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Bis Dienstag ist bezahlt

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14.04.2018
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Bis Dienstag ist bezahlt

Der Mann und ich sind in Berlin. Wir sind nicht oft dort, weil wir eben auch sehr gerne nicht in Berlin sind.
Über ‚Airbnb‘ hat der Mann für unseren Hauptstadtaufenthalt eine Ferienwohnung gebucht. Das sei zwar nicht günstiger als ein Hotel, aber lustiger.
Aha.
Birgit Al-Hassan, unsere Gastgeberin, empfängt uns an der Wohnungstür.
Sie ist etwa in unserem Alter, aber schon erwachsen. Auch rein optisch ist sie mir zwei bis drei Köpfe überlegen.
Da Erwachsene lieber auf Augenhöhe verhandeln, wickelt sie die Details des Deals ausschließlich mit dem Mann ab. Ich bin spontan versucht, mir den Daumen in den Mund zu stecken, oder wenigstens die große Frau nach einem Keks zu fragen.
Birgits Instruktionen zur korrekten Handhabung unserer Bleibe münden in dem finalen Hinweis:
„Wenn jemand von den Nachbarn fragt wer du bist, dann bist du mein Cousin. Alles klar?“
„Alles klar!“
Gar nix ist klar, hä?
Birgit schmeißt sich einen Seesack auf den Rücken.
„Ich penn` solange bei meinem Mann, der wohnt ein paar Straßen weiter.“
Wieso? Was? Ich komm nicht mit. Lutsche jetzt Daumen.
„Logisch!“, lügt der Mann. „Von der mütterlichen oder väterlichen Seite?“
„Bitte?“
„Der Cousin? Von welcher Seite komm ich?“
„Ähhh …“. Birgit erscheint einen Moment unorganisiert.
„Ist egal, so genau wollen die das nicht wissen.“
„Aber ich! Es geht schließlich um mein Leben!“
Birgit lächelt unsicher. Der Mann legt nach.
„Ich müsste schon wissen, wer hier in den letzten Monaten alles gewohnt hat und in welchem Verwandtschaftsverhältnis ich zu diesen Personen stehe. Familie ist uns Leuten vom Dorf nämlich sehr wichtig.“
Birgit lächelt falsch. „Ihr kriegt das schon hin. Wenn was ist, meine Handynummer habt ihr ja.“

Damit ist die Cousine raus und wir haben 45 Quadratmeter Berlin exklusiv für uns.
Im Stil der Stadt gehalten, ist in der Wohnung noch nichts fertig. Viele schöne Ansätze aus verschiedenen Mieterepochen versichern sich gegenseitig den Charme der Wohnung auszumachen. Aber: Sie irren. Alle.
Ein Großteil der Wohnfläche fällt auf einen mehrere Kilometer langen Flur. Er verbindet Kreuzberg mit Mitte und Friedrichshain und verfügt über drei S-Bahn-Haltestellen.
Die übrigen Zimmer sind ebenfalls Flure, die entweder in einem weiteren Flur, oder schlauchartig vor einem Fenster enden.
Die Räume entsprechen dem sogenannten „Berliner Raumkonzept“. Also Länge plus Breite mal zwei ergibt die Höhe. Also ergibt sich bei vier Meter Länge und anderthalb Meter Breite, eine Deckenhöhe von elf Meter. Also im Prinzip steht die Wohnung hochkant.

„Schlafen wir in Birgits Bett, oder gibt`s einen Gästeflur?“, möchte der Mann wissen.
„Weiß nicht“, schnippe ich zurück. “Ist doch deine Verwandtschaft. Was soll das überhaupt?“

Der Mann setzt erst sich hin, dann sein Erklärbär-Gesicht auf. Er gibt mir Nachhilfe in Hauptstadtkunde:
„Birgit bessert sich ihr karges Oberstudienrat Gehalt offensichtlich mit gelegentlichen Untervermietungen auf.
Da sie über keine hierfür geeignete Immobilie verfügt, vermietet sie einfach die ihr zu Wohnzwecken überlassene, überwiegend selbst genutzte Miet-Butze. Selbige, in der wir uns just in diesem Moment befinden. Kannst du mir folgen, Engelchen?“
Ich nicke pflichtbewusst: „Nee!“
„Gut so. Im Weiteren ist es nämlich so, dass der Vermieter meiner Leih- und Mietcousine nicht im Geringsten mit Birgits Geschäftsmodell einverstanden wäre, wüsste er davon.
Zudem dürfen wir davon ausgehen, dass sich Birgits Steuererklärung über den Punkt Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung ausschweigt.“
„Um das Berliner Finanzamt mit nicht noch mehr unnötigen Rechnereien zu belasten, vermute ich.“
„Richtig“, nickt der Mann. „Aber natürlich spricht nichts gegen Verwandtenbesuch. Und was soll ich sagen: Hier sind wir!“
„Aha. Jedenfalls muss ich jetzt mal aufs Klo.“
Ich öffne also die Tür mit dem Hinweisschild „Nichtschwimmerbecken“ und blicke direkt in die Augen eines jungen Mannes. Er sitzt in der Wanne und freut sich offensichtlich mich zu sehen.
„Hey, ich bin Jolle!“, strahlt er mich an.
„Ähm … ich wollt nur mal kurz aufs äh … Sorry!“
„Ja mach ruhig. Ich guck auch nicht.“
Ich lächele Jolle an: „Klar, hab nur noch was aufm Herd. Moment. Bis gleich …“ ist das dümmste aber auch einzige, was mir einfällt, während ich rückwärts wieder aus der Tür stolpere.
Umgehend informiere ich den Mann, dass sich weitere Verwandtschaft im Bad befindet.
„Siri, wähle Cousine!“
Das Telefon macht wie ihm befohlen und wenige Augenblicke später erklärt uns Birgit den Sachverhalt:
„Jolle ist mein Mitbewohner. Der hat sein Zimmer ganz am Ende vom Flur. Bad, Küche und Wohnzimmer teilt ihr euch mit ihm. Stand aber auch so in der Anzeige.“
Ich schaue den Mann sehr wütend an.
„Ähm. Ehrlich gesagt dachte ich, Jolle wäre dein Kater. Und ‚Mitbewohner‘ so eine lustige Umschreibung. Verstehst du?“
„Nein!“ Birgit klingt jetzt noch erwachsener.

Auf unserem Weg zum Hotel versucht der Mann noch einmal sich zu erklären: „Jolle. Kein Mensch heißt Jolle. Ein Meerschweinchen. Vielleicht! Oder eben ein Kater … - Und man vermietet einfach keine Wohnung, wenn man noch einen nackten Jolle in der Wanne hat!“
„Ditte is Berlin, wa?“, sage ich fröhlich.
Ich bin entspannt. Der Mann hat ein sicheres Gespür dafür, wann das Eis dünn wird, und welche Sofortmaßnahmen zu ergreifen sind. Seine spontane Ansage „Dann eben Adlon!“ hat seine Wirkung bei mir jedenfalls nicht verfehlt.
Grundsätzlich ist es bei mir so, dass ich am liebsten zuhause schlafe. Das ziehe ich auch durch bis zu einer Entfernung von 550 Kilometern. Ich fahre dann abends einfach heim und reise bei mehrtägigen Aufenthalten eben morgens wieder an. Kein Ding.
Bei Verwandten oder Bekanntenbesuchen erhöht sich die Grenze auf 1200 Kilometer. Oberhalb dieser Grenze bevorzuge ich eine anonyme Unterbringung, also ein Hotel. Das ist kein Tick von mir, das ist eine ausgewachsene Psychose. Schon klar. Na und.

Eine Straßenecke entfernt vom Haus der Cousine bleiben wir gleichzeitig abrupt stehen. Wir schauen uns an. OK. Ich ergreife die Initiative und spreche den Mann an:
“Sie sind doch der Mann von Birgits Bruder. Also der Schwager der Cousine meines Mannes!“
Der offensichtlich obdachlose Herr starrt verständnislos aus seinem Schlafsack.
„Oder wie Max Goldt sagen würde“, ergänzt der Mann „Sie sind der schwule Schwippschwager aus der Schweiz!“
Der Angesprochene reagiert weiterhin eher spärlich. Aber wir lassen nicht locker.
Nachdem wir ihm den Wohnungsschlüssel ausgehändigt haben, natürlich inklusive der zugehörigen Auflagen und Instruktionen (Schwippschwager-Hausbewohner-Modell, Jolle füttern, Flur putzen), schiebt unser neuester Verwandter seine Habseligkeiten per Einkaufswagen in Richtung neuem Lebensabschnitt. Wenn auch nur einem kurzen Abschnitt. Aber bis Dienstag ist bezahlt.
Wir sind zufrieden mit uns. Berlin? Wir regeln das.
„Der berühmte Ausspruch ‚Ich hab noch einen Koffer in Berlin‘ wurde übrigens in den späten 90er Jahren des letzten Jahrtausends geprägt.“
Hauptstadtkunde Teil zwei. Der Mann ist in Form.
„Er fußt in der Tatsache, dass sich die Anzahl der in der Stadt vorhandenen Automobile, umgekehrt proportional – also eher ungünstig - zu der Fläche der Abstellmöglichkeiten entwickelt hat. Kurz gesagt: Wer mit dem Automobil nach Berlin reist, sollte darauf achten, dass sein mitgeführtes Reisegepäck derart ist, dass er es mühelos drei Stunden durch die Stadt schleppen kann. Denn dies wird er müssen!
Viele Reisende wussten allerdings nichts davon und mussten sich, da die Kräfte schwanden, unterwegs von ihrem Gepäck trennen. So kam es dann zu dem berühmten Satz. Der, so glaube ich, ja sogar besungen wurde.“
Manchmal zweifele ich ein bisschen an den historischen Ausführungen des Mannes. Aber eigentlich ist es mir auch egal.
Ich konzentriere mich aufs Schleppen.
Dabei hatten wir ja eigentlich Glück mit unserem Parkplatz. Nur wenige Stadtteile von unserer Ferienwohnung entfernt, fanden wir heute morgen ein geeignetes Plätzchen. Wir fahren also zwei Stationen mit der U-Bahn und steigen dann um in die S9.
Zu Fuß durchqueren wir zwanzig Minuten irgendeinen Park, dann einen anderen. Dann noch einen. Ab jetzt wird improvisiert, da der Akku des Navigationstelefons ausgestiegen ist. Wir laufen auf Sicht. Das Auto muß ganz in der Nähe sein.
Unterwegs begegnen wir noch weiterer Berliner Verwandtschaft:
Onkel Günther, den wir beim Flaschenpfandsammeln in Wilmersdorf treffen. Eine Gruppe Großneffen, die sich im Görlitzer Park ihr Taschengeld mit kleinen Geschäften aufbessert.
Einen Ableger des rumänischen Zweigs unserer Familie, der sich als Hartgeld-Mucker am Alex kulturell betätigt.
Alle zeigen durchweg Interesse an unserem Familien-WG-Modell: Einfach irgendwo im Haus klingeln, Verwandtschaftsgrad zu Birgit erläutern. Bis Dienstag ist bezahlt.
Gleich mehrere Cousinen treffen wir entlang der etwas abseits gelegenen Straße in Schöneberg, auf der sie vor und in ihren Wohnwagen traditionelle Dienstleistungen anbieten. Sie erwägen ihren Betrieb um einen Massagesalon unter dem Namen „Club Biggi“ in unserer Familienwohnung zu erweitern.
Die überall in der Stadt anzutreffende Al-Hassan Seite, begegnet unserer mittlerweile entwickelten Idee eines Familienfestes mit Begeisterung und löst eine Welle der Eigeninitiative aus.
Im claneigenen Copyshop, sind die Einladungskarten fix gedruckt. Grafisch fragwürdig, dafür zweisprachig.
Ein Großcousin betreibt einen Schlüsseldienst in Kreuzberg. Er vervielfältigt unseren verbliebenen zweiten Wohnungsschlüssel. Eine Kopie wird jeder Einladung beigefügt.
Heiß diskutiert wird die Frage, ob auch Al-Hassans beziehungsweise Birgits aus anderen Teilen Deutschlands eingeladen sind. So oder so werden Busparkplätze angemietet.

Viele Kinder haben sich uns zwischenzeitlich angeschlossen. Teilweise tragen sie Fahnen und skandieren laut Termin und Örtlichkeit des angesagten Familienvölkerfestes.
Die Sache entwickelt sich als Selbstläufer. Wenn wir einen neuen Stadtteil betreten, sind die Straßen bereits geschmückt und die Menschen jubeln uns zu. Einige halten auch Koffer und Taschen hoch, als Zeichen der Verbundenheit.
Berlin muss groß. Kleinklein sollen die anderen.
Telefonisch stehen wir in ununterbrochenen Kontakt zum mittlerweile gegründeten Organisationsbüro.
Zusagen erreichen uns von diversen Caterern, Getränkelieferanten, Riesenradbetreibern, Showtanzgruppen, Bushido und der SPD.
Ob die obligatorischen Auftritte von Lindenberg und BAP noch verhindert werden können, liegt jetzt bei Gericht.

Wir sind nun seit zwei Tagen unterwegs. Zwar ist sich der Mann immer noch sicher, die Straße in der unser Auto parkt, sofort wieder zu erkennen, wenn er sie sieht. Nur ist nicht klar, wann dies der Fall sein wird.
Die Stadt macht uns schwer zu schaffen. Wir werden nicht nur von tausenden Verwandten auf Schritt und Tritt begleitet und beobachtet, auch haben sich uns mehrere Hundertschaften der Polizei angeschlossen, sowie Feuerwehr, THW, ADAC und der Rote Halbmond.
Die Führung des Zuges haben mittlerweile Frank Zander und Klaus Wowereit übernommen. Obwohl sie ja eigentlich gar nicht wissen können, wo unser Auto steht.

Es kommt immer wieder zu spontanen Kundgebungen. Jetzt gerade zum Beispiel mit einer Lesung von Max Goldt. Das lenkt die Massen etwas ab. Wir nutzen den Moment zum einen für einen kleinen Snack, zum anderen zur Flucht.
Wir entkommen durch das WC-Fenster des indonesischen Schnellimbisses. Mit Hilfe einer Schleuserbande aus dem Kosovo gelingt es dem Mann und mir schließlich sogar die Stadt zu verlassen.
Unsere Koffer müssen wir dabei leider zurücklassen.

 

Hallo Lotterlieschen,

hm, mit diesem Text werde ich leider nicht warm. Hast du den schnell runtergelottert, äh -geschrieben?
Schon der erste Absatz wirkt sehr ungelenk. Dann, warum muss diese Frau ausgerechnet Birgit Al-Hassan heißen, was willst du mir denn damit sagen?
Die Figuren erscheinen mir so unsympathisch, da ist so eine bissige Kälte, also ich weiß nicht ...
Bei deinen ersten beiden Texten hier habe ich eine Leichtigkeit gespürt, eine liebevolle Ironie. Die vermisse ich hier.
Soweit mein kleiner Leseeindruck.

Liebe Grüße
Anne

 
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Hallo Lotterlieschen,

Wahnsinn, ich liebe deinen Humor. Ich glaube, ich habe noch nie so oft wegen einer Kurzgeschichte gelacht. Hatte großen Spaß beim Lesen, so viele lustige Stellen.

Noch ein bisschen Kritik: Hat es die arme Frau Al-Hassan tatsächlich verdient, halb Berlin in ihren Fluren feiern zu lassen? Ein bisschen tut sie mir dann doch leid, sowas macht man doch nicht mit der Familie... Außerdem verstehe ich gar nicht, warum sie und der Mann von der Verwandten und der Polizei verfolgt wird? Sollten die sich nicht alle bei der Bude von Frau al-Hassan einfinden? Hm. Klar lebt die Geschichte von Übertreibungen, hier ist es für meinen Geschmack aber zu viel.

Unterm Strich kannst du mir wahrscheinlich vom Leben eines Reiskorns berichten und ich würde mich trotzdem vor Lachen wegschmeißen, deshalb ist mein Blick vielleicht etwas getrübt. Triffst einfach genau meinen Humor!

Vielen Dank für ein amüsantes Wochenend-Frühstück allein,
liebe Grüße,
dein Salomon

 

Hallo Lotterlieschen,

bisher habe ich deine Texte zwar gelesen, aber nie den Anreiz gefunden, etwas dazu zu schreiben. Dafür haben sie bei mir persönlich zu wenig ausgelöst. Bisher gabs aber in jedem Text eine Stelle, bei der ich herzhaft lachen musste. Bei deiner vorherigen Geschichte war es die AC/DC-Nummer und diesmal ist es das hier:

Ein Großteil der Wohnfläche fällt auf einen mehrere Kilometer langen Flur. Er verbindet Kreuzberg mit Mitte und Friedrichshain und verfügt über drei S-Bahn-Haltestellen.

Das ist herrlich überzogen und schön surreal. Ich weiß, dass die Protagonistin übertreibt, aber da lag für mich immer irgendwo der Charme in deinen Geschichten.

Außerdem gefällt es mir, dass der Mann diesmal nicht der Depp vom Dienst ist, sondern tatsächlich etwas zu sagen hat.

Womit ich aber ganz große Probleme habe, sind deine Dialoge. Die sind nicht schön. Das sind so die typischen Dialoge, die geschrieben wurden - so redet keiner. Da geht die ganze Leichtigkeit verloren, die du mit der lockeren Erzählstimme aufbaust.

Es stößt mir auch übel auf, dass du Emotionen verwendest, um Gesagtes zu übermitteln:

„Richtig“, nickt der Mann.

Nicken ist eine Emotion, keine Art zu sprechen. Nick mal ein paar Worte und du wirst sehen, dass das recht schwierig ist.

"Richtig", sagte der Mann und nickte.
"Richtig." Der Mann nickte.

Gleiches nochmal hier:

„Hey, ich bin Jolle!“, strahlt er mich an.

Strahlen ist ein übermäßig fröhlicher Gesichtsausdruck, keine Art zu sprechen. Verbesserungsvorschläge wären:

"Hey, ich bin Jolle!", rief er und strahlte mich an.
"Hey, ich bin Jolle!" Der Mann strahlte wie eine Supernova.

„Jolle. Kein Mensch heißt Jolle. Ein Meerschweinchen. Vielleicht! Oder eben ein Kater …

Hier fehlt das abschließende Eselsfüsschen. Wenn der Mann sich ein wenig über Berlin informiert hätte, wüsste er, dass dort so gut wie jeder Zweite Jolle oder Bolle heißt. Dieser Narr!

Das ist kein Tick von mir, das ist eine ausgewachsene Psychose.

Nein, ist es nicht. Das ist ein Tick. Eine Psychose ist etwas ganz anderes. Für eine Psychose fehlt die Beeinträchtigung der Wirklichkeit - so ist das nur ihr Ratsch.

Gegen Ende wird mir die ganze Sache dann ein wenig zu überzogen. Bisher waren deine Geschichten ja irgendwie in der Realität geerdet, hier und da hast du ein wenig überzogen, aber das hat gepasst und vor allem Laune beim Lesen gemacht. Dieser Rachefeldzug gegen Birgit ist für mich nicht nachvollziehbar und mMn nach unnötig fies. Das fängt als Ausflug nach Berlin an und ufert in einem Volkfsfest in der al-Hassan-Wohnung und ich erkenne keinerelei Gründe dafür, außer "Jolle halt". Ich hoffe, dass du mit deiner nächsten Geschichte wieder zur Form zurückfindest - diese Gemeinheiten stehen deiner Erzählweise nämlich nicht. Die Brühgruppe hat mir wesentlich besser gefallen.

 

Hi Lotterlieschen

Auch diese Geschichte hat mir wieder sehr gut gefallen.
Gegen Ende dreht das Ganze ziemlich auf, was ich witzig finde, aber auch etwas beliebig. Diese Wandlung von "wir machen nen Urlaub in Berlin" hin zu "wir veranstalten ein sponantes Volksfest" kommt mir etwas zu plötzlich. Das Ergebnis mag ich, aber der Weg dahin fehlt mir etwas.
Dein Timing für Gags ist immer noch prima, wobei du für meinen Geschmack manchmal noch ein wenig "knackiger" servieren könntest. Beispiele folgen.

Der Mann und ich sind in Berlin. Wir sind nicht oft dort, weil wir eben auch sehr gerne nicht in Berlin sind. Manchmal aber eben doch. Jetzt zum Beispiel. Boah! Berlin ist kompliziert.
Die ersten beiden Sätze sind toll. Den Kram danach kannst du dir schenken. Da "verlaberst" du unnötig die Pointe.
Sie ist etwa in unserem Alter, aber schon erwachsen.
Mega gut.
Also im Prinzip steht die Wohnung hochkant.
Gemütlich.
"Hochkant" ist großartig und kannst du einfach so stehenlassen. Durch das nachgeschobene "gemütlich" sagst du dem Leser "hier, jetzt pass mal auf, ich bin jetzt ironisch, denn da war ein Gag. Hier lachen."
Der Mann setzt sich erst hin, dann sein Erklärbär-Gesicht auf.
Setzt erst sich hin, dann das Erklärbar-Gesicht auf. Würd ich sagen.
Ich nicke pflichtbewusst: „Nee!“
Hier machst du die Erzählerin dümmer, als sie ist. Der Zusammenhang ist so kompliziert jetzt nicht, das sollte sie verstehen.
„Nein!“ Birgit klingt jetzt noch erwachsener. „Ich habe keinen Kater.“
Auch hier wieder. Das "nein" kannst du eigentlich so stehenlassen, das ist toll. Die Erklärung, dass sie keinen Kater hat, braucht es eigentlich nicht.
Bei Verwandten oder Bekanntenbesuchen erhöht sich die Grenze auf 1200 Kilometer.
Ist das ein gewollter Gag oder durchblicke ich hier die Logik nicht? Das bedeutet ja quasi, dass du bei deiner Verwandschaft noch ungerner schläfst (da du hier bis 1200km Heimreise in Kauf nimmst), als bei Fremden (500km).
OK. Ich ergreife die Initiative:
“Sie sind doch der Mann von Birgits Bruder. Also der Schwager der Cousine meines Mannes!“
Der offensichtlich obdachlose Herr starrt verständnislos aus seinem Schlafsack.
Hier musste ich mehrfach lesen, bis ich verstanden hatte, dass nun drei Personen anwesend sind. Den Mann im Schlafsack könnte man vielleicht vor der Anrede schonmal einführen.
Dabei hatten wir ja eigentlich Glück mit unserem Parkplatz. Nur wenige Stadtteile von unserer Ferienwohnung entfernt, fanden wir ein geeignetes Plätzchen.
Dort verlor ich den Faden. Eben habt ihr noch zu Fuß Koffer getragen und dann auf einmal einen Parkplatz gefunden? Und dann fahrt ihr mit der Bahn zu eurem Auto? Oder habt ihr den Parkplatz vor der initialen Wohnungsbesichtigung gefunden und dies war nur der Weg von der Wohung zum Auto?
Dann: "hatten wir (heute morgen) einen Parkplatz gefunden".
Unterwegs begegnen wir noch weiterer Berliner Verwandtschaft:
Warum eigentlich? Also, die Idee, einfach ganz Berlin in Birgits Bude einzuladen, ist an sich witzig. Aber das kommt hier irgendwo aus dem Nichts. Warum macht ihr das? Rache, weil da ein nackter Mann in der Badewanne sitzt? Einfach nur aus Spaß an der Freude? Mir fehlt da irgendwie ein Motiv, warum ihr hier Birgits Bude (wäre auch ein prima Name für einen Imbiss oder so - "Birgits Burgerbude") mehr oder weniger dem Untergang weiht.

Aber so oder so: Mir hats echt Spaß gemacht.
Jetzt aber die Piratenroboter ;)


PS:

"Richtig", sagte der Mann und nickte.
"Richtig." Der Mann nickte.
Hier möchte ich kurz widersprechen. "Nicken" ist vielleicht tatsächlich keine Art zu sprechen, aber aus rein künstlerisch wertvollen Gründen würde ich deine Version den beiden Beispielen vorziehen.
"'Richtig', nickte er" klingt einfach deutlich cooler. Beim Anstrahlen genauso.

 

Hallo Anne49

Lieben Dank, dass du dir schon wieder Zeit für mich genommen hast, auch wenn:

hm, mit diesem Text werde ich leider nicht warm.

Die Figuren erscheinen mir so unsympathisch, da ist so eine bissige Kälte, also ich weiß nicht ...
Oh. das ist nicht gut. Ein bisschen "bissiger" als die vorherigen Texte sollte er durchaus sein. Wenn die beiden dadurch aber so unsympathisch wirken, dann ist was schief gegangen. Danke, den "Sympathie-Faktor" werde ich beim nächsten Mal deutlicher im Hinterkopf haben.

Hast du den schnell runtergelottert, äh -geschrieben?
Nein. Das nun wirklich nicht.
Salomon
Wahnsinn, ich liebe deinen Humor. Ich glaube, ich habe noch nie so oft wegen einer Kurzgeschichte gelacht. Hatte großen Spaß beim Lesen, so viele lustige Stellen.
Vielen, vielen Dank. Dafür allein hat es sich ja schon gelohnt, den Text zu schreiben. Danke!

Hm. Klar lebt die Geschichte von Übertreibungen, hier ist es für meinen Geschmack aber zu viel.
Ja. Am Ende ist es den beiden etwas aus dem Ruder gelaufen...
Ich wollte das mal ausprobieren mit "mehr auf die Spitze treiben". Vielleicht einen Ticken drüber:)
NWZed auch dir lieben Dank, dass du dir Zeit für ein Feedback genommen hast!
Bisher gabs aber in jedem Text eine Stelle, bei der ich herzhaft lachen musste.
Das freut mich :)

Womit ich aber ganz große Probleme habe, sind deine Dialoge. Die sind nicht schön. Das sind so die typischen Dialoge, die geschrieben wurden - so redet keiner. Da geht die ganze Leichtigkeit verloren, die du mit der lockeren Erzählstimme aufbaust.

Hier steh ich ein bisschen auf dem Schlauch. Meinst du generell meine Dialoge? Oder die komplizierten Erklärungen des Mannes?

Es stößt mir auch übel auf, dass du Emotionen verwendest, um Gesagtes zu übermitteln:

„Richtig“, nickt der Mann.
Nicken ist eine Emotion, keine Art zu sprechen. Nick mal ein paar Worte und du wirst sehen, dass das recht schwierig ist.

Ich verstehe was du meinst. Ist sicher richtig. Aber, ich hab tatsächlich versucht nickend zu sprechen. Und: ich kann nicht voller Inbrunst "Richtig!" sagen, ohne zu nicken.
Bei komplexeren Sätzen wird es mühsam. Das stimmt;)

Dieser Rachefeldzug gegen Birgit ist für mich nicht nachvollziehbar und mMn nach unnötig fies. Das fängt als Ausflug nach Berlin an und ufert in einem Volkfsfest in der al-Hassan-Wohnung und ich erkenne keinerelei Gründe dafür, außer "Jolle halt"
Dann ist es nicht gut erzählt. Auslöser für das Familienfest ist der "Cousin-Trick" von Birgit (wohl ein nicht ganz unüblicher in Großstädten).
Ja, aber natürlich ist es überzogen und vielleicht sogar fies, was die beiden daraus machen. Aber es gerät ihnen auch irgendwann einfach aus dem Ruder...

Ich hoffe, dass du mit deiner nächsten Geschichte wieder zur Form zurückfindest - diese Gemeinheiten stehen deiner Erzählweise nämlich nicht.
Das geht bei dir ja dann in eine ähnliche Richtung wie bei Anne49. Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Danke!
gnoebel Wie schön, du nochmal:)
"Hochkant" ist großartig und kannst du einfach so stehenlassen. Durch das nachgeschobene "gemütlich" sagst du dem Leser "hier, jetzt pass mal auf, ich bin jetzt ironisch, denn da war ein Gag. Hier lachen."
Du hast absolut recht. Fliegt raus.

Auch hier wieder. Das "nein" kannst du eigentlich so stehenlassen, das ist toll. Die Erklärung, dass sie keinen Kater hat, braucht es eigentlich nicht.
Auch hier stimmt`s:)

Ist das ein gewollter Gag oder durchblicke ich hier die Logik nicht? Das bedeutet ja quasi, dass du bei deiner Verwandschaft noch ungerner schläfst (da du hier bis 1200km Heimreise in Kauf nimmst), als bei Fremden (500km).
Nee. Das liest du richtig so. Das ist kein Gag. Das ist so!

Hier musste ich mehrfach lesen, bis ich verstanden hatte, dass nun drei Personen anwesend sind. Den Mann im Schlafsack könnte man vielleicht vor der Anrede schonmal einführen.
Ok. Da geh ich nochmal drüber.

Oder habt ihr den Parkplatz vor der initialen Wohnungsbesichtigung gefunden und dies war nur der Weg von der Wohung zum Auto?
Dann: "hatten wir (heute morgen) einen Parkplatz gefunden".

Ja. So war es. Auch da muss ich dann nochmal drüber.

Warum eigentlich? Also, die Idee, einfach ganz Berlin in Birgits Bude einzuladen, ist an sich witzig. Aber das kommt hier irgendwo aus dem Nichts. Warum macht ihr das? Rache, weil da ein nackter Mann in der Badewanne sitzt? Einfach nur aus Spaß an der Freude? Mir fehlt da irgendwie ein Motiv, warum ihr hier Birgits Bude (wäre auch ein prima Name für einen Imbiss oder so - "Birgits Burgerbude") mehr oder weniger dem Untergang weiht.
Ich schrieb NWZed schon, dass ich das wohl nicht gut erzählt hab (und damit die ganze Geschichte ja dann im Prinzip Schrott ist). Ausschlaggebend war der "Cousin-Trick (wohl eine beliebte Masche), den die beiden nach ihrem Gemüt eben etwas erweitert ausgelegt haben. Wenn der Mann schon plötzlich unerwartet Cousin wird, na klar, dann wird es ja wohl noch weitere Verwandte in der Umgebung geben, wenn man mal genau guckt;)

Aber so oder so: Mir hats echt Spaß gemacht.
Jetzt aber die Piratenroboter
Jaha:hmm:;)
Danke dir!

 

Ich verstehe was du meinst. Ist sicher richtig. Aber, ich hab tatsächlich versucht nickend zu sprechen. Und: ich kann nicht voller Inbrunst "Richtig!" sagen, ohne zu nicken.

Dann hast du aber gesprochen und dazu genickt. Mit der nötigen Übung könnte man sicher im Morsecode nicken, aber das wäre zu anstrengend - gnoebel hat schon richtig gesagt, dass das wohl Geschmackssache ist, aber für mich persönlich klingt das einfach nicht richtig.

Hier steh ich ein bisschen auf dem Schlauch. Meinst du generell meine Dialoge? Oder die komplizierten Erklärungen des Mannes?

Hauptsächlich die Erklärungen des Mannes. In deinen kürzeren Dialogen geht's pointiert und zackig zu, aber die Erklärungen lesen sich eher wie Wikipediaartikel. Er klingt zu "geschrieben" und nicht natürlich dahergesagt. Da hätte ich vielleicht präziser sein müssen, also mea culpa.

 

NWZed

Dann hast du aber gesprochen und dazu genickt. Mit der nötigen Übung könnte man sicher im Morsecode nicken, aber das wäre zu anstrengend - gnoebel hat schon richtig gesagt, dass das wohl Geschmackssache ist, aber für mich persönlich klingt das einfach nicht richtig.
Ja, gesprochen und genickt.:)
Ich weiß was du meinst und ich bin froh für den Hinweis, ich mache das nämlich (bisher unbewusst) öfter. Werde ich drauf achten.

Hauptsächlich die Erklärungen des Mannes. In deinen kürzeren Dialogen geht's pointiert und zackig zu, aber die Erklärungen lesen sich eher wie Wikipediaartikel. Er klingt zu "geschrieben" und nicht natürlich dahergesagt.
Ich bin beruhigt, dass es nicht generell alle meine Dialoge betrifft.
Ja, hier geht wirklich Wikipedia mit dem Mann durch. Das kann man mögen-muss man aber nicht. Vielleicht ein bisschen zuviel des Guten. Aber er erklärt doch so gern. Und auch gern so falsch:)

Liebe Grüße, Lotterlieschen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey, Lotterlieschen

Zum Text wurde jetzt schon super viel gesagt, aber die Dialoge sind mir auch aufgefallen, v.a. die Erklärungen des Mannes. Das geht damit los, dass ich finde, Du triffst da eine formale Entscheidung, die ich für falsch halte.

„Gut so. Im Weiteren ist es nämlich so, dass der Vermieter meiner Leih- und Mietcousine nicht im Geringsten mit Birgits Geschäftsmodell einverstanden wäre, wüsste er davon.
Zudem dürfen wir davon ausgehen, dass sich Birgits Steuererklärung über den Punkt Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung ausschweigt.“
„Jolle. Kein Mensch heißt Jolle. Ein Meerschweinchen. Vielleicht! Oder eben ein Kater …
Und man vermietet einfach keine Wohnung, wenn man noch einen nackten Jolle in der Wanne hat!“
„Der berühmte Ausspruch ‚Ich hab noch einen Koffer in Berlin‘ wurde übrigens in den späten 90er Jahren des letzten Jahrtausends geprägt.“
Hauptstadtkunde Teil zwei. Der Mann ist in Form.
„Er fußt in der Tatsache, dass sich die Anzahl der in der Stadt vorhandenen Automobile, umgekehrt proportional – also eher ungünstig - zu der Fläche der Abstellmöglichkeiten entwickelt hat. Kurz gesagt: Wer mit dem Automobil nach Berlin reist, sollte darauf achten, dass sein mitgeführtes Reisegepäck derart ist, dass er es mühelos drei Stunden durch die Stadt schleppen kann. Denn dies wird er müssen!
Viele Reisende wussten allerdings nichts davon und mussten sich, da die Kräfte schwanden, unterwegs von ihrem Gepäck trennen. So kam es dann zu dem berühmten Satz. Der, so glaube ich, ja sogar besungen wurde.“

Was meine ich? Ich meine, dass Du Absätze innerhalb der wörtlichen Rede machst. Das Ding ist, 1) diese Absätze sind nicht gut gewählt. Selbst im wissenschaftlichen Schreiben würde ich dafür Protest von meiner Professorin zu hören bekommen. Ein Absatz ist eine geschlossene Sinneinheit. Wenn ein Absatz nur aus einem Satz besteht, dann ist damit irgendwas falsch. Dann kannst Du auf entweder auf den Zeilenumbruch oder auf den Satz verzichten. Das gilt im wissenschaftlichen Schreiben mehr als in der Literatur. Da finde ich Absätze wie:
„Es knallte.
Laut.“
... gar nicht schlecht. Sie dienen dazu, Dinge hervorzuheben. Aber die Absätze, die Du beim Mann machst, ergeben inhaltlich und von der Unterstreichung her keinen Sinn.

2) Niemand spricht in Absätzen. Hast Du schon mal jemanden sagen hören: „Blablabla, Absatz, blablabla.“ Wahrscheinlich nicht. Da niemand so strukturiert spricht, verzichte ich in wörtlicher Rede möglichst auf Absätze, auch auf jegliche Abkürzungen. Weil so einfach niemand spricht. Wenn jemand über mehr als zehn Zeilen spricht, würde ich mir das nochmal überlegen, allerdings laufen echte Dialoge halt auch nicht so ab. Wenn jemand tatsächlich so ewig referiert, dann tun die Gesprächspartner/innen meistens auch etwas, man könnte also Dinge einschieben wie: „Sie verzog das Gesicht. Sie nickte. ‚Hm-m‘, sagte sie.“ Das mache ich, wenn jemand sehr lange spricht, schließlich soll das ein Dialog sein. Der Mann spricht aber gar nicht so lange, deshalb ist das wahrscheinlich nicht notwendig.

Natürlich verlange ich keinen totalen Realismus. Für meine Bachelorarbeit habe ich fast 160 Dialoge transkribiert und kann sagen: Echte Dialoge will niemand lesen. Aber die Dialoge, die wir schreiben, sollten sich zumindest realistisch anfühlen.

Also, die Absätze in der wörtlichen Rede sind meiner Meinung nach schon ein Zeichen davon, dass da was schiefläuft. Ansonsten ist das halt wirklich sehr erklärend. Mein Typ erklärt mir auch gerne die Welt (und, da ich ja letztes Mal über Genderklischees geklagt habe: Ich erkläre ihm auch gerne die Welt). Das könnte man aber liebevoller beschreiben, finde ich. Z.B., der Mann liest aus einem Notizheft vor oder von seinem Handy. So was. Wenn wir reisen, liest mein Typ immer Dinge aus seinem Handy vor, und ich lese Dinge aus dem Reiseführer vor. So kommt das hier einfach von der Verpackung her nicht besonders liebevoll rüber. Wenn er das wirklich aus dem Kopf aufsagt, dann könnte er öfter mal stoppen, nachdenklich gucken, sich am Kopf kratzen. So was.

Ich denke also tatsächlich nicht, dass Du ändern musst, was der Mann sagt. Aber es wäre sehr viel lebendiger, wenn Du änderst, wie er es sagt.

So viel von mir. Make it work!

Wörtliche Grüße,
Maria

 

TeddyMaria,
Danke nochmal für dein Feedback und deine ausführlichen Erklärungen!

Das geht damit los, dass ich finde, Du triffst da eine formale Entscheidung, die ich für falsch halte.
Das ist mit Sicherheit richtig. Ich setze Absätze (wie so vieles:hmm:) einfach intuitiv und wie ich es "angenehm lesbar" finde. Das scheint mir jetzt großer Kokolores zu sein :)
Hundertprozent hab ich es noch nicht verstanden (also zum Beispiel, kann ich auch keine Zeilenumbrüche machen, wenn ein neuer Satz beginnt?) aber ich werde mich damit beschäftigen.

So kommt das hier einfach von der Verpackung her nicht besonders liebevoll rüber. Wenn er das wirklich aus dem Kopf aufsagt, dann könnte er öfter mal stoppen, nachdenklich gucken, sich am Kopf kratzen. So was.

Kann ich gut nachvollziehen. Da könnte wirklich noch "ein bißchen Liebe" rein. Braucht aber einen Moment;)

danke und liebe Grüße,
Lotterlieschen

 

Hallo Lotterlieschen,

Humor-Geschichten sind immer sehr schwierig. Genauso wenig würde ich mich in Erotik-Geschichten probieren …

Der Mann und ich sind in Berlin.
„Der Mann“: Das fängt ja schon gut an. Hoffentlich wird es nicht zu einer Stand-Up-Nummer …

Sie ist etwa in unserem Alter, aber schon erwachsen. Auch rein optisch ist sie mir zwei bis drei Köpfe überlegen.
Also sind „sie“ und „der Mann“ zwar gleichaltrig, aber kindisch?
„Optisch zwei bis drei Köpfe überlegen" bedeutet nicht größer, sondern hübscher?
Hm … :confused:

Da Erwachsene lieber auf Augenhöhe verhandeln, wickelt sie die Details des Deals ausschließlich mit dem Mann ab.
Ah, „sie“ ist also doch nicht nicht hübsch, sondern klein?

Ich bin spontan versucht, mir den Daumen in den Mund zu stecken, oder wenigstens die große Frau nach einem Keks zu fragen.
Das klingt mir jetzt doch alles nach einer Stand-Up-Nummer, aber ich versuche mal, am Ball zu bleiben.

„Ähhh …“.
Der Punkt hinter der wörtlichen Rede ist überflüssig/falsch.

Im Stil der Stadt gehalten, ist in der Wohnung noch nichts fertig.
Tätäh- tätäää. BER lässt grüßen. :Pfeif:

Viele schöne Ansätze aus verschiedenen Mieterepochen versichern sich gegenseitig den Charme der Wohnung auszumachen.
WTF? Ist die Wohnung von den Vermietern zugeschissen und vollgekotzt oder was geht da ab?
Ein Großteil der Wohnfläche fällt auf einen mehrere Kilometer langen Flur. Er verbindet Kreuzberg mit Mitte und Friedrichshain und verfügt über drei S-Bahn-Haltestellen.

Die übrigen Zimmer sind ebenfalls Flure,

Drei Haltestellen, also drei Zimmer?
Und dann gibt es noch übrige Zimmer? Ich verstehe das nicht.

ihr karges Oberstudienrat Gehalt
Oberstudienrat-Gehalt oder ihr karges Oberstudienratgehalt

Ich nicke pflichtbewusst: „Nee!“
Ich nicke pflichtbewusst. „Nee!“
Kein Doppelpunkt, denn sie nickt den Satz ja nicht, sondern sagt ihn.

„Richtig“, nickt der Mann.
Hier auch.
Hast du auch mit „anstrahlen“, „anlächeln“.
M.E. solltest du nur Pseudonyme für „sagen“ nehmen.
Edit: Sehe gerade beim Überfliegen der Kommentare, dass ich nicht der erste bin, der das sagt :confused:

Und was soll ich sagen: Hier sind wir!“

„Aha. Jedenfalls muss ich jetzt mal aufs Klo.“

Warum hier ein Absatz?
Überflüssig.

Vielleicht! Oder eben ein Kater … - Und man vermietet einfach keine Wohnung, wenn man noch einen nackten Jolle in der Wanne hat!
Da ist dir ein Bindestrich hineingeraten.

Eine Straßenecke entfernt vom Haus der Cousine bleiben wir gleichzeitig abrupt stehen. Wir schauen uns an. OK. Ich ergreife die Initiative und spreche den Mann an:
Hier solltest du nicht „der Mann“ nehmen, wenn du einen anderen Mann als den von der Erzählerin meinst.

„Oder wie Max Goldt sagen würde“, ergänzt der Mann (KOMMA) „Sie sind der schwule Schwippschwager aus der Schweiz!“
Siehte: Hier ist mit „der Mann“ wieder der eigentliche „der Mann“ gemeint.

Den Rest des Textes habe ich nur noch lustlos gelesen. Das ist mir persönlich zu albern und übertrieben.

Ja, liebes Lotterlieschen, (schon wieder wollte Apple Pages einen Lotterieschein aus dich machen), könnte mit vorstellen, dass der Text so vorgetragen beim Poetry Slam funktionieren sollte, (habe schon mehrere erlebt), vor allem in Berlin.
Sorry, aber so beim „normalen“Lesen fehlt mir da doch einiges.
Liegt an der puren Textform, aber auch daran, dass nicht alle Witze bei mir gezündet haben. So wirklich lustig fand ich es nicht. Könnte aber auch an mir liegen.
Wie gesagt, finde ich schwierig. Würde ich mir auch nie zutrauen.

Schönen Abend noch und viele Grüße,
GoMusic

 

Hallo@GoMusic!
Und Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte, war in letzter Zeit immer nur auf Kurzbesuch hier-der Job ist grade sehr stressig.
Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, meine Geschichte zu kommentieren, auch wenn sie dir nicht gefallen hat.

Humor-Geschichten sind immer sehr schwierig. Genauso wenig würde ich mich in Erotik-Geschichten probieren …
Es ist mir bewusst, dass Humor sehr schwierig ist. Und angreifbar. Interessant eigentlich ... Aber trotzdem hab ich große Freude daran, es zu lernen.

Den Rest des Textes habe ich nur noch lustlos gelesen. Das ist mir persönlich zu albern und übertrieben
Finde ich natürlich schade, kann es aber nachvollziehen. Ich hab mittlerweile auch den Spaß an der Geschichte verloren, weil sie bei den meisten so unsympatisch rüberkommt. Ich hab aber durch die Kommentare (mittlerweile) ein paar Sachen verstanden, die ich bei der nächsten Geschichte beherzigen will.
Diese hier müsste komplett anders werden, da hab ich aber im Moment keine Lust zu.

Danke nochmal für dein Feedback!
Liebe Grüße, Lotterieschein:)

 

Liebe @Lotterlieschen ,
Was für eine herrlich skurille Geschichte! Ich frage nicht nach Sinn und Tiefe, möchte ich gar nicht, sondern lasse mich einfach mitnehmen auf diesen - im positivsten Sinne, bitte nicht falsch verstehen - Nonsens. Man kommt ja aus dem Grinsen nicht mehr heraus und nach hinten hin wird es immer verrückter und irgendwie auch so bescheuert, dass man wohl entweder lauthals lacht oder genervt den "Rückwärts"-Button im Browserfenster klickt. Ich ersteres. Und ich war dann sogar bereit, die Fehlerchen zu überlesen. Schon wegen solcher Sätze:

Sie ist etwa in unserem Alter, aber schon erwachsen.
Ja, Lotterlieschen, dein Humor gefällt mir. Sehr eigen, sehr gut. Das muss man können. Dem vielfach genannten Max Goldt nicht unähnlich, wie ich finde. Sicher nicht jedermanns Art, aber mich hast du damit am Haken gehabt.
Dann werde ich mal sehen, wie es mit ihr und dem Mann weitergeht.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hey @Fraser Danke für die Blumen. Ich hab selber ein paar Probleme mit dem Text und will ihn mir immer wieder vorknöpfen. Jetzt hab ich nochmal Motivation.

Ich frage nicht nach Sinn und Tiefe
Danke dafür. Denn wir beide wissen: Gibts hier nicht. Es ist einfach nur Quatsch .:)

Und ich war dann sogar bereit, die Fehlerchen zu überlesen.
Lass mich damit nicht durch kommen! Immer her mit den Fehlerchen. Dafür bin ich ja hier.

Liebe Grüße vom Lotterlieschen

 

Immer her mit den Fehlerchen.
Also hier hast du mal eins von mir:
„Ähhh …“. Birgit erscheint einem Moment unorganisiert.

Was ich sonst noch zur Geschichte sagen kann? Mit Abstand am besten fand ich diese Stelle:
Ein Großteil der Wohnfläche fällt auf einen mehrere Kilometer langen Flur. Er verbindet Kreuzberg mit Mitte und Friedrichshain und verfügt über drei S-Bahn-Haltestellen.
Die übrigen Zimmer sind ebenfalls Flure, die entweder in einem weiteren Flur, oder schlauchartig vor einem Fenster enden.
Die Räume entsprechen dem sogenannten „Berliner Raumkonzept“. Also Länge plus Breite mal zwei ergibt die Höhe. Also H=(B+L)*2. Also ergibt sich bei vier Meter Länge und anderthalb Meter Breite, [unnötiges Komma] eine Deckenhöhe von elf Meter. Also im Prinzip steht die Wohnung hochkant.
Wobei ich die Formel rausschmeißen würde. Die wiederholt ja nur - obendrein ziemlich unhübsch mit diesem Sternchen statt eines Mal-Zeichens - was genau so im Satz davor schon steht.
Aber abgesehen davon, herrlich blöd! (Vor allem, weil diese schiere Absurdität so herrlich lakonisch vermittelt wird, im besten Sinn trockener Humor ist, wohingegen mir viele der anderen Absurditäten ein bisschen erzwungen wirken, na ja, bemüht halt, wenn du weißt, was ich meine.
Schon klar, die Story lebt vorwiegend von den maßlosen Übertreibungen und da wäre es natürlich müßig, nach so was wie nachvollziehbaren Motiven oder Glaubwürdigkeit der Figuren zu suchen. Die, also die Figuren, sind halt einfach bescheuert, so wie die ganze Geschichte bescheuert ist.
Aber mehr will sie ja offenbar auch nicht sein. Insofern passt das schon.

Und tschüss.

offshore

 

Hey @ernst offshore! Freut mich sehr, dass du auch in dieser Geschichte vorbei schaust und dir Zeit zum Kommentieren genommen hast. Eigentlich mag ich sie nicht mehr besonders, deshalb kann ich 100% nachvollziehen, was du hier meinst:

wohingegen mir viele der anderen Absurditäten ein bisschen erzwungen wirken, na ja, bemüht halt, wenn du weißt, was ich meine.
Ich glaub, da war ich angetrieben und bemüht mehr Biss/Absurdität in eine Geschichte bringen zu wollen und hab mich dabei verrannt.
Eigentlich war die Geschichte für mich schon ein Kandidat für die Tonne.

Andererseits, wenn du das hier stellenweise auch drin liest:

Aber abgesehen davon, herrlich blöd! (Vor allem, weil diese schiere Absurdität so herrlich lakonisch vermittelt wird, im besten Sinn trockener Humor ist,
dann fühle ich mich mehr als geehrt. Wow. Vielen herzlichen Dank!

Liebe Grüße vom Lotterlieschen

 

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