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Blauer Vogel

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23.01.2018
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Blauer Vogel

6.9.2099 18:15:12 Uhr
Der Zug rauscht lautlos an mir vorbei, lässt mir die kurzen Haare um die Ohren fliegen. Ich stehe zu nah am Gleis. Aber dass interessiert niemanden. Mich auch nicht. Ich halte meine Augen einen Moment geschlossen und ich fühle plötzlich, wie der Druck kurz von meinen Schultern fällt. Ich sacke innerlich ein Stück zusammen... Ein scharfer Schmerz zuckt plötzlich durch meinen Kopf. Ich schaue auf, straffe meinen Rücken, ersticke den Keim der Schwäche, trete einen Schritt von den Gleisen zurück. Ich blicke mich um. Der kalte graue Himmel spiegelt sich in den Augen der anderen Schüler um mich herum. Mit erstarrten Gesichtszügen laufen sie rasch an mir vorbei. Mit Büchern unterm Arm und mit grauer Schuluniform bekleidet sehen sie alle gleich aus. Alle gleich. Die grauen Schüler vermischen sich mit dem grauen Asphalt, aus dem Asphalt erheben sich tote Bäume und alles geht über in den grauen Himmel auf den sich nur noch selten ein Sonnenstrahl verirrt. Ich bin einer dieser Schüler. Ein Leben wie auf dem Laufband, man kommt einfach nicht vorwärts, so sehr man sich auch anstrengt. Wir werden geboren um fleißige Menschen mit einem guten Job zu werden, unser ganzes Leben werden wir darauf vorbereitet, Vorschule, weiterführende Schule, Abendschule bis spät , Studium... Und wofür das alles? Damit wir hochangesehene Leute werden die keine Zeit für ihre Familien haben und unglücklich sterben. Das ist was ich von unserer Gesellschaft mitbekomme. Ich weiß nicht welche Nutzen meine Existenz überhaupt hat. Ich merke plötzlich, dass ich allein am Bahngleis stehe und haste den anderen hinterher in Richtung Abendschule. Der Unterricht beginnt um 18:30 Uhr, um 18:31 Uhr schließen sie die Türen. Ich weiß, dass wenn ich zu spät komme, wenn sie die Türen schon geschlossen haben, werden sie meinen Vater anrufen und ich werde nur noch mehr Arbeit aufgehalst bekommen. Er wird wütend sein, meinetwegen wird er seine geliebte Arbeit unterbrechen müssen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken er liebt seinen Job mehr als mich.
Ich beiße mir so stark auf die Lippe, dass ich Blut schmecke. Jeder hier liebt seine Pflicht, seinen Job oder gute Noten offensichtlich mehr als seine Familie und Freunde. Jedoch keine Liebe, die etwas mit Freude zutun hat, sondern Liebe, die vom Verlangen nach Wissen und Geld entstand. Die gefühlten viereinhalb Stunden meines Lebens, die ich mit meinem Vater verbracht habe, machen uns fast zu Fremden. Bestehend aus Momenten der Einsamkeit. Meine Bücher scheinen heute besonders schwer. Die kalte Luft weht mir ins Gesicht und ich wünschte, der Wind wäre stark genug um mich mit sich zu reißen, davonzutragen.

18:25:49 Uhr Die Türen stehen noch offen. Sie sehen aus wie zwei gigantische Adlerschwingen, die mich empfangen. Ich verlangsame meinen Schritt und gehe an den Reihen kahler Bäume vorbei, auf das große Gebäude zu. Meine Sneaker sind lautlos auf dem kalten Stein, es ist so still, man könnte meinen die Menschheit wäre ausgestorben. Ich finde es erdrückend, beginne erneut zu rennen als ich plötzlich ein leises Vogelzwitschern höre. Ein heutzutage seltener Klang. Ich drehe mich um, suche den leeren Platz mit meinen Augen ab und sehe einen kleinen Vogel, dessen Federn blau schimmern als er sich wieder in den Himmel erhebt. Ich bekomme eine leichte Gänsehaut und ein Lächeln huscht mir über die Lippen. Ich beneide den Vogel um seine Flügel. Ich habe gelesen, dass sie früher Vögel als Haustiere gehalten haben. In kleinen Käfigen, die sie daran hinderten, richtig zu fliegen, frei zu sein. Schon witzig, dass wir jetzt diejenigen sind, die in einem solchen Käfig stecken. Ohne jede Hoffnung auf Freiheit. Ich weiß nicht welche Nutzen meine Existenz überhaupt hat.

18:30:30 Uhr Sofort als ich die die Türschwelle übertrete empfängt mich der Geruch von Desinfektionsmittel. Und von Kälte und Einsamkeit und Druck und verschwendeter Lebenszeit und es riecht neu... alles riecht so unerträglich neu und unberührt. Ich atme all das ein. Meine Schritte hallen an den weißen Wänden wieder und ich eile die Treppen hinauf um die Ecke und klopfe an die Tür von Raum 33.

18:31:01 Uhr Als ich eintrete, blicke ich dem Lehrer nicht in die Augen. Ich beuge meinen Oberkörper leicht nach vorne. “Entschuldigen Sie die Verspätung”, sage ich leise und richte mich wieder auf. Aus dem Augenwinkel sehe ich nur, wie er mich ebenfalls keines Blickes würdigt, lautlos auf meinen Platz deutet. Er fühlt sich so lächerlich wichtig. Ich schaue auf meine perfekt gebügelte Hose, um keine Blicke auf mich zu ziehen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich stelle mir vor, dass ich ein paar Zentimeter über dem Boden schwebe und kein Geräusch von mir gebe, wenn ich laufe. Ich gleite auf meinen Stuhl und lege meine Hände vorsichtig auf die kühle Metallplatte. Einen Moment lang starre ich auf meine Handrücken, dann drehe ich den Kopf zu meinem Sitznachbarn. Er sieht mich schnell an, lächelt kurz. Er ist mein Freund, glaube ich. Er ist nett zu mir. Ein paar mal habe ich mich mit ihm unterhalten. Er hat gesagt, dass wir eines Tages losziehen und meine Mutter finden. Wir werden niemals zusammen losziehen und meine Mutter finden. Das weiß ich. Er wird seinen Schulabschluss machen, eine Universität besuchen, den Laden seines Vaters übernehmen - arbeiten um zu arbeiten. So wie jeder, das sehe ich in seinen Augen. Aber er ist dennoch nett und aus diesem Grund ist er vielleicht mein Freund. Der einzige Freund. Der Lehrer hat leise begonnen zu sprechen, gerade laut genug um ihn zu verstehen. Er redet schnell, ich schlage mein Buch auf und zwinge mich, zuzuhören.

20:00:28 Uhr Die ruhige, leise Stimme des Lehrers ist zu einem ständigen Hintergrundgeräusch geworden. Immer wieder muss ich meinen Kopf schütteln, um mich am abschweifen zu hindern. Mein Kopf schmerzt und die Zeit ist stehengeblieben. In etwa halbstündigen Abschnitten bekomme ich dieses komische Gefühl, wie jeden Tag. Eine brennende Faust schließt sich um meine Lunge und drückt zu. Mir wird heiß und kalt , ich atme flach und schnell und ich winde mich. Ich winde mich und möchte aus meiner Haut raus. Und dann ist es wieder vorbei. Er, neben mir, wirft mir unsichere Blicke zu, schweigt. Ich sehe in seinen Augen, dass er mit der Situation nicht umzugehen weiß und dass muss er auch nicht. Er wendet langsam den Blick ab und ich tue es ihm gleich. Wieder sehe ich auf die Uhr und stelle fest, dass es noch 2 Stunden dauert bis ich raus darf. Bis ich wieder frische Luft einatmen kann, bis der Druck in meiner Kehle nachlässt. Ich werde einfach an den schönen Vogel denken den ich gesehen habe.

22:00:00 Uhr Ich stürme ins Freie, wie jede Nacht nach der Abendschule, fange mir einige verstörte Blicke ein aber das ist mir egal. “Ich habe dich vermisst, Wind”, wispere ich und renne zum wartenden Zug.

22:20:40 Uhr Fast lautlos drehe ich den Schlüssel im Schloss und spähe wachsam durch den engen Spalt. Ich kann nichts hören. Hier ist es immer schrecklich still. Ich streife meine Sneaker auf der Schwelle ab und stelle sie feinsäuberlich neben die von Vater. Ich berühre die Wand mit meinen Fingern, zeichne ein Muster. Wie gerne würde ich alle Wände dieser weiß-grauen Welt mit Bunten Mustern bemalen. Mit Rot und Gelb und Blau und mit Grün und Rosa. Mit meiner Hand male ich den Vogel von heute nach. Ich weiß noch genau, wie er aussah, das Bild hat sich für immer in meine Netzhaut gebrannt. Ich blicke auf und gehe in die Küche. Am Tisch sitzt ein Mann, groß, breitschultrig und im Anzug. Er schaut geradeaus, sieht mich nicht an. Er ist ganz still, sitzt nur da. Alle sagen, wir sehen uns ähnlich aber ich erkenne mich nicht in ihm wieder, kein Stück. Ich neige den Kopf. “Guten Abend, Vater”, sage ich leise. “Du bist zu spät”, antwortet er mit ruhiger, tiefer Stimme. “Der Bus kam schon vor 5 Minuten an, du verschwendest Zeit wenn du so lang für alles brauchst.” Ich beiße mir auf die Lippe und blicke auf. Es entsteht ein kurzer Moment des Schweigens. Dann, “Vater, ich habe heute einen Vogel gesehen!” Ich atme schneller als sonst. Zum ersten mal heute, wendet er den Kopf ein Stück und sieht mir direkt in die Augen. Sein Blick zeigt keinerlei Reaktion, keine Regung ist in dem tiefen Schwarz zu erkennen. Doch plötzlich, blitzschnell knallt seine Hand mit voller Wucht auf den Tisch. Die Lampe flackert. Ich zucke zusammen, presse meine Lippen aufeinander, damit kein Buchstabe mehr hinausschlüpfen kann. “Das ist nichts womit du dich beschäftigen sollst.” sagt er schneidend, laut, aber in seinem Gesicht ist immer noch keine Emotion zu sehen. Er steht auf, dreht sich um und geht aufrecht und mächtig aus dem Raum. Die Luft scheint vor Spannung zu knistern. Es vergehen eins, zwei, drei Minuten und ich rege mich nicht von der Stelle. Eine heiße Träne rollt mir über die Wange. Ich weiß nicht, welche Nutzen meine Existenz überhaupt hat.

7.9.2099 06:03:00 Uhr Der rote Stift in meiner Hand zittert ganz leicht. Ich fühle mich wie betäubt, kann dem Lehrer heute noch schlechter lauschen als sonst. Ein Kloß sitzt in meinem Hals, ich denke, ich werde verrückt. Ich nehme meinen Block und meine Hand malt von ganz allein. Nichts konkretes, nur Muster. Es sieht aus wie eine Lotusblüte - Wieder knallt die Hand vor mir auf den Tisch. Dabei ist er gar nicht hier, muss ich mir sagen. Doch wieder zucke ich so heftig zusammen, dass mein Herz kurz stehen zu bleiben scheint. Wieder sehe ich seinen leeren Blick vor mir. Nichts ist in seinen schwarzen Augen. Mit zitternder Hand fahre ich mir durchs Haar, ich brauche halt. Meine Augen sind starr auf die Tischplatte gerichtet, ich sehe nur verschwommen. Seine Stimme, so schneidend, hallt in meinen Ohren. Er, mein eigener Vater lässt mich immer wieder zerbrechen, lässt mich gedrängt in einer Ecke zurück, lässt mich innerlich verstummen... Ich beiße mir fest auf die Lippe. Seine reißende Stimme wird lauter und lauter in meinem Kopf. Ich denke, ich werde verrückt. Mein Atem geht keuchend und schnell, mein Blut pulsiert kochend heiß, plötzlich ist alles zu viel, alles zu laut alles ist zu laut ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen doch ich kann nicht ich kann nicht ich kann nicht ich will hier raus raus aus meinem Kopf ICHDENKEICHWERDEVERRÜCKT ! Ich springe auf und schmeiße dabei meinen Stuhl um. Es ist totenstill, Blicke auf mir wie Nadeln und plötzlich, weiß ich was ich zu tun habe. Weiß endlich, was ich zutun habe. Ich starre dem Lehrer in die Augen, zum ersten Mal, fühle ich mich nicht unterdrückt und klein. Er ist fast unmerklich bemüht, seine Überraschung zu verbergen, doch er kann nichts vor mir verstecken, niemand kann das, ich habe sie alle durchschaut. Dann, ohne ein Wort, gehe ich aus dem Raum. Als ich rasch durch die Flure gehe, strecke ich meinen Arm aus und fahre mit dem Stift, der noch immer in meiner Hand liegt, an der Wand entlang. Es regnet als ich aus der Tür trete. Und ich lache, ich lache laut und pure Freude kommt aus meiner Kehle hervor, als ich anfange zu rennen. Die Regentropfen sind eine Melodie und ich breite die Arme aus wie Flügel. Endlich bin ich auch ein Vogel. Jetzt ist all die Last von mir abgefallen, ich werde niemals zurückkehren. Ich lasse alles hinter mir und fliege mit dem Wind. Ich werde losziehen und meine Mutter finden.

 

Liebe hannahkoch01,

willkommen bei den Wortkriegern.

Ich schmeiße mich direkt mal ins Getümmel:


Ich halte meine Augen einen Moment geschlossen und ich fühle plötzlich[,] wie der Druck kurz von meinen Schultern fällt.

Komma

Ich blicke mich um. Der kalte graue Himmel spiegelt sich in den Augen der Schüler um mich herum wieder.

Das "wieder" kannst du hier weglassen.

Bücher unter dem Arm und mit grauer Schuluniform bekleidet sehen sie alle gleich aus.

Mit Büchern unter dem Arm

Ich bin einer dieser Schüler

Ok, vorher dachte ich, dass deine Figur den Lehrer darstellt. Das kommt daher, dass du weiter oben, nämlich hier erwähnst:
Der kalte graue Himmel spiegelt sich in den Augen der Schüler um mich herum wieder. Mit erstarrten Gesichtszügen laufen sie rasch an mir vorbei. Bücher unter dem Arm und mit grauer Schuluniform bekleidet sehen sie alle gleich aus. Alle gleich. Die grauen Schüler vermischen

Hier redest du von "den Schülern", aber würde ein Schüler seine Gleichgesinnten nicht als "Klassenkameraden" oder als "Mitschüler" bezeichnen? Ich finde, die Bezeichnung "die Schüler" erweckt den Eindruck als würde jemand vom Lehrpersonal gerade auf seine Klasse hinab sehen. Kann aber auch sein, dass nur ich dies so wahrnehme. Du kannst dir ja mal Gedanken darüber machen.

Wir werden geboren um fleißige Menschen mit einem guten Job zu werden, unser ganzes Leben werden wir darauf vorbereitet, Vorschule, weiterführende Schule, Abendschule bis spät , Studium... Und wofür das alles? Damit wir hochangesehene Leute werden die keine Zeit für ihre Familien haben und unglücklich sterben. Das ist was ich von unserer Gesellschaft mitbekomme.

Man könnte denken, du sprichst von der Gegenwart ;)

Ich merke plötzlich[,] dass ich allein am Bahngleis stehe und haste den anderen hinterher in Richtung Abendschule.

Hier würde ich ein Komma setzen.

Ich weiß[,] dass wenn ich zu spät komme, wenn sie die Türen schon geschlossen haben, werde ich noch mehr Arbeit aufgehalst bekommen und sie werden meinen Vater anrufen.

Abgesehen von dem fehlenden Komma am Anfang, stimmt mit dem Satz etwas nicht. Ich erlaube mir mal einen Vorschlag: Wenn ich ankomme, nachdem sie die Türen geschlossen haben, wird mein Vater verständigt; und als Strafe werden sie mir eine Menge Arbeit aufbrummen.

Er wird wütend sein, meinetwegen musste er seine geliebte Arbeit unterbrechen.

So wie ich das verstehe, macht sich deine Figur gerade Gedanken über die Zukunft. So wie du es formulierst, wird die Zukunft zur Vergangenheit.
-> Er wird wütend sein, wenn er meinetwegen seine Arbeit unterbrechen muss.
So würdest du es verhindern, dass der Leser stolpert.

Wüsste ich es nicht besser[,] würde ich denken er liebt seinen Job mehr als mich

Komma

Ich beiße mir so stark auf die Lippe[,] dass ich Blut schmecke.

Jedoch keine Liebe[,] die etwas mit Freude zutun hat, sondern Liebe[,] die durch das Verlangen nach Wissen und Geld entstand.

Vorschlag: Diese Liebe hat jedoch nichts mit Freude zu tun, denn sie nährt sich vom Verlangen nach Wissen und Geld.

Die gefühlten viereinhalb Stunden meines Lebens[,] die ich mit meinem Vater verbracht habe[,] machen uns fast zu Fremden.

Bestehend aus Momenten der Einsamkeit...

Meiner Meinung nach kannst du diese "..." Stellen weglassen, denn ein einfacher Punkt entfaltet seine Wirkung bei kurzen und knackigen Sätzen am Besten. Bleibt aber deine Entscheidung.

Die kalte Luft weht mir ins Gesicht und ich wünschte[,] der Wind wäre stark genug um mich mit sich zu reißen, davonzutragen.

Ich weiß, welchen Gedanken du bei dieser Formulierung hattest. Aber "davontragen" wirkt hier überflüssig. Belasse es ruhig bei "mit sich reißen". Weniger ist manchmal mehr :).
Alternativ könntest du es auch so machen, damit es sich besser liest:

Die kalte Luft weht mir ins Gesicht und ich wünschte[,] der Wind wäre stark genug um mich mit sich zu reißen, mich davonzutragen.

18:25:49 Uhr Die Türen stehen noch offen.

Entweder, du setzt nach der Uhrzeit einen Punkt, oder du setzt ihn als Absatzüberschrift eine Zeile darüber. Genau wie du es am Anfang auch getan hast.

Sie sehen aus wie zwei gigantische Adlerschwingen[,] die mich empfangen.

Komma

Ich verlangsame meinen Schritt und gehe an den Reihen kahler Bäume vorbei[,] auf das große Gebäude zu.

Meine Sneaker machen kein Geräusch auf dem kalten Stein, es ist so still, man könnte meinen die Menschheit wäre ausgestorben.

Meine Sneaker bewegen sich geräuschlos über den kalten Stein. Es ist so still, dass man denken könnte, die Menschheit wäre ausgestorben.

Ich habe dir hier noch einmal einen Vorschlag gemacht. Merkst du den Unterschied? Meide umgangssprachliche Formulierungen, solange der Stil deiner Kurzgeschichte nicht bewusst darauf abzielt, oder du dich nicht in einem Dialog befindest.

Ich drehe mich um, suche den leeren Platz mit meinen Augen ab und sehe einen kleinen Vogel[,] dessen Federn blau schimmern als er sich wieder in den Himmel erhebt.

Ich bekomme eine leichte Gänsehaut und ein lächeln huscht mir über die Lippen.

(das) Lächeln

Ich habe gelesen[,] dass sie früher Vögel als Haustiere gehalten haben.

In kleinen Käfigen[,] die ihnen verboten richtig zu fliegen, frei zu sein.

Der Käfig hat den Vögeln verboten zu fliegen? Hmm... Es waren eher die Menschen. Der Käfig hat es ihnen eher "unmöglich gemacht" - "sie daran gehindert".

Schon witzig[,] dass wir jetzt diejenigen sind[,] die in einem solchen Käfig stecken.

Ich weiß nicht
welche Nutzen meine Existenz überhaupt hat.

Hier bist du um ne Zeile verrutscht.

Meine Schritte hallen an den weißen Wänden wieder und ich eile die Treppen hinauf. Um die Ecke und klopfe an die Tür von Raum 33.

Der Punkt ist hier unangemessen.

Als ich eintrete[,] blicke ich dem Lehrer nicht in die Augen.

Ich beuge meinen Oberkörper leicht nach vorne [Punkt] “Entschuldigen Sie die VerspätungKein Punkt[,] sage ich leise und richte mich wieder auf.

Aus dem Augenwinkel sehe ich nur[,] wie er mich ebenfalls keines Blickes würdigt [und] lautlos auf meinen Platz deutet.

Ich schaue auf meine perfekt gebügelte Hose. Um keine Blicke auf mich zu ziehen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich schaue auf meine perfekt gebügelte Hose, um keine Blicke auf mich zu ziehen, oder unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich stelle mir vor[,] dass ich ein paar Zentimeter über dem Boden schwebe und kein Geräusch von mir gebe[,] wenn ich laufe.

Kommasetzung scheint noch nicht deine Stärke zu sein :Pfeif:

Ich gleite auf meinen Stuhl und lege meine Hände vorsichtig vor mich auf die kühle Metallplatte.

Das Markierte ist überflüssig.

Er ist mein Freund[,] glaube ich.

Er hat gesagt[,] dass wir eines Tages losziehen und meine Mutter finden.

So wie jeder, dass sehe ich in seinen Augen.

das

Er redet schnell, ich schlage mein Buch auf und zwinge mich zum zuhören.

zwinge mich, zuzuhören.

Die ruhige[,] leise Stimme des Lehrers ist zu einem ständigen Hintergrundgeräusch geworden.

Immer wieder muss ich meinen Kopf schütteln[,] um mich am abschweifen zu hindern

Komma
Außerdem formulierst du hier, wie im Großteil deines Textes, zu umgangssprachlich. "am Abschweifen hindern"... mhm, könnte von die Omma ihre Formulierung sein.


Ich höre an dieser Stelle erst einmal auf.

Liebe Hannah, wie du schon sehen kannst, befindet sich dein Text momentan noch in einem (sorry) mehr oder weniger katastrophalen Zustand. Ich gehe davon aus, dass dies deine erste ernst gemeinte KG ist. Daher solltest du dich dringend mit der Kommasetzung beschäftigen. In meinen Texten, die ich bisher hier hochgeladen habe, befanden sich ebenfalls einige. Deshalb weiß ich, dass das alles nicht so einfach ist. Aber bei dir ist wirklich jeder zweite Satz davon betroffen.
Außerdem schreibst du mir zu umgangssprachlich. Versuche angemessen zu formulieren, wenn der Stil deines Textes nicht explizit darauf abzielt. Kommt vor, ist aber bei dir hier nicht der Fall.

Deine Grundthematik und die Botschaft ist interessant. Denn die Gesellschaft deiner Zukunftsszenerie passt auch auf die unsere. Die Gesellschaftskritik versinkt jedoch in der Masse an Fehlern, über die der Leser stolpert.

Überarbeite deine Zeilen doch noch einmal. Ich bin gerne bereit, dann ein ausführlicheres Feedback zum Inhalt kund zu tun.

Bis dahin.

Gruß

Dave

 

Lieber Dave,

Vielen Dank für die Anmerkungen und die Komma Korrektur (Ich arbeite dran :-))
Ich werde den Text auf jeden Fall nochmal überarbeiten und einige Stellen überdenken.
Was das umgangssprachliche angeht, ist das meistens so gewollt. Ich benutze das gerne um Gefühle meiner Personen so rüber zu bringen, wie ich es mir vorstelle :-)

Danke für dein Feedback!

Hannah

 

Liebe maria.meerhaba

Danke für deine Antwort und deine Meinung.
Ich verstehe auch, was du meinst, jedoch geht es in der Geschichte ja gerade darum, dass die Hauptperson eigentlich vollkommen im System ist und gezwungen ist, mit der Masse mitzuschwimmen, dann aber immer wieder und auch immer stärker merkt, dass sie so nicht leben kann.
Und ich finde, dass die Person sehr viel Emotion zeigt, nur dass diese zurückgehalten und unsicher ist. Man könnte sagen, die Person ist gebrochen.
Wie Ich das verstanden habe, hast du die Geschichte nicht zuende gelesen, sonst wüsstest du, dass die Person am Ende wegläuft und mit all dem abschließt.
Vielleicht sehen wir aber einfach etwas anderes in dieser Geschichte.

Lg Hannah

 

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