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Blonde Bulimie
Es begann vor ungefähr zwei Wochen: Ich war schon seit einiger Zeit hinter einem gutaussehenden Mädel hinterher, daß an einer Tankstelle in der Nähe, als Aushilfe arbeitete. Die holde Maid, die mich so interessierte, war blond und schien auch nicht gerade dumm zu sein. Sie sah hinreißend aus und hatte eine Stimme, die nach zwanzig Jahren Dienst in einem englischen Pub klang.
Eines schönen Sonntagabends, ich mußte gerade tanken, komisch, daß mir ausgerechnet dort der Sprit ausging, lud sie mich auf ein Bier ein. Ich holte sie nach ihrem Feierabend ab und wir fuhren zu einer Kneipe. Dort angekommen setzen wir uns an einen Tisch und redeten..
Ich mühte mich wirklich, eine Unterhaltung zu führen, kam aber nicht zwischen ihre Redetiraden. Die ein*zigen Pausen, die sie machte, waren zum Rauchen und Trinken. In der Zwischenzeit schaffte sie es, mir ihr gesamtes Leben, zwan*zigeinhalb Jahre, in nur 2 Stunden zu erzählen. Halte ich für eine stolze Leistung, denn sie ließ eigentlich kein Detail aus. Das ich nicht zu Wort komme, ist mir eigentlich nur zweimal passiert: Einmal vor Gericht und einmal im OP unter Vollnarkose. Sie erzählte in eins durch, keine Pause und ausschließlich Psycho. Naja, dachte ich bei mir, wenn du so alt wärst und weiblich und in ihrer Situation, mit einem so gut aussehenden Genie an einem Tisch, da wärest du doch auch nervös. Ich ließ sie also erzählen, in der Hoffnung, daß sie irgendwann wieder aufhören müßte, mußte sie aber nicht.
Nachdem ich bezahlt und sie nach Hause gebracht hatte, holte ich mir den ersten Satz heiße Finger, denn vor ihrer Tür machte sie mir kund, daß sie ziemlich unnahbar sei. Ich wusste bis dato nicht, das Nonnen jetzt auch Mini*rock tragen dürfen. Ich war einigermaßen verwirrt. Machte aber nichts, zweiten Termin vereinbart, schließlich habe ich früher Ge*brauchtwagen verkauft und da muß man auch hartnäckig sein.
Nächster Versuch: Abends angerufen und gedacht ich habe die örtli*che Leichenhalle am Telefon. Wieder war ich erstaunt, erst lud sie mich ein, dann bat sie mich zu einem neuen Treffen, dann sollte ich sie anrufen, da gehe ich eigentlich von etwas mehr Feeling aus, aber weit gefehlt: die Stimme am anderen Ende teilt mir mit ich solle dann und dort*hin, um sie abzuholen. Klang zwar nach Bahnhofsansage aber ich fuhr doch mit dem Wagen hin.
Endlich angekommen wurde ich mit einem Lächeln begrüßt, daß ich zum letzten Mal in einem Draculafilm aus den dreißiger Jahren gesehen hatte, kurz bevor der Kumpel zubeißt. Um sie aufzuheitern, lud ich sie zum Essen ein. Also ab mit ihr in meine Stammkneipe. Rein und schönen Tisch geben lassen. Was Leckeres zu essen bestellt und versucht eine Unterhaltung zu starten. Ich konnte meinen Ohren kaum trauen, die konnte das vom ersten Abend glatt noch einmal wiederholen. Allerdings wurde die Unterhaltung beim Essen ein wenig spärlicher, so konnte ich ein wenig darüber nachdenken was ich eigentlich mache, fiel mir auch nicht viel zu ein. Ein kleiner Blick auf ihre Beine überzeugte mich allerdings davon, ihrer Unterhaltung bis zum bitteren Ende zu lauschen.
Nachdem sie ihr Mahl beendet hatte, ging sie kurz auf die Toilette, von der sie dann freudestrahlend zurückkehrte. Komischerweise ging sie immer, wenn sie was gegessen hatte, erst einmal aufs Klo und kam dann immer grinsend zurück. Aber egal, nachdem ich auch diesen Abend erfolglos mit ihr verbracht hatte, holte ich mir den zweiten Satz heiße Pfoten. Wenn du mit der zusammenbleibst, brauchst du im Winter keine Hand*schuhe, dachte ich mir.
Dritter Versuch: Nett sein, teure Gebrauchtwagen bist du damals auch erst im x-ten Anlauf losgeworden und hier lag der Fall anscheinend ähnlich. Diesmal waren wir beim Griechen, auch hier ist das WC anscheinend lustig, denn die Zeremonie war die Gleiche: Reden, essen, Toilette, grinsen, nach Hause, einen auf die Finger. Lang*sam fing ich an, mich daran zu gewöhnen. Vielleicht ist es dieser gere*gelte Ablauf, was eine längerfristige Beziehung erst in*teressant macht.
Vierter Versuch: Taktik geändert. Rein durch Zufall, fiel mir auf dem Weg zum einem Restaurant ein, daß ich noch dringend was zu Hause erle*digen mußte. Dauert auch nicht lange. Hingesetzt, ihr etwas zu trinken angeboten und eine nette Unterhaltung angefangen. Man kann ihr nachsagen, was man will, aber sie war konsequent, denn sie schaffte es auch bei mir: Erst redete sie, dann aß sie, dann in’s Bad und das große Grinsen. Dann brachte ich sie nach Hause, um mir meine Packung ab*zuholen, ohne die konnte ich schon gar nicht mehr richtig schlafen.
Fünfter Versuch: Bei ihr zu Hause. Der totale Unterschied! Sie war dauernd auf dem Klo und redete die ganze Zeit. Auf die Überraschung mußte ich mich erst einmal einstellen. Sobald sie von der Toilette zurückkam, grinste sie. Entweder macht Scheißen einfach Spaß oder ich rauche auch mal Toilettenpapier, dachte ich bei mir. Die Erklärung folgte auf dem Fuße. Stolz berichtete sie mir, daß sie schon seit einer Woche eigentlich nichts mehr gegessen habe, dabei drückte sie sich, über den Nachmittag verteilt, ein ganzes Kilogramm Schokolade in den hübschen Schädel. Wahrscheinlich macht Schokokotz mehr Spaß. Auf der einen Seite legte sie großen Wert auf ihr Aussehen, andererseits lehnte sie körperliche Kontakte ab. Schizophrenie und Bulimie vertragen sich nie. Sie erzählte mir, daß sie es mal geschafft habe, in drei Wochen zehn Kilogramm abzunehmen. Ich fragte mich nur, von was? Andersherum dachte ich mir, wer so viel redet kann auch nicht viel essen, aber ihr stündlicher Gang zum Klo zeigte mir, daß essen das eine und schlucken was Anderes war. Denn schlucken konnte sie gar nichts, weder feste Nahrung, noch meine Bemerkungen über sie. Also ver*brachte ich den Nachmittag bei ihr in trauter Zweisamkeit mit dem Fernseher. Alles was von dem kam, schluckte sie allerdings an*standslos.
Nachdem wir in diesem Stil die letzten Wochen hervorragend herumbekommen hatten, stellten sich mir folgende Fragen: Wird das eine längere Beziehung, oder bricht sie vorher zusammen oder aus und wenn wohin? Was mache ich eigentlich mit ihr? Fernsehgucken kann ich alleine, reden erledige ich auch lieber selbst und selbst Essen ge*hen, hat meine Mami mir auch schon bei*gebracht. Mich übergeben habe ich auch schon gelernt (kommt schließlich nur auf die passende Biersorte an) und Psycho muß ich nicht hören, kann ich auf Video kriegen. Es heißt ja immer: Eine Freundin ist wie ein gutes Essen, die Augen essen mit. Aber wenn die holde Maid nun mal auf dem Kotztripp ist, erledigt sich das mit den Augen essen irgendwann von selbst. Nachdem ich mir ihren Sado-Maso-Trip, rein weg nach dem Motto: Ich will leiden! über Wochen reingezogen hatte, hatte ich die Schnauze so voll, daß ich hätte kotzen können. Da ich nicht gerne unter Blondinen leide, übergaben wir uns dann doch in unsere Einzelschicksale. Seit dieser Zeit habe ich keinen Appetit mehr auf blonde Frauen.