Bla, bla, bla
Kleine Vorbemerkung: Dieser Text ist nicht ganz aktuell, die politische Situation hat sich also ein wenig geändert. Ist aber vielleicht trotzdem ganz nett zu lesen. Der Text entstand im Sommer 1999, einer für die neue Bundesregierung sehr bewegten Zeit. Zum Glück kamen ja dann die schwarzen Kassen der CDU, und auf einmal war alles super. Wie nennt man eigentlich die Schmiergelddepots der SPD? Rote Kassen?
Bla, bla, bla. Es ist immer das gleiche mit der Politik. Im Augenblick ist die SPD, laut CDU zumindest, ein chaotischer, unkoordinierter Haufen ohne jegliches Konzept. In der SPD gebe es absolut niemanden, der auch nur von irgendwas Ahnung hat, geschweige denn von den wichtigen Themen. Die Wähler werden betrogen, die Rentner werden betrogen Es wird draufgehauen, was das Zeug hält. Da kritisiert man einerseits, die SPD würde immer noch alten sozialistischen Luftschlössern anhängen, was große Teile der Partei ja auch durchaus tun, und andererseits wird jeder Versuch, alte Ideale zu überdenken, sofort als kopfloser Aktionismus abgetan.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Es ist keine Frage, das die SPD nicht genauso handeln würde. Hat sie ja getan, vor der Bundestagswahl im letzten Jahr. Da war die CDU schuld an 16 Jahren Mißwirtschaft, Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und daran, daß mein Schnürsenkel schon wieder gerissen war. Nur Deppen, die Christdemokraten, Elvis haben sie bestimmt auch auf dem Gewissen.
Es liegt wahrscheinlich in der Natur der Politik, daß die, die machen, für die, die nicht machen dürfen, also die Koalition für die Opposition, nicht mehr sind als ein besserer Punchingball. Wobei sich mir die Frage stellt, ob das nicht in der Natur der Deutschen oder vielmehr sogar der gesamten Menschheit liegt. Ihr macht die Arbeit, und ich erzähle euch, was ihr falsch gemacht habt. Dabei ist klar, daß ich die viel schwerere Aufgabe habe, denn ich trage immerhin die schwere Verantwortung, euch Dilettanten davon abzuhalten, noch größeren Mist zu verzapfen.
Zurück zur Politik. Warum sind Politiker so? Sie tun das ja nicht, weil sie sich gegenseitig hassen oder generell Menschenfeinde sind. Viele Politiker, die sich tagsüber im Bundestag oder sonstwo in der Öffentlichkeit bitterlichst beharken, gehen abends miteinander einige Biere oder Weine leeren und sind gute Freunde. Es ist auch nicht so, daß sie die Vorschläge der anderen für so schlecht halten, wie sie öffentlich immer sagen, sonst würde ja überhaupt nichts zustande kommen. Warum lügen sie also immer so unverschämt?
Die Antwort lautet traurigerweise: Weil wir (die Wähler) es so wollen. Wir wollen betrogen werden, wir wollen belogen werden. Warum sonst fallen wir über jeden her, der einfach mal sagt, wie es aussieht, ohne wüste Versprechungen zu machen. Der sagt, Leute, der Durchschnittsdeutsche wird immer älter, dat jeht so nich mehr mit die Rente. Laßt uns mal schauen, wie wir das ändern können. DAS WOLLEN WIR NICHT! DEN WÄHLEN WIR NICHT! Die einfachste Möglichkeit, eine Wahl zu verlieren, ist die, die Wahrheit zu sagen.
Nun fragt sich der geneigte Leser: "Wie kommt der darauf, daß wir die Wahrheit nicht hören wollen?" Ganz einfach: Das würde ja heißen, daß man sich selber Gedanken machen müßte, wie ein Problem zu lösen ist. Das hieße sich mit unangenehmen Dingen auseinandersetzen, einen eigenen Vorschlag bringen, sogar, Gott bewahre, eine eigene Meinung haben und dann vielleicht feststellen müssen, daß diese falsch ist. Nein, da weiß man lieber gar nicht so genau, was "da oben" so los ist. Braucht man ja auch gar nicht, solange man weiß, daß diese skrupellosen Machtmenschen eh nur in die eigene Tasche wirtschaften und das immer so war und immer so ist und immer so sein wird und überhaupt und sowieso und meine Hüfte tut mir auch schon wieder weh und regnen tut es auch noch.
Schon schlimm, das alles. Die Frage ist nur, wie ändert man das? Die Quintessenz ist ja, daß etwas mehr Ehrlichkeit schon viel nutzen würde. Die Politiker sollen ehrlicher zu uns sein und wir, ja wir, wir sollten auch etwas ehrlicher uns gegenüber sein, daß wir nämlich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben und eigentlich überhaupt nicht so genau wissen, wie man so mal eben vier oder fünf, ist ja egal, Millionen Arbeitsplätze schafft und die Rente für die nächsten, sagen wir mal, dreißig Jahre sichert. Dann hätten a) die Politiker den Antrieb, Probleme zu lösen anstatt sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen und b) wir das Interesse daran, uns schlau zu machen und ihnen dabei zu helfen. Diese Hilfe hätten sie auch nötig. Denn irgendwie ist man selber doch der einzige, der den absoluten Durchblick hat.