Blüten des Lebens
Er war selbstbewusst. Er wusste wovon er redete. Den Leuten gefiel er durch sein Aussehen, das nicht immer gepflegt war. Aber das musste es auch nicht, denn sobald er den Mund aufmachte, kamen nur Blüten und Farben des Lebens heraus. Sobald er mit seinen Augen in die Seelen der anderen blickte, verstand er sie mehr als sie je es selbst vermochten.
Damals war er auf der Suche nach etwas, wusste es aber selbst nicht was es genau war. Manche nennen es Sinn. Andere bevorzugen den Begriff Berufung. Er dachte sich durch Kommunikation mit anderen Menschen, in der er sehr geübt und geschickt war, es finden zu können. In diesen Gesprächen dominierte immer sein Verständnis, sein Vermögen seine eigene Person aufzulösen und die Sicht der anderen viel zu gut zu sehen.
Er erschrak dadurch viele Menschen. Sie sahen sich sehr deutlich, durch ihn gespiegelt, ihre Dimension und Hässlichkeit. Ihre Probleme und Sorgen waren sein Spielbrett, seine Klaviatur des Lebens. Er war sich sicher sehr nah an seinem Ziel zu sein.
Tatsächlich entfernte er sich immer mehr davon. Je mehr Schicksale, je mehr Wahrheiten er in sich nahm und verarbeitet, desto mehr verlor er sich in den Facetten der anderen Leben. Seine Wirklichkeit löste sich in Träume auf. Träume von anderen Menschen gelebt und von ihm nie erreichbar. Er versuchte sich an ihnen solange wie möglich zu krallen.
Den Zeitpunkt seines Falles konnte er nicht bestimmen. Sicher war nur, dass er wieder alleine war. Nur noch seine Probleme in seinen Kopf sich kreisten. Auf dieser Klaviatur des Leides war er nicht fähig zu spielen. Er konnte kein Spiegel für sich selbst sein. Was er vergaß zu tun, war zu handeln. Handeln nach seinen Maßstäben, nach seinen eigenen Möglichkeiten. Mit seiner Traumwelt zerbrach er selbst.