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Bist du jetzt glücklich?

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14.08.2001
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Bist du jetzt glücklich?

Der Mond hatte in einem Anflug von Selbsterkenntnis der Sonne Platz gemacht, um den neue Tag in Entenhausen zu verkünden.
Die müden Bewohner krochen aus ihren winzig anmutenden Behausungen und watschelten schnatternd zu Dagoberts Fabrik, ein kollosales Ungetüm, aus dessen Nüstern schwefelhaltig stinkender Qualm entstieg und aus dessen Eingeweiden monströse Geräusche drangen.

Einzig und allein Donald Duck entschied, wie so oft, der strebsamen Pflichtigkeit fern zu bleiben und stattdessen seinen malträtierten kleinen Entenkörper Ruhe und Erholung zu gönnen. Nach reichlich erholsamen Schlaf und einem winzigen Frühstück, bestehend aus den letzten zum Vorschein kommenden Resten des Kühlschranks watschelte er froh gelaunt zum Wellnesspark um sich im Angesichts seines Schweißes den ätherischen Dämpfen der Sauna hinzugeben.

Doch blankes Entsetzen durchzuckte seinen Körper als er den gleichfalls blanken Körper Draculas erblickte. Aus den Geschichten, mit denen er seinen Neffen Angst einzujagen vermochte, wußte er, dass sein Entendasein keinen Pfifferling mehr Wert war. Niemals hatte ein Zusammentreffen einer Ente und einem Dracula ein glücklichen Verlauf genommen.Stets war das Ende so vorherbestimmt, wie das Leben selbst, eine Ente endete als Braten, so blass und blutleer wie eine Weihnachtsgans.

Ehe ihn die Verzweiflung übermannen konnte, fasste er den Schluß seine mutigsten und heldenhaftesten Eigenschaften hervorzuwühlen und einem Phantomas gleich, sich dem Gegner zu stellen. Er spreizte seine Beine, blickte Dracula furchtlos, ein wenig zitternd, an und mit bebender Stimme schnatterte er los: „Wenn du ein Mann bist, dann kämpfe mit mir wie wir Enten miteinander zu kämpfen pflegen.“ Dracula, der ihn bis jetzt nur beiläufig beobachtete, schreckte aus seinen schwermütigen Gedanken. „Ich werde dich ausrotten, du Ausgeburt der Hölle.“ Sein kleiner Schwanz bebte im Gleichklang seiner Stimme. Dracula wollte seine Stimme heben, doch Donald wollte sich nicht reinreden lassen. „Glaube mir, mit mir ist nicht gut Kirschen essen. Ich kann dich mit nur einem einzigen Griff töten. Ich bin der Besitzer des schwarzen Gurtes.“ Gleichwohl nichts wahres an diesen Aussagen war, so vermochte er für einen Moment den Gegner zu beeindrucken. So schien es.

Mit einem gequälten Lächeln richtete sich Dracula auf und sah Donald von oben bis unten an. „Mein Freund“, zischte er „woher stammt dein Zorn?“
Vorbei war es mit dem Wagemut. Sein kleiner Schwanz, vorhin noch in wütender Erregung erhoben, senkte sich zu Tal. Mit seinem rechten Fuß malte er Kreise auf den Boden. „Zorn ist es nicht. Ich fürchte mich vor dir.“
Dracula sah ihn mitleidsvoll an. „Furcht?“
„Ja, Furcht.“
„Das stimmt mich traurig.“ Seine zischende Stimme nahm einen angenehmen Timbré an, dessen magischer Klang Donald in seinen Bann zu ziehen begann.
„Ich vermute, dass deine Furcht durchaus seine Berechtigung hat und du mir erzählen kannst, warum du dich vor mir fürchtest.“

Donald wußte nicht sofort was er antworten sollte. Konnte es sein, dass dieses Ungeheuer nich wußte, wie groß die Angst war, die er verbreitete? Dann bestand noch ein Funken Hoffnung. „Verzeiht mir diesen falschen Ausdruck. Es ist nicht Furcht. Es ist Respekt vor deinen großen Taten und deiner Ausstrahlung.“
Mit neugefassten Mut unterstrich Donald seine Aussage mit unterwürfigen Gesten.

Dracula erwiderte es mit einem eisigen Lächeln und einem grollenden, kehligen Knurren. Mit den kalten Augen eines Höllenhundes fixierte er ihn. Donald wich erschrocken zurück. „Ich...ich wollte sagen....Ja, es ist Furcht. Du machst mir Angst. Du bist das gräßlichste und Scheußlichste, was ich je gesehen habe. Lass mir mein armes Entenleben....du Monster.“

Draculas Miene veränderte sich und er begann zu Lachen, ein furchtbares, dröhnendes Lachen. Donald wußte nicht, wie er reagieren sollte. Zaghaft lächelte er, verstummte aber sofort, als Dracula ihn wieder durchdringend ansah.
„Komm´ her, mein tapferer Freund. Komm´ her und setz dich zu mir.“

Donald wußte, dass sein Leben verspielt war, also dachte er sich, kann er sich auch dem Schicksal hingeben. Bedrückt watschelte er zur Holzbank, kletterte auf die erste Sprosse und platzierte seinen Pürzel direkt neben Dracula, welcher ihn überrascht von dessen Mut erstaunt ansah.
„Sieh´ an! Doch nicht so ein Feigling, wie ich dachte.“
„Ihr irrt, mein Herr. Meine Hosen wären vollgelaufen, hätte ich welche an.“

„Was erzählt man denn so von mir? Denn aus nichts anderem kann sich deine Furcht begründen außer von den Erzählungen anderer. Ist es nicht so?“
„Ihr habt Recht. Doch weiß ich nicht, ob es meine Situation verschlimmer, wenn ich von eurer Blutrunst erzähle.“
„Würdest du mir denn glauben, dass ich dir nichts tue, wenn du es mir erzählst?“
„Natürlich nicht!“
„Also, dann fang an.“

Donald überlegte kurz und wußte sich keinen Rat.
„Ihr seid ein blutrünstiges Monster....“
Dracula knurrte Donald wieder mit einem kehligen Ton an.
„..verzeiht...ihr seid ein lustiger Geselle, der es versteht, Frauen um den kleinen Finger zu wickeln.“
„Und das macht dir Angst?“
„Ihr habt mich ja nicht aussprechen lassen. Ihr saugt ihnen das Blut aus, so sagt man.“
Dracula betrachtet Donald Körper bis auf das kleinste Detail.
„So, so. Auch wenn es fast unscheinbar ist, so glaube ich doch, dass ihr dennoch keine Sorge tragen müßt.“
Donald beobachtete Draculas Blick, der auf seinen Männlichkeitsmerkmal haften blieb.

„Ich bin entlarvt. Also kann ich gehen?“
„Nein! Natürlich nicht. Warum habt ihr es denn so eilig? Bin ich euch nicht ein guter Gesellschafter?“
„Oh, doch, werter Herr Dracula, aber...“ er sah hinab zu seinem Handgelenk, an welcher sich normalerweise eine Armbanduhr befand, „ es ist schon spät. Man erwartet mich zuhause.“
„Doch nicht etwa deine Frau?“
„Daisy, ja und meine drei Neffen: Tick, Trick und Track“
„Ihr seid ein wahrhaft glücklicher Mensch. Ist es nicht so? Daisy heißt also euer Frauenzimmer. Ich hab´ mir auch nicht vorstellen können, dass ein solch mutiger Zeitgenosse, wie du es bist, keine Frau sein eigen nennt. Sprich! Wie sieht sie aus? Was tut sie den ganzen Tag?“
„Was soll ich sagen. Sie ist, wie eine Frau wohl zu sein hat. Sie kocht und putzt und hält meinen Pürzel sauber. Sie sorgt dafür, dass die Neffen zur Schule gehen und nicht zu lange vor dem Fernseher sitzen.“

„Dann hast du Glück, dass du sie dein Eigen nennen kannst. Oder?“
„Das habe ich wohl, werter Herr. Doch manchmal...“
Donald bemerkte nicht, wie das rechte Auge Draculas zwinkerte und auch nicht, wie seine Zunge gierig seine Lippen benäßte.
„Sie ist halt eine Frau und vermag mich nicht zu verstehen. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich begehre sie doch ab und an ist sie so eigenartig. Dann weiß ich, dass wir unterschiedlicher nicht sein können. Sie nörgelt an mir herum. Meint, dass ich nicht fleissig genug bin und nicht für sie Sorgen würde, dabei ist es meine größte Sorge, dass sie sich wohlfühlen. Und wenn ich den ganzen Tag geschuftet und geackert habe, dann findet sie dennoch einen völlig nichtigen Grund um einen Streit vom Zaune zu brechen.“

„Bist du nicht glücklich?“
„Doch, doch. Nur manchmal glaube ich, dass es auf dieser großen Welt eine Andere geben könnte, die es vermag, mich noch glücklicher zu machen.“
„Das glaubst du wirklich?“
„Ich weiß es nicht. Woher auch.“
“Hast du es denn schon einmal ausprobiert?“
„Was meinen Sie?“
„Ich meine, ob du es schonmal versucht hast. Die Welt mit deinem Charme zu erobern. Die Frauen würden dir zu Füßen liegen.“
„Ich weiß, was Sie meinen. Unsere Supermarktverkäuferin sieht mich immer so an, wenn ich mit meinem Pürzel an ihr vorbei schlendere. Es ist nicht so, als wenn ich es nicht wüßte. Ich kann es spüren, wie ihr lüsternder Blick mich verfolgt, wenn ich mich vorbeuge um das Obst auszuwählen.“
„Das dachte ich mir! Ein wahrer Casanova.“
„Aber...ich könnte Daisy so etwas niemals antun. Sie liebt mich wissen Sie.“
„Ach, papperlapapp. Vergiß nicht. Du hast nur ein einziges Leben.“
Dracula funkelt ihn mit gierigen Augen an.
„und das kann schneller vorbei sein, als dir lieb ist.“

Draculas Hände umfassten Donalds schlanken Hals. Sein Mund öffnete sich. Finster und Schleim triefend wie das Tor zur Hölle offenbarte er seine messerscharfen dolchartigen Zähne. Das gelbe Licht der Sauna reflektierend, blitzten sie auf und spiegelten sich in Donalds verschreckten Augen wider.
Ruckartig sprang Donald auf und befreite sich auf diese Weise von den unliebsamen neuerlichen Annäherungen Draculas und watschelte hektisch in eine Ecke, seine Augen mit den Händen zuhaltend.

„Tut mir nichts, werter Herr. Ich möchte noch so vieles erleben.“
„Warum, mein Freund, seid ihr bloß so ängstlich?“
Ein donnerndes kehliges Grollen durchbrach die Stille. Donalds Pürzel zitterte wie Espenlaub, als er den kalten Atem Draculas im Nacken spürte. Dessen Hände krallten sich um seinen ach so jungen Hals. Er würde seine Zähne gleich in sein zartes Fleisch einschlagen und ihn austrinken wie eine frische Apfelsine. Doch nichts dergleichen geschah.

Nach einer Weile angstvoller Erwartung drehte sich Donald um und sah, dass Dracula nicht mehr im Raum war. Eilig rannte Donald aus der Sauna. Er wollte den Eigentümern von diesem schauerlichen Erlebnis berichten. Schnell verwarf er diesen Gedanken, da solch abenteuerliche Geschichten schon so manchen genialen Kopf eine Zwangsjacke beschert hat.
Also rannte er nach Hause so schnell er konnte. Immer wieder blickte er sich um, da er glaubte einen Schatten über sich ausfindig gemacht zu haben. Aber es waren Schatten von Bäumen oder Vögeln, kein blutrünstiger Vampir, der sich ihm näherte.

Zuhause angekommen stürzte er ins Wohnzimmer um seine geliebte Daisy in den Arm zu nehmen. Doch sie war nicht im Wohnzimmer und auch nicht in der Küche. Er rief ihren Namen, doch sie antwortete ihm nicht. Er suchte sie in der ganzen Wohnung - über all und schließlich fand er sie im Badezimmer. Mit leeren Augen sah sie ihn leblos an.

 

Hm, Dracula + Donald ergibt eine seltsame Story. Richtig. Inwiefern diese Story seltsam ist, kann man näher erörtern, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.

Hm, die Idee ist gewöhnungsbedürftig. Das liegt aber daran, dass Du nicht viel aus ihr gemacht hast. Der Dialog hätte um Längen interessanter und spannender sein können. Irgendwann wird ja klar, dass Drac es auf Daisy abgesehen hat. Hätte man das nicht mehr verschleiern können, damit der Überraschungseffekt größer ist?

Nun ja, mässige Story, die seltsam anmutet, da absolut in der Schwebe steht, was die komische Verbindung Dracula-Donald soll.

 

Hallo Zaza,

erst einmal herzlichen Dank für deine Kritik. Ich habe mich der Comicfiguren bedient, da jeder der es liest direkt ein Bild von ihnen hat. Donald, der ewige Verlierer und Dracula das grauenhafte Monster. Hast wahrscheinlich recht, man hätte die Dialoge interessanter machen können. Werde in Zukunft mehr darauf achten.

 

Hallo Andre,
:( was wird denn jetzt aus Daisy? Donald will sie doch bestimmt zurückhaben!
Onkel Dagobert braucht er nicht zu fragen. Geld hilft hier nicht.
Ich glaube Daniel Düsentrieb kann helfen. Vielleicht mit seiner Zeitmaschine?
Frohes Schaffen, Hot Soul. :)

 

Hallo André!

Irgendwie etwas abstrakt, die beiden ungleichen Gegner, aber mir hat die Geschichte inhaltlich und auch sprachlich eigentlich ganz gut gefallen.
Das Ende mag vielleicht ein wenig vorhersehbar gewesen sein, aber ich dachte auch, dass Dracula auch Donald und nicht nur Daisy etwas antun würde.
Der Dialog war zwar nicht besonders spannend, aber m. E. ganz in Ordnung.

Insgesamt zwar noch verbesserungsfähig, aber schon ein interessanter Ansatz.

Viele Grüße, Michael

 

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