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Blutroter Morgen

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08.05.2002
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Blutroter Morgen

Es gab viele Drachentöter im Land Islur,
viele derer, die dafür starben, den Drachen zu töten.

„Haltet ein“, rief Grossan, der in der Sonne eine erbärmliche Gestalt eines Wanderers abgab, dem Reiter hinterher. „Haltet ein und hört mich an!“ Seine Stimme war kratzig.
Der Reiter zügelte sein Pferd und blieb still im Sattel sitzen als der Gaul zum Stehen kam. Er hatte keine Zeit, denn in der Stadt Suria, noch drei Tagesritte ostwärts, wartete ein König auf ihn.
Grossan, der zu Fuß unterwegs war, rannte die Straße hinunter, um den Fremden einzuholen. Es war ein heißer Tag. Die Sonne schien dem alten Mann schon seit Stunden auf den Kopf und verbrannte ihm langsam die alte, faltige Haut. Der Fremde wartete. Stolz und in eine silberne Rüstung gekleidet, saß er auf einem schwarzen, kräftigen Pferd, das keine Bewegung machte.
„Ihr seid einsam, Herr, dass Ihr einen Mann in Eile ansprecht, ohne ihn je gesehen zu haben“, sagte der Reiter. Er war sichtlich verwundert, dass er hier draußen, Tage von einer Stadt entfernt, angesprochen wurde.
„Ich bin Grossan. Ich komme aus Anaris; wenige Tage nach Westen, diese Straße entlang“, entgegnete der alte Mann mit keuchender Stimme. Die Sonne machte ihm wirklich zu schaffen. „Ihr habt nicht zufällig Wasser für mich?“ Grossan hielt seinen Wasserschlauch in die Höhe und der Reiter sah das Loch, das im Leder klaffte.
Erst jetzt blickte er den bekutteten Wanderer an und fing seinen Blick ein. „Sir Justan Tiz aus Suria. Hier nehmt das Wasser und werdet glücklich damit. Ich muss weiter.“
„Wartet, Herr“, rief Grossan.
Widerwillig hielt der Mann sein Pferd zurück.
„Einer wird sterben“, sagte Grossan „Einer, der mit mir den Weg teilt wird sterben. Ihr teilt mit mir den Weg und seid bis heute der Einzige.“
Justan Tiz blickte misstrauisch auf den Mann herunter: „Ihr kommt aus Anaris? Dann hört mich an. Suria, die Stadt Casanundras, die Stadt der Göttin hat mich gelehrt, dass ich behütet sei; alle Zeit. Deshalb sage ich, meine Herrin, die über dem König steht, flüstert mir zu, ich solle betend zu Bett gehen und werde ewig leben. Also redet keinen Unfug, denn die, der ich bedingungslos diene, hält etwas Großes für mich bereit.“
„Die Gläubigen heißen nicht umsonst Gläubige, Herr. Es ist ein Glaube an eine schützende Hand, kein Wissen, was Ihr mit euch tragt. Hört meinen Rat und geht nicht zu eurem König. Er wird Euch in den Tod schicken und keiner wird Euch beistehen.“
Justan war empört, beugte sich zu Grossan hinab und riss ihm den Wasserschlauch aus der Hand. „Ungläubiger!“ Er merkte nicht, dass er sein Ziel, den König Surias, nie erwähnt hatte. „Ich werde sehen, was die Herrin mir entgegnet, wenn ich Eurem Rat nicht folge. Und ist es der Tod, der auf mich wartet, halte ich meine Arme auf und heiße ihn willkommen, denn er ist erst der wahre Anfang und ich fürchte ihn nicht.“
Mit diesen Worten wandte sich Justan ab und gab seinem Gaul die Sporen. Die Straße verlief eben und Grossan, der regungslos am Wegesrand verharrte, starrte dem Reiter noch lange hinterher, bis er am Horizont verschwand.
Die Welt war schon ewig dem Glauben verfallen. Grossan war alt und wusste von den Kirchen dieser Welt. Jede rief andere im Himmel an, und doch sagten alle dasselbe. Die Erziehung brachte jeden zu seinem Gott. Angst war über die Menschen gekommen und unter der Herrschaft der Großen Drachen im Westen verfielen viele der Hilflosigkeit. Sie klammerten sich an die Übermächte – Ardrivis, Myrmenis und all diese weltlichen Namen. Doch verschwunden sind die neuen Herrscher des Kontinents nicht. Kadur wird wie damals von den Bestien der alten Zeit heimgesucht. Mit den Gebeten der Kirchen könnte man Bücher füllen, die selbst das Meer nicht mehr verschlucken würde, und doch brachte kein Flehen und kein Bitten die Erlösung.

Justan Tiz fegte die Straße entlang und hatte den alten Mann schon fast vergessen. Sein Pferd schnaubte in einem steten Rhythmus. Die Hufe schlugen wild auf die teils sandige, dann wieder gepflasterte Straße. Diesen Weg war Justan schon oft geritten. Als Kind kam er mit vier Jahren das erste Mal hier entlang. Seine Eltern schickten ihn aus, um dem Glauben der Familie zu folgen.
„Suria ist dein Schicksal und das ritterliche Leben unter der schützenden Hand der Göttin der Morgenröte deine Bestimmung“, sagte sein Vater immer. Als seine Eltern starben, klammerte er sich an seinen Glauben und erfuhr die priesterliche Fürsorge der surischen Kirche. Unter ihr wuchs er zu dem heran, was er jetzt war.
Vier Tage lang ritt Justan mit aller Kraft die Straße entlang und ein viertes Mal sollte es wieder Abend werden. Hinter ihm im Westen ging der Tag zur Neige und Justan wurde müde, als plötzlich am Horizont ein Schatten auftauchten, der am Ende der Straße den Horizont säumte. Dort musste Suria liegen. Er war schon einige volle Mondzeiten nicht mehr dort gewesen. Irgend etwas war anders. Der Schatten war so plötzlich da.
Justans Augen waren trüb vom Wind, der ihm kräftig entgegen blies. Er bremste sein Pferd und blieb stehen. Die Sonne ging in seinem Rücken unter und als die letzten blutroten Strahlen der brennenden Scheibe die Erde verließen, konnte Justan Rauch erkennen, der den Horizont säumte. Wie die wehenden Banner im Königshof stieg langsam Rauch auf. Suria brannte und bei einem zweiten Blick waren der Schatten wieder verschwunden.
Justan trieb sein Pferd an. Die Straße schien ewig und der Ritter dachte für Augenblicke auf der Stelle zu reiten. Die Sporen seiner Stiefel pressten sich tief in das Fleisch des hastenden Tieres, das unter den Schmerzen aufschrie. Die Hufe schlugen schneller und das tiefe Atmen seines treuen Gefährten wurde lauter.
Als er näher kam und erneut stoppte, um hinüber zur Stadt zu schauen, erblickte er wieder einen Schatten und er konnte erkennen, was es war. Im dunklen Rauch der brennenden Zinnen Surias schwebte ein Drache mit einem mächtigen Flügelschlag. Justan lief kalter Schweiß den Rücken hinab und sein Blick erstarrte. Er hatte noch keine Drachen gesehen. In Schriften der Priester und der Gelehrten wurden sie oft erwähnt, aber Justan war jung und unerfahren.
„Mein König“, stieß er mit leiser Stimme aus.
Der Ritter konnte das Feuer riechen. Der Dampf verbrannten Fleisches stieg ihm tief in die Nase, obwohl er noch mehr als eine Wegstunde zu Fuß entfernt war. Dann trieb er sein Pferd an und stürzte weiter in Richtung Osten. Tränen, vom Wind oder dem bevorstehenden Unheil, traten ihm in die Augen und im tiefen Rot der Abenddämmerung versuchte er seiner Furcht davon zu reiten.
Als er nur noch Augenblicke von den riesigen Mauern der Stadt entfernt war, stieg mit einem lauten Schrei ein riesiger Drache, schwarz wie der Nachthimmel über die Mauern. Zwischen den Flammen der Kirchtürme Surias zog er einen großen Kreis und Justan konnte den Flügelschlag hören, der dumpf durch die Abendluft hallte. Dann flog der Drache, einem Vogelschwarm gleich davon, nach Osten in die Berge.
Vor Erschöpfung fiel Justan vom Pferd. Der Gestank vom Feuer, dem verbrannten Fleisch und die Hitze der Flammen brachten ihn der Übelkeit nah. Wieder auf die tauben Beine gerappelt sank er am großen Westtor erneut auf die Knie und riss die Arme in den Himmel.
„Hilf, Herrin, denn deine Kinder sterben. Hilf!“
Justan musste sich mit den Händen abstützen, doch nicht einmal die eigenen Arme konnten ihn halten. Er brach zusammen. Sein Gesicht in den Sand der Straße gedrückt, verfiel er einer unausweichlichen Ohnmacht. Um ihn herum wurde es still.
„Wo ist deine Herrin nun, Justan“, fragte eine Stimme unter dem Lärm der wütenden Flammen, der ihn wieder zu Bewusstsein holte. „Wo sind all die Götter dieser Welt?
Justan hob den Kopf. Grossan stand vor ihm, einem Geist gleich erschienen und blickte ihn höhnisch an. Er reichte dem Ritter den Wasserschlauch und half ihm auf. Justan fühlte Verzweiflung in sich, aber sein Glaube war stark.
„Wie? Du hast gesagt...“
„Sag mir Justan, wo ist sie, wenn du sie brauchst. Du brauchst sie doch?“ Grossan ließ nicht locker. Er redete mit harter Stimme auf den geschundenen Mann in seinem Arm ein und reichte ihm immer wieder den Schlauch mit dem Wasser. Dann hob Justan seinen Kopf und blickte dem Westtor entgegen. Zwischen dem brennenden Holz des Tores verbarg Rauch die städtischen Straßen, doch ein Mensch zeichnete sich in den Rauchschwaden ab. Erst ganz leicht, doch dann wurde er immer deutlicher. Schwarz und unförmig stand unter dem Torbogen ein Mensch, ein Mann.
„Mein König“, schrie Justan auf. „Mein König!“ Er stieß Grossan weg und versuchte sich aufzurichten. Die schmerzenden Beine und die schwachen Arme machte es ihm schwer, aber er hielt sich und ging auf den Mann am Tor zu. Das Feuer verzehrte die Stadt mehr und mehr.
Auf der Brücke unter dem eingestürzten Bogen ging Justan im Angesicht des Mannes auf die Knie und senkte seinen Kopf. Dann drehte er sich um und schrie hinaus auf die Straße: „Das ist meine Göttin. Siehst du, alter Mann, dies ist nur durch meine Göttin.“ Grossan war verschwunden. Die Worte verhallten und nur Justans Pferd hörte seinen Herrn rufen, blieb aber still stehen.
Der Ritter zog den König aus den Flammen und brachte ihn vor die Stadt. Der König blickte seinen Erretter an, als er ihn vor Surias Mauern ablegte.
„Justan Tiz. Warum kommt Ihr so spät?“ Der König war erschöpft. Sein verbranntes Gesicht vermochte kaum noch, die Augen offen zu halten und die schwarze, raue Haut verbarg jegliches Gefühl. „Warum kommt Ihr so spät?“
„Warum ich spät eintreffe, mein Herr“, fragte Justan missmutig.
„Vor acht Tagen ersuchte mich ein Mann“, flüsterte der König. „Er sprach zu mir, wie zu einem Freund. Er sagte, ich sollte einen Boten nach Osten schicken, um dem schwarzen Drachen in den Bergen zu sagen, Suria beuge sich nicht, denn die Göttin der morgendlichen Röte behütet die Stadt. Dann sprach er, er würde einen Jungen senden, der dem Drachen die Klinge biete und dieser Junge kommt aus Westen. Er soll Kind Surias und Schüler Casanundras sein.
Er war töricht, dem König Islurs eine solches Angebot zu machen. Ich ließ ihn einsperren, doch am Morgen des neuen Tages war er verschwunden. Der Kerker war leer und meinen schnellsten Boten konnte ich nicht mehr finden.“
„Wie war sein Name, Herr? Welchen Namen hat er Euch gesagt“, fragte Justan mit leiser Stimme.
„Er sagte, sein Name sei Grossan aus Anaris. Warum geht ein Mann einen so weiten Weg junger Ritter und trägt dann dem König solch Schwachsinn vor?“ Der König senkte die Lider erneut. Die Müdigkeit kam über ihn und langsam schloss der Tod seine Hand um den Sterbenden.
„Mein König! Sagt mir, warum war der Bote fort?“ Der Mann in Justans Armen wollte sterben.
„Der Bote brachte die Nachricht nach Osten, zu ihm. Er kehrte unversehrt zurück. Ich selbst, sagte er, hätte ihm den Auftrag gegeben. Ich selbst hätte ihn geschickt? Ich habe ihn nicht geschickt.
Justan, der Bote sagte, zur Morgendämmerung, zu Casanundras Zeit würde der Drache kommen, um den Jungen zu sehen. Bis dahin sollte der Junge eintreffen, der ihm die Klinge entgegen streckt.“
Und um ein weiteres Mal schlossen sich die trockenen Augen des Königs. „Justan. Ihr. Warum seid Ihr zu spät?“ Dann verließ den Sterbenden die Kraft und sein Kopf sank still zu Boden. Die trockenen Augen starrten in den düsteren Himmel, dem der Rauch der brennenden Stadt entgegenstieg. Mit der goldenen Krone auf dem Haupt starb der König Islurs in Justans Armen.
„Nein Herr, der Drache, er war zu früh. Er war zu früh.“
Justan legte den leblosen Leib des Königs nieder und stand auf. Er hatte Tränen im Gesicht. Die Nacht nahm den Trauernden auf. Der Rauch trieb ihn wieder an die Grenze der Übelkeit. Schweren Schrittes wankte er hinüber zu seinem Pferd, stieg in den Sattel und bäumte sich auf. Mit dem gezogenen Schwert und der heißen Luft des Feuers schrie er der brennenden Stadt entgegen: „Bei dem König von Suria und im Namen der Herrin des Morgens, finde ich dich Grossan und die Klinge, die du meinem König schicken wolltest, schneidet dir deine eigene Kehle durch und trennt dem Drachen das Herz aus der Brust.“
Der Ritter, der erneut Mut in sich fand, steckte den silbern blitzenden Stahl wieder ein und ritt der Nacht entgegen. Im Galopp an der Stadtmauer entlang sah Justan die Verwüstung des Drachen. Tore und Dächer waren verbrannt und in wenigen Stunden würde nur noch eine riesige Ruine aus Stein und Staub diese Gegend besiedeln. Dann ging der Mond auf.
Die ganze Nacht hindurch streifte Justan auf seinem Pferd im schnellen Schritt die Wege nach Osten entlang. Die Berge am Horizont sahen in der Finsternis aus wie Zähne eines Hais, aufgereiht um mit scharfen Kanten den Himmel zu durchschneiden. Die riesige Silhouette rückte stetig näher und unter den großen Schatten des Gebirges stieg Furcht in Justan auf. Die warme Nachtluft blies seicht in sein Gesicht, als sich vor ihm die Berge öffneten. Immer näher gelangte er an den massiven Fels und dann stand er plötzlich davor. Ein kleines Tal zwischen hohen Gipfeln erstreckte sich im Dunkel und ein Pfad drang tiefer in die Berge hinein. Justan konnte den Weg, der hineinführte, nicht wirklich erkennen, folgte ihm aber langsam. Er musste sein Pferd beruhigen, das unter der erdrückenden Enge anfing zu tänzeln und sich ab und an aufbäumte. Ihm selbst war ebenso unwohl.
Nach einigen Biegungen des Weges stand der Ritter vor einem dunkeln Tor, das in den Fels gehauen war. Einer Höhle gleich legte sich Dunkelheit auf die Schwelle des Eingangs. Der Pfad führte hinein. Justan folgte ihm.
Der Ritter war abgestiegen und hielt sein Pferd an den Zügeln, aber es war keine Höhle, die beide hier durchschritten, denn wenige Meter nach dem Torbogen tat sich der bedrückende Fels auf und Justan stand mit seinem Pferd auf einem kleinen Plateau. Unter ihren Füßen - die Dunkelheit verbarg noch vieles - erstreckte sich ein winziges Tal von nächtlicher Schönheit. Unter den Sternen der Nacht floss ein Fluss durch die Berge und in einem See, inmitten der Idylle spiegelte sich der Mond.
Doch die Stille wurde jäh unterbrochen, als ein dumpfer Flügelschlag aus der Finsternis an Justans Ohr drang. Sein Pferd tänzelte wieder und machte Anstalten zu fliehen, doch Justan hielt es fest. Beide drängten sie sich in eine Ecke im Fels, um unbemerkt zu bleiben und zu warten. Es war nichts zu sehen. Wieder hörte Justan das Geräusch von Flügeln, als würden Tausende Vögel im Takt ihre Schwingen senken. Dann vernahm er hinter sich Schritte. Langsam und widerhallend lief jemand durch den Durchgang. Er blickte in das Tal hinab, dann wieder in den Durchgang und erschrak, als vor ihm im Tal ein großes schwarzes Biest vom Gipfel eines Berges herab stieg und sich am See still wie ein Geist niederließ.
Dort war er, ein Drache, schwärzer als die Nacht. Vielleicht war es dieser, der Suria nieder brannte. Justan war sich sicher und umklammerte mit seiner Hand fest den Griff seines Schwertes. Er war bereit in die Dunkelheit zu stürzen und dem Drachen den Tod zu bringen.
Justan hatte nur in seinen Träumen Drachen getötet. Welcher Junge hatte nicht solche Träume. Aber er hatte von den legendären Drachentötern Islurs gehört. Diese Wesen waren nicht unsterblich, das wusste er.
„Casanundra steht dir bei“, drang eine Stimme fragend aus der Dunkelheit.
Grossan. Die Schritte im Durchgang hatte Justan ganz vergessen.
„Du Bastard. Dich suche ich ebenso, wie ich ihn dort suche.“ Justan zeigte mit dem Finger in das Tal hinab.
„Deine Klinge schneidet durch meine Kehle. Das sagtest du doch, oder?“
Justan hörte nicht auf die Worte, sondern versuchte den Drachen im Auge zu behalten, der unbehelligt Wasser trank.
„Warum hast du den Drachen geschickt, Grossan?“
„Der Bote war schnell, und Casanundra hat ihn geleitet“, sagte Grossan. „Ist es nicht so? Warum war er dann so schnell, zu schnell. Hätte sie ihn doch aufgehalten. Hätte sie dich doch eher gerufen. Deine Herrin hätte viele Möglichkeiten gehabt, zu verhindern, was geschehen ist, doch sie hat es nicht getan.“
„Die Göttin hat ihre Gründe, auch wenn ein Mensch sie manchmal nicht versteht“, entgegnetet Justan zornig.
„Fragst du dich manchmal, Justan, warum sie die Welt, Islur, Suria oder gar dich im einzelnen schützt? Die Gestirne sind groß und der Tiefenhimmel so weit, warum dich? Aber sie hat ihre Gründe, Justan, dessen bist du sicher.“
Justan brach aus sich heraus.
„Ja, sie hat ihre eigenen Gründe.“
Der Drache regte sich.
„Natürlich hat sie das, Justan. Sie hat immer ihre Gründe, ihre eigenen Gründe. Und auch jetzt hat die Göttin ihre Gründe. Ist es nicht so?“
Als Grossan diese Worte sprach, stiegen die ersten Sonnenstrahlen über die Berggipfel auf der anderen Seite des Tales und der Durchgang hinter Justan wurde mit Licht geflutet. Justan warf einen Schatten in die schwindende Dunkelheit und von fern sah man ihn in seiner silbernen Rüstung strahlen - eine Gestalt im Durchgang auf dem Plateau.
Der Drache am Grund der Berge blickte auf und sah sie kommen, die Morgensonne. Dann blickte er herüber zu Justan und sah ihn in seiner vollen Pracht. Justan zog sein Schwert aus der Scheide und erstarrte. Mit festem Griff hielt er die Klinge in der Hand. Mit ein, zwei, drei Flügelschlägen war der schwarze Tod in der Luft und stürzte sich auf den Ritter. Justan stand da, fest entschlossen auf dem Plateau des Tales, und er hielt das Schwert in der Hand, die Arme vor sich geschlossen.
Grossans Stimme hallte durch den Morgen: „So wolltest du dem Tod nicht begegnen, Justan: mit geschlossenen Armen und Furcht im Gesicht.“

Es gab viele Drachentöter im Lande Islur,
doch keiner trug den Namen Justan, keiner.

[ 25.05.2002, 11:30: Beitrag editiert von: Razhiel ]

 

Hallo Razhiel!

Eine spannende Geschichte hast Du geschrieben. Ich hab sie mir heute durchgelesen, aber eine ausführliche Kritik bekommst Du morgen. Heute bin ich zu müde. Eins aber schon mal vorweg:

„Ihr habt nicht zufällig Wasser für mich.“
Das ist ein Fragesatz. Da muss ein Fragezeichen hin. ;)

 

Hi Razhiel.

Eine echt schöne Geschichte, die Du hier erzählst. Setzt sich wunderbar mit dem Glauben in einer Fantasy-Welt auseinander. Hat mir echt gut gefallen und ich wüßte jetzt auch gar nicht, was ich kritisieren sollte. ;)

Einfach schön! :thumbsup:

Gruß,
stephy

 

Hi Razhiel!

Herzlich Willkommen auf kg.de. Ich hoffe, es gefällt Dir auf unserer Seite, und wir können in Zukunft mehr von Dir lesen.

Sehr schöne Geschichte. Die Idee, über den Glauben an Götter oder höhere Wesen in einer Fantasy-Geschichte zu sinnieren, finde ich sehr gut.
Teilweise verirren sich die Protagonisten etwas in ihren Dialogen, zum Beispiel als Grossan mit Justan im Gebirge über die Möglichkeiten spricht, die die Göttin hatte, um das Unglück abzuwenden.
Stil der Story ist gut, wobei ich mir an manchen, wichtigen Stellen mehr Bilder, mehr Details und Beschreibungen gewünscht hätte, die dem Leser die Gefühlswelt, die Hoffnungen und Ängste Justans näher bringen könnten.

Noch ein paar formale Dinge:

Er war sichtlich verwundert, dass er hier draußen, Tage von einer Stadt entfernt, angesprochen wird.
...wurde.

"Ihr habt nicht zufällig Wasser für mich."
Fragezeichen

Wiederwillig hielt der Mann sein Pferd zurück.
Widerwillig...

kein Wissen, was ihr mit euch tragt.
Anredepronomen Ihr, Euch, Eurer usw. werden groß geschrieben. Muss im ganzen Text editiert werden.

pressten sich tief in das Fleisch des hastenden Tieres, dass unter den Schmerzen aufschrie
...des hastenden Tieres, das unter den Schmerzen...

Als er näher kam und wieder stoppte, um hinüber zur Stadt zu schauen, erblickte er wieder Schatten und er konnte erkennen, was sie waren. Im dunklen Rauch der brennenden Zinnen Surias schwebten Drachen mit einem mächtigen Flügelschlag.
Wortwiederholung "wieder".
Besser "mit mächtigen Flügelschlägen", da es auch mehrere Drachen sind. Obwohl das einen Bruch mit dem Ende der Geschichte darstellt, da nur von einem Drachen im Gebirge die Rede ist. Ist es vielleicht ein Flüchtigkeitsfehler und Du wolltest auch bei der Stadt nur von einem Drachen sprechen?

und stürze weiter in Richtung Osten
stürzte

Sein Gesicht in den Sand der Straße gedrückt verfiel er einer unausweichlichen Ohnmacht
gedrückt, verfiel
Satzzeichenfehler, der im Text an einigen Stellen vorkommt. Zwischen zwei Verben Komma setzen.

vor einem dunkeln Tor, dass in den Fels gehauen war
Liebe Grüße,
Kitana

 

Ich finde die Geschichte eigentlich sehr gut. Nur was soll der Sinn dieser Geschichte sein? Ansonsten ist sie sehr spannend und gut formuliert.

 

Hallo alle zusammen.

Das war also mein Debüt.
Ist schön, daß euch die Geschichte gefällt.

@Kitana
Da hab ich die Geschichte schon durch drei schlaue Köpfe der Familie geschickt und du findest immer noch Fehler. :) Ich geh' die hier gerad' mal durch.
Das mit dem 'Ihr' habe ich gestern nach der Veröffentlichung gemerkt ... muß noch geändert werden, die Sachen zuvor auch.

Aber jetzt :) :

Sein Gesicht in den Sand der Straße gedrückt (,) verfiel er einer unausweichlichen Ohnmacht

Das Komma wird nach neuer Rechtschreibung nicht mehr gesetzt. Das habe ich aus einer vertrauenwürdigen Quelle (Deutschlehrer) :) . Auf diese Aussage habe ich dann einfach mal gebaut.

Das mit den Drachen rutschte sozusagen aus der Hand. Ein Drache alleine brennt doch keine Metropole eines Großreiches nieder. Vielleicht würde sich darüber keiner beim Lesen Gedanken machen, aber trotz Fantasy wollte ich doch etwas realistisch bleiben. Das am Ende dann ein Drache auftritt hat den selben Grund. Warum sollten am Morgen auch alle Drachen da sein. Einen zu töten ist schon aussichtslos genug und dieser eine schafft glaube ich eine unbehaglichere Stimmung am Ende als eine ganz Horde. Ich dachte auch erst, daß das irgend wie seltsam ist, aber hab es dann so galassen. Sollte das wirklich irritieren, muß das mal noch geändert werden.

In dem Dialog am Ende versuche ich dem Leser nur noch einmal die offensichtlichen Stellen des fehlenden 'Götterinteresses' (ich nenne das jetzt einfach mal so) an den Menschen vorzulegen. Das hätte auch kürzer ausfallen können, stimmt schon.

Und dort hast du mich wohl erwischt. Bilder- und Detailtiefe sind noch eine Schwäche. Ich treibe dann immer zu Wortwiederholungen ... im Prinzip fehlen mir die Worte :) Aber das sollte mit der Zeit schon werden.

@ Morphois

Ich hab vor zwei Wochen am Wochenende mal 'ne Diskussion gehabt über Gott und den christlichen Glauben. Ich selbst bin zwar getauft und konfirmiert, betrachte die Welt aber, sagen wir wissenschaftlicher. Und es gab eben Leute in der Diskussionsrunde, die sich voll und ganz auf ihren Glauben verlassen haben. Ich stelle das nicht als falsch hin, hab mir aber über diese Leute Gedanken gemacht.
Nach dem Motto: 'Egal was ich tue, solang ich ein guter Gläubiger bin, hält Gott das Paradis für mich bereit', fragt man sich doch, was diese Leute über eine Enttäuschung denken würden. Der Geschichte nach zu urteilen, bin ich zu dem Schluß gekommen, dass diese Leute sich darüber keine Gedanken machen ... bis zum Tod, dem sie vielleicht trotzdem mit Furcht begegnen.
Nun ja, genau so gut könnte jeder Nicht-Gläubige enttäuscht werden, also auch ich kann falsch liegen, versuche aber mit der Gesichte bildlich die andere Seite zu verarbeiten.

Also, soweit erstmal.
Werd jetzt öfter hier sein. Geschichte werden zwar nicht am Band produziert, aber ab und an sollte doch mal wieder eine von mir auftauche.
Danke für Kritik und Lob.

Auf bald.
Razhiel.

 

Hi Razhiel!

Zeichensetzung:
Erwischt! Deine Quelle stimmt mit meiner Quelle (Deutsche Grammatik) überein: Nach Infinitiv-, Adjektiv-, Paritzipgruppen muss kein Komma mehr gesetzt werden, kann aber, um die Gliederung des Ganzsatzes deutlich zu machen.
Grammatikalisch also völlig richtig, an manchen Stellen wie ich finde den Lesefluss dennoch etwas störend, vor allem beim ersten Lesen.

Drachen:
Ich verstehe natürlich, was Du meinst, aber im Lauf der Geschichte erscheint es trotzdem eher wie ein Logikfehler. Ausserdem hätte ich es nicht unwahrscheinlich gefunden, wenn ein Drache eine Stadt zerstört hätte, vor allem, da es sich ja nun nicht um eine mit Beton zugemauerte Riesenstadt handelte. Nur mein Gefühl...

Bilder, Details, passende Wörter:
Bei diesem Aspekt habe ich auch keine Bedenken. Je mehr Du schreibst, desto mehr wird die Fantasie angeregt und desto sicherer wirst Du. Außerdem ist Dein Stil dieser Geschichte ja schon wirklich gut.

Liebe Grüße,
Sylvia

 

Hab mir die geschichte nochmal durchgelesen und hab nix wieteres gefunden, das nicht schon gesagt wurde.

Kann nur sagen : :thumbsup:

 

Tach auch, Rahziel.

Habe deine Geschichte bis jetzt nur überflogen. Allerdings werde ich sie heute als "Gute Nacht"-KG heranziehen und eine Kritik dazu wird somit folgen.

Ich wollte aber gleich etwas anmerken: Kann es sein, dass du dich von "Macbeth" hast inspirieren lassen ? Die Geschichte um eine tragische Vorhersage, die schließlich eintrifft, erinnert mich sehr an das Buch. ;)

So long,
maX.

 

Hi Storyteller,

ich habe Macbeth nie gelesen und muß auch zugeben, daß mir der Inhalt beinahe völlig unbekannt ist ... und ich schäme mich dafür :)

Ich denke die Voraussicht auf ein schlechtes Ende kam aus dem Bauch heraus und dient der Spannung meiner Meinunge nach in bestimmten Situationen ungemein. Man sollte es damit nicht übertreiben, aber ab und an ...

Auf bald.
Razhiel.

 

hallöchen!
Ich hab mich jetzt auch mal dazu durchgerungen, deine Geschichte zu lesen.... Was man nicht alles tut, wenn man krank ist!

Die Dinge, die gefehlt haben, sind mir so vorgekommen, wie die typischen "Hohlbein-Fehler" Sowas findet man in jedem, seiner Bücher....
Dinge, die ein Lektor in Eile überlesen hat.... bloß, dass die bücher dann meist mehr als 400 Seiten lang sind ;)

hmm, aber Kitana hat eh schon ein bisschen was aufgelistet!

Zum Inhalt:
also eine Geschichte zum "Nicht-Denken" ist es ja nicht gerade, bin mir auch jetzt noch nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe...

Aber ich find es gut, dass du dich mit dem thema "Glauben" auseinander gesetzt hast.... Ist ja nicht gut, immer nur engstirnig zu sein und das gilt wohlbemerkt für BEIDE Seiten!

Manchmal schaffst du auch echt geniale Bilder im Kopf des Lesers... nur mal ein Beispiel...

Die Berge am Horizont sahen in der Finsternis aus wie Zähne eines Hais, aufgereiht um mit scharfen Kanten den Himmel zu durchschneiden.
hmm, hat mir gefallen!

Tja... alles in allem: Sehr diskutrabel aber auf jeden Fall interessant!

Liebe Grüße!
Christine

 

Tja Schwarzmagier,

Phantasievoll erzählt - Traumreisen zu anderen Gestaden
inspirierend!
Für meine Begriffe muß aber noch viel an allem gefeilt
werden. Mehr dazu demnächst in einer persönlichen
Kritik.

Nichts ist wahr, alles erlaubt!

Lutz.

P.S.: Die bisherigen Kommentare können nicht
überzeugen. Solcher Art Laienhaftigkeit behindert
nur auf hoffentlich übersichtlicheren Straßen
und am Ende verfällt auch der Schreiber einem
wahnwitzigen Irrglauben!

 

Ich hoffe, Du, lieber EinTor, wirst diese persönliche Kritik öffentlich in diesem Thread posten, denn ich bin sehr erpicht darauf, Licht in meinen wirren Haufen unübersichtlicher Straßen zu erhalten. Auch meiner Laienhaftigkeit würde ich liebend gern enthoben werden und erwarte mit Spannung Deine verheissungsvollen Kommentare.

Kitana

PS: Du solltest etwas an Deinem Ton feilen, denn auf diese Art und Weise machst Du Dir keine Freunde auf kg.de. Es ist nämlich nicht die feine Art, die Kritiken anderer als völlig nichtssagend, laienhaft und damit unbrauchbar zu bezeichnen.

 

Hi Razhiel.
Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Ich liebe einfach Geschichten über Drachen... :D ;)
Ich finde die Kritik vom EinTor ausgesprochen unhöflich. Ich denke, der Autor sollte die Kritiken ernst nehmen. Auch gibt es produktive Kritik (nicht so wie die vom EinTor), die einem hilfreicher ist als man denkt.

Lazarus

 

Ich möchte (als reine Vorsichtsmaßnahme) nur darauf hinweisen, dass sich die Kritiken auf die Geschichte beziehen sollen. Zu EinTor ist erstmal alles gesagt, was gesagt werden muss. Mehr Aufmerksamkeit hat er nicht verdient.

Und nun: weitermachen!

[ 28.05.2002, 19:39: Beitrag editiert von: Abraxas ]

 

Moment, der Autor selbst darf noch sprechen.

Also, ich muß schon sagen, die positive Kritik für mein Debüt drängt zu mehr. Vielleicht, aber nicht auf Zwang, sondern nur wenn wirklich DER Einfall kommt, werde ich ein neues Thema verfassen.
Ich hab die Fehler zumeist korrigiert.

So und nun zum Rooki 2825, EinTor. Der Herr sollte die Geschichte nur lesen, daß er gleich öffentlich Kritik hinein setzt ... nee, nee, nee Lutz.
Hackt mal nicht so auf dem Herrn rum, obwohl mir solch Ungestümtheit bei dem Herrn unbekannt ist :)

Egal, ich geh' jetzt ins Bett.
Schlaft alle gut.
Bye, Razhiel.

 

Tach auch.

Ich habe deine Geschichte also ganz gelesen und wie angedroht folgt nun ein kleiner Kommentar dazu. ;)

Spitzen Geschichte. Yup. Das Lesen hat mir heftigst Spaß bereitet. Sie war spannend, tritt fanatischem Glauben kritisch gegenüber und dein Stil hat mir ebenfalls sehr gefallen.
Was gestört hat (seltsamerweise allerdings nicht so sehr wie es bei anderen Stories gewöhnlich der Fall ist): die unzähligen Zeichen- und Rechtschreib-/Tippfehler. Es sind wirklich unglaublich viele. Also lass deine nächste Geschichte, die hoffentlich nicht so lange auf sich warten lassen wird, von jemandem korrektur lesen.

Schade fand ich, dass nicht klar wird, wer Grossan ist und warum er hellseherische Fähigkeiten hat. Zumindest wurde mir dies nicht klar. :(

MfG,
maxl.

 

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