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Bis dass die Zeit den Tod besiegt

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03.07.2006
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Bis dass die Zeit den Tod besiegt

Mir gegenüber an der Straßenecke glomm diese Werbung von Vitatec, die einen immer und überall verfolgte, egal in welchem Viertel man sich gerade befand: "Die Seele durch die Sinne heilen - Vitatec", prangte es an der Wand eines dieser luftigen Häuser, die mit blassen Farben bemalt waren und in denen vorwiegend Reiche wohnten - oder solche, die sich dafür hielten. Alles hier war blassbunt, die Häuser, die Kleidung der Leute, die Cabs und Züge, sogar die Bäume und Straßen. In dieser Nachbarschaft nahm ich mich wohl etwas seltsam aus, mit dem dunklen Anzug und dem schwarzen Mantel. Aber ich wollte hier ja auch nicht wohnen. Ich wollte nur jemanden töten.

Ich presste das Halfter an meine Seite, wie um mich zu vergewissern, dass es noch da war. Ein eigenartiges Gefühl überkam mich. Ich war so aufgeregt, dass ich zitterte und gleichzeitig fühlte ich mich frei und beherrscht wie noch nie zuvor. Es sollte mein erster Mord werden, und ich wollte ihn genießen. "Die Seele durch die Sinne heilen..."

Es war die Stunde des Tages, in der die Schatten länger wurden und die Wände in ihrem künstlichen Licht anfingen zu leuchten. Die Nacht war zwar noch fern, der Tag hatte aber keine Kraft mehr. Die Stunde des Tages, wo jeder unterwegs war. Ich stieß mich von der Ecke ab und schlenderte einen Weg hinunter. Ich wusste nicht, wohin er führte und das spielte auch keine Rolle. Heute war ich frei.

Ich sann darüber nach, wo und wie mir mein Opfer wohl begegnen würde. Wer es wohl sein mochte? Wie der Tod für ihn oder sie sein würde? Was danach wohl geschehen wird? Es wird ein Abend voller Erlebnisse werden, dessen war ich mir gewiss. Ich begann die Menschen der Vergangenheit zu bedauern, die solche Erfahrungen nicht oder nur unter großen Gefahren machen konnten, bevor Vitatec den Neuraltransmitter einführte. Doch nun wurde jede Erfahrung für jeden jederzeit möglich. Die Seele mochte nun wahrhaftig heil werden.

Es war eine Ironie des Schicksals, dass die Menschen zu allen Zeiten den Weg zur Erlösung wussten, ihn jedoch nicht gehen konnten. Dass die Erlösung nur mit Blut erkauft werden konnte.

Blut. Mein Herz begann zu rasen bei dem Gedanken. Ich bekam einen seltsam herben Geschmack auf der Zunge. Ja, ich wollte mit Blut kaufen. Ich zog die Smartgun, ohne bestimmten Grund, nur um ihr Gewicht zu spüren und meine Freiheit zu fühlen. Zuerst schien es niemand zu bemerken. Dann ertönte hinter mir ein lanngezogener Schrei, allerdings mehr aus Überraschung als aus Angst.

Ich drehte mich langsam um und sah der Frau direkt in die Augen. Sie sah mich erschreckt an, rührte sich aber nicht. Sie war eigentlich hübsch, unter anderen Umständen würde ich eine andere Erfahrung mit ihr proben. Doch nun legte ich die Smartgun an und zielte ihr zwischen die Augen. Sie wirkte etwas desinteressiert. Vielleicht heilte sie gerade die Seele durch den Sturm eines Trips. Ja, sie war eigentlich hübsch. Ich drückte ab.

Sie hatte plötzlich ein hässliches Loch in der Stirn, starrte jedoch noch immer mit demselben Blick. Ich war etwas enttäuscht. War das alles? Dann fiel sie zurück, ohne anstalten zu machen, sich abzustützen. Und erst, als sie liegen blieb und sich nicht mehr rührte, als die Menge um mich herum in Aufruhr geriet, war ich sicher, dass sie tot war. Erst jetzt trat die Erfahrung ein und mir wurde bewusst, was ich getan hatte. So fühlte es sich also an, zu töten. Ich war zufrieden.

Ich genoss das Gefühl noch lange, während die Szenerie langsam verblasste, als ich die Transmitterverbindung herunterfuhr.

 
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Hi Vanish,
bloss gut, dass die Story so kurz ist. Denn die Idee ist so duenn und aaaaaalllllttttt, dass ich dafuer keinen Speicher in meiner Proxi-CPU abstellen muss.
Insofern kann ich ueber die Story nur dasselbe sagen, wie ueber einen alten Luftballon: Es ist absolut keine Luft drin.
Der religioese Bezug ist, mit Verlaub, Unsinn.
Ausserdem gibt es noch ein komisches Loch in der Story, nicht wirklich unlogisch, aber unplausibel.
Denn wenn er auf sein Opfer wartet, assoziiert man das mit einer recht unbelebten Gegend - am Ende ist aber von einer "Menge" um ihn herum die Rede.
Von den "echten" Implikationen des Stoffes (woher weiss das Programm, wie sich Toeten anfuehlt oder ist die emotionale Verfastheit des Prot bei der simulierten Toetung mit der einer Echten vergleichbar? Muss er nicht die Gegenprobe machen?, etc. etc.) hast Du wirklich alles ausgelassen. Naja, das ist zwar in der SF (Ausnahmen: Lem, Capek, z.T. Dick und einige andere) Usus, beleidigt aber den Verstand des halbwegs gebildeten Lesers.
Proxi

 

Also der Titel ist wirklich das Beste an dieser Geschichte.

Ansonsten: Holprige Satzkonstruktionen, unbeholfene Bilder, Clichés, Widersprüche...
Das Ende, okay, ganz nett, aber auch nichts Neues.

Nichts für UNgut, aber diese Geschichte ist vor Allem Sprachlich echt unausgegoren...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Vanish

Leider hat Proxi vollkommen recht. Selbst ich als Wenigleserin in SF, fand die Idee unoriginell und recht langweillig. Was den religiösen Bezug angeht würde ich nicht so weit gehen ihn als Unsinn zu bezeichen, aber ein bisschen weit hergeholt ist er schon - wenn du mal genauer drüber nachdenkst. Ansonsten war dann auch das Ende, wie der ganze Text, etwas undurchdacht. Da ich selten hier kommentiere, lasse ich es jetzt mal mit Verbesserungsvorschlägen.

Bis dass die Zeit den Tod besiegt
Komisch aber irgendwie musste ich da sofort an H.P. Lovecraft denken, da gibts ja auch so eine Stelle: Und das ist nicht tot, das ewig liegt, bis das der Tod, die Zeit besiegt. Eigentlich hab ich es auch nur aufgrund dieser Assoziation gelesen.

Wie schon gesagt, so toll war es nicht, aber wenigstens besser als die Flussgeschichte.

Lg, Phoenix

 

Hi Vanish,

sooo schlimm/alt fand ich die Idee jetzt nicht: Der Gedanke, einer Art Psychotherapie durch VR ist ja zunächst mal naheliegend, hat aber immer noch ein gewisses Potential.
Leider holst Du aus der Idee nichts weiter heraus, als bloß auf die Pointe ("nur simuliert") zuzusteuern. Interessanter sind ja die Diskussionen drumherum: Gäbe es eine solche Therapie, was wäre die Konsequenz? Wie verändert sich eine Gesellschaft, in der jeder jedes Tabu ausleben kann? Hat das Rückwirkungen auf das echte Leben? Verrohen die Leute oder werden sie insgesamt noch verklemmter (nach dem Motto: Das muss man ja nicht öffentlich machen, warum geht er nicht in seine Simulation?)

Insgesamt eine zwar fruchtbare Idee, die hier jedoch weder sprachlich noch inhaltlich adäquat behandelt wird.

Liste:

Vielleicht heilte sie gerade die Seele den Sturm eines Trips.
Was soll das denn heißen? Den Satz verstehe ich beim besten Willen nicht.
Sie war eigentlich hübsch, [...] Ja, sie war eigentlich hübsch.
Kommt mir redundant und unpointiert vor.
Sie hatte plötzlich ein hässliches Loch in der Stirn
Eigentlich nicht besonders plötzlich, denn was erwartet man denn, wenn er abdrückt? Richtig.

Grüße,
Naut

 

Naut schrieb:
Leider holst Du aus der Idee nichts weiter heraus, als bloß auf die Pointe ("nur simuliert") zuzusteuern. Interessanter sind ja die Diskussionen drumherum: Gäbe es eine solche Therapie, was wäre die Konsequenz? Wie verändert sich eine Gesellschaft, in der jeder jedes Tabu ausleben kann? Hat das Rückwirkungen auf das echte Leben? Verrohen die Leute oder werden sie insgesamt noch verklemmter (nach dem Motto: Das muss man ja nicht öffentlich machen, warum geht er nicht in seine Simulation?)
Dieses Nachdenken würde ich eigentlich gerne dem Leser überlassen. Denn, wenn ich diese "Zukunftsvision" in einem bestimmten Licht darstelle, begebe ich mich auf ein sehr dünnes Eis, denn ich bewerte sie aus einem Blickwinkel, der eigentlich nicht in die entsprechende Zeit passt, auch wenn es diese noch gar nicht gibt. Das ist m.E. ebenso unadäquat, wie wenn man historische Ereignisse aus dem Blickwinkel der Gegenwart beurteilt.

Nauth schrieb:
V schrieb:
Vielleicht heilte sie gerade die Seele den Sturm eines Trips.
Was soll das denn heißen? Den Satz verstehe ich beim besten Willen nicht.
Da habe ich ein "durch" vergessen, es muss also heißen "Vielleicht heilte sie gerade die Seele durch den Sturm eines Trips."

Nauth schrieb:
V schrieb:
Sie war eigentlich hübsch, [...] Ja, sie war eigentlich hübsch.
Kommt mir redundant und unpointiert vor.
Das soll es auch.

Nauth schrieb:
V schrieb:
Sie hatte plötzlich ein hässliches Loch in der Stirn
Eigentlich nicht besonders plötzlich, denn was erwartet man denn, wenn er abdrückt? Richtig.
Richtig, das "plötzlich" soll ausdrücken, dass der Protagonist trotzdem überrascht ist, dass das, was er getan hat, auch tatsächlich die beabsichtigte Wirkung hat. Er ist allerdings weder reflektiert noch interessiert genug, diesen Gedanken in vollem Umfange aufzunehmen, weswegen er eigentlich nur beiläufig überrascht registriert, dass da ein Loch in der Stirn ist, wo es auch hingehört.

 
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Vanish schrieb:
Dieses Nachdenken würde ich eigentlich gerne dem Leser überlassen. Denn, wenn ich diese "Zukunftsvision" in einem bestimmten Licht darstelle, begebe ich mich auf ein sehr dünnes Eis, denn ich bewerte sie aus einem Blickwinkel, der eigentlich nicht in die entsprechende Zeit passt, auch wenn es diese noch gar nicht gibt. Das ist m.E. ebenso unadäquat, wie wenn man historische Ereignisse aus dem Blickwinkel der Gegenwart beurteilt.
Diese Analogie ist mE nach nicht zutreffend: Um dem Leser überhaupt eine Sicht auf die Zukunft zu ermöglichen, musst Du gewisse Aspekte der Gesellschaft darstellen. Das tust Du meiner Meinung nach in Deiner Geschichte nicht: Sie ist auf die bloße Idee - Ausleben einer Gewaltphantasie als Katharsis - reduziert. Überspitzt dargestellt ist Deine Geschichte der Ausspruch: "He, was wäre wohl, wenn man seine Gewaltphantasien im VR ausleben könnte?"
Berechtigte Frage, aber Du bietest ja nicht mal den Ansatz für eine Diskussion, deutest mögliche Entwicklungsrichtungen nicht einmal an.

Ich fordere keine moralische Bewertung der Beobachtungen, sondern lediglich eine konsequente Extrapolation. Deine Geschichte ist dafür bestenfalls ein Startpunkt.

Zu den sprachlichen Anmerkungen würde ich mich freuen, wenn Du noch mal darüber nachdenkst. Ich denke nämlich, dass Du die beabsichtigten Effekte anders, besser erreichen könntest.

Viele Grüße,
Naut

 

Hi Vanish,

also zuerst muss ich mal Naut danken, dass er wenigstens den Ansatz einer positiven Kritik gefunden hat.

Erstens erinnerte mich das Ganze an eine Szene aus Blade Runner, wo Deckert eine Replikantin killt, die dann elendlange durch Glasscheiben fällt.
Damit stirbt eine Story meistens für mich, wenn sie mich an irgendeinen Film erinnert.
Zweitens ist die Idee nett, aber von einer Heilung der Seele kann hier echt keine Rede sein. Das ist reine Perversion. So wie wenn ich bei einer Domina ausgefallene Phantasien auslebe. Nix mit Heilung.
Da leg ich also mal nen Menschen um. Höchst suspekt.

Sonst muss ich leider meinen Vorrednern, insbesondere Proxi, recht geben.
Sprachlich äußerst wirr und unausgegoren.
Naja, ich hab hier schon schlimmeres gelesen, aber noch nie so stümperhaft verpackt, sorry.

Nimm's als fehlgeschlagen hin und versuch's nochmal.
Nix für ungut.

bg, LE

 

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