Blätter, in den Wind geschrieben
Aus der Hinterlassenschaft von Hans A.
Blätter, in den Wind geschrieben
Die kleine Ansammlung Gestrandeter lebte einsam und zurückgezogen in einem alten Haus am Waldrand.
Romantik, Sehnsucht, urbane Streuner-Einsamkeits-Ästhetik, durch den Post-Prozess-Dschungel getrieben, medial und damit auch kommerziell missbraucht, blieben als leere Hüllen um sie herum zurück.
Die Gemeinschaft der Verlorenen hatte es nicht geschafft, diese Hüllen mit lebendiger Stofflichkeit zu füllen.
Das alte Haus mit dem absprenkelnden Verputz an den Außenmauern gab ihnen eine weitere Hülle. Hier saßen sie sich gegenüber und lebten vor sich hin. Mal redend, mal arbeitend, essend und schlafend.
Träume. Ob sie träumten wusste niemand zu erzählen, das Innerste blieb umhüllt, sofern vorhanden.
Eines Tages drang ein Sonnenstrahl durch das grün-trübe Dickicht der Bäume. Er öffnete ein Fenster und streichelte das Gesicht eines Innensitzenden. Er wurde blind.
Mit der Blindheit kam ein Gefühl; Ärger; Wut. Immer in der Hülle, pochte es an die Außenhaut. In wechselnden Intensitäten und Rhythmen.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ein anderer Gestrandeter, der innen saß, eine Frage stellte, die eine leere Worthülse war, so wie es dem unausgesprochenen stillen Verhaltenskodex in dem einsamen Haus am Waldrand entsprach.
Diese Worthülse zerrte an der Außenhülle des Innensitzenden mit der pochenden Wut. Sie pochte dieses mal so heftig – die Worthülse zerriss mit dem Pochen zusammen schlagend die Menschhülle.
Er wollte schreien und die Luft aus dem Riss entweichen lassen. Die Hülle zerriss vollends und die Luft stürzte hinaus und öffnete das Vakuum der anderen Menschhüllen. Sie wurden zerstört.
Nichts blieb.
Die unbedarften Kinder mit dem Benzin fackelten drei Wochen später ein leeres Haus ab.