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Blaue Augen

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21.09.2017
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Blaue Augen

Ich habe nie verstanden, warum die Augen das Tor der Seele sein sollten.
Für mich waren Augen immer nur flache, platte Farbtupfer, die manchmal schön oder eben weniger schön waren. Noch nicht mal eine Lieblingsaugenfarbe hatte ich.
Und ich möchte ja nicht lügen, aber deine Augen, was waren deine Augen schon für mich. Blaue Farbtupfer in deinem Gesicht, nichts weiter.
Aber dann ist es irgendwann passiert und ich wünschte, es wäre nicht so.
Da waren du und ich und so viele andere Augenpaare in diesem Raum und so viele Stimmen und Geräusche. Und ich saß in der einen Ecke und du in der anderen, die Luft war stickig und meine Laune war am Boden. Mein Blick verfolgte den Stift, der auf das weiße Papier kritzelte und plötzlich hörte ich dich räuspern und plötzlich war da deine Stimme und ich konnte einfach nicht anders und musste mich von den schwarzen Strichen lösen.
Meine Augen trafen sofort auf deine. Blau und Braun vermischte sich, nur für einen so kurzen Moment, aber es war genug für mich. Du löstest deinen Blick von mir, aber ich konnte nicht. Ich musste dich einfach weiter anstarren und deine Augen leuchten sehen.
Plötzlich verstand ich die Menschen, die davon sprachen, ein ganzes Universum in den richtigen Augen sehen zu können. Denn da war es. Ich konnte es klar und deutlich sehen.
Dein Blau war nicht mehr nur dein Blau, sondern es war auch meins. Dein Blau war von einer Sekunde auf die andere mein gesamtes Universum geworden.
Und seitdem waren die anderen Augen nicht nur noch Farbtupfer, sondern schwarz-weiß.
Ich bin farbenblind geworden, seitdem ich dein Blau kenne.
Plötzlich ist alles nur noch grau, und plötzlich bin ich süchtig nach der Farbe, aber ich kann sie nur in dir finden und finde und finde sie einfach nur in dir.
Dabei wünschte ich mir, ich hätte meinen Blick niemals von den schwarzen Strichen gelöst und niemals mein Universum gefunden. Denn dabei habe ich meine Farbe verloren.

 
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Ich habe nie verstanden, warum die Augen das Tor der Seele sein sollten.
Genau aus dem Grund, warum Augen - wenn schon nicht das Tor - doch eine Tür zur Seele des andern öffnen,

liebe/r Skam -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Der Gesichtssinn entscheidet i. d. R. ab viertem Monat eines jungen Leben, wessen Antlitz es wiedererkennt und vor allem zugeneigt ist. Was mit der Mutterliebe eher durch eigene Hilflosigkeit als Kinderliebe erzwungen wird, wird mit der wachsenden Selbständigkeit den Zwang abstreifen und nahezu freiwillig erfolgen - bis der Blitz einschlägt ..., von dem Du erzählst - und einstweilen die Gefühlswelt durch-einander bringt, was den Schreck des Blitzes als Wettererscheinung manchmal ersetzt.

Warum trenn ich "einander" von der Vorsilbe?

Zwei Paar Augen können in dem je anderen ein Spiegelbild ihrer selbst erkennen. Daher kommt ja auch das ursprüngliche Zahlwort "ander", das erst im nhd. durch die zwei verdrängt wurde und heute noch selbst im Pronomen als Zahlwort überlebt im "einander" und noch ein halbes weniger im "anderthalb".

Das "Gesicht" (zu dem neben den Augen auch Mund - Geschmackssinn - und Nase - Geruchssinn - gehören) verstärken mitsamt dem Gehörsinn diesen Blitzeinschlag, man kann sich riechen, mag die Stimme und - findet Geschmack an anderer Lippe bzw. Zunge.

Das "Gesicht" kommt aus dem ahd./mhd. gesiht - und meint zuvörderst das Sehen als solches (klingt ja auch schon so, als wäre es ein abgeleitetes Partizip, aber vorsicht!, ist es nämlich nicht) , aber auch das Aussehen, den Anblick und das Anblicken, die Erscheinung.

Aber was so einfach erscheint - der Blitz hat halt eingeschlagen - hat im Verb "sichten" noch eine andere Seite:

"Sichten" stammt nämlich nicht vom Verb "sehen" ab, sondern ist niederrheinischen Ursprungs (holländisch zichten/ziften), um mit der lutherschen Bibelübersetzung ins nhd. Eingang zu finden - und es bedeutet eigentlich "sieben", also nicht das Zahlwort, sondern was man mit einem Sieb tut. Und wenn man erst das weiß, dass die genannten Sinne, zu denen nun auch das Tasten/Fühlen nach dem Blitzeinschlag zu zählen ist, aus vielen Eidrücken den einen, den trefflichen, heraus "sieben", da weiß man, dass diese Entscheidung - die vielleicht ein lebenlang Gültigkeit beansprucht, im Bruchteil einer Sekunde erfolgt

Für mich waren Augen immer nur flache, platte Farbtupfer, die manchmal schön oder eben weniger schön waren
den wichtigsten Beitrag dazu leisten ...

Das das Gefühlsleben in Deiner Geschichte durcheinander gerät, zeigt der Satz

Aber dann ist es irgendwann passiert und ich wünschte, es wäre nicht so.

Zwei, drei Dinge bleiben noch zu sagen: Du handelst klug, einen kleinen Text als Erstling hier einzustellen, was schon das Risiko der Fehlerquote eingrenzt. Und die ist hier gleich Null, um bei den Zahlwörtern zu bleiben. Es gibt tatsächlich für mich nix zu mäkeln.
Und das Dritte ist, mir hat der Einstand gefallen!

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hola Skam,

willkommen bei uns!
Selbstverständlich falle ich gleich über Deinen ersten Text her – aber höflich und kultiviert:D.
Es ist nämlich leider so, dass er mir nicht gefällt.
Im Forum bemühen wir uns, Kurzgeschichten mit einer Handlung (Plot) zu schreiben (nicht unbedingt so kurz wie Deine:)). Dein Text hingegen ist ein hübscher Gedanke, der ein wenig im Kreis fährt.
Zumindest bekomme ich diesen Eindruck bei zehnmal Wörtern mit ‚Auge’ und sechsmal ‚blau’. Das scheint mir reichlich bemessen für diese paar Zeilen.

Bei einer Szene hakelte es, weil ein Räuspern quer durch einen Raum

Und ich saß in der einen Ecke und du in der anderen, ...
... plötzlich hörte ich dich räuspern ...
nicht hörbar sein kann, zumal sich viele andere Menschen dort aufhalten:
Da waren du und ich und so viele andere Augenpaare in diesem Raum und so viele Stimmen und Geräusche.
Und hier ist ein Vertipper:
... süchtig nach der Farbe, aber ich kann sie nur in dir finden und finde und finde sich einfach nur in dir.

Kein tolles Resümee, aber meine ersten Geschichten waren auch leicht verbesserungswürdig:Pfeif:.
Hauptsache, Du bleibst am Ball.

José

 

Hallo Skam,

herzlich willkommen!

Eine Handlung, im Sinne eines psychologisch motivierten Handelns des Protagonisten, ist hier nicht zu finden. Daher möchte ich hier den englischen Begriff „Plot“ anbringen, mit dem man alle Zustandsveränderungen des Protagonisten innerhalb einer Geschichte bezeichnet.

Deine Geschichte hat eine Ausgangssituation, eine Wende und einen dem Anfang entgegengesetzten Schluss.
Also: Einen guten Einstieg hast du hier geleistet.

Lieben Gruß

Asterix

 

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