Was ist neu

Serie Bis die Sonne erwacht und das Leben erlischt - Das Erwachen im Herzen der Nacht

Mitglied
Beitritt
10.01.2003
Beiträge
180
Zuletzt bearbeitet:

Bis die Sonne erwacht und das Leben erlischt - Das Erwachen im Herzen der Nacht

BIS DIE SONNE ERWACHT UND DAS LEBEN ERLISCHT

III – Das Erwachen im Herzen der Nacht


Grau auf grau, schwarz in schwarz und dazwischen das Leuchten der Hoffnung. Die Nacht fing mich ein zwischen den Betongiganten und irgendwo dort draußen war das kleine Mädchen. Ich lauschte, doch nur Stille, die vom Wind zerstoben wurde, war die Antwort. Wo war sie hin?

Meine Augen fanden nur ein dunkles Bild der Einsamkeit. Die Straßen waren leer, der Wind fegte über den Asphalt und die Wände der Häuser boten eine grausige Leinwand von verzerrten Schatten und Dunkelheit. Das Leuchten der Laternen schien im Nichts der Finsternis zu versinken, als die Zeiger am Kirchturm näher und näher der Stunde Null entgegen ruckten.

„Hey! Wo bist du?“, rief ich.

Keine Antwort.

Wieder der Gedanke: Wieso hatte sie mich sehen können? Was bedeutete das? Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, aber klar war, dass ich sie finden musste, bevor es jemand oder etwas anderes tat!

Im Rücken den Kirchturm samt Mondglühen, vor mir nur die Schatten dieser Welt, in der ich mich nun befand. Seit damals, seit ich geküsst wurde, das Blut mich verwandelt hatte vom Jäger zum Gejagten, hasste ich sie! Was wusste ich von dieser Welt, die nun meine Heimat bildete? Hatte ich mich doch nicht einmal in der anderen, in der des Lichts, zu Recht gefunden.

Schließlich, wie um meine Ängste zu Bestätigen, hörte ich das Grollen der Glocken des Kirchturms. Es war wie ein dunkles Raunen, das die Welt erfüllte und Gänsehaut über meine Arme streichen ließ. Mitternacht! Bald, dachte ich, würden sie erwachen, würden die Straßen unsicher machen und irgendwo dort im metropolen Gewirr des Molochs befand sich ein kleines Mädchen, das dem Tod zum ersten Mal begegnet war.

Ich hastete los, zwischen den grauen Riesen entlang, im Schatten der Dächer. Der Mond tünchte alles in farblose Blässe, warf Schatten an den Wänden und machte mich rasend, ob seiner Gleichgültigkeit. Die Schritte waren ein dumpfes Geklapper zum Trommeln meines Herzens, das, von böser Magie verzaubert, noch immer schlug!

Hin und wieder, zwischen Laternen, deren Licht kalt über meine Gestalt spülte, hielt ich inne, lauschte und sah mich hastig um. Die Zeit rann uns davon! Wenige Minuten später hörte ich schon den aufkommenden Wind und ich wusste, dies bedeutete, dass die Gräber sich öffneten auf den Friedhöfen, dass die Vampire erwachten. Die Zeit der Jagd begann! Es war ein seltsames Gefühl, doch wenn man zwischen ihnen weilt, einer von ihnen ist, spürst man es! Den Jagdrausch, der durch die Lüfte schwebt, dich mit sich zieht und die Nacht in deinem Herzen blutig leuchten lässt.

Und so war es! Ich roch den Duft des Jagdfiebers, schweißig, blutig, dreckig und voller Kraft begann er mich zu umgarnen. Wie immer brachen mir die Muskeln aus, zuckten und es war wie ein Aufbegehren des Monstrums in mir, dass mich verschluckt hatte, durch dessen Bann ich noch mit unheiligem Leben erfüllt wurde. Ich versuchte auch dieses Mal, wie schon so viele Monde zuvor, dagegen zu kämpfen. Kontrolle, Disziplin und Hoffnung – ein Mantra, das mich von dem schied, was gerade überall erwachte.

Tiefer und tiefer hetzte ich in den Rachen des Asphaltmonstrums. Die Gassen wandten sich Hügel hinauf und herab und noch immer kein Laut, kein Atem, keine Spur von dem kleinen Mädchen. Ich begann laut vor mich hinzu beten, wilde Worte, die in ein zusammenhangloses Gebrabbel verschmolzen. Dann geschah es wieder, ich begann fast zu schweben, die Geschwindigkeit meiner Bewegung wurde ungleich schneller als die Zeit und ich befand mich zwischen dem Jetzt, meiner menschlichen Vergangenheit und der Zukunft, die für mich nur Dunkelheit verhieß. Ich sprang, im Flug wirbelte ich, vom Wind wie eine Feder gegen die Wand, gedrückt, an der Wand entlang. Es war ein Glücksgefühl und es beschämte mich zutiefst. Wie ein kleiner Junge begann ich herum zu tollen, die Suche nach dem Mädchen geriet ins Hintertreffen, die Jagd schob sich in die Mitte meines Seins und der Durst erwachte in mir!

Es war ein Tanz der Unendlichkeit, verloren im Schicksal eines Geächteten, einem Gefangenen der Nacht, begann ich einen Flick-Flack zu tanzen. Die unendliche Kraft durchströmte mich und es waren diese Glücksmomente, die so falsch sie auch sein mochten, mich davon abhielten meinem ungerechten Leben ein Ende zu bereiten. Ich lebte in der Nacht, ich zog nach ihren Winden und dennoch, gehörte ich nicht dazu! Ich wusste es einfach, ich war ein Vampir, der herrenlos im Wirrwarr des blutigen Pfades, zwischen der Erinnerung an ein Menschenleben und der Verdammnis meiner Gegenwart hin und her wandelte. Ich kannte die Dunkelheit und dennoch fürchtete ich sie. Ich war stark genug, einen Feldzug zu beginnen, mich zu opfern und dennoch hasste ich es. Ich hasste die Menschen, weil ich selbst einer gewesen war, zu menschlich, um den richtigen Weg zu gehen.

Einst war ich ein Mann der Worte gewesen. Jeden Tag ein Pensum, Worte die mir nichts bedeuteten und in der Zeitung kleine Lückenfüller darstellten. Während die Nacht mich umschlang, begann ich mich, mit schwerem Herzen an die Zeit vor diesem Leben zu erinnern. Bittere Gedanken, Erinnerungen an die Nächte in meiner Kammer, tief gebeugt über das Notizbuch, umgeben von Zeitungsauschnitten, die an Wänden klebten und vom Wind, der durch das Fenster heran zog, zitterten. Das Haar weit ins Gesicht fallend, die Nase nahe am Stift und das Entsetzen in den Gliedern, als ich mehr und mehr, einer Spur folgte, die ich im Wirrwarr des Alltags zu erkennen glaubte. Da waren Morde, die nicht aufgeklärt wurden, Menschen die verschwanden. Nichts Besonderes, mochte man denken, in einer Millionenstadt wie New York, aber dennoch, irgendwie glaubte ich nicht an Schicksal und es musste eine Erklärung geben!

Doch all das ging viel tiefer.

Ich huschte weiter durch die Nacht, zwischen den Betongiganten die Gassen entlang. Doch die Suche war zur Hetzjagd geworden. Plötzlich rauschte in meinem Kopf ein Meer aus Gefühlen, ein Gebräu aus Fragmenten der Vergangenheit und Gedanken an die Zukunft. Was wollte ich? Was war ich? Wo kam ich her? Mein Herz donnerte zu den wilden Schritten meiner Füße. All die Fragen, sie waren tief in mir vergraben und dennoch, die Antworten umgaben mich jede Nacht und ich hatte mich nicht getraut ihnen ins Gesicht zu schauen. Zu sehen, was ich bin, zu verstehen, was ich wollte. Das kleine Mädchen, es ließ mich erwachen aus meinem Schlaf der Machtlosigkeit.

Ich hielt inne. Wo war sie?

Ich lauschte. Nirgendwo konnte ich ihren Atem spüren! Dennoch war die Nacht ein pullsierendens Etwas geworden. Das Erwachen schien in vollem Gange zu sein. Dort links von mir spürte ich einen Schatten, der die Wand eines Gebäudes hinauf wuselte. Lautlaus und dennoch konnte ich diese Gier nach Blut spüren. Es traf mich wie ein Faustschlag, dass ich selbst Wände hinauf huschte, selbst jagte. Tage, Wochen, Monate? Wie lang ging all das schon?

Ich rannte. Der Wind wischte durch mein Gesicht, über die Narbe am Hals, kalt und gefühllos. Ich wollte wieder vergessen, schrie in die Nacht, heulte um Gnade, wollte dem wiederkehrenden Gedächtnis entfliehen. So viel war geschehen, so viel hatte sich geändert und ich hatte es einfach hingenommen! Ich war schon längst nicht mehr Jäger, sondern Gejagter, doch was blieb noch, als Verdammnis, für eine Seele, die von der Dunkelheit verschlungen wurde, in eine Welt, wo keine Regeln galten, in der der nächste Atemzug, die letzte Entscheidung mit sich bringen mochte?

Schließlich hielt ich wieder inne und dieses Mal hörte ich sie wimmern. Ich wusste, es konnte nur die kleine, verletzliche Seele sein, die von Leid und Trauer gefangen war. Ich flüsterte: “Keine Angst! Ich bin bei Dir.“ Für einen Augenblick verstummte sie. Doch die Trauer war zu groß und sie weinte.

„Komm her…. Ich will … Dir nur helfen!“, flüsterte ich. Das Wimmern verklang und ich sah ihren Schatten im Licht der Laterne, die gegenüber von mir, die Gasse nur unzureichend erhellte und die Schatten bevorzugte.

Der Kraftrausch in mir nahm ein jehes Ende. Als der Schweiß mir über den Körper rann und das Hämmern zwischen den Augen begann, weinte ich. Ohne Tränen, still und verloren. Das kleine Mädchen kam ganz aus seinem Versteck, Schritt um Schritt näher und in ihren Augen sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Verständnis.

Sie kam zu mir, nahm mich in den Arm, mich eine verlorene, jämmerliche Gestalt und dennoch, ich war dankbar. Zwischen Schmerzen und Trauer glomm ein kleines Flämmchen Hoffnung. Sie drückte mich fest an sich und ich spürte ihren heißen Atem an meinem Gesicht als sie flüsterte: „Weine nicht. Es ist noch nicht zu spät.“


[Fortsetzung folgt!!]

 

III - Das Erwachen im Herzen der Nacht
I
Die Nacht fing mich ein zwischen den Betongiganten
fing mich zwischen den B. ein
Schließlich, wie um meine Ängste zu Bestätigen
bestätigen klein
umgeben von Zeitungsauschnitten
Zeitungsausschnitten
Dennoch war die Nacht ein pullsierendens Etwas geworden
pulsierendes
Lautlaus
Lautlos :)
Der Kraftrausch in mir nahm ein jehes Ende
jähes
Hi Badfinger,
hm, auch du bekommst meine häufigste Kritik zu spüren: das Ende ist zu abprupt. Erinnert fast an eine Fortsetzungsgeschichte ... nun, ja.
Den Stil finde ich aber dafür ziemlich gut, die Verwandlung etc. gut beschrieben. Not bad.
:heilig:

 

Es ist eine Fortsetzungsgeschichte... Ich hab leider bisher nicht mehr daran gearbeitet. Hoffe aber das in diesem neuen Jahr die Geschichte auch weiter geht. Lieben Gruß und vielen Dank für die Anmerkungen.

 

Es ist eine Fortsetzungsgeschichte...
Sorry, dann muss ichs melden, das ist hier nicht erlaubt. Du kannst aber alle Teile als eine Geschichte posten.
:heilig: Bruder Tserk

 

Nun ja es hieß, wenn sie in sich abgeschlossen geht, gehts ;) Das ist wie mit den Serien, da ist jede Folge in sich auch abgeschlossen... Aber wenn Du magst, do your thing. Hab ich kein Problem damit ;)

Dennoch danke fürs Interesse ;)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom