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Blaues Blut

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20.11.2010
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Blaues Blut

Blaues Blut – Baron von Deidenheim

Wochentage — kein Urlaub — keine Krankheit. Aufstehen oder nicht, das ist meist die erste äußerst schwierige Frage, die sich schon zu Beginn eines Tages stellt. Wer kann es sich schon leisten im Bett liegenzubleiben, ohne dass es ernsthaft Ärger gibt?

Ärger mit der Familie, Ärger mit dem Chef, Ärger mit den Kollegen. zweifellos gibt es einige, die, es sich leisten können, aber meistens nicht leisten. Selten hat ein Student sofort Vorwürfe bekommen, wenn er den Tag erst mittags begonnen hat; Rentner und Rentnerinnen — Pensionäre inbegriffen- finden oft Gefallen daran einen gewohnten Tagesablauf mit frühem Aufstehen beizubehalten. Ist es etwa vornehm, spät aufzustehen?

Wer reitet so früh durch Nebel und Tau, wer sieht die Sonne im Osten auf gehen, wer schießt den Bock zu frühen Morgenstund‘? Na klar! Es ist der Fürst oder Herr Baron oder jedenfalls Freiherr von mit seiner Jägerschaar.

Das macht auch der Baron von Deidenheim gelegentlich.

Er bedauert sehr, dass die Zahl der Fürsten, Barone und Freiherren, die außerhalb der Regenbogenpresse eigenständige bemerkenswerte Bedeutung haben, kaum noch nennenswert ist. Leider besucht den Herrn Baron von Deidenheim keine Presse, kein Funk, kein Fernsehen.

Leider ist Baron von Deidenheim niemand über den Alle oder zumindest Viele reden, weil er nichts Besonderes ist, nichts Vernünftiges tut und vor allem nichts Produktives tut? Aber der Baron hat einen Butler, den kann er sich gerade noch leisten.

Worte die der Baron von Deidenheim gerne hört:

Hoheit hat beschlossen, dass … !
Jawohl Hoheit, selbstverständlich Hoheit.
Hoheit geruht noch zu schlafen ?
Aber sicher doch!
Hoheit ist verreist oder sagt man vornehmer außer Haus — aber bitte nicht auf Tournee oder schlicht Einkaufen oder gar gassi ?.
Hoheit ist im Moment nicht zu sprechen. Der Grund bleibt geheim oder zumindest geheimnisumwoben — jedenfalls unbenannt.


Dies sind die Gedanken eines Butlers bevor seine
Herrschaft aufsteht und der Wecker (?) geht.
Natürlich nicht der Wecker, denn der Baron muss
jemand haben, an dem er den Frust über das
Aufstehen- Müssen ablädt. Also erhält der Butler am
Abend den Auftrag:


„ Sie wecken mich morgen früh um 8 Uhr 30 Minuten, aber bitte ja nicht zu spät !“

„Sehr wohl, Herr Baron, möchten sie mit Musik geweckt werden?“

,,Nein, um Gottes Ruhen nicht mit Musik und auch nicht mit einem nassen Waschlappen, James, sie sollten langsam wissen, dass ein sanftes aber deutliches Klopfen an der Schlafzimmertür angemessen und erwünscht ist.“


Sehr wohl“, antwortete der Butler, Herr Georg Müller, den der Baron von Deidenheim allerdings konsequent und mit immer wiederkehrender Freude „
James“ nannte. Dabei hatte ihm sein Butler weder das ,Du“ angeboten, noch war er tatsächlich mit der Anrede „James“ einverstanden. Seine Hoheit meint allerdings, dass allein James eine passende Bezeichnung für einen Butler sein könne.

,,James“ war immer froh, wenn diese allabendliche Prozedur überstanden war. Jetzt folgten ein bis zwei Stunden, die er für sich hatte, bis er selbst müde wurde und schlafen ging.

An diesem Abend zog es ihn nicht vor den Fernseher oder vor den Videorecorder; er wollte sich einmal ausgiebig in der reichhaltigen Bibliothek seiner Herrschaft umsehen. Außerdem gab es dort auch immer einen angemessenen Vorrat an Spirituosen und Rauchwaren. Oh James!

„James !!!“

Ja Hoheit, womit kann ich dienen“? fragte der Butler.

,,Bringen sie mir noch ein wohltemperiertes Glas von dem Pfälzer Rotwein, der offen ist, Deidener Blutströpfchen oder wie er heißt.“

,,Hoheit, das Glas wird kaum voll werden, soll ich noch eine neue Flasche aus dem Weinkeller holen?, fragte Herr Müller. ,, Nein natürlich nicht, das wäre Verschwendung, tönte es laut und vernehmbar dem Schlafgemach.

Das Ritual war nicht neu. Der Butler begab sich in die Küche, um der Herrschaft dort ein 3/4 Glas des billig eingekauften Tafelweins einzuschenken. Auf einem kleinen schwarzen Tablett brachte er den Wein in das Schlafzimmer, natürlich nicht, ohne vorher anzuklopfen.

„Der Wein, Hoheit und gute Nacht“, wünschte der Butler, zog sich in die Bibliothek zurück und genoss dort nicht nur ein Glas des Deidener Blutströpfchens

.... und schlief ein.

Zuvor hatte er allerdings die noch etwa halbvolle billige Flasche Rotwein neben sein Glas gestellt und die leere Flasche des guten Tropfens zum Kellereingang gestellt.

„ Na, du alter Penner, James! Verträgst Du nicht einmal mehr zwei Glas Rotwein? Na, ja - von dem billigen Fusel würde mir auch schlecht werden. Schmeiß dich ins Bett, es ist bereits nach ein Uhr! Du bringst es sonst noch fertig mich morgen früh zu spät zu wecken.

„Sehr wohl Hoheit, danke ergebens für den weisen Ratschlag. Darf ich Ihnen etwa doch noch ein edles Tröpfchen aus dem Keller holen?“

James, das ist eine gute Idee, zieh noch eine gute Flasche auf und bring mir das Glas ans Bett; ich geh‘ schon mal.

James ging in den Keller, holte ein edles Tröpfchen, öffnete es, goss sich ein Glas zum Probieren ein (der Wein konnte ja schlecht sein). Er konnte sich nicht entscheiden: „war er nun schlecht oder ???“


Es ist besser für den Herrn Baron erprobten Rotwein zu genießen - sprach es und goss den billigen Wein ins Glas und brachte das Glas seinem Herrn.

Der Herr nahm das Glas zur Nase, rümpfte diese kostete mit griesgrämigem Gesicht. „Ba! Eklig?! Der Wein ist schlecht! Schütt die Flasche weg und bring mir Wasser zum Nachspülen, James!“

Der gehorchte eilig, brachte das Wasser, nahm die gute Flasche mit auf sein Zimmer und leerte den Inhalt in eine andere Flasche mit billigem Etikett und brachte die leere gute Flasche in die Küche und stellte sie verkehrtrum in den Ausguss.

„Gute Nacht mein Herr“, murmelte er und schloss noch leiser seine Tür.

 

juliuskluther schrieb:
Hinweis: Namen und Orte sind frei erfunden und die Geschichte auch.
Solche Hinweise bitte bei künftigen Geschichten im ersten Beitrag unter dem Text posten!

Hallo juliuskluther,

und willkommen auf kg.de! Formal genügt dieser Text gerade noch den Kriterien unserer Community: Er hat Protagonisten und Handlung. Die langen Beschreibungen, die nicht unbedingt zur Geschichte gehören, machen ihn allerdings grenzwertig.

Zum Beispiel:

Wochentage — kein Urlaub — keine Krankheit. Aufstehen oder nicht, das ist meist die erste äußerst schwierige Frage, die sich schon zu Beginn eines Tages stellt. Wer kann es sich schon leisten im Bett liegenzubleiben, ohne dass es ernsthaft Ärger gibt?

Ärger mit der Familie, Ärger mit dem Chef, Ärger mit den Kollegen. zweifellos gibt es einige, die, es sich leisten können, aber meistens nicht leisten. Selten hat ein Student sofort Vorwürfe bekommen, wenn er den Tag erst mittags begonnen hat; Rentner und Rentnerinnen — Pensionäre inbegriffen- finden oft Gefallen daran einen gewohnten Tagesablauf mit frühem Aufstehen beizubehalten. Ist es etwa vornehm, spät aufzustehen?

Wer reitet so früh durch Nebel und Tau, wer sieht die Sonne im Osten auf gehen, wer schießt den Bock zu frühen Morgenstund‘? Na klar! Es ist der Fürst oder Herr Baron oder jedenfalls Freiherr von mit seiner Jägerschaar.

Das macht auch der Baron von Deidenheim gelegentlich.

Hier stehen drei Absätze mit einem bestenfalls losen Bezug zur Geschichte, die du erzählen willst. Die Reime im dritten Absatz wirken (auf mich) völlig deplatziert. Die Information, die uns der Anfang vermittelt, lautet, dass ein gewisser Baron von Deidenheim manchmal morgens zur Jagd geht. Aufgefallen ist mir der zweite Satz des zweiten Absatzes. Das wirkt so künstlich und gewollt literarisch!

Warum nicht einfach? Etwa:
Wer sieht die Sonne im Osten aufgehen, wer schießt den Bock zur frühen Morgenstund? Es ist der Fürst oder Baron oder Freiherr von mit seiner Jägerschar! Auch Baron von Deidenheim machte das gelegentlich, obwohl er gerne lange schlief.

Was den Stil betrifft, ist einfach fast immer besser als kompliziert.
Der Text enthält auch einige Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Erstere unterstreicht Word oder OpenOffice rot. Zu letzteren gibt es für die direkte Rede nur wenige Regeln: http://www.mittelschulvorbereitung.ch/content.../RE35dRede.pdf

Mindestens genauso wichtig ist, dass man die für die Geschichte wichtigsten Fakten und Hintergründe kennt. Eine kurze Suche mit Google zeigt, dass man einen Baron nicht mit "Hoheit" anredet. ;) Solche Schnitzer machen die Glaubwürdigkeit einer Geschichte kaputt. Andererseits macht Insiderwissen Geschichten glaubwürdiger und interessanter.
Auch bei den Dialogen solltest du versuchen, sie so lebensecht wie möglich zu schreiben. Würden der Baron und sein Butler wirklich so miteinander reden? Auf mich wirkt das in der momentanen Form nicht glaubwürdig.

Der Kern der Geschichte, dass der Butler den Baron betrügt, ist nur glaubwürdig, wenn wir annehmen, dass der Baron billigen und teuren Wein nicht unterscheiden kann. Wenn Teile einer Geschichte nicht "passen", kannst du Fragen stellen und nach Antworten suchen: Wie kommt es, dass der Baron nichts merkt? Hat das mit dem fehlenden Geschmackssinn oder mit Ignoranz zu tun? usw.

Du siehst, an der Geschichte ist noch einiges zu tun.

Unserer Definition von Satire entspricht sie nicht: Sie zieht keinen Missstand durch den Kakao. Sie wird deshalb verschoben aus Satire nach Humor.

Freundliche Grüße,

Berg

 

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