. Möglicherweise war er nur deshalb auffällig.
Der zweite Mann, ein Monteur aus der Werkstatt, drängte auf Beeilung, da er heim müsse.
Die Frau in dem Trio war die junge Neue aus der Materialausgabe, Evi. Bloß nichts von der Schwangerschaft anmerken lassen, nahm Bodo sich vor.
Eigentlich brauchte er gar keine Fotos, Evi sprang die Panik aus den Augen wie ein aufge-scheuchtes Reh. Bodo drückte rasch auf den Auslöser. In seinem Büro bestätigten die Aufnahmen seine Vermutungen: Der Technische Zeichner war an Regina interessiert, nicht aber an ihrem Geld. Der Arbeiter verstand gar nicht, was das Ganze sollte. Aber Evis Gedanken rührten Bodo zu Mitleid. Sie war zerknirscht vor Reue. Große Verwirrung und Aussichtslosigkeit teilten sich ihm mit.
Telefonisch bat er beide Frauen zu sich. Kaum betraten sie sein Büro, überreichte Evi die gestohlene Geldbörse und brach in Tränen aus. Schreibpapier und Stifte hatte sie in Regi-nas Zimmer nachgefüllt, als sie die offene Handtasche sah. Ehe sie sich ihrer Handlung bewusst war, hatte sie schon das Portemonnaie in der Hand.
Unter Schluchzen beichtete sie: „Ich brauche so dringend einige Hunderter für eine Ab …, also für einen Arztbesuch. Für eine Behandlung, die meine Kasse nicht übernehmen wird. Aber als ich später sah, dass da einige Tausender drin sind, ist mir ganz schlecht geworden. Ich wollte es sofort zurück bringen, wusste aber nicht wie, weil doch Regina schon wieder in ihrem Büro war. Wenn ich jetzt auch noch hier den Job verliere, dann kann ich gleich nen Strick nehmen.“
Ihre Reue war echt, keine Frage. Auch konnte man sicher sein, dass sie so etwas nie wieder tun würde.
Bodo und Regina schauten sich an und nickten einander zu.
„Gut, ich werde keine Anzeige erstatten. Ich leihe dir auch das nötige Geld“, sagte Regina zu Evi.

Rasch sprach sich dieser eigenartige Fall herum. Bodo wurde immer häufiger zu Rate ge-zogen, wenn ungeklärte Delikte anstanden.
Nicht nur bei Diebstählen. Bald nahmen auch größere Unternehmen Kontakt zu ihm auf, um Korruption und Bestechung aufzuklären. Gab es im Verteidigungs-Ministerium un-dichte Stellen, Bodo sollte helfen. Und er half.
Alle rätseln über seine Methode. Stets lag schon ein Satz digitaler Aufnahmen aller in Be-tracht kommenden Personen bereit. Das einzige Material, das er für seine Ermittlungen brauchte. Keine stundenlangen Verhöre, kein Polizeiaufgebot. Es entsprach der Diskretion, die sich alle Unternehmen, wirtschaftliche und staatliche, wünschten. Nichts drang an die Öffentlichkeit. War Bodo doch selbst daran interessiert, seine Fähigkeiten nicht an die große Glocke zu hängen. Trotz seiner unbestreitbaren Erfolge befürchtete er noch immer, man könnte ihn für verrückt erklären. Normal war es ja durchaus nicht, was da in seinem Kopf ablief.
Als „Bodo, der Mentalist“ wurde er weiter empfohlen. Von Mal zu Mal stieg sein Einfüh-lungsvermögen. Auch das Honorar.
Mit verbessertem sozialen Status wuchs sein Selbstbewusstsein. Das Geheimnisvolle, das ihn und seine Arbeit umgab, verfehlt seine Wirkung nicht. Erfolg macht sexy.
Auch Ehefrau Dagmar erlag seiner Ausstrahlung. Wohl auch dem aufgebesserten Haus-haltskonto. Gemeinsam mit Gloria ging sie Klamotten kaufen. Bodo zahlte alles und freute sich, mit seinen zwei schicken Frauen anzugeben. Sie wurden eingeladen, wo ihnen früher nicht mal der Hintereingang geöffnet worden wäre. Dagmar sonnte sich in dem Gefühl, endlich dazu zu gehören.
Glorias Zuneigung galt beiden, dem Ritter mit den Spendierhosen und seinem sich oft langweilenden Weibe. Bodo hatte leider viel zu wenig Zeit, sich Glorias Hingabe zu er-freuen.
Gerade hatte er wieder eine sehr schwierige Aufgabe gemeistert: Kunstraub aus Privatbesitz. Das Vertrackte lag darin, ein Bild vom flüchtigen Räuber zu bekommen. Alte eingescannte Fotos gaben nur wenig her. Über das aktuelle Delikt überhaupt nichts. Nur mit äußerster Konzentration tauchte Bodo ein in die Gewohnheiten des Mannes, erahnte, in welchem Milieu er sich am liebsten aufhielt, welche Gesellschaft er bevorzugte. Nach mühevoller Kleinarbeit hatte Bodo den Unterschlupf des Ganoven gefunden. Mit einer digitalen Spezial-Kamera, mit der er um die Ecke knipsen konnte, lauerte er viele Stunden. Dann war es zu dunkel, um unauffällig und ohne Blitz zu knipsen. Wieder vergingen Tage, bis ihm eine Infrarot-Kamera drei tadellose Frontal-Aufnahmen lieferte! Was Bodo gar nicht zu hoffen gewagt hatte, offenbarten ihm die Gedanken des Diebes: Das Versteck der geraubten Kunstgegenstände.
Am Anfang seiner Karriere hätte er so komplizierte Sachverhalte niemals herauslesen kön-nen. Doch jetzt spurteten seine Spiegelneuronen in Hochform.
Stolz schwellte Bodos Brust. War es auch vertrackt hart gewesen, die Entlohnung konnte sich sehen lassen. Das musste gefeiert werden! In seinem Wagen der gehobenen Klasse führte er beide Damen zum ‚Candle-light-Dinner‘ mit erlesenen Weinen! Nach der Oper, natürlich Logenplätze, landeten sie in einer Tanzbar. Sekt sprudelte ohne Unterlass.
Da keine gern allein am Tisch sitzen bleiben wollte, tanzten sie zu dritt. Dass sie damit Aufsehen erregten, störte sie nicht. Wozu sich Gedanken über Spießer machen?
Lieber wollte Bodo endlich ein Foto von ihnen allen dreien haben. Das wünschte er sich seit damals in seiner Dachstube. Dagmar und Gloria in seinen Armen, drückte er dem Kellner die Kamera in die Hand.
Daheim angekommen, versagten ihm beide Frauen, benebelt vom Alkohol, ihre Gunst und sanken alsbald in Morpheus Arme.
Aufgekratzt wie Bodo war, stieg er hinauf in seine Dachkammer. Dieses kleine Refugium würde auch bald ehrgeizigen Umbauplänen zum Opfer fallen. Ein letztes Mal noch wollte er die Abgeschiedenheit genießen.
Er schloss die Kamera an den PC. Gut waren die Bilder geworden. Nicht verwackelt. Da ließ sich tief eintauchen.
Bodo machte es sich in seinem Sessel bequem und gab sich den gespiegelten Empfindungen hin. Viel klarer als noch vor ein paar Monaten konnte er sehen! Bis zu den Schwingungen in Glorias Amygdala, dem Mandelkern im Lustzentrum. Ja, sein Blick in ihren Ausschnitt hatte sie stark erregt! Mehr noch sein heißer Atem auf ihrer Haut! Sie signali-sierte Begehren. Auf dem zweiten Bild freute Dagmar sich über seinen Kuss, suchte aber doch hinter seinem Rücken Glorias Berührung.
Bodo versank vollends, und bald erlebte er mit allen Sinnen die Vielfältigkeit eines flotten Dreiers, wie er ihn sich schon lange gewünscht hatte.
Wohlig ermattet betrachtete er noch das dritte Foto, auf dem er selbst in die Kamera schaut. Zufällig streifte er seinen Blick, den auf dem Foto, und kam nicht mehr los. Halb dösend sah er seine eigenen Gedanken, spürte verborgene Wünsche, längst vergessene Eindrücke aus seiner Kindheit. Alles reflektierte sich in seinem Gehirn, das dem im Bild ja nicht nur ähnlich, sondern identisch war. Viel inniger als mit all den fremden Gehirnen verwoben sich die beiden Ebenen.
Er spürte bereits, dass er sich in sich selbst verlor. Doch war er so hingerissen von diesem neuronalen Wechselspiel, dass er seinen Blick nicht mehr abwenden konnte. Noch glaubte er, das Spiel zu beherrschen. Aber der Alkohol hatte auch seine Willensstärke eingeschränkt. Alles rückte weiter und weiter.
Als er Kind war, hatte seine Großmutter so einen Toilettentisch mit schwenkbaren Seitenspiegeln. Waren die richtig eingestellt, dann spiegelte sich das Spiegelbild im Spiegelbild des Spiegelbildes. Bis in alle Ewigkeit. … in Ewigkeit, Amen.
Das war sein letzter unabhängiger Gedanke. Dann verloren sich die Reflexionen der Spie-gelneuronen in der Ferne, bis zur totalen Reflexion. Seine Hirntätigkeit versickerte im Computer. Ohne Bewusstsein stierte er auf den Bildschirm, der bald schwarz wurde, auf Stand-by geschaltet.
So fand Dagmar ihn am nächsten Morgen, halb entkleidet, in seinem Computersessel hän-gend. Aus Panik vor Elektrosmog schaltet sie zuerst den Kasten, den PC, aus. Bodo sackte vollends zusammen. Dagmar rüttelt ihn, in der Annahme, er schlafe. Vergebens.
Nach einiger Mühe hatte sie ihn so weit, dass er mechanisch ihre Anweisungen befolgte und sich bewegte. Sein Geist aber blieb weit weg. Unwiederbringlich verloren.

 

Hallo Tex,

ganz überzeugt hat mich die Story leider noch nicht. Die grundlegende Idee finde ich ganz gut, wenn sie mich auch an irgendetwas erinnert, das mir aber gerade nicht einfällt. Aber daran soll eine gute Geschichte bei mir nicht scheitern, denn das meiste ist ja schon mal dagewesen.
Ich denke, ein Problem der Geschichte ist, dass du die langsame Entwicklung des Protagonisten in dem begrenzten Umfang einer Kurzgeschichte darstellen möchtest. Da bleibt fast zwangsläufig einiges auf der Strecke und du gehst dazu über, lange Entwicklungsphasen in zwei, drei Sätzen fast wie in einer Kurzbiographie zu erzählen. Aber da ist kein Leben drinnen. In diesen Momenten verliere ich dann leicht den Kontakt zu Bodo und muss mich in der nächsten Szene erst wieder an ihn gewöhnen. Das stört natürlich. Eventuell ist diese Geschichte eher für eine längere Form geeignet, aber ob sie die dann zu tragen vermag? Wenn's gut geschrieben ist, dann vielleicht schon.
Das Ende gefällt mir ganz gut, auch wenn es meiner Meinung nach absehbar ist, spätestens zu dem Zeitpunkt, wo Bodo sagt, dass er schon lange ein Foto von allen dreien haben will. Merkwürdig allerdings, dass er nicht schon viel früher mal ein Foto von sich gesehen hat. Außerdem verwässerst du das Ende zu sehr, indem du Frau ihn finden lässt. Das ist völlig überflüssig.
Und dann stören mich in der Geschichte noch die vielen Trennstriche, die sich scheinbar aus einer Textverarbeitung rübergerettet haben, und die Partizipialkonstruktionen, die du gerade am Anfang häufiger verwendest.
Alles in allem etwas, woraus sich etwas machen lässt, das aber einiges an Potential verschenkt. Wirkt eher wie ein erster Entwurf, der noch der einen oder anderen Überarbeitung bedarf.

So weit meine bescheidene Meinung,
viele Grüße,
Teetrinker.

 

Hallo Tex,

die Geschichte zieht mich nicht rein, leider.
Immerhin habe ich sie durchgelesen, weil ich wissen wollte,
um was es da geht.
Nun,

Ein Streich überspannter Nerven. An den Bildern war doch gar nichts Aufreizendes. Von wegen, geheime Wünsche der beiden Frauen! Alles nur Ein-bildung. Ohne weiter Bedeutung! - So dachte Bodo.
am Ende des ersten Absatzes hätte ich da aufhören können. Das ist ein schwerer Zaunpfahl.
Die Stelle, bei der er begreift, ist mir zu krass:
Im Schaufenster einer Buchhandlung erblickte er sein Spiegelbild. Aber ja! Spiegelneuro-nen! Die Grundlage für Empathie, Mitgefühl! In den Heften über Neurobiologie frischte er sein Wissen auf:
Das 'Aber ja' klingt, als wäre das Wissen um Empathie fast Allgemeinbildung. Das kommt mir doch stark konstruiert vor.
(Nebenbei ist da einer der Bindestriche, die stören)

Der Schreibstil ist mir zu narrativ, es geschieht zu wenig. Und ich denke, dass du die Erklärungen des Phänomens deutlich reduzieren kannst.

Kleinigkeiten:

Warum änderten Frauen sich in weniger als 25 Jahren
fünfundzwanzig
Schon über 15 Jahre arbeiteten
fünfzehn
was die Onanie verspricht,“ hatte der
verspricht",
neue KollegInnen einzufügen.
ich weiß nicht
Die können sich überlagern und die Spiegel-neuronen-Aktivität verstärken. Bei Phasenverschiebung Λ/2 könnten sie sich auch auslös-chen. Aber eher unwahrscheinlich.
Hehe, da sagen sich die Wellen, 'nö, diemal nicht!'. Davon ab, dass ich auch hier 'Lambda Halbe' o.ä. schreiben würde, ist das nur verwirrend. Imho kann das raus.

Nun, aber die Story-Idee hat was, und auch das Ende fand ich in Ordnung. Wobei die beiden letzten Sätze weg könnten.
Aber: immer schön weiter machen, schreiben ist vor allem Arbeit.

Viele Grüße
Harri

 

Hallo Tex!


Eine nette Unterhaltungsgeschichte. Finde die Länge okay, bei einer Kurzgeschichte muss man nicht alles so auswälzen. Zwischendurch mal noch ein flotter Dialog oder so etwas würde die Story auflockern, so wird doch in einem Zug, in gleicher Weise alles erzählt.

Vom der Spiegelung im Schaufenster auf die Spiegelneuronen zu kommen, ist eine gute Idee, hat mir gefallen.

Gruß

Pullover

P.S.:

Dir sind ein paar unmotivierte Bindestriche reingerutscht

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tex,

die Geschichte zieht mich nicht rein, leider.
Immerhin habe ich sie durchgelesen, weil ich wissen wollte,
um was es da geht.
Nun,

am Ende des ersten Absatzes hätte ich da aufhören können. Das ist ein schwerer Zaunpfahl.
Die Stelle, bei der er begreift, ist mir zu krass:

Das 'Aber ja' klingt, als wäre das Wissen um Empathie fast Allgemeinbildung. Das kommt mir doch stark konstruiert vor.
(Nebenbei ist da einer der Bindestriche, die stören)

Der Schreibstil ist mir zu narrativ, es geschieht zu wenig. Und ich denke, dass du die Erklärungen des Phänomens deutlich reduzieren kannst.

Kleinigkeiten:

fünfundzwanzig

fünfzehn

verspricht",

ich weiß nicht

Hehe, da sagen sich die Wellen, 'nö, diemal nicht!'. Davon ab, dass ich auch hier 'Lambda Halbe' o.ä. schreiben würde, ist das nur verwirrend. Imho kann das raus.

Nun, aber die Story-Idee hat was, und auch das Ende fand ich in Ordnung. Wobei die beiden letzten Sätze weg könnten.
Aber: immer schön weiter machen, schreiben ist vor allem Arbeit.

Viele Grüße
Harri

Hallo, Pullover und Harrig!
Lambda -halbe hab ich gestrichen, ich hoffe, auch die meisten reingerutschten Bindestriche.
Die beiden letzten Sätze lasse ich mal noch und warte auf weitere Reaktionen. Ich dachte, das Ende ist weniger brutal, wenn der Neuronen-süchtige Bodo nicht so ganz tot ist. Also, in seiner Haut möchte ich sowieso nicht stecken! Gruß Tex

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom