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Besinnliche Zeit

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23.12.2003
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Besinnliche Zeit

Besinnliche Zeit

Meine Augen quellen über vor Freude, wenn ich im Supermarkt endlich die ersten Lebkuchensterne des Jahres sehe. Aus Angst, sie könnten bei meinem nächsten Einkauf vergriffen sein, lade ich mir gleich den ganzen Einkaufswagen voll. Abends, wenn ich mit meinen Nachbarn im Garten sitze, gönne ich mir gleich die erste Packung. Mit einem kühlen Schluck Weizenbier, schließlich ist es Anfang September am Abend noch recht warm, spüle ich mir die letzten Krümel aus dem Mund. Einmal in vorweihnachtlicher Stimmung entschließe ich mich gleich am nächsten Tag den Weihnachtsschmuck zu überprüfen, der in einem eigens dafür errichteten Anbau lagert.
Voller Stolz blicke ich auf die Unmengen von Lichtern und Figuren, die ordentlich verpackt in den Regalwänden liegen. Wie immer, wenn ich diesen Raum betrete, habe ich den Eindruck, dass noch irgendwas fehlt. Also beginne ich sofort mit dem Bau eines riesigen Renntierschlittens. Obwohl es draußen sehr schön ist, erledige ich alle Arbeiten auf dem Dachboden, wo es noch etwa 20 Grad wärmer ist als draußen. Auf keinen Fall sollen die Nachbarn mein Kunstwerk vor der Adventszeit sehen und die Möglichkeit haben, etwas noch tolleres anzuschaffen. Natürlich ärgere ich mich später drüber, dass ich nicht bedacht habe, wie klein der Einstieg auf den Dachboden ist. Ich habe keine Chance den Schlitten am Stück herunter zu transportieren und muss in erst einmal zerlegen. Die einzelnen Teile verfrachte ich dann in Folie eingeschweißt in den Lagerraum. Darüber, dass ich in drei Monaten nicht mehr weiß, wie die Teile zusammen gesteckt werden, mache ich mir im Moment keine Gedanken.
Die nächsten Wochen verbringen meine Frau und ich damit, uns durch unzählige Kataloge zu arbeiten. Schließlich will man seine Weihnachtsgeschenke ja nicht auf den allerletzten Drücker kaufen.
Der erste große Höhepunkt in der Weihnachtszeit ist die Betriebsfeier. Wir treffen uns mit rund fünfundzwanzig Kollegen in einem viel zu kleinen Saal und versuchen krampfhaft in Stimmung zu kommen. Nach dem achten Glas Bier beteuern wir uns wie sehr wir uns alle mögen, obwohl wir das ganze Jahr nicht ein freundliches Wort miteinander reden. Der Chef bedankt sich für die tolle Arbeit und erzählt uns wie wichtig jeder einzelne von uns ist. Seine Sekretärin sucht verzweifelt nach einem Opfer, mit dem es die Nacht verbringen kann und tanzt später am Abend nackt auf den Tischen. In der Zwischenzeit sind wir vom Bier auf Schnaps umgestiegen. Das ganze endet dann damit, dass am nächsten Morgen keiner mehr so richtig weiß, wie der Abend zu Ende gegangen ist.
Am Montag vor dem 1. Advent stehe ich dann pünktlich um 4:30 Uhr auf. In diesem Jahr will ich es schaffen als erster in unserer Straße mit der Weihnachtsdekoration fertig zu sein. Mit fünfzig Meter Lichterkette in der einen und dem Werkzeugkasten in der Anderen hand, versuche ich die Leiter zu ersteigen. Kurz bevor ich das Dach erreiche rutsche ich mit dem linken Fuß auf der Leiter ab und rutsche die kompletten achtundzwanzig Stufen zurück. Beim Aufprall auf den Boden verspüre ich einen unangenehmen Schmerz am rechten Knöchel.
Drei Wochen später werde ich den lästigen Gips dann endlich los und bin auch in diesem Jahr der letzte der den Weihnachtsschmuck anbringt.
Nach nur drei Tagen habe ich es geschafft. Die Lichterketten hängen und es kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Feierlich stehe ich mit meiner Frau vor dem Haus und stecke den letzten Stecker in die Steckdose. Im Haus ertönt ein merkwürdiges Geräusch und alles wird dunkel.
Für diesen Fall habe ich immer eine Taschenlampe parat. Der Lichtstrahl trifft auf einen Klumpen geschmolzenes Plastik, der einmal der Sicherungskasten war. Meiner Frau steht das Entsetzen in Gesicht geschrieben. Leider ist Samstag und alle Elektriker haben schon Feierabend. Unter der Androhung von körperlicher Gewalt verbietet mir meine Frau den Sicherungskasten selbst zu reparieren, und wir verbringen ein romantisches Wochenende bei Kerzenschein.
Nachdem wir einen neuen Sicherungskasten mit der doppelten Leistungsfähigkeit bekommen kann die Festbeleuchtung endlich eingeschaltet werden. Wieder stehe ich mit meiner Frau vor dem Haus. Diesmal geht’s alles gut. Taghell leuchtet der Himmel über unserem Haus. Die Vögel beginnen verwirrt mit dem Nestbau.
Am nächsten Tag kommt ein Schreiben von den Stromwerken. Die Belegschaft versichert uns im nächsten Jahr beim Aufbau der Beleuchtung zu helfen, damit unsere Weihnachtsdekoration bis zum ersten Advent fertig ist.
Das Schlagen des Weihnachtsbaumes gehört zu den absoluten Höhepunkten der Vorweihnachtszeit. Auch wenn mich meine beiden Söhne auf Knien anflehen, einen Baum zu kaufen, lasse ich es mir nicht nehmen mir im Wald den schönsten Baum auszusuchen. Das Unternehmen entwickelt sich schnell zu einer irrsinnigen Schlammschlacht. Der Regen der letzten Wochen hat den Boden doch mehr aufgeweicht, als wir zunächst vermutet haben. Meine Söhne werfen mir böse Blicke zu und beschimpfen mich in aller nur erdenklichen Form. Spätestens jetzt beschließen sie, dass ich die letzten Tage meines Lebens in einem Altenheim verbringen werde.
Endlich finden wir dann Stunden später einen Baum, der meinen hohen Anforderungen entspricht. Mit der Motorsäge gelingt es uns sehr schnell die Tanne zu erlegen. Mit vereinten Kräften ziehen wir den Baum dann den Hang hinauf, um dort festzustellen, dass sie für unseren Kombi ein wenig zu lang ist. Zwei Stunden später haben wir es endlich geschafft die Tanne auf dem Dach zu befestigen. Die hässlichen Geräusche, die die Karosserie des Wagens von sich gibt, ignorieren wir und machen uns hungrig auf den Heimweg. Endlich am Waldrand angekommen, werden wir vom freundlichen Oberförster in Empfang genommen, der mir meinen Strafzettel überreicht. Auf dem nun nicht mehr langen Weg nach Hause, teilen mir meine Söhne mehrmals mit, dass ich ein Idiot sei, und der Baum jetzt fünfmal soviel gekostet hat, wie auf dem Markt. Nachdem wir uns mit den restlichen, mittlerweile völlig ausgetrockneten, Lebkuchensternen gestärkt haben, wuchten wir dann den Baum in unser Wohnzimmer. Dort stellen wir fest, dass er noch immer etwas zu lang ist. Zum zweiten Mal an diesem Tag kommt die Motorsäge zum Einsatz. Die frisch gewaschenen Vorhänge schaffen es aber zum Glück die Holzspäne von der Fensterscheibe fern zu halten. Zum siebten Mal in den letzten drei Wochen droht mir meine Frau mit Scheidung. Die drei Brände in den letzten sechs Jahren halten mich nicht davon ab, echte Kerzen zu verwenden.
Am heiligen Abend sitzen wir dann, nachdem meine Frau die neuen Gardinen aufgehängt hat, die ich günstig erwerben konnte, endlich in festlicher Stimmung vor unserer Weihnachtsganz. Am nächsten Tag kommt dann aber völlig überraschender Besuch. Meine Großtante aus Köln will uns nach langer Zeit endlich wieder einmal besuchen. Nachdem wir den ganzen Vormittag damit verbracht haben das Fremdenzimmer herzurichten, teilt sie uns dann mit, dass sie im Hotel übernachten möchte.
Am zweiten Feiertag kommen dann auch meine Schwiegereltern zu Besuch. Mein Schwiegervater sitzt den ganzen Tag im Wohnzimmer, raucht Zigarre und trinkt Whisky und seine liebe Gattin erzählt ihrer Tochter unentwegt, was ich doch für ein Versager bin. Als sie dann beiläufig erwähnt, dass der Weihnachtsbaum ein wenig schief steht, kommt es zum Eklat. Nur mit Mühe kann meine Frau verhindern, dass ich ihrer Mutter die Bratpfanne über den Schädel ziehe. Meine Schwiegermutter stürzt hysterisch durch den Raum und schreit um Hilfe. Ihr Mann will sie beruhigen, stolpert aber über die Füße meiner Tante, die neben ihm auf dem Sessel ihren Mittagschlaf macht. Ob die Kugel nun von dem Sturz meines Schwiegervaters in den Baum zerbrochen sind oder der Hitze des darauf folgenden Feuers nicht standgehalten haben wird man niemals abschließend klären können. Meine Löschversuche werden dadurch erschwert, dass meine Frau und ihre Mutter abwechselnd auf mich einschlagen, und bleiben deshalb erfolglos. Meine Frau verläst mich noch am gleichen Tag und nimmt unsere Söhne mit.
Am nächsten Tag ist dann alles vorbei. Ich schaue auf die Ruine, die einmal mein Wohnzimmer war. Neben der Mülltonne stapeln sich unzählige Säcke, die ich wohl erst im März komplett entsorgt haben werde. Meine Frau beantragt eine Namensänderung und im Supermarkt werden die Weihnachtsmänner aus Schokolade gegen Osterhasen ausgetauscht.

 
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Mahlzeit!

Sorry, zu dem Text kann ich eigentlich nur eines sagen: Gähn!

Dass mir persönlich Weihnachten als Satirethema mittlerweile schon seit Jahren zu allen nur denkbaren Löchern wieder rauskommt, liegt u.a. an Texten wie diesem hier. Sollte jemals jemand ein Seminar zum Thema "Wie reihe ich sämtliche Weihnachts-Satire-Klischees so sprachlangweilig wie nur möglich aneinander?" halten wollen, könnte man ihm diese Geschichte als Pflichtlektüre empfehlen.
Das wimmelt von Beleuchtungsidiotie und Weihanchstfeierstereotypen und Schwiegermüttern mit Bratpfannen (Uäch ... ich dachte, die Lustigkeit solcher Dinge hätte sich seit den Zeiten von Peter Frankenfeld selig als nichtexistent erwiesen...) usw. Diese Geschichte ist das textgewordene Stereotyp. Der spannungslose Erzählstil und die sprachliche Flachheit tun ihr übriges dazu.

Taghell leuchtet der Himmel über unserem Haus. Die Vögel beginnen verwirrt mit dem Nestbau.
Ich erspare mir selbst mal die qualvolle Forschungsarbeit, zu ermitteln, wie oft ich diesen Gag im Zusammenhang mit Weihnachtsbeleuchtung schon gelesen haben. Wahlweise abwechselnd oder in Kombination mit dem "Flugzeuge versuchen in unserem Vorgarten zu landen"-Kalauer... der Rest ist leider ebenso originell und sprachlich so konsequent bieder konstruiert, dass ich im Grunde den kompletten Text als Beispiel zitieren könnte. Da zündet nichts, das ist einfach nur eine total langweilig formulierte Aneinandereihung von "Und dann tat ich dies und dann tat ich das und alles war total verrückt haha ist das nicht eine wirklich bissige Satire auf den X-Mas-Wahnsinn?" Meine Antwort: Nein, leider gar nicht.
Mein einziger konstruktiver Verbesserungsvorschlag zu diesem Text - sorry, dass ich das so hart sagen muss: Bau dir eine Zeitmaschine, reise an den Punkt zurück, an dem du zu der Ansicht gelangst, den Ozean der Weihnachtssatiren mit einem weiteren identischen Tröpfchen zu befüllen, sei eine gute Idee, und dann ... lass es einfach. Bitte? :shy:

Soll heißen: Es ist jedes Jahr das selbe - die Weihnachtssatiren gleichen sich wie ein Schokonikolaus dem anderen. Und sie kommen analog zu ebendiesen auch immer früher. Hallo? Wir hatten noch nicht mal Halloween ... :schiel:

PS: Das mit dem Sicherungskasten ist übrigens totaler Schwachsinn. Der Sinn eines solchen ist es nämlich eben, jegliche Überhitzung und Schmelzen aufgrund von Überlast zu verhindern. Bei zu hohem (Einschalt-)Strom löst die Sicherung aus und fertig. Nix geschmolzen. Eben gerade nicht. Und: Nicht der Sicherungskasten macht die Leistung, sondern die Stromleitung. 240V x max. 16A (mehr ist für normale 3x1,5 Hausleitungen nicht zulässig!) ergeben ca. 3,8 KW max. Leistung pro Stromkreis. Ende.

 

Hi Horni,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Der vorliegende Text war mal ein Versuch meinerseits mich auf dem Gebiet der Satire zu bewegen. Offensichtlich ein misslungener :crying:

Die Geschichte wird im Dezember ein Jahr alt. Die Idee kam mir bei einer Weihnachtsfeier in der Grundschule, die nicht nur furchtbar langweilig war, sondern alles erfüllte, was man von solchen Weihnachtsfeiern erwartet.

Ansonsten werde ich mich zukünftig sicher wieder darauf beschränken Fantasygeschichten zu schreiben. Die liegen mir eher. Auch ein mißratener Versuch kann einen manchmal weiter bringen ;)

Gruß
Jörg

 

Ja, ich denke, "misslungen" trifft es leider ganz gut, tut mir leid. Aber ich denke, da irgendwas schön zu reden, bringt dich als Autor auch nicht weiter, wie du selbst messerscharf erkannt hast. ;)

Was nicht heissen soll, dass du niemals eine Satire wirst schreiben können. Aber ich wünschte einfach, der Planet würde kollektiv vom Thema Weihnachten die Finger lassen - es kommt einfach nix Sinnvolles mehr dabei raus, wie ich finde. Und das hier ist leider zufällig eine recht vollständige Kollektion sämtlicher Weihnachts-Satiren-Missetaten. Typischer Fall von dumm gelaufen sozusagen. ;)

 

Hi,

ich denke, wenn man die Reaktion der Leser ernst nimmt, bringt einen als Autor JEDE Geschichte weiter. Ausprobieren ist sicher wichtig, um die richtige Richtung zu finden. Ich weiß mittlerweile, dass Satire und Horror/Grusel nichts für mich ist (obwohl ich in beiden Genres schon eine Veröffentlichung hatte).

Ich habe die Geschichte eingestellt, um den ein oder anderen zu Unterhalten. Das es bei Dir nicht funktioniert hat, tut mir leid.

Was das Thema Weihnachten angeht, hast Du sicher recht. Aber das wird zwangsläufig jedes Jahr auf uns zukommen. Es wird immer wieder Geschichten wie diese geben, sicherlich aber nicht mehr von mir :D

Gruß
Jörg

 

Hallo Jörg,


auch ich fand die Story viel zu bieder, brav. Auch eine Weihnachtsgeschichte könnte beinhart aufgezogen sein. Ich meine aber nicht, dass du sie auf jeden Fall verschrotten musst. Was wolltest du denn mit ihr? Weshalb hast du sie geschrieben? Was willst du kritisieren?

Die Meinung von Lesern ist natürlich sehr wichtig, aber ich würde mich dabei nicht allein auf eine Meinung eines Lesers verlassen. Es gibt verschiedene Sichtweisen, und es gibt verschiedene Geschmäcker, was Humor betrifft. Horni ist ein tendenziell gnadenloser Kritiker ;-)) - es gibt sicher auch gnädigere Urteile, auch wenn er m. E. in wesentlichen Punkten recht hat.

 

Hi FlicFlac,

ich habe die Geschichte damals geschrieben, weil ich die Idee lustig fand. Sie wurde auch in der Weihnachtsausgabe der "Kurzgeschichten" veröffentlicht.
Hier habe ich sie jetzt eingestelt, weil es von der Jahreszeit her ja passt.

Die Kritiken waren damals gar nicht mal so schlecht, aber Horni ist nicht der Einzige, der die Story als eigentlich überflüssig beurteilt. Ich habe damit auch kein Problem. Im Moment schreibe ich nur Fantasy. Das macht mir mehr Spaß und kommt auch bei den Lesern besser an. Und beides ist mir sehr wichtig.

Gruß
Jörg

 

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