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Bionahrung
Als Paul Zacharias Maibaum am 28. Februar 2011 in Kiels Freiburg unter lautem Beifall (unter anderem auch des Papstes, welcher allerdings aus gesundheitlichen Gründen nur via Laptop und Webcam anwesend war) gehenkt wurde, waren seine letzten Worte: „Bio Bio, gebt ma mei Biofraß!" Die Geschichte begann in Vöcklabruck zur Zeit des Neoliberalismus und einer unaufhaltsam aufkommenden Industrie der Bioprodukte.
"Bauer Bio und Banane" war der Leitspruch einer neuen Generation, welche sich von der nicht hirntoten Bevölkerung allgemein als "Biopampe" oder "Biofraß" bezeichneten, neuartigen Lebensmitteln ernährte. Unter den vielen Anhängern, welche sich den Gatsch teilweise literweise die Gurgel hinunterschütteten, war Paul Maibaum einer der derjenigen, die sich diesen Mist nicht nur in der Mittagspause oder am Abendtisch einwarfen, sondern sich den Fraß auch noch zwischen den Mahlzeiten reindonnerten. Selbst Telefonate seiner Erziehungsberechtigen mit dem behördlichen Aufsichtsorgan für Lebensmittelsicherheit, Manfred Weis, führten zu keinem Ergebnis, da der gute Mann, auch wenn er es nicht zugab, selbst ein Schlucker war. Übers Telefon konnte man natürlich nicht sehen, dass dem Wicht die Biopampe schon aus der Nase lief. Auch das Einschalten des Ernährungsberaters und Arztes Gregor van Tonky, welcher sich mit der Studie "Spinat in den Mund- Zu viel Brei ist tödlich" einen Namen gemacht hatte, blieb erfolglos.
Zu diesem Zeitpunkt war der Biowahn auch schon zu weit fortgeschritten, als dass man das Trauerspiel noch hätte aufhalten können. Statt Fußball oder Wakeboarding fuhr der Bub mit dem Traktor herum und sammelte den Biogatsch haufenweise irgendwo auf. Für die Bauern war er schon ein alltägliches Gesicht. "Der Tschosch hot sa Taschageald usegschissa füran alta Tucker. Sammelt da Biomischt hufawies ia". Die Bemerkungen der Bauern drangen nicht einmal an das Ohr des bereits völlig von der Realität abgedrifteten. Die Karotten kamen zudem schon aus den Ohren. Hören war nicht mehr drin. Die tragische Geschichte nahm ihren Lauf, als der Landwirtschaftsminister Jerabek diesem Wahnsinn mit dem Einsatz aller ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Einhalt gebot. Es war ein schwarzer Tag in der Geschichte von Österreich, als die Einsatzfahrzeuge der Cobra die Bioplantagen umstellten und die Landwirte aufforderten mit erhobenen Händen herauszukommen. "Es war wie in einem James Bond Film", sagt ein Augenzeuge später.
Die Bevölkerung atmet auf. Bio scheint besiegt zu sein und man hofft, dass der Alltag wieder einkehrt. Doch die Hoffnung ist trügerisch. Maibaum kauft sich neues Benzin für seinen Blechtrottel und braust damit von Feld zu Feld. Langsam kommt ihm die Galle hoch und die Kacke ist echt am dampfen. Nirgends ist mehr Biofraß zum ausrupfen.Er bekommt langsam einen roten Kopf und kreischt wie ein Iltis, der in einem Zuber mit kochendem Wasser gegrillt wird. Er springt aus seinem Traktor und rennt auf dem Feld herum. Dabei tanzt er wie ein elektronischer Roboter. Diese Angelegenheit kann nur schlimm enden. In seinem Wahn rennt er in den nächsten Stall, in welchem mehrere Tonnen Biowachstumsmittel gelagert sind. Er tanzt nochmal wie ein Roboter. Diesmal auf den Tonnen. Dabei bricht er sich beide Beine. Dann tanzt er wie eine Schlange weiter. Plötzlich zieht er ein Streichholz aus der Tasche und entzündet es an seinem Hosenboden. Er schmeißt es in Reaktor zwei der Bioaufbereitungsanlage. Der Idiot hat nicht damit gerechnet, dass das Zeug explosionsfähig ist. Dass er die Explosion überlebt ist reine Glückssache. Durch das viele Tanzen ist er ganz geschmeidig geworden. Dadurch bricht er sich nur jeden Knochen im Leib, überlebt den Horror aber.
Die Biomittel werden durch die Explosion und den Föhn, der von den Bergen zieht, in die Atmosphäre gezogen. Dort hängt nun eine drohende Wolke aus Biogift, welche an die radioaktive Verseuchung durch Tschernobyl erinnert. Die Menschen rennen auf die Straßen, um das Phänomen zu begutachten, wegen dem noch alle bittere Folter durchleiden müssen. Es wird langsam Morgen und die Biowolke senkt sich herab. Die wenigsten haben sich mit Atemschutzmasken auf die Brühe vorbereitet und wundern sich, als ihnen der Bionebel in die Hälse kriecht und das Frühstück zur Nase wieder rauskommt. Schreiend rennen die Menschem umher und flehen zu Gott, Allah, Ganesh und manche rennen auch in die Kirchen und schmeißen den Tabernakel um, weil sie Gott für das Geschehen verantwortlich machen. Die UNO reagiert rasch und leitet ein Untersuchungskomitee ein, welches den Wicht, der dies zu verantworten hat, zur Rechenschaft ziehen soll. Der Übeltäter wird wie eine Schlange im Matsch kriechend vorgefunden. Er erniedrigt sich selbst, indem er Biopartikel aus dem Matsch heraussaugt. Er wird sofort nach Freiburg überführt, wo noch ein alter Galgenstrang im Museeum hängt. An diesem Strick wird der garstige Bub nun stranguliert wie ein Strauchdieb. Als neues Gesetz beschließt die UNO ein Verbot für Vollsucht und Völlerei und ein striktes Verbot für Biolebensmittel.