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Bitte eine Portion "Was ICH will"
Ich stieß euphorisch die Ladentür auf, ging mit entschlossenen Schritten zur Theke und verlangte nach einer Portion Was ich will.
Der Verkäufer hinter der Theke blieb unbeeindruckt zu den Regalen gewandt und antwortete fast beiläufig: "Bedaure, schon lange ausverkauft. Müsste ich neu bestellen."
"Und warum haben Sie dann noch nicht bestellt?", wollte ich wissen.
Nun drehte sich der gemütlich wirkende Mann doch um, wobei sein wohlgenährter Bauchumfang deutlich die Ladentheke streifte und zeigte auf die ebenso prall gefüllten Regale:
"Sehen Sie selbst, alles vollgestellt mit den Artikeln Was Sie nicht wollen und alternativ Was andere wollen/meinen, dass Sie wollen." Ohne eine Antwort abzuwarten, fügte er hinzu:
"Ein Vorschlag zur Güte: Nehmen Sie erstmal das, was da ist. So schaffen Sie Platz für neue Ware. Außerdem sind diese Artikel um ein Vieles günstiger, einige sogar fast geschenkt."
Ich sah ihm an, dass er sehr stolz auf seine Idee war.
Da ich im Moment keine bessere hatte, nahm ich ein bisschen von Was ich nicht will und eine ganze Menge, da im Überfluss vorhanden, von Was andere wollen/meinen, dass ich will und ging recht zuversichtlich nach Haus, um mich erstmal damit zu beschäftigen.
Die darauffolgenden Ladenbesuche brachten kein anderes Ergebnis mit sich, so dass ich eines Tages ganz überrascht war als man mir schon beim Betreten des Ladens an der Türschwelle freudig entgegen rief: "Es ist soweit! Ich kann jetzt endlich Ihre Bestellung aufnehmen! Also, was wollen Sie?"
Nun hab ich mich solange mit dem Was ich nicht will und Was andere wollen/meinen, dass ich will beschäftigt, dass ich das Was ich will gar nicht mehr richtig definieren kann oder hab ichs sogar einfach vergessen?
So irritiert wie ich war, konnte ich dem bemühten Verkäufer nur ein paar Worte entgegnen: "Mmmh? Gute Frage ..."
"Wie jetzt? Sie wissen gar nicht, was Sie wollen?!", sein Gesichtsausdruck war dabei so vorwurfsvoll, als ob er mir ein schlechtes Gewissen einreden wollte.
Was er auch erreichte, so dass sich meine Erklärung ihm gegenüber wie eine Entschuldigung angehört haben müsste: "Es ist ja nun auch schon eine ganze Weile her ... ich bin mittlerweile mit dem Was ich nicht will und dem Was andere wollen/meinen, dass ich will so sehr vertraut, dass ... "
Ohne, dass ich meinen Satz beenden konnte, kam der Verkäufer nun hinter seiner Theke hervor, breitete seine, in die Hemdsärmel gepressten, Arme einladend aus, als ob er mich jeden Moment tröstend in die selbigen nehmen wollte und sprach mit einem breiten Grinsen in seinem kugeligen Gesicht: "Ach was, nicht so schlimm! Dann nehmen Sie doch noch etwas von dem anderen Zeug, was sich ja merkwürdigerweise wie von selbst in die freien Lücken der Regale drängt.", er klopfte mir aufmunternd auf die Schultern :
"Ihre Zeit wird schon noch kommen und bis dahin ... ", und ergänzte mit einem Augenzwinkern, " ... na, Sie wissen schon."