Beyond redemption
Weißer Marmor unter seiner Hand und er fühlte, wie die glatte Oberfläche warm wurde, als er sie darauf liegen ließ. Er lächelte bei dem Gedanken an all die Dinge, die er daraus formen kann und auch als er sich bewusst wurde, dass er noch nie gewusste hatte, was wirklich sein Ergebnis war. Er war froh, wieder in seiner Werkstatt sein zu können, er hatte es vermisst, die Werkzeuge durcheinander zu bringen, nachdem er sie nach seinem letzten Werk fein säuberlich an ihren Platz gelegt hatte. Er wollte wieder den Staub in der Nase haben und den dumpfen Geruch der feinen Partikel in der Luft. Er wollte die Müdigkeit spüren, wie sie sich über ihn legte, wenn er solange gearbeitet hatte, dass er kaum noch die Augen aufhalten konnte. Es gab nichts, was ihn solange beschäftigen konnte, wie eine Skulptur. Er verlor viel zu schnell das Interesse an Menschen, was wahrscheinlich die beste Erklärung für seine wenigen Freunde war. Er konnte nicht lange über etwas nachdenken, ohne den Gedanken langweilig zu finden. Nichts hielt ihn lange an einem Platz, es sei denn, seine Werkstatt, für die er sogar seine Faulheit, lange Wege zu laufen, vergaß.
Er liebte seine Werke, die Engel der Grabsteine, mit ihren weichen Flügeln, die doch in Wahrheit so hart wie Stein waren. Er mochte sie am liebsten, wenn er sie traurig darstellte, mit Tränen, die ihnen auf den Wangen lagen. Oder wenn sie, ihre Hände betend gefaltet, den Blick zum Himmeln richteten. Und er mochte auch die harten, schroffen Gravuren in den edlen Steinen, die auf der kalten Erde über einem toten Körper stehen würden. Sie enthielten ein ganzes Leben, die wenigen Zeilen mit dem Namen, dem Geburts- und Sterbedatum.
Und er liebte seine Gargoyles, die er ab und zu für die alten Kirchen anfertigen durfte. Wenn sie seine Angst widerspiegelten, mit ihren aufgerissenen Mäulern, die nur nach Gnade schrieen oder nach Erlösung, die ihnen niemand gewehrte, dann vergaß er, dass sie nur aus Stein waren und nicht wie er, dass er allein war unter kalten Gegenständen. Ihre Hässlichkeit war der Spiegel seiner Seele, die mehr und mehr verdunkelte.
Seine eigene Sammlung, die er aus den Steinresten anfertigte, zeugte von allerlei eigenartigen Wesen.
Ganz oben, als sollte es vergessen werden, stand sein keltisches Kreuz, mächtig und als wenn es eine Warnung verkünden würde. Sein Ring war übersät mit all den runenähnlichen Mustern, von denen er die Bedeutung nicht kannte, nur die Erhabenheit spüren und in ihren Strichen ihr Alter lesen konnte.
Daneben hatte er einen weißen Raben gesetzt, der still vor sich hin schwieg, doch dessen Augen von boshafter Aufmerksamkeit zeugten. Er hatte ihn gemacht, als seine Freundin ihn einen hoffnungslosen Freak genannt hatte, dass er ungehobelt und unfähig zu irgendeiner Gefühlsregung sei, hatte sie ihm an den Kopf geworfen und er wollte einen Zeugen für seinen stillen Kummer. Er wollte einen Gefährten, der ihn daran erinnern würde, wie sie ihn behandelt hatte.
Darunter stand eine Figur, die ihn viel Zeit gekostet hatte und die er verehrte, wie keine andere. Er nannte sie Die Herrin, denn sie überwachte ihn. Mit ihr in seiner Nähe konnte ihm niemals etwas geschehen. Sie war groß, fast seine Größe und stand kerzengerade, graziös fast, auf eine machtvolle Art. Ihre Hände hielten ein Schwert umklammert, dass aufrecht vom Boden aufragte. Es hatte einen schweren, kräftigen Griff, den nur sie beherrschte. Die Klinge war graviert mit eigenartigen Mustern, die den Wirren seiner Gedanken sehr ähnelten und nur sie hatte die Kraft, sie zu verstehen und zu benutzen. Ihr Gesicht war fast vollständig unter einer tiefen Kapuze versteckt und nur der schmale, harte Mund war zu erkennen und er ließ ihre Kälte erahnen. Sie würde, wenn sie könnte, nicht viele Worte gebrauchen, denn sie wären ihr zuwider. Ihr Umhang zeugte von Schwärze und mysteriösem Handeln, denn er hatte etwas, was an einen Kämpfer und an einen Mönch gleichzeitig erinnerte. Er hatte ihn so gefertigt, als stände sie im Wind, der Mantel war in Bewegung und der untere Saum war zerfetzt. Sie war sein Schmuckstück.
Doch jetzt wollte er seine Gedanken nicht zu sehr an sie hängen, denn sein neuer Auftraggeber würde bald hier sein, um seine Pläne mit ihm zu besprechen und er war begierig, wieder an etwas zu arbeiten. Und er maß sich aus, welche Größe die Figur haben würde, wenn er den riesenhaften Klotz aus feinstem Marmor vor sich sah. Und es würden viele große Stücke für ihn und seine Sammlung abfallen, er würde wieder Kreaturen erschaffen können, von denen andere nicht einmal träumten und die ihn durch sein Leben begleiten würden.
Er drehte sich um, wollte sehen, ob er die Kaffeemaschine bereits eingeschaltet hatte, denn er wollte ein möglichst seriöses Bild abgeben.
Doch er erschrak und seine Bewegungen froren ein. Vor ihm stand eine Frau, an die Wand der Eingangstür gelehnt und beobachte ihn mit einem ruhigen Blick. Ihre Lippen deuteten ein Lächeln an, sie schien ihn schon eine Weile im Auge gehabt zu haben. Er wollte jetzt ruhig wirken, doch konnte er nicht, er starrte sie weiterhin an, versuchte seine Gedanken angesichts dieser Frau zu ordnen, doch je mehr er sie musterte, umso mehr wuchs seine Unruhe. Ihre langen glatten Haare waren sorgfältig gekämmt und keine einzelne Strähne schien ihren Platz seitdem verlassen zu haben. Sie hatten die Farbe von Ebenholz, tiefes dunkles Schwarz, wie er es noch nie gesehen hatte. Er hatte fast den Wunsch, darüber zu streichen, nur um zu sehen, ob sie vielleicht auch seine Wärme annehmen würden, wie der Marmor unter seinen Händen.
Ihre Haut war schneeweiß, und er hatte fast gedacht, sie sei ein Geist. Das Blau ihrer Augen jedoch war zu lebendig und tief wie das Meer. Und um sie herum lag ein Schatten von schwarzem Make-up, das die Helligkeit ihrer Haut im Kontrast dazu noch heller erscheinen ließ. Ihr Mund war von einem Rot, dass an das der Tollkirsche erinnerte und er ließ seinen Blick ein wenig länger darauf verweilen. Ihre schlanke Gestalt war eingehüllt in schwarzem Samt, ein Kleid, das ihr an den Körper gegossen worden war. Es reichte fast bis auf den Boden, nur die Knöchel waren zu sehen und ihre Füße in den schwarzen Schuhen.
„Hallo“ sagte sie in einem Ton, dass er fast erschrocken wäre, denn er hatte solange keinen Menschen mehr sprechen hören. Sie klang so mild im Vergleich zu den Geräuschen, die er in der letzten Zeit gehört hatte. Und er konnte den Gedanken nicht erwehren, dass ihre Stimme schöner klang als die Geräusche seiner Arbeit.
„Hallo“ antwortete er, stolperte ein paar Schritte auf sie zu und reichte ihr die Hand, von der er jetzt hoffte, dass sie sauber war. Doch schien sie darauf gar nicht zu achten, sie legte ihre Hand in seine und drückte sanft, um kurz danach wieder loszulassen, alles ohne ihn aus ihrem Blick zu lassen.
„Darf ich?“ fragte sie mit leiser Stimme und deutete mit ihrer Hand hinter ihn.
„Sicher“, sagte er und ließ seine Hand eine weit ausladende Bewegung machen, so dass sie sich frei fühlen konnte, alles zu betrachten, was ihr Herz zu sehen wünschte.
Und sie ließ sich Zeit, jede seiner hier ausgestellten Stücke genauestens zu betrachten, den weiblichen Engel auf dem großen Sockel bedachte sie besonders lange mit aufmerksamen Blicken und konnte nicht anders, als ihre Hand darauf zu legen.
„Sie ist so schön“, sagte ihre leise Stimme wieder, während ihre Hände entlang der weiten Schwingen der Skulptur glitten.
„Das ist der Todesengel“, sagte er darauf, jetzt ebenfalls die hockende Gestalt mit dem gesenkten Kopf betrachtend.
„Ich weiß.“ Sie ging wieder und wieder um den Engel herum, sah ihn lange an, um sich dann zu ihm zu drehen und ihn mit einem Lächeln zu bedenken, dass er alles um sich herum vergaß.
„Sie ist die Botin der Endgültigkeit, das Feuer der Hölle und die Priesterin des wahren Herrschers, nicht wahr?“
„Ja“, war seine überraschte Antwort und er kam ein wenig näher, sein Blick wanderte zwischen ihr und dem Engel hin und her.
„Woher…?“ Er stammelte, denn er hatte nicht gewusst, dass jemand so viel aus seinen Skulpturen erkennen konnte.
„Sie ist doch so schön“, antwortete sie, „nur der Tod ist so schön.“
Er wollte ihr antworten, wollte sagen, dass sie noch viel schöner war, dass sie ihn durcheinander brachte und dass er sie gern in den Armen halten wollte, doch nichts davon kam über seine Lippen. Er hatte Angst, dass sie gehen würde, mit einem spöttischen Ausdruck im Gesicht und voller Mitleid, und ihn allein lassen würde, wie die anderen.
„Ihre Skulpturen sind ungeheuer lebendig, sie strahlen soviel Können aus.“
Er fühlte sich geschmeichelt und sah verlegen aus dem einzigen Fenster im Raum.
„Nun, das ist das Einzige, was ich kann.“
„Dann haben Sie etwas, was viele nicht haben, einen Inhalt in ihrem Leben. Ich glaube sogar, dass Sie ein sehr glücklicher Mensch sind.“ Und ihre Augen glänzten ihn dabei an. Doch machten ihre Worte ihn betroffen. Glücklich? War er das schon einmal im Leben gewesen? Er konnte sich nicht erinnern, nein, er war noch nie glücklich gewesen. Er sah zu Boden, wollte diese Gedanken verdrängen und sich nicht diesen Augenblick mit seinen dummen Zweifeln verderben. Sie kam näher.
„Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Ihre Stimme war so nah und er wagte sich nicht, aufzusehen, denn er konnte ihre Wärme spüren. Doch hatte er Angst, die in ihm hoch kroch. Er würde etwas sagen, was sie zum Gehen veranlassen würde, und das wollte er nicht.
„Das wollte ich nicht.“ sagte sie leise und entfernte sich von ihm.
„Darf ich mich setzen?“ hörte er sie sagen und jetzt wollte er sie wieder ansehen. Er nickte stumm und sah sie an, während sie sich den klobigen Stuhl in der hinteren Ecke seiner Werkstatt zurechtrückte. Er kam näher, versuchte, sich so langsam wie nur möglich zu bewegen, um nicht versehentlich an etwas hängen zu bleiben. Er fürchtete, dann ziemlich dumm zu wirken und das wollte er um alles vermeiden. Er nahm sich einen zweiten Stuhl und stellte ihn gegenüber ihrem an den Tisch, der fast nicht als solcher zu erkennen war. Nervös blickte er hier und dorthin, zupfte an seinem Hemd, sah immer wieder auf den Boden. Doch saß sie weiter ruhig da, als hätte sie nichts anderes zu tun, als seinen Verlegenheitsgesten zuzusehen.
„Was für ein Stück soll es werden?“ brachte er schließlich hervor, ohne jedoch sie nur eines Blickes zu würdigen. Er sah aber aus den Augenwinkeln, dass sie sich vorbeugte, die Arme verschränkt vor sich auf den Tisch stützte und ihn jetzt so unversteckt anstarrte.
„Was würden Sie denn aus so einem Klumpen Stein machen?“
Er verstand nicht ganz, sie wollte doch eine Skulptur. War das eine Fangfrage? Er starrte sie jetzt ebenfalls an und ihre Blicke waren wie ein Duell von Fragen, doch verstand er ihre nicht, und sie ebenso wenig seine. Und er konnte nicht antworten. Sie lehnte sich nach einer Weile zurück, denn sie hatte wohl bemerkt, dass er auf diese Frage nicht antworten würde. Irgendwie enttäuscht sah sie aus, dachte er, denn jetzt hatte sie den Blick auf den Boden gelenkt, und er konnte sie wieder mustern und ihre Züge studieren, ohne ihren Blicken ausgesetzt zu sein. War sie jetzt verletzt oder wütend, dass er einfach nicht geantwortet hatte? Wollte sie seine Spontaneität testen, oder seine Kreativität? Hatte er jetzt jämmerlich versagt?
Sie kramte in ihrer Handtasche, zog ein Blatt Papier heraus und reichte es ihm, dabei streiften ihre Augen ihn wieder kurz und er fühlte die kribbelnde Aufregung erneut in sich aufsteigen. Er entfaltete das Blatt und war froh, mit gutem Grund seinen Blick auf etwas anderes zu richten, als auf ihr Gesicht.
Was er sah, war beeindruckend. Ihn sah ein Gesicht an, doch war es nicht menschlich. Ein kahler Kopf, gezeichnet mit Kohle oder Graphit, er konnte es nicht erkennen. Doch waren die Züge zu grob, es musste wohl Kohle sein. Der Kopf war sehr rund, mit großen Augen und einer sehr spitzen Nase, einem Mund, der fast ein Lächeln andeutete, und doch wieder ernst wirkte. Die Schultern waren nur angedeutet. Obwohl alles an diesem Gesicht stimmte, war es nicht menschlich. Vielleicht war es der Ausdruck in der Zeichnung, vielleicht seine Phantasie oder seine Vorliebe für Fabelwesen, doch musste er sofort an eine Art Gnom denken. Er versuchte den Namen des Künstlers zu erkennen, doch er sah nur zwei Buchstaben, und die sehr unsauber, das eine könnte ein S sein, doch genauso gut auch ein B.
„Wie heißt das Bild?“ fragte er, seinen Blick aber nicht von der Zeichnung nehmend.
„Es hat keinen Namen.“ Ihre Antwort kam sehr rasch, als hätte sie die Frage erwartet, weil sie sie kannte und schon so oft gehört hatte.
„Und ich weiß auch nicht, von wem es stammt oder was es darstellt.“ sagte sie kurz darauf und er sah zu ihr auf.
„Das wollten sie doch jetzt fragen, nicht wahr?“ ergänzte sie und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Tatsächlich waren diese Fragen als nächstes in seinem Kopf gewesen, doch waren es sicher Fragen, die jedem anderen auch eingefallen waren und sie hatte sie schon zu oft gehört. Er fühlte sich auf einmal albern, dass er eine Sekunde lang gedacht hatte, sie könne in seine Gedanken sehen, wenn sie ihn so anstarrte.
„Es gehörte meinem Vater und jetzt habe ich es, doch hat er mir nie gesagt, von wem er es hatte. Ich möchte eine Skulptur, die so aussieht.“ Sie deutete kurz auf das Blatt in seiner Hand und er senkte seinen Blick wieder darauf. Er nickte kurz, sah weiter auf das eigenartige runde Gesicht, betrachtete genauer die Augen, die voller Schatten hingen und von denen er nicht wusste, ob sie böse oder freundlich blickten. Das würde mal etwas anderes sein, dachte er sich, und es würde Zeit kosten.
„Geld spielt keine Rolle, ich habe genügend geerbt. Wie lange wird es dauern, glauben sie?“
Er glaubte seinen Ohren nicht, es war ihm wieder, als hätte sie auf seine Gedanken geantwortet. Doch versuchte er sich zu beruhigen, diese Aussage war nicht ungewöhnlich, natürlich hätte er demnächst die Bezahlung angesprochen.
„Ich weiß noch nicht, doch ein paar Wochen sicher, ich habe ein paar andere, kleine Aufträge.“ Sie schüttelte ihm gegenüber den Kopf.
„Nein, lassen sie sie warten, ich will, dass sie nur an meinem Auftrag arbeiten, ich zahle ihnen das doppelte, wenn es sein muss.“ Er starrte sie an, was konnte so wichtig an dieser Figur sein, wenn sie nicht einmal wusste, was es war.
„Ich habe meine Gründe.“ sagte sie und ihm wurde unheimlich, beinahe ein wenig übel. Doch auch hier sagte er sich, dass diese Antwort voraussagbar war, jeder hätte sich gefragt, was so wichtig daran sei.
Sie erhob sich, wandte sich ihm zu und nahm seine Hand und verabschiedete sich wortlos, nickte nur kurz und ging aus seiner Werkstatt, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Er sah ihr verwirrt nach, sah danach noch lange auf die Zeichnung, um sie schließlich wegzulegen und seine Werkzeuge bereitzulegen.
Er umrundete den großen Block Marmor ein paar Mal, sah sich jede Seite genauestens an und versuchte sich zu entscheiden, welche Seite er für das Gesicht, und welche für den Hinterkopf benutzen sollte. Er würde erst die vordere Seite der Figur bearbeiten, denn er musste sich den Hinterkopf selbst zusammen denken, und es musste mit dem Gesicht harmonieren.
Schließlich setzte er seine Instrumente an den kalten Steinklotz und stutze ihn auf die Größe zurecht, die er dem Kopf geben würde. Und sorgsam legte er die abgeschlagenen Reste beiseite; sie würden für ihn ausreichen, um ein paar kleine Engel oder Dämonen anzufertigen, die in seinem Kopf umherspukten.
Wieder umrundete er den Marmor eins ums andere und dachte an den Kopf, den er einmal darstellen sollte und was für ein Geheimnis darum wohl gewoben war.
Dass es ein Geheimnis gab, daran war für ihn nicht zu zweifeln, denn seine zukünftige Besitzerin allein war schon merkwürdig genug, ihre Worten waren eigentlich nur die Bestätigung, dass dies vor ihm tatsächlich endlich ein echtes Märchen war, bedachte er seine sonstigen Auftraggeber oder die Gespräche, in denen er mit ihnen besprach, was er anfertigen sollte. Er steckte mitten in einem kleinen Abenteuer und konnte eigentlich gar nicht abwarten, bis er die ersten Gesichtszüge andeuten konnte, denn mehr und mehr legte sich seine Vorstellung des Bildes auf den Stein und er konnte schon sehen, was an dem Klotz verschwinden musste, damit das Gesicht endlich hervorkam. Doch wagte er immer noch nicht, an die Arbeit zu gehen. Er zog sich einen Stuhl heran, stellte ihn direkt vor den Marmor auf dem Stativ und griff sich die Zeichnung, setzte sich und starrte von Bild zu Stein und von Stein zu Bild. Es war ihm, als sah ihn die Skulptur bereits an, durchbohrte ihn mit den Augen.
Er schüttelte den Kopf, irgendwie begann ihn diese Sache zu ärgern, er konnte sonst ohne weiteres an die Arbeit gehen. Zumal diese Figur endlich eine Herausforderung war, das hatte er lange nicht gefühlt. Und jetzt waren seine Gedanken an das Geheimnis um dieses Bild gefesselt. Dabei verabscheute er es, wenn sich Menschen in Dinge mischten, die sich nichts angingen. Es würde eine ganz einfache und logische Erklärung geben, sie hing wahrscheinlich emotionell an dieser Zeichnung und wollte sie verkörpern, zumal eine Skulptur viel langlebiger war als ein Blatt Papier.
Nur würde er trotzdem zu gern wissen, was das Bild darstellte und wer es gemalt hatte.
Es war zum verrückt werden, was war nur los mit ihm? Er konnte einfach nicht seine Gedanken auf das Wesentliche, auf den Stein und seine Werkzeuge lenken, und es machte ihn kribbelig. So konnte er nie und nimmer an die Arbeit gehen.
Er drehte sich um, wanderte auf und ab. Was für Möglichkeiten hatte er? Er konnte versuchen, ihre Telefonnummer zu erfahren, sie anrufen und bitten, ihm mehr über das Bild zu sagen. Er könnte behaupten, dass er das für seine künstlerische Inspiration brauchte. Nein, das würde er nicht tun, das könnte er auch gar nicht, er hätte schon aufgelegt, bevor sie auch nur ihren Namen am anderen Ende genannt hätte.
Er ging zurück zu dem Bild, entfaltete es wieder und versuchte wieder, die Buchstaben zu entziffern. Es sah vielmehr wie ein S aus.
Und plötzlich überkam es ihn, er steckte das Blatt vorsichtig in eine Mappe, schwang seine Jacke achtlos um die Schultern und hetzte hinaus, auf die Straße und machte sich auf den Weg. Er brauchte mindestens eine halbe Stunde und dabei war er fast gerannt. Vor ihm lag die breite Treppe hinauf zur Bibliothek; wenn er etwas herausfinden wollte, dann hier. Sie hatte schließlich gesagt, dass sie selbst nicht wüsste, was das Bild darstellte und wer es gemalt hatte. Er schluckte, atmete tief ein und ging hinein. Konnte er die ältere Frau an der Information fragen? Aber was sollte er sagen?
Nein, am besten er suchte erst einmal allein. Er sah sich um, so viele Reihen und Regale, Bücher über Bücher. Wer hatte all das geschrieben? Konnte man soviel wissen? Und wo sollte er hier anfangen?
Vielleicht gab es ein Regal mit Kunstbüchern, er konnte nach Namen suchen, die mit S begannen. Was war der andere Buchstabe? Er nahm das Bild erneut heraus und starrte auf den kleinen Teil in der unteren Ecke. War es ein O? Oder eher doch ein A?
„Schönes Bild? Von Ihnen?“ Erschrocken blickte er sich um. Neben ihm stand eine kleine Frau, mit einer so großen Brille, dass sie sich dahinter verstecken könnte.
„Nein, nein“ stammelte er.
„Kann ich Ihnen helfen?“ sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, und erst jetzt sah er das kleine Schild an ihrem Hemd, das ihren Namen und den der Bibliothek enthielt. Das machte es ihm vielleicht einfacher.
„Nun, ich möchte wissen, wer das Bild gemalt hat.“ Sie nickte.
„Verstehe. Darf ich mal?“ und sie deutete auf das Blatt in seiner Hand, streckte die Hand danach aus.
Doch hatte er mit einem Mal das Gefühl, sie könnte der Zeichnung etwas antun, ihre Hand sah auf einmal so dunkel aus, schmutzig und gefährlich. Er zögerte, sah sie mit einem Ausdruck an, der Verachtung und Abscheu zeigte, und sie zog ihre Hand zurück. Stattdessen zog sie die Arme hinter ihren Rücken, zog die Augenbrauen hoch und neigte den Kopf, so dass sie ein fragendes Gesicht zeigte und deutete mit einem Nicken auf das Blatt.
„Ich fass es auch nicht an.“ Wieder das freundliche Lächeln. Wenn er Hilfe wollte, musste er es ihr wohl oder übel zeigen. Und was war überhaupt über ihn gekommen, es war nicht einmal sein Bild. Wieso hatte er so Besitz ergreifend reagiert?
Er streckte ihr das Bild hin, dass sie es genau betrachten konnte und sie lehnte sich darüber, dass sie so nah wie möglich kam ohne es jedoch zu berühren. Sie besah sich alles sorgfältig und blieb schließlich an der Signatur hängen, der sie besondere Aufmerksamkeit schenkte.
„Hm“, machte sie. Und wieder „Hm“.
Er sah auf sie hinunter, wie sie immer noch die rechte untere Ecke anstarrte.
„Ich werde sehen, was ich finde.“ Damit zwinkerte sie ihm zu und drehte ihm rasch den Rücken zu, verschwand hinter einem der vielen Regalen und er konnte sie nicht mehr erkennen. Sollte er jetzt auf sie warten? Und wenn sie nichts fand und ihn stehen ließ?
Er machte sich auf die Suche nach den Kunstbüchern. Und tatsächlich, eine ganze Abteilung, nur mit Büchern von Künstlern, über Kunst oder Menschen, die davon lebten. Er fragte sich, wer so etwas las? Würde es einmal ein Buch über ihn geben?
Nur waren es mehr Bücher, als er erwartet hatte. Er ging zu einem der Regale, las die Titel auf den Buchrücken und nahm hier und da eines der heraus, blätterte, suchte nach Namen. Doch keiner begann mit einem B oder einem S beim Vornamen und gleichzeitig mit einem O als Nachname. Er war sicher schon beim sechsten Buch, als die kleine Frau mit drei Büchern im Arm um die Ecke kam.
„Ah, hier sind Sie, hab mich schon gefragt, ob Sie gegangen sind.“ Und sie kam auf ihn zu, vorbei und ließ die Bücher geräuschvoll auf einen Tisch in der Nähe fallen.
„Ich hab ein paar Bilder gefunden, die dem Ihren ähnlich sehen, ich hab kleine Karten in die Seiten gesteckt. Vielleicht hilft es. Ich bin auch im Computer Namen von Malern durchgegangen, doch keiner hatte solche Initialen, obwohl ich mir auch nicht sicher bin, ob ich die richtigen Buchstaben erkannt habe.“ Damit drehte sie ihm wieder den Rücken zu und verschwand, sicher auf der Suche nach dem nächsten Besucher, dem sie ihre aufopferungswillige Hilfe anbieten könnte.
Er setzte sich auf einen der Tische und nahm sich das erste Buch, legte dabei das Buch über die verschiedenen gotischen Künstler beiseite und blätterte darin. Bald hatte er ihre Markierung gefunden und sah vor sich tatsächlich etwas, das seinem Gnom ähnlich sah.
Hatte er das Bild gerade seinen Gnom genannt? Er schüttelte wieder den Kopf, er musste aufhören und bald herausfinden, was hinter diesem Bild steckte. Das alles wurde ihm zu unheimlich. Schon komisch, dabei liebte er solche Geschichten doch, er hatte schließlich nur nichtmenschliche Skulpturen in seinen Schränken stehen.
Er sah auf die Abbildung und was er sah war ein kahler, kleiner Zwerg in Lumpen, mitten in einem dichten Wald, doch grinste dieser Wicht viel zu hämisch, das war nicht das Wesen, das er suchte. Doch las er kurz die wenigen Zeilen unter dem Bild. Zwerge, Gnome, Trolle, alles Namen für kleine Fabelwesen, die das gehässige Wesen und die Geldgier der Menschen verkörperten. Er sah kurz auf, so hatte er das noch nie gesehen. Das Märchen nichts anderes als versteckte Wahrheiten über die Gesellschaft waren, war neu für ihn. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass alles darauf hinaus lief, egal an welche Zwerge er dachte, er konnte sofort einen Menschen nennen, der diesem ähnlich war. Und auch alle seine hässlichen Figuren in seiner Werkstatt hatten ihre Modelle in der Realität. War nicht jeder auf seine Art gehässig und gierig? Er runzelte die Stirn. War er gierig? Nun, er hatte vor nicht allzu langer Zeit einer Kundin erlaubt, durch ein hohes Honorar seine anderen Kunden auf die Warteschlange setzen zu lassen. Aber das hatte er nur getan, weil sie ihn nervös gemacht hatte, aufgrund ihrer Schönheit, nicht des Geldes wegen, redete er sich ein.
Er nahm sich das zweite Buch und blätterte darin umher, bis er die kleine Karte der Frau fand. Zwei Radierungen von kleinen Zwergen, beide kahl und mit runden Gesichtern sah er vor sich und wieder musste er sich eingestehen, dass sie Ähnlichkeiten hatten mit seiner Zeichnung, doch immer fehlte etwas, eine gewisse Kleinigkeit, vielleicht war es der unsichere Blick, der sowohl Unbehagen als auch Wohlwollen ausdrücken konnte, den diese Gestalten in dem Buch nicht vorweisen konnten. Er las wieder die Beschreibungen darunter. Wieder die gleichen Worte, Gier nach allem, was glänzte, Bösartigkeit und eine schwarze Mysteriösität zeichnete die kleinen Gnome oder Zwerge aus und symbolisierten Habgier und den Willen, ungeliebten Menschen Schaden zuzufügen. Ihn überkam ein Schauer. Ungeliebte Menschen, hatte er nicht eine Wächterin erschaffen, die eine Waffe in den Händen hielt, um ihn vor Menschen wie diesem Mädchen zu beschützen? Auch wenn sie aus Stein war, war es nicht ein Zeichen, dass er ihr Böses wollte, ihr Schmerzen zufügen, wie sie ihm verletzt hatte? Er lehnte sich zurück und bemerkte ein unwohles Gefühl in der Magengegend. Könnte er, wenn er dazu fähig war, jemanden verletzten? War er tatsächlich fähig dazu? Es war ihm, als würde er fallen, ohne Gnade. Ihm wurde schwindelig und er sah leuchtende Punkte vor den Augen, die hin und her sprangen. Übelkeit stieg mehr und mehr auf, es war der Gedanke selbst und diese Seite an sich, die er nie gekannt hatte. Und er fiel in ein tiefes Loch, aus dem er nie herausfinden würde, denn er war allein.
Langsam kam er wieder zu sich, er atmete tief ein und wieder aus, er konnte wieder normal sehen. Was war bloß los mit ihm? Konnte ein Bild ihn so sehr verstören? Er legte das Buch beiseite und nahm das dritte und letzte des Stapels. Dunkles Rot sah er, mit einem goldenen Symbol, verschlungene Linien, das ausgesprochen schön wirkte auf dem alt erscheinenden Umschlag. Fabelwesen, stand in goldenen Buchstaben darauf und er blätterte hier und dort, sah Bilder von Einhörnern, Drachen, Feen, Zauberern. Er bekam plötzlich Lust, wieder in seine Werkstatt zurückzukommen. So viele Ideen kamen ihm plötzlich in den Sinn, dass er sofort damit beginnen wollte, sie umzusetzen. Und dann stieß er auf die kleine Karte. Auf den beiden Seiten waren mehrere Bilder, doch keine Darstellung zeigte einen Zwerg oder etwas Ähnliches. Er fragte sich, ob die Frau vielleicht die falsche Seite markiert hatte und blätterte ein paar Seiten vor und auch zurück, doch auch auf den anderen Seiten waren keine kleinen Wesen zu sehen. Er besah sich noch einmal die Bilder der markierten Seite, und erst jetzt sah er den Engel auf der rechten Seite genauer an. Und ja, wenn er genau hinsah, sah er dem Wesen auf seiner Zeichnung ein wenig ähnlich, er hatte denselben Mund und auch so eine schmale Nase, wenn auch die Augen nicht denselben Ausdruck hatten. Dabei war es ein schlankes Wesen, weiß gekleidet und mit langen, samtenen Flügeln, gar nicht wie sein Gnom, und auch nicht hässlich. Obwohl, fand er den Gnom aus der Zeichnung überhaupt hässlich? Er las wieder die kleinen Zeilen, nachdem er erneut das Gesicht des Engels betrachtet hatte. Engel, stand dort, meist in der Bibel vorkommend, waren Boten eines Gottes, überbrachten Nachrichten von Bedeutsamkeit, aber waren auch oft die Krieger in einem heiligen Krieg und nicht selten waren sie die Zeichen für den sicheren Tod eines Menschen.
Er sah erneut auf die Abbildung des Engels, wenn er genau hinsah, könnte der Engel tatsächlich ein Schwert in der Hand halten. Wie so etwas Reines, so etwas Helles den Tod bringen konnte? Er hatte sich den Todesboten immer als etwas Dunkles vorgestellt. Und auch sein Todesengel in seiner Werkstatt war aus schwarzem Stein, ein nacktes Wesen mit einem düsterem Ausdruck und Trauer auf dem Gesicht. Doch dass so ein freundliches Geschöpf, die pure Weisheit enthaltend und Güte ausstrahlend, das endgültige Ende prophezeite, das irritierte ihn und wieder überkam ihn das Schwindelgefühl, das er eben hatte. Er musste sicher wieder zurücklehnen und zu der Übelkeit und den schwimmenden Punkten vor seinen Augen kam ein Schmerz. Fast wie eine eiserne Hand fühlte das Gefühl sich an, dass sein Herz oder seine Lunge oder was auch immer mit einem unbeschreiblichen Stechen quälte. Diesmal dauerte es viel länger, dass es verging und er sich traute, die Augen zu öffnen. Er hatte genug, es stimmte etwas ganz und gar nicht. Er klappte das Buch zu und nahm es an sich gedrückt mit zur Information.
„Kann ich das ausleihen?“ fragte er und legte das Buch auf die Schranke, die ihn und die ältere Frau trennte.
„Natürlich. Ihren Ausleihschein?“ Sie sah ihn mit einem nichts sagenden und verschwommenen Blick an.
„Ich habe keinen.“ antwortete er.
„Oh, ja, dann füllen Sie das hier aus, und Sie müssen die Gebühr für ihren Ausleihschein bezahlen.“ Sie reichte ihm ein Papier und einen Schreiber und er nickte und las, was sie ihm gereicht hatte. Er füllte hastig alle Felder aus, zahlte die Summe, die sie ihm nannte und wartete ungeduldig darauf, dass sie ihm seinen Schein aushändigte, dabei trommelte er ständig mit den Fingern auf dem lackierten Holz vor ihm.
Wieder schüttelte er den Kopf, als er daran dachte, dass er dies noch niemals vorher getan hatte, er war ein sehr geduldiger Mensch. Und selbst wenn er ungeduldig werden sollte, so ließ er es niemanden wissen, es ging schließlich auch niemanden etwas an.
Endlich kam die Frau zurück, reihte ihm den kleinen Ausleihschein und das Buch und er ging hinaus, hetzte mit der gleichen Geschwindigkeit zu seiner Werkstatt, mit der er auch den Hinweg bestritten hatte und marschierte auf den Marmorklotz zu. Er warf das Buch ein paar Meter von sich entfernt auf den Boden, nahm wieder die Zeichnung zur Hand und legte sie vorsichtig auf den Tisch in der Ecke. Der Gang zurück hatte die Gedanken an die ungewöhnlichen Schmerzen verjagt und er fühlte sch wesentlich besser.
Er musste jetzt beginnen, oder er würde nie damit fertig werden. Es war egal, was das Bild darstellte, egal, von wem es war, er konnte eine Skulptur auch ohne diese Daten schaffen. Und er nahm seine Werkzeuge und begann. Immer mehr kleine Steinchen fielen und er hatte die ungefähren Umrisse, den kahlen Schädel bereits herausgearbeitet. Nach einer Stunde waren die Augen fast erkennbar und die Nase war angedeutet. Es war schon lange dunkel und ein neuer Tag näherte sich rasch, als er fast fertig war, nur hier und dort ein paar Änderungen vornahm. Er ging noch einmal zu der Zeichnung, hielt sie neben sein Werk und nickte stumm. Er hatte gute Arbeit geleistet, seine Figur hatte dieselbe spitze Nase, denselben bohrenden Blick, die hellen Schatten unter den Augen, die kleinen Runzeln der Haut um den Mund und an den Wangen. Er war zufrieden.
Doch plötzlich erschrak er und seine Hand sank wie von allein herunter, ließ das Bild zu Boden gleiten. Er bemerkte gar nicht, wie sein Mund offen stand vor Schreck und sein Blick sich ins Leere verlor. Er erkannte plötzlich, was er vor sich hatte, was er modelliert hatte. Und er erkannte die Ähnlichkeit zu dem Engel und den Ausdruck, der weder Bösartigkeit noch Freundlichkeit, sondern schlicht und ergreifend das Wissen der Zeit war, eine Überlegenheit allem gegenüber. Dies war kein Gnom, kein Wesen aus einem Märchen.
Vor sich hatte er das Ende, den Tod persönlich.
Die Sonne schien und sie sah kurz in den blauen Himmel, schloss die Augen als sie die Wärme auf der Haut spürte. Dann griff sie nach der Türklinke und ging in die Werkstatt. Sie horchte kurz und als sie die Stille vernahm, nickte sie zufrieden. Sie ging weiter, sah ihren Marmorklumpen, der jetzt die Form eines Kopfes hatte und ging auf ihn zu. Dabei achtete sie gar nicht auf den Mann am Boden oder aber das Blut um ihn herum, doch berührte nicht ein Tropfen ihre Schuhe oder gar den Saum ihres Kleides, der bis zum Boden reichte. Sie streichelte sanft über den kalten Stein, lächelte und schürzte die Lippen. Dann sah sie hinter sich auf den Boden, dort wo der Kopf des Mannes lag und beugte sich zu ihm herunter. Sie musterte seinen ganzen Körper und als sie die spitze Feile in seinem Handgelenk sah, lachte sie leise auf und schüttelte den Kopf. Sie griff hinter ihn, nahm die Zeichnung auf und faltete sie langsam zusammen.
„Danke“ sagte sie fast unhörbar, erhob sich wieder und strich wieder über die Skulptur, nahm sie dann mit einer Leichtigkeit auf, als wäre sie aus Watte und nicht aus schwerem Stein und ging auf den Ausgang zu. Sie bemerkte das Buch auf dem Boden, hockte sich daneben und drehte es herum, um den Titel lesen zu können, lachte dann wieder leise auf, als sie erkannte, welches Buch es war. Dann sah sie ein letztes Mal auf den Mann, erhob sich und ging leichtfüßig zurück in den warmen Sonnenschein.