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Beseelt sein.
Wer, den Blick gesengt, die schweigenden Vögel fühlend, in purpurblauen Nächten, gleich dem Trunkenen taumelnd dem See entgegenschreitet, der im Dunkeln zum Tiefsten der verstreuten Gewässer wird, über dem sich Lianen und anderes Buschwerk in der Luft hängend ziehen und dessen Ufer von moosbehangenen schweren Steinen gesäumt ist,
- der kann nicht umhin den Atem zu verlangsamen, die Augen völlig zu schließen und in gotteserfassender Pose die Arme zu strecken, als seien sie Flügel, die Füße zu spreizen, als seien sie Wurzeln und den Mund zu öffnen, als wabere ein Brodem hervor, ein Äther, der sich in der süßen Luft verteilt und beseelt, was da zu beseelen ist, während die Sterne ihn belächeln und eine Wärme fühlen, die nichts mit Wärme gemein hat, ausser dem Gefühl.
Fast passiv schreitet er vorwärts, gezogen von etwas, das größer ist als jedes Streben, erschrickt nicht, als das kalte Wasser die Zehenspitzen umstreicht, zittert nicht, als die Knie und kurz darauf die Hüften bedeckt sind, hält die Arme ganz offen, die nunmehr den Lianen gleichen, zeitlos in der Luft hängend, schwerelos, und geht doch unter, wie der Stein, dessen Reich das Ufer ist. Der Atem aber steht noch eine Weile in der Luft, ehe er sich emporschwingt ins Blau, bis das Blau um ihn schwarz wird und das Schwarz weiß und er eins ist mit den Sternen.