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Billigflieger

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13.03.2013
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Billigflieger

Billigflieger, dachte Bea, als sie vor der Anzeigetafel stand und nach ihrem Flug AB6504 Zürich-Berlin suchte. Wie sie besorgt erkennen konnte, waren viele Flüge gestrichen worden: London CANCELLED, Helsinki CANCELLED, München CANCELLED …
Bea hatte einen Billigflug gebucht. Und hieß billig nicht auch, dachte sie, dass eine Gesellschaft knapp kalkulierte. Konnte es sich ein solches Unternehmen überhaupt leisten, einen Flug ausfallen zu lassen, wenn es denn nicht unbedingt sein musste? Schrecklich, dieses Wetter, dachte sie, Herbstböen, die vermochten doch manches zu ruinieren; ihr die Frisur und der Airline die Bilanz. Am liebsten wäre sie gleich wieder nach Hause gegangen. Anderseits wäre dann, wenn der Flug nicht ausfiel, ihr Ticket verfallen, was sie später gereut hätte. Eilends ließ sie den Blick über die Anzeigetafel schweifen: München CANCELLED, Rom CANCELLED, Wien CANCELLED …

Wie klein sie sich vorkam, wenn sie zu dieser Anzeigetafel hinauf schaute, die Namen darauf las und sich das weltläufige Leben ausmalte, für das sie standen – New York, Hongkong, Rio de Janeiro und Stuttgart – na ja, Stuttgart vielleicht nicht. Aber den Glanz und die Pracht der anderen Orte wollte sie noch erleben, das war ihr fester Wille. In gewissen Städten muss man mindestens einmal im Leben gewesen sein, ansonsten hat man nie richtig gelebt, dachte sie, und sie hatte noch wenig gesehen von der Welt, das wollte sie möglichst bald ändern.
Freilich wäre ihr dafür anderes Wetter lieber gewesen. Bea fühlte sich noch entschieden zu jung, um bei einem Flugzeugabsturz zu sterben. Der Gedanke, beim Absturz eines Billigfliegers zu sterben, entsetzte sie nicht nur, er entrüstete sie geradezu, denn ihrem Empfinden nach wäre das nicht nur ein Unglück, sondern vielmehr schiere Ungerechtigkeit. Oder konnte sie denn etwas dafür, dass sie noch jung war, am Anfang ihrer Karriere stand, noch nicht allzu viel verdiente und sich deswegen nichts Besseres leisten konnte? Nein, konnte sie nicht. Zudem wurde ihrer Ansicht nach von einer selbstbewussten und aufstrebenden, jungen Frau schlichtweg erwartet, dass sie möglichst bald welterfahren und lebenstüchtig wurde; also nicht zuhause auf dem Sofa sitzt, vor sich hin gammelt und Schokoeis isst.
Doch bei allem Eifer, nun schwand ihr der Mut. Draußen zog ein Sturm auf. Böen stülpten Schirme um, über den Flughafen spannte sich eine dichte, hochliegende Wolkenschicht und in der Abflughalle bestand die Spalte auf der Anzeigetafel, in der angezeigt wurde, ob ein Flug der widrigen Umstände wegen gestrichen worden war oder trotz dieser planmäßig abflog, fast ganz aus roten Lettern: Wien CANCELLED, Kairo CANCELLED, Athen CANCELLED, Brüssel CANCELLED …

Hätte sie vielleicht doch besser auf einen teuren Flug gespart? Alle großen, bewährten und kostspieligen Gesellschaften hatten ihre Flüge gestrichen. Aber die Billigfluggesellschaft, mit der sie fliegen wollte, flog womöglich aus Kostengründen solange wie nur irgendwie möglich, auch wenn dadurch größere Gefahren eingegangen werden mussten. Das beunruhigte Bea.
So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Neben ihr näselte ein Engländer und hinter ihr fistelten ein paar Japaner, und sie mittendrin fürchtete sich, obschon sie nur bis Berlin und nicht um die halbe Welt, bis nach Tokio fliegen wollte. Wieder schaute sie hinauf zu der Anzeigetafel: Athen CANCELLED, Brüssel CANCELLED, Stuttgart CANCELLED und Berlin AB6504 – Bea schluckte einmal leer – Billigflieger.

 

Hallo teoma,

ein Billigflieger in Sonstige. Ob das ein Plädoyer Pro Kerosinsteuer wird? Lasse mich überraschen.

Billigflieger, dachte Bea, als sie vor der Anzeigetafel stand und nach ihrem Flug AB6504 Zürich-Berlin suchte. Wie sie sehen konnte, fielen viele Flüge aus: London CANCELLED, Helsinki CANCELLED, München CANCELLED … Aber hieß Billigflieger nicht auch, dass eine Gesellschaft knapp kalkulierte? Konnte es sich eine solche Gesellschaft überhaupt leisten, einen Flug ausfallen zu lassen? Schrecklich, dieses Wetter, dachte sie, diese Herbstböen, die vermochten doch manches zu ruinieren; ihr die Frisur und ihrer Airline die Bilanz. Eilends ließ sie ihren Blick über die Anzeigetafel schweifen: München CANCELLED, Rom CANCELLED, Wien CANCELLED …
- evtl. den Gedanken Billigflieger kursivieren
- Wie sie sehen konnte vllt auswechseln in: Sie bemerkte erstaunt/ stirnrunzelnd/ verärgert, dass …
- Um die Logik dieser Überlegung zu verstehen:
Aber hieß Billigflieger nicht auch, dass eine Gesellschaft knapp kalkulierte? Konnte es sich eine solche Gesellschaft überhaupt leisten, einen Flug ausfallen zu lassen?
Soll das bedeuten, dass sämtliche aufgezählten (annullierten) Flüge von Billigfluggesellschaften angeboten werden? Andernfalls ergibt der Gedankengang mMn keinen Sinn.
- 2x diese: zum einen unschön, zum anderen unnötig. Das Wetter täte es genauso
- Die Szene mit der verwehten Frisur kenne ich noch aus einer alten Werbung für ein Haarspray (3-Wetter Taft?)
- ihrer Airline gefällt mir nicht: der Airline
- Ist das auf den Anzeigetafeln tatsächlich so: die Orte werden normal geschrieben, während CANCELLED durchgängig in Großbuchstaben aufblinkt? Muss ich beim nächsten Mal drauf achten

Mein Gott, wie klein kam sie sich vor, wenn sie zu dieser Tafel hinauf schaute, diese Namen lass und sich das weltläufige Leben ausmalte, für das sie standen – New York, Hong Kong, Rio de Janeiro und Stuttgart – na ja, Stuttgart vielleicht nicht. Aber mit dem Glanz der anderen würde sie sich noch schmücken, das war ihr fester Wille. Doch nun – Wien CANCELLED, Kairo CANCELLED, Athen CANCELLED – fürchtete sie sich.
- 2x (Anzeige-) Tafel
- las
- New York - Hongkong - Rio - Tokyo lautete Ende der 70-er der vergnügliche Refrain eines Discosongs: Pop Music von M.
- sich noch schmücken ist m.E. eine sehr gestelzte Formulierung
- Weshalb bzw. vor was fürchtet sich die Prota jetzt? Dass ihr die Anzeigetafel auf den Kopf fällt?

Hätte sie vielleicht doch besser auf einen teuren Flug gespart? Alle großen und teuren Gesellschaften hatten ihre Flüge gestrichen. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Neben ihr näselte ein Engländer und hinter ihr fistelte ein paar Japaner, und sie mittendrin fürchtete sich, obschon sie nur bis Berlin und nicht um die halbe Welt, bis nach Tokyo fliegen wollte. Wieder schaute sie hinauf zu der Anzeigetafel: Athen CANCELLED, Brüssel CANCELLED, Stuttgart CANCELLED und Berlin AB6504 – Bea schluckte einmal leer – Billigflieger.
- sparen auf o. für (?)
- 2x teure
- 2x hatte
- Merkwürdige Aufzählung mit den beiden Fremden. Fehlt noch der singende Italiener und der betrunkene Schwede.
- Die Prota fürchtet sich schon wieder???
- obschon ist eine Konjunktion, die man m.E. erst dann verwenden sollte, wenn man die geläufigeren Synonyme (obwohl, wenngleich, auch wenn) bereits ausgereizt hat
- 2x schaute hinauf
- leer schlucken liest sich merkwürdig. Wie Leerfahrt

Die kleine Geschichte lässt mich rätselnd zurück. Ist in ihr ein höherer Sinn verborgen, der sich mir nicht erschließt? Ich erwarte diesen Sinn überhaupt nicht; mutmaße aber, dass irgendeine Botschaft zwischen den Zeilen transportiert werden soll. Vermutlich die, dass die teuren Airlines aufgrund schlechten Wetters in Zürich auf dem Boden bleiben, während der sog. Billigflieger AB trotz Windböen abhebt. Soll heißen: billig besiegt teuer? So what?

Steckt evtl ein Wortspiel hinter: Bea – Berlin – Air Berlin? Keine Ahnung.

Im Falle, dass du tatsächlich bloß eine (Alltags-) Szene auf einem Flughafen schildern wolltest, dann würde ich an deiner Stelle den Text verlängern. Das genervte Warten der Passagiere plakativer schildern. Vllt einen witzigen Dialog einbauen. So, wie die Story jetzt vor mir steht, kann ich mit ihr wenig anfangen. Sorry.

Vllt kannst du einige meiner Anmerkungen gebrauchen.

Vg sinuhe

 

Hallo teoma,


zunächst herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de!

Dein Text, denn Geschichte mag ich dazu nicht sagen, lässt mich nicht nur enttäuscht zurück, sondern auch kopfschüttelnd.

Was wolltest du mitteilen?

Im Grunde genommen beginnt deine "Geschichte" genau bei diesem Satz:

Athen CANCELLED, Brüssel CANCELLED, Stuttgart CANCELLED und Berlin AB6504 – Bea schluckte einmal leer – Billigflieger.

Bis dahin betreibst du sätzelangen Aufwand, um mitzuteilen, dass Bea einen Flug bei einer Billigairline gebucht hat, der jetzt im Gegensatz zu den Flügen der anderen Airlines nicht gecancelt wurde.
Da fühl ich mich ein wenig auf den Arm genommen, wenn ich zu dem eben zitierten Satz gelange und die Geschichte hier aber endet.

Falls deine Geschichte noch gar nicht fertig ist, dann sag bitte einem Moderator Bescheid, damit der den Text löscht und du stellst dann die ganze Geschichte hier rein. So aber halte ich das nur für ein Fragment.

Es gibt zwar immer wieder heftige Diskussionen darum, was eine Kurzgeschichte für Merkmale haben muss, um überhaupt als eine anerkannt zu sein. In diesen Streit will ich nicht einsteigen, aber unbestreitbar gehört zu einer Kurzgeschichte eine Handlung.
Klar könntest du nun erwidern, es ist doch eine Handlung gegeben, Bea sieht zu wie alles gecancelt wird, nur ihr Flug nicht.
Ok und ich würde dann erwidern, ja und ich bin heute Morgen aufgestanden, das ist auch eine Handlung und trotzdem käm ich nicht auf die Idee allein aus diesem Sachverhalt eine Geschichte zu basteln. Dann würde nämlich meine Geschichte lauten: Ich bin heute aufgestanden.
Mehr steht da oben letztendlich auch nicht bei dir.

Wenn ich aber trotzdem auf diese Idee käme, dann würde ich darstellen, wie ich aufstehe, was ich dabei fühle, denke, was mich bewegt, was mich behindert. Ich würde zögern, zaudern, mit mir innerlich kämpfen, vielleicht mit mir schimpfen, mich auslachen, motivieren, was auch immer. Wenn man einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben eines Menschen zum Thema wählen möchte, dann muss die Spannung, die Dramatik, das Widersprüchliche aus diesem winzigen Kosmus geholt werden. Solch eine Geschichte kann gelingen, keine Frage, aber dazu muss sie raffiniert und gut angelegt werden.

Dein Text dagegen lässt mich mit der Frage zurück, was das soll, was ich da grad gelesen habe.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sinuhe und hallo lakita

Vielen Dank für eure Antworten.

Ihr fragt beide, wovon ich erzähle. Einen gespannten Augenblick wollte ich erzählen. Dieser Augenblick beginnt mit der Frage, ob der Flieger den Böen zum Trotz fliegt, und endet mit der Antwort auf diese Frage. Mehr wollte ich nicht erzählen.
Ob solche Momentaufnahmen richtige Geschichten sind, wird, wie lakita sagt, manchmal angezweifelt (Situationsgeschichte versus Ereignisgeschichte). Meine Meinung dazu ist: Ja, solche Situationstexte können vollständige Geschichten sein.
Allerdings muss ich mir nun anhand eurer Beiträge überlegen, was ich noch machen könnte, damit klarerer wird, was ich erzähle.

Vielleicht ausführlicher erzählen, vielleicht die Figur einmal direkt denken lassen, worum es geht, und vielleicht verwirrt auch, dass ich die Frage, ob der Flieger fliegt, noch mit einer weiteren Frage vermischt habe; nämlich die, ob sich Sparsamkeit in einer solchen Situation lohnt.

@ sinuhe

Wie sie sehen konnte vllt auswechseln in: Sie bemerkte erstaunt/ stirnrunzelnd/ verärgert, dass …

Das ist gut, das hilft mir weiter. Was ich geschrieben habe, ist wohl zu knapp gehalten.

- ihrer Airline gefällt mir nicht: der Airline

Stimmt.

- sich noch schmücken ist m.E. eine sehr gestelzte Formulierung

Die junge Frau hegt tatsächlich einen gestelzten Gedanken. Und ich gebe an dieser Stelle den Wortlaut ihrer Gedanken nur geringfügig verändert wieder. Ob das angemessen ist, überlege ich mir noch.

- Merkwürdige Aufzählung mit den beiden Fremden. Fehlt noch der singende Italiener und der betrunkene Schwede.

An den Italiener dachte ich auch. Aber das Klischee des singenden oder schimpfenden Italieners erschien mir allzu heftig.

- obschon ist eine Konjunktion, die man m.E. erst dann verwenden sollte, wenn man die geläufigeren Synonyme (obwohl, wenngleich, auch wenn) bereits ausgereizt hat

Wie man das empfindet, hängt wahrscheinlich von regionalen Sprachgewohnheiten ab. Für mich tönt dieses «obschon» schlichtweg normal. Aber okay, ich ändere es um.

Gruß und Dank
teoma

@ lakita

Im Grunde genommen beginnt deine "Geschichte" genau bei diesem Satz:

Zitat:
Athen CANCELLED, Brüssel CANCELLED, Stuttgart CANCELLED und Berlin AB6504 – Bea schluckte einmal leer – Billigflieger.


Ja und nein, man könnte die von mir beschriebene Situation als Einführung in eine längere Geschichte sehen. Aber ich wollte keine längere Geschichte schreiben, in deren Verlauf beinahe oder wirklich ein Unglück geschieht.

Ich würde zögern, zaudern, mit mir innerlich kämpfen, vielleicht mit mir schimpfen, mich auslachen, motivieren, was auch immer.

Zögern und zaudern; innerlich kämpfen tut sie, und genau darum geht es und genau darum ist dieser Text eine Geschichte und nicht nur eine Beschreibung. Aber ich muss offenbar genauer, ausführlicher oder direkter beschreiben, dass sie zum Beispiel gegenüber den Japanern ihre Angst als lächerlich empfand.

Gruß und Dank
teoma

 

Hi teoma,

ich finde Teile deines Textes flüssig formuliert ("Schrecklich, dieses Wetter, dachte sie, diese Herbstböen, die vermochten doch manches zu ruinieren; ihr die Frisur und der Airline die Bilanz.") aber er lässt auch mich irgendwie hungrig zurück. Die Vorstellung, vor einer Reise zu stehen, ist ja spannend ( = Appetithappen), aber dann kommt nichts. Keine stärkeren Gefühle, keine Spannung ... Welch Idee mehr sollte man nach dem Lesen haben? Gerade ein so kurzer Text muss knallen, finde ich. Aber trotzdem, es sind gute Ansätze dabei und ich bin gespannt auf deinen nächsten Versuch!

Beste Grüße,

Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eva

Danke für deinen Kommentar.

(Der Text) lässt auch mich irgendwie hungrig zurück. Die Vorstellung, vor einer Reise zu stehen, ist ja spannend ( = Appetithappen), aber dann kommt nichts.

Hm, ich sehe das Problem, aber ich sehe die Lösung nicht. Mal schauen, vielleicht kriege ich die Sache noch hin.

… und ich bin gespannt auf deinen nächsten Versuch!

Ich auch.

Gruss und Dank
teoma

 

Servus teoma,

dein Text entspricht dem, was ich unter einer Kurzgeschichte verstehe, nur insofern, dass er kurz ist. Eine Geschichte erzählt er mir nicht.
Entsprechend wenig habe ich dazu zu sagen, bzw. eigentlich nichts, nur den Hinweis auf einen kleinen Fehler:

und hinter ihr fistelte[n] ein paar Japaner,

offshore

 

Hallo offshore

Danke auch dir für deinen Kommentar.

dein Text entspricht dem, was ich unter einer Kurzgeschichte verstehe, nur insofern, dass er kurz ist. Eine Geschichte erzählt er mir nicht.

Wäre aufschlussreich zu erfahren, was dir darin fehlt. Handlung, Konflikt, Zeit, die verstreicht, Weg, der gelaufen wird, Gespräche, mehr Personen …?

Das N wurde umgehend eingefügt.

Gruss teoma

 
Zuletzt bearbeitet:

teoma schrieb:
Wäre aufschlussreich zu erfahren, was dir darin fehlt.

Tja, teoma, was erwarte ich mir von einer Geschichte, von Lektüre?
In erster Linie wohl, dass sie mich berührt, Gefühle welcher Art auch immer in mir weckt, Bilder in meinem Kopf entstehen lässt, und im allerbesten Fall verschlingt mich eine Geschichte dann auch mit Haut und Haar.
Hat jetzt gar nicht mal was mit der Länge eines Textes zu tun, ich brauche auch nicht unbedingt eine sonstwie ausgefeilte Handlung, aber zumindest ein Schlupfloch erwarte ich mir, welches mir erlaubt, in den Text hinein zu gelangen. Manchmal reicht dazu ein einziger Satz, so es ihm gelingt, mir den Atem zu verschlagen.
Dieser Text hier schafft es gerademal, mich einen Flughafen vorstellen zu lassen, und auch das ist ja eher die Leistung meiner eigenen Phantasie, als die deiner sprachlichen Suggestivkraft.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als betrachtete ich vollkommen unbeteiligt und emotionslos das Geschehen auf einem Flughafen, mehr nicht.

Klingt jetzt vielleicht ganz naiv und blöd, ich wünsche mir halt, dass eine Geschichte so etwas wie eine Seele besitzt …

offshore


(edit: Ich habe jetzt erst gesehen, dass du den Text noch einmal überarbeitet hast. Meine Antwort bezieht sich auf die Erstfassung.)

 

Hallo teoma,

habe deine Überarbeitung gelesen und finde, du bist auf dem richtigen Weg. Noch mehr Mut hätte der Geschichte aber noch besser gestanden.
Das ist jedoch oftmals ein Problem, jedenfalls mir geht es so. Wenn ich eine Geschichte aus meiner Sicht fertig geschrieben habe, mag ich sie nicht mehr in ihre einzelnen Teile zerschlagen und sie neu wieder zusammenfügen.
So seh ichs auch hier. Die gesamten Gedankengänge deiner Bea hätten noch intensiver und damit verständlicher sein dürfen.

Über diese Passage habe ich mich allerdings etwas geärgert:

Bea dünkte sich noch entschieden zu jung, um bei einem Flugzeugabsturz zu sterben. Der Gedanke, beim Absturz eines Billigfliegers zu sterben, empörte sie sich geradezu, denn ihrem Empfinden nach wäre das nicht nur ein Unglück gewesen, sondern vielmehr schiere Ungerechtigkeit. Oder konnte sie vielleicht etwas dafür, dass sie sich noch nichts Besseres leisten konnte, nein, konnte sie nicht, und darum wäre es eben ungerecht gewesen.

Das ist billiges Gejammere und zwar deswegen, weil der Leser nicht erfährt, wieso das für Bea ungerecht ist.
Ein guter Autor würde es mit allenfalls zwei weiteren Sätzen schaffen, den Leser ins Bild zu setzen, so dass man mit der Protagonistin Empathie empfinden kann und mag. Aber so knallt mir der Autor einfach diese Aussage vor den Latz und ich solls fressen. ;)

1. Satz: Bea dünkte noch zu jung... ist verärgernd, weil ich alte Schachtel dann lese: Aha alte Leute dürfen ruhig auch vorzeitig durch Absturz mit einer Billigairline ihren letzten Atemzug tun. Na, schönen Dank! :D

Das Wort "dünkte" ist innerhalb deines Textes ein wenig wie ein Fremdkörper. Es wirkt unpassend ältlich. Keine Frage, "dünkte" ist ein spannendes Wort, aber es wirkt unharmonisch in deiner Geschichte.

2.) Der 2. Satz ist unrund. Deswegen, weil du zwei wichtige Sachverhalte, nämlich "Unglück" und "Ungerechtigkeit" einfach zusammenwürfelst und damit beiden komplett ihre Wirkung entziehst. Was empfindet deine Bea?
Sie empfindet Furcht vor einem Absturz, wobei mir die Herbststürme dazu nicht ausreichen. Aber vielleicht ist deine Protagonistin ja eine superängstliche Person, dann aber müsstest du sie so auch beschreiben.
Darüber hinaus glaube ich kaum, dass jemand, der sich bereits mit der Furcht oder Angst vor dem Tod auseinandersetzt auch noch Gefühle über Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit nebenher abarbeiten kann. Wenn ich Todesangst habe, dann ist es mir scheißegal, auf welcher Seite der Waage der Gerechtigkeit mein Überleben möglich ist, Hauptsache ich überlebe.

Erst, wenn ich das getan habe, denke ich vielleicht darüber nach, wie
gerecht oder ungerecht mein Überleben gegenüber anderen ist, die es nicht geschafft haben.
Große Emotionen sollte man nie im Doppelpack schreiben, sondern Stück für Stück dem Leser präsentieren.

3.) 3. Satz: Wieso ist es ungerecht, dass sie sich nichts Besseres leisten konnte? Was ist denn daran so ungerecht? Ist sie arbeitslos und findet, obgleich sie alles dran setzt, keine Arbeit? Ist sie behindert oder krank und deswegen arbeitslos? Ist ihr das gesamte Geld gestohlen worden? Hat sie jemand übers Ohr gehauen? Was genau ist also das ungerechte an ihrer finanziellen Situation? Oder ist sie eine Person, die immer nach anderen Personen schielt, die es ein kleines bisschen besser haben als sie, um sich dann ungerecht behandelt zu fühlen? Mir erschließt sich leider nicht ihr Charakter.
Also mir fehlt die Information, wieso es ungerecht ist, dass sie sich nichts Besseres leisten konnte. Das kann ja durchaus eine ganz spannende Erklärung haben.
So aber klingt es einfach hohl. Sorry.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo teoma,

sehe gerade, dass du die Geschichte verlängert hast. Das ist grundsätzlich schon mal positiv, denn das Original war definitiv zu kurz.

Zuallererst fallen mir einige stilistische Sachen auf; und zwar:
( ) falls der Flug doch ging: mir ist der Sinn schon klar. Aber geht ein Flug? Liest sich zumindest gewöhnungsbedürftig
( ) sehr wohl gereut hätte. (Ganz) merkwürdige Formulierung für meinen Geschmack. Klingt irgendwie altmodisch und passt deshalb mMn nicht in die Abflughalle eines modernen Flughafens
( ) Bea dünkte sich. Hier gilt das oben Gesagte: zu antiquiert für die Lokation
( ) Was ist eine Satus-Spalte??? Ich kenne Saturn-Monde oder Gletscherspalten
( ) der Mut [dahin]
( ) beinahe gänzlich. Weshalb nicht einfach: beinah(e) völlig (?)

Der Satz ergibt m.E. von der Fragestellung her keinen Sinn:
Hätte sie vielleicht doch besser auf einen teuren Flug gespart? Alle großen und teuren Gesellschaften hatten ihre Flüge gestrichen.
Weshalb sollte Bea das denken, wenn doch alle großen bzw. teuren Gesellschaften ihre Flüge annulliert haben? 2x teuer

Die Story liest sich jetzt besser als in der Vorgängerversion. Trotzdem könntest du da noch mehr rausholen. Ich würde halt das genervte Warten der Passagiere eindringlicher (und ausführlicher!) schildern. In der Art eines modernen Stilllebens, das in einem Flughafen-Wartesaal spielt.

Ich finde den Gedanken der Prota, dass ein Absturz in einem Billigflieger besonders ungerecht ist, ganz lustig. Wenngleich ich die Überlegung nicht so richtig verstehe. ICH würde mich – falls ich bei einem Crash noch dazu kommen sollte – mehr darüber ärgern, wenn ich vorher für viel Geld bei einer renommierten Fluglinie Business gebucht hätte, u. das Ding stürzt trotz des sündhaft teuren Tickets dennoch ab. Aber: die Wahrnehmungen der Menschen in Bezug auf Ungerechtigkeit sind unterschiedlich. Von daher ist die Sorge Beas okay für mich.

Lg sinuhe

 

Hallo offshore, lakita und sinuhe

@ offshore

Der zweite Beitrag hilft mir weiter, danke. Mehr Suggestivkraft und Seele, das verstehe ich.

Gruß teoma

@ lakita

Auf dem richtigen Weg bin ich, sagst du. Freut mich. Ich gucke einfach, was dabei heraus kommt, wenn ich umsetze und erprobe, was bemängelt oder vorgeschlagen wird, solange es einigermaßen ins Konzept passt. Das heißt: Ich erkläre hiermit diese Geschichte offiziell zur ewigen Baustelle. Na ja, so schlimm wird’s hoffentlich nicht werden.

Zitat:
Bea dünkte sich noch entschieden zu jung, um bei einem Flugzeugabsturz zu sterben. Der Gedanke, beim Absturz eines Billigfliegers zu sterben, empörte sie sich geradezu, denn ihrem Empfinden nach wäre das nicht nur ein Unglück gewesen, sondern vielmehr schiere Ungerechtigkeit. Oder konnte sie vielleicht etwas dafür, dass sie sich noch nichts Besseres leisten konnte, nein, konnte sie nicht, und darum wäre es eben ungerecht gewesen.

Das ist billiges Gejammere und zwar deswegen, weil der Leser nicht erfährt, wieso das für Bea ungerecht ist.
Ein guter Autor würde es mit allenfalls zwei weiteren Sätzen schaffen, den Leser ins Bild zu setzen, so dass man mit der Protagonistin Empathie empfinden kann und mag. Aber so knallt mir der Autor einfach diese Aussage vor den Latz und ich solls fressen.


An der zitierten Stelle dachte ich tatsächlich darüber nach, ob ich vielleicht noch mehr und genauer, das heißt eingehender erklären oder erzählen müsste, warum sie so denkt. Allerdings wollte ich keine philosophisch-psychologische Erklärung schreiben. Darum habe ich den Gedanken an dieser Stelle nicht weiter geführt. Ich will Bea auch nicht wie irgendeinen Psycho zappeln und zittern lassen, nur damit es eindrücklich, dramatisch und ihre Angst scheinbar begründet wirkt. Aber wie gesagt, ich habe an dieser Stelle auch überlegt, ob ich vielleicht noch mehr erklären sollte.

Zu Punkt 1: Solche Ansichten hegen viele Menschen. Darüber kann man sich empören oder sich damit abfinden. Diese Ansichten aus der Welt zu schaffen dürfte schwierig sein. Bea ist halt noch etwas unreif.

Zu Punkt 2: Sie denkt eben ungenau. Bea stellt an den abstrakten Begriff «das Leben» Ansprüche, als ob dieser Begriff eine Person mit Augen und Ohren bezeichnen würde. Umgekehrt glaubt sie aber auch, dass «das Leben heute» oder, man könnte auch sagen, der Zeitgeist Ansprüche an sie stelle, die sie zu erfüllen habe. Das ist ihr Art.

Zu Punkt 3: Du bist sehr kritisch. Dein Kommentar wirkt auf mich so, als würdest du einen Beweis verlangen, der Beas Gefühle bestätigt. An Beas Sicht der Dinge würde sich aber auch dann nichts ändern, wenn alle außer ihr sehen könnten, dass ihre Gefühle unsinnig sind.

Tja, wir sind uns noch immer uneins. Aber ist doch spannend zu erfahren, wie andere eine Geschichte auffassen.

Danke und grüsse
teoma

@ sinuhe

( ) falls der Flug doch ging: mir ist der Sinn schon klar. Aber geht ein Flug? Liest sich zumindest gewöhnungsbedürftig

Darüber dachte ich auch nach. Ich habe nach einer stilistisch schöneren Form gesucht. Was ich geschrieben habe, ist Alltagssprache, eine Art allgemeine Behelfs-Konstruktion für Sachverhalte, die sonst nur mit langen und umständlichen Sätzen ausgedrückt werden könnten. Gehört habe ich das bereits öfters. Es ist also sicher keine literarische Form, aber möglich, wie du ja auch sagst. Ich habe es nun geändert.

( ) sehr wohl gereut hätte. (Ganz) merkwürdige Formulierung für meinen Geschmack. Klingt irgendwie altmodisch und passt deshalb mMn nicht in die Abflughalle eines modernen Flughafens
Bea dünkte sich. Hier gilt das oben Gesagte: zu antiquiert für die Lokation

Ich mag sprachliche Antiquitäten. Aber passen sollten sie auch, das stimmt.

Was ist eine Satus-Spalte??? Ich kenne Saturn-Monde oder Gletscherspalten

Auf der Anzeigetafel wird in der Status-Spalte der Zustand des jeweiligen Fluges angegeben. Über dieser Spalte steht das Wort Status geschrieben. Die Angaben, die in dieser Spalte gegeben werden, sind zum Beispiel «gestrichen», «verspätet», «gelandet» usw.

Der Satz ergibt m.E. von der Fragestellung her keinen Sinn:
Hätte sie vielleicht doch besser auf einen teuren Flug gespart? Alle großen und teuren Gesellschaften hatten ihre Flüge gestrichen.
Weshalb sollte Bea das denken, wenn doch alle großen bzw. teuren Gesellschaften ihre Flüge annulliert haben? 2x teuer

Der Sinn ergibt sich aus dem Zusammenhang mit der einleitenden Frage. Bea fragt sich zu Beginn, ob billige Gesellschaften nicht aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sind, höhere Risiken einzugehen. Wenn alle teuren Gesellschaften ihren Betrieb einstellen und nur die billigen Gesellschaften ihre Flieger noch starten lassen, dann argwöhnt Bea sogleich, dass dies bestätige, was sie über Billiggesellschaften denkt, und, dass sie nun fatalerweise zu einem solchen Billig- und Risikoflug abheben wird.

Uff, dass diese Geschichte derart viele Erklärungen erfordert, hätte ich nicht erwartet.

Zu deinem Vorschlag betreffend Stillleben. Unter einem Stillleben verstehe ich ein Bild von reglosen Gegenständen, die etwas kunstvoll und wie ein Gleichnis ausdrücken, das nicht selten einen Sachverhalt vermittelt, der mit Worten schwierig zu erfassen ist. Ein Stillleben, das ist super. Aber ich möchte nicht wissen, wie lange ich danach erklären muss, was dieses Stillleben bedeutet. Eine Herausforderung wäre es allerdings und auch ein schöner Höhepunkt oder Abschluss. Mal schauen …

Danke auch dir für den zweiten Kommentar.
Gruß teoma

 

Hallo teoma,

du hast die KG ein weiteres Mal überarbeitet: Respekt!!

mMn ist es jetzt okay. Denn zu viele im Nachhinein eingebaute Erklärungen für Beas Verhalten und Denken machen die Story weder besser noch schlechter. Die Geschichte war von dir als (sehr) kurze konzipiert gewesen, ohne großartige Rechtfertigung für die Gefühlslage der Prota. Was für mich okay ist. Weshalb Bea so denkt, wie sie es tut, geht mich als Leser gar nichts an. Du kannst es mir erklären, musst es aber nicht machen. Allen Menschen schießen die Gedanken spontan durch den Kopf, die aufgrund der Schnelligkeit des Vorgangs nicht immer logisch oder politisch abgewogen sind. Handeln tun sie zumeist wieder anders. Von daher kann Bea von mir aus denken, wie sie lustig ist.

Auf der Anzeigetafel wird in der Status-Spalte der Zustand des jeweiligen Fluges angegeben.
Schon klar. Da stand aber vergangene Woche noch „Satus“, was mich zuerst auf den Saturn tippen ließ.

ICH hätte halt die Szene im Warteraum ein bisschen mehr ausgebaut. Um das Genervte der Reisenden stärker herauszustellen. Das meine ich mit literarischem Stillleben.

Ein Stillleben, das ist super. Aber ich möchte nicht wissen, wie lange ich danach erklären muss, was dieses Stillleben bedeutet.
Kommentatoren neigen dazu, Fehler aufzuspüren und viele Fragen zu stellen. Das ist ja der Sinn ihrer Tätigkeit. Dem Autor ergeht es dann mitunter wie dem PKW-Besitzer, der seinen Wagen wg eines defekten Scheinwerfers in die Werkstatt bringt und bei der Abholung erfährt, er müsse die gesamte Elektronik auswechseln lassen. Insofern die Lampe mit einer neuen Glühbirne funktioniert, sollte man dann eben in Ruhe überlegen, ob die Totaloperation wirklich notwendig ist.

teoma, freue mich auf deine nächste Geschichte und wünsche dir einen guten Start in eine erfolgreiche Woche! Hier hat es heute Nacht erneut geschneit und es ist glatt. Was mich vermuten lässt, dass einige Flüge ausfallen werden. Die Statusspalte (nettes Wort) füllt sich dann mit CANCELLED.

Lg sinuhe

 

Hallo sinuhe

mMn ist es jetzt okay. Denn zu viele im Nachhinein eingebaute Erklärungen für Beas Verhalten und Denken machen die Story weder besser noch schlechter.

Einverstanden, ich wollte auch schauen, wie viel Erklärung der Leser hinnimmt, bis er sagt, dass die Grenze des Guten erreicht sei. Fazit: Erstaunlich viel. Wobei mir natürlich klar ist, dass auch das Thema und der Stil eine Rolle spielen und dass die Toleranz eines jeden Lesers verschieden ist.

ICH hätte halt die Szene im Warteraum ein bisschen mehr ausgebaut. Um das Genervte der Reisenden stärker herauszustellen. Das meine ich mit literarischem Stillleben.

Das habe ich schon so verstanden. Allerdings fehlt mir noch die Ideen, die naheliegend und natürlich und nicht zwang- und krampfhaft wirken.

Grüsse herzlich
teoma

 

Schrecklich, dieses Wetter, dachte sie, Herbstböen, die vermochten doch manches zu ruinieren; ihr die Frisur und der Airline die Bilanz
hätte Stoff zur Satire (die dann keine der großen Städte, wie’s ja auch [bə:r’lin] ist, sondern z. B., Weeze als Ziel, wo man anschließend besser mit Gummistiefeln ausgerüstet durch den Acker stapft), aber ansonsten ist es schon ein manierlicher Einstieg mit allem Pipapo in den ersten Stellungnahmen,

lieber teoma,
aber

Hong Kong
Ist im Chinesischen (wenn mein Informant mich nicht an der Nase herumführt) im Gegensatz zu King Kong ein Zweiteileier: Xiang Gang, und dt. ein Wort: Hongkong …


Hier gemahnt uns das „gewesen“ sehr ans „verwesen“ und ist auch eher entbehrlich, find zumindest ich

…, denn ihrem Empfinden nach wäre das nicht nur ein Unglück […], …

Gelegentlich wie hier
In gewissen Städten muss man mindestens einmal im Leben gewesen sein, ansonsten hat man nie richtig gelebt, dachte sie, …
(es ist zumindest nicht als wörtl. Rede gekennzeichnet, könnte aber von Dir so gemeint sein, ansonsten:) wäre m. E. ein Konjunktiv, zumindest der indirekten Rede angesagt, wenn Bea selber an der Aussage zweifelt, Konjunktiv II. Ich selbst bezweifel nämlich sehr, dass Thoreau trotz seiner Waldbehausung nicht richtig gelebt hätte.) Ähnliches gilt m. E. für die folgende Passage
Zudem wurde ihrer Ansicht nach von einer selbstbewussten und aufstrebenden, jungen Frau schlichtweg erwartet, dass, sie möglichst bald welterfahren und lebenstüchtig wurde; also nicht zuhause auf dem Sofa sitzt, vor sich hin gammelt und Schokoeis isst.

Gruß

Friedel,
der nun Deinen Zweitling besucht ...

 

Hallo Friedel

Sogar den Erstling hast du gelesen.

hätte Stoff zur Satire (die dann keine der großen Städte, wie’s ja auch [bə:r’lin] ist, sondern z. B., Weeze als Ziel, wo man anschließend besser mit Gummistiefeln ausgerüstet durch den Acker stapft), aber ansonsten ist es schon ein manierlicher Einstieg mit allem Pipapo in den ersten Stellungnahmen,

Bea ist auch meiner Ansicht nach eine leicht überdrehte Figur. Ganz ernst habe ich sie nicht genommen.

Betreffend Hong-Kong: Hong Kong ist jetzt Hongkong.

Hier gemahnt uns das „gewesen“ sehr ans „verwesen“ und ist auch eher entbehrlich, find zumindest ich

…, denn ihrem Empfinden nach wäre das nicht nur ein Unglück […], …


Ist eher entbehrlich, ja.

Gelegentlich wie hier

In gewissen Städten muss man mindestens einmal im Leben gewesen sein, ansonsten hat man nie richtig gelebt, dachte sie, …

(es ist zumindest nicht als wörtl. Rede gekennzeichnet, könnte aber von Dir so gemeint sein, ansonsten wäre m. E. ein Konjunktiv, zumindest der indirekten Rede angesagt, wenn Bea selber an der Aussage zweifelt, Konjunktiv II. Ich selbst bezweifel nämlich sehr, dass Thoreau trotz seiner Waldbehausung nicht richtig gelebt hätte.)

Bea zweifelt ganz und gar nicht an ihren Vorstellungen. Sie glaubt genau zu wissen, wo man gewesen sein muss, wie man zu sein hat und was man zu tun hat, wenn man wer rechtes sein will. Konjunktiv II geht also nicht. Zudem ist der von dir zitierte Satz als ein ihre Gedankenrede unmittelbar wiedergebender Satz gemeint. Er scheint mir darum in einer gewissen Weise wie direkte Rede. Das «gewesen» wäre somit zwar auch nicht notwendig, der Ton des Satzes würde sich aber ändern und im Internet findet man vorwiegend ähnliche Sätze, die alle das «gewesen» enthalten. Ich belasse es darum im Satz.

Ähnliches gilt m. E. für die folgende Passage

Zudem wurde ihrer Ansicht nach von einer selbstbewussten und aufstrebenden, jungen Frau schlichtweg erwartet, dass, sie möglichst bald welterfahren und lebenstüchtig wurde; also nicht zuhause auf dem Sofa sitzt, vor sich hin gammelt und Schokoeis isst.


Hm, man könnte das auch in einer indirekten Weise wiedergeben. Der Erzähler würde dadurch mehr in den Vordergrund treten. Will ich das? – Nein, nicht wirklich, sagt mir jetzt mein Bauch. Aber der Friedel sagt, man sollte, und mein Kopf sagt, man könnte.
Ich belasse die Stelle, wie sie ist, und wäge die Sache weiter ab. Heute ist nicht aller Tage Abend.

Gruß teoma

 

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