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Blitzschläge aus heiterem Himmel

Seniors
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12.02.2004
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Blitzschläge aus heiterem Himmel

Montag, 20.00 Uhr:

Es ist Abend. Ich sitze beim trauten Lampenschein am massiven Schreibtisch meines Arbeitszimmers und male Buchstaben und Zahlen auf ein Bündel bunter Formulare. Es ist zwar nicht ganz einfach, die Steuererklärung selbst zu machen, aber ich will kein Geld für sogenannte Experten ausgeben, die an meinen finanziellen Angelegenheiten nicht soviel Anteil nehmen wie ich selbst es tue. Mein Arbeitszimmer liegt im ersten Stock dieses Anwesens. Draußen im Scheinwerferlicht steht ein dunkelblauer Jaguar, mein Auto, das in den Formularen nicht vorkommt, weil es streng genommen gar nicht mir gehört sondern der Firma. Ich würde gerne den Kleinwagen meiner Frau als Firmenwagen deklarieren, der zuständige Beamte meines Finanzamtes hat mir aber davon abgeraten. Ich weiß auch, dass ich die Ausgaben für den Fitnessraum, die Sauna, das Hallenbad und den Hobbyraum nicht als Betriebskosten für Büroräume angeben sollte. Man ist schließlich kein Anfänger... Kein Problem dürfte es dagegen sein, den Tauchurlaub in Ägypten mit Frau und Kindern als Dienstreise geltend zu machen.

Ich schätze die Steuererklärung als Möglichkeit, wieder einmal über mein Leben Bilanz zu ziehen und in mich zu gehen: männlich, 41 Jahre, verheiratet, zwei Kinder.
Zum Glück arbeitet meine Frau. Sie ist Oberärztin in einem nahegelegenen Krankenhaus und bezieht ein recht anständiges Gehalt, auch wenn man bedenkt, dass sie pro Woche sechzig Stunden und mehr arbeitet. Meine Frau jammert mir die längste Zeit schon die Ohren voll, ich solle eine Haushälterin einstellen. Sie sei nicht in der Lage, neben der Arbeit in der Klinik auch noch den Haushalt zu versorgen. Sagt sie.
Natürlich bin ich dagegen! Die Gehaltsforderungen des Hauspersonals werden immer unverschämter, in Zeiten wie diesen. Sinnend schaue ich aus dem Fenster auf die gestutzten Hecken in unserem Garten, die ich im Licht der Außenscheinwerfer gerade noch erkennen kann.

Meine Frau wirkt oft so abgespannt und mürrisch. Kein Wunder, dass ich sie sexuell nicht mehr begehrenswert finde, und mir meine Zuwendung bei Prostituierten holen muss. Ich selbst sitze im Vorstand eines nicht ganz unbedeutenden Unternehmens und bin ansonsten beruflich und privat vollauf zufrieden.

Die Tür öffnet sich, und meine achtjährige Tochter stürmt herein. Sie trägt eine viel zu weite Jacke, das gute Kind, und die Hosen sind von ihrem großen Bruder, viel zu weit und viel zu lang. Die Kinder wachsen ja so schnell, dass es sich gar nicht lohnt, ihnen ständig neue Sachen zu kaufen.
Sie fragt: „Pappi, hilfst du mir bei den Hausaufgaben?“
Wenn sie mich so ansieht, ist sie ganz allerliebst, mein kleiner Schatz. Ich sage freundlich: „Der Pappi hat jetzt keine Zeit. Frag doch die Mammi oder Deinen großen Bruder.“
Verlegen sieht sie mich an, und sagt: „Du, Pappi... kann ich dich etwas fragen?“
„Kind, du siehst doch, dass ich beschäftigt bin, was fragst du also?“
Im nächsten Moment bereue ich meine Worte schon, weil sie in Tränen ausbricht. Beim hinausgehen säuselt sie noch: „Du, Pappi...ich hab dich lieb!“
„Ich hab dich auch lieb, mein Kind. Bitte sei so freundlich und mach die Tür zu, wenn du rausgehst.“

Endlich wieder ungestört! Letzte Woche hat eine Lehrerin angerufen, und behauptet, das Kind sei emotional vernachlässigt. Bei meinem Sohn haben sie das gleiche gesagt, und er studiert heute Informatik, der schlaue Kerl. Wozu also das Geschrei? Er ist gerade mal 19 Jahre alt, und steht schon auf eigenen Füßen. Wir haben ihn zur Selbständigkeit erzogen. Heute beklagt er sich noch, weil ich von ihm Miete verlange und ihm Essen, Heizung, Strom und Telefon in Rechnung stelle. Irgendwann wird er mir dankbar sein. Mein Sohn redet kaum ein Wort mit mir. Das muss wohl so sein: Als Vater bin ich der Knochen, an dem er seine Zähne schärft.

Dienstag, 10.00 Uhr:

Wir sitzen im Büro und bereiten uns auf die Vorstandssitzung vor. Ich bin etwas irritiert, denn auf dem Weg in die Firma hat mich ein Bettler angesprochen. Ich kenne ihn von früher. Er hat vor einem Jahr noch in unserer Abteilung für Forschung und Entwicklung gearbeitet. Die zerlumpte Gestalt hatte kaum mehr Ähnlichkeit mit dem Mann, der für uns tätig war. Er soll im letzten Jahr viel Pech gehabt haben. Wir mussten ihn entlassen, zusammen mit den anderen aus seiner Abteilung. Unter uns gesagt: Ich habe nie verstanden, wozu diese Klugscheißer eigentlich gut waren. Im Rahmen meines Sanierungsplans ist es mir gelungen, die ganze Abteilung zu schließen, was den Aktienkurs unseres Unternehmens um mehrere Prozentpunkte in die Höhe trieb. Eine Woche lang hat sich die Wirtschaftspresse um mich gerissen: Der Mann, der den Mut hat, neue Wege zu gehen! Ein radikaler Paradigmenwechsel!
Seither machen wir alles wie wir es immer gemacht haben, und sind damit relativ erfolgreich.
Der Mann, der mich vorhin auf der Straße angesprochen hat, erlebte auch eine private Krise: Seine Frau hat ihn betrogen. Das hat er nicht verkraftet. Ich kenne sie. Hatte eine zeitlang eine Affäre mit ihr.

Genug von den alten Geschichten! Auf der Vorstandssitzung heute will ich den Abbau eines Drittels der Beschäftigten in der Produktion durchsetzen. Was sich da alles einsparen lässt, ist noch gar nicht abzusehen...
Die Angestellten meines Stabes wuseln durcheinander wie die Arbeiterinnen in einem Bienenstock. Sie bearbeiten Unmengen von Akten, flitzen zwischen Gummibäumen hin und her, tätigen Anrufe und erstellen Präsentationen, um meinen Standpunkt so gut wie möglich zu vertreten. Seit wir die neuen Büros bezogen und eine Reihe von Planstellen geschaffen haben, können wir endlich so professionell arbeiten wie ich es mir immer gewünscht habe. Jetzt kann ich gemütlich mein Kreuzworträtsel lösen, während mein Stab alles vorbereitet.
Die Hauptlast trägt meine Chefsekretärin. Eben kommt sie zur Tür herein, und bringt mir eine Tasse Kaffee, schwarz mit wenig Zucker.
„Parasitäre Lebensform mit vier Buchstaben. Haben Sie eine Ahnung, was das sein könnte?“ frage ich launig.
Sie giftet mich an, und erwidert: „Wie wäre es mit MANN?“
Sie hat die Nacht durchgearbeitet, das gute Stück. Soll sie ruhig lästern! Hündinnen die bellen, beißen nicht. Ich sage: „MANN geht nicht. Der vierte Buchstabe ist ein S.“

Dienstag, 14.00 Uhr:

„Wie nennt man es, wenn ein Schwarzer sich am Nachmittag niederlegt?“
Die versammelten Vorstände, mittleren Manager, Direktoren und Experten am großen Konferenztisch wissen es nicht. Sie sehen mich nur stumm an.
„Ein Niggerchen!“ pruste ich los, „Verstehen Sie? Ein Niggerchen! Er macht ein Niggerchen!“
Die Stimmung im Konferenzraum wandelt sich, und aus allen Gesichtern schlägt mir Kälte entgegen. Vorstandssitzungen sind auch nicht mehr, was sie mal waren...
Mir gegenüber sitzt Dr. Peter Owambo, der Direktor unserer Niederlassung in Kenia. Die Lippen zusammengepresst, mit einem Gesicht so schwarz wie Ebenholz schaut er zu mir herüber. Er soll sich aus eigener Kraft vom Bauernjungen zum Manager hochgearbeitet haben, und an der London School of Economics Viertbester seines Jahrgangs gewesen sein. Sinn für Humor hat er nicht.

Dienstag, 20.00 Uhr:

Wieder zu Hause. Ich habe mich ins Arbeitszimmer zurückgezogen, um nicht ständig das anklagende Gesicht meiner Frau vor mir zu haben. Mein Sohn ist unten in der Küche. Er wollte eine Aussprache. Wofür hält er sich? Er soll sich einen Termin bei meiner Sekretärin geben lassen, wie alle anderen auch.
Es klopft, und mein Vater steht in der Tür. Er ist ein drahtiger Mann von 80 Jahren, der gern in unserem Haus und im Garten mithilft, um eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Das hält ihn jung! Wieder einmal redet er auf mich ein. Er will zu uns ziehen.
„Dann könnte ich das Haus und das Grundstück besser in Ordnung halten, soweit es mein Gesundheitszustand eben noch zulässt,“ sagt er.
„Ich bin alt, und ich will meine letzten Jahre im Kreise meiner Familie verbringen,“
sagt er.
Ewig das gleiche Gejammer! Mein Vater und ich wohnen seit zwanzig Jahren getrennt. Ich sage: „Vater, wir haben so ein gutes Verhältnis aufgebaut. Willst du das nun gefährden, indem du zu uns ziehst?“
Ich will keinen rührigen alten Mann in meinem Haus. Er sollte in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen. Er ist alt genug.

Mittwoch, 19.00 Uhr:

Schreckliche Dinge sind geschehen!
Gewisse Kräfte in der Firma haben sich zusammengerottet und beschlossen, mich aus dem Vorstand zu werfen. Die Intriganten werfen mir vor, Nepotismus zu betreiben (Nichts Böses ahnend, habe ich das Wort notiert, falls ich es einmal für ein Kreuzworträtsel brauche: NEPOTISMUS. Zehn Buchstaben).
Mein Sohn und zwei Neffen von mir haben nämlich eine Internetfirma gegründet, die ihren Sitz in den ehemaligen Räumen unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung hat. Sie werfen mir auch vor, ich hätte Informationen an die Konkurrenz verkauft. Dieses scheinheilige Gesindel!

In solchen Momenten ist es gut, wenn man sich in ein warmes Nest kuscheln kann. Doch seltsamerweise sind meine Frau und die Kinder heute so ernst. Jetzt schickt sie sie hinaus, sieht mich fest an, und eröffnet mir, dass sie sich scheiden lassen will.
„Wie bitte? Komisch, ich glaube, ich habe etwas mit den Ohren. Mir ist doch tatsächlich vorgekommen, du hättest gesagt, dass du dich von mir scheiden lassen möchtest. Das Muss der Stress in der Firma sein. Der macht mich noch ganz verrückt.“
(nervöses Lachen)
Sie sagt: „Es stimmt. Fritz, ... du weißt, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben. Schau, du... wir...“ (Sie seufzt)
Vorsichtiges Gestammel und böse Vorwürfe. Ich will es nicht hören! Und überhaupt: Wir haben eine achtjährige Tochter und ein gemeinsames Haus. Die Lebensversicherung, das Studium und die Firma unseres Sohnes, das Leben, das wir uns aufgebaut haben.
Sie schüttelt nur den Kopf und gesteht mir, dass unsere Tochter nicht von mir ist. Ich sinke zusammen wie unter einem Faustschlag.
„Besser, du erfährst es jetzt,“ sagt sie. Dann lässt sie mich allein, und mir ist, als nähme ich ein Zucken ihrer Schultern wahr. Sie weint. Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?

Ich schleiche über die Treppe nach oben. Die Geschichte von Hiob, dem frommen Dulder, kommt mir in den Sinn. Es gibt solche Momente im Leben eines Mannes, wo sich alles gegen ihn verschwört. Bei diesen Gelegenheiten muss man sich tapfer seinem Schicksal stellen. Jetzt ist es gut, wahre Freunde zu haben, die einen verstehen und zu einem halten, egal was kommt. Leider habe ich keine solchen Freunde. Alle haben sich im Laufe der Jahre von mir abgewandt, diese Undankbaren!
Ich blättere im Telefonverzeichnis, da fällt mir mein alter Vater ein. Er wird mich verstehen, er, der mich schon mein ganzes Leben lang kennt. Ich bekomme ihn an den Apparat, höre seine vertraute Stimme, und glaube, ich kann meinen Ohren nicht trauen. Er brummt: „Ich habe keinen Sohn mehr!“ und legt den Hörer auf.
Wofür hält sich der alte Trottel? Für König Lear?

Was ist bloß mit dieser Gesellschaft los, dass es im Geschäftsleben keine Loyalität mehr gibt, dass Familien zerfallen, Väter sich von ihren Söhnen abwenden und rechtschaffene Männer ihre Lebensplanung überdenken müssen, weil es von allen Seiten Hiebe regnet, die einen treffen wie Blitzschläge aus heiterem Himmel???
Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist bedauerlich, und es macht mich traurig.

 

Hallo Fritz,

brilliant, brilliant!
Max Frisch lässt grüßen.

Ich find zwar den Spannungsbogen zu schnell ausgeführt (naja, ist ja auch eine Kurzgeschichte), die Zeichnung des Charakters und die Sprache dafür umso besser.

Hat großen Spaß gemacht, das zu lesen!

Laura

 

Hallo Laura,

danke für die nette Kritik. Noch dazu in Deinem ersten Beitrag hier. Ich fühle mich geehrt! An welche Geschichte von Max Frisch hat Dich der Text erinnert?
Es gibt übrigens wenige Dinge, die mich so amüsieren wie die moralische Entrüstung böser Menschen. ;)

lg Fritz

 

Hallo Fritz,

auch ich fand die Satire sehr gut, allerdings verlor sie am Ende ein wenig an Biss.

Grade zum Ende hin hätte ich mir noch eine kleine, schwarzhumorige Wendung gewünscht, die dem schon geschlagenen Objekt des allgemeinen Hasses den Rest gibt.

Nur für die (scheinbare) Erkenntnis, dass wahre Genies unverstanden sind und alles sich gegen einen verschwört, war mir das Ganze eigentlich zu wenig.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Auch so, wie sie dasteht ist die Geschichte Satire (und gut) genug, alleine bestehen zu können.

Kompliment!

Henry Bienek :cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

DerGuteFritz schrieb:
danke für die nette Kritik. Noch dazu in Deinem ersten Beitrag hier. Ich fühle mich geehrt!
Ich fühle mich geehrt, dass du dich geehrt fühlst! ;)

An welche Geschichte von Max Frisch hat Dich der Text erinnert?
Konkret an "homo faber", aber auch an "Stiller" und an Max Frisch generell. Hast du die beiden Bücher gelesen? Ich glaube, sie würden dir gefallen!

Es gibt übrigens wenige Dinge, die mich so amüsieren wie die moralische Entrüstung böser Menschen. ;)
:D :D :D
Oder Menschen, die sich offenkundigste und eigentlich nicht mehr zu ignorierende Missstände schönreden... (homo faber)
Und "dumm gelaufen"-Situationen, besonders wenn sich jemand vorher besonders schlau vorkam :p

LG Laura

 

Liebe Laura!

"homo faber" kenne ich, "Stiller" nicht. Oh, wenn die Menschen nur etwas netter wären! Vielleicht ein bisschen so wie wir... (Kennst Du die Aeronauten?)

Lieber Henry Bienek!

Ein noch dickeres Ende würde ich übertrieben finden, und auch unrealistisch. Ich habe kurz daran gedacht, die Polizei an die Tür unseres Helden klopfen zu lassen. In Wirklichkeit läuft das nicht so. Es könnte interessant sein, wenn der Beginn und das Ende einer Geschichte von verschiedenen Leuten geschrieben würden, oder wenn nach einem Anfang verschiedene Leute verschiedene Fortsetzungen schreiben würden.
Vielleicht etwas für die Rubrik "Experimente".

 

Lieber guter Fritz,

bis auf das Ende hat mir deine Satire gut gefallen, weil du stimmig die Welt deines Protagonisten darstellst. Bis kurz vor Ende deiner Geschichte hegt dein Protagonist keinen Zweifel an seiner völlig unantastbar perfekten Art zu Handeln und zu Leben.

Dadurch wirkt dein Text satirisch, weil du genau, (so wie ich es immer predige :D) dadurch diese Doppeldeutigkeit entstehen lässt: man liest den Text und bekommt einen Protagonisten geschildert, und könnte nun zur nächsten Geschichte übergehen, nachdem man deine gelesen hat, wenn da nicht noch das Gefühl beim Lesen entstehen würde, dass du es ganz anders gemeint hast. Also der Sinn hinter der Geschichte, der sie zu einer Satire macht.
Das gelingt dir dadurch, dass du deinen Protagonisten nicht von seinem "edlen" Pfad abweichen lässt und du vernichtest das Satirische am Ende, weil du ihn plötzlich entwurzelst.
Mir würde ausreichen, wenn du es schlicht dabei belässt, diesen Protagonisten als aus seiner Sicht vollkommen erfolgreichen Menschen darzustellen. statte ihn nicht mit Zweifeln aus, lass ihn, welchen Schluss bzw. Fortgang du der Geschichte auch geben möchtest, nicht von seiner eigenen Überzeugung abrücken.

Was mir noch auffällt ist, dass du deine Geschichte noch perfekter hättest aufbauen können. Du hast dein Hauptaugenmerk darauf verwendet, diesen Protagonisten in all seinen widerwärtigen Facetten aufzuzeigen und, damit es eine Geschichte wird, ein wenig Handlung drumherumgelegt. Besser wäre gewesen, das Hauptaugenmerk auf die Handlung zu legen und dahingebettet all die Widerwärtigkeiten deines Protagonisten einzubauen, was automatisch zu einer wesentlich längeren Geschichte mutiert wäre, weil du eben wesentlich mehr Handlungsstänge benötigt hättest, um all das, was du jetzt mehr als Aufzählung seines Lebens bringst, spannend einzubinden.

So nun habe ich aber genug Kritik an deiner Geschichte geübt und möchte den Bogen damit beenden, dir zu versichern, dass ich wie schon anfangs erwähnt, deine Satire ansonsten recht gut gefunden habe.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Elvira, meine kleine Schneeflocke!

Du schreibst: "Mir würde ausreichen, wenn du es schlicht dabei belässt, diesen Protagonisten als aus seiner Sicht vollkommen erfolgreichen Menschen darzustellen."
Geschmäcker sind verschieden... Ohne dickes Ende wäre es nicht die Geschichte, die ich schreiben wollte. Der Witz besteht ja zum großen Teil in der moralischen Entrüstung eines bösen Menschen.
Warum bist Du Dir so sicher, "wie Satiren sein müssen"? Ist das gesetzlich geregelt? Kann ich juristisch belangt werden, wenn ich eine Geschichte Satire nenne, obwohl sie eigentlich keine Satire ist, weil sie gewissen willkürlichen Kriterien nicht entspricht? Wenn ja, werde ich vielleicht bald eine gute Anwältin brauchen. Zum Glück kenne ich ja Dich. ;)

Lieben Gruß zurück,

Fritz

 

Verehrter Uneinsichtiger,

muss ein Moderator für den Bereich Satire nicht auch zugleich ein kleines bisschen Satiriker sein?
Wäre es dir denn hilfreich, wenn ich in völliger Umnachtung daherschwanke und alles im Konjunktive schriebe, mich in allen Wenns und Abers der Definitionen verlöre? Ich nie dazu Stellung nähme, ob ich mich an einer Geschichte erfreue oder nicht? Ich niemandem die Möglichkeit gäbe, sich an meinen Aussagen zu reiben, ihnen zu widersprechen, Widerstand zu leisten?
Möchtest du eine Moderatorin, die im Nebel steht und vor lauter Furcht, die falsche Richtung zu wählen, sich gar nicht bewegt?
Durchgängig überheblich und ignorant ob meiner Unwissenheit beantworte ich dir gerne meine Fragen :D: ich lauf dann lieber, so wie bei dir, argumentativ gegen eine Wand,stoß mir die Nase und wechsele dann die Richtung. :aua:
Immerhin kannst du dich nicht beklagen, dass es hier langweilig wäre. ;)

Ach und noch ein kleiner Tipp, für den Fall, dass du vorhast, weiterhin gutfritzesche Satiren zu schreiben: schließ ne Rechtsschutzversicherung ab! :D

herzlichsten Gruß
elvira

 

Verehrte Uneinsichtige,

genau die Moderatorin, die Du so treffend beschreibst, möchte ich. :D

Eigentlich toll, dass die Kommentare zu dieser Geschichte selbst eine gute Satire abgeben. Es macht Spaß, mit Dir zu streiten, Elvira, wenn Du auch von Berufs wegen denkbar schlechte Voraussetzungen mitbringst, die Bedeutung des Wortes "Dialog" zu verstehen, und es ist schön, Dich "hier" zu haben. Das einzige Kriterium für Satire besteht meiner Meinung nach darin, dass ein Mißstand auf unterhaltsame Weise durch den Kakao gezogen wird. Jeder Text, der diesen Eindruck beim Leser hervorruft, kann folglich als Satire durchgehen.

Peace,

Fritz

 

Nun, denn, auch ein Doktorand darf mal am Sonntag frei haben und dementsprechend aufhören zu denken. ;)
Diesen Zustand unterstell ich dir während du deine Erwiderung abfasstest, denn wenn du dir tatsächlich so eine Moderatorin wünschst, so eine die im Nebel der Unkenntnis sich nicht vor und zurück bewegen mag vor lauter Furcht, etwas Falsches zu schreiben, dann , mein Verehrtester, wirst du auch nie nich nimmer in den hohen Genuss kommen, von mir persönlich ein Lob wegen einer gutgeschriebenen Satire zu erhalten. Wie denn, wenn ich wunschgemäß das eine nicht vom anderen unterscheiden werde können?. :D

Deine Kurzdefinition der Satire hat etwas sehr Bestechendes, weshalb ich mir erlaube, sie eventuell in die Forendefinition einzubeziehen (selbstverständlich unter Nennung des Urhebers).

Und dann möchte ich selbstredend deine Definition sogleich praktisch an deiner Geschichte anwenden. Wenn Satire das durch den Kakao ziehen eines Missstandes ist, so wirst du am Ende unsatirisch, denn am Ende gerät zwar dein Protagonist in einen Missstand, aber keinen, wie du ihn unter Satire meinst, er erlebt die Quittung all seines Verhaltens, also fehlt da schon mal der Missstand und dementsprechend verdampft dein Kakao in der Tasse, weil nichts zum Durchziehen da ist.Ich finde deine Definition immer noch gut. :D

Liebsten sonntäglichen Gruß entbietend
elvira

 

Hallo jbk,

eine sprachlich und inhaltlich grandiose Geschichte, ich habe die ganze Zeit mit grinsend hochgezogenen Mundwinkeln vorm Monitor gehockt. In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn nicht einmal mehr Ehefrau, Kind, Vater und Kollegen ihrem Ernährer und Meister huldigen? ;-)

Viele Grüsse vom gox

 

Glückwunsch zu dieser Story!
Selten habe ich so schmunzelnd gelesen!
Mieze

 

Hallo Guter Fritz,

es wurde auch langsam Zeit: Eine Hymne an die Selbstherrlichkeit, diesen von Neidern ständig angefeindeten Wesenzug, hat die Welt gebraucht, um die verwundeten Seelen sensibler Machtmenschen zu heilen.

Hat mir gut gefallen, vor allem die pragmatische Pädagogik:

„Ich hab dich auch lieb, mein Kind. Bitte sei so freundlich und mach die Tür zu, wenn du rausgehst.“

Tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Wofür hält sich der alte Trottel? Für König Lear?

Hi Fritz,


ja, die ist gelungen; ich habe mich ausgesprochen amüsiert!

Was man kritisieren könnte, ist dies: Es gibt deinen Protagonisten vielhundertfach in realiter.
Der Kern deiner Aussage scheint mir aber tatsächlich die beim Prot abhanden gekommene Wirklichkeitswahrnehmung - im Speziellen die Wahrnehmung der Zusammenhänge.
So sind 'wir'. Wir schmelzen die Polkappen ab und jammern über Flutkatastrophen.

Ich finde es auch gut, dass seine Welt bröckelt. Anfangs dachte ich ähnlich wie Lakita, besser er bliebe ein erfolgreiches Arschloch - denn so ist es in Wirklichkeit - zumindest durch Scheinweltaufrechterhaltung ohne Gefühle.
Aber jetzt glaube ich hier die [satirische] Steigerung zu sehen: Selbst nach der Quittung durch Ehefrau, Sohn, Vater und Konzern - setzt keine Reflexion ein. Er beginnt selbst danach nicht mit Nachdenken. (Wozu sollte GOTT nachdenken, wenn er allwissend ist?)
Somit ist das Strickmuster deines Textes eine Persiflage auf amerikanische Entwicklungskomödien, wo die "Schweinemenschen" durch die Konfrontation mit den Ergebnissen ihrer Handlungen oder dem Kennenlernen einer "emotionalen Welt" oder ... Ähnlichem - eine Änderung hin zum Menschlichen durchmachen.
Dein Prot hat diese Möglichkeit nicht.

Ich glaube, die Tatsache, dass die meisten Ärsche Hunderte von Kriechern haben, lässt ihr Selbst so göttlich werden, dass sie sich für unfehlbar halten. Insofern müssen die anderen schuld sein, egal, was passiert.

MfG,
Flic

 

Danke für Eure freundlichen Kommentare zu einer Geschichte, die ich vor einer Ewigkeit geschrieben habe ;) Das einzige was mich davon abhält, wie der Protagonist dieser Geschichte zu sein, ist die REALITÄT *schauder*.

FlicFlac:
Hast Du je erlebt, dass ein allseits geachteter und "wichtiger" Mensch zugibt, im Unrecht zu sein?

Beste Grüße,

Fritz

 

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