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Blumen für die kalte Göttin

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22.02.2003
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Blumen für die kalte Göttin

Regen. Auch das noch.
Den konnte er jetzt überhaupt nicht vertragen.
Wie er so unverschämt in sein Gesicht klatschte und die feine Ordentlichkeit seiner Frisur zerstörte. Und nicht nur das. Die kleinen Tropfen schienen regelrecht sein eh schon am Boden angelangtes Selbstwertgefühl weg zu schwemmen. Der Regen war jedoch nicht der einzige, der sich über ihn lustig machte. Das fröhliche Gepfeife der Vögel zum Beispiel machte ihn ganz irre.
Piep, piep, piep du naiver Trottel.

Was hatte der Mann sich doch Mühe gegeben.
Aber war es ihr genug? Pah, niemals.
Jetzt hatte sie es mal wieder geschafft.
Er war am Ende und die Gedanken an sie zerrissen ihn.

Was soll ich ihr denn noch geben?
Ich servierte ihr meine Herz auf einem goldenen Teller,
aber sie ließ es durch ihre Kälte in tausend Teile zerspringen.
Was ist schon die Liebe eines Versagers gegen das Gold eines Gewinners?
Was sind schon meine schmutzigen Blumen gegen seine glänzenden Steine?
Wie konnte ich nur so dumm sein.
Ich hätte es doch wissen müssen, als ich sie pflückte.
Das es ihr nie im Leben reichen würde.
Vielleicht hätte ich noch ein goldenes Schleifchen drum binden sollen,
extra für ihre edle Hoheit!
Aber nein, es waren ja nur Blumen.
Schmutzige, teils verblühte, stinknormale Blumen.
Sogar mit Wurzel, alles inklusive.
Gut, vielleicht nicht ihr Geschmack, aber mit dem Gedicht gab ich mir wirklich Mühe.
Drei Tage saß ich dran, drei verdammte lange Tage!
Ich wollte nur einmal ihre Anerkennung, nur einmal das Gefühl von ihr geachtet zu werden!
Es war gut, ja, sogar sehr gut!
Vielleicht nicht Shakespeare, aber jedes Wort war ein Stück meines Herzens, meine ganze Liebe zu ihr enthielt es!
Ich sang ein Loblied auf ihre einzigartige Schönheit, ihren Stolz und ihre königliche Erhabenheit.
Drei der unendlichen Eigenschaften, die ich vergöttere.
Ja, ich bete sie an, denn sie ist meine eigene Heilige.

Und es reichte ihr wieder nicht.
Wieder nur der kalte Blick, das abschätzige Lächeln, und schon war die Tür wieder zu.
Wieder einmal stand ich im Regen,
nur für Sekunden erleuchteten ihre Strahlen die ewige Dunkelheit, in der ich lebe,
seit ich sie das erste Mal sah.

Oh, und ich liebe sie trotzdem.
Nichts wird meine Liebe zu ihr brechen.
Niemals!
Ich gebe sie nicht auf, denn sie ist mein, auf ewig.
Mir allein gehört sie.
Und wenn sie mich noch tausendmal zerstört.

 

Hallo raya!

Die unendliche, einseitige Liebe, nie-genügen-können und das auch wissen.
DU schilderst aus der Sicht des Manne, der sein Herz verschenkt, der sich selbst aufgibt und erniedrigt, ohne seinem Ziel auch nur ein Stück näher zu kommen. Er wird daran zu grunde gehen, wage ich zu behaupten.
Du schilderst seine Gefühle, aber irgendwie... ich war nicht ganz mit dabei, wenn Du verstehst?
Dennoch ganz gut, meiner Meinung nach, ein kurzer Eindruck in eine zerstörte Seele.

schöne Grüße, Anne

 

Servus Raya!

Wie anders diese Geschichte ist als deine letzte - aber sie gefällt mir auch. Ein Mensch der sich erlaubt jemand als seinen Besitz anzusehen, sie als "seine eigene" Göttin auserkoren hat. Na wumm! Die Blumen und Gedichte sind nur die Kuschelverpackung seiner Besitzergreifung. Er betet sie an und will selbst bloß der Auserwählte sein.

Die Einengung, die dabei passiert, hast du durch seine Angriffe wirklich sehr gut beschrieben, und das ohne die Göttin selbst zu Wort kommen zu lassen. Hoffentlich ist sie noch nicht erstickt.

Einen lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

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