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Blütenstaub

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31.07.2015
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Blütenstaub

Es war so: Ich kam vom Schwimmen. Es war Mai und der Abend war mild und alles duftete nach Honig vom vielen Blütenpollenstaub. Meine Haare waren noch nass. Es hätte sich auch nicht mehr gelohnt, sie noch zu stylen. Ich wollte ja nur nach Hause.
Direkt neben dem Schwimmbad ist ein winziger Park. Nicht größer als ein Basketballfeld aber vollgestellt mit Bäumen und Gebüsch. Ein Weg führt durch und ein paar Bänke stehen drin.
Ich ging immer durch den Park, obwohl man leicht drum rumgehen hätte können. Ich mochte ihn irgendwie. Er war ein rechteckiges Stück Natur.

Als ich aus dem Schwimmbad kam, war es schon ganz schön spät und in dem Park ziemlich düster. Ich hatte meine Sporttasche umhängen und atmete ganz tief und bewusst die warme, süße Mailuft ein. Mir gings richtig gut. Ich hatte mich ausgepowert und mein ganzer Körper war erschöpft, aber zufrieden und ein ganz kleiner Wind zog durch meine nassen Haare, gerade so, dass es nicht zu kalt war. In meinen Gedanken war ich gerade beim Heuschnupfen von Julian. Ich dachte mir, was für ein verdammtes Glück das war, dass ich keinen Heuschnupfen hatte und dass ich diese Luft so ungebremst einatmen konnte. Einfach so. Ohne Probleme. Endlich, endlich Sommer. Ab nächste Woche nur noch Freibad. Kein Mensch würde mich nochmal ins Hallenbad bringen vor Oktober. So ein Zeug dachte ich, als ich checkte, dass ich den Typen vorne auf der vordersten Bank kannte. Oder? Doch. Das war er. Das war Mike. Er winkte mir schon, als hätte er mit mir gerechnet. Seine Kippe glühte rot im Halbdunkel.
Ich ging wortlos auf ihn zu und blieb einen Meter vor der Bank stehen.

"Echt jetzt? Stalkst du mich, oder was? Was sitzt’n du hier rum?"
"Nur so." Er lächelte ein bisschen. Ein bisschen zu schüchtern, so wie er immer lächelte. Aber dann summte sein Handy, das er auf dem Oberschenkel liegen hatte, und seine Aufmerksamkeit war sofort wieder weg. Er nahm mit einer ziemlich umständlichen Bewegung seine Zigarette von der linken in die rechte Hand, damit er dann sein Handy in die linke nehmen konnte. Ich stand einen Moment unschlüssig rum und war mir nicht sicher, ob ich weitergehen sollte und ihn mit seinem Telefon alleine lassen, oder ob ich noch etwas sagen sollte.
"Na dann, schönen Abend", sagte ich, so wie es mein Opa immer gesagt hat, wenn er am Kiosk sein Feierabend-Bier holte.
"Nein warte! Du musst hier bleiben!“, rief Mike und seine Stimme klang auf einmal als ginge es um Leben oder Tod.
Mike schnippte seine Zigarette weg und steckte sein Handy in die Hosentasche. Auch das machte er irgendwie ziemlich umständlich, weil die Hose wirklich eng war.
"Sag doch, wenn du was willst!“, meinte ich. Es klang viel genervter als ich es wollte. Mit dem zu reden war aber auch immer umständlich mit seinen wirren Gedankensprüngen und seiner Aufmerksamkeitsspanne einer Fruchtfliege.

Mike wischte sich die Handinnenfläche an den Oberschenkeln ab, kniff die Lippen zusammen und sagte dann: "Ne. Das geht nicht. Echt nicht."
"Was geht nicht?"
"Es sagen."
"Wozu soll ich dann hier bleiben?"
Ich fragte mich, warum ich nicht einfach weiterging. Da kommt eh wieder nur Krampf dabei rum.
"Kannst du dich jetzt mal bitte hinsetzen!", sagte Mike ziemlich streng, als hätte er mich dazu schon mindestens dreimal aufgefordert. Sein Befehlston hörte sich irgendwie witzig an. Es war einfach nicht besonders authentisch bei ihm.
Ich setzte mich neben ihn auf die Bank. Mikes Augen suchten am Boden herum, aber nicht weil er was verloren hatte. Ich kannte das bei ihm. Seine Augen suchten so rum, wenn er einen nicht anschauen wollte, wenn er angespannt war.
"Was ist denn los? Hast du Stress?"
"Ja."
"Ok. Mit wem?"
Bestimmt wieder Julian, dachte ich. Der verarschte ihn ständig. Der dachte, es wäre der Running-Gag, Mike als Schwuchtel hinzustellen. Dabei war das langsam echt schon ausgelutscht und außer Julian fand es niemand mehr witzig. Mike am wenigsten.

"Mit dir“, sagte Mike.
Ich musste kurz den Anschluss wieder finden. Was „mit mir“?. Ach so: Stress. Wieso mit mir?!
"Hä? Wieso? Ich hab doch nix gesagt?!“
Mike, die Mimose, echt. Der kriegt doch alles in den falschen Hals. Ich war mir sicher, dass er wegen gestern beleidigt war, weil ich ihn Pussy genannt hab, als ich ihm seine Wasserflasche aufdrehen musste. Und weil Julian dann dreckig gelacht hat. Mir hat das ja auch gleich leid getan, aber es war auch irgendwie nicht schlimm genug um sich zu entschuldigen. Wegen so ner Lapalie. Außerdem hatte ich Mike bestimmt schon hundert Mal vor Julian in Schutz genommen, also brauchte ich mir da eigentlich echt keine Vorwürfe zu machen wegen diesem einen Wort.

Mike sah mich immer noch nicht an. Er hatte die Augen an den Boden geheftet und ich hatte das Gefühl, sein Oberkörper wollte sich in seinen Kapuzenpulli zurückziehen, wie eine Schnecke in ihr Haus.
"Ne. Nix. Ich hab auch keinen Stress mit dir, sondern wegen dir. Also - du bist der Stress."
"Ähm. Das musst du mir jetzt schon irgendwie erklären“, sagte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das wirklich erklärt haben wollte.
Mike sah hoch und in mein Gesicht. Mir wurde etwas mulmig.
"Warum bin ich dein Stress?", fragte ich, doch in dem Moment war es mir so klar, dass ich mich für die Frage hasste. Mich packte die Nervosität. Ich hatte das Gefühl, das Herz in meinem Hals klopfen zu hören. Mike starrte mich an und das machte es nicht besser.
"Ok", sagte er und holte Luft, aber dann sagte er nur "Oh Gott" und guckte wieder auf den Boden.

Am liebsten wäre ich weggelaufen. Ich wollte das nicht hören. Ich wollte nicht, dass er es sagte, weil ich nicht wusste, wie ich dann hätte reagieren sollen.
Mike guckte jetzt wieder zu mir hoch. Guckte hervor. Tastete sich aus seinem Schneckenhaus.
"Flo?", flüsterte er.
Ich hob nur die Augenbrauen, wollte wortlos überlegen aussehen. In Wahrheit brachte ich nichts mehr raus.
Mike öffnete die Hände vor sich, als würde er etwas Heiliges empfangen. Er betrachtete seine Handflächen und sagte:
"Meine Hände fühlen sich leer an, verstehst du?"
Ich bewegte meinen Kopf langsam hin und her. Es sollte ein Kopfschütteln sein, aber Mike sah eh nicht hin.
"Meine Hände fühlen sich leer an, weil sie deine nicht halten dürfen."
Wusch.
Das war es.
Jetzt war es draußen und es war auch noch sehr schön gesagt. Ich meine, er hätte auch irgendein plumpes "ich hab mich in dich verliebt" rauslassen können. Aber Mike war halt unser Poet.
Sein Blick war immer noch auf seine Hände gerichtet. Mir kam es vor, als würden sie ein kleines bisschen zittern, aber vielleicht zitterte eher mein Blickfeld.
Als er den Kopf zu mir drehte, sah ich schnell von ihm weg. Suchte den Punkt auf dem Boden, den Mike vorhin angestarrt hatte.
"Krass", sagte ich.
Toller Kommentar, dachte ich.

Jetzt war Schweigen.
Ich wusste, dass der nächste Schritt war, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Ihm in die Augen zu sehen und ihm eine Ansage zu machen. Sowas wie "Ey sorry, Mann, aber ich bin nicht schwul" oder "Hey tut mir leid, Alter. Im nächsten Leben vielleicht“. Irgendetwas, was ihn eben nicht zu sehr verletzte, was sein weiches, großes Herz nicht gleich völlig platt machte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich meine Hände gerade genauso hielt wie Mike seine. Leer vor mir, mit den Handflächen nach oben. Als würde ich warten, dass Gott mir ein Brot vom Himmel sendet. Gerade als ich alle Kraft gesammelt hatte, gerade als ich meinen Kopf hob um zu sagen "Sorry" oder irgendwie sowas, gerade da legte Mike einfach seine linke Hand in meine rechte. Einfach so. Mein Hals ging zu. Ich wusste nicht mehr wie atmen geht. Schon gar nicht mehr wie sprechen geht. Mit meinem letzten Mut sah ich Mike an.
Ich hörte ein „Sorry“. Geflüstert und zittrig. Aber es kam nicht aus mir. Mike sagte es, als er seine Hand wieder weg zog. Sein Blick war gesenkt. Dann stand er hektisch auf.
„Also, ich hau dann lieber ab.“

Ich schaute ihm nach, wie er durch die milde Mai-Nacht davon ging.
Ich atmete ein. Ganz tief und bewusst. Mikes Duft hing noch in der Luft, nach frischer Wäsche und Zigaretten und ich dachte daran, was für ein verdammtes Glück das war, dass ich keinen Heuschnupfen hatte und dass ich diese Luft so ungebremst einatmen konnte. Einfach so. Ohne Probleme.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo CellZeb,
einen herzlichen Willkommensgruß an dich. Viel Spaß hier bei uns.
Deine Geschichte hat zwar ein paar Hakligkeiten, besonders am Anfang brauchst du ganz schön, um auf den Punkt zu kommen, das wiederholt sich und bleibt hängen und macht nochmal einen Kreis, aber das ist wurscht, denn insgesamt und trotzdem ist sie sehr liebevoll und einfühlsam geschildert und ich hab sie ausgesprochen gerne gelesen.
Du zeigst die Verwunderung des Protagonisten über sich selbst sehr schön, seine Reaktionen auf den Mike und durch seine Sicht auf Mike und seine genauen Beobachtungen erhält auch der, erhalten beide Figuren Leben und Farbe.
Eine (im Kern) wunderschöne, kleine (halbe) Liebesgeschichte.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich meine Hände gerade genauso hielt wie Mike seine. Leer vor mir, mit den Handflächen nach oben. Als würde ich warten, dass Gott mir ein Brot vom Himmel sendet.
Schöne Stelle.

Ja also, was ich soll ich noch groß rumsagen, deine Geschichte hat keine Angst vor Sentimentalität, vor Gefühlen, aber sie hat auch das gewisse Quäntchen Lakonie, um sie nicht rührselig oder gar kitschig zu machen. Ich fand das eine sehr gelungene Mischung.

Gewöhnungsbedürftig war der Anfang.
Ich mach keine Detailarbeit, weil ich nicht weiß, wie stark du an genauen Rückmeldungen interessiert bist, das ist hier einfach sehr unterschiedlich, und dann hat man sich viel Arbeit gemacht und es war quasi umsonst. Also wenn du mehr wissen willst, meld dich einfach. Ich markier dir einfch mal alle Stellen, die ich nicht gut find, weil sie wiederholen, den Fokus verlieren, ungenau formuliert sind (z. B. vollgestellt, Büsche sind nicht vollgestellt, sondern gepflanzt) oder sonstwas.
Als Rundumeindruck, du hättest diesen Anfangsabschnitt einfach auf die Hälfte einkürzen und ihm einen roten Faden geben sollen, das holpert um die Ecke und dann wieder zurück. Oder ihn ganz weglassen und die fehlenden für dich wichtigen Infos in den zweiten Absatz eingefügt.
Ich hätte ehrlich gesagt, beinahe wieder das Lesen gelassen, weil ich dachte, da schreibt einer noch nicht lang oder hat nix überarbeitet, und das hab ich jetzt grad einfach keinen Bock zu lesen. Im Abschnitt danach kommt noch mal der Park vor, die süße Luft, Himmelarsch hab ich gedacht, wieviel mal denn noch? Also du könntst wie gesagt grad so mit dem zweiten Abschnitt anfangen und den ersten weglassen, statt nur süßer Mailuft setzt du einfach noch deinen Honigduft ein und noch irgendwo den Blütenstaub, wenn du unbedingt dem Titel Rechnung tragen willst, aber ansonsten ist der erste Abschnitt echt für die Füße. Du musst nicht unbedingt beschreiben, dass der Park ein Stückchen rechteckiger Natur ist. Lass den Kerl einfach in den Park gehen, das reicht doch. ob der Park nun groß oder klein oder am Stadtrand liegt, wen interessiert das, es geht doch in deiner Geschichte nicht um den Park.
Sorry, dass ich dir das so unumwunden sage, aber die meisten hier sind halt unumwunden ehrlich und genauso ehrlich kannst du dann auch mein Lob für deine feine, kleine Geschichte nehmen.

Es war so: Ich kam vom Schwimmen. Es war Mai und der Abend war mild und alles duftete nach Honig vom vielen Blütenpollenstaub. Meine Haare waren noch nass. Es hätte sich auch nicht mehr gelohnt, sie noch zu stylen. Ich wollte ja nur nach Hause.
Direkt neben dem Schwimmbad ist ein winziger Park. Nicht größer als ein Basketballfeld KOMMA aber vollgestellt mit Bäumen und Gebüsch. Ein Weg führt durch und ein paar Bänke stehen drin.
Ich ging immer durch den Park, obwohl man leicht drum rumgehen hätte können. Ich mochte ihn irgendwie. Er war ein rechteckiges Stück Natur.

Als ich aus dem Schwimmbad kam, war es schon ganz schön spät und in dem Park ziemlich düster. Ich hatte meine Sporttasche umhängen und atmete ganz tief und bewusst die warme, süße Mailuft ein. Mir gings richtig gut. Ich hatte mich ausgepowert und mein ganzer Körper war erschöpft, aber zufrieden und ein ganz kleiner Wind zog durch meine nassen Haare, gerade so, dass es nicht zu kalt war. In meinen Gedanken war ich gerade beim Heuschnupfen von Julian.

Eine Sache habe ich: Warum auch immer, ich habe automatisch angenommen, der Protagonist sei eine junge Frau. Ich war ganz erstaunt, als ich dann das hier las:

Ich wusste, dass der nächste Schritt war, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Ihm in die Augen zu sehen und ihm eine Ansage zu machen. Sowas wie "Ey sorry, Mann, aber ich bin nicht schwul" oder "Hey tut mir leid, Alter. Im nächsten Leben vielleicht“.
Weißt du, vielleicht lag das einfach an mir. Manchmal hat man eine ganz bestimmte Erwartung und dann wird die selbst dadurch nicht erschüttert, wenn der Protagonist dem anderen die Wasserflasche aufmacht, wenn der sie nicht aufkriegt. Würde jetzt eher nicht pasieren, wenn der eine Frau wär. Aber ich wollts dir jetzt einfach auch gesagt haben für den Fall, dass es am Ende doch auch noch anderen so geht. Ich glaub, das lag an dem Stylen, ist zwar ein blödes Vorurteil von mir, dass ich da automatisch auf eine junge Frau gehe, als ob Kerle nicht genauso sich stylen würden, aber da siehst mal, noch ein Grund, den ersten Absatz zu kicken.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo CeliZeb,

dein Stil gefällt mir, das klingt spritzig, so als würde man es mündlich erzählt kriegen. Und auch die Dialoge funktionieren sehr gut, mitsamt diesen feinen Beobachtungen.

Er lächelte ein bisschen. Ein bisschen zu schüchtern, so wie er immer lächelte. Aber dann summte sein Handy, das er auf dem Oberschenkel liegen hatte, und seine Aufmerksamkeit war sofort wieder weg. Er nahm mit einer ziemlich umständlichen Bewegung seine Zigarette von der linken in die rechte Hand, damit er dann sein Handy in die linke nehmen konnte. Ich stand einen Moment unschlüssig rum und war mir nicht sicher, ob ich weitergehen sollte und ihn mit seinem Telefon alleine lassen, oder ob ich noch etwas sagen sollte.
"Na dann, schönen Abend", sagte ich, so wie es mein Opa immer gesagt hat, wenn er am Kiosk sein Feierabend-Bier holte.

Das zum Beispiel. Sehr anschaulich, sowohl die Szene an sich, als auch das, was in den Protagonisten vor sich geht. Und auch witzig.

Mike sah mich immer noch nicht an. Er hatte die Augen an den Boden geheftet und ich hatte das Gefühl, sein Oberkörper wollte sich in seinen Kapuzenpulli zurückziehen, wie eine Schnecke in ihr Haus.

Oder das. Super.

Ich habe auch erst bei dem Satz, den Novak zitiert hat, kapiert, dass es sich um einen Mann handelt, aus denselben Gründen und finde das störend. Es mindert für mich den Charme der Geschichte, wenn ich am Ende noch mal komplett umdenken muss.

Und auch die Überschrift, die ja eigentlich nur die Rahmenhandlung aufgreift, hat mich irritiert. Vielleicht kapiere ich da irgendeine Symbolik nicht, aber ich frage mich nach der Bedeutung des Blütenstaubs für die Handlung an sich. Vielleicht so in dem Sinne, dass die Natur sozusagen den schüchternen Mike in Balzlaune versetzt. Aber was ist das dann mit dem Heuschnupfen? Ich habe jedenfalls die ganze Zeit darauf gewartet, dass der Blütenstaub in der Beziehung zwischen den Beiden noch eine Rolle spielt. Und da du anfangs die nassen Haare des Prot. mehrfach erwähnst, dachte ich, dass die später vielleicht voller Blütenstaub sind oder so.

Den ganzen Dialog, wie Mike sich windet und wieder Mut fasst, wie dein Prot.lange auf der Leitung steht und es dann endlich kapiert, das ist sehr amüsant zu lesen. Die beiden waren mir sehr sympathisch in ihrer Not. Und am Ende war ich berührt. Ich mag Geschichten, die etwas flapsig daher kommen und dann noch eine tiefere Ebene treffen, da wo es auch schon weh tut.

Noch eine Kleinigkeit:

"Nein warte! Du musst hier bleiben!“, rief Mike und seine Stimme klang auf einmal als ginge es um Leben oder Tod.
Mike schnippte seine Zigarette weg und steckte sein Handy in die Hosentasche.

Das zweite "Mike" würde ich durch "er" ersetzen.

Ich freue mich auf weitere Texte von dir. :)

LG Chutney

 

Hallo Novak und Hallo Chutney,

wow, ich bin ganz geflasht. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass man in "so einem Forum" so engagierte und fundierte Rückmeldungen kriegt. Herzlichen Dank!

Mir ist aufgefallen, dass mich keiner der Kritikpunkte überrascht hat, da ich auch beim Schreiben an diesen Stellen leise Zweifel hatte, die ich dann geflissentlich überhört hab:)

Das Problem ist nur: Ich hatte auch an so vielen anderen Stellen Zweifel, auch an denen, die euch gefallen haben.

Schätze mal, Schreiben lernen heißt, den eigenen Schrott vom eigenen Nicht-Schrott unterscheiden lernen...

Das ihr beide im Ich-Erzähler ein Mädchen gesehen habt, spiegelt ein Lebensproblem der Autorin wieder:)...ätzend, echt...aber aufschlussreich.

Mein Fazit ist, dass ich beim nächsten Text versuchen werde, mit weniger Selbstbetrug ranzugehen und weniger zu schwurbeln.

Oh Gott, ich glaube ich bin motiviert...

Noch mal großes Danke!

 

Hallo CeliZeb,

eine schöne Geschichte, finde ich. Dein Stil ist total meins, der ganze Text klingt sehr authentisch, die Sprache ist einfach und trotzdem kommen die Gefühle sehr gut rüber.

Mir ging es auch so, dass ich bis zu der Stelle, als der Protagonist mit "Flo" angesprochen wird, davon ausging, dass "er" ein Mädchen ist. Ich weiß auch nicht, wieso. Vielleicht lags daran, dass du selbst weiblich bist. Ich fands jedenfalls aber auch überhaupt nicht störend.

Der Anfang zieht sich etwas, da schließe ich mich Novak an.

Mit dir“, sagte Mike.
Ich musste kurz den Anschluss wieder finden. Was „mit mir“?. Ach so: Stress. Wieso mit mir?!
"Hä? Wieso? Ich hab doch nix gesagt?!“

Irgendwie stören mich an dieser Stelle die Sätze zwischen dem "Mit dir" und der Antwort des Protagonisten. Ich weiß nicht, ob es die überhaupt braucht.

Und über die Stelle bin ich auch gestolpert:

"Krass", sagte ich.
Toller Kommentar, dachte ich.
Vielleicht nur: "Toller Kommentar."? Dass der Protagonist das denkt, kommt, denke ich, auch so rüber.

Vielleicht kannst du mit den Punkten ja was anfangen :) aber alles in allem hat mir deine Geschichte echt gefallen!

Liebe Grüße,
Tintenfisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich kann all die Kürzungsvorschläge von Novak und Tintenfisch vollkommen nachvollziehen, die klingen ja auch wirklich einleuchtend und vernünftig, aber irgendwie … also ich weiß nicht, vielleicht bin einfach ich es, der unvernünftig ist. Wie ich nämlich Freitagnacht deine Geschichte erstmals gelesen hab, CeliZeb, war ich tatsächlich vom ersten Satz an (Es war so: …) von deinem ich nenn‘s mal charmanten, unbekümmerten Stil gefangen.
Also diese ganzen ersten Sätze fand ich schon toll:

Es war so: Ich kam vom Schwimmen. Es war Mai und der Abend war mild und alles duftete nach Honig vom vielen Blütenpollenstaub. Meine Haare waren noch nass. Es hätte sich auch nicht mehr gelohnt, sie noch zu stylen. Ich wollte ja nur nach Hause.
Direkt neben dem Schwimmbad ist ein winziger Park. Nicht größer als ein Basketballfeld [Komma] aber vollgestellt mit Bäumen und Gebüsch. Ein Weg führt durch und ein paar Bänke stehen drin.
Ich ging immer durch den Park, obwohl man leicht drum rumgehen hätte können. Ich mochte ihn irgendwie. Er war ein rechteckiges Stück Natur.

Das hat für mein Gefühl einen wirklich schönen Flow, liest sich einfach wunderbar, finde ich, und witzigerweise waren es genau die Formulierungen, die z.B. Novak gestört haben, die ich besonders mochte; „mit Bäumen und Büschen vollgestellt“ z.B. Also ich weiß nicht, mir taugt das einfach, ich empfand das nicht als versehentlich falsch verwendeten Begriff, sondern als ein von dir ganz bewusst gewähltes Wort. Ich hatte dadurch nämlich gleich mal einen jugendlichen Erzähler vor mir - besser gesagt, eine Erzählerin.
(Ja, da ging‘s mir haargenau wie den anderen. Von Beginn an war’s ein Mädchen für mich, keine Ahnung warum. Umso eigenartiger, weil ich dich am Freitag noch für einen männlichen Autor gehalten habe, aufgrund deines Nicks, glaub ich. Möglicherweise war es die Wortwahl, z.B. duften, Blütenpollenstaub, was weiß ich, die mich gleich an ein Mädchen hat denken lassen, überhaupt auch die so sensible Wahrnehmung der Umwelt, glaub ich, aber sicher auch dieser Satz:

Ich ging immer durch den Park, obwohl man leicht drum rumgehen hätte können.
und dazu der Umstand, dass es schon finster wird. Also zu dem Zeitpunkt hab ich ja noch nicht gewusst, worauf die Geschichte letztlich hinausläuft, und irgendwie schwang da für mich zu Beginn gleich mal so was leise Bedrohliches mit: Abend, Abkürzung durch einen dunklen, menschenleeren Park, gar nicht gut … geh da lieber nicht rein, Kleine, hab ich mir gedacht, na ja, war halt einfach ein Mädchen für mich.)

Aber zurück zu deiner Sprache: Die war mir wirklich an keiner Stelle zu ausschweifend, oder ich sag’s mal so: für mein Gefühl (meinen Lesegeschmack) darf ein Ich-Erzähler ruhig mal ein bisschen redundant herumschwafeln, vor allem, wenn er es auf so sympathische Weise tut, ich krieg da einfach unheimlich viel von seiner Denkweise, seiner Weltsicht, von seinem Charakter (seiner Seele, jessas) mit.
Und apropos individueller Lesegeschmack: gerade diese eine Stelle z.B., die Tintenfisch zum Stolpern brachte, gefiel mir besonders:

"Krass", sagte ich.
Toller Kommentar, dachte ich.
Kann ich jetzt gar nicht gscheit begründen, aber wäre „dachte ich“ weg, klänge das weit weniger gut, finde ich. Gerade dieses „sagte ich/dachte ich" taugt mir einfach. Auch wenn ich dreimal weiß, dass es fürs Textverständnis unnötig ist, es hat halt einfach einen coolen sprachlichen Klang. Und so geht’s mir bei vielen Stellen dieser Geschichte, dass ich mir denk, okay, ich hab's zwar eh schon kapiert, was mir da erzählt wird, trotzdem lese ich gern noch mehr davon. Und das lag sicher nicht nur an meiner speziellen wohligen Stimmung Freitagnacht, sondern so geht es mir grundsätzlich beim Lesen: Sobald mich der Stil einer Geschichte vereinnahmt, pfeif ich auf Stringenz und Erzählökonomie, da genieße ich einfach die Sprache, das Lesen an sich.
Ich mein, in Wahrheit könnte man jede Geschichte mit nur ein paar wenigen Zeilen erzählen. Deine hier z.B. so:
Flo geht durch einen Park und trifft dort seinen Kumpel Mike. Mike gesteht ihm, dass er verliebt in ihn ist. Ende.
Tja, aber was bleibt dann zum Lesen?
Also was ich sagen will, CeliZeb: Klar sollst du dir die Geschichte noch einmal vornehmen, sogar mehrmals, sollst immer wieder daran arbeiten und dabei die vielen Vorschläge aus den Kommentaren im Kopf behalten, aber gleichzeitig musst du dir auch immer bewusst sein, dass es so viele Lesarten wie Leser gibt, und jeder dieser Leser dir nur seine ganz persönlichen Ansprüche an Lektüre vermitteln kann. Und wenn du dir jetzt bei irgendwelchen Änderungsvorschlägen nicht sicher bist, ob sie dir auch wirklich zum Text, bzw. zu deiner Art zu schreiben passen, solltest du lieber nicht den Konsens suchen und auf die Mehrheit hören, sondern auf dich selbst und deine eigenen Ansprüche und Vorstellungen. Nur so wirst du dir deinen individuellen Stil bewahren.

Ja, was soll ich noch groß sagen, du hast es eh schon gecheckt: Ich mag deine Geschichte und die Art wie du schreibst, wahnsinnig gern.
Willkommen bei uns, CeliZeb.

offshore

 

Hallo CeliZeb, willkommen hier!
Ich fürchte, meine Kritik wird Dich nicht weiterbringen, denn ich bin einfach nur hingerissen. Dies ist eine Geschichte der Art, die mir richtig ans Herz geht. Sie hatte eine ähnliche Wirkung wie "Hippiekacke" von Feirefiz, was echt etwas zu bedeuten hat, denn diese Geschichte, die Du unter Empfehlungen findest, ist meine Lieblingsgeschichte hier im Forum.
Dass Dir dies mit Deiner ersten Geschichte gelungen ist, ist schon allerhand.
Ich hoffe, das ist Zufall, sonst müsste ich Dich als Naturtalent sehen, aber der ganze Aufbau empfinde ich als außerordentlich rund. Sie lässt einen alles wissen, fühlen und lässt satt zurück.

Ich atmete ein. Ganz tief und bewusst. Mikes Duft hing noch in der Luft, nach frischer Wäsche und Zigaretten und ich dachte daran, was für ein verdammtes Glück das war, dass ich keinen Heuschnupfen hatte und dass ich diese Luft so ungebremst einatmen konnte. Einfach so. Ohne Probleme.
Grandioser Schachzug, das hier als Schlusselement zu bringen.
Ich wüsste nicht, was hier noch zu ändern wäre, für mich ist es perfekt.
Und ich beneide Dich für Dein Debüt, ohne scheiß.

Ich freue mich, Deiner Entwicklung hier (hoffentlich) beiwohnen zu können.
Liebst, Gretha

 
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ernst offshore

aber irgendwie … also ich weiß nicht, vielleicht bin einfach ich es, der unvernünftig ist.
Stimmt.
Das verblüfft mich nämlich jetzt schon sehr, wie man all die Wiederholungen und Verdopplungen und Fokusverluste des ersten Abschnittes und die Überschneidungen mit dem zweiten Abschnitt so einfach überlesen und als guten Flow wahrnehmen kann.

Ich mein, in Wahrheit könnte man jede Geschichte mit nur ein paar wenigen Zeilen erzählen. Deine hier z.B. so:
Flo geht durch einen Park und trifft dort seinen Kumpel Mike. Mike gesteht ihm, dass er verliebt in ihn ist. Ende.
Tja, aber was bleibt dann zum Lesen?
Hat das einer verlangt? Ich meine, mit solchen Aussagen bringt man weder einen Autoren weiter, noch wird man durch die Übertreibung den Kommentaren eines anderen gerecht. Im Gegenteil, man wertet sie ein bisschen ab, und das ärgert mich, auch wenn ich weiß, du hast es gut gemeint und nicht böse.
Aber zur Zeit wundere ich mich über manches hier und vielleicht bin ja ich diejenige, die überkritisch ist.

Bei dieser Stelle allerdings

"Krass", sagte ich.
Toller Kommentar, dachte ich.
geb ich dir unumwunden recht., offshore. Der Grund ist, dass "sagte ich" und "dachte ich" den Gegensatz der inhaltlichen Aussagen betonen, es weist auf die Diskrepanz hin.

Eigentlich wollte ich dir aber auch nur mitteilen, offshore, dass ich deinen Doppelpost gelöscht hab, das passiert hier zuweilen, dass derselbe Komm zweimal auftaucht. Nicht, dass du dich wunderst.
Viele Grüße an alle
Novak

 

Novak schrieb:
Hat das einer verlangt? Ich meine, mit solchen Aussagen bringt man weder einen Autoren weiter, noch wird man durch die Übertreibung den Kommentaren eines anderen gerecht. Im Gegenteil, man wertet sie ein bisschen ab, und das ärgert mich, auch wenn ich weiß, du hast es gut gemeint und nicht böse.
Aber zur Zeit wundere ich mich über manches hier und vielleicht bin ja ich diejenige, die überkritisch ist.

Okay, das ist jetzt offtopic, liebe Novak, trotzdem will ich's unter dieser Geschichte schreiben:
Ich hab mich ja schon einmal mit einem Kommentar - unter einer von Schenjas (meiner Meinung nach großartigen) Geschichten - in die Nesseln gesetzt, indem ich mein Unverständnis über andere Kommentare explizit ausdrückte. Das hat mir damals berechtigte Kritik eingebracht, und warum ich jetzt schon wieder so einen Scheiß mach, weiß ich eigentlich nicht.
Gerade dich, Novak, die du für mich eine der wertvollsten und kompetentesten Kritikerinnen im Forum bist, wollte ich am allerwenigsten brüskieren. Warum ich’s trotzdem tat? Keine Ahnung, manchmal geht mir einfach das Augenmaß ab, bzw. meine Leidenschaft mit mir durch.
Ich wollte dir wirklich nicht ans Bein pinkeln und bin jetzt echt zerknirscht. Soll ich meinen Komm löschen? Ich weiß es echt nicht.

 

Ich wollte dir wirklich nicht ans Bein pinkeln und bin jetzt echt zerknirscht. Soll ich meinen Komm löschen? Ich weiß es echt nicht.
Um Gottes Willen, für mich ist das okay so. Es wär ja total schade um deinen schönen und motivierenden Kommentar. Mich hat nur eine kleine Nuance gestört, und ich sag es immer sehr direkt, wenn ich mich mal ärgere. Also ganz grundsätzlich: unterschiedliche Sichtweisen sind spannend und gut. Zu der Sache, die ich nicht ganz okay fand, hab ich Stellung bezogen. Und gut ist. Nehmen wirs doch einfach als Beispiel dafür, dass das Forum hier lebt.
Und dass du immer mit viel Leidenschaft und Freude und Begeisterung kommentierst, das möcht ich am allerallerwenigsten missen.

 
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Hallo CeliZeb!

Ein nettes Geschichtchen zum Thema schwules Outing, in weitgehend juveniler Alltagssprache erzählt. Atmosphärisch stimmig, die Figuren werden lebendig, auch ohne äußerer Profilierung sichtbar, der Erzähler gewährt emotionale Einblicke die durchaus in Handlung aufgelöst werden, anstatt sie nur zu behaupten. Trotz der geringen Aussage, die Story kratzt thematisch nur an der Oberfläche, nett zu lesen. :)

Sprachlich fand ich den Text (noch) nicht überzeugend. Leider gibt es einige Tempusfehler, noch mehr Interpunktionsfehler, dazu entbehrliche Hilfsverben, Modefüllwörter wie "echt" oder "wirklich", leider nicht (nur) im Dialog, denn dort würden sie passen, zu viele Nebensätze werden plump mit "dass" eingeleitet sowie ein paar sprachliche Ungenauigkeiten, wie: ... das Handy lag auf seinem Oberschenkel". Hat er nur einen? Oder: ... alles duftete nach Honig vom vielen Blütenpollenstaub. Alles roch danach? Und riecht Honig tatsächlich nach Blütenpollen? Doch eher nicht.
Ohne mich in weitere Detailarbeit verlieren zu wollen, noch kurz zum ersten Absatz bzw. den Eröffnungssätzen:

Es war so: Ich kam vom Schwimmen. Es war Mai und der Abend war mild und alles duftete nach Honig vom vielen Blütenpollenstaub. Meine Haare waren noch nass. Es hätte sich auch nicht mehr gelohnt, sie noch zu stylen. Ich wollte ja nur nach Hause.

Da könnte einiges wegfallen, was die Eröffnung mAn schlanker und knackiger erscheinen ließe ohne deshalb die Aussage zu verändern.

Alternative:
Ich kam vom Schwimmen. Es war ein milder Abend im späten Mai, der Duft von Blütenpollen erfüllte die Luft. Meine Haare waren noch nass. Es hätte sich nicht gelohnt sie zu stylen, ich wollte nur nach Hause.


LG, Manuela :)

 

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