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Blitzgescheit

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08.01.2018
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Blitzgescheit

Alles hier war viel zu hell, es hätte dunkel sein müssen als ich die Augen wieder öffnete. Die Hand, die sie mir hinhielt hatte wohl eher symbolischen Charakter. Die Dame schien gerade kräftig genug, sich selbst auf den Beinen zu halten. Ich griff dennoch danach und stand langsam auf. Meine Hose klebte an den Beinen, Mein Mantel war ruiniert und mein Hemd noch feucht. Ich erinnerte mich an den Regen der letzten Nacht, an das Gewitter, an den grellen Blitz und den kurzen Schmerz. Danach erinnerte ich mich an nichts mehr.

„Du bist in Genf, du bist gestern angereist, du wohnst im Hotel, Klimakonferenz, Vortrag um vierzehn Uhr.“ Ich sortierte meine Welt und scheiterte an der Einsortierung des Blitzes, der darin eingeschlagen hatte. Irgendwas hatte der ausgelöst, etwas, das ich nicht fassen konnte, weil es größer war als meine Welt von gestern.

Die Dame fragte auf Französisch, ob es mir gut gehe. Ich bestätigte ihr das in ihrer Sprache und durch Kopfnicken. Ich hatte noch nie wirklich Französisch gesprochen, unter der letzten Französischarbeit meines Schullebens hatte „traumhaft“ als Kommentar gestanden und die Lehrerin hatte mir nahegelegt, meine Unlust in einem anderen Kurs auszuleben. Jetzt sprach ich es fließend. Ich dankte ihr und hätte sie beinahe namentlich verabschiedet aber das hätte sie wohl eher verunsichert als erfreut. Gestern Abend hatte ich die Orientierung verloren, heute wusste ich genau, wo ich war, wo ich lang musste, kannte jedes Haus und jede Geschichte, die sich hinter seinen Mauern abgespielt hatte. Jeden der Umstehenden hätte ich mit Namen begrüßen können, weil ich sie alle kannte, obwohl ich sie gerade zum ersten Mal sah.

Es war nach elf und zu spät für ein Hotelfrühstück als ich wiederhergestellt in der Bäckerei stand und meine abgezählten Münzen auf der Theke platzierte. Den fragenden Blick der Verkäuferin beantwortete ich mit einer Entschuldigung und meiner Bestellung. Als ihre Kasse den überreichten Betrag errechnete, hätte ihr Blick nicht misstrauischer ausfallen können. „Glückstreffer“, log ich und setzte ein Lächeln auf, erhielt aber keins zurück.

Ich wollte Katja anrufen und ihr erzählen, was mir passiert war. Es erschien mir allerdings unmöglich, ihr am Telefon begreiflich zu machen, dass ich heute auf der Straße aufgewacht und über Nacht mit einem allumfassenden Wissen ausgestattet worden war. Und ich hätte es ihr in jeder Sprache erzählen können. Sie würde mich für betrunken halten oder für verrückt erklären. Ich beließ es bei meiner täglichen SMS und würde sie am Abend anrufen.

Mein Vortrag erschien mir stümperhaft und ohne jede Sorgfalt erstellt als ich ihn noch einmal durchging. Ich warf das Manuskript in den Papierkorb und entschied mich für einen freien Vortrag. Dass der Gletscher auf der Zugspitze innerhalb von gut hundert Jahren auf ein Sechstel seiner Größe geschrumpft war, mochte spektakulär klingen, war aber keine Ausnahme. Heute wusste ich, was wir bis gestern nur anhand von Bodenproben, Ausgrabungen und Berechnungen hatten belegen können.

Ich zählte die Gletscher mit den dramatischsten Entwicklungen auf und fügte hinzu, wann welche Arten aussterben würden, wenn diese Entwicklungen anhielten. Gelegentliches Kopfnicken und tippende Finger derer, die scheinbar nachrechneten, was ich gerade behauptet hatte, waren die einzigen Reaktionen auf meine Ausführungen. Ein paar ausgetauschte Blicke ließen mich vermuten, dass ich es mit den auswendig vorgetragenen Zahlenkolonnen übertrieb. Ich musste nichts ausrechnen, weil ich alles wusste, es war einfach da. Alles sprudelte aus mir heraus. Noch während es sprudelte überfiel mich die Erkenntnis, die mir der Blitz vorenthalten hatte, dass all das Wissen nichts nützte, weil es mir nur gewiss machte, was die meisten ohnehin ahnten – und ignorierten.

Etwas zu wissen, ist kein Beweis. Ein Amerikanischer Kollege erinnerte mich daran, indem er nach meinem Vortrag einwarf, die globale Erwärmung könne auch durch die Sonne verursacht werden. Er berief sich auf seine letzte Studie, die Temperaturen an den Polen mit denen am Äquator verglich.

„Ist das die Studie, für die Ihnen die Southern Corporation etwas mehr als sechzigtausend Dollar gezahlt hat? Haben Sie einfach vergessen, dieses Detail zu erwähnen oder ist das jetzt nicht mehr üblich?“ Mein Versuch, freundlich zu bleiben, scheiterte schon im Ansatz. Der Kerl hatte über Jahre Millionen unter anderem von Energiekonzernen kassiert. Unter seinen Förderern waren so unverdächtige Namen wie Exxon Mobil und auch die heimische RWE AG zitierte ihn gerne.

Die verhaltenen Lacher, die ich erntete, kamen von denen, die nicht befürchten mussten, selbst entlarvt zu werden.
„Ich habe nichts dagegen, dass sie so fleißig Drittmittel sammeln aber das Spiel das Sie spielen, ist so alt wie hinterhältig. Sie sähen Zweifel, wo es einem Normalsterblichen gar nicht möglich ist, Beweise zu erbringen. Und wenn es Beweise gibt, zweifeln Sie auch die an. Der einzige Beweis, den Sie und Ihre Geldgeber für die Zerstörung der Welt zulassen würden, ist die zerstörte Welt selbst.“

Ich schloss meinen Vortrag, entschuldigte mich für das unvollständige Manuskript und versprach, ein überarbeitetes zu verteilen. Ich diktierte es auf der Rückfahrt, die ich vorverlegt hatte, weil ich Katja wiedersehen wollte. Mein Sitznachbar sah mich mit offenem Mund an, nachdem ich die Daten von mehr als einem Dutzend Gletschern diktiert hatte. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Dieses Wissen hatte auch seine amüsanten Seiten.

Mein Manuskript enthielt mehr Fakten als ich in einem ganzen Leben hätte zusammentragen können. Die Reaktionen waren ernüchternd. Meine Zahlen und Behauptungen wurden in Frage gestellt, weil sie zwar schlüssig aber nicht beweisbar waren. Als stünden wir noch immer vor einer weißen Wand aus Unwissen über die Natur und den Einfluss des Menschen auf sie. Konzerne bezahlten weiterhin Studien und Regierungen beriefen sich darauf. Zweifel wurden in die Welt gesetzt und reichten aus, damit die Mehrheit der Menschen glaubte, nichts an ihrem Verhalten ändern zu müssen.

Ich ging zu einem Juwelier und beschrieb ihm solange den Ring, den sich Katja so wünschte und von dem sie mir nie erzählt hatte, bis er eine – nach meinen Maßstäben – perfekte Zeichnung davon angefertigt hatte.
„Machen Sie zwei davon, das werden unsere Eheringe.“
Der Antrag war nicht weniger aufregend, nur weil ich die Antwort kannte.
Den Wunsch nach Kindern musste ich ihr nicht ausreden. Die Welt, in der sie leben müssten, wünscht man niemandem.

 

Lieber Tunix!
Es ist natürlich ein verlockender Gedanke, auf einmal "allwissend" zu sein. (Ein paar wenige Rechtschreibfehler im Text einmal ausgenommen). Wer wünschte sich das nicht!?
Die Schattenseite zeigst du trotzdem kurz - aber effektiv - auf (Antrag an die Freundin ist nicht aufregend). Was aber ist deine "Botschaft"? Ist Allwissenheit oder wenigstens großes Wissen erstrebenswert? Worauf kommt es an, wenn man "vom Blitz getroffen wird"?
viel Glück Joe Makes

 

Hi Joe,
danke für deinen Kommentar. Fand ich früher auch mal verlockend, bringt aber ja nix, weil du dann Königswissen hast, um das dich wohl kaum jemand beneidet und mit dem du nichts bewirkst, weil wir uns lieber belügen und beruhigen lassen als irgendwas zu ändern.
Allwissenheit wäre ein Fluch, kein Geschenk.

 

Hallo Tunix,

Und herzlich willkommen bei den Wortkriegern. :)

Alles hier war viel zu hell, es hätte dunkel sein müssen als ich die Augen wieder öffnete.
Der Einstieg in deine Geschichte fällt mir schwer. Warum so umständlich:
Ich öffnete die Augen und es war heller als es sein sollte.

Die Hand, die sie mir hinhielt hatte wohl eher symbolischen Charakter. Die Dame schien gerade kräftig genug, sich selbst auf den Beinen zu halten.
Auch das verwirrt. Ich würde erst „die Dame“ und dann „sie“ benutzen, sonst weiß man ja gar nicht von wem du redest.

Meine Hose klebte an den Beinen, Mein Mantel war ruiniert und mein Hemd noch feucht.
mein Mantel

Danach erinnerte ich mich an nichts mehr.
Der Satz ist irgendwie falsch. Es hört sich an als hätte er seine Fähigkeit sich zu erinnern verloren. Außerdem würde ich auf die Wortwiederholung verzichten.

Ich sortierte meine Welt und scheiterte an der Einsortierung des Blitzes,
Auch hier würde ich umformulieren um auf die Wiederholung „sortiere“ und „Einsortierung“ loszuwerden.

unter der letzten Französischarbeit meines Schullebens hatte „traumhaft“ als Kommentar gestanden und die Lehrerin hatte mir nahegelegt, meine Unlust in einem anderen Kurs auszuleben.
Hä, ist das „traumhaft“ von der Lehrerin ironisch gemeint?

Ich dankte ihr und hätte sie beinahe namentlich verabschiedet aber das hätte sie wohl eher verunsichert als erfreut.
Komma vor aber.
Und das lässt den Mann völlig kalt? Du schilderst hier eiskalt was passiert und dabei müsste der Mann doch durchdrehen, oder? Mir würde es so gehen...

Und so zieht es sich durch den Text. Du berichtest eigentlich nur was der Mann macht, aber mich packt es gar nicht, weil es so emotionslos beschrieben ist. Dabei ist die Idee doch cool, daraus kann man was machen.

Es sind noch ein paar Rechtschreibfehler drin. Wäre super, wenn du dir etwas Zeit nimmst und den Text noch mal überarbeitest.

Viele Spaß noch hier und viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tunix,
herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Ich schreib dir auch mal, weil ich die Idee deiner Geschichte sehr gut finde. Aber leider noch, dass sie ganz schön Überarbeitungsbedarf hat.

Es geht ein bisschen in die Richtung wie Nichtgeburtstagskind, aber wohl noch darüber hinaus.

Was mir wie gesagt gut gefällt ist das Thema, jemand wacht mit umfassendem Wissen auf, kann dann aber nichts damit anfangen, nicht helfen, nicht der Welt, nicht der Menschheit, weil keiner ihm so recht glauben will. Sein Wissen wird weiterhin in Frage gestellt.

Meine Einwände sind plottechnischer Natur. Der Konflikt, in den du deinen Protagonisten stellst, wird in mehrfacher Richtung angegangen, und das hätte dann sehr sehr spannend werden können.
Ich gehe es mal durch. Einmal beispielsweise gäbe es einen Konflikt in der Richtung, dass er mit diesem Wissen erwacht und sich damit dann zurechtfinden muss. Darüber gehst du aber einfach hinweg. Der wacht auf, bumms, weiß alles, zweifelt daran überhaupt nicht, hat keinerlei Problem damit. Ich finde, dass du hier nicht nur eine große Chance vertust, sondern auch dein Thema unglaubwürdig werden lässt. Wenn du solche fantastische Elemente einbringt, wie hier, dass jemand zum Beispiel alles Wissen der Welt hat, dann musst du ja hinkreigen, dass der Leser das überhaupt als fiktive Tatsache akzeptiert. Und das gelingt leichter, wenn man den Prot auf glaubwürdige Weise damit ringen lässt.

Dann als Fortsetzung hast du den Konflikt drin, dass er das gesamte Wissen hat, es aber nicht an den Mann bringen kann, es nicht nützen kann. Einmal in der Konferenz, dann gegenüber dem amerikanischen Kollegen. Und zum dritten, indem er alles aufnotiert, es aber niemand zur Kenntnis nehmen oder gar damit etwas Sinnvolles anfangen will. Aber keine einzige Facette des Konfliktes wird von dir in die Tiefe geführt. Weder zeigst du seine Hoffnungen noch sein Erstaunen über Dinge, die er vielleicht noch nicht wusste noch seine Anspannung, ob man ihm Glauben schenken wird, noch seine Enttäuschung über das Nichtgelingen. Er kauft halt für seine Freundin einen Ehering, den sie schon immer kannte, ohne ihn zu wissen.
Was ich kritisiere, ist, dass du über alles so hinweggehst, du zielst nie irgendwo wirklich mal in eine Szene in eine Konfliktsituation hinein und zeigst sie, sondern alles wirkt eher zusammengefasst. Das erzeugt aber keinerlei Spannung oder Interesse an deinem Erzähler oder seinem Leben, weil du ihn über alles hinwegrutschen lässt, der erfährt keine Widerstände, und die müsstest du zeigen, um wirklich mit Gehalt zu erzählen. Ganz egal, in oder aus welcher welcher Perspektive das dann geschieht, ob es eher thrillermäßig oder philosophisch sein soll oder gar humorvoll, das ist dann egal und hängt von deinen weitergehenden Entscheidungen ab. Aber nur zusammenfassend schreiben, einen vorhandenen Konflikt überhaupt nicht ausgestalten, das ist nicht gut.


Ich geh mal durch, was mir so einfällt.


Alles hier war viel zu hell, es hätte dunkel sein müssen KOMMA als ich die Augen wieder öffnete. Die Hand, die sie mir hinhielt KOMMA hatte wohl eher symbolischen Charakter.
Fehlende Kommas habe ich hier schnell mal eingefügt, damit die Biester dir nicht entkommen können.
Die Szene finde ich eigentlich gut, jemand wacht wieder auf nach einem Ohnmachtsanfall. Sieht eine Hand vor sich. Aber der Mensch hier, dem dieser Zusammenbruch passiert ist, hat damit überhaupt kein Problem. Er muss sich überhaupt nicht mit dieser Hand zurechtfinden. Bist du schon mal in Ohnmacht gefallen und dann wieder zu dir gekommen, da hat man einige merkwürdige vegetative Schwiergkeiten. Irgendwas würde ich auch diesen Mann wahrnehmen lassen. Ein bisschen reingehen in seine Empfindungen. Ihn gewahr werden lassen. Nicht so darüber hinweghuschen.
Oder eben zeigen, wenn du das willst, wie er in diesen wenigen Augenblicken, also innerhalb weniger Sekunden, schon merkt, dass er alles weiß. Das wäre aber eine ganz schön schwierige Aufgabe.
Er müsste sich nach einer körperlichen Reaktion schon gleich damit zurechtfinden, dass er bis auf den Blitz auf einmal alles alles weiß. Auch beim Aufwachen schon voll orientiert ist. Wie gesagt, mir fehlt momentan dazu völlig die Glaubwürdigkeit. Das müsste alles viel langsamer geschehen, stärker auf ihn, auf sein Aufwachen, seine Wahrnehmungen bezogen und auf seine besondere Situation.

Die Dame schien gerade kräftig genug, sich selbst auf den Beinen zu halten. Ich griff dennoch danach und stand langsam auf.
Warum greift er dennoch danach? Ist ihm schwindlig? Oder weiß er schon, dass sie merkwürdig reagieren würde, wenn er nicht danach greifen würde? Bis hierhin weiß der Leser immer noch nicht, dass der Mann auf einmal alles weiß. Es ist immer noch eine normale Ohnmachtsszene, die nur zu knapp beschreiben scheint. Und da kommt es einem komisch vor, dass einer nach einem Zusammenbruch aufwacht und solche Gedanken hat.

Meine Hose klebte an den Beinen, Mein Mantel war ruiniert und mein Hemd noch feucht. Ich erinnerte mich an den Regen der letzten Nacht, an das Gewitter, an den grellen Blitz und den kurzen Schmerz. Danach erinnerte ich mich an nichts mehr.
Ist die Wortwiederholung gewollt? Mir erscheint sie hier nicht so günstig. Nach der Aufzählung, dem etwas längeren Satz käme ein sehr kurzer Satz ganz gut, der den Leser auf das Nichts lenkt. Ist vielleicht aber auch einfach Geschmackssache.
ich lese nun mal gerne Texte, in denen auch rhythmisch was passiert.
Nur mal zur Anschaulichkeit: Etwa so: "Danach nichts". Oder so ähnlich - ist halt immer die Schwierigkeit mit Vorschlägen. Die macht man schnell und ob das dann immer so richtig ist, das ist die Frage. Du nimmst eh nur, was du logisch und nachvollziehbar findet. Ist eigentlich eh klar bei ums hier, aber du bist neu, da sag ich das mal dazu.

„Du bist in Genf, du bist gestern angereist, du wohnst im Hotel, Klimakonferenz, Vortrag um vierzehn Uhr.“ Ich sortierte meine Welt und scheiterte an der Einsortierung des Blitzes, der darin eingeschlagen hatte.
Und da geht er so ruhig drüber weg? Keine Angst, keine Sorge um sich selbst? Das ist wieder der Unglaubwürdigkeitspunkt.

Irgendwas hatte der ausgelöst, etwas, das ich nicht fassen konnte, weil es größer war als meine Welt von gestern.
den (bezog sich ja auf den Blitz.
Und dann der Nachsatz. Ich weiß schon, worauf du rauswillst, aber mit dieser Allgemeinäußerung reißt du es nicht. Damit machst du es dir arg einfach. Wie kommt er denn zu dieser Erkenntnis, er kann etwas nicht fassen, weiß aber gleichzeitig, es ist größer als seine bisherige Welt. Woher weiß er das?

Die Dame fragte auf Französisch, ob es mir gut gehe. Ich bestätigte ihr das in ihrer Sprache und durch Kopfnicken. Ich hatte noch nie wirklich Französisch gesprochen, unter der letzten Französischarbeit meines Schullebens hatte „traumhaft“ als Kommentar gestanden und die Lehrerin hatte mir nahegelegt, meine Unlust in einem anderen Kurs auszuleben. Jetzt sprach ich es fließend.
Auch hier jetzt. Du lässt den einfach Französisch reden. Und er hat Null Problem damit. Der muss doch Bauklötze staunen, wenn er auf einmal merkt, was für Worte da über seine Lippen rollen.

Also hier mache ich mal Schluss, ich denke und hoffe, ich habe es genügend erklären können, was mir an deinem Text fehlt.
Später, wenn er mit dem amerikanischen Kollegen redet und merkt, dass der eine korrupte Socke ist, auch da fehlt die Ausführung des Konfliktes. Mir ist noch nicht mal ganz klar geworden, worin denn sein (also des Protagonisten) Theorie bestünde. Oder ja, ich kanns mir natürlich denken, aber es ist nicht unmissverständlich formuliert. Aber was mir schlimmer wiegt, da fehlt mir zum Beispiel die Entrüstung darüber, dass er plötzlich merkt, der Kollege hat mit falschen Karten gespielt. Die ganze Zeit.
Oder später, wenn er seinen Bericht zusammenträgt, die Hoffnung darauf, dass er sein Wissen zum Wohle aller einsetzen kann. In deinem Text weiß er eigentlich schon, dass ihm das alles nichts nützen wird.

Noch während es sprudelte überfiel mich die Erkenntnis, die mir der Blitz vorenthalten hatte, dass all das Wissen nichts nützte, weil es mir nur gewiss machte, was die meisten ohnehin ahnten – und ignorierten.
Selbst wenn ich ihn das wissen lasse, warum probiert er es trotzdem? Was bewegt ihn dazu? Steht er da nicht doch in irgendeinem Zwiespalt? Also selbst dann fehlt doch das Leid oder die Auseinandersetzung darüber, mit diesem Paradox umzugehen.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Tunix

... von welchem "Wissen" sprichst Du? Von dem von Menschen in seiner gesamten Geschichte angehäuften Wissen oder von der Bewusstheit , also vom angeblich vergleichbaren Zustand der Nahtoderfahrung, in dem alles miteinander in Verbindung steht oder stehen soll.
Liegt in dem Wissen, von Du sprichst, nicht auch das Wissen, dass alles nur eine Annäherung an alle wissenschaftlichen Erkenntnisse ist? Das Paradoxon wäre erkennbar und wird von Deinem Protagonisten so nicht berücksichtigt, deshalb hat Deine Geschichte für mich zu wenig Substanz.
Wäre ihm allerdings bewusst geworden, wie alles zusammenhängt, dann hätte er seine Rede anders gestaltet. Frei nach Lao-Tse: Der Wissende spricht nicht, der Sprechende weiß nichts.
Vielleicht bin ich zu hart mit meiner Kritik, aber mir fehlt in Deiner Geschichte die Berührung, die Emotion. Wären wir emotional nicht völlig aus dem Häuschen, würde uns so etwas passieren? DAS würde mich interessieren, nicht die Gletscher ...
LG Detlev

 

Danke euch für die Kommentare. Ich habe den Originaltext schon kaputt optimiert, der kommt jetzt für mindestens ein paar Wochen in die Schublade, um sich und mich zu erholen. ;-)
LG
Tunix

 

Hallo, Tunix

Ich habe die Geschichte schon einmal gelesen, bevor Du sie überarbeitet hast, und konnte da überhaupt nichts damit anfangen. Inzwischen würde ich sagen, es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.

Eine Sache, die mich aber nach wie vor stört, wurde noch von keinem meiner Vorredner angesprochen. Worüber willst Du eigentlich sprechen? Über Klimawandel und die Rolle des Lobbyismus in der Inszenierung der Klimalüge? Oder über die Bürde, allwissend zu sein? Momentan ist es so beides..., aber das ist alles sehr halbgar. Zumal ich die Reaktion des Protagonisten auf seine Allwissenheit für nicht besonders wissenschaftlermäßig halte. Du schreibst ja selber, dass Wissen noch kein Beweis für etwas ist. Dein Protagonist muss auch wissen, dass in Fachkreisen jemand, der unbelegte Tatsachenbehauptungen von sich gibt, nicht weit kommt. Also, wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich neue Erklärungsmodelle und den Einbezug von zusätzlichen Variablen in den bestehenden Modellen vorschlagen. Vielleicht würde ich ein Experiment planen und es dann doch nicht durchführen, weil ich schon weiß, dass der Messfehler mir das Ergebnis versauen würde, was dann mein Leben als leidenschaftliche Wissenschaftlerin komplett versaut. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich weiß nicht, ob Du selber in der Forschung bist, und ich kenne mich auch im Bereich physikalischer Forschung nicht aus. Aber in meiner methodischen Ausbildung (Psychologie) war das erste, was ich gelernt habe, dass Wahrheit vielleicht auch nur ein Konstrukt ist (Stichwort Konstruktivismus). Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein regelgerecht ausgebildeter Forscher so vorgehen würde, wie dein Protagonist es tut. Weil er ja wissen muss (als Wissenschaftlicher und als Allwissender), dass er damit im Peer Review nur Lacher ernten wird.

Wenn du allerdings mehr über Lobbyismus sprechen möchtest, ist der Ansatz, den Du gewählt hast, schon einmal nicht schlecht. Dann würde ich die Konfrontation aber auf jeden Fall stärker ausarbeiten. So steht das so nebeneinander, der Konflikt mit der Allwissenheit und dem Ärger über Lobbyismus. Ich glaube, in der kurzen Darstellung, die Du gewählt hast, musst Du einen bestimmten Fokus setzen.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo Maria,

danke für deinen Kommentar und die gleich doppelte Mühe. ;-)
du hast das Problem gut erkannt: ich schreibe (mindestens) zwei Geschichten in einer, was so nicht geplant war und eben auch nicht funktioniert. Am Anfang stand die Frage: was nützt es dir, allwissend zu sein?
Irgendwann rennen hier vielleicht alle mal mit einem Chip im Kopf rum und "wissen" alles, was der Hersteller oder Wikibrain so zusammengetragen haben. Dann wissen alle viel und nicht einer alles. Der eine, der alles weiß, ist arm dran, weil er sieht, wie alle die Augen vor dem verschließen, was er weiß. Schlimm genug, wenn man das auf einem Gebiet erlebt, kaum zu ertragen, wenn es dir auf allen Gebieten so geht.

Wie gesagt, funzt so nicht und ist jetzt vorerst unter Verschluss. ;-)

Danke und viele Grüße zurück
Tunix

 

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