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Bewusstseinsreise

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19.07.2016
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Bewusstseinsreise

„Hier, nimm das.", sagte der Guru und hielt mir einen kleinen, gelben Pilz hin. Unsicher pendelte mein Blick zwischen dem Pilz und dem Guru hin und her, aber er setzte nur ein zufriedenes Lächeln auf und nickte zustimmend, als wolle er sagen:„Ja das ist die richtige Entscheidung, vertrau mir!"
Zögernd nahm ich das gelbe Ding aus seiner knotigen Hand, betrachtete es kurz und stopfte es mir in den Mund. „Du wirst sehen wie gut es dir tun wird. Dieser Pilz schickt dich auf eine Bewusstseinsreise...

...reise...

...reise..."

Das letzte Wort verebbte zu einem weit entfernten Echo und langsam verschwamm die Welt vor meinen Augen. Ich glaubte ein rasantes Gefühl des Fallens zu spüren, presste die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall, doch er kam nicht.
Das Gefühl verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. Verwundert schlug ich die Augen auf und sah mich um.

Ich befand mich in einem prunkvollen Thronsaal mit bunten Glasfenstern die das hereinfallende Licht in allen Farben erstrahlen ließen. An den marmornen Wänden hingen purpurne Banner auf denen eine goldene Krone eingestickt war. Vor mir erstreckte sich ein ebenso purpurner Teppich der zu einem Thron am Ende des Raumes führte. Der Thron schien nicht am Boden zu stehen, sondern direkt aus ihm herauszuwachsen. Darauf saß ein stattlicher Mann mit schwarzen Locken die von einer goldenen Krone gebändigt wurden.

Die königliche Gestalt musterte mich mit einem Blick der interessiert und arrogant zugleich wirkte, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Sieh dich doch nur mal an.", sagte er vorwurfsvoll. „Du gehst zu einem seltsamen Mann und holst dir von ihm dubiose Substanzen, weil du nicht weißt was du willst! Du wirfst deine Selbstbeherrschung einfach so über Bord um nach Antworten zu suchen die du doch schon längst kennst!"
„Was sind denn die Antworten die ich suche?", fragte ich ihn.

Genervt verdrehte er die Augen. „Also bitte, das ist doch ganz einfach! Du willst wie jeder andere ein eigenes Haus, einen guten Job und ein sorgenfreies Leben mit einer netten Frau an deiner Seite, wie jeder normale Mensch. Früher warst du doch immer gegen solche Substanzen und nun hast du sie selbst probiert weil du nicht mehr weiterweißt und dir einbildest dass du in einer Sinnkrise steckst!"

Beschämt senkte ich meinen Kopf. „Ja, schon...", gab ich kleinlaut zu.

Er nickte bekräftigend. „Eben! Also reiß dich zusammen. Du musst deine Zukunft im Auge..."
Ein schrilles, hexenartiges Gekicher unterbrach den Herrscher. Überrascht drehte ich mich um.

Hinter mir sah es so aus als wäre eine Gesteinslawine in den Thronsaal gekracht und ein Berg von Geröll türmte sich vor mir auf. In dem riesigen Haufen war eine gut ein Meter große Öffnung aus der das Gekicher heraustönte.
Die königlich Gestalt sprang wutentbrannt auf. „Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen!"

Ein hämisches, säuselndes „Doooch!", ertönte aus dem Loch, begleitet von einem scharrenden Geräusch. Verwundert starrte ich auf aschegraue Ding, das sich langsam aus der Öffnung schälte. Es hatte den Körperbau des Wesens Gollum aus „Herr der Ringe", einen langen, wettergegerbten Bart und weiße, verfilze Haare die ihm bis zum Gesäß hingen.
Das Ding fixierte mich mit seinen stechenden, schwarzen Augen und grinste schief, wobei ein gutes Dutzend Zahnstummeln zum Vorschein kamen.

„Hör nicht auf diesen Snob, das willst du doch alles gar nicht!", krächzte es. „Was du wirklich willst, ist das Mädchen aus dem Zug vögeln, weil sie dich an deine Exfreundin erinnert, die du immer noch liebst!" ich fühlte mich ertappt und schüttelte heftig den Kopf, was das Wesen aber nur umso breiter grinsen ließ.

"Außerdem willst das Geld das du verdienst nicht sparen, du willst es ausgeben und dir schöne Sachen darum kaufen. Du willst gar nicht arbeiten, sondern Zeit mit deinen Freunden verbringen und jede Nacht feiern!"

„Nein! Hör nicht auf ihn! Denk an deine Zukunft und deine Prinzipien!", schrie die königliche Gestalt hinter mir.
Ich war hin und hergerissen. „Kann ich nicht beides haben? Kann ich nicht einen Mittelweg wählen?", rief ich, worauf beide in schallendes Gelächter ausbrachen.
„Hast du das gehört? Er will einen Mittelweg zwischen Über und Unterbewusstsein gehen.", johlte der Herrscher hinter mir.

Das graue Wesen stieß ein abgehacktes, raues Lachen aus, was nach dem Krähen eines Raben klang. "Den Mittelweg um beide Seiten zufriedenzustellen, hahaha, als ob den schon jemals jemand gefunden hätte!"

 

Hej Ian Barrens,

würde es dir etwas ausmachen, deinem Text einige Abschnitte beizufügen.
E liest sich ein bisschen unangenehm.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hey Kanji,
klar kein Problem, ist meine erste Kurzgeschichte hier also bitte nicht wundern wenn sie etwas holprig ist^^ Welche Abschnitte zum Beispiel?

 

So, dass Absätze entstehen und ich nicht im Block lesen muss. Weißt du, was ich meine?

Gruß, Kanji

 
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Was Kanji meint, ist so was:

„Hier, nimm das{.}", sagte der Guru und hielt mir einen kleinen, gelben Pilz hin. Unsicher pendelte mein Blick zwischen dem Pilz und dem Guru hin und her, aber er setzte nur ein zufriedenes Lächeln auf und nickte zustimmend, als wolle er sagen:„Ja das ist die richtige Entscheidung, vertrau mir!"
Zögernd nahm ich das gelbe Ding aus seiner knotigen Hand, betrachtete es kurz und stopfte es mir in den Mund.
„Du wirst sehen wie gut es dir tun wird. Dieser Pilz schickt dich auf eine Bewusstseinsreise ...reise ...reise ..."
Das letzte Wort verebbte zu einem weit entfernten Echo und langsam verschwamm die Welt vor meinen Augen. Ich glaubte ein rasantes Gefühl des Fallens zu spüren, presste die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall, doch er kam nicht.

Das Gefühl verschwand genauso schnell, wie es gekommen war. Verwundert schlug ich die Augen auf und sah mich um.

[...]

Die königliche Gestalt musterte mich mit einem Blick der interessiert und arrogant zugleich wirkte, dann schüttelte sie langsam den Kopf.
„Sieh dich doch nur mal an.", sagte er vorwurfsvoll. „Du gehst zu einem seltsamen Mann und holst dir von ihm dubiose Substanzen, weil du nicht weißt was du willst! Du wirfst deine Selbstbeherrschung einfach so über Bord um nach Antworten zu suchen die du doch schon längst kennst!"
„Was sind denn die Antworten die ich suche?", fragte ich ihn. Genervt verdrehte er die Augen.
„Also bitte, das ist doch ganz einfach! Du willst wie jeder andere ein eigenes Haus, einen guten Job und ein sorgenfreies Leben mit einer netten Frau an deiner Seite, wie jeder normale Mensch. Früher warst du doch immer gegen solche Substanzen und nun hast du sie selbst probiert weil du nicht mehr weiterweißt und dir einbildest dass du in einer Sinnkrise steckst!"


Ein neuer Sprecher = eine neue Zeile.
Kurze Pausen oder Perspektivenwechsel = neuer Abschnitt, usw.

Gruss dot

 

Hej Ian Barrens,

nicht wundern, ich habe die Geschichte jetzt doch in ihrer Blockform gelesen. Weil sie so kurz ist und ich neugierig.

Leider habe ich mir unter dem Titel eine andere Sicht versprochen. Das ist natürlich nicht deine Schuld.
Das Thema liegt mir sehr. Ich empfinde es nur nicht als angenehm, es derart negativ, gespenstisch und wenig inspirierend anzugehen. Aber da du es in dieser Form belegt hast, nehme ich es zur Kenntnis.
Die Problematik deines Protagonistin ist ja verbreitet, vielleicht auch sich selbst mit Hilfsmitteln auf die Sprünge zu helfen, aber wie man sieht, am Ende eben doch verwirrend, brutal und du zeigst mir keine Alternative. Diese Reise ist kurz und gleicht eher einem Albtraum mit der gängigen Schwarz-Weiß-Zeichnung. Engelchen und Teufelchen.

"... und bin so klug als wie zuvor." ;)

Ich hätte mir gewünscht, du hättest das Thema beleuchtet. Von mehreren Seiten. Möglichkeiten aufgezeigt, Hinweise gegeben. Eine Geschichte ersponnen. So aber war diese Reise unerquicklich und zeigt mir am Ende nur moralistisch: keine bewusstseinserweiternden Pilze essen.

Ansonsten habe ich sie trotz der unglücklichen Gestaltung gut lesen können, weil du sie schön geschrieben hast, so dass sie lebendig und bildhaft wurde.

Hoffentlich war ich jetzt nicht zu hart und du kannst meinen Standpunkt nachvollziehen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Lieber Ian Barrens,

immer, wenn ich den Tag ‚Philosophisches’ sehe, bin ich sehr gespannt darauf, was der Autor mit ihm gemeint haben könnte.

Du konstruierst in deinem Text ein Gespräch, das in der Äußerung endet:

"Den Mittelweg um beide Seiten zufriedenzustellen, hahaha, als ob den schon jemals jemand gefunden hätte!"

Und das scheint mir dann auch wohl das Philosophische zu sein, was du ansprechen möchtest: die Suche nach dem richtigen Weg, nach dem Weg zwischen zwei Möglichkeiten oder zwei Gegensätzen.
Bei dir sieht das so aus: Der Mann mit der Krone sagt, dass dein Protagonist

ein eigenes Haus, einen guten Job und ein sorgenfreies Leben mit einer netten Frau an (s)deiner Seite,

sucht,

während das Gollum-ähnliche Wesen das ganz anders sieht:

Was du wirklich willst, ist das Mädchen aus dem Zug vögeln, weil sie dich an deine Exfreundin erinnert, die du immer noch liebst!"

Das sind also die beiden möglichen Antworten auf die Frage, wonach dein Protagonist eigentlich sucht. Und zwischen diesen beiden scheint er nach einem Mittelweg zu suchen.
Allerdings kann ich nicht ganz nachvollziehen, worin nun das Problem liegt. Schließt das eine das andere wirklich aus?

Ich glaube, die Idee deines Textes zu verstehen: Häufig befinden wir uns in dem Dilemma, dass wir uns zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden müssen, es aber nur ein Entweder-Oder gibt, sich kein Kompromiss oder Mittelweg finden lässt. Wir sind hin- und hergerissen und finden keine Lösung.

Um dieses Problem rankst du deine kleine Geschichte, die etwas Märchenhaftes hat: Da ist der Guru, der dem Protagonisten einen bewusstseinerweiternden Pilz gibt, der den Protagonisten in ein Märchenschloss versetzt. Dort sitzt ein König, der ihm helfen will und seine Frage zu beantworten versucht. Dann taucht dessen Gegenpart auf, der hässlich und böse die Situation stört, indem er seine Wahrheit auf den Tisch legt. Daraus hätte mMn eine recht gute Story entstehen können. Leider bleibst du, was das philosophische Problem angeht, auf einer sehr oberflächlichen Ebene. (s.o.)

Dabei hast du die von dir gewählten Versatzstücke deines Textes recht gut ausgestattet: Du beschreibst die Begegnung deines Protagonisten mit dem Guru und später mit dem König sehr anschaulich, ebenso wie das Auftauchen des Widerparts. Ich kann mir die Personen und die Szene wirklich gut vorstellen.

Zur Form noch ein paar Anmerkungen:
Ich schenke dir 17 Kommas, die du in deinen Text einfügen solltest. Besonders deine Relativsätze (Der Mann, der gestern kam, ist heute wieder abgereist.) trennst du fast nie vom Hauptsatz. Du solltest dir deshalb unbedingt noch einmal die Regeln der Kommasetzung anschauen. Es fehlen einfach zu viele.

Und noch zwei Kleinigkeiten:

„Hier, nimm das(.)", sagte der Guru und hielt mir einen kleinen(,) gelben Pilz hin.
In der wörtlichen Rede verzichten wir auf den Punkt, wenn danach noch ein Beisatz steht, der durch das Komma abgetrennt wird.

Bei Farbadjektiven fällt das Komma weg, ebenso bei Adjektiven, die sich auf das Material (eine kleine silberne Kanne) oder die Herkunft (ein großer spanischer Autor) beziehen.

Lieber Ian Barrens, ich hoffe, dass meine kritischen Anmerkungen dich nicht zu sehr schmerzen. Denn dass du schreiben kannst, ist sicher. Vielleicht solltest du nur ein wenig tiefer in das von dir gewählte Thema einsteigen.
Ich begrüße dich bei den Wortkriegern und wünsche dir hier viel Spaß.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Hy Kanji und barnhelm

ja ich kann eure Kritik nachvollziehen und nein die Kritiken war nicht zu hart. Gerade wegen der Kritiken bin ich ja hier um mich zu verbessern ;) Die Geschichte kam mir in den Sinn als wir vor ein paar Monaten in Psychologie über das Über und Unterbewusstsein gesprochen haben und wie schwer es ist beides zufriedenzustellen.

Auf einen moralischen Standpunkt wollte ich gar nicht raus, es ging mir eher darum das moralische Über-ich (Überbewusstsein), das verborgene Unter-ich (Unterbewusstsein) und das Problem auf beide gleichzeitig zu hören darzustellen. Da es eben um diese Bewusstseinsebenen geht und darum das der Protagonist beide trifft um sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen habe ich es Bewusstseinsreise getauft.

An meiner Rechtschreibung werde ich auf jeden Fall noch arbeiten müssen^^

Auf jeden Fall danke für eure ehrliche Kritik,

Gruß Ian

 

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