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Bis zu den Knien

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01.09.2005
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Bis zu den Knien

Riemer. Der Bürgermeister selbst. Dieser Arsch. Gerd blinzelte sich den Schlaf aus den Augen beim Blick durchs Küchenfenster. Das war er doch, der Riemer?
Er nippte an seinem Kaffee, schwarz wie Stuhlgang bei Verstopfung. Dorothea hätte ihm die Tasse aus der Hand geschlagen. Zu stark. Aber Dorothea war nicht mehr hier. Er hatte ihr Blumen gebracht, gestern erst.
Riemer war hier. Stand dort draußen auf der Wiese mit dem Wasser bis zu den Knien. Bewegte sich nicht, glotzte in die Gegend wie auf den bescheuerten Fotos in der bescheuerten Zeitung und tat das, was er am liebsten tat: Nichts. Seit Jahren hatte Gerd gemahnt, das Thema endlich anzugehen, bevor sie beim nächsten Starkregen alle absaufen würden hier in der Straße. Bei Riemer persönlich hatte er angeklopft nach dem Hochwasser von 2007.
„Wir brauchen ein Rückhaltebecken oder einen Wall“, hatte er gesagt. „Wir haben viertausend Euro Schaden und der Keller ist noch nicht mal richtig vollgelaufen. Beim Nachbarn ist es viel schlimmer. Und das sind nur die Kosten jetzt. Irgendwann sind die Kinder raus und du willst das Haus verkaufen und es ist nichts mehr wert, weil es mitten in der Monsunzone steht.“
Riemer nickte voller Verständnis, konzentrierter Blick, Lippen zusammengepresst. Damals hatte Gerd noch gedacht, das wäre was wert.
„Das geht nicht.“ Riemer war aufgestanden und hatte ihm die Hand gereicht. „Da muss eine Lösung her und zwar schnell. Das nehme ich mit in den Verwaltungsausschuss.“
Die Jahre vergingen. Ohne Starkregen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gerd schlug jeden Tag die Zeitung auf, wartete auf eine von diesen trockenen Überschriften, die die meisten überlasen: Hochwasserschutz auf den Weg gebracht.
Es kam aber nichts. Stattdessen Fotos. Riemer beim Praktikum in der Schulmensa des Goethe-Gymnasiums, Riemer zeigt Daumen hoch für die drei neuen Regale in der Stadtbibliothek, Riemer liest Gedichte vor in der Jasminblüten-Seniorenresidenz, Riemer feiert mit beim scheiß Schützenfest. Vier Tage besoffen. Hoch die Gläser. Mann des Volkes.
Der nächste große Regen freute sich über so viel Untätigkeit. Er brachte das Hochwasser 2012. Diesmal 7000 Euro Schaden. Kalle Wehrhahn sah sich ihren Keller an. Kalle hatte Maurer gelernt. Guter Mann. Hatte seine eigene Baubude jetzt. Als Dorothea weg war, flüsterte er Gerd zu: „Unter uns, sieh zu, dass du das Ding los wirst. Das kannst du eigentlich jetzt schon nur noch abreißen.“
Riemer war diesmal weniger leicht zu erreichen. Viele auswärtige Termine. Nur ein Brief lag im Kasten, Gerds Anregungen hätten dem Bürgermeister sehr gefallen und er werde sie mit in den Rat und die Ausschüsse nehmen.
Eines Morgens schlug Gerd mit der Faust auf den Küchentisch. Die Butter fiel auf den Boden, sein Ei hinterher. Zum Glück war es ein knallhartes Furzei, wie er es mochte. Auf dem Tisch die Zeitung. Riemer in Siegerpose, eine Boulekugel in der Hand. Auf der Titelseite! Er hatte mit seinem Team, den Nebenboulern, die Stadtmeisterschaften gewonnen, knapp vor den Bouleletten.
Gerd sah Dorothea an, entschuldigte sich. „Aber im Ernst.“ Er zeigte auf das Bild, sie musste doch verstehen. „Hat der Penner eigentlich nichts Besseres zu tun?“
Dorothea sagte Hör auf, wegen des Blutdrucks im Besonderen, der Gesundheit im Allgemeinen. Da hatte sie schon die Bauchschmerzen gehabt, viel zu lange. Metastasen-Bingo in den Eingeweiden und gleichzeitig Vorträge über Gesundheit halten. Gott war ein besoffenes Arschloch an der Theke, die ganze Zeit dreckige Witze, mit einer Lache, so laut kannst du die Musik nicht drehen.

Gerd stellte die Tasse auf den Tisch und ballte die Fäuste. Einen Moment lang musste er überlegen, wieso nochmal. Vor kurzem war er dreimal an der Einfahrt zum Rewe vorbeigefahren. Er googelte Alzheimer und las von Symptomen, mit denen es manchmal schon ganz früh los geht. Er hörte Gott an der Theke: „Pass auf, und dann, lass mich ausreden, pass auf, jetzt kommt der Hammer!“
Der Arzt sagte, er solle das Googeln lassen. Bei viel Stress vergesse man auch mal was. „Und wenn man gleich vom Allerschlimmsten ausgeht, befeuert es das zusätzlich.“ Gerd sollte einfach ein- und ausatmen und an nichts denken. Mal aus dem Fenster gucken. Das tat er jetzt.
Riemer! Wie hatte ihm das entfallen können, auch nur für eine Sekunde? Der Tag der Abrechnung war endlich gekommen. Er zuckte zusammen, als auf dem Tisch sein Handy summte. Sonja.
„Hallo?“
„Papa?“
„Kind, fass dich kurz, ich habe einen Termin.“
„Ich dachte, du könntest auf Shamona aufpassen. Ich habe ein Vorstellungsgespräch.“
Du hörst doch eh wieder nach drei Monaten auf. Oder sie schmissen sie raus. Wer seine Eltern mit Mitte vierzig zu Großeltern macht, hat entweder einen sehr guten Plan oder überhaupt keinen. Seine Tochter trug eine Schildkröte auf den Hals tätowiert. Wenn das der Plan war, na ja.
„Hast du das gerade erst erfahren? Oder haben sie dich vor zwei Wochen eingeladen?“
Schweigen.
„Kind, ich hab den Keller voll. Vielleicht sind schon Ratten drin.“ Er machte das Küchenfenster auf. Von der Kellertreppe unten ragten nur noch die obersten Stufen aus dem Wasser. „Oder Haie.“
„Opa!“
Shamonas Stimme im Hintergrund. Die beste Enkelin der Welt, leider mit diesem beknackten Namen. Gerd wusste nicht mal, wer der Vater war, aber Sonja sagte immer, es sei seine Idee gewesen. Das ließ sich nicht mehr nachprüfen, denn er hatte ja längst irgendwo irgendeine andere geschwängert. Davon jedenfalls ging Gerd aus.
„Die Große!“
„Opa, ich komm zu dir!“
„Super, ich freue mich!“
Aufatmen am anderen Ende der Leitung. „Danke, Papa. Halbe Stunde sind wir da.“
Gerd schnaubte. „Ja.“
Shamona. Er wollte sich längst beim Standesamt erkundigt haben, wie das aussieht mit einer Namensänderung. Das Kind hatte es verdient. War eine Gute. Vielleicht wirklich die Beste. Sonja eigentlich auch. Nur leider ein bisschen unverbindlich. Wenigstens musste er sie noch nicht im Gefängnis besuchen. Auch mit kleinen Dingen zufrieden sein, das galt ja als Schlüssel zum Glück.
So ein Quell der Freude konnten auch Bürgermeister sein, die dich jahrelang hingehalten hatten und die dann plötzlich mitten auf der Wiese hinter dem Haus standen. Bereit, zusammengefaltet zu werden, wie es schon längst jemand hätte tun sollen. Was machte der Idiot da eigentlich? Hatte er sich überhaupt bewegt die letzten zehn Minuten?
War Riemer also geblieben, wo er war. Umso besser. Kleine Dinge. Gerd legte das Handy auf den Tisch.
„Jetzt zu uns, Kollege.“

Er stapfte in Schlafanzughose und Schlappen durch das braune Wasser. Die Hausschuhe blieben im Schlamm stecken. Barfuß ging er weiter, Modder zwischen den Zehen. Keine Zeit zum Umziehen, keine Zeit für Gummistiefel. Die lagen sowieso im Keller. Er hätte erst danach tauchen müssen. Lustig.
„Riemer!“
Der Bürgermeister schreckte hoch, als hätte er im Stehen geschlafen. Hatte er wirklich? Seine kleinen Augen glänzten rot im milchigen Gesicht.
Wenn er geschlafen hatte, wachte er jetzt sehr schnell auf. Verkrampfte Gesten, der Breakdance eines Mittfünfzigers.
„Guten Morgen, Herr Bürgermeister!“ Gerd versank immer tiefer im Schlamm, aber er ließ sich jetzt nicht mehr von ein bisschen aufgeweichtem Ackerdreck aufhalten. Immer kräftiger stapfte er auf. „Das ist ja ein Ding, dass wir uns hier treffen. Wissen Sie, dass mein Keller genauso aussieht wie diese scheiß Wiese? Mal wieder?“
Riemer reckte Gerd beide Handflächen entgegen. „Bleiben Sie stehen!“ Panik spiegelte sich in seinem Gesicht. Gerd fand das übertrieben. Sicher, gleich würde es laut werden, aber er wollte den Bürgermeister ja nicht im Dreckswasser ersäufen, wahrscheinlich.
„Ich bleib bestimmt nicht stehen!“ Andererseits war das vielleicht auch keine schlechte Idee. Vom Stuhlgang-Kaffee kochte sein Puls. Er konnte Riemers körperliche Unversehrtheit nicht mehr garantieren, war seine Faust erstmal in Reichweite von dessen Nasenbein.
Ein Storch landete neben Gerd, fast nah genug für die Faust. Eigentlich war die Zeit der Vögel längst vorbei. Ihre Zeit hier zumindest. Anfang September. In Afrika hätte er sein sollen. Der linke Flügel war zerzaust. Federn standen ab. Wahrscheinlich war er verletzt und zurückgeblieben, kämpfte ums Überleben und stocherte deshalb im Schlamm nach Würmern, direkt neben zwei Menschen, ohne jede Scheu.
Während der Storch etwas zu fressen suchte, fand etwas anderes ihn. Ein blauer Schmierfilm kroch an dem Tier empor, als sickerte er von unten nach oben. Der Storch breitete die Flügel aus. Es blieb bei einem einzigen Schlag. Das blaue Zeug verklebte das Gefieder.
Stück für Stück verschwand der Storch im Wasser. Er krächzte. Es klang wie ein Hilfeschrei. Gerd war geschockt, aber auch fasziniert. Es war wie der Tierkanal manchmal, hypnotisierend in seiner Grausamkeit.
Als nur noch der aufgerissene Schnabel aus dem Wasser ragte und kurz, bevor auch der verschwand, erkannte Gerd, was der blaue Film wirklich war. Er floss nicht durch den offenen Schnabel in den Hals des Storches, er lief hinein wie Ameisen in die Öffnungen eines Kadavers. Es war keine Einheit, sondern ein Flickenteppich. Kleine blaue Tierchen formten, was beim ersten Hinsehen eins war. Es war ja auch eins, ein Ganzes, aber es war geformt aus Milliarden. Wie ein Milbenkäse. Wo der Storch gewesen war, blühten rote Flecken im schmutzigen Wasser.
Gerd stand jetzt starr wie Riemer. Der Bürgermeister wies ihn mit Blicken an, es genau dabei zu belassen. Wie stellte er sich das vor? „Was war das?“
Riemers Augen folgten einem imaginären Tischtennisspiel. Einem sehr schnellen Spiel. „Es hat Hegemeier gefressen.“
„Jupp Hegemeier?“ Der Bauamtsleiter.
Riemer nickte. „Wir waren gestern Abend hier, um uns ein Bild zu machen, wie schlimm es ist. Den Hochwasserschutz endlich auf den Weg zu bringen. Auf einmal ...“ Der Bürgermeister schluckte. „Es reagiert auf Bewegungen. Also nicht bewegen.“
„Sie stehen seit gestern Abend hier im Wasser?“
Riemer nickte. Sein Blick ging zur Oberfläche. „Nicht erschrecken jetzt.“ Er zeigte in Richtung von Gerds Schritt. „Hegemeier.“
Gerd sah nach unten. Vor seinen Knien im Wasser schwamm etwas Gelbes. Hegemeier sah ihn an, mit nur einem Auge. Der größte Teil des Kopfes war fort. Geblieben war das Stück mit dem dicken Leberfleck auf der Wange. Dieser Rest Kopf hing an einem Rest Hals, der an einem Rest Oberkörper hing. Hegemeier hatte Hängetitten, keine Schande für einen Mann seines Alters. Der obere Teil eines Arms war auch noch da. Der Knochen guckte aus dem Stumpf.
Gerds Beine hätten ihm nicht gehorcht, hätten einfach einen Satz zurück gemacht, hätte Riemer nicht genau in dem Moment geflüstert: „Wenn sie zucken, sind wir beide tot! Sie auf jeden Fall.“ Er sah zum Himmel. „Gott, wenn ich dran denke, dass wir ohne Sie gar nicht hier wären. Dieses beschissene Hochwasser.“
Gerd konzentrierte sich zu sehr auf das, was von der Bauamtsleitung geblieben war, um den Vorwurf zu hören. „Sie haben gesagt, es hat ihn gefressen.“
Riemer sah Gerd an. „Machen Sie den Teller immer ganz leer? Vielleicht mag es ab und zu kalte Reste, was weiß denn ich.“ Er zeigte zum Horizont, da hin, wo die Wiesen wieder trocken waren. „Heute Nacht habe ich gehört, wie es irgendein Reh oder so was ins Wasser gezogen hat. Wollte wahrscheinlich nur saufen, das blöde Vieh.“
Wieder der Tierkanal in Gerds Kopf. Zebras, die den Durst nicht mehr aushalten und schließlich aus dem Wasserloch trinken, obwohl sie sehen, dass Krokodile darin schwimmen. Ein Zebra wird am Hals gepackt und ins Wasser gezerrt. Das Opfertier. Die Krokodile sind jetzt beschäftigt, die anderen Zebras können trinken.
„Was ist es?“ Gerd zeigte auf Riemers Hosentaschen. „Und haben Sie kein Handy?“
Riemer sah Gerd an wie den uralten Mann mit dem Stock, der zwei oder sogar drei Grünphasen braucht, um an der Fußgängerampel rüberzukommen. „Doch, habe ich. Jetzt, wo sie es sagen, lassen Sie uns einfach jemanden anrufen.“ Er deutete hinter sich, konnte sie gesamte Weststadt damit meinen. „Mein Handy ist natürlich im Auto, Sie Trottel. Hegemeier hatte seins dabei. Es muss hier irgendwo rumschwimmen." Er wartete, bis sein Atem wieder langsamer ging. „Es tut mit leid. Ich kann ihn immer noch schreien hören.“ Er schloss die roten Augen. „Ich habe keine Ahnung, was es ist. Aber wenn Sie so lange im Wasser auf der Stelle stehen, dass ihre Beine nicht mal warm werden, wenn Sie in die Hose pissen, haben Sie Zeit zum Nachdenken.“
Es folgte eine dramatische Pause wie in einer seiner Reden, wenn eine Firma im Gewerbegebiet Einweihung feiert. Die Weichen wurden gestellt, Tradition und Moderne, irgendwas mit Europa und warum diese Stadt Zukunft hat, auch wenn sie nur ein trauriger Wind aus dem Arsch von Hannover ist.
„Hegemeier und ich haben uns schon eine Weile mit dem Acker hier beschäftigt. Das war ja das Problem all die Jahre. Komplizierte Besitzverhältnisse. Ein Teil gehört einem Bauern, ein Teil einem anderen, andere gehören zu den Grundstücken hier und wieder ein anderer irgendeinem Immobilienhai aus Frankfurt, den sie nie ans Telefon kriegen. Wir konnten hier nicht einfach los buddeln, ohne eine Klage zu riskieren.“
So ändern sich die Prioritäten. Ob Hegemeier wohl gedacht hatte, sie hätten lieber eine Klage riskieren sollen, als der blaue Milbenkäse über ihn hinweg krabbelte und ihn Schicht für Schicht abtrug wie ein Kohlebagger?
„Hegemeier war sogar im Stadtarchiv, um ja nichts nichts zu übersehen. Er stieß auf eine Sache, die war in dem Moment nicht wichtig. Eine Anekdote. Kann man mal beim Bier erzählen.“ Riemer studierte die Oberfläche des Wassers. Irgendwo hatte sich irgendwas bewegt. Gerd hatte es auch gespürt. Vielleicht hatte es gerade eine Ratte erwischt.
„1921 ist hier ein kleiner Asteroid runtergegangen.“ Riemers Blick blieb aufs Wasser gerichtet. „Hat ein Riesenloch gemacht, aber sie haben nichts drin gefunden. Entweder ist er komplett verglüht oder so klein so tief in der Erde verschwunden, dass er eben weg war.“
Gerd schüttelte den Kopf. „Warum erzählen Sie mir das jetzt?“
Der Bürgermeister blickte zum Himmel. Gerd tippte sich an die Schläfe. „Das glauben Sie doch selbst nicht.“
„Was glauben Sie denn, wo es herkommt? Aus Asien, wie diese Marienkäfer? Oder aus Amerika, wie die Waschbären? Nein. Dieser kack Stein aus dem Weltall hat es mitgebracht. Ich hatte die ganze Nacht, um darauf zu kommen. Vielleicht war der Boden diesmal so durchgeweicht, dass es wach geworden ist. Oder überhaupt erst lebendig, wie die Urzeitkrebse in den YPS-Heften. Kennen Sie YPS-Hefte noch?“
Die Nacht im Stehen hatte ihren Tribut gefordert. Die Gedanken des Bürgermeisters waren nicht mehr so glasklar strukturiert, wie der arschkriechende Chefredakteur des arschkriechenden Lokalblatts das mal in einem Arschkriecher-Kommentar gelobt hatte.
Ein Stück Hegemeier trieb vorbei. Gerd versuchte, die krummen, weißen Zehen zu ignorieren. „Warum wissen sie das, dass wir uns nicht bewegen dürfen?“
„Sie leben doch noch, oder?“ Riemer wischte sich durchs Gesicht. „Weil Hegemeier es gesehen und angefasst hat. Als er die Hand rauszog, fehlten zwei Fingerspitzen. Er lief weg und es zog ihn runter. Ich wollte helfen, aber ...“
Gerds Blick traf den des Bürgermeisters.
„Sie waren doch gar nicht dabei! Was hätten Sie denn gemacht, Sie Held?“
„Ist schon gut.“
„Ist es nicht. Jedenfalls habe ich mich keinen Millimeter bewegt und es ist einfach an mir vorbeigetrieben. Später hat es noch eine Katze gefressen, die im Wasser nach irgendwas gefischt hat. Es spürt Bewegungen, es kann nicht anders sein."
Ein Joghurtbecher driftete dahin.
„Okay.“ Gerd nickte. „Ob es nun aus dem Weltall kommt oder aus China, wir können ja schlecht hier stehen bleiben, bis uns die Beine abfaulen.“
„Ich schon. Keinen Millimeter bewege ich mich. Meine Frau ist einiges gewohnt, aber irgendwann ...“ Er riss die Augen auf. „Haben Sie nicht ein Handy dabei?“
„Auf dem Küchentisch.“
„Glückwunsch. Da liegt's gut.“
„Sie haben doch selbst keins, Sie Klugscheißer.“
„Hab nie zu den Leuten gehört, die mit dem Ding verwachsen sind. Hegemeier hatte seins ja dabei.“ Er seufzte. „Gott, Josef, es tut mir leid.“
Gerd ließ dem Bürgermeister eine kurze Trauerphase. „Werden Sie nicht im Rathaus zurückerwartet?“
Wieder Ungeduld in Riemers Gesicht. „Heute ist Samstag. Und an einem Sonntag erwartet mich da auch niemand. Ich bin hier gestern nach Feierabend mit Hegemeier rausgefahren. Wegen des verdammten Hochwassers. Hätten wir es nicht getan und uns einen Scheiß drum geschert, so wie Leute wie Sie uns das immer vorwerfen, könnte er noch leben.“
Diesmal hörte Gerd, was gesagt wurde. „Haben Sie gerade behauptet, ich hätte Hegemeier umgebracht?“
„Nein. Nur indirekt sind Sie nicht ohne Mitverantwortung.“
„Sind Sie nicht ganz dicht?“
„Ho!“
Riemer hob warnend die Hände. In seiner Wut hatte Gerd ein Bein bewegt, einen Schritt auf den Bürgermeister zu. Gerd konnte den blauen Fleck nicht sehen.
„Wo ist er?“ Er flüsterte jetzt.
„Direkt hinter ihnen.“ Riemer hatte noch immer die Arme gehoben. „Nicht bewegen jetzt.“
Trotz des kalten Wassers spürte Gerd Schweißperlen auf der Stirn. „Was tut es?“
„Als würde es sie angucken.“ Nach einer Weile formte Riemer Daumen und Zeigefinger zum Alles-okay-Kreis. „Es schwimmt weg.“
Gerd Lippen begannen, zu zittern. Ob sie Riemers Beine amputieren mussten? Dass er überhaupt noch stand.
„Aber was machen wir jetzt?“
Riemer sah ihn an. „Was meinen Sie?“
„Wir können ja schlecht ... irgendwann können wir nicht mehr stehen.“
„Irgendwann wird uns irgendwo in einem dieser Häuser ...“
„Opa!“
Shamonas Stimme, die ihm so oft das Herz hatte aufgehen lassen, gerade zuletzt, nach der Beerdigung, als es mindestens so im Eimer gewesen war wie der Keller mit den feuchten Wänden. Der bevorstehende Besuch von Tochter und Enkelin, kurz verschwunden im selben Loch wie die Einfahrt zum Rewe. Der Stress, nicht gefressen werden zu wollen. Das schönste Geräusch der Welt, gefolgt vom schlimmsten: Kleine Füße, die durch Wasser platschen.
„Shamona, nicht!“ Sonja. Hatte das Kind noch ein bisschen weniger im Griff als sich selbst. „Komm sofort zurück! Nicht in das Dreckswasser, sag mal, spinnst du?“
Gerd und Riemer sahen sich an. Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. „Tun Sie es nicht.“
Gerd fuhr herum. „Shamona, geh sofort zurück! Hör auf deine Mutter!“
Das Kind blieb stehen. „Nicht stehenbleiben!“ Gerd lief auf sie zu, blieb im Schlamm stecken, fiel vornüber ins Wasser. „Zurück! Lauf zurück!“
Hinter sich hörte Gerd, wie der Bürgermeister ebenfalls ins Wasser fiel. Er hatte versucht, die Ablenkung zu nutzen, war aber auf seinen steif gestandenen Beinen nicht weit gekommen. Gerd drehte sich kurz um.
„Geh weg!“ Der Bürgermeister spuckte schmutziges Wasser aus. Er saß in der braunen Brühe wie in der Badewanne und schlug darauf ein. Nein. Auf etwas darin. „Lass mich in Ruhe! Geh weg!“
Gerd riss seine Enkelin grob aus dem Wasser und lief mit ihr auf Sonja zu. Das Kind fing an zu weinen. Der Bürgermeister schrie.
„Sieh da nicht hin!“ Gerd drückte Shamona an sich. „Mach die Augen zu!“ Das Geräusch seiner nackten Füße änderte sich. Er hatte den gepflasterten Hof erreicht. Er drehte sich um, befolgte den eigenen Rat nicht und sah zu. Bereute es später manchmal. Vor allem nachts, wenn er aus seinen Träumen erwachte.

Als ein Reporter von der Bild anrief, wechselte Gerd den Handyvertrag. Sie wollten ihn nur vorführen mit einer Schlagzeile. Dabei fanden sie Reste von beiden, Riemer und Hegemeier. Eine Schraube aus Riemers Schulter, ein Motorradunfall als junger Mann. Ermittlungen liefen, hieß es in der Zeitung. Und liefen und liefen und liefen. Irgendwann sagte irgendwer, ein Krokodil sei vielleicht aus dem Zoo abgehauen. Jemand mit mehr Ahnung sagte, ein Krokodil könnte in diesem Wasser keinen Tag überleben. Gerd sagte nichts, aber er hatte mal was Ähnliches im Tierkanal gehört.
Er lernte, nur noch auf dem Klo zu sitzen, indem er sich mit den Händen auf der Brille abstütze. Vom Runtersehen bekam er Nackenschmerzen, aber er wollte jederzeit wissen, was sich da unten tat. Er badete nicht mehr. Einmal träumte er davon, die Dusche anzustellen. Blaue Tierchen spritzten auf seine Haut. Er fing an zu riechen, was seinen Ruf als schräger Vogel zusätzlich befeuerte. Der Irre, der Streit mit dem Bürgermeister hatte und der war jetzt tot. Schon merkwürdig. Ich möchte nicht, dass du allein in der Nähe dieses Hauses spielst.
Das Haus war nicht mehr zu retten. Er spielte mit dem Gedanken, die Bild zu fragen, was sie eigentlich zahlten für so eine Geschichte. Dann verkaufte er sein Heim für ein Drittel des ursprünglichen Preises. Er wollte nur weg. Mit Sonja und Shamona zusammenziehen, wenigstens für eine Weile. Weg von dieser Wiese mit ihren komplizierten Besitzverhältnissen. Es wurde wieder Herbst. Es sollte sehr viel regnen dieses Jahr.

 

Hey @Proof ,

ich schreibe das jetzt vor allem, weil ich mich noch aufraffen will, einen längeren und detailreichen Kommentar dazulassen, also musst du dich vorerst hiermit abfinden. Ich habe ja schon hin und wieder was von dir gelesen und auch wenn ich kein Fan von Horror bin, erwische ich mich trotzdem immer wieder, dass ich in deine Geschichten reinlese. Und was soll ich sagen, ich fande die Geschichte einfach nur mega. Wie gesagt, Details morgen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Nabend @Proof ,
ach, vor ein paar Tagen habe ich all deine Texte gelesen und hatte viel Spaß dabei. Deine Einfälle sind sehr kreativ und da ich nur mäßig Horror lese/gelesen habe (bissl King und viel Koontz), ist es immer wieder schön, so kleine "Horrorquickies" zu erleben.
Auch hier mochte ich die Idee sehr. Du machst dir immer viel Mühe beim Bau des Settings, es geht nie nur um Horror, der Anfang ist nie nur Mittel zum Zweck, was ich dir hoch anrechne. Ich fand Gerd und den Bürgermeister einfach hinreißend in ihrer Art und den Dialogen. Und dann weiß man bei dir nie, was für ein Horrording du aus der Schublade holst. Milbenkäse it is ... :D

Das ist mir noch aufgefallen.

aber er ließ sich jetzt nicht mehr von ein bisschen weichtem Ackerdreck aufhalten.
ich vermute "aufgeweichten"
Vor seinen Kien
Knien
Aber wenn sie so lange im Wasser auf der Stelle stehen,
Sonst hast du immer Sie geschrieben.
als es mindestens so im Eimer gewesen
er statt es, gell?
Er sah Riemer auf dem Hintern davon kriechen.
Hier habe ich gestutzt, weil ich dachte, dass das kaum geht, oder zu sehen ist, wenn das Wasser knietief ist.

sehr gern gelesen
huxley

 

Hallo @Proof !

Auch von mir, um 7:00 Uhr, ein kurzes Kommentar: Hat mir super gefallen! Vor allem Riemer, der Bürgermeister, das Setting des Drecks-, Schlamm- und Stauwassers, super! Ausführlicherer Kommentar folgt noch!
Lg
kiroly

 

@ Proof,

Die Gedanken des Bürgermeisters waren nicht mehr so glasklar strukturiert, wie der arschriechende Chefredakteur des arschkriechenden Lokalblatts
So böse kannst du es nicht gewollt haben, also gönne dem Chefredakteur ein K für sein Adjektiv. :D

Die Story verläuft für mich recht linear auf den Punkt hin, wo der blaue Milbenkäse auftaucht, der die Erklärung liefert. Dazu nimmst du den ollen Storch und das funktioniert gut, kommt allerdings auch sehr überraschend. Die Story ist gut geschrieben und hat mich gepackt, keine Frage, doch im Vorfeld hab ich den Suspense vermisst. Es gibt die Gelegenheiten bei den Jahren 2007 und 2012, die du verstreichen lässt. Warum verschwinden nicht vorher schon Tiere, z.B. Pferde, die dort auf der Weide standen und deren Verbleib unklar ist. Wurden sie von den Fluten mitgerissen? Dann hätte man weiter unten am Fluss was finden müssen, was aber nicht der Fall war. Spurlos verschwunden. Weißt du, so was. Damit ich vorher schon merke, da stimmt was nicht, ganz und gar nicht. Oder, noch besser (mMn):
Warum lässt du Dorothea nicht verschwinden, statt sie mit Krebs über den Jordan zu schicken? Sie wollte ein bissl Salat pflücken und kam nie wieder, ihr Fußspuren endeten in der überfluteten Wiese … Das würde mich mehr packen, als die Farbe des Stuhlgangs/ Kaffees. Mir fehlt ein bisschen die Hintenrum-Raffinesse deiner anderen Texte, dass Zweimal-Lesen-müssen, bevor ich es kapiere.

Noch eine Anmerkung zur Länge: Gerade in Bezug auf die Aktivitäten Riemers, das Palaver ums Handy und das ein oder andere (zu) ausgewalzte Detail könntest du den Text straffen, ohne dass Wesentliches auf der Strecke bleibt. So dauert es, bis er Fahrt aufnimmt und ich weiß, worum es geht. Hoffe du kannst damit was anfangen.

Peace, linktofink

 

Hallo @Proof,

deine Geschichte gefiel mir auf Grund der absurden Idee, des Settings. Sie ist jedoch für meinen Geschmack etwas zu lang geraten und an einigen Stellen hätte etwas Kürze gut getan.

Einzelne Stellen, die mir auffielen:

"Wir brauchen ein Rückhaltebecken oder einen Wall“, hatte er gesagt. „Wir haben viertausend Euro Schaden und der Keller ist noch nicht mal richtig vollgelaufen.
Der Mann der Verantwortung heißt Riemer. Riemer hat es in der Hand, Riemer bestimmt den Immobilienwert und Gerd - wartet. Er wartet unfassbar lange für seinen Besitz. Gerd empfand ich als eigenartig passiv-aggressiv, da er ja - habe ich das korrekt gelesen - jahrelang auf den Hochwasserschutz wartet.
Es kam aber nichts.
Vielleicht besser "Nichts kam." ?
Bouleletten
Hast du dir das ausgedacht? Hilfe, welch' perfekter Name, ich sehe eine Gruppe Mittvierziger nach stundenlangem, intensivem Brainstorming auf Bouletten einigen.
Was machte der Idiot da eigentlich? Hatte er sich überhaupt bewegt die letzten zehn Minuten?
An dieser Stelle verlor ich den Faden. Wo spielte die Geschichte, spontan hatte ich sie in Gerds Keller verortet, plötzlich dann die Wiese? Ging es nur mir so? Irgendwie wurde es konfus und der auftauchende Storch verstärkte bei mir die Konfusion, bis:
Ein blauer Schmierfilm kroch an dem Tier empor, als sickerte er von unten nach oben.
Da war ich wieder in der Story.
„Sie stehen seit gestern Abend hier im Wasser?“
Riemer nickte.
...
Diese simple Stelle drückt für mich das aus, was ich an Deiner Geschichte schätzte: Ein sehr lakonischer Umgang des Bürgermeisters mit der Gesamtsituation. Die Bauamtsleitung verschlungen, ein mysteriöser Asteroiden-Einschlag in den 2034n, blauer Milbenkäse und Riemer steht einfach mal eine ganze Nacht. Sieht, wie sein Kollege stirbt. Schafft es nicht, Hilfe zu holen, wie denn auch?
...was von der Bauamtsleitung geblieben war...
Die Reduktion auf die berufliche Tätigkeit des Opfers Hegemeiers, gefällt mir.

So, ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Lg
kiroly

 

Hi @Proof,
Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, vor allem, weil ich solche Horrorgeschichten allgemein sehr interessant finde. Allerdings finde ich, wie die Andern vor mir schon ausführlich erklärt haben, das Intro teilweisen langatmig, obwohl ich die Grundidee super fand (Wer schon mal so bei Regierungsinstitutionen abgeblitzt ist weiß was ich meine:lol:)

Die Stellen vielen mir ebenfalls auf:

„Wir waren gestern Abend hier, um uns ein Bild zu machen, wie schlimm es ist. Den Hochwasserschutz endlich auf den Weg zu bringen. Auf einmal ...“ Der Bürgermeister schluckte. „Es reagiert auf Bewegungen. Also nicht bewegen
Harter Typ, der Bürgermeister, ich wär da sicher weggelaufen.

„1921 ist hier ein kleiner Asteroid runtergegangen.“
Diese Stelle fand ich etwas Kontextlos, hätte man mMn weglassen können.


Sonst wurde schon relativ viel gesagt, deshalb belasse ich es lieber dabei.
Die Geschichte gefällt mir im Gesamten trotzdem ziemlich gelungen, vielleicht sollte ich auch mal in deine anderen Texte reinschauen, die sind hoffentlich genauso gut.:shy:
Dir noch viel Spaß beim Schreiben:D
LG
Blutmond

 

@Blutmond01

Diese Stelle fand ich etwas Kontextlos, hätte man mMn weglassen können.
Ich muss mal reingrätschen ... der Komet und seine vermeintlichen Passagiere sind doch die Pointe, also Erklärung des Milbenkäses. Oder hab ich grad besagten Komet auf den Augen?

Gruß
huxley

 

Moin,

euch allen schon mal vielen Dank! Ich schaffe so richtig ausführliche Antworten immer nur am Wochenende, dann kommen die aber auch. Kleinere Sachen wie das Arschriechen werde ich zwischendurch ausbügeln, es sei denn, jemand votiert explizit für diese Wortneuschöpfung.

Grob: Ja, ohne den Asteroiden steht der Milbenkäse ohne Hintergrund da. Auf Längen muss ich abklopfen, das ist ja schon etwas aufwendiger.

Bis bald
Proof

 

Hi, @Proof,

Richtig tolle Geschichte, hat mir gut gefallen. Die Idee ist echt super. Milbenkäse!

Was mir noch auffiel:

Kalle Wehrhahn sah sich ihren Keller an. Kalle hatte Maurer gelernt. Guter Mann. Hatte seine eigene Baubude jetzt. Als Dorothea weg war, flüsterte er Gerd zu: „Unter uns, sieh zu, dass du das Ding los wirst. Das kannst du eigentlich jetzt schon nur noch abreißen.“
Da erwähnst du, dass Dorothea schon weg ist, aber hier ...
Gerd sah Dorothea an, entschuldigte sich. „Aber im Ernst.“
Ist sie plötzlich wieder da. Das fand ich lesen total verwirrend, da stimmt die zeitliche Abfolge einfach gar nicht. Wenn du eh so viel von der Vergangenheit erzählst, dann mach das doch lieber in logischer Reihenfolge.
Gott war ein besoffenes Arschloch an der Theke, die ganze Zeit dreckige Witze, mit einer Lache, so laut kannst du die Musik nicht drehen.
Gerd stellte die Tasse auf den Tisch und ballte die Fäuste. Einen Moment lang musste er überlegen, wieso nochmal. Vor kurzem war er dreimal an der Einfahrt zum Rewe vorbeigefahren. Er googelte Alzheimer und las von Symptomen, mit denen es manchmal schon ganz früh los geht. Er hörte Gott an der Theke: „Pass auf, und dann, lass mich ausreden, pass auf, jetzt kommt der Hammer!“
Der Arzt sagte, er solle das Googeln lassen. Bei viel Stress vergesse man auch mal was. „Und wenn man gleich vom Allerschlimmsten ausgeht, befeuert es das zusätzlich.“ Gerd sollte einfach ein- und ausatmen und an nichts denken. Mal aus dem Fenster gucken. Das tat er jetzt.
Riemer! Wie hatte ihm das entfallen können, auch nur für eine Sekunde?
Abgesehen von „Gerd stellte die Tasse auf den Tisch und ballte die Fäuste“, kann der ganze zitierte Teil meiner Meinung nach weg. Es spielt doch für den Text später gar keine Rolle, ob er befürchtet, Alzheimer zu kriegen, oder nicht.
Gibt bestimmt noch mehr Streichkandidaten im Text, der hie fiel mir nur besonders auf.

Gerd stellte die Tasse auf den Tisch und ballte die Fäuste.
Wie gesagt, der Satz kann noch bleiben, und dann machst du am besten einfach mit „Der Tag der Abrechnung war endlich gekommen.“ weiter. Und wenn du hier von den ganzen Rückblenden in die Wirklichkeit zurückkehrst, mach bitte einen Absatz! So ist das nicht wirklich erkennbarund sehr verwirrend.
So weit ich weiß, kann man auch nicht die Fäuste Bällen, höchstens die Hände zu Fäußten ballen. ;)

Er machte das Küchenfenster auf. Von der Kellertreppe unten ragten nur noch die obersten Stufen aus dem Wasser.
Also hat er die Kellertreppen draußen? Klar, das gibt es, aber es hat mich kurz rausgeworfen, ich erwarte Kellertreppen irgendwie immer im Haus.

aber er ließ sich jetzt nicht mehr von ein bisschen weichtem Ackerdreck aufhalten.
Das „ein“ klingt hier nicht richtig, ich würde „einem“, oder vielleicht lieber „dem“ schreiben. „weichten“ wurde ja schon angemerkt, glaube ich.

Gerd Lippen begannen, zu zittern.
Gerds.

Hab’s jedenfalls gerne gelesen!
Liebe Grüße, Anna.

 

Ich muss mal reingrätschen ... der Komet und seine vermeintlichen Passagiere sind doch die Pointe, also Erklärung des Milbenkäses. Oder hab ich grad besagten Komet auf den Augen?

Ich meinte, da der Komet nur einen Satz in der gesamten Kurzgeschichte erwähnt wird, ist er nicht wirklich wichtig.
Wie in der Geschichte schon geschrieben stand, ist es im Grunde egal woher der Milbenkäse schlussendlich kam. Persönlich finde ich, es wäre sogar besser das Ganze im Dunkeln zu lassen, macht das ganze Mysteriöser.
Ist vielleicht auch eher Meinungssache.
LG
Blutmond

 

Persönlich finde ich, es wäre sogar besser das Ganze im Dunkeln zu lassen, macht das ganze Mysteriöser.
Ist vielleicht auch eher Meinungssache.
Ja, ich verstehe deinen Punkt, konnte mich bisher aber nicht dem Gefühl erwehren, dass es "lazy writing" ist, wenn man ein fantastisches/abstruses Element in eine Geschichte baut und es mit so gar keiner Erklärung unterfüttert. Das ist wie "Warum liegt denn da Stroh?" "Hm, weiß nicht, bla... mir doch einen."
Der Milbenkäse an sich ist mir in seinem Charakter/Handhabung mysteriös genug.

gruß
huxley

 

„1921 ist hier ein kleiner Asteroid runtergegangen.“ Riemers Blick blieb aufs Wasser gerichtet. „Hat ein Riesenloch gemacht, aber sie haben nichts drin gefunden. Entweder ist er komplett verglüht oder so klein so tief in der Erde verschwunden, dass er eben weg war.“
Ich muss mal reingrätschen ... der Komet [...]
Ich meinte, da der Komet [...]
Einigermaßen hirnsträubend, mit welcher Unbekümmerheit hier mit astronomischen Begriffen um sich geworfen wird.
Also: Ein Komet ist nicht dasselbe wie ein Asteroid.
Asteroiden wiederum, auch wenn die kleinsten von ihnen nur wenige Meter messen, sind per definitionem zu groß, um ein nur wenige Meter großes Loch auf der Erde zu hinterlassen.
Wie wär’s mit einem schlichten Meteoriten?

Übrigens, Proof, echt coole Story. :thumbsup:

Außerirdische Grüße,
offshore

 

Hey @Proof ,

ich fasse mich kurz.

Riemer feiert mit beim scheiß Schützenfest. Vier Tage besoffen. Hoch die Gläser. Mann des Volkes.

Das ist Arbeit, kein Vergnügen :D

Einen Moment lang musste er überlegen, wieso nochmal. Vor kurzem war er dreimal an der Einfahrt zum Rewe vorbeigefahren. Er googelte Alzheimer und las von Symptomen, mit denen es manchmal schon ganz früh los geht. Er hörte Gott an der Theke: „Pass auf, und dann, lass mich ausreden, pass auf, jetzt kommt der Hammer!“
Der Arzt sagte, er solle das Googeln lassen. Bei viel Stress vergesse man auch mal was. „Und wenn man gleich vom Allerschlimmsten ausgeht, befeuert es das zusätzlich.“ Gerd sollte einfach ein- und ausatmen und an nichts denken. Mal aus dem Fenster gucken. Das tat er jetzt.

MMn. bräuchte es diesen Abschnitt gar nicht. Nimmt viel Platz weg und bringt irgendwie nichts für Gerd, was noch wichtig wird.

„Ich dachte, du könntest auf Shamona aufpassen.

Dieser Name :lol:.

Wer seine Eltern mit Mitte vierzig zu Großeltern macht, hat entweder einen sehr guten Plan oder überhaupt keinen. Seine Tochter trug eine Schildkröte auf den Hals tätowiert. Wenn das der Plan war, na ja.

Der beste Satz.

Gerds Beine hätten ihm nicht gehorcht, hätten einfach einen Satz zurück gemacht, hätte Riemer nicht genau in dem Moment geflüstert:

Dreimal hätte. Zumindest den Satz in der Mitte könne man rausnehmen.

Er deutete hinter sich, konnte sie gesamte Weststadt damit meinen.

Die statt sie?

„1921 ist hier ein kleiner Asteroid runtergegangen.“ Riemers Blick blieb aufs Wasser gerichtet. „Hat ein Riesenloch gemacht, aber sie haben nichts drin gefunden. Entweder ist er komplett verglüht oder so klein so tief in der Erde verschwunden, dass er eben weg war.“

Mir würde das schon als Erklärung reichen. So bleibt es gruseliger, mysteriöser.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Proof

Ich möchte weniger auf einzelne Textstellen eingehen als auf die Struktur der gesamten Geschichte. Deine überaus lange Expo wurde hier schon belobt, dem kann ich mich nicht anschließen. Vielleicht hat eine so lange Einleitung ihren Reiz, aber sie sollte doch im Verhältnis zum Hauptteil stehen, der wiederum für meinen Geschmack, nicht zuletzt in Zusammenhang mit der Überlänge der Expo, zu kurz ausfällt. Spontan fällt mir da ein: An Krankheit verlorene Frau, chaotische Tochter mit Enkelkind, Streit mit dem Bürgermeister um einen Damm (o.Ä), Vorliebe für Furzeier und was weiß ich nicht noch alles. Warum muss ich das alles über diesen Menschen wissen? Verstehe mich nicht falsch, Du hast das alles wunderbar beschrieben, besonders das Leid um seine Frau hast Du wunderbar subtil vermittelt, aber wozu diese Redundanz an Informationen über den Prota? Der Streit mit dem Bürgermeister steht im Vordergrund, bei anderen Sachen war mir der Text zu geschwätzig. Beispiele für diese Geschwätzigkeit:

Davon jedenfalls ging Gerd aus.
Er machte das Küchenfenster auf. Von der Kellertreppe unten ragten nur noch die obersten Stufen aus dem Wasser. „Oder Haie.“
Wer seine Eltern mit Mitte vierzig zu Großeltern macht, hat entweder einen sehr guten Plan oder überhaupt keinen. Seine Tochter trug eine Schildkröte auf den Hals tätowiert. Wenn das der Plan war, na ja.
Hierauf möchte ich noch im Speziellen eingehen und das tue ich, da du ausschließlich "Horror" getaged hast. Einerseits wird durch diese und ähnliche Textstellen sehr schön die Verbitterung des Protas deutlich, andererseits versucht der Text nicht selten witzig zu sein. Nein er versucht es nicht nur, ich sehe das Problem darin, dass er es auch schafft. Das machst du recht gerne, meines Erachtens ist das jedoch ein Fehler im Horrorgenre, gerade Humor hat neben Angst wirklich absolut nichts zu suchen. Vllt könnte man Trauer oder andere "negative" Gefühle versuchen, aber positive Gefühle beißen sich mit dem Hororigen, da arbeitest Du in diesen Momenten in die entgegengesetzte Richtung. Ich bin mir sicher, das wirst Du Dir nicht nehmen lassen, vllt kann ich aber einen Anreiz damit dalassen.
Er googelte Alzheimer und las von Symptomen, mit denen es manchmal schon ganz früh los geht. Er hörte Gott an der Theke: „Pass auf, und dann, lass mich ausreden, pass auf, jetzt kommt der Hammer!“
Der Arzt sagte, er solle das Googeln lassen.
Zum Glück war es ein knallhartes Furzei, wie er es mochte.
Dieserlei Plapperei zieht sich durch die ganze Expo, da könnte man so vieles streichen, ohne dabei den Inhalt anzutasten.
Mir ist die Geschichte trotz dieser Geschwätzigkeit niemals langweilig geworden, aber im Nachhinein habe ich mich schon fragen müssen, warum ich das alles für diese Pointe habe lesen müssen?
Auch der Hauptteil hat mir gefallen, wobei ich hier ebenfalls etwas anmerken möchte, was Du bitte nicht als Kritik verstehen darfst, sondern als persönliche Empfindung eines Lesers hinsichtlich Horrorelement und bestenfalls als Anreiz.
Als es nun deutlich wurde, dass die beiden sich nicht bewegen können und im Wasser stehend gefangen waren, dachte ich kurzzeitig, sie würden dort nun noch ewig stehen müssen, oder zumindest auf unbestimmte Zeit. Darin habe ich den wirklichen Gruselaspekt, den greifbaren Wahnsinn der Geschichte gesehen, das hätte mir wirklich den Schlaf geraubt, wenn die beiden aus Furcht vor dem entsetzlichen Schrecken im Wasser zum Unmöglichen getrieben würden. Und jede Minute, die sie dann dort sinnlos stehen würden aus Angst vor dem Monster, würde diesem auch noch schmeicheln.

Unabhängig davon nimmst Du meiner Meinung nach Spannungspotential aus der Geschichte, indem Du vorher den Retter und sogar die genaue Ankunftszeit dieses ankündigst.


Jetzt muss ich noch auf verschiedene Dinge eingehen, die hier thematisiert worden.

Da hier vor Halbwahrheiten noch der Nebel aufzieht, hier einmal ausführlich:
Ein Asteroid ist der Gesteinsbrocken im Weltall, welcher auch letztendlich auf die Erde fällt. Wenn also dieses Monster aus dem Weltall kam, dann sehr wohl auf oder durch einen Asteroiden.
Ein Meteorit (nicht zu verwechseln mit Meteorid, der wiederum lediglich ein kleiner Asteroid ist) hingegen ist das kleine Steinchen (kann ja mitunter auch größer sein), das wir auf der Erde finden, das was von dem Asteroiden nach dessen Einschlag übrig geblieben ist, wenn es denn überhaupt so weit kommt.
Ein Komet ist ein Himmelskörper, ähnlich eines Asteroiden, der aber einen Schweif nach sich zieht.
Ein Meteor ist hingegen lediglich die optische Erscheinung, die wir am Himmel sehen können, wenn ein Himmelskörper in der Erdatmosphäre verglüht, auch Sternschnuppe genannt.
Wenn also ein Asteroid auf die Erde fällt, wird die optische Erscheinung des Feuerballs, der bei dessen Verglühung entsteht, von uns als Meteor bezeichnet, und das was letztendlich vom Einschlag zurückbleibt, ist der Meteorit.


Wer seine Eltern mit Mitte vierzig zu Großeltern macht, hat entweder einen sehr guten Plan oder überhaupt keinen. Seine Tochter trug eine Schildkröte auf den Hals tätowiert. Wenn das der Plan war, na ja.
Darauf wollte ich noch ingehen, aber das habe ich ja nun weiter oben schon ausgeführt. Das mag tatsächlich witzig und sympathisch sein, aber wie erwähnt beißt sich Humor mE mit Horror.


Auch wenn jetzt viel Kritik mitschwang, die Geschichte wurde gut geschrieben und hat mir durchaus Freude bereitet.


MfG Putrid Palace

 

Moin!

@Huxley:

Du machst dir immer viel Mühe beim Bau des Settings, es geht nie nur um Horror, der Anfang ist nie nur Mittel zum Zweck, was ich dir hoch anrechne.
Danke!

Hier habe ich gestutzt, weil ich dachte, dass das kaum geht, oder zu sehen ist, wenn das Wasser knietief ist.
Klar ist der Hintern im Wasser, Gerd müsste sich das so zusammenreimen. Aber ich schau mal, ob ich was weniger Verwirrendes hinbekomme.

dass es "lazy writing" ist, wenn man ein fantastisches/abstruses Element in eine Geschichte baut und es mit so gar keiner Erklärung unterfüttert.
Ist es wahrscheinlich öfter mal, wird dann aber im Nachhinein als bewusste erzählerische Entscheidung verkauft. Also, habe ich gehört, dass manche das machen.


@linktofink:

kommt allerdings auch sehr überraschend.
So soll's sein. Ich mag Horror und eigentlich auch alles andere, eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte. Als wenn man Rap und Metal hört. Und Blasmusik. Horror bedeutet ja auch, dass etwas die Normalität durchbricht, eben war noch alles in Ordnung und plötzlich ist da etwas im Keller. Diese Kritik hatte ich schon unter anderen Geschichten, es dauere zu lange, bis das beginnt, was man von einer Horrorgeschichte erwartet. Ich mag irgendwie diesen Effekt, dass man vielleicht sogar kurz vergisst, dass man eine Horrorstory verlässt.

Aber langweilen soll es natürlich nicht. Ich mag deine Vorschläge mit den verschwundenen Tieren (wenn auch in der Geschichte angedeutet wird, dass der Boden eben erst diesmal so durchgeweicht ist, dass der Milbenkäse erwacht) und insbesondere auch den zu Dorotheas Verbleib. Mit dem Tod durch Krankheit war ich eh nicht ganz glücklich. Immer, wenn Leute dir einen Protagonisten nahe bringen wollen, stirbt halt wer an Krebs. Wer Nahes. Ich hatte noch kurz überlegt, ob sie der Originalität halber Gerd wegen seiner kurzen Lunte verlässt, aus Angst, dass er irgendwann mal zulangt. Das kann ich glaube ich ganz gut miteinander verbinden.


@kiroly:

Er wartet unfassbar lange für seinen Besitz. Gerd empfand ich als eigenartig passiv-aggressiv, da er ja - habe ich das korrekt gelesen - jahrelang auf den Hochwasserschutz wartet.
Was soll er denn machen? Er versucht es ja, aber Riemer sitzt am längeren Hebel. Allerdings könnte ich noch einen aus finanziellen Gründen irgendwann abgebrochenen Gang zum Anwalt einbauen und Gerds Hals auf die Zeitung damit erklären, dass er die Redaktion seit Jahren mit Leserbriefen bombardiert, die sie irgendwann nicht mehr abdrucken, weil er immer wieder dasselbe schreibt und im Ton zunehmend beleidigend wird. Dann lässt er sich von seiner Tochter Facebook erklären und trollt Riemer. Eventuell hat es auch schon mal Geschubse gegeben, mit Polizei. Und vielleicht ist Dorothea auch deshalb gegangen (siehe @linktofink), weil dieser Kampf um den Hochwasserschutz irgendwann zur Obsession geworden ist.

Hast du dir das ausgedacht?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr genau.

Wo spielte die Geschichte, spontan hatte ich sie in Gerds Keller verortet, plötzlich dann die Wiese?
Er geht aus der Küche auf die Wiese. Zur teilweisen Verwirrung mit den Flashbacks gleich mehr.

Ein sehr lakonischer Umgang des Bürgermeisters mit der Gesamtsituation.
Mir ist er fast ein bisschen zu cool geraten. Werde ich wohl auch noch ändern.


@Blutmond01:

Harter Typ, der Bürgermeister, ich wär da sicher weggelaufen.
Erst erstarrt er vor Angst, dann checkt er, dass ihm das das Überleben sichert. Ähnlich wie Gerd, als er gegen den Reflex ankämpfen muss, vor Hegemeiers Überresten wegzulaufen. Vielleicht mache ich es noch ein bisschen deutlicher.

Diese Stelle fand ich etwas Kontextlos,
Inwiefern? Der Zusammenhang ist Riemers Bericht und seine Theorie, was der blaue Milbenkäse ist.

vielleicht sollte ich auch mal in deine anderen Texte
Gern!

Persönlich finde ich, es wäre sogar besser das Ganze im Dunkeln zu lassen, macht das ganze Mysteriöser.
Da gibt's auch kein Richtig und kein Falsch. Erklärst du's, geht das Unerklärliche flöten (ach nee!), dass das Unheimliche vielleicht sogar maßgeblich ausmacht. Einigen wird's dadurch unter Umständen zu platt. Erklärst du's nicht, motzt die "Dir ist wohl keine Erklärung eingefallen"-Fraktion. Tatsächlich war in einer früheren Version das Monster einfach da, aber ich mag so klassische Szenarien, wie hier so diese "Grauen aus dem All"-Schablone.


@annami:

Da erwähnst du, dass Dorothea schon weg ist, aber hier ...
Mir ist im Nachhinein auch aufgefallen, dass die Stelle missverständlich ist. Mit "weg" meinte ich hier "gerade nicht im Keller/hochgegangen", nicht tot.

Das fand ich lesen total verwirrend, da stimmt die zeitliche Abfolge einfach gar nicht.
Ich mache das immer so: Bei Rückblenden ein oder zwei Sätze im Plusquamperfekt, dann ins Präteritum und wieder zurück. Frage mich auch manchmal, ob das wohl schwer nachzuvollziehen ist, was jetzt ist und was davor. Mit einer Prise Betriebsblindheit denke ich dann aber, wird schon gehen. Ein Absatz würde wohl wirklich helfen.

Es spielt doch für den Text später gar keine Rolle, ob er befürchtet, Alzheimer zu kriegen, oder nicht.
Doch, ich hab das extra nachträglich eingebaut. Kommt gleich nochmal bei @Putrid Palace, also dranbleiben bitte.

wenn du hier von den ganzen Rückblenden in die Wirklichkeit zurückkehrst, mach bitte einen Absatz!
Jupp.


@ernst offshore:

Einigermaßen hirnsträubend, mit welcher Unbekümmerheit hier mit astronomischen Begriffen um sich geworfen wird.
Der Kommentar, auf den ich gewartet habe! Ich hab noch so überlegt, lies dir wenigstens bei Wikipedia nochmal die Definitionen durch, du faules Schwein, und dann aber so nee, Stein aus dem Weltall, das passt schon. Aste-, äh, Dings. Und dann habe ich noch gedacht, bei Armageddon mit Bruce Willis, das ist doch auch ein Asteroid, meine ich, und schon ein ganz schöner Brocken, kann das denn passen? Wie unbekümmert man manchmal mit sowas umgeht. Danke für deine Aufklärung.

Übrigens, Proof, echt coole Story.
Dafür auch!


@Meuvind:

Das ist Arbeit, kein Vergnügen
Ich höre, du bist leidgeprüft.

Nimmt viel Platz weg und bringt irgendwie nichts für Gerd, was noch wichtig wird.
Gleich ist es soweit. Ich werd's wohl rausschmeißen, aber zunächst erkläre ich mich.

Dieser Name
War meine ich Michael Jacksons Schlachtruf.

So bleibt es gruseliger, mysteriöser.
Ich guck mal.


@Putrid Palace:

Deine überaus lange Expo wurde hier schon belobt,
"Da kannst du jede Menge rauskürzen" - Manche Leute haben auch einfach so eine ganz eigene Art, zu loben.

Das machst du recht gerne, meines Erachtens ist das jedoch ein Fehler im Horrorgenre, gerade Humor hat neben Angst wirklich absolut nichts zu suchen.
Ja, mein Rumgekasper, als Horrorautor sicherlich so meine Achillesferse. Too funny to be scary, too scary to be funny. Ich finde das ja selbst scheiße, wenn ich das bei anderen lese oder sehe. Wie soll das packen, wenn die ganze Zeit geblödelt wird? Nun bin ich aber auch nicht der Ansicht, dass sich in einer Horrorgeschichte jedweder Humor verbietet. Im Gegenteil. Humor macht Figuren sympathisch. Und du willst sympathische Figuren, damit es wehtut, wenn der Irre ihnen die Haut abzieht. Meinen Respekt vor Sachen, die es tatsächlich schaffen, Slapstick mit Entsetzen zu verbinden (Raimi), habe ich hier schon diverse Male geäußert. Das Mischungsverhältnis muss eben stimmen, das kippt bei mir oft.

Ich bin mir sicher, das wirst Du Dir nicht nehmen lassen
Komplett sicher nicht, da würde ich mich verstellen, ein bisschen Handschrift ginge verloren. Aber ich könnte endlich mal lernen, mich ein bisschen zusammenzureißen (Arbeite übrigens gerade an was Längerem und, wenn ich so drüber nachdenke, meine ich, das Ding ist nahezu komplett humorfrei).

Als es nun deutlich wurde, dass die beiden sich nicht bewegen können und im Wasser stehend gefangen waren, dachte ich kurzzeitig, sie würden dort nun noch ewig stehen müssen, oder zumindest auf unbestimmte Zeit.
Top Punkt, denn genau da wollte ich ursprünglich mal hin. Das Monster sollte nur so Mittel zum Zweck sein, um ein oder zwei Leute über Stunden oder gar Tage auf der Stelle stehen zu lassen. Das habe ich mir quasi selbst verbaut, zum einen mit der bewohnten Straße, zum anderen mit den Figuren Sonja und Shamona. Und jetzt sind wir auch bei der Alzheimer-Angst. Damit Gerd nicht einfach denkt "In spätestens einer halben Stunde sind wir hier eh durch", musste er vergesslich sein. Like ziemlich. Das Ding ist natürlich, dass diese Ungewissheit jetzt nur bei ihm wirkt, aber nicht beim Leser.

Unabhängig davon nimmst Du meiner Meinung nach Spannungspotential aus der Geschichte, indem Du vorher den Retter und sogar die genaue Ankunftszeit dieses ankündigst.
Das ist so, ja.

Darauf wollte ich noch ingehen, aber das habe ich ja nun weiter oben schon ausgeführt. Das mag tatsächlich witzig und sympathisch sein, aber wie erwähnt beißt sich Humor mE mit Horror.
Aber genau das wäre für mich so eine Stelle, da wird was über die Figuren gesagt. Ja, mit Humor, aber es kriegt ja keiner eine Torte ins Gesicht oder so.

Euch allen vielen Dank, da war echt viel Stoff zum Drübergehen dabei! Ich denke, ich werde die Geschichte nochmal generalüberholen und habe wegen eurer Kommentare/Kritiken auch schon sehr konkrete inhaltliche Änderungen im Kopf. Die könnte ich jetzt hier auflisten, aber wird glaube ich spannender, die fast neue Geschichte zu lesen. Lass mich gern per PM dazu aus, falls wer Interesse hat.


Viele Grüße
JC

 

Ich hatte noch kurz überlegt, ob sie der Originalität halber Gerd wegen seiner kurzen Lunte verlässt
Bei kurzer Lunte musste ich kurz, ganz kurz mal überlegen, was gemeint ist ...

 

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