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Serie Black Lady - Episode vier

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19.02.2005
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Black Lady - Episode vier

Black Lady

Episode 4:
Aufbruch nach Aurora


An irdischen Verhältnissen gemessen, handelte es sich bei Aurora um eine höchst ungewöhnliche Welt. Mit seinen rund zehntausend Kilometer Durchmesser war der kugelförmige Planet sogar noch etwas kleiner als die Erde - ein absoluter Winzling vor dem samtenen Hintergrund der endlosen kosmischen Nacht. Jedoch bestand sein Inneres nicht etwa aus einem massiven Metallkern, wie sich das für einen anständigen Planeten laut Abschnitt „K“ - „Kleinstplaneten, Monde uns sonstiger kosmischer Unrat“ - der Enzyklopädia Galactica eigentlich geziemte, sondern aus einer unüberschaubaren Fülle schwerer, seltsamer Apparaturen ... So mancher Bewohner der umliegenden Galaxien munkelte, dass es sich bei Aurora eigentlich gar nicht um einen Planeten, sondern vielmehr um ein Raumschiff einer untergegangenen Rasse handelte, gigantisches Relikt einer längst versunkenen Kultur ... Doch das waren Gerüchte. Für die Bewohner von Aurora - und diese mussten es ja wohl am besten wissen - war diese Welt nicht mehr und nicht weniger als das paradiesischeste Fleckchen im gesamten bekannten Universum. Und diese Einschätzung kam nicht von ungefähr; konnte man doch hier zu jeder Zeit und von jeder erdenklichen Stelle aus beobachten, wie sich der glutrote Ball der aufgehenden Sonne eben aus den tiefblauen Wogen des Meeres erhob und den Himmel mit seinem magischen Leuchten überzog ...

Ermöglicht wurde dieses sich permanent wiederholende Naturschauspiel paradoxer Weise dadurch, dass es auf Aurora in Wahrheit überhaupt keinen Sonnenaufgang gab. Der Planet - oder was immer die wahre Beschaffenheit dieser Welt auch sein mochte - gehörte nämlich zu keinem Sonnensystem, sondern irrte als Einzelgänger durch die unendlichen Weiten des Alls, gespeist von einer schier unerschöpflichen Energiequelle in seinem Inneren. Und dieser Energie war es auch zu verdanken, dass allzeit und allerorten die Sonne aufgehen und ihre Morgenröte verstrahlen konnte - trieb doch die geheimnisvolle Kraft in der unerforschten Tiefe des Himmelskörpers auch die riesigen, unter der Meeresoberfläche verborgenen Raumzeitkrümmungsgeneratoren an, mit deren Hilfe ein einmal im Universum stattgefundenes Ereignis stets aufs Neue reproduziert werden konnte.

Doch der rätselhafte Himmelskörper hatte noch mehr zu bieten als nur auf Knopfdruck abspielbare Naturereignisse. Die überlegene Technologie im Inneren des Planeten hatte es seinen Bewohnern, einem außergewöhnlich adretten und zudem enorm wissbegierigen Völkchen, mit der Zeit ermöglicht, Einrichtungen zu schaffen, die in der Tat als einmalig im gesamten bekannten Universum gelten konnten. Allem voran gab es hier eine Klinik, die den biologischen Alterungsprozess bestimmter Humanoiden stoppen oder doch zumindest nachhaltig verlangsamen konnte.

Aurora war die Welt der Ewigen Jugend.

* * *​

„Jaaaaaaaahh“, quietsche die Schwarze Lady in höchsten Tönen, während sie mit beiden Händen dieses runde harte Etwas, das sie im Moment nur entfernt als Thors Kopf identifizieren konnte, noch fester gegen ihren Schoß presste. „Aaaahhhh … ja weiter so … nicht aufhören!! Deine Zunge ist wirklich phänomenal, du mein Allerliebster … jahh … Das tut gut … ahhh … so guuuut …!!“

Der blonde Telepath führte aus, was ihm befohlen wurde. Längst hatte er sich daran gewöhnt, Black Ladys mental erteilten Befehlen zu gehorchen, und zumeist konnte er es auch durchaus unbeschwert genießen, sich dem Willen seiner Herrin voll und ganz zu fügen. Doch heute war es anders. Er spürte, dass ihm die Lady noch etwas anderes mitteilen wollte; etwas, das sie von seinen absolut hingebungsvollen Bemühungen trotz aller Lustbereitschaft ablenkte.

Mit einem erschöpften Seufzer sank die Lady schließlich in ihre schwarzen Kissen zurück. Während sie noch gedankenverloren Thors Nackenhaare kraulte, sagte sie wie beiläufig: „Ich habe da etwas mit dir zu bereden, mein Lieber. Es beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit, und wir müssen etwas unternehmen, bevor es wirklich zum Problem wird.“

Aha. Die diffusen Gedankenmuster, die er während der letzten Minuten im Hintergrund wahrgenommen hatte, waren also keine Einbildung gewesen. Sogleich signalisierte er seine Bereitschaft, offen auf jedes zur Debatte stehende Problem einzugehen. Zugleich befreite er sich aus ihrer sanften Umarmung und streckte sich rücklings auf dem schwarzen Lacklaken aus, was ihm ein sensationelles Wohlbefinden bescherte. Gummiglatte Unterlagen auf nackter Haut zu genießen, war durchaus eines der Dinge, die er hier in Ladys Hyperlichtraumer nachhaltig zu schätzen gelernt hatte …

„Thor, du verstehst es wirklich ausgezeichnet, meine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber … Wie wird es in einigen Jahren deiner Zeitrechnung sein? Noch bist du, gemessen an deiner irdischen Lebenserwartung, ein junger, aktiver Mann. Aber wie lange wird das noch anhalten? Wie viele deiner Jahre wirst du noch in der Lage sein, mir die Freude zu spenden, auf die ich nun mal für nichts in der Welt verzichten möchte?“ In Ladys Botschaft schwang tatsächlich so etwas wie Besorgnis mit.

Dieser Gedankengang war Thor nur allzu vertraut, doch er hatte das daraus resultierende Problem bislang erfolgreich verdrängt. Jetzt wartete er gespannt auf die Antwort, die seine Herrin ihm zweifellos sogleich erteilen würde, ohne dass er selbst erst lange darüber nachdenken musste. Denn eines wusste er aus Erfahrung: Die Lady stellte niemals eine Frage, ohne auch gleich die passende Antwort darauf zu kennen. Und so war es auch diesmal.

„Es gibt eine einfache Lösung des Problems, mein Lieber. Wir werden einen kleinen Ausflug machen ... in eine andere Galaxis, nicht wirklich weit von hier.“ Mit einem versonnenen Lächeln grub sie ihm ihre langen, tiefschwarz lackierten Fingernägel in die Weichteile, was ihn zu einem verhaltenen Aufstöhnen veranlasste. „Ich bringe dich nach Aurora. Dort habe ich ein paar entfernte Cousinen, die sich deiner annehmen werden. Die können da ganz sicher etwas tun … Aber ich muss dich auch warnen.“

Thor sendete einen fragenden Gedankenimpuls zur Schwarzen Lady. Wieso ‚warnen’?

Die Lady krallte ihre Fingernägel noch etwas tiefer in den Körper ihres blonden Lustsklaven. Ihre vollen Lippen formten ein süßsaures Lächeln, und ein Hauch von Süffisanz durchwehte ihre Antwort. „Die Behandlung auf Aurora wird deine biologische Alterung erst mal zum Stillstand bringen. Aber glaube nicht, dass es ein Spaziergang für dich wird … es könnte ganz schön anstrengend werden.“

* * *​

Auf dem steinigen Hochplateau des meeresumbrandeten Felsens stand reglos eine schlanke Frauengestalt. Ihr platinblondes Haar, dessen wellige Wogen sich in glitzernden Kaskaden über Nacken und Schultern ergossen, stand in einem harmonischen Kontrast zum hellen Blau ihres nass glänzenden Latexanzugs, der ihren hoch gewachsenen, jedoch reichlich mit weiblichen Rundungen gesegneten Körper wie eine zweite Haut umschloss. Verspielte Verblendungen und schmale, konturbetonende Streifen in leuchtendem Rot sowie kniehohe Stiefel und unterarmlange Handschuhe in gleicher Farbe verliehen der imposanten Erscheinung eine zusätzliche Note geschmeidiger Eleganz. In den schmalen, tief sitzenden Augen loderte ein dunkles Feuer ... Diese Frau verstrahlte Ruhe, Macht und Dominanz. Doch auch impulsive Leidenschaft, quirlende Spontaneität und bedingungslose Lustbereitschaft schienen ihr keineswegs fremd zu sein ...

Langsam wandte sie ihren Blick vom Feuerball der eben über dem Meer aufgehenden Sonne ab und drehte sich in die entgegengesetzte Richtung, landeinwärts, wo vor dem Hintergrund eines flachen weißen Gebäudes zwei weitere Frauengestalten zu erkennen waren. Die eine hatte pechschwarzes Haar, dessen füllige Mähne ein blasses, schmallippiges Gesicht gleich einem düsteren Ozean umfloss, während das kupferne Rothaar der anderen den äußerst attraktiven Rahmen für bemerkenswert feminine Züge von exotischer Sinnlichkeit abgab. „Wir bekommen Besuch“, sagte die Platinblonde knapp, als sie nahe genug an die beiden anderen Frauen herangekommen war. „Ich habe soeben eine Botschaft von Lady empfangen. Sie hat wieder einen Kandidaten für uns.“

„Ah … ein Mann also?“ fragte die Rothaarige zurück, wobei sie sich mit der Zunge lasziv über ihre weichen, vollen Lippen fuhr. „Ist er hübsch?“

„Kommt es darauf etwa an?“ erwiderte die Platinblonde in strengem Tonfall. „Dem Bild zufolge, das Lady mich kurz sehen ließ, sieht er aus wie ein junger Gott“, setzte sie dann etwas versöhnlicher fort. „Ich glaube, er wird euch gefallen.“

Jetzt war es an der Schwarzhaarigen, ihre Mundwinkel verächtlich nach unten zu ziehen. „Und wenn schon“, warf sie spöttisch ein. „Viel mehr interessiert mich, ob er auch unsere Behandlung aushalten wird.“

Der Blick der platinblonden Frau verlor sich in unendlicher Ferne. „Das werden wir sehen“, meinte sie ernst. Ihre Stimme war beinahe zu einem Flüstern herabgesunken. „Er muss da durch, ob er will oder nicht. Die Lady hat es so beschlossen - und ihr Wille ist unhinterfragbar.“

* * *​

Im intergalaktisch vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von einigen Lichtsekunden hielt die Schwarze Lady ihren Hyperlichtraumer im Orbit von Aurora an und verankerte ihn auf einer stabilen Umlaufbahn. „Aussteigen, mein Süßer“, flötete sie dem Telepathen in einem angenehm warmen Gedankenstrom zu. „Wir sind da. Ich übergebe dich jetzt in die Obhut meiner Cousinen - sie wissen bereits von deiner Ankunft. Natürlich bleibe ich auch selbst in Permanentkontakt mit dir. Ich wünsche dir viel Glück …“

Thor verspürte den unbezähmbaren Wunsch, der Lady direkt in die Augen zu blicken. Er wusste, dass sie ihn mental manipulierte, doch er konnte sich nicht wehren dagegen. Unvermittelt sah er sich einem mahlenden Strudel endlos rotierender Finsternis ausgesetzt, und er stürzte genau auf das Zentrum dieses schwarzen Loches zu … Im nächsten Moment fühlte er sich hochgehoben, unfähig sich aus eigener Kraft zu bewegen, und glitt schwerelos durch das nachtschwarze Nichts … und dann, nur einen Lidschlag später, der ihm aber wie eine Ewigkeit vorkam, spürte er urplötzlich festen Boden unter den Füßen.

Während er seine Augen noch wie in Trance geschlossen hielt, nahm er einen tiefen Atemzug … Meeresluft. Der angenehme, feuchtkühle Hauch des Ozeans, so wie er ihn von der Erde her kannte. Zögernd riskierte er einen Blick … und war überwältigt von der Schönheit des Naturschauspiels, das sich ihm erschloss.

Glutrot erhob sich der Ball der aufgehenden Sonne aus den tiefblauen Wogen des Meeres und überzog den Himmel mit purpurnem Leuchten. Morgenröte. Es war eine Aurora, wie man sie sich schöner nicht vorstellen konnte. Er lauschte in sich hinein, in der Erwartung, Gedankenmuster der Bewohner dieser Welt wahrzunehmen. Doch da war nichts. Nichts, was auf ein lebendiges, denkendes Wesen schließen ließ …

Er wandte sich um, landeinwärts, und realisierte, dass er auf einem kahlen, felsigen Hochplateau stand. Ein einzelnes Gebäude war zu sehen - flach, weiß und ohne ein erkennbares Anzeichen von Leben. Er ging darauf zu und trat ein.

Ohne es zu wissen, betrat Thor die Klinik der Ewigen Jugend.

* * *​

Die weitläufige Empfangshalle präsentierte sich dem Besucher in der gediegenen Eleganz von massivem Holz und echtem Leder und war beinahe menschenleer. Der Telepath war verwirrt, da er zwar einige Gestalten sah, die zweifellos Humanoiden waren wie er, aber keinerlei Gedanken auffangen konnte. Abschirmung, schoss es ihm durch den Kopf. Sie verfügen über eine Vorrichtung, die ihre mentalen Ströme für Andere absolut unzugänglich macht. Er würde von nun an auf verbale Kommunikation angewiesen sein.

An der Rezeption saß eine sehr jugendlich aussehende Frau, die ihr fülliges Blondhaar weitgehend unter einer Schwesternhaube verbarg. Der knapp sitzende weiße Latexdress ließ makellose Körperformen erkennen. Thor ging auf sie zu.

„Ähm, Entschuldigung, also mein Name ist Thor, das heißt, eigentlich ist es nicht mein richtiger Name, aber man nennt mich so, und die Lady hat mich hierher geschickt, es ist wegen einer Behandlung, so eine Art Jungbrunnen, wenn Sie verstehen was ich meine …“ Der Telepath registrierte mit Erstaunen, wie schwer es ihm fiel, sich mit Worten auszudrücken. Seit er an der Seite der Schwarzen Lady lebte, hatte er diese Fähigkeit kaum noch trainiert und war daher völlig aus der Übung.

Die blonde Schwester schenkte ihm ein ruhiges Lächeln. „Du wirst erwartet, Thor“, sprach sie mit weicher, dunkler Stimme, in deren Unterton der Besucher eine gehörige Portion an erregender, ja geradezu elektrisierender Verheißung wahrzunehmen glaubte. „Hier entlang. Ja, in den Aufzug. Alles Weitere wird dir gesagt werden.“

Er betrat die Aufzugskabine, die ansonsten leer war. Lautlos glitt eine schwere Stahltür zu. In rasender Fahrt ging es nach unten; Sekunden, Minuten verstrichen. Dann, nach einem sanften Abbremsen, glitt die Tür wiederum zur Seite und Thor verließ die Kabine. Seiner Vermutung nach musste er sich bereits tief unter der Oberfläche befinden.

Der Raum war hell, nicht allzu groß, und mit einigen Apparaturen ausgestattet, deren Zweck man nicht auf den ersten Blick erraten konnte. „Lege deine Kleidung komplett ab“, befahl ihm eine mechanische Stimme. Er tat es. Unverzüglich wurden die Kleidungsstücke von einem Robotarm erfasst und in eine zylinderförmige Vertiefung im Boden geworfen. Eine grelle Stichflamme züngelte empor und verwandelte das Textil in Sekundenschnelle zu einem Haufen weißer Asche.

Da keine weiteren Anweisungen kamen, bestieg Thor erneut die Aufzugskabine, deren Tür sich hinter ihm sogleich schloss. Wieder ging es in die Tiefe, diesmal allerdings nur einen kurzen Weg. Der Raum, den der Telepath nunmehr betrat, war zylinderförmig und erweckte den Eindruck einer überdimensionalen Duschkabine, da ringsum mehrere Reihen von Hochdruck-Wasserstrahldüsen angebracht waren. „Stell dich mit erhobenen Armen und gegrätschten Beinen in die Mitte“, befahl ihm die Stimme diesmal. Kaum hatte er das getan, wurde sein Körper von allen Seiten einem intensiven Schauer ausgesetzt. Es roch nach Desinfektion.

Im dritten Untergeschoß schließlich sorgte eine Anordnung mehrerer leistungsstarker Xenonlampen dafür, dass jeder Quadratmillimeter Haut für kurze Zeit einer harten UV-Bestrahlung ausgesetzt wurde. Die Keime, die die chemische Desinfektion zuvor allenfalls übrig gelassen hatte, wurden nunmehr mit absoluter Zuverlässigkeit unschädlich gemacht. Die Prozedur dauerte nicht einmal eine Minute. Sobald die Lampen erloschen waren, bestieg Thor in bereits gewohnter Weise wieder seine Kabine. Was würde als Nächstes kommen …?

Erneut ging es eine Etage tiefer … doch diesmal war alles anders. Sanfte, harmonische Sphärenklänge wehten wie von weit her zu ihm herüber, und der Raum, den er jetzt betrat, leuchtete in einem diffusen weißen Licht. An den Wänden waren, nebst diversen Schränken und Arbeitspulten, mehrere merkwürdige Apparaturen auszunehmen; in der Mitte ein großer Tisch, bestehend aus einer breiten Zentralsäule und einer Platte aus blankem Metall. Von den Kanten der Platte hingen Befestigungsgurte für Arme, Beine, Rumpf und Kopf herab. Hier blieb nichts dem Zufall überlassen. Thor erschauderte.

Anders als in den vorangegangenen Etagen schloss sich die schwere Stahltür des Aufzugs sofort wieder, nachdem Thor die Kabine verlassen hatte. Jeder Rückweg war ihm damit abgeschnitten. Dafür öffnete sich jetzt an der gegenüberliegenden Wand eine Tür und drei schlanke Frauengestalten betraten den Raum. Die erste, die einen nass glänzenden blauen Latexanzug mit leuchtend roten Zierstreifen trug, hatte platinblondes Haar und strahlte gelassene Dominanz aus. Einen Schritt hinter ihr folgten die beiden anderen Frauen, deren wohltrainierte Körper in schwarzen Latexdressen steckten. Thor fiel sofort die Gegensätzlichkeit dieser beiden Frauen auf: Während die Gesichtszüge der Rothaarigen weich und feminin wirkten, verriet das blasse, schmallippige Gesicht der Schwarzhaarigen einen ausgeprägten Hang zur Lust am Quälen.

Thor blieb wie angewurzelt stehen. Er brachte keinen Ton hervor.

Die Platinblonde trat nahe an ihn heran und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Ich bin Maya“, sagte sie schließlich. „Das hier sind Laya“ - dabei wies sie mit einer flüchtigen Kopfbewegung auf ihre rothaarige Begleiterin - „und Raya.“ Ihr Blick streifte die Schwarzhaarige.

„Ähm, angenehm. Thor.“ Er räusperte sich umständlich, was aber nichts daran änderte, dass seine Stimme unsicher und dünn klang. Ein dunkles Feuer loderte in Mayas schmalen, tief sitzenden Augen, was den Telepathen, der seine besonderen mentalen Fähigkeiten hier nicht zum Einsatz bringen konnte, einigermaßen beunruhigte.

„Ob dir das angenehm sein wird, lassen wir einmal dahingestellt.“ Maya war sichtlich nicht die Frau, die Wert auf übertriebene Höflichkeit legte. Stattdessen kam sie ohne Umschweife zur Sache. „Meine Assistentinnen werden dich jetzt vorbereiten. Eine oberflächliche Vorbehandlung hattest du ja schon. Laya wird dir ein paar reinigende Einläufe mit dem Ballondarmrohr verpassen und auch eine Katheterisierung samt Blasenspülung vornehmen; anschließend bekommst du eine Hodensack-Aufspritzung.“ Über Layas sinnliche Züge huschte ein feines, freudiges Lächeln. Beinahe unmerklich, mehr mit den Augen als mit dem Kopf, nickte sie Thor aufmunternd zu. „Danach wirst du dich in Rayas bewährte Hände begeben und den etwas schmerzhafteren Teil über dich ergehen lassen müssen. Eine Serie von Injektionen, die der Durchspülung einiger Hautpartien dienen.“ Bei diesen Worten verzogen sich die Mundwinkel der schwarzhaarigen Assistentin spöttisch nach unten. Sie gab ihrem Patienten einen abschätzenden Blick. „Die Nadeln und Spritzen liegen schon bereit.“

Thor hatte sich rasch an die neue Situation gewöhnt und seine Fassung zumindest einigermaßen wiedererlangt. „Und danach?“ fragte er knapp. „Wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist, was geschieht dann mit mir?“

„Danach werde ich dich persönlich in den Zellregenerator bringen“, erwiderte Maya in beinahe feierlichem Tonfall. „Die Regenerationsprozedur kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Dein Körper wird dabei hohen Energiemengen ausgesetzt sein.“

* * *​

Kreischend umkreisten die Möwen das kahle Felsplateau, auf dem sich der Eingang zur unterirdischen Klinik befand. Sie registrierten nicht, dass der Fels schon seit geraumer Zeit von heftigen Vibrationen erschüttert wurde und dass sich die vereinzelten Schaumkronen des heranbrandenden Meeres längst zu einem Teppich aus weißer Gischt verdichtet hatten. Die einzige Unregelmäßigkeit, die die an Wind und Wasser gewöhnten Vögel wahrnahmen, war ein gelegentliches Flackern der eben aufgehenden Sonne. Doch dieses Flackern beunruhigte sie keineswegs, denn es war ihnen nicht neu. Es trat immer wieder auf, in unregelmäßigen Abständen zwar, aber doch so häufig, dass es längst fester Bestandteil der Normalität auf diesem alles Andere denn normalen Himmelskörper geworden war.

Das Sonnenflackern auf Aurora hatte eine leicht erklärbare Ursache. Bei dem glutroten Ball der permanent aufgehenden Sonne handelte es sich ja nicht etwa um das Zentralgestirn eines Sonnensystems, sondern vielmehr um eine beliebig steuerbare Projektion aus dem Inneren des Planeten. Diese Projektion kostete Energie - große Mengen an Energie sogar. Nun waren Auroras Energieressourcen zwar gigantisch, aber nicht unerschöpflich … Und heute wurde die Energie anderweitig benötigt.

Heute konzentrierte sich beinahe die gesamte Energie des Planeten auf den Zellregenerator, der das tief unter der Erde gelegene Herzstück der Klinik der Ewigen Jugend bildete. Es war wieder einmal so weit - der Körper eines Humanoiden wurde einem Prozess unterzogen, der die biologische Alterung nachhaltig stoppen würde.

Maya, Laya und Raya hatten ihre Latexanzüge abgelegt und standen nackt im Kreis um Thor herum. Mit Ausnahme des gespenstischen Leuchtens der blau knisternden Funken des Regenerators herrschte undurchdringliche Dunkelheit in dem kleinen Raum. Thor fühlte, wie die Frauenkörper näher kamen … seine Haut berührten … und sich eng an ihn schmiegten. Er tauchte ein in einen Ozean voll weicher weiblicher Wärme … sank hinab bis auf den Grund … und wurde umschlossen von Wogen kosmischer Geborgenheit.

Dann fiel er in einen Zustand tiefer Bewusstlosigkeit - gefolgt von einem langen, erholsamen Schlaf.

* * *​

Thor streckte sich rücklings auf dem schwarzen Lacklaken aus, was ihm ein sensationelles Wohlbefinden bescherte. Gummiglatte Unterlagen auf nackter Haut zu genießen, war durchaus eines der Dinge, die er in Ladys Hyperlichtraumer nachhaltig zu schätzen gelernt hatte. Langsam glitt er vom Traum in die Wirklichkeit zurück …

Als die Schwarze Lady die allmählich wieder erwachenden körperlichen Regungen ihres blonden Lustsklaven registrierte, ließ sie ein laszives Kichern vernehmen. Mit einem breiten Grinsen grub sie ihm sodann ihre langen, tiefschwarz lackierten Fingernägel in die Weichteile, was ihn zu einem verhaltenen Aufstöhnen veranlasste. Verwirrt blicke er auf.

„Ahhh … Lady, du bist da … ich meine, ich bin wieder bei dir … also ich muss dir sagen, das war ganz schön anstrengend da unten auf Aurora. Und deine Cousinen … hui, die haben mir ganz schön eingeheizt. Aber, was tut man nicht alles für die Ewige Jugend … und schließlich war es ja auch dein Wille, dass ich mich in diesen Zellregenerator einspannen lasse. Blaue Funken haben geknistert, und dann erst diese Frauen, deine Cousinen eben, als die da nackt auf mich zugekommen sind …“

Die Lady gab ihm einen mitfühlenden Blick. „Ach du mein Armer. Du musst ganz schön was zusammengeträumt haben, seit du mir gestern unter den Händen eingeschlafen bist. Na ja, aber vorher warst du dafür wirklich sensationell.“

Mit einem Ruck setzte Thor sich auf. „Was meinst du damit - zusammengeträumt? Du hast mich doch selber dorthin gebracht, auf diesen Planeten der permanenten Morgenröte … zu Maya, Laya und Raya … in die Klinik der Ewigen Jugend!“

„Also jetzt hör mir mal zu, mein Süßer.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas ernster, zeigte aber immer noch deutliche Anzeichen von Amüsement. „Erstens solltest du als gebildeter Humanoide wissen, dass es keine ‚permanente Morgenröte’ geben kann, denn irgendwann einmal steigt die Sonne ja höher. Zweitens kenne ich keinen Planeten namens Aurora, und Cousinen habe ich dort schon gar keine. Und drittens …“ Die Gesichtszüge der Schwarzen Lady nahmen einen nachdenklichen Charakter an. „Ich kann gut verstehen, dass du von Ewiger Jugend träumst, Thor, mein Lieber. Aber wenn man danach sucht … dann wird man sie ganz sicher nicht auf dieser Welt namens ‚Aurora’ finden oder sonstwo in einem entlegenen Spiralarm einer weit entfernten Galaxis.“

Der Telepath war wieder bei klarem Bewusstsein. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte er den Gedanken seiner geliebten Herrin.

„Der wirkliche Jungbrunnen …“ Sachte zog sie seinen Kopf zwischen ihre geöffneten Schenkel, von wo ihm der betörende Duft verführerischer Weiblichkeit entgegenströmte. „… ist näher als du denkst.

Viel, viel näher.“

E N D E​

© by stardust

 

Nette Story. Sehr spannend und interessant geschrieben. Man(ich) kann sich gut in die Personen hineinversetzten.

Okay, ich arbeite auch an einer Storyreihe, die die Geschichten und Erlebnisse eines EDA-Kreuzers und seiner Crew zum Inhalt hat. Jetzt nur die Frage: Gibt es ein bestimmtes Seitenlimit? (klar das es nicht hundert Seiten sein sollen, aber ich schreibe so schrecklich ausführlich, dass ich mit zwei Seiten nie auskomme und ich immer vier bis fünf Seiten brauche.)

Ausserdem arbeite ich an einer Reihe über einen möglichen Syrien-Konflikt. Gehört das auch zu Scifi, oder wohin?

Cap. Reykow

 

Seitenlimit u.a.

@ Captain Terrel Reyko:

Das mit dem Limit ist bei längeren Geschichten wohl immer ein Problem - in einigen mir bekannten Foren liegt es bei 20.000 Zeichen je Beitrag, aber wie es hier ist, kann ich dir leider auch nicht sagen. Also einfach mal probieren - oder einen der Moderatoren fragen.

Das Thema eines möglichen Syrien-Konfliktes scheint mir nicht wirklich unter "Science Fiction" zu passen ... wohl eher unter "Gesellschaft" oder "Historik", je nach dem von dir geplanten genauen Inhalt. Sollte es da nirgends reinpassen, nimm' einfach "Sonstige" ... auch hier kann es aber sicher nicht schaden, vor dem Einstellen einen Mod zu kontaktieren. Tust du das nicht und deine Geschichte wird in die falsche Area gepostet, riskierst du im schlimmsten Fall eine Verschiebung.

Noch eine Frage ... Was bitte ist ein EDA-Kreuzer? Oder erfährt man das erst bei Lektüre der Geschichte?

Gruß aus Wien,
st

 
Zuletzt bearbeitet:

EDA-Kreuzer Threat und der Syrien-Konflikt

Hi, Stardust

hmmm, EDA Steht für Earth Defense Alliance, Als eigentlich Earth Defense Forces (ich hatte nur keine Zeit das auszuschreiben. Sry deswegen)
Falls dir etwas in der Art nicht bekannt ist. Die EDA/EDF ist Teil eines eigenen Universums, an dem ich seit früher Kindheit pfeile....ich für meinen Teil finde es sehr spannend. . . (Threat ist der Name des Schiffes)

Syrien- Konflikt ist eigentlich die Geschichte einer Nato-Einsatztruppe, also ein militärischer "Roman", da es aber auch sehr politisch wird, kann ich mich halt nicht entscheiden.

Rey
Aus Bargteheide

P.S. Syrien.Konflikt ist nun unter Sonstiges zu finden.

 

EDA-Kreuzer & more ...

Hi Captain,

Na dann bin ich ja schon mal gespannt auf die Abenteuer des EDA-Kreuzers und seiner Mannschaft ... eine Serie, ein Raumschiff, eine Crew - das könnte mir durchaus gefallen. Selbst dort, wo einzelne Teile von Großserien aus der Feder verschiedener Autoren stammen (wie zB bei Perry Rhodan oder den der Fernsehserie nachfolgenden Raumpatrouille-Büchern), fühlt man sich bei jedem neuen Teil gleich wieder "wie zu Hause"!

Von meiner Black Lady - "Miniserie" (die eigentlich niemals als Serie, sondern vielmehr als eine lose Folge Text gewordener SF-Phantasy-Scherzchen mit WE-Bezug gedacht war) ist in diesem Forum ab heute der vorläufig letzte Teil zu lesen: "Geheimauftrag auf Hades neun". All jenen Leserinnen und Lesern, die weder die Welt noch sich selbst sooo tierisch Ernst nehmen, wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre!

st

 

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