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Bewusstseinsstrom

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07.12.2014
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Bewusstseinsstrom

Ein guter Mensch. Ein feiner Mensch. Ein aufrichtiger Mensch. Das goldene Gefängnis besteht zu unserer Sicherheit. Das Gefängnis existiert, es ist ein Axiom. Die Welt ist schlecht. Das ist halt so. Ich bin nur eine Schabe, ein Ungeziefer, ein Weltfremder in einer Welt voller Fremder. Das ist keine morbide Einstellung, das ist von unserem Weltenwandler.

Das Fingergrundgelenk ist merkwürdig. Es ist fast so, als wäre es gänzlich auf kämpferische Effizienz ausgelegt. Ich balle meine Faust und dieser Bestandteil der Hand springt voraus, ganz als wolle er nach vorne streben.

Dieses Blut hat etwas sehr schönes, doch es darf nicht trocknen. Trockenes Blut von der Haut zu ziehen ist so lästig, das ist wie Pflaster abziehen. Es wurde genug entwurzelt für einen Tag, es war wirklich genug.

112, dieser Anruf sollte ihm wohl zustehen. „Unfall mit Personenschaden, Kantstraße“.
Unfall. So kann man geltend Unrecht bezeichnen. Kant klingt wie das englische Cunt, ob das schon mal jemandem aufgefallen ist?

Gefängnisse haben etwas beruhigendes. Es sind hermetische Räume, Sicherheiten, Beständigkeiten, es soll eine Strafe sein? Die Lyrik drängt nach Hermetik und die Philosophie nach Sinn und Unsinn, all das ist.

Die Farbe meiner Lederschuhe blättert ab - von wegen Echtleder. Wie nervig diese pochende Lunge ist, früher hat sie mehr ausgehalten. Sie waren ganz preiswert, ach, kognitive Dissonanz. Die Bahn lässt den Wind auch immer sehr unangenehm heranströmen.

Das sind viele wirre Gedanken. Ab zum Sport. Sport ist eine Katharsis. Ich bin Deutscher, ich hatte schon genügend Sündenfälle. Es sollte mein Recht sein.

Zuhause, Sporttasche, Geld, Trainingsausweis. Ein Trott, ein Alltag, eine Abweichung, eine Flucht, eine Katharsis. Das klingt nach einer halben Telenovela.

In der Bahn flackern die Lichter. In dieser illuminierten Bahn sehe ich mich im Fenster. Tiefe, blaue Augenringe, zu langes Haar, getrocknetes Blut am Kragen meines Kurzmantels - Mist!

Destruktion ist die Lösung; allem auf den Grund gehen, nur so kann es sich verhärten und weiterentwickeln. Heidegger bezog die Destruktion auf die Philosophiegeschichte und deren Begrifflichkeiten. Der Sport ist aber der wirkliche Beweis; Hypertrophie, die Destruktion und darauf folgende Anpassung. Zerstörung macht stark.

 

Das sollte ursprünglich ein fragmentarisch erzählte Dystopie werden, deswegen auch eine Kafka lobpreisende Einleitung. Nun ist es ein kleiner Baustein, in der Gänze vlt sehr unbedeutend, doch ein stilistischer Versuch sich auf eine indirekte Erzählweise einzulassen (also als Schreiber). Bei den kurzen Absätzen habe ich mich sehr von Kracht inspirieren lassen, vermutlich auch eine fragwürdige Entscheidung.

 

Hallo,

Fragemente sind wohl vorhanden, aber Dystopie? Mhm. Ich verstehe da eventuell etwas anderes drunter, eher so "The Road" von Mc Carthy.

Der soc ist eine Technik, die ja ziemlich alt ist, also diese assoziativen Sprachbilder, ich weiß gar nicht, glaube die Beatniks so um Kerouac und Ginsberg haben die letztmalig verwendet. Da war aber ein Ziel erkennbar, ein erzählerisches Ziel. Die wollten damit hin, da war so ein soc Teil einer Erzählung, der etwas repräsentierte, der etwas ergänzte.

Deswegen habe ich ein Problem mit diesem Text. Der behauptet etwas, und du brauchst schon eine angehängte Erklärung, eine Bedienungsanleitung. Für mich sind das einfach ein paar zusammenhangslose Textfetzen, die so lakonisch daherkommen, aber jetzt auch nicht für sich stehen, das man sagen könnte, das ist ein Sprachkunstwerk. So wirkt es nicht. Mag sein, dass es Leser gibt, die das total vom Hocker reißt und die sagen, das sei die Erleuchtung und postmodern. Ich jedenfalls gehöre nicht zu diesen Lesern. Dein Text erzählt nichts, er will nirgends hin, der täuscht vor, intelligent zu sein, aber im Grunde sind es nur ein paar Sätze, Kafka hin oder her.

Noch viel Spaß hier.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

danke für den Beitrag. Ich habe mich sehr unklug ausgedrückt, es sollte ursprünglich ein ausgeklügelteres Ergebnis sein, welches in einer Dystopie spielt. Kafka wäre als heilige Schrift ausgelegt worden und so weiter, letztendlich wurde das ganze gebrochen und verkleinert. Ich selbst war, beziehungsweise bin damit ja nicht vollends zufrieden, deswegen die Veröffentlichung hier.

Der Versuch bestand letztendlich darin eine Handlung ohne direkt Handlung zu schaffen. Deine Kritik ist durchaus verständlich. Es stimmt auch, es fiel mir schwer eine interessante Rahmenhandlung zu schaffen, deswegen nahm ich den Begriff der Destruktion abschließend, um dem Ganzen ein Gerüst zu verpassen und es nicht als rohes Fleisch daliegen zu haben. Ein Versuch halt.

Danke für die Kritik.

 

Ich finde, ergänzend dazu, Bewußtseinsströme gut, als Mittel zum Zweck. Deine Sätze klingen für mich wie Kapitelüberschriften, vielleicht drückt es das besser aus.

Diese Idee mit der Dystopie klingt sehr gut, das würde mich wirklich interessieren, also mit Figuren und Charakteren und Handlung, muss ja nicht viel sein. Schreiben kannst du sicherlich.

 

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