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Bleib hier, bleib doch hier.

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06.07.2017
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Bleib hier, bleib doch hier.

Auf der grauen Leinwand des Nebels zeichnet sich sein Bild ab. Der Bart und das noch volle Haar weiß, in den Geheimratsecken nistet das Grau. Die Augenhöhlen schwarz und mitten darin das leuchtende Blau seiner Augen. Während er ihr sanft zulächelt, verschwindet sein Bild in einem mächtigen Regenschauer. "Bleib hier, bleib doch hier", flüstert sie.

Sie schaut über das Moor und die Felder, hinter ihr das zerfallende Gemäuer der alten Scheune, aus Feldsteinen und Sandmörtel. Langsam verebbt der Regen. Die zarten Tropfen machen ein knisterndes Geräusch auf dem großen Blechdach der Scheune, das der letzte Herbststurm zerrissen hat. Und wieder steigt langsam der Nebel auf. Das nasse alte Stroh riecht muffig. Von der Regenrinne klatschen stetig dicke Tropfen neben ihr auf den Betonboden. Die Erde schmatzt leise, sie ist vollgesogen mit Wasser.

Erst hier draußen hinter der Scheune fällt ihr wieder ein, dass er sie allein gelassen hat. Sie fühlt nur noch Leere um sich. Zu zweit haben sie sich Halt gegeben. Während er draußen Holz gespalten hat, hat sie für ihn gekocht. Er hat dann das Holz hereingetragen und sie hat Feuer im Ofen gemacht.
Jetzt kocht sie nicht mehr. Aber Feuer muss sie machen, die nasse Kälte schmerzt in den Knochen.
Sie hat ihn gesucht, am Hackklotz in der Scheune. Ist durch herabgefallene Bretter, Steine und aufgeweichte Pappkartons gegangen, die der Sturm herabgeworfen hat. Traurig über die Zerstörung, und dass sie keine Kraft und kein Geld mehr hatten alles wieder aufzubauen.

Sie ist allein. Helle Nebelstreifen heben und senken sich langsam, zeigen ihr verzerrte dunkle Umrisse von Büschen und Bäumen. Argwöhnisch suchen ihre Augen die Felder ab. Ohne ihn fehlt ihr die Hülle aus Vertrauen, die sie sich gemeinsam geschaffen haben. Sie fühlt sich schwach und verletzbar.
Während sie dasteht, nachdenkt, fühlt und schaut, hat sich unbemerkt die Dunkelheit hinter ihr ausgebreitet. Sie will zurück, aber zerbrochene Balken versperren ihr schwarz und abweisend den Durchgang. Bösartig lauernde Schatten hindern sie daran ihren Rückweg durch die Scheune zu nehmen. Die Betonplatte unter ihren Füßen ist in viele Teile zerbrochen. Aus den Spalten wächst Gras, dessen Spitzen braun und nass an der Erde kleben, und aus jeder Ritze quillt die Dunkelheit. Die verdorrten Blütenstände der Akelei stehen dicht und hüfthoch um den Rand der Platte.
Aus dem dunklen Mauerloch, dort wo die Tür der Scheune herausgebrochen ist, weht ihr die Angst entgegen. Sie heftet sich an Schultern, Arme und Nacken - undurchdringlich, schwarz und schwer. Dumpf pocht das Herz in ihrer Brust. Sie wendet sich zum Garten, durch die verfallene Scheune mag sie nicht mehr zum Haus gehen.

Der kleine Pfad um die Scheune herum ist uneben und matschig. Braune Rinnsale schlängeln sich über ihn. Die bleischweren Beine suchen sich rutschend und stolpernd ihren Weg. Sie beugt sich nach vorn und versucht schneller zu gehen. Sie keucht vor Anstrengung. Aber sie hat das Gefühl, dass sie immer langsamer voran kommt. Die Dunkelheit hat sich an sie geklammert. Mühsam setzt sie einen Fuß vor den andern die angstschwarze Schleppe hinter sich herziehend.
Als schwarze Silhouette taucht ein Baum vor ihr auf , Halt suchend greift sie nach seinem Stamm. Die nasse Rinde ist glitschig. Dennoch lehnt sie sich Atem schöpfend dagegen. Sie spürt, wie die Dunkelheit hinter ihr stockt, lauernd verhält, doch schon drängt sie sie weiter. Die unaufhörlich wachsende Dunkelheit lähmt sie und schiebt sie vor sich her. Sie schwitzt. Das Blut rauscht ihr in den Ohren und das Herz hämmert wild und stolpernd in ihrer Brust.

Nur schemenhaft erkennt sie das Haus im Nebel. Alle Fenster sind dunkel. Die groben Steine, mit denen der Hof gepflastert ist, bringen ihre schlurfenden Füße ins Stolpern. Sie fällt, versucht aufzustehen. Die steifen Glieder, die Schwäche, der Atem stockt, sie stöhnt.

"Ich schaffe es nicht", denkt sie, "mein Gott, ich schaffe es nicht."

Sie tastet vorwärts, ihre Hände stoßen an den großen steinernen Blumentopf am Fuße der Treppe. Jetzt kann sie sich hochziehen. Sie kennt die Treppe, tausend Mal ist sie die hinauf gegangen, gesprungen, gehüpft. Aber jetzt fühlen sich die Stufen fremd an, hoch, steil und abweisend. Ihre Hand findet das Geländer. Mühsam und nach Atem ringend zieht sie sich hinauf.
Vom Rande des Vordaches fällt ihr ein großer kalter Tropfen in den gebeugten Nacken. Die Berührung lässt sie erschauern. Sie glaubt, der eisige Finger des Todes habe sie berührt. Sie kann nicht mehr atmen, stöhnend fällt sie gegen die geschlossene Tür.

Die Schmerzen in der Brust lassen nach. Plötzlich atmet sie unbeschwert und erhebt sich mühelos. Die Tür schwingt langsam auf und wohltuende warme Helligkeit überflutet sie. Das Licht wäscht die Dunkelheit von ihr ab. Sie fühlt sich so leicht, dass sie glaubt fliegen zu können. Sie schaut sich um und bemerkt, dass sie in einem hohen, weiten Raum steht, der keine Wände hat. Und er steht vor ihr. Lächelnd nimmt er sie in den Arm und flüstert ihr zu: "Ich warte auf Dich."

Zuerst dringen einzelne Klänge in ihren Halbschlaf. Klirren, Brummen, Schritte. Als sie schließlich die Augen öffnet, sieht sie, dass sie in einem sauberen, weißen Bett liegt. Sie spürt ihren Körper, leichte Schmerzen in Knien und Waden, auch der Brustkorb tut weh, aber erträglich.
Allmählich weicht der Nebel aus ihrem Kopf. Ihre Wange spürt die Glätte des Leinens, sie riecht die Sauberkeit, in die sie gebettet ist. Aber hinter der Realität des Bettes und der weißen Wände bleibt sein Bild vor ihrem inneren Auge. Sie lächelt und seufzt zufrieden. Sie hat ihn gefunden.

 

Hej Branwen und herzlich willkommen bei Wortkrieger,

deine Szene ist tief atmosphärisch und sehr dicht. Ich fühle mit deiner Protagonistin, begleite sie auf ihren Umwegen, leide mit ihr, sehe die Gebäude, den Verfall und friere mit ihr im Regen. Ich kann sogar ihre Trauer empfinden und ihre Erinnerung nachfühlen.
Das hast du echt gut inszeniert.

Die Handlung ist ja recht begrenzt und den Schluss verstehe ich leider nicht so ganz. Nahtod, Krankenhaus?

Wenn dir das genügt, nehme ich die Kurzgeschichte gerne so entgegen, hätte aber auch nichts dagegen gehabt, die beiden näher zu betrachten, von ihnen zu erfahren.

Viel Freude hier im Forum und freundlicher Gruß, Kanji

 

Wow das ging ja schnell!
Danke für das Lob Kanji,

die Geschichte ist für eine Kurzgeschichten-Lesung (mit 8 Autoren) geschrieben worden. Dabei ist es wichtig, nicht länger als ca. 8 Minuten zu lesen. Besonders die etwas tiefer gehenderen Texte überfordern viele der Zuhörer, wenn sie zu lang sind. Der Zuhörer kann ja im Gegensatz zum Leser keine Pause einlegen, wenn es ihm zuviel wird.

Für die Textarbeit kann ich den Text am Ende aber gerne noch ändern. Du hast es schon richtig verstanden - Nahtod und Krankenhaus. Den Schluß wollte ich nicht so auswalzen, weil es mir nur um das Erlebnis des einen Momentes ging.

Wenn die Geschichte über den erlebten Moment hinaus gehen soll und das alte Paar beschrieben werden soll, wird vermutlich die Gefühlsdichte verloren gehen.
Alle Ansätze zu Beschreibungen der Charaktere und ihres Zusammenlebens habe ich im Verlauf der Arbeit an dem Text immer wieder gestrichen.
Was meinst Du denn, was man über die beiden noch wissen sollte?

 

Hi Branwen,

Sie hat ihn gefunden.
Gott? Das muss man fast meinen, denn wäre es ein menschliches Wesen, dann hätte sie ihn mit dem verblichenen Bild ja wieder verloren. Dazu das großgeschrieben "ER" und - aber das wirkt dann schon zwiespältig: Die weißen Haare und der Bart. Wir wissen zwar von Michelangelo usw. dass der Gesuchte so aussieht, aber ein wenig befremdlich bleibt mir diese allzu großväterliche Erscheinung denn doch. Ich hege zwischenzeitlich den Verdacht, dass du die Geschichte in einem Scherz enden lassen möchtest.
Dann ist es aber doch wieder eine menschliche Gestalt: sie hat für ihn gekocht usw. Also was dazwischen: Der Mann ist tot, und sie weiß jetzt, wo er ist. Dann wäre aber "wiedergefunden" statt "gefunden" eine Überlegung wert, um es klarer zu machen. Und ich ich würde - wenn das so gemeint ist, wie ich mir das erschließe - unbedingt auch sagen: "er" statt "ER".

Sonst hab ich im Grunde nur zu sagen, was schon gesagt worden ist: Anschaulich, atmosphärisch dicht usw. Vielleicht aber schon zu viele Eindrücke, fragt sich gleichwohl Bas, und auch da möchte ich mich anschließen. Ich weiß nicht genau woran es liegt, vielleicht wechseln die Bilder aufs Ganze gesehen in zu schnellem Takt. Du könntest überlegen, ob du nicht an einzelnen Punkten länger verweilen und eventuell anderswo etwas wegnehmen willst. Das sind schön schöne satte Bilder, aber dick aufgetragen ist es halt auch.

z.B. hier:

Sie glaubt, der eisige Finger des Todes habe sie berührt.
ist das nicht fast schon schwülstig?

Ob du was ändern willst, entscheidest natürlich du, aber ich fänd's spannend. Die Vorlesesituation ist ja jetzt abgehakt.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Branwen,

gleich der erste Satz sagt mir, dass hier Schreibqualität geliefert wird. Sofort bin ich positiv eingestimmt – und Gott sei Dank bleibt es auch so. Und, na ja, um es mit Einstein zu sagen: Von nix kommt nix. Deine Schreiberfahrung hält nicht hinterm Berg.
Mir hat der Text gefallen. Deutliche Bilder, klare Linie.
Insofern könnte ich mich jetzt verabschieden, aber vielleicht sind ein paar Fragezeichen erlaubt?

Sie hat ihn gesucht, am Hackklotz in der Scheune.
Hier denke ich: Warum gerade dort? Denn ich erfahre, dass sie mit ihm lange Zeit zusammen war, er demzufolge überall sein könnte. Anfangs lese ich:
Während er ihr sanft zulächelt ...
Das heißt, dass sie ihn gefunden hat:
"Bleib hier, bleib doch hier", flüstert sie.
Jetzt aber kommt:
Erst hier draußen hinter der Scheune fällt ihr wieder ein, dass er sie allein gelassen hat.
Ich komme beim Lesen ins Straucheln. Wieso fällt ihr das erst jetzt ein?
Sie sieht ihn im Moor, weiß also, dass er sie verlassen hat, wie auch immer. Dann sucht sie ihn beim Hackklotz – weil er sie verlassen hat. Und erst dann fällt ihr ein, dass er sie verlassen hat?
Ich hätte einen Vorschlag: Du verzichtest auf die Unmengen von Leerzeilen im Text und benutzt sie nur, um einen neuen Abschnitt zu markieren. Vielleicht käme der Leser dann besser zurecht und könnte die einzelnen Blöcke besser auseinanderhalten.
... leichte Schmerzen in den Beinen und am Brustbein, ...
Vielleicht wären zwei Beine genug?

[
QUOTE]
...stöhnend fällt sie gegen die geschlossene Tür.
Sie befindet sich im Dunkeln.
...warme Helligkeit überflutet sie.
Es wird sehr hell.
Dann umfängt sie wieder die Dunkelheit.
Dann ist es wieder hell:
... hinter der Realität des Bettes und der weißen Wände ...[/QUOTE]
Eventuell wäre die Schlussszene eindringlicher, wenn (bei leicht geändertem Text) nur einmal die Helligkeit die Dunkelheit verdrängt. Die Doppelung verstärkt mMn nicht, sondern zerfasert.
Dumpf pocht ihr das Herz in den Ohren.
Das Blut rauscht ihr in den Ohren und das Herz hämmert wild ...
Diese beiden Sätze ähneln sich zu sehr.
Kein Problem, mir hat das Lesen Spaß gemacht, denn es war viel Schönes dabei:
Ohne ihn fehlt ihr die Hülle aus Vertrauen, die sie sich gemeinsam geschaffen haben.
Ich empfinde mich als Leser der Komfortklasse. Allein, was dieser Satz erzählt:
Sie kennt die Treppe, tausend Mal ist sie die hinauf gegangen, gesprungen, gehüpft.
Dann:
Aber jetzt fühlen sich die Stufen fremd an, hoch, steil und abweisend.
Gelungen!
Branwen, das von mir Erwähnte beschreibt nur, wie ich den Text empfunden habe – und das ist völlig unmaßgeblich. Ich wünsche Dir eine gute Zeit im Forum.
José

 

Hallo Branwen,

Schöne Geschichte, die du da geschrieben hast. Besonders gut gefällt mir deine Auflösung am Ende. Also damit meine ich, wie du sie sprachlich abgesetzt hast. Das ist gut in den Lesefluss eingearbeitet.

Ich habe deine Geschichte gern gelesen. Aufgefallen ist mir sonst nichts.

Grüße johair

 

Wow, ich bin überwältigt von soviel toller Kritik! Ich mach mich sobald wie möglich nochmal dran. An vielen Stellen konnte ich sofort sagen ja - ja da geht noch was!
Und das viele Lob "lässt mich schamvoll erröten".
Also danke, danke, danke.

 

Hallo Branwen und willkommen hier!

auch mir hat Dein Einstand richtig gut gefallen. In meinen Ohren klingt Deine Sprache sehr poetisch und passt für mich hervorragend zu der Art, wie Du die Gefühle der Prota beschreibst. Das ist Dir wirklich gut gelungen, finde ich.

So, wie ich den Text verstanden hab, geht es hier um ein Nahtod-Erlebnis. Es gab ein Unwetter, bei dem er, der Ehemann/ Freund gestorben ist, sie selbst versucht sich zu retten, was eh schon schwer genug ist, aber durch den Nebel fast unmöglich. ( Toll, wie der Nebel gleich eine mehrfache Bedeutung im Text erhält. Im Unwetter und im Nebel des Vergessens/Koma.) Dadurch bekommt die Geschichte eine surreale Ebene, zum Schluss weiß ich nicht, ob es wirklich passiert ist, oder nur in ihrem Kopf existiert. ( So, wie ich den Text deute.)

Ich sehe bildlich vor mir, wie die Türen des Krankenhauses aufschwingen und sie hektisch den Gang entlang geschoben wird, während " wohltuende Helligkeit" sie umgibt. Hier habe ich zunächst die Helligkeit des Krankenhauses vor Augen gehabt - obwohl die nicht wohltuend ist, ich weiß -, aber auch ihren herannahenden Tod, oder zumindest die Wirkung eines Medikaments, das man ihr gegeben hat, denn die Schmerzen lassen nach. Zum Schluss erwacht sie aus dem Koma, aber plötzlich ist ER da, also ist das Erwachen vielleicht auch nur Einbildung.

Keine Ahnung, ob ich mit meiner Interpretation richtig liege, aber es zeigt, wie vielschichtig Dein Text für mich ist. Ich finde ihn sehr gelungen.

Nur zwei Sachen sind mir aufgefallen. Im ersten Satz finde ich das mit der Leinwand nicht so schön, rein vom Klang her, meine ich. Im Verlauf der Story macht er Sinn, denn es geht ja um Projektion, wenn ich damit richtig liege.
Ähnlich ging es mir mit dem dritten Satz: " Die Augenhöhlen schwarz und mittendrin das leuchtende Blau."
Da hatte ich erstmal kein Bild, was das genau sein sollte. Entweder Augenhöhlen oder blaue Augen. Aber später macht es Sinn, denn er ist ja tot, oder stirbt gerade, und sie sieht ihn immer noch lebend vor sich. Von daher sind die Bilder passend gewählt, keine Frage, aber gerade am Anfang, wenn ich noch nicht weiß, worum es geht, hat mich das ein wenig irritiert. Das war aber auch das Einzige.

Sehr gelungener Text.

Viele Grüße,

Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,
ich habe viele Deiner Korrekturen umgesetzt. Die Stelle mit den vielen hat, hat ;) mich auch schon gestört, aber hier wird die abgeschlossene Vergangenheit gebraucht. Auch die Gegenüberstellung seinem und ihrem tun muß sein. Also da muß ich noch ein wenig drauf herumdenken.
Danke für Deine Mühe.

hi erdbeerschorsch,

ja, das ER hätte ich klein schreiben müssen, es war meine Hilfe für die Betonung. Sorry.

Sie hat ihn (mit jeder Faser ihres Herzens)gesucht und sie hat ihn gefunden. Das Wort "gefunden" ist für mich stärker, als "wiedergefunden".
Ja, es kommt ziemlich dicke, ich bin Expressionistin, aber ... ich denke noch.
Für den Rest schau mal auf meinen Schlußeintrag.
Auch Dir ein herzliches Dankeschön.

Moin josefelipe,

Danke :shy: es gelingt ja nicht immer so, und vor allem nicht sofort.

Zum Ablauf, und warum es der Hackklotz ist, schreibe ich nachher noch eine kurze Notiz für Alle, weil Ihr Euch soviel Mühe gegeben habt.
Die Leerzeilen ändere ich.
Bei "hell und dunkel" muß ich noch herumprobieren.
Von "in den Ohren" habe ich eins geändert.

À propos geändert: wird der geäderte Text unten angefügt oder gegen den obigen ausgetauscht ?

Hallo Chai,

auch Dir ein herzliches Dankeschön für Deinen Beitrag! -weiter siehe unten -

Hallo in die Runde,

also hier meine Beweg- und Hintergründe für den Text:
Das Altwerden, besonders auf dem Lande, läßt die Menschen vereinsamen. Der Tod des Partners schmerzt unendlich, besonders wenn viele Tätigkeiten des täglichen Lebens auf einander abgestimmt waren und so über viele Jahre ausgeführt wurden. Dazu kommt die Gebrechlichkeit - Funktionsstörungen besonders des Gehirns und des Herzens.
Ich wollte das Gefühl von Einsamkeit und irrationalen Ängsten ausdrücken.
Ablauf: Die Prota steht an einem nebligen Novembertag frühabens hinter der Scheune eines alte Bauernhofes. Der Bauernhof steht alleine in einer weiten moorigen Landschaft, es gibt keine direkten Nachbarn. Schon vor einigen Jahren hat ein Sturm die Scheune halb abgedeckt und schwer beschädigt. Damals lebte zwar ihr Mann noch aber die beiden Alten waren zu schwach und zu arm, um das Gebäude wieder herzurichten.
Nun steht sie und schaut in den Nebel und dort sieht sie, sozusagen als "Wolken- und Wunschgebilde" ein Bild ihres Liebsten. Während eines Regenschauers verschwindet der Nebel und damit das Bild.
Das alles geschieht im Präsens.
Sie ist da, weil - Perfekt - sie ihn gesucht hat.
Das hatte sie aber vergessen - sie ist ein wenig dement - nach dem Regenschauer, der sie aus ihren Betrachtungen geholt hat - fällt es ihr wieder ein. Und ihr fällt ein warum sie ihn gesucht hatte, weil sie dachte er hackt vielleicht Holz für den Ofen. Sie denkt ein bißchen an früher.

Jetzt (Präsens)weiß sie, dass er nicht mehr da ist - durch den Nebel (und auch wegen ihrer schlechten Augen) kann sie nicht gut sehen, was in der Umgebeung los ist. Sie ist argwöhnisch, daß jemand da draußen ist und vielleicht was stehlen, oder ihr etwas antun will (eine häufige Angst bei Demenz).
Sie bemerkt erst jetzt, daß es dunkel geworden ist, ihr Unbehagen wird zur Angst. Sie dreht sich um und will schnell ins Haus zurück, aber in der Scheune ist noch dunkler.
Ihr Herz ist nicht ganz gesund und die Angst verstärkt die Herzbeschwerden. Sie wird immer kraftloser. Sie denkt, sie fühlt, dass in der Dunkelheit etwas Böses lauert.
Sie wird immer panischer. Der Tropfen vom Dach, der sie dann tatsächlich berührt, löst die Assoziation des Todes als Sensenmann in ihr aus. Ihr Herz hält nicht stand und versagt direkt vor der Tür.
Dann im Nahtoderlebnis sieht sie Licht, empfindet Freiheit und findet ihren Mann, denn er ist alles was sie sich wünscht.
Sie erwacht im Krankenhaus, wo man sie wiederbelebt hat. Sie glaubt an ihre "Traumerfahrung" und ist ganz beruhigt, weil sie jetzt weiß, dass er sie nach ihrem Tod erwartet.

 

À propos geändert: wird der geäderte Text unten angefügt oder gegen den obigen ausgetauscht ?

Bitte den Originaltext ändern, du kommst über den Button Bearbeiten ganz unten in den Editor.

Zeitnahe Antworten bitte in ein Post. Danke

Gelesen habe ich deinen Text, aber ich halte mich mit meinem Kom noch zurück, da du anscheinend die Überarbeitung schon fertig hast? Am besten oben gleich ersetzen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Branwen ,
Ich habe das Original nicht gelesen, sondern jetzt gerade eben nur die überarbeitete Version.

Mir hat die Sprache sehr gefallen, jedoch wird bei diesen Stellen die Weichheit gestört:

Die zarten Tropfen machen ein knisterndes Geräusch auf dem großen Blechdach der Scheune, das der letzte Herbststurm zerrissen hat.
Der Relativsatz hat mich rausgeworfen, weil du da das Subjekt wechselst.

verschwindet sein Bild in einem mächtigen Regenschauer.
„Hinter“ ist hier besser als „in“. In ist, finde ich, für diesen Text zu sehr Alltagssprache.
Ich hoffe, ich hab dir geholfen.
LG,
Alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Alexei,

Am Anfang des Textes habe ich höchstens mal ein Komma geändert oder eine Leerzeile herausgenommen, da hast Du also nichts "verpasst".

Es war nicht meine Absicht die Sprache weich zu gestalten, sondern die Aussagen autentisch zu den Gefühlen zu halten. Für die Prota ist es ein ständiges auf und ab von Vergessen und Erinnern. Die Natur unterschtreicht ihre Gefühle, ist aber so wie Natur eben ist. Der Regen "zerkloppt" den Nebel, der mit seinen wißen und grauen Schwaden und zusammen mit ihrer Phantasie und ihren Wünschen ein vergängliches Bild gemalt hat.
Und die zarten Geräusche des Regens auf den losen Blechplatten, erinnern sie dass ein Orkan gewütet und alles kaputt gemacht hat.
Ich verstehe schon was Du meinst. Bisher (im Text) haben die Sätze eine stetige Abfolge. Diese wird durch den Rückverweis an den vor längerer Zeit gewesenen Sturm unterbrochen.
Im Verlauf der Geschichte geht es noch öfter zurück in die Vergangenheit und die diesbezüglichen Gefühle der Prota (Einsamkeit - Verlust des einzigen, geliebten Menschen ) sind heftiger als der Sturm.
Ich werde nochmal etwas länger darüber nachdenken, ob die Zäsur dort an der richtigen Stelle ist.

Dank für Deine Mithilfe.
Branwen

 

Hallo Branwen,
Danke für die Antwort. Zu dem Sturm: Ich finde, vor Allem, wenn du den Text vorträgst, wäre hier die Zäsur sehr subtil. Damit das dem Zuhörer auffällt, kannst du ja die Änderung extra dadurch betohnen, dass du deine Vortragsweise beispielsweise durch deine Tonlage änderst.
Ist nur ein Vorschlag, aber ich denke, das würde gut ankommen.
LG,
Alexei

 

Danke Maria,

dass Du es versucht hast.
Ich weiss, dass viele mit der Trauer und dem Verfall in dem Text ein Problem haben. Auch ich selbst lese fröhlichere Texte leichter. Man muss das Alter schon "Haut an Haut" erlebt haben, um da Empathie aufbringen zu können.
:gelb:
LG Branwen

 

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