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Blaugrüne Gedanken

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06.10.2006
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Blaugrüne Gedanken

Sie rührt in ihrem Cappuccino.
Er trinkt einen Schluck von seinem Kaffee.
Sie versinkt in seinen Augen und erinnert sich, wie er sie bei ihrem letzten Treffen ansah. Ihr Blick verklärt sich.
Er denkt zurück an ihre erste Begegnung, an ihr offenes Lachen und ihren verführerisch geschwungenen Mund.
Sie erinnert sich, wie nervös sie beide damals gewesen waren.
Er denkt an ihre strahlenden blauen Augen.
Sie denkt daran, wie sehr sie ihre intensiven Gespräche vermisst.
Er spürt in Gedanken noch ihre samtige Haut unter seinen Händen.
Sie fühlt noch immer seine weichen Haare, die sie so gerne verwuschelt.
Er erinnert sich an den sinnlichen Duft, den sie verströmt.
Sie spürt noch den festen Griff seiner Umarmung.
Er denkt daran, wie ihre Haarspitzen immer sein Gesicht kitzelten.
Sie hört den warmen Klang seiner Stimme in ihrem Ohr, und ihre Sehnsucht wird größer.
Er sehnt sich nach ihren weichen Lippen und vermisst ihre leidenschaftlichen Küsse.
Sie küsst sein Foto.
Er denkt an ihre humorvolle, leichtsinnige Art und daran, wie ihre Hüften ihn fast um den Verstand bringen.
Sie überlegt, ob er in diesem Augenblick auch an sie denkt.
Er hört, dass sein Flug gerade aufgerufen wird.

„Bitte schnallen sie sich an, wir setzen zum Landeanflug an“ tönt es aus dem Lautsprecher. Die Stewardess wandert mit prüfendem Blick und gekünsteltem Lächeln durch den schmalen Gang. Er sieht aus dem Fenster und genießt den Anblick der immer näher kommenden Insel im glitzernden blauen Meer. Unwillkürlich drängt sich ihm das Bild ihrer funkelnden blauen Augen und ihrer feucht glänzenden Haut nach ihrem letzten ekstatischen Liebesakt auf. Zwei Wochen sind es jetzt her. Sie waren zu einem gemeinsamen Spaziergang aufgebrochen, um die letzten warmen Sonnenstrahlen zu genießen. Auf einer abgelegenen Wiese fanden sie einen alten Pflaumenbaum. Sie steckte ihm eine Frucht in den Mund, süß und saftig, die zweite aß sie selbst. Es erregte ihn, wie sie die Pflaume zur Hälfte durch biss, den Kern mit ihren Zähnen entfernte und die andere Hälfte genüsslich in den Mund schob. Er pflückte die nächste Pflaume und bot sie ihr mit seinen Lippen an. Lachend biss sie ab. Begierde flackerte in seinen Augen auf und er freute sich, dass sie einen Rock trug. Sie hörte auf zu naschen, lächelte und zog ihn an sich. Zusammen sanken sie ins weiche Gras und ließen sich von ihrer Lust treiben.

Die Maschine setzt mit einem leichten Ruck auf und gleitet sanft über die Rollbahn. Er schaut noch einmal aus dem Fenster, auf den sonnigen Asphalt und denkt an die drei Monate Sonne, Meer, Spaß und Abwechslung, die ihn erwarten. Eine Auszeit von den stressigen Projekten, die er während seiner 60 Stunden-Woche tagein, tagaus bearbeiten muss. Seit drei Jahren kannte er keinen Urlaub mehr, doch jetzt würde er es sich gut gehen lassen.

Der enge Gang füllt sich mit Menschen und auch er streckt sich, um sein Handgepäck herunter zu nehmen. Jemand rempelt ihn an.
„Oh, pardon!“ sagt eine melodische Stimme. Er dreht sich um und sieht in zwei wunderschöne grüne Augen in einem makellosen, leicht gebräunten Gesicht. „Schon okay!“ Er lächelt. Interessiert mustert er die fremde Frau. Ihre schlanken Beine stecken in einer engen Jeans, ihre ansehnliche Oberweite und die Taille werden durch die Wickelbluse verführerisch betont. Sie müht sich mit einer schweren Tasche ab. „Kann ich ihnen mit dem Gepäck helfen?“
„Gerne!“ Die grünen Augen strahlen zurück.
Woran hatte er eben noch gedacht?
Grüne Augen – grünes Meer.

Sie sitzt in Deutschland, zündet sich eine Zigarette an und betrachtet sein Foto. Dabei denkt sie sehnsüchtig an seine geflüsterten Zärtlichkeiten. Ein Hauch von Cappuccinoaroma liegt noch in der Luft.
Während sie ihre blauen Augen schließt und sich weiter ihren Tagträumen hingibt, hört sie, wie ein Auto vor dem Haus hält. Ihr Mann kommt nach Hause. Gleich darauf hallen schwere Schritte dumpf auf den Marmorfliesen. Sein Handy klingelt und als nächstes ertönt seine grollende Stimme am Telefon „…lässt mich hier mit dem ganzen Mist alleine… legt sich drei Monate auf die faule Haut… Sonntag muss ich auch ins Büro…“

Wenn ihr Mann nur ahnen würde, dass sein Partner sich nicht nur für die gemeinsamen Geschäfte interessierte, sondern auch für die Bedürfnisse seiner Frau – den Gedanken wagt sie nicht zu Ende denken. Doch jetzt ist „Er“ so weit weg. Lässt sie in der Kälte alleine zurück. Eine Träne stiehlt sich aus ihrem Auge, die sie gleich wieder weg blinzelt. Drei Monate gehen doch schnell vorbei. Sie schaut zur Terrassentür, sieht, wie ihr Mann mit rotem Kopf hervortritt und ungeduldig mit umherschweifendem Blick den Garten absucht. Schnell versteckt sie das Bild in einem Buch und gibt vor zu lesen.
.... Bemüht, ihn zu vergessen.

 

Hallo Salsa!

Dann soll dieser Text auch noch einen Komm bekommen. Dass er bisher noch keinen erhalten hat, liegt sicher unter anderem daran, dass du auch noch nie einen Kommentar zu einem Text eines anderen geschrieben hat. Ein Forum wie dieses lebt vom Geben und Nehmen, und Leute, die dich nicht beteiligen, werden von Kritikern eben schnell gemieden.

Okay, zum Text. Wenn man ihn gelesen hat, ist ersichtlich, was du erzählen wolltest. Allerdings krankt das ganze an der Umsetzung, der Leser fühlt sich einerseits veräppelt, weil er zu Anfang falsche Informationen bekommen hat und andererseits ist der Text stilistisch zu trocken, eben nicht romantisch.

Ich werde konkreter:

"Sie versinkt in seinen Augen" => Wie bitte soll sie in seinen Augen versinken können, wenn er - und somit seine Augen - überhaupt nicht anwesend ist? Mit 'nem Foto funktioniert das nicht - der Leser fühlt sich, wie schon gesagt, veräppelt.

"Sie fühlt noch immer seine weichen Haare, die sie so gerne verwuschelt." => Hier ist der Tempus das Problem. Sie verwuschelt sie gerne. Wie kann sie das tun, wenn er nicht da ist, mindestens drei Monate nicht wiederkommt?

Dann ist das er/sie doch reichlich nervig, sorry. Im ersten Abschnitt lässt sich das noch machen, man kann es als Stilmittel einsetzen, aber spätestens wenn die Personen in Interaktion mit anderen treten, sollten ihre Namen genannt werden - sonst bleiben sie für die Leser Niemande. Niemande sind nicht interessant.

Und das Ende ist mit viel zu erklärend, berichtsmäßig: "Wenn ihr Mann nur ahnen würde, dass sein Partner sich nicht nur für die gemeinsamen Geschäfte interessierte, sondern auch für die Bedürfnisse seiner Frau – den Gedanken wagt sie nicht zu Ende denken." => In einem romantischen Text erwartet der Leser mehr Gefühl, Einfühlungsvermögen!

Zur Schreibweise:
- Anrede-Sie und -Ihnen schreibt man groß.
- Zahlen schreibt man in literarischen Texten immer aus.
- Die drei Auslassungspünktchen ... werden immer durch ein Leerzeichen vom vollständigen Wort abgetrennt und es sind auch immer drei, nicht mal vier oder so.
- Ausrufezeichen sollte man nur setzen, wenn gerufen oder geschrieen wird. In einer höflichen Unterhaltung sind sie fehl am Platz.
- Nach der wörtliche Rede wird, wenn der Satz noch weiter geht, die Redebegleitung durch ein Komma abgetrennt. => „Oh, pardon", sagt eine melodische Stimme.

Okay, soviel von mir.

Grüße
Chris

 

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