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Bierregen

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21.06.2008
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Bierregen

Als eines Nachmittags im Juni Bier statt Regen vom Himmel fiel (der sich ordnungsgemäß verdunkelt hatte, auch ein paar Blitze gab es und Donner), glaubten die meisten an eine Umweltkatastrophe im Stile von Tschernobyl und verschlossen vorsichtshalber alle Fenster und Türen. Einige riefen beim Naturschutzbund an, andere versuchten, direkt Kontakt mit der Bundeskanzlerin aufzunehmen (was freilich scheiterte, auch ihr Sprecher stand nicht zur Verfügung), besonders Ängstliche wählten die Nummer des Sorgentelefons, die sie vorsorglich stets bei sich trugen, und jene, die wussten, nach welchen Regeln die Welt funktioniert, riefen die Bildzeitung an und stellten exklusiv ihre Betroffenheit zur Verfügung. Geistesgegenwart bewies lediglich ein Brauereibesitzer mittleren Alters im Süden von Mecklenburg, der sämtliche zur Verfügung stehenden Fässer auf den Hof seines Unternehmens stellen ließ, einige auch im privaten Garten platzierte und später vier Euro fünfzig verlangte für einen Liter „Himmelsbräu“. Das Bier entsprach in jeder Hinsicht dem Deutschen Reinheitsgebot für derartige Getränke, war aber geschmacklich auch von Experten nicht eindeutig einer bestimmten hierzulande produzierten Marke zuzuordnen. Meteorologen gaben später bekannt, dass der Niederschlag exakt 17,5 Minuten gedauert hatte und zeitgleich über weiten Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz herniederging. Noch 24 Stunden später brachten besorgte Besitzer ihre betrunkenen Hunde und Katzen zum Tierarzt. Auch einige flugunsichere Vögel wurden gesichtet. Erst der – dann wieder in herkömmlicher Weise wässrige – Regen der folgenden Tage befreite die Straßen, Fahrzeuge, Bäume und Häuser ganz vom klebrigen Belag. Der Vorgang hat sich seither nicht wiederholt. Die Ursache des Bierregens ist unbekannt. Der inzwischen registrierte verstärkte Zulauf bei zahlreichen Religionsgemeinschaften stagniert bereits wieder. In der Tourismusbranche wird nach wie vor, aber bereits mit sinkendem Interesse der Öffentlichkeit, darüber diskutiert, wie das Phänomen den deutschen Verbänden dienlich sein könnte. Eine Sammlung von Interviews und Berichten von Augenzeugen soll demnächst unter dem Titel „Am Tag als der Bierregen kam“ veröffentlicht werden. Welche weiteren politischen Konsequenzen der Vorgang haben wird, ist noch unklar.

 

Hallo Weltentochter,
ich bin mir zwar gerade nicht ganz sicher, ob das jetzt eine Geschichte ist. Es ist ja auch schon spät. Irgendwie klingt es mehr wie die Parodie einer Zeitungskolumne.
Aber es ist total nett geschrieben. Und eine so drollige Vorstellung, dass Bier vom Himmel fällt und dann auch noch nach Deutschem Reinheitsgebot. Auch der Brauereibesitzer gefiel mir und die besoffenen Katzen und Hunde.
Und dass du diesen ollen Schlager "Am Tag, als der Regen kam" auch noch reinverwurstet hast, prima. Hat mich sehr amüsiert.
Ich hoffe, ich träume heut Nacht sowas Abgefahrenes.
Grüße von Novak

 

Hallo Weltentochter II

Schön, dass du nach fünf Jahren Bier vom Himmel regnen lässt.
;)

Aber ich kann da leider nicht in Novaks Lob einstimmen.
Die Idee finde ich zwar abgefahren, die Umsetzung leider zu flach. Das seltsamste am Text fand ich noch die Umlaute (ue,ae), die bei mir den Lesefluss stark hemmten. Hat das eine tiefere Bedeutung?

Ansonsten kam da also der Bierregen, ein einziger Wirt, der zwar nichts von Marketing versteht - vier Euro fünfzig für ein Produkt, dass es so warscheinlich nie mehr geben wird? - kam auf die Idee, Fässer aufzustellen und ansonsten blieb da nicht viel übrig vom "Tag, an dem der Bierregen kam".
Mir ist das etwas zu wenig, da ginge doch noch etwas mehr als nur so im Zeitungsstil (Glosse?) vom Ereignis zu berichten.

Noch etwas Textkram:

Geistesgegenwart bewies lediglich ein Brauereibesitzer mittleren Alters im Sueden von Mecklenburg,
ist das Alter wichtig?

und jene, die wussten, nach welchen Regeln die Welt funktioniert, riefen die Bildzeitung an und stellten exklusiv ihre Betroffenheit zur Verfuegung.
Den fand ich gut.

Erst der – dann wieder in herkoemmlicher Weise waessrige – Regen der folgenden Tage befreite die Strassen, Fahrzeuge, Baeume und Haeuser ganz vom klebrigen Belag.
etwas umständlich beschrieben.
"Erst der gewohnt wässrige Regen der folgenden Tage ..."

Die Aufzählung hemmt den Lesefluss und warum ganz? Was befreite denn die Strassen vorher schon vom Bierbelag?

wie das Phaenomen den deutschen Verbaenden dienlich sein koennte
Was denn für Verbände? USt irgendwie so nichtssagend.

Fazit: Irgendwie habe ich das Gefühl, du hattest Spass an der Idee, hattest aber weder einen zündenen Plot, noch einen guten Konflikt dafür gefunden.

Aber hei, nur (m)eine Meinung.

Prost und Gruss,
dot

 

Hallo Weltentochter II,

die fehlenden Umlaute erhöhen die Fehlerdichte in diesem Text so massiv, dass ich ihn ins KC verschiebe, hier hast Du vier Wochen Zeit zur Korrektur.

Wenn Du die Umlaute korrigiert hast, kannst Du den Text zurückverschieben lassen, das übernehmen Tserk oder Makita für Dich.

Grüße
C. Seltsem

aus Seltsam

 

Hallo Weltentochter II,

(in der Fz. steht merkwürdigerweise Makita. Da ich mich in der Rubrik Seltsam befinde, brauche ich mich darüber nicht großartig zu wundern).

Bierregen: kling spannend. Hoffentlich eine Marke, die mir schmeckt. Also KEIN dunkler Stoff wie er bspw. in Düsseldorf getrunken wird. Denn davor graut mir als Kölner doch gewaltig.

Als eines Nachmittags im Juni Bier statt Regen vom Himmel fiel (der sich ordnungsgemäß verdunkelt hatte, auch ein paar Blitze gab es und Donner), glaubten die meisten an eine Umweltkatastrophe im Stile von Tschernobyl und verschlossen vorsichtshalber alle Fenster und Türen. Einige riefen beim Naturschutzbund an, andere versuchten, direkt Kontakt mit der Bundeskanzlerin aufzunehmen (was freilich scheiterte, auch ihr Sprecher stand nicht zur Verfügung), besonders Ängstliche wählten die Nummer des Sorgentelefons, die sie vorsorglich stets bei sich trugen, und jene, die wussten, nach welchen Regeln die Welt funktioniert, riefen die Bildzeitung an und stellten exklusiv ihre Betroffenheit zur Verfügung.
Klammereinschübe lesen sich außerhalb von Sachtexten mMn immer sehr unschön. Dann lieber eine Parenthese verwenden
Ansonsten alles tipptopp

Geistesgegenwart bewies lediglich ein Brauereibesitzer mittleren Alters im Süden von Mecklenburg, der sämtliche zur Verfügung stehenden Fässer auf den Hof seines Unternehmens stellen ließ, einige auch im privaten Garten platzierte und später vier Euro fünfzig verlangte für einen Liter „Himmelsbräu“. Das Bier entsprach in jeder Hinsicht dem Deutschen Reinheitsgebot für derartige Getränke, war aber geschmacklich auch von Experten nicht eindeutig einer bestimmten hierzulande produzierten Marke zuzuordnen.
- … sämtliche (ihm?) zur Verfügung stehenden …
- … auch = ebenfalls oder zudem
- zum 3-ten Mal auch
Verständnisfrage: existiert in Dtschld. ein weiteres Reinheitsgebot als das für Bier? Weil du von Getränken im Plural sprichst.

Meteorologen gaben später bekannt, dass der Niederschlag exakt 17,5 Minuten gedauert hatte und zeitgleich über weiten Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz herniederging. Noch 24 Stunden später brachten besorgte Besitzer ihre betrunkenen Hunde und Katzen zum Tierarzt. Auch einige flugunsichere Vögel wurden gesichtet. Erst der – dann wieder in herkömmlicher Weise wässrige – Regen der folgenden Tage befreite die Straßen, Fahrzeuge, Bäume und Häuser ganz vom klebrigen Belag. Der Vorgang hat sich seither nicht wiederholt.
- niederging (ohne Präfix)
- brachten = begleiteten
- in herkömmlicher Weise ist eine merkwürdige Konstruktion. Würde ich umformulieren
- ganz = vollends
Am Schluss wechselst du vom Präteritum ins Perfekt. M.E. ohne jede Notwendigkeit.

Die Ursache des Bierregens ist unbekannt. Der inzwischen registrierte verstärkte Zulauf bei zahlreichen Religionsgemeinschaften stagniert bereits wieder. In der Tourismusbranche wird nach wie vor, aber bereits mit sinkendem Interesse der Öffentlichkeit, darüber diskutiert, wie das Phänomen den deutschen Verbänden dienlich sein könnte. Eine Sammlung von Interviews und Berichten von Augenzeugen soll demnächst unter dem Titel „Am Tag als der Bierregen kam“ veröffentlicht werden. Welche weiteren politischen Konsequenzen der Vorgang haben wird, ist noch unklar.
Nun sogar hinein ins Präsens. Weshalb?
Ich bin kein Freund von zu vielen Zeitsprüngen in kurzen Geschichten. Natürlich Geschmackssache.
- inzwischen = zwischenzeitlich
- 2x bereits
- der Klammereinschub stört, weil er sich in diesem Satz sehr verschachtelnd auswirkt
- Am Tag als der (Bier-) Regen kam (das ist natürlich ein müder Kalauer. Sorry)

Zum Schluss hin flacht die Story stilistisch ab, weil du zu viele simple Verben verwendest.

Ist flüssig formuliert. Was natürlich an den kurzen – und großenteils einfachen – Satzkonstruktionen liegt. Liest sich in einem Zug von Anfang bis Ende durch. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet ist die Story in Ordnung.

ABER (ein dickes ABER): langweilig und banal. Was soll daran seltsam sein? Liest sich eher wie eine Fabel für angehende Alkoholiker oder die S.7-Glosse in einer Kreiszeitung. Aus dem runterregnenden Bier (das Manna der Bayern) hättest du (viel) mehr rausholen können. Ich würd’s eher in Humor – ebenfalls dort nur mit Bauchschmerzen – denn in Seltsam einsortieren.


Weltentochter II, ich hoffe, ich bin nicht zu streng mit meiner Kritik. Ich sage dir zu dieser Geschichte halt geradeheraus, wie ich sie empfinde. Nämlich als flach. Andere Kommentatoren mögen das völlig unterschiedlich sehen.

Vg sinuhe

 

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