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Blasen

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11.05.2014
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Blasen

Es regnet. Ich sehe die Wassertropfen im Licht der Straßenlaternen. Jerome schwingt angetrunken seine Hüften und singt. Er ist der einzige Schwarze in unserer Football-Mannschaft und immer gut gelaunt. Er tanzt wie ein Wilder, wenn er einen im Tee hat. Ich frage mich, ob dieses Tanzen Vererbungssache ist, so ein Buschvolkding. Ich merke, wie mein Schädel anfängt, wehzutun. Ein leichtes Hämmern im Hinterkopf, so als würde der Kater anklopfen, um mich auf den Morgen vorzubereiten. Wasser tropft mir von den Haaren und läuft meine Stirn herunter. Es fühlt sich gut an, lindert den Kopfschmerz ein wenig. Wir erreichen eine Brücke. Unter uns sind Schienen. Sie glitzern im schwachen Licht, als wollten sie mich anlocken, mich forttragen aus dieser Stadt. Einfach woandershin.
„Warum stehen Weiber eigentlich auf Pferde?“, fragt Jerome.
„Wie kommst du jetzt darauf?“
„Black Horse, die Bar hieß doch so, oder?"
"Glaub schon."
"Und, keine Ahnung, das hab ich mich schon immer gefragt. Meine Mutter stand voll auf die Viecher. Ich versteh’s halt nicht. Sie haben so große Köpfe und scheißen alles voll.“
„Weiß auch nicht. Vielleicht weil sie starke Tiere sind, so richtige Brecher. Und frei.“
„Frei?“
„Wenn ich an Pferde denke, denke ich an Weite. So Wiesen mit Bergen im Hintergrund, sowas halt.“
Wir lehnen uns ans Brückengeländer, die Regentropfen stören uns nicht. Jerome spuckt auf die Gleise unter uns.
„Scheiß Whiskey“, sagt er. „Der Geschmack geht einem nicht mehr aus dem Maul.“
Ich rülpse. In der Ferne rauschen Autos über Straßen. Irgendwie beruhigend, finde ich, schließe die Augen und atme die Abendluft tief ein.
„Angst vor dem Spiel?“, fragt Jerome.
„Klar, ist schließlich das Endspiel.“
„Ja, hab auch Schiss.“
„Echt?“
„Ja. Ist das wichtigste Spiel der Saison, oder nicht? Das dürfen wir nicht verkacken. Da spielt man ne ganze Saison auf Topniveau, aber wenn wir den Pokal nicht holen, sind wir die totalen Versager.“
Football, das ist ein Sport. Reibung, Schweiß und Wut, Dampf ablassen, Mann gegen Mann. Wenn meine Gedanken so ihren Lauf nehmen, weg von Jerome und dem Alk, da frage ich mich, was aus meinem Leben geworden wäre, wenn ich nicht auf dem Football-Feld stünde.
„Mhhm. Soll ich uns ein Taxi rufen?“
„Mach doch.“
„Mach dir nicht so viele Sorgen. Wird schon schiefgehen“, sage ich, während unter uns ein Zug in die Nacht rollt.

Ich sitze mit ihr in der Badewanne, umgeben von Baderosen, Sektgläsern und Kerzenschein. Schaum gleitet ihre Haut entlang, als Crystal ihr Bein bewegt. Ich fühle, wie ihre Zehen meine Hoden berühren und sie anfängt, mit dem Fuß meine Eier zu massieren. Crystal heißt eigentlich Maria und ist die einzige Rothaarige bei Madame Saphirs Escort-Service. Der Trainer hatte Geburtstag und ich einen Grund, Maria zu rufen, um bei der Party nicht ohne Frau dazustehen. Sie lächelt, während ich einen Steifen kriege. Meine Hände umklammern die Seiten der Wanne, als säße ich in einem untergehenden Boot und wäre kurz vor dem Ertrinken. Aber die See besteht nur aus Seifenblasen und einer nackten Frau. Ich frage mich, wer da lächelt. Crystal oder Maria.
„Warum hast du mir eigentlich deinen richtigen Namen verraten?“, frage ich.
„Weil du gefragt hast.“
Sie ist wunderschön, erotisch und anziehend, ich glaube, so können nur Nutten sein. So verfügbar und gleichzeitig unnahbar, vertraut und anonym.
Ich schließe die Augen und sie streichelt mit ihrem großen Zeh über meine Eichel.

Ich jage sie durch meine Wohnung. Wir kichern, während wir nackt durch das Wohnzimmer laufen. Sie hat noch Seifenblasen im Haar und hinterlässt Fußabdrücke auf dem Parkett. Ich fühle mich wie ein Teenager, frei und verliebt. Wir erreichen das Schlafzimmer und sie legt sich aufs Bett. Ihre feuchte Haut glänzt im Licht und ich lege mich auf sie, streichle ihr Haar, ihren Bauch, ihre Brüste. Dann dringe ich in sie ein. Ich weiß, dass ich sie dafür bezahle und sie nur so tut, als gefiele es ihr, aber es ist mir egal. Was ich fühle, ist echt, was ich sehe und rieche und spüre. Ihre Wärme, der Geruch vom Badewasser und ihr rotes Haar, das auf meinem Kopfkissen liegt wie ein Schleier. Wir bewegen uns, sie stöhnt. Ich schließe die Augen, sehe sie nicht, denke nicht, spüre nur. Die Reibung und die Intimität. Eins zu sein für einen Augenblick. Dann komme ich. Ein Zucken, ein Innehalten, dann ist der Moment vorbei. Dann bin ich wieder der Football-Spieler - nur ein Gesicht auf Mannschaftspostern in Kinderzimmern - und schlafe mit einer Nutte. Sie schaut an mir vorbei, als wäre an der Zimmerdecke eine Sternschnuppe.

Ihr Kopf liegt auf meiner Brust. Ich spüre, wie Luft aus ihrer Nase strömt und auf meiner Haut kitzelt.
„Was würdest du tun, wenn du nicht, du weißt schon, tun würdest, was du eben tust?“, frage ich.
Sie schweigt und ich bekomme das Gefühl, dass meine Frage unangemessen sei. Doch sie antwortet.
„Ich wäre gerne Sängerin. Nicht so eine Popsängerin vor Riesenpublikum oder so. Nein, ich würde in Kneipen singen, in einem blauen Kleid und mit Pianobegleitung oder so. Und alle Männer werfen mir bewundernde Blicke zu. Sie wollen mit mir schlafen.“ Sie lächelt und ich denke, dass ich zum ersten Mal ihr Maria-Lächeln sehe. „Aber ich lasse sie nicht an mich ran. Ich habe einen Mann und eine Tochter und lebe in einer kleinen Wohnung. Und du?“
„Weiß nicht.“
„Hm.“
Ich blicke an die Zimmerdecke und sehe grüne Felder und Berge, einen Bach im Wald und die Weite der Ebene.
„Magst du Pferde?“, frage ich.

Ich starre auf das Grau meines Spindes. Das Endspiel beginnt in wenigen Minuten. Mein schwarzes Outfit fühlt sich enger und schwerer an als sonst. Unser Coach hält eine Motivationsrede über Prestige und die Zukunft. Jerome sitzt neben mir und beobachtet den Trainer, als wäre er der einzige Lichtpunkt in völliger Dunkelheit. Es folgt Gebrüll, einer für alle, alle für einen. Wir hauen uns gegenseitig auf die Schulterpolster, bevor wir unsere Helme aufsetzen und ich die Welt durch ein Gitter sehe. Der Korridor ist farblos und kühl. Das Geräusch unserer Schritte hallt von den Wänden wider und es blitzt, als Reporter Fotos schießen und Kameras uns filmen, während wir warten. Ich kann die Zuschauer bereits dumpf und unwirklich hören. Das Intro, das unseren Einmarsch ankündigt, beginnt. Es ist auf Englisch und mit Orchestermusik unterlegt und dann knallt das Feuerwerk und wir rennen. Einige Spieler brüllen. Ich konzentriere mich auf den Rücken meines Vordermannes. Schütz, Nummer 32. Ich versuche mich an meine eigene Nummer zu erinnern, aber sie fällt mir nicht ein.
Gesichter füllen die Ränge der Arena. Kleine Stecknadelköpfe, die im Flutlicht leuchten wie schwache LEDs. Ihre Blicke brennen sich durch mein Outfit, machen mir das Atmen schwer. Beim Kick-Off gehe ich in die Knie und starre in das Gesicht meines Gegenübers, ins Gesicht des Gegners. Hellblaue Augen, grimmig und kampflustig, als wolle er mich zerfleischen. Jerome steht neben mir.
„Wir zeigen es den Arschgeigen“, flüstert er. „Wir kauen sie durch und spucken sie aus, wirst schon sehen.“
Ich nicke und dann fallen mir die Unsicherheit meines Gegenübers und das nervöse Zucken seiner Mundwinkel auf.

Wir haben gewonnen, Jerome wurde Man of the Match und ich im dritten Quarter ausgewechselt. Wir feiern den Pokalgewinn in irgendeiner Kneipe. Ich halte meinen Kopf schief und betrachte die Bläschen im Bier. Sehe, wie sie an die Oberfläche treiben, nur um dort zu zerplatzen. Zwischen Deep Purple und ZZ Top kippen wir uns Bier und Whiskey hinter die Binde. Jerome und ich sind die letzten aus dem Team.
„Touchdown“, brüllt er und hämmert mit dem leeren Glas auf die Theke. Er lächelt dabei und ich frage mich, wie er jemanden anlächelt, den er liebt. Der Barkeeper schenkt nach, ich klammer mich an das Holz, um nicht vom Hocker zu kippen.
„Hast richtig geil gespielt, Mann“, sagt er.
„So? Sag das dem Coach.“
„Ach, der … der ist doch bescheuert. Der würde nicht mal Talent erkennen, wenn es ihm vor die Füße pisst.“
„So?“
„Mhm.“
„Nächste Saison räumen wir alles ab. Wir geben denen richtig Zunder.“
„Sicher …“
Und dann schweigt er und starrt auf die Maserung der Holztheke.

Wir schlendern durch die Nacht. Vorbei an vereinzelten Lichtern und torkelnden Gestalten. Ich muss mich an einen Baum lehnen und durchatmen, um nicht zu kotzen. Da sehe ich einen Erotikshop. Eine Brünette zeigt ihre Silikontitten auf einem Schild. Wo die Nippel sein müssten, sind rosa Sternchen.
„Ich glaube, ich liebe eine Nutte“, sage ich.
Jerome dreht sich zu mir um.
„Dein Ernst?“
„Oh jaaa.“
Die Worte eines Betrunkenen sind die Gedanken eines Nüchternen.
„Warum?“
„Warum liebt man jemanden? Alles nur Chemie im Kopf.“
Ich klopfe mit dem Zeigefinger an meine Stirn.
„War nie gut in Chemie“, sagt Jerome.
„Ich schütte dir mein Herz aus, und du redest von Chemie. Hast du je eine Frau so geliebt, so richtig? So, dass du immer an sie denken musst, wenn du andere Frauen siehst?“
„Ich glaube nicht.“
„Blöd.“
Ich starre auf die Sternchen der Brünetten. Sehe ihr Lächeln. Es ist ein Crystal-Lächeln. Dann spüre ich, wie mein Magen verkrampft und mir etwas Saures die Speiseröhre hochkriecht. Bevor ich etwas tun kann, sprudelt mir Kotze aus dem Mund und meine Gedanken werden von einer dunkelbraunen Suppe verdrängt.

Ich stehe im Anzug vor dem Spiegel. Man steht automatisch grader in einem Anzug, stolzer. Ich fahre mir ein letztes Mal durch die Haare und trage ein wenig Aftershave auf. Es klingelt. Ich öffne die Tür. Maria steht in einem dunkelroten Kleid vor mir. Es passt perfekt zu ihren Haaren und dem Lippenstift. Sie duftet nach Himbeeren und Frühling. Am liebsten würde ich auf die Gala pfeifen, mit ihr im Bett verschwinden und nie mehr herauskommen. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Es wäre ohnehin zu teuer.
„Wollen wir?“, fragt sie.
„Gerne“, sage ich und muss mich dabei anhören wie ein verschüchterter Teenager bei seinem ersten Date.
„Fährst du?“, fragt sie.
„Gott bewahre, ich werde mich betrinken müssen, um diese langweilige Party zu überstehen. Wir nehmen ein Taxi.“

Nachdem ich Hände geschüttelt und vage vertraute Gesichter angelächelt habe, sitze ich an der Bar und trinke einen Cocktail. Einen Touchdown. Wie passend. Ich sehe den Trainer und einige Spieler, doch keine Spur von Jerome. Maria sitzt neben mir und blickt gelangweilt in die Ferne. Ich will irgendwas Geistreiches sagen, sie wenigstens zum Lachen bringen, aber mir fällt nichts ein. Ich sauge weiter am Strohhalm und warte auf Jerome. Aber er kommt auch nach einer weiteren Stunde nicht. Als der Trainer vorbeischaut, um ein paar Worte mit mir zu wechseln, frage ich ihn, wo Jerome bliebe.
„Hast du es noch nicht gehört?“, fragt er.
„Nein, was denn?“
Ich bekomme Schiss, will die Antwort gar nicht wissen.
„Er wird nächste Saison in der NFL spielen.“
„Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten“, tönt es von dem anderen Ende des Saals. Der Redner ist einer vom Team. Er erzählt, wie erfolgreich wir sind, das beste Team Deutschlands, und wie glorreich unsere Zukunft aussieht. Ich sehe lächelnde Gesichter, höre Jubelrufe, schmecke den Cocktail auf meiner Zunge. Alles wirkt so surreal, als wäre gerade ein Traum zu Ende gegangen, zerplatzt wie eine Seifenblase. Als hätte ich Krebs gekriegt, einfach so, und mein Leben liege in den letzten Zügen, während andere fröhlich sind. Ich stelle meinen Drink weg und packe Maria am Arm. Wir gehen aufs Herrenklo, es ist keiner da. In der hintersten Kabine schließe ich ab und lass meine Hose runter. Sie geht auf die Knie, ohne nachzufragen, ohne aufzusehen, ohne auch nur irgendwas zu sagen. Sie bläst mir einen, aber ich spüre nichts. Nicht ihre Zunge, nicht ihren Speichel, nicht ihre Wärme. Ich denke nur an Jerome und daran, wie er sich verpisst hat, einfach so, ohne was zu sagen, ohne sich zu verabschieden. Der Rest der Mannschaft wirkt wie ein Fremdkörper, wie ein Splitter im Finger, den man nicht rauskriegt. Und Jerome hat mich verraten. Nach einer Viertelstunde gibt Maria auf, ich bin nicht gekommen.
„Gehen wir nach Hause“, sage ich.

„Was ist los?“
Wir fahren durch die Stadt. Meine Stirn berührt das Seitenfenster, mein Atem hinterlässt Spuren auf dem kalten Glas. Lichter ziehen vorbei, das Leben zieht vorbei. Der Taxifahrer summt gelangweilt vor sich hin.
„Ich liebe dich“, flüstere ich.
„Was?“
„Ja, es ist wahr.“
Sie schweigt. Das ist die einzige Antwort, die ich brauche.
Sie schnallt sich ab und rückt näher. Ich spüre ihren Atem an meinem Ohr.
„Ich …“, fängt sie an.
Ich weiß, sie wird mich auch verlassen. Genau wie der Verräter. Ich will es nicht hören.
„Taxifahrer, machen sie bitte das Radio lauter.“
Er fummelt am Radio rum, ich blicke durch die Windschutzscheibe und sehe kurz die Katze, die vor das Auto huscht.
"Vorsicht", brülle ich.
„Scheiße“, brüllt der Taxifahrer. Er reißt das Lenkrad rum, der Wagen gerät außer Kontrolle und durchbricht ein Brückengeländer.

Glassplitter fliegen durch die Luft wie feiner Sand. Alles dreht sich. Maria schießt an mir vorbei wie in Zeitlupe. Zwischen den Sitzen hindurch, durch die Windschutzscheibe. Ich will nach ihr greifen, sie festhalten. Aber es ist sinnlos. Die Gleise unter der Brücke kommen immer näher. Dann der Aufprall. Maria knallt noch vor dem Auto mit dem Gesicht auf die Schienen. Ich höre ein Knacken, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ihr Kopf verdreht sich um hundertachtzig Grad und dann begräbt das Auto ihren zierlichen Körper unter sich. Die Lenkstange durchbohrt beim Aufprall die Brust des Taxifahrers. Ich sehe noch, wie Blut durch das Taxi spritzt, fühle warme Flüssigkeit auf meinem Gesicht. Dann werde ich nach vorne gerissen. Ich höre das Brechen meiner Beine. Dann verliere ich das Bewusstsein.

Grüne Felder erstrecken sich vor mir. Ich sitze im Rollstuhl auf dem Balkon. Ich bin in der Reha. Meine Beine sind zertrümmert worden. Ich weiß, dass ich nie wieder Football spielen kann. Unter mir auf einer Wiese wiehern Pferde. Sie galoppieren im Kreis und ihre Mähnen wehen. Ich muss lächeln und vergesse für einen kurzen Moment die Schmerzen. Die Physiotherapie ist eine Qual, aber die Therapeutin ist süß und freundlich. Das macht alles etwas leichter. Die Medien haben die Sache kaum erwähnt. Ein Football-Spieler hatte einen Unfall. Keine Namen, keine Interviews, die ganze Sache war nur ein paar Sekunden im Kurzticker wert. Ich gucke viel fern, was anderes bleibt mir kaum, so wie die Dinge zurzeit stehen. Ich habe neulich Jerome im Fernsehen gesehen. Er wird in Amerika gefeiert. Ein großes Talent, ein Hoffnungsträger des Sports. Ich habe seit dem Endspiel nichts mehr von ihm gehört.
Wenn ich die Wiese beobachte, sehe ich Maria auf einem Pferd sitzen. Sie strahlt übers ganze Gesicht. Sie reitet ohne Sattel über die Ebene, die Sonne geht unter und ihr Haar leuchtet feuerrot. Sie singt. Das Lied ist wunderschön. Ich stehe an einem Zaun und sie reitet auf mich zu. Kurz bevor sie mich erreicht, werden aus ihr Seifenblasen. Sie schweben durch die Abendluft und reflektieren das Licht der untergehenden Sonne wie kleine Spiegel. Sie erreichen mich und zerplatzen, als hätte es sie nie gegeben. Nebel bedeckt die Berge im Hintergrund und die Blätter der Bäume sterben ab.

 

Hallo gibberish

Vorab, ein paar Korrekturen, sicherlich nicht komplett, da ich so meine Schwächen in der Rechtschreibung habe. Aufgefallen ist mir aber trotzdem :

Einfach woandershin.
ich bin mir nicht sicher aber eine google Suche sagt: woanders hin

Ich fühle mich wie ein Teenager, frei und verleibt.
verliebt

Es folgt Gebrüll, einer für alle, alle für einen.
ist es nicht: Einer für Alle, Alle für Einen, großgeschrieben?


Zu der Geschichte: Du schreibst wieder mal recht gut, die Geschichte ist passend melancholisch geschrieben. Die Ausdrücke sind für den Erzähler vielleicht stimmig, wobei ich persönlich das "Nutte", "Bushvolkding", "Neger" usw. etwas unangebracht finde, bzw. ich denke es geht auch ohne. Da weiss ich nicht, welche Wirkung du erzielen wolltest damit. Der Protagonist ist ja ein wenig vulgär aber da haben mir andere Geschichten von dir, von der Sprache her, besser gefallen (z.B die Tochter der Schlange. Auch ein vulgäres Umfeld aber dadurch, dass dort, nicht alles aus der Ich-Perspektive schreibst, kann das etwas mehr kontrastieren, bzw. entspannen.

Insgesamt find ich Blasen etwas schwach für deine Verhältnisse. Es sagt irgendwie nicht viel aus, oder ich komme einfach nicht dahinter. Eine Romanze, ja, über Männer, Stärke, Freiheit und Liebe, aber irgendwie will das Ganze trotzdem bei mir nicht so zünden. Vielleicht ist es zu alltäglich.

Beste Grüße

 

Hey Gibberish :)

Mir fehlt bei diesem Text die Spannung.

Es spielt Musik, irgendein Popsong aus dem Radio. Das Whiskeyglas in meiner Hand ist kühl. Die Riffelung des Glases fühlt sich gut an. Ich weiß nicht, wie viel ich schon gebechert habe. Konturen verschwimmen, ich weiß, dass ich lalle und meinen Kopf schief halte. Wie immer, wenn ich betrunken bin.
Ich denke, der erste Absatz sollte den Leser mehr fesseln. Warum sollte ich diese Geschichte bis zum Ende lesen? Für mich ist dieser Absatz nur eine Aneinanderreihung von ähnlich aufgebauten Sätzen.

„Wollen wir Billard spielen?“, frage ich Jerome.
Warum will der Prot plötzlich Billard spielen, obwohl er es nicht mag? Ich verstehe, dass er darüber nachdachte, was wäre wenn... Und er ist betrunken. Trotzdem macht das für mich nicht wirklich Sinn.

Es regnet. Wassertropfen tanzen im Licht der Straßenlaternen. Jerome hat beim Billard gewonnen. Er schwingt seine Hüften und singt. Ich frage mich, ob dieses Tanzen Vererbungssache ist, so ein Buschvolkding

Das Wassertropfen im Licht tanzen, dieser Satz passt für mich irgendwie nicht an dieser Stelle. Du beschreibst alles andere recht nüchtern und dann plötzlich dieser Satz. Ich weiß nicht, vielleicht bin auch auch überkritisch, haha :)
Und zum Buschvolkding: Ich find's herrlich! Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Ich musste jedenfalls grinsen. :)

Ich sitze mit ihr in der Badewanne, umgeben von Baderosen, Sektgläsern und Kerzenschein.
Der Wechsel zu diesen erotischen Szenen in diesem Absatz ist mir zu abrupt. Habe mich da als Leser irgendwie vor den Kopf gestoßen gefühlt.
Finde es allerdings toll, wie du Maria/Crystal darstellst. ("Ist es nun Marias oder Crystals Lächeln?")
Außerdem finde ich es gut, dass der eigentliche Sexakt relativ nüchtern beschrieben ist. So wird mir als Leser klar, dass da keine Gefühle sind und dass es wirklich eher ein Geschäft ist...
Herrlich fand ich die Frage "Magst du Pferde?" :D

Den Unfall hast du gut dargestellt, aber ich hätte mir mehr von dieser Spannung im restlichen Text erhofft.
Finde auch den vorletzten Absatz recht gut, die Sinnlosigkeit und Leere, die der Prot empfindet, kommt gut rüber.

Alles in allem: Viele schöne Wendungen, aber zu wenig Spannung. Würde eine Menge streichen.

Peace,
Inosch

 
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Hola gibberish,

ich gratuliere zum neuen Opus! Da hast Du ja ganz groß ausgeholt. Mir hat es sehr gut gefallen.
Lebhafte und kompakte Sprache, Sätze mit Inhalt und Kraft – da steckt ordentlich Arbeit drin!
Doch bevor das Applaudieren im Stehen stattfindet, ein bisschen Genöle:
Von

„Wollen wir Billard spielen?“, ...
bis
„Man kann’s ja mal versuchen.“
habe ich das Gefühl, Du wolltest unbedingt diesen Witz verkaufen. Aber ich kaufe nichts.

... und lassen den Regen auf uns niedergehen.
Die beiden sind zwar knülle, aber dass die sich so ganz easy vollregnen lassen, glaube ich nicht. Deren Gespräch empfinde ich so als unwahrscheinlich – mir fehlt ein Zusammenhang, eine Überleitung. Sagt der wirklich:
"Und Pferdemähnen, die im Wind wehen.“?

... während unter uns ein Zug gen Schwärze rollt.
Scheint mir ein bisschen zu originell.

Sie lächelt, während ich einen Steifen kriege. Meine Hände umklammern die Seiten der Wanne, als säße ich in einem untergehenden Boot ...

Deine Hände umklammern den Badewannenrand?
Du bist zu ängstlich. Vertrau ihr! Sie weiß, was sie tut.

... und wäre kurz vor dem Ertrinken.
Mit einem schönen Steifen? In solchen Momenten hat mir das Leben immer besonders viel Spaß gemacht! Ich hätte mich genießend zurückgelehnt und mir eine Zigarre geschnappt.

Sie ist wunderschön, erotisch und anziehend, ich glaube, das können nur Nutten sein.
Finde ich gut, vielleicht aber: SO können nur Nutten sein?

So verfügbar und gleichzeitig unnahbar, vertraut und anonym.

Das ist klasse. Bei "vertraut" bin ich mir nicht sicher, denn da muss man Stammkunde sein. Und hier läuft der Text zu ganz großer Form auf:

Ich jage sie durch meine Wohnung. Wir kichern, während wir nackt durch das Wohnzimmer laufen. Sie hat noch Seifenblasen im Haar und hinterlässt Fußabdrücke auf dem Parkett. Ich fühle mich wie ein Teenager, frei und verliebt. Wir erreichen das Schlafzimmer und sie legt sich aufs Bett. Ihre feuchte Haut glänzt im Licht. Ich lege mich auf sie, streichle ihr Haar, ihren Bauch, ihre Brüste. Ich dringe in sie ein. Ich weiß, dass ich sie dafür bezahle und sie nur so tut, als gefiele es ihr, aber es ist mir egal. Was ich fühle, ist echt, was ich sehe und rieche und spüre. Ihre Wärme, der Geruch vom Badewasser und ihr rotes Haar, das auf meinem Kopfkissen liegt wie ein Schleier. Wir bewegen uns, sie stöhnt. Ich schließe die Augen, sehe sie nicht, denke nicht, spüre nur. Die Reibung und die Intimität. Eins zu sein für einen Augenblick. Dann komme ich. Ein Zucken, ein Innehalten, dann ist der Moment vorbei. Dann bin ich wieder der Football-Spieler - nur ein Gesicht auf Postern in Kinderzimmern - und schlafe mit einer Nutte.
Das ist SO gut geschrieben, gibberish! Trage die Nase ruhig schön hoch – verdientermaßen!
Zweimal muss ich das lesen. Sauber, mit Augenmaß, ohne die üblichen Ausrutscher.
Nein – dreimal! Ich bin total begeistert von dieser Normalität, die weder Dich noch sie in eine unschöne Position bringt. Ihr habt einen Deal und glücklicherweise auch den Verstand, die Dinge so ablaufen zu lassen, dass es keinen Verlierer gibt. Besonders schön:

... , dann ist der Moment vorbei. Dann bin ich wieder der Football-Spieler ...
Tja, so ist es beim Mann. Es gäbe weniger Gekeife, wenn das alle Frauen bedenken würden.
Der Mann kehrt heim und versorgt wieder seine Familie – kein Grund, auszurasten.

Sie schaut an mir vorbei, als wäre an der Zimmerdecke eine Sternschnuppe.

Das ist einfach nicht zu toppen! Gibberish – das hat Stil! Glückwunsch.

Auch hier ist Verstand im Spiel:

„Was würdest du tun, wenn du nicht, du weißt schon, tun würdest, was du eben tust?“
Ein Proll würde sagen: „Mädel, du siehst so gut aus – warum tust du das? Hast du das nötig?“ Ja, blöd.
Aber sie sagt:
„Ich wäre gern Sängerin.“
Prima.
Mein Resümee: Deine erotische Szene ist so geschrieben, wie ich mir den optimalen Text dafür vorstelle. Ich finde, das kann man nicht besser machen! Einfach großartig. Das bleibt mir in Erinnerung – verlass Dich drauf.
Schade für mich – wenn ich mal einen erotischen Text schreiben wollte, dann müsste der genau so sein wie Deiner. Und dann würden sie alle mit Fingern auf mich zeigen und schreien: „Das hat er bei gibberish geklaut!“ Tragisch.

Lieber Freund – das hat gezündet!
Die Geschichte geht noch weiter. Du schreibst gut wie immer, es gibt nicht viel zu mäkeln. Manchmal denke ich, dass bei der wörtlichen Rede mehr Emotion zulässig wäre.
„Hast gespielt wie ein Wilder, so richtig geil“, sagt er.
„Aber wir sind schon ein geiles Team, oder?“
„Nächste Saison haben unsere Gegner nichts zu lachen.“
Hier unterhalten sich zwei ältere Herren am Rande des Tennisplatzes, nicht zwei Pittbulls.

Es geht weiter, selbstverständlich habe ich bis zum Ende gelesen, aber ich möchte nicht noch ein paar Seiten kommentieren. Ich hatte ein Riesenstück Erdbeertorte mit doppelt Sahne – das muss reichen. Hab Dank, mein Lieber, für dieses gute Stück. Das war mir wirklich ein tolles Leseerlebnis. Was die Länge Deiner Texte angeht, so ist das Deine Planung. Ich als ehemaliger Long-Story-Writer meine, nach meiner Umerziehung bei den Wortkriegern, dass diese Ausdehnung nicht bei allen Lesern gut ankommen könnte. Aber Du bist der Chef.

Schöne Grüße an den sehr talentierten Autor! (Und natürlich an seinen Protagonisten;))
José

 
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Hallo Gibberish,

zu deinen Geschichten habe ich bisher noch keinen Kommentar geschrieben und das wäre auch diesmal nicht geschehen, wenn ich nur die Überschrift und die ersten beiden Absätze gelesen hätte... dann nämlich hätte ich mir gedacht: oh Mann, wieder so ein innerlich verrotteter Lonesome-Rider, der Frauen als Spielzeug für seine egozentrischen Zwecke (siehe Überschrift) missbraucht. Dann aber eine sensible Seelenstudie mit immenser Poesie angereichert. Nun ja, der Schluss war etwas effekthascherisch, das hätte man zarter machen können und überhaupt: warum müssen die Protagonisten in derartigen Kurzgeshichten stets - komplett vor die Hunde gehen.

Ein paar Einzelbemerkungen:

Dicken Typen mittleren Alters, die sich gegenseitig aufziehen, weil sie es nicht gebackenkriegen, die schwarze Kugel

Wassertropfen tanzen im Licht der Straßenlaternen.
schön :)

„Warum stehen Weiber eigentlich auf Pferde?“, fragt Jerome.
kommt trotz allem bisschen unvermittelt, aber in der Folge eine sehr gute Klammer für alles weitere, ein Bild, das bleibt...

Ich jage sie durch meine Wohnung. Wir kichern, während wir nackt durch das Wohnzimmer laufen. Sie hat noch Seifenblasen im Haar und hinterlässt Fußabdrücke auf dem Parkett. Ich fühle mich wie ein Teenager, frei und verliebt.
Gut gemacht; gerade das richtige Maß; erotisch, im Sinne von anregend zwar nicht, aber die Szene mit nicht zu viel und nicht zu wenig Genauigkeit

Labert über Prestige und die Zukunft.
du benutzt weiter oben schon mal "labern", das finde ich für dieses umgangssprachliche Wort einfach zu viel...

Ein Meer aus Gesichtern füllt die Ränge der Arena.
mm das mit dem "Meer" habe ich wohl schon zu oft gelesen, im folgenden passen die Vergleiche wieder besser...

Alles wirkt so surreal, als wäre gerade ein Traum zu Ende gegangen, zerplatzt wie eine Seifenblase. Als hätte ich Krebs gekriegt, einfach so, und mein Leben liegt in den letzten Zügen, während andere fröhlich sind. Ich stelle meinen Drink weg und packe Maria am Arm.
ok: sein bester Freund wechselt in die nfl, aber seine Gedankenwelt erzählt mir keiner, stattdessen zum kompensieren ab aufs Klo und (siehe Titel), ziemlich banale Reaktion, aber nachvollziehbar

Sie reitet ohne Sattel und prescht über die Ebene, die Sonne geht unter und ihr Haar leuchtet feuerrot.
Ohne Sattel kannst du nicht über die Ebene preschen, glaub mir :)

Kurz bevor sie mich erreicht, wird sie zu Seifenblasen. Sie schweben durch die Abendluft und reflektieren das Licht der untergehenden Sonne wie kleine Spiegel. Sie erreichen mich und zerplatzen, als hätte es sie nie gegeben. Nebel bedeckt die Berge im Hintergrund und die Blätter der Bäume sterben ab.
starkes Ende :)

Ich freue mich mehr von dir zu lesen...
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo gibberish,

ich muss ehrlich sagen: der Anfang hat mir nicht so gut gefallen, also die ersten beiden Absätze. Ich hab aber trotzdem weitergelesen - mich hat nur der Inhalt der ersten beiden Absätze nicht angesprochen. Irgendwie hat mich das Gerede übers Trinken genervt und ich weiß auch nicht, ob das wirklich wichtig ist für die weitere Geschichte.

Den Rest hab ich dann gern gelesen, hat mir gefallen. Ich finde die Dialoge sehr authentisch, überhaupt die Figuren.

Der Schluss war... hart. Den Absatz, in dem du den Unfall beschreibst, fand ich schon heftig, aber auch wirklich gut, wirklich gut geschrieben, auch wenns nicht schön zu lesen war.

noch so ein paar Gedanken (wirklich nur Gedanken, musst du auch nicht ernst nehmen, ich schreib nur auf, was mir durch den Kopf gegangen ist):

Ich halte meinen Kopf schief und betrachte die Bläschen im Bier. Sehe, wie sie an die Oberfläche treiben, nur um dort zu zerplatzen.
schön irgendwie, wie da nochmal Blasen auftauchen

Ich wäre gerne Sängerin.
da dachte ich mir. "Och nö." Das war für mich ein bisschen klischeemäßig :D

„Scheiße“, brüllt der Taxifahrer. Er reißt das Lenkrad rum, der Wagen gerät außer Kontrolle und durchbricht ein Brückengeländer.
voll gut, die Stelle, kam für mich echt überraschend

Ich jage sie durch meine Wohnung. Wir kichern, während wir nackt durch das Wohnzimmer laufen. Sie hat noch Seifenblasen im Haar und hinterlässt Fußabdrücke auf dem Parkett. Ich fühle mich wie ein Teenager, frei und verliebt. Wir erreichen das Schlafzimmer und sie legt sich aufs Bett. Ihre feuchte Haut glänzt im Licht. Ich lege mich auf sie, streichle ihr Haar, ihren Bauch, ihre Brüste. Ich dringe in sie ein. Ich weiß, dass ich sie dafür bezahle und sie nur so tut, als gefiele es ihr, aber es ist mir egal.
weiß nicht, ob das Absicht war, aber da fängst du sehr oft mit "Ich" an

So, vielleicht hilft dir ja was davon!

Und ich mag deinen Schreibstil wirklich gern! Behalt dir den bei :)

Liebe Grüße,

Tintenfisch

P.S: Und sorry, eine Stelle muss ich wirklich noch kommentieren :D

„Warum stehen Weiber eigentlich auf Pferde?“, fragt Jerome.
Ich nicht!

 

Hallo gibberish,

Du behandelst in deiner Geschichte mehrere interessante Themen. Freundschaft, Teamgeist, Liebe, Verlust. Jerome ist nicht nur der Teamkollege deines Prot., er ist auch sein bester Freund. Sie können sich im Match blind aufeinander verlassen. Er kann ihm alles erzählen. Und dann ist dieses Mädchen Crystal, oder Maria, aus dem Escort-Service, in die er sich verliebt. An einer Stelle war ich an Pretty Women erinnert.
Die Geschichte hat mir gefallen, obwohl ich empfand, dass die einzelnen Episoden wie mit einem Beamer an die Wand geworfen schienen, und nun reden wir darüber. Innerhalb einer jeden Episode ist man in der Geschichte drin, keine Frage.

Wir haben gewonnen

Ich habe es zur Kenntnis genommen, aber ich habe nicht beim Spiel mitfiebern können. Das ist ein bisschen schade. Du wirst sagen, das Spiel selbst ist für die Story zweitrangig, aber der Satz hat nicht gewirkt.

Dass Jerome das Team und damit auch ihn verlassen hat, hat deinen Prot. schwer verletzt, das hat man gut spüren können. Nicht spüren konnte ich aber, wie er sich in Maria verliebt hat. Und dass sie ihm im Herrenklo einen blasen musste, und dies entsprechend AGB’s auch ohne Widerrede getan hat, war auch kein Indiz dafür, dass er für sie etwas empfand. Da hat er sie im Rahmen der Vereinbarungen benutzt.

Trotzdem fand ich die Szene im Taxi rührend und spannend und habe mitgezittert, als die Katze vors Auto läuft, während der Fahrer die Musik lauter drehen will, weil ich ja wusste, dass sie sich abgeschnallt hatte. Das konnte nur schiefgehen. Dass es so endgültig war, hat mich betroffen gemacht, aber daran gibt’s absolut nichts zu meckern.

Er erzählt, wie erfolgreich wir seien, das beste Team Deutschlands, und wie glorreich unsere Zukunft aussähe.

Hier will mir der Konjunktiv nicht gefallen. Wenn der Satz zu Ende ist, hat man des Gefühl sagen zu müssen: Wenn ... Er erzählt doch wirklich, wie erfolgreich sie sind und die Zukunft sieht doch in dem Moment wirklich glorreich aus.

Als hätte ich Krebs gekriegt, einfach so, und mein Leben liegt in den letzten Zügen, während andere fröhlich sind.

Hier wäre der Konjunktiv nun wieder vonnöten: ... und mein Leben liege in den ...

Ich hab’s gerne gelesen :)

Schönen Gruß
khnebel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Matthew,

schön, von dir zu lesen.

Du schreibst wieder mal recht gut, die Geschichte ist passend melancholisch geschrieben. Die Ausdrücke sind für den Erzähler vielleicht stimmig, wobei ich persönlich das "Nutte", "Bushvolkding", "Neger" usw. etwas unangebracht finde, bzw. ich denke es geht auch ohne. Da weiss ich nicht, welche Wirkung du erzielen wolltest damit. Der Protagonist ist ja ein wenig vulgär aber da haben mir andere Geschichten von dir, von der Sprache her, besser gefallen (z.B die Tochter der Schlange. Auch ein vulgäres Umfeld aber dadurch, dass dort, nicht alles aus der Ich-Perspektive schreibst, kann das etwas mehr kontrastieren, bzw. entspannen.

Freut mich, dass dir der Schreibstil gefallen hat. Ist mal was anderes als Horror oder Sci-Fi, da hab ich noch nicht so viel Erfahrung mit, und freut es mich natürlich sehr, dass die gewollte Melancholie bei dir angekommen ist.

Ja, die Vulgärsprache. Ist vielleicht Geschmackssache und ich bin auch nicht der vulgärste Mensch unter der Sonne, aber ich finde eigentlich, dass das zu dieser Geschichte gut passt. Wer denkt nicht so? Denkst du wirklich: Warum tanzt der Maximalpigmentierte so albern? Oder: Ich möchte mit der Professionellen schlafen? Oder sind die Worte deutlicher? Meine Absicht war es einfach, die Gedankengänge des Protagonisten realistisch zu gestalten, und political correctness ist nun mal nicht realistisch in einem solchen Fall.

Insgesamt find ich Blasen etwas schwach für deine Verhältnisse. Es sagt irgendwie nicht viel aus, oder ich komme einfach nicht dahinter. Eine Romanze, ja, über Männer, Stärke, Freiheit und Liebe, aber irgendwie will das Ganze trotzdem bei mir nicht so zünden. Vielleicht ist es zu alltäglich.

Das finde ich schade, aber ich bedanke mich für deine Ehrlichkeit. Nur so kommt man weiter. Denn es kann natürlich gut sein, dass ich als Autor, der natürlich mehr "Wissen" hat, da mehr im Text sehe als tatsächlich drinsteckt, oder es nicht gut genug vermitteln konnte.

Ich danke dir für deinen ehrlichen und motivierenden Kommentar. :)

Liebe Grüße,
gibberish


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Hallo Inosch,

Ich denke, der erste Absatz sollte den Leser mehr fesseln. Warum sollte ich diese Geschichte bis zum Ende lesen? Für mich ist dieser Absatz nur eine Aneinanderreihung von ähnlich aufgebauten Sätzen.

Warum will der Prot plötzlich Billard spielen, obwohl er es nicht mag? Ich verstehe, dass er darüber nachdachte, was wäre wenn... Und er ist betrunken. Trotzdem macht das für mich nicht wirklich Sinn.

Ich habe den Anfang jetzt komplett verändert, auch weil das in anderen Kommentaren angemerkt wurde, und ich hoffe, dass er jetzt etwas spannender ist. Die ganze Kneipenszene fällt raus, nur einige Sätze habe ich beibehalten und "nach hinten geschoben". Danke für diese Anregung. Vor allem Probleme hinsichtlich der Spannung fallen mir selbst nur schwer auf. Da braucht es Input von außen. Mal sehen, ob ich da noch was entfernen kann.

Es freut mich, dass dir die Erotikszenen gefallen haben. Ja, der Wechsel dahin war abrupt, aber ich weiß jetzt spontan nicht, wie ich das ändern könnte, ohne zu viel drumrum zu labern, was wieder zulasten der Spannung gehen würde. Ich habe mich bei diesem Text wirklich nur auf in meinen Augen Wesentliches konzentriert.

Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren, freut mich wirklich sehr.

Einen schönen Tag,
gibberish


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Hallo Feuerwanze,

Den Aufbau der Geschichte fand ich ganz gut, auch wenn ich kein Fan von diesem Sport bin.

Keine Sorge, ich auch nicht. :D

Wie meine Vorkommentierer schon erwähnten, ist es ein langsamer Aufbau bis zum Finale, aber andererseits wirkt dieses gerade dadurch so drastisch und unerwartet.
Verstehst du, man denkt sich erst: "Och ja, der Junge hat jetzt eben etwas Pech, weil sein Kumpel diesen Verrat begeht und so..."
Und dann - Wumm - alles weg!
Das ist erschütternd und würde mit einem kürzeren Aufbau vielleicht nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Finde ich schön, dass du das so siehst. Denn der Unfall würde ja nicht schockieren, wenn einem die Charaktere egal wären. Dazu braucht es natürlich auch den Aufbau. Da ich die ersten zwei Absätze rausgenommen habe, ist der Text jetzt natürlich kürzer, aber ich finde, das tut dem Text gut, da er jetzt noch fokussierter ist. Schon erstaunlich, wie wertvoll die Anregungen der Wortkrieger immer wieder sind. Find ich echt super.

Die kleinen Fehler habe ich natürlich ausgebessert. ;)

Liebe Grüße,
gibberish

 

Hallo gibberish,

ich hab den Kommentar gestern schon angefangen zu schreiben und jetzt hab ich grad gesehen, dass du den Anfang schon geändert hast... Also kannst du den ANfang meines Kommentars einfach außer Acht lassen ;) Mir gefallen die Absätze jetzt schon viel besser.

lieben Gruß,

Tintenfisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola josefelipe,

Da hast Du ja ganz groß ausgeholt. Mir hat es sehr gut gefallen.
Lebhafte und kompakte Sprache, Sätze mit Inhalt und Kraft – da steckt ordentlich Arbeit drin!

Freut mich wahnsinnig, dass dir die Geschichte gefallen hat. Hab versucht kompakter zu schreiben, schön, dass das einigermaßen gelungen ist.

Die beiden sind zwar knülle, aber dass die sich so ganz easy vollregnen lassen, glaube ich nicht. Deren Gespräch empfinde ich so als unwahrscheinlich – mir fehlt ein Zusammenhang, eine Überleitung. Sagt der wirklich:
"Und Pferdemähnen, die im Wind wehen.“?

Naja, wenn ich besoffen bin, ist mir ein bisschen Regen ziemlich egal. :D Daher denke ich, dass das schon sein kann, dass die sich einfach beregnen lassen. Aber die Dialoge, die habe ich ein bisschen umgeschrieben, den auf der Brücke und vor allem den nach dem Spiel. Soll ja keiner denken, da säßen alte Männer bei einem Bierchen. ;)

Deine sprachlichen Anmerkungen sind wie immer sehr hilfreich. Der Anfang fällt weg, also kein Witz mehr zum Verkaufen, und sonst habe ich alle übernommen, außer das mit der Badewanne und dem Ertrinken. Vielen, vielen Dank.

Mein Resümee: Deine erotische Szene ist so geschrieben, wie ich mir den optimalen Text dafür vorstelle. Ich finde, das kann man nicht besser machen! Einfach großartig. Das bleibt mir in Erinnerung – verlass Dich drauf.
Schade für mich – wenn ich mal einen erotischen Text schreiben wollte, dann müsste der genau so sein wie Deiner. Und dann würden sie alle mit Fingern auf mich zeigen und schreien: „Das hat er bei gibberish geklaut!“ Tragisch.

Danke, danke, danke. Das ist echt ein Riesenlob. Wenn man was wagt, so wie ich mit der Erotik im Text, die ja in meinen anderen Kurzgeschichten nicht wirklich vorkam, ist man natürlich immer unsicher. Umso mehr freut mich, dass das gezündet hat.

Ich hatte ein Riesenstück Erdbeertorte mit doppelt Sahne – das muss reichen. Hab Dank, mein Lieber, für dieses gute Stück. Das war mir wirklich ein tolles Leseerlebnis. Was die Länge Deiner Texte angeht, so ist das Deine Planung. Ich als ehemaliger Long-Story-Writer meine, nach meiner Umerziehung bei den Wortkriegern, dass diese Ausdehnung nicht bei allen Lesern gut ankommen könnte. Aber Du bist der Chef.

Dieser Text hier ist ja nur halb so lang wie mein üblicher Umfang, und ich bin sehr zufrieden mit der Länge. Vielleicht wird die nächste auch nur so "kurz", aber mal sehen, das Studium vereinahmt mich langsam wieder und das Schreiben wird die nächsten Monate zu kurz kommen. Aber so ist das Leben als Hobby-Autor. :D

Bleibt mir nur, mich zu bedanken für diesen unglaublich motivierenden und auch hilfreichen Kommentar. Wir lesen voneinander.

Ich wünsche dir nur das Beste,
gibberish


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Hallo Isegrims,

zu deinen Geschichten habe ich bisher noch keinen Kommentar geschrieben und das wäre auch diesmal nicht geschehen, wenn ich nur die Überschrift und die ersten beiden Absätze gelesen hätte... dann nämlich hätte ich mir gedacht: oh Mann, wieder so ein innerlich verrotteter Lonesome-Rider, der Frauen als Spielzeug für seine egozentrischen Zwecke (siehe Überschrift) missbraucht. Dann aber eine sensible Seelenstudie mit immenser Poesie angereichert. Nun ja, der Schluss war etwas effekthascherisch, das hätte man zarter machen können und überhaupt: warum müssen die Protagonisten in derartigen Kurzgeshichten stehts - komplett vor die Hunde gehen.

Da freut es mich natürlich, deine Erwartungen enttäuscht zu haben. Und jetzt, wo die ersten zwei Absätze wegfallen, sollte das kein Problem mehr sein. ;) Aber danke für deine ehrliche Meinung, schon interessant, wie Texte unterschiedlich wahrgenommen werden.

Ich habe erst ein Happy-End erwogen, aber das hat sich nicht richtig angefühlt, nicht zum Ton der Geschichte gepasst, war so mein Gefühl. Und dem bin ich einfach gefolgt und habe eben kein Ende drin, bei dem alle zusammen glücklich sind. Klar, ein Mittelding wäre auch gegangen, aber hätte das den Leser mitgenommen? Ich weiß es nicht. Der Unfall, ja, der ist schon ziemlich deutlich und knapp beschrieben, zarter ginge da wohl tatsächlich. Werde mir was überlegen. Danke für die Anregung.

sein bester Freund wechselt in die nfl, aber seine Gedankenwelt erzählt mir keiner, stattdessen zum kompensieren ab aufs Klo und (siehe Titel), ziemlich banale Reaktion, aber nachvollziehbar

Hmm, die Reaktion sollte eigentlich für sich sprechen, vielleicht funktioniert das aber auch nur für mich. Gott sei Dank ist es noch nachvollziehbar, aber vielleicht kann ich das ja noch ein bisschen ausbauen. ;)

Deine anderen Anmerkungen habe ich umgesetzt, den Text überarbeitet. Vielen vielen Dank hierfür.

Ich freue mich mehr von dir zu lesen...

Und das freut mich natürlich sehr. Wir lesen bestimmt noch voneinander und ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Romanprojekt. Das ist eine Riesensache, da braucht es unglaubliche Disziplin für. Hut ab.

Liebe Grüße,
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfisch,

ich muss ehrlich sagen: der Anfang hat mir nicht so gut gefallen, also die ersten beiden Absätze. Ich hab aber trotzdem weitergelesen - mich hat nur der Inhalt der ersten beiden Absätze nicht angesprochen. Irgendwie hat mich das Gerede übers Trinken genervt und ich weiß auch nicht, ob das wirklich wichtig ist für die weitere Geschichte.

Ja, das hat sich ja jetzt erledigt mit dem Anfang. Kam in meinem Kopf wohl besser an als auf dem Papier, aber für das Aufmerksammachen gibt es ja die Wortkrieger. Und ich habe den Anfang erst nach deinem Kommentar geändert, also da gab's noch nichts zum Ignorieren. ;)

Den Rest hab ich dann gern gelesen, hat mir gefallen. Ich finde die Dialoge sehr authentisch, überhaupt die Figuren.

Das freut mich natürlich sehr, denn welche Geschichte funktioniert schon ohne glaubwürdige und interessante Charaktere? Da investiere ich schon viel rein und bete, dass es funktioniert. Umso schöner, wenn es ankommt.

Der Schluss war... hart. Den Absatz, in dem du den Unfall beschreibst, fand ich schon heftig, aber auch wirklich gut, wirklich gut geschrieben, auch wenns nicht schön zu lesen war.

Ja, Isegrims meinte ja, am Ende wäre ich zu effekthascherisch geworden, dieser Unfall und das Leid, aber ich finde, zu viele Drumrumgeschreibe nähme ein bisschen die Intensität. Klar, Isegrims hat schon recht, das verfolgt ganz klar die Absicht, ein bisschen zu "schocken", und ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, das zu entschärfen, aber ich finde grad dass es kurz und knapp und deutlich beschrieben ist, hat so einen "Das ist jetzt nicht wirklich passiert?"-Effekt, der mir ehrlich gesagt ganz gut gefällt. :D

weiß nicht, ob das Absicht war, aber da fängst du sehr oft mit "Ich" an

Stimmt, ist entschärft, habe die Sätze umgestellt. Vielen Dank für den Hinweis.

Und ich mag deinen Schreibstil wirklich gern! Behalt dir den bei

Ich werde mein Bestes geben. Danke für die wirklich motivierenden Worte.

„Warum stehen Weiber eigentlich auf Pferde?“, fragt Jerome.
Ich nicht!

Dann wärst du in meiner Familie aber nicht in guter Gesellschaft. :D Die sind alle vernarrt in die Viecher.

Vielen Dank für deinen tollen Kommentar,
gibberish


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Hallo khnebel,

An einer Stelle war ich an Pretty Women erinnert.

Ah, eine Perle des Kitsch. Ich hoffe, meine Geschichte erinnert nicht allzu sehr daran, das würde ich nämlich überhaupt nicht ertragen können. :D

Die Geschichte hat mir gefallen, obwohl ich empfand, dass die einzelnen Episoden wie mit einem Beamer an die Wand geworfen schienen, und nun reden wir darüber.

Ja, das ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass ich hier sehr kompakt schreiben wollte, jedenfalls für meine Verhältnisse. Meine Stories kommen für gewöhnlich nicht unter 30.000 Zeichen und die hier hat nur die Hälfte. Hatte natürlich befürchtet, er könnte episodenhaft wirken, immerhin wechseln die Szenen ziemlich schnell, aber wie gesagt, so kurz ist ungewohnt für mich, da braucht es noch Übung. :D

Ich habe es zur Kenntnis genommen, aber ich habe nicht beim Spiel mitfiebern können. Das ist ein bisschen schade. Du wirst sagen, das Spiel selbst ist für die Story zweitrangig, aber der Satz hat nicht gewirkt.

Hmm, interessanter Gedankenanstoß. Nähme ich das Spiel rein, kann es sich natürlich negativ auf den Spannungsbogen auswirken, denn, wie du ja richtig anmerkst, ist das Spiel für die eigentliche Handlung zweitrangig. Da ich mich eben entschieden habe, kürzer zu schreiben, habe ich das ausgespart, nachdem ich erwogen hatte, das Spiel doch zu beschreiben. Und dann kommt noch hinzu, dass ich keine Ahnung von Football habe, also viel Recherche für Nebensächliches. Klar, da hab ich zweimal drüber nachgedacht, tue ich jetzt immer noch, da es mich schon reizen würde, eine "Sportszene" zu schreiben. Ich denk noch drüber nach. Aber danke für den Gedankenanstoß, lieber khnebel.

Nicht spüren konnte ich aber, wie er sich in Maria verliebt hat. Und dass sie ihm im Herrenklo einen blasen musste, und dies entsprechend AGB’s auch ohne Widerrede getan hat, war auch kein Indiz dafür, dass er für sie etwas empfand.

Jetzt könnte ich natürlich ganz provokant fragen, ob er sie denn wirklich liebt, oder ob sie nicht für etwas anderes steht, aber natürlich ist es ganz normal und völlig okay, wenn da eine Liebesgeschichte gelesen wird, steht ja auch im tag. Das ist nur meine Interpretation - hier kommt wieder dieses lästige Autorenwissen durch -, da Geschichten bei jedem doch anders ankommen. Das Distanzierte war jedenfalls gewollt, vielleicht kann ich aber noch einige Nuancen einbauen, die zeigen, was Maria empfindet.

Trotzdem fand ich die Szene im Taxi rührend und spannend und habe mitgezittert, als die Katze vors Auto läuft, während der Fahrer die Musik lauter drehen will, weil ich ja wusste, dass sie sich abgeschnallt hatte. Das konnte nur schiefgehen. Dass es so endgültig war, hat mich betroffen gemacht, aber daran gibt’s absolut nichts zu meckern.

Das freut mich riesig und das lass ich jetzt einfach so stehen. Vielen vielen Dank.

Um den Konjunktiv habe ich mich gekümmert, danke.

Ich wünsche dir schon mal ein schönes Wochenende und bedanke mich für deine Zeit und Mühe,
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo gibberish,

ich habe den Text gerne gelesen. Zwar habe ich einmal nachgesehen, wie lange er noch ist (was eben bedeutet, dass er für mich Längen hat und mich an besagter Stelle nicht mehr fesseln konnte), aber er hat zwischendurch kleine Perlen an Sätzen, die mir gefallen haben.

Jedoch schreibst du für meine Lesart manchmal mit unsauberen bzw. für mich unpassenden Bildern. Da will ich dir ein paar raussuchen, damit du weißt, was ich meine:

Jerome schwingt besoffen seine Hüften und singt.
Besoffen ist für mich in der Betrunkenheitsskala schon recht weit hinten. Da kommen keine geraden Sätze mehr raus, die Person lallt, kotzt und hat eigentlich kein Interesse mehr am Umfeld.

Angetrunken würde mir besser gefallen. Oder:
Angeheizt durch den Whiskey schwingt Jerome seine Hüften und singt.


Wir lehnen uns ans Brückengeländer und lassen den Regen auf uns niedergehen.
Das liest sich, als müssten sie damit eine Strafe aushalten.
In der Ferne rauschen Autos über Straßen und der Regen plätschert.
Der Regen plätschert auch in der Ferne?

Schaum verteilt sich auf dem Boden des Badezimmers, als Crystal ihr Bein bewegt.
Wie muss ich mir das vorstellen? Das Wasser steht bis oben an die Kante, dann bewegt Crystal das Bein, das Wasser schwappt etwas und befördert den Schaum über die Wanne entlang auf den Boden?
Oder schüttelt sie ihr Bein neben der Wanne, so dass der Schaum gleich auf dem Boden landet?


Der Barkeper schenkt nach, ich klammer mich an das Holz, um nicht vom Hocker zu kippen.
Barkeeper

Ich bin bei der Reha.
in der Reha

Sie galoppieren im Kreis und ihre Mähnen wehen im Wind.
Die Mähnen wehen, weil die Pferde galoppieren. Im Winde wehen die nur, wenn sie grasen würden.


Die Medien haben die Sache kaum erwähnt. Ein Football-Spieler hatte einen Unfall. Keine Namen, keine Interviews, die ganze Sache war nur ein paar Sekunden im Kurzticker wert.

Ich hatte verstanden, dass er schon recht bekannt ist - wegen der Poster in den Kinderzimmer. Ich mein, Poster werden doch von keinen Nonames gedruckt, oder?

Sie reitet ohne Sattel über die Ebene,
auf Isegrims Kommentar hast du die Stelle verändert. Isegrims hat wohl noch nie Winnetou gesehen ;)


Kurz bevor sie mich erreicht, wird sie zu Seifenblasen.
werden aus ihr Seifenblasen


Wie schon vorhin angedeutet, haben mir einige Stellen sehr gut gefallen, grade auch die mit Maria. Die Verletztheit von Jerome, als sein scheinbar bester Freund einfach abhaut, hast du auch gut hinbekommen.
Um dir zu sagen, was man kürzen könnte, müsste ich jetzt noch etwas mehr Zeit haben, vielleicht ein andermal.

Den Titel fand ich erst naja, aber nach dem Lesen muss ich sagen, dass er wunderbar auf die verschiedenen Situationen und Bilder passt.

liebe Grüße
bernadette

 

Hallo bernadette,

ich habe den Text gerne gelesen. Zwar habe ich einmal nachgesehen, wie lange er noch ist (was eben bedeutet, dass er für mich Längen hat und mich an besagter Stelle nicht mehr fesseln konnte), aber er hat zwischendurch kleine Perlen an Sätzen, die mir gefallen haben.

Freut mich, dass du den Text gerne gelesen hast, auch wenn das mangelnde Fesseln hier ein Wermutstropfen ist. Umso schöner, dass dich einige Sätze doch bei der Stange gehalten haben. Das finde ich toll. :) Ich guck da beizeiten selbst noch mal rüber, wenn ich etwas mehr Distanz zum Text habe, um die ein oder andere Länge zu eliminieren. Danke für den Hinweis.

Deine sprachlichen Anmerkungen sind alle super, und ich habe sie soweit umgesetzt. Einige Sätze habe ich umgestellt, hier und da passendere Worte genutzt, sodass ich hoffe, diese Problemchen beseitigt zu haben. ;)

Den Titel fand ich erst naja, aber nach dem Lesen muss ich sagen, dass er wunderbar auf die verschiedenen Situationen und Bilder passt.

Ja, der Titel kann schon gewisse Erwartungen wecken, habe mich deshalb auch gegen den Erotik-tag entschieden. Aber ich finde ihn schön und er passt ja auch, also bin ich damit zufrieden. Super, dass du das ähnlich siehst.

Freut mich jedenfalls riesig, dass du den Text gelesen und auch für gut befunden hast. Und natürlich danke ich dir fürs Kommentieren.

Liebe Grüße zurück,
gibberish

 

Hey gibberish

Nach deinem Ende der Strasse wollte ich natürlich hier reinschauen. Auch dieser Text hat mir gut gefallen, ganz warm geworden bin ich damit nicht. Ich kann daraus keine Kritik ableiten, ich schildere bloss meine Leseeindrücke.
Zum Inhalt: Die Story gibt Stoff für drei Kurzgeschichten her (du erinnerst dich an deinen Kommentar zum Verrat? :)) und mir fehlte zum Teil etwas die Hinführung und die Zeit, mich in der Situation zurechtzufinden, denn schon kam wieder was Neues (Das Spiel, das Gespräch über die Liebe, der Abgang von Jerome, der Unfall). Schade, zum Beispiel, dass die Gedanken des Prots „von einer dunkelbraunen Suppe“ verdrängt werden. Die hätte ich nämlich gerne gelesen. Gut, hast du hier das durchgängige Motiv der Blasen, das hält die ganze Sache zusammen und mit der Zeit konnte ich die einzelnen Episoden als Schlaglichter lesen und akzeptieren und als solche finde ich sie sehr gelungen - z.B. die (Nicht-)beziehung zu Maria. Aber ich habe nie ganz in die Geschichte als Geschichte reingefunden.
Zum Stil: Sicher und gekonnt und daher nur eine allgemeine Bemerkung und zwei Details: Aufgefallen ist mir bei diesem Text die Kürze vieler Sätze, was u.a. dazu führt, dass diese mit „Ich…“ oder „Sie ist…“ u.ä. beginnen und der Text für mich zuweilen etwas gehetzt und nicht so rund wirkt. Zum Beispiel hier:

Der Korridor ist farblos und kühl. Das Geräusch unserer Schritte hallt von den Wänden wider. Es blitzt, Reporter schießen Fotos, Kameras filmen uns. Wir warten. Ich kann die Zuschauer bereits hören. Dumpf und unwirklich. Das Intro, das unseren Einmarsch ankündigt, beginnt.
Wassertropfen tanzen im Licht der Straßenlaternen.
Dieses Bild passt für mich nicht so ganz. Regentropfen bewegen sich in genau eine Richtung. Oder hast du an andere Wassertropfen gedacht?

Es regnet. […] Wasser tropft mir von den Haaren und läuft meine Stirn herunter. […] Wir lehnen uns ans Brückengeländer, die Regentropfen stören uns nicht. […] Ich rülpse. Regen plätschert und in der Ferne rauschen Autos über Straßen.
Das Regenmotiv finde ich sehr gut, doch insgesamt überstrapaziert. Vielleicht beim letzten Satz etwas Olfaktorisches oder Akustisches als Sinneseindruck?

Gern gelesen, liebe Grüsse
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Peeperkorn,

vielen Dank fürs Reinschauen und natürlich fürs Kommentieren.

Nach deinem Ende der Strasse wollte ich natürlich hier reinschauen. Auch dieser Text hat mir gut gefallen, ganz warm geworden bin ich damit nicht. Ich kann daraus keine Kritik ableiten, ich schildere bloss meine Leseeindrücke.

Das freut mich natürlich sehr, wenn andere Texte zum Weiterlesen verleiten, aber natürlich nehme ich mir auch zu Herzen, dass du nicht warmgeworden bist mit Blasen. Und Leseeindrücke haben doch meist was sehr Offenbarendes. ;)

Die Story gibt Stoff für drei Kurzgeschichten her (du erinnerst dich an deinen Kommentar zum Verrat? ) und mir fehlte zum Teil etwas die Hinführung und die Zeit, mich in der Situation zurechtzufinden, denn schon kam wieder was Neues (Das Spiel, das Gespräch über die Liebe, der Abgang von Jerome, der Unfall).

Klar erinnere ich mich an den Verrat. ;)
Dass du nicht reingefunden hast in den Text, liegt wohl an dem Episodenhaften, das ja auch schon angesprochen wurde, dieses schnelle Wechseln von Szenen, das das Reinfinden erschwert. Schön, dass die Episoden als solche durchaus funktionieren, aber auch das Gesamtbild sollte stimmig sein. Da bin ich wohl zu kurzangebunden gewesen. Aber deine Kritik ist sehr hilfreich, da ich nun weiß, was zu kurz ist und wo ich doch weiter ausholen muss.

Sicher und gekonnt und daher nur eine allgemeine Bemerkung und zwei Details: Aufgefallen ist mir bei diesem Text die Kürze vieler Sätze, was u.a. dazu führt, dass diese mit „Ich…“ oder „Sie ist…“ u.ä. beginnen und der Text für mich zuweilen etwas gehetzt und nicht so rund wirkt.

Schön, dass dir der Stil gefällt.
Ich habe die Passage ein bisschen umgeschrieben, sodass der ein oder andere Punkt wegfällt. Danke für den wertvollen Tipp. Denn durch meinen Text hetzen, will ich keinen. ;)

Das mit den Regentropfen und der Überstrapazierung des Motivs habe ich überarbeitet. Vielen vielen Dank.

Ich wünsche dir eine angenehme Woche,
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gibberish,

Deine Geschichte schildert die Etappen einer Desillusionierung. Das entscheidende Football-Match wurde zwar gewonnen, aber der Protagonist weiß, dass der Coach nicht gerade zufrieden mit seiner Leistung war. Dann verpisst sich Jerome, der Superstar der Mannschaft und Freund-Kumpel der Hauptfigur ohne ein Wort des Abschieds zum Karrierestart in der NFL. Am Ende der Geschichte gibt´s ein Autounfall mit Toten und bleibenden Schäden beim Ich-Erzähler.

Das ist sicher kein meisterhafter Plot, sondern eher die Skizze eines Ereignisverlaufs, der abwärts weist. Ich denke aber, das kann man so machen, denn immerhin gibt es so etwas wie eine Kontinuität zwischen den einzelnen Szenen. Diese ist allerdings nicht ganz schlüssig.

Ich kann mir einerseits nicht erklären, weshalb die Karrierepläne von Jerome es erzwingen, dass er nicht mehr an der Gala teilnehmen kann. Der Coach reagiert ja so, als ob es völlig klar wäre, dass Jerome nicht an der Party teilnimmt, weil er in der nächsten Saison in Amerika spielen wird. Das eine hat aber mit dem anderen eigentlich nicht viel zu tun.

Zweitens erschließt sich nicht, weshalb Jerome einfach abhaut, ohne sich zu verabschieden. Okay, das stellst Du als Faktum der Kategorie "so beschissen sind die Menschen" einfach in den Raum, und der Leser muss es schlucken. Bei mir hinterlässt es trotzdem ein Fragezeichen, denn normalerweise funktionieren Freundschaften nicht so.

Was nun das gewaltsame Ende betrifft, da gelangt das Drama an seinen Tiefpunkt, den schmerzlichsten Teil der Geschichte. Mal abgesehen von dem Detail, dass ein Verkehrsunfall mit zwei Toten und einem Schwerverletzten, wegen einer Katze auf der Fahrbahn statistisch gesehen sicher die Ausnahme darstellt, wirkt dieses Ende ein wenig erzwungen.

Wenn man also fragt, was eigentlich die negativen Ereignisse in Gang setzt, bleibt das bei Jeromes grußlosem Abschied unerklärlich und beim Autocrash ist es Zufall. Ich denke, dass das Leben oft so funktioniert. Wir können uns manchmal beim besten Willen nicht erklären, weshalb uns das Schicksal beißt und wir am Ende als Verlierer dastehen. So gesehen, thematisiert Deine Geschichte die Willkür von Sieg und Niederlage, von Gewinn und Verlust. Andererseits wird das Ganze dabei ein bisschen beliebig.

Ich finde es grundsätzlich geschickter, wenn Ursache und Wirkung deutlicher auf einander bezogen werden können und der Autor das Gestaltungselement Zufall nur als Ausnahme bemüht. Trotz dieser Kritik verfehlt Deine Geschichte nicht ihre Wirkung, man denkt als Leser schon, dass der Junge ziemlich mies dran ist.

Meine Empfehlung wäre, bei zukünftigen Geschichten mehr am Plot zu arbeiten, auch wenn Dich die szenische Ausgestaltung und der Transport von Stimmungsbildern mehr interessiert. Der Plot ist das, was in Film und Literatur den entscheidenden Unterschied zu Werbung, Promo, PR usw ausmacht. Atmosphäre, Bilder zeichnen, Emotionen wecken, das können auch die anderen. Aber in einem guten Plot steckt eben die besondere Macht und Kraft der Literatur.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Ja, es war mir schon ein Anliegen, Stimmungen zu erzeugen und eher an der Sprache zu arbeiten. Da ist der Plot zu kurz gekommen, auch weil ich etwas Kürzeres schreiben wollte. Jetzt sehe ich, dass es im Endeffekt doch zu kurz war, zu szenisch auch, und dass der Plot so seine Lücken hat und als Gesamtbild recht schwach ist. Zum Beispiel die Szene auf der Gala, wo Jerome nicht auftaucht, die fand ich auch bedenklich, da man sich schon fragt, was ihn am Erscheinen dort genau hindert. Ich hätte ihn hinzufügen und ihn mit dem Protagonisten reden lassen können, aber wäre das ähnlich "verräterisch"? Hm, vielleicht habe ich zu viel mit dem Holzhammer gearbeitet. ;)

Klar, das Leben spielt so, Zufall und unerklärliches Handeln, und das wollte ich hier auch zeigen, dass Momente schnell vorbei sein können, das Leben intakt sein kann und dann zerplatzt wie eine Seifenblase, einfach so aus einer Mischung von Zufall und Untätigkeit, aber ich wollte dabei nicht, dass es beliebig wirkt.

Daher danke ich dir sehr für diese Anmerkungen bezüglich des Plots und dessen allgemeine Funktionsweise, die ich beim Schreiben meines Romans, der mich die nächsten Monate, wahrscheinlich länger, beschäftigen wird, beherzigen werde. Sei versichert, solche Anmerkungen prallen nicht an mir ab.

Ich wünsche dir einen sonnigen Start in den Oktober,
gibberish

 

Hallo maria.meerhaba,

sorry für die späte Antwort. Ich habe mir einen Bänderriss zugezogen und das forderte erstmal meine Aufmerksamkeit. Aber jetzt heißt es sitzen und ausruhen. Also viel Zeit zum Lesen und Schreiben. ;)

Ich kann nicht wirklich sagen, dass sie mir gefällt, aber schlecht finde ich sie auch nicht. Vor allem der Anfang, als die beiden an der Brücke standen, da hast du so ein tolles Bild gezeichnet, die hatte ich glasklar vor Augen, das fand ich super. Hier und da hast du auch schöne Szenen drinnen, wie er mit ihr im Bett liegt und diese albernen Fragen stellt, das hat mir auch gefallen. Aber diese Szenen waren irgendwie rar und dann der Höhepunkt, der auch schön gezeichnet wurde, der mir aber nicht gefallen hat.

Na, das ist doch wenigstens etwas. Die Geschichte hat so ihre Probleme, das wurde schon angesprochen und das sehe ich auch ein, aber es ist schön, zu lesen, dass sie auch Höhepunkte hat. Ich habe den Plot vernachlässigt, das weiß ich, und meinen Fokus auf die szenische Darstellung an sich gelegt. Im Nachhinein habe ich damit viel Potenzial verschenkt, klar, aber trotzdem hat sich das Schreiben für mich gelohnt.

Auf alle Fälle, der Text hat keine Hänger und in meinen Augen funktionieren die Prots und das ist eigentlich das Wichtigste an einer Geschichte. Stimmt’s?

Da bin ich ganz bei dir, Maria, das sehe ich genauso. ;)

Der Titel ist grauenhaft, der passt nicht zur Geschichte, denn er liest sich wie eine Provokation und deine Geschichte provoziert überhaupt nicht.

So? Ich finde, er passt ganz wunderbar zur Geschichte. Die Blasen sind schließlich das Hauptmotiv und halten alles zusammen. Dass das provoziert ... nun gut, das kann man so sehen, aber ich denke, vor allem, da es keinen Erotik-Tag gibt, auf den ich absichtlich verzichtet habe, dass am Ende klar ist, warum die Geschichte so heißt.

Vielen Dank für deinen tollen Kommentar und ein angenehmes Wochenende wünscht dir,
gibberish

 

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