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Beschleunigung

Liz

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12.07.2002
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Beschleunigung

„Glaubst du wir schaffen es?“ ängstlich schaut mich Sara mit weit aufgerissenen Augen an. Ich überlege, ob ich ihr Mut machen soll, oder bei der Wahrheit bleiben soll. Aber da ich weiß, dass Sara eine robuste Persönlichkeit besitzt, sage ich „Nein“.

Wir treiben schon seit Stunden auf dem offenen Meer, wir befinden uns mitten im pazifischen Ozean, an ein Stück Treibholz geklammert. Unter uns bodenlose Tiefe. Ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird. Entweder ertrinken oder verdursten. Ich habe beschlossen, mich für das Ertrinken zu entscheiden. Das setzt voraus, dass ich rechtzeitig unsere Rettungsinsel – das Stück Treibholz – verlasse, bis zur Erschöpfung herumpaddle und auf ein rasches Ende warte.

„Wie konnten sie das bloß tun?“ fragt Sara tonlos neben mir. Damit meint sie, dass wir von Bord gestoßen worden sind. Ich antworte nicht, sondern frage mich, was unsere – auf ewig verdammten - Ehepartner wohl der Polizei erzählen werden. Wir sind alle vier erfahrene Segler, kein Mensch wird ihnen glauben, dass sie – selbst wenn wir von Bord gefallen wären – kein Rückholmanöver geschafft hätten. Kollektiver Selbstmord? Sehr unglaubwürdig. Ein Sturm? Seit Tagen herrscht Badewannen-Wetter. Na, jedenfalls ist das für Sara und mich jetzt unerheblich.

Ich habe nichts davon gemerkt, dass meine von mir vergötterte Gattin nach meinem Leben trachtet. Sara dachte offensichtlich dasselbe von ihrem Ehemann. Wahrscheinlich sind wir beide naiv. Natürlich, bei näherer Betrachtungsweise bekommt das Ganze doch etwas Sinn. Ein Verhältnis war sicher im Spiel. Geldgier auch. Aber wieso ist offenbar Mord eine Lösung und Scheidung nicht? Und wenn doch ein Boot zu unserer Rettung vorbeikommen würde, was dann? Die zwei sind wirklich volles Risiko gefahren. Ein ausgefeiltes Komplott war es jedenfalls nicht.

Plötzlich schreit Sara neben mir auf „Ein Hai!“ und tatsächlich sehe ich eine Flosse über die spiegelblanke Wasseroberfläche ziehen. Mein Herzschlag setzt für Sekunden aus, aber dann erkenne ich an der Form der Flosse, dass es sich um einen Mondfisch, einen Mola Mola, handeln muss. Es ist ein Irrglaube, dass ein Hai so nahe an der Oberfläche schwimmt, dass seine Flosse sichtbar ist. Und das sage ich Sara auch, die bis unter die Haarwurzeln erblasst ist. Sie zittert, glaubt mir aber und muss dann erbrechen. Wenn sie so weitermacht, wird sie an Flüssigkeitsmangel vor mir sterben. Dieser Gedanke stimmt mich nicht gerade fröhlich, also verdränge ich ihn. Ich beobachte den Mondfisch, der jetzt neugierig um uns seine Runden dreht. Was hätte ich für ein solches Erlebnis in einer anderen Situation gegeben! Ich tauche meinen Kopf unter Wasser, öffne die Augen und sehe ihm zu, bis meine Lungen brennen. Schließlich verschwindet der majestätische Fisch elegant in der Tiefe.

An der Oberfläche ist das Wasser warm, also ist mit Erfrieren auch nichts. Das wäre mir eigentlich am liebsten gewesen. Extrawünsche! Ich lache trocken auf und Sara schaut mich erstaunt an, aber sie schweigt.

Schade, dass wir beide nicht zu Hysterie neigen. Wir hätten uns die Warterei wirklich sparen können. Ich male mir aus, dass es schon zu Ende wäre, wenn wir – nach dem Sturz über Bord – uns aneinander geklammert hätten, uns gegenseitig in die Tiefe ziehend.

Im Gegenteil, als wir dem schnell entschwindenden Boot nachsahen, kam besagtes Stück Treibholz angeschwommen – von kleinen Fischen umschwärmt, Schutz bietend vor den großen Räubern der Tiefsee. Uns bietet es nichts, außer ein Hinauszögern – denn natürlich klammern wir uns daran fest. Ich betrachte abwesend meine Hände, die vom Salzwasser völlig aufgequollen sind.

Weitere Stunden vergehen, wir schweigen. Ich beobachte die Wanderung der Nachmittagssonne am Horizont.
Sara`s Gesicht ist krebsrot, die Haut beginnt sich bereits abzupellen. Es muss weh tun, aber sie sagt keinen Ton. Mir kommen meine Bartstoppeln zuhilfe, die mich vor der Sonne schützen. Angesichts unserer Situation kommt es mir seltsam vor, dass ich über Sonnenbrand nachdenke.

In ein paar Stunden wird die Dämmerung einsetzen. Ich fürchte mich vor der Dunkelheit. Um mich abzulenken sehe ich den kleinen bunten Fischen zu, die das Treibholz umkreisen und keine Spur Angst vor uns zeigen.

Sara sagt „Ich halte es nicht mehr aus, ich werde verrückt. Das kann noch Tage dauern. Ich habe mich damit abgefunden, gut, wir werden also sterben. Hast du eine Idee, wie man diese qualvollen Warterei beschleunigen kann?“

Ich schaue sie überrascht an. Sie hat mir ihr Gesicht zugewandt – darin sehe ich keine Spur von Angst – nur Resignation. Und Ungeduld. „Das wird schwierig“ sage ich langsam, „aber es ist machbar“. Ich unterbreite Sara meine Theorie mit dem aneinander klammern und in die Tiefe ziehen. Sara sagt „Das kann ich nicht. Das schaff ich nicht“.

„Vielleicht kommt ja doch ein Boot vorbei“ murmle ich vor mich hin. „Das ist Blödsinn“ bringt es Sara auf den Punkt „und das weißt du auch“. Sie legt den Kopf auf ihre Hände und schließt die Augen. "Charlie, da ist noch etwas". Der Tonfall in ihrer Stimme beunruhigt mich. "Was ist?" frage ich und erkenne meine hohe piepsige Stimme kaum wieder. "Ich habe meine Menstruation" sagt Sara, und ergänzt "seit ungefähr einer Stunde". Zuerst begreife ich nicht, was will sie mir damit sagen? "Glaubst du nicht, dass deine Frauenangelegenheiten angesichts unserer Lage massiv in den Hintergrund treten?" fauche ich sie an, was mir anschließend sofort leid tut.

Sara hebt den Kopf, ihre riesengroßen Augen sehen mich an. "Charlie, wir treiben hier auf der Hochsee. Haie werden von elektrischen Schwingungen angezogen ... und von Blut".

Ich ziehe scharf den Atem ein, und versuche Haltung zu bewahren. Ich ringe um Worte, ich darf jetzt nicht durchdrehen. Jetzt wird mir klar, warum Sara dem ganzen Übel hier ein schnelles Ende setzen will.

"Es muss ja nicht so kommen" sagt Sara, aber wir beide wissen es besser. Ich sehe, wie tapfer sie ihre Angst unterdrückt und spontan lege ich einen Arm um sie, drücke sie an mich. Durch diese Geste der Zuneigung verliert Sara die Fassung und beginnt hemmungslos zu schluchzen. "Es tut mir so leid!" stammelt sie. Am liebsten würde ich mitheulen, aber ich fühle mich innerlich wie erstarrt. "Du kannst doch nichts dafür!" versuche ich Sara zu beruhigen. Schließlich versiegen ihre Tränen und sie verfällt in Apathie. Wieder vergehen Stunden.

Die Dämmerung setzt ein und ich starre in die Tiefe. Dann sehe ich einen Schatten unter uns vorbeigleiten. Ich kann unmöglich sagen, um welchen Fisch es sich handelt, aber er ist riesig. Der Schatten kommt zurück, er ist jetzt deutlich näher und ich erkenne den stromlinienförmigen Körper eines Hais. An der Kopfform wird ersichtlich, dass es sich um einen Hammerhai handelt. Hammerhaie jagen in Rudeln. Ein zweiter Schatten kommt dazu. Dann ein dritter. Die Panik drückt mir die Luft ab. Ich will schreien, aber aus meiner Kehle kommt nur ein Krächzen.

Sara sieht sie auch. Wir klammern uns aneinander, umschlingen uns heftig, ich habe nicht gewusst, dass Menschen so stark zittern können. Ich denke noch, dass wir dieses Ende nicht verdient haben, niemand verdient so ein Ende, dann streift der erste Hai mit seiner rauhen Haut mein Bein, mir eine tiefe Schramme versetzend, noch vorsichtig, noch auf der Hut.

Dann, als die natürliche Scheu der Fische nachlässt, denke ich gar nichts mehr.

[ 30.07.2002, 15:51: Beitrag editiert von: Liz ]

 

Hi Liz,

diese Geschichte hat mir schon vieeeel besser als Deine andere gefallen. :) Eigentlich hab ich auch gar nichts zu meckern. Teilweise habe ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht (die Grausamkeit des Verschollenseins auf See ist besonders gut in "Die Abenteuer des Arhur Gordon Pym" von Edgar Allan Poe beschrieben, falls Du Interesse haben solltest ;) )...
Aber Hut ab; Supi Story!

Gruß,
stephy

P.S.: Vielleicht wäre es am Schluß besser gekommen, wenn er sich irgendwie mit Absicht verletzt hätte. Wenn Haie Blut sehen, drehen sie durch oder greifen sie schneller an... Wie auch immer, bin nicht so der Kenner, hab das nur gehört und gelesen... ;)

 

Heja Stephy,

das mit dem Blut hab ich mir auch schon überlegt, aber das kommt so oft vor, das wollte ich einfach nicht mit einbauen. Ich wollte irgendwie nicht vermitteln, dass Haie blutrünstig sind, sondern einfach nur Räuber, die auf elektrische Schwingungen im Wasser reagieren und halt ziemlich am Anfang der Nahrungskette stehen.

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat! :)

Gruß
Liz

PS: Danke für deinen Buchtipp! Poe les ich eh recht gerne, ich werd mir die Story mal krallen.

 

Ich fand die Geschichte ebenfalls gelungen.
Wie gesagt, ich mag die trockenen Kommentare der Protagonistin und deinen knackigen Erzählstil. :cool:

Ein wenig seltsam fand ich die Tatsache, wie schnell die beiden Frauen aufgeben.
Es ist wohl völlig in Ordnung über den Tod - und wie dieser einen dann schließlich zu sich holt - nachzudenken, aber das sie den Vorgang beschleunigen wollen verstehe ich nicht so ganz.
Ich glaube jeder Mensch würde in so einer Situation bis zum letzten Moment auf Hilfe hoffen.
Und sooo wirklich schlecht ging es den beiden ja auch noch nicht oder? :)

Naja, in einem Satz sagst du ja aus, dass die beiden insgeheim doch noch auf Hilfe hoffen, von daher ist das auch nicht ganz so wild.

Die Story ist es auf jeden Fall wert gelesen zu werden.
Sie ist angenehm kurz und spannend.
Das mit dem Blut was Stephy angesprochen hat fände ich übrigens auch eine gute Idee...würde auf jeden Fall zu der Protagonistin passen :D

Sie könnte sich ja die Hand am Holz schneiden...dann beschreibst du wie das Blut langsam ins Wasser fließt...und dann kannst du den Satz einbauen, indem sie sagt, das ihre Freundin jetzt wohl doch ihren "kurzen Prozess" bekommt :aua:

Aber ist nur so eine Idee hehe
Was einige Sätze anbelangt, so bin ich hin und wieder mal über ein paar schnitzer gestolpert, die aber allesamt nicht wirklich gestört haben!

Freu mich schon auf deine nächsten Werke ;)

 

Hi Liz!
Mir hat diese Geschichte von Dir auch viel besser als die andere gefallen. Diesmal sitzt die Pointe und passt auch gut zur Handlung.

Teilweise hat mich der distanzierte Erzählstil gestört, aber wahrscheinlich passt er einfach zum Protagonisten und zur Geschichte. Wobei ich persönlich in so einer Situation nicht mehr fähig wäre rational zu denken.
Wenn Du die Story noch etwas verfeinern willst, wäre es doch eine Idee, wenn Du die Zwei nur scheinbar so gelassen sein lässt. Denn dass Sara das Ganze nicht so locker sieht, merkt man ja am Brechen. Vielleicht ein paar weitere versteckte Hinweise, dass die Beiden nur versuchen so sachlich zu sein und in Wirklichkeit von Panik zerfressen sind?

Vielleicht würde so auch eher Horror aufkommen, denn der fehlt mir bei der Geschichte ganz stark.

Die Idee mit dem Blut finde ich auch ganz gut, aber ich würde ihn nicht absichtlich so handeln lassen, sondern evt. aus Schreck Nasenbluten bekommen lassen. :baddevil:

Auch mir sind ein paar holprige Stellen aufgefallen, wie z.B.:

bunten Fischen zu, die das Treibholz umkreisen und die keine Spur Angst vor uns haben.
Das zweite "die" würde ich hier streichen.

Die anderen Sachen findest Du sicher beim kritischen Korrektur-Lesen selbst.

Aber wie gesagt, auch wenn die Geschichte kein Horror für mich ist, trotzdem gelungen.

Ugh

 

@ANiMA

Freut mich, dass du die Geschichte magst!
Das sind nicht zwei Frauen ... das ist ein Mann, der erzählt, hehe. :lol:

@Bib

Danke dir für`s aufmerksame Lesen! Mach mich mal an die Schnitzer ...
Das mit dem Nasenbluten ist eine gute Idee, das wird ich gleich mit ein bauen.

@Stephy, ANiMA, Bib

Jetzt habt`s mich überzeugt, ich mach das Ganze blutrünstiger. :messer:

Mal schauen ....

Liebe Grüße!
Liz

 

Hi Liz!
Ich hoffe, Du verstehst unter "blutrünstiger" nicht, dass Du jetzt ein paar sinnlose Metzeleien einbaust. Denn davon würde die Geschichte keineswegs profitieren, eher das Gegenteil.
Gerade bei dieser Story sollte sich der Horror im Kopf abspielen, indem Du die auswegslose Situation, die Hoffnungslosigkeit und die Panik, die langsam in Wahnsinn umschlägt, beschreibst.

Viel Glück und Spaß beim Umarbeiten!

Ugh

 

Heja Bib,

bin gerade fertig geworden! Das Nasenbluten hab ich sausen lassen, ich hab´s nicht ordentlich einarbeiten können. :(

Ich hab eine Alternative dazu gefunden. Wie findest du`s jetzt?

Liebe Grüße!
Liz

 

Hehehehehe.. :baddevil:
Das ist noch viel besser als Nasenbluten.

Allerdings würde ich das mit dem vollgesogenen Tampon streichen, überflüssige Info, die auch verwirrt, da der Sonnenbrand darauf schließen lässt, dass die Zwei schon länger im Wasser treiben.

Ugh

 

Mahlzeit Bib,

freut mich, dass du die Alternative magst, die ja wirklich sehr gemein ist. :)

Ich werde jetzt nochmal editieren, und zwar so, das Sara ihre Menstruation im Wasser bekommt und diese nicht schon vor dem "Über-Bord-Gehen" hatte.

Gut, dass das nur eine Geschichte ist, was bin ich doch fies zu den Beiden! :aua:

 

Hi Liz,

fangen wir mal wieder mit den kleinen stilistischen Problemen an:

um genau zu sein befinden wir uns mitten im pazifischen Ozean
Das ist nicht genau, das ist sehr vage. Genau wäre "befinden wir uns 30 Meilen südlich von Takatukaland".

Sara denkt offensichtlich dasselbe von ihrem Ehemann.
Sie dachte es. Jetzt denkt sie es wohl nicht mehr, oder?

Ich ziehe scharf den Atem ein, eine Schockwelle rast über mich hinweg und ich versuche, nicht ohnmächtig zu werden.
Eine Schockwelle? Öhm. Nö. Was für ein scheusslicher Begriff. Außerdem: Warum sollte es ihn kümmern? Er will doch drauf gehen. So resigniert, wie er vorher geschildert wird, müsste es ihm wirklich egal sein, ob er nun ertrinkt oder von Haien gefressen wird. Davon abgesehen ist die Idee mit dem Tampon hervorragend.

Ich sehe, wie tapfer sie ihre Angst unterdrückt und spontan nehme ich sie in den Arm und drücke sie an mich.
Hm. Was die so alles machen können, während sie im Ozean treiben und sich an ein Stück Treibholz klammern. Würde das mit dem "in den Arm nehmen" streichen; kein Mensch lässt in dieser Situation das Holz los.

dann werden unsere Körper zum ersten Mal gerammt, und ich denke gar nichts mehr.
Ich weiß, es ist ein Alptraum, aber hier wäre ein bischen Recherche von Nöten. Haie rammen ihre Beute nicht und Hammerhaie sind in der Regel ziemlich ungefährlich.

Insgesamt ist die Story wieder sehr flüssig zu lesen, inhaltlich aber erneut bar jeden Gehalts. Das Setting ist durchaus interessant, die geschilderten Ereignisse aber viel zu dünn, die Charakterisierung der Personen archetypisch (will heissen, so kommen Schiffbrüchige immer rüber; warum rastet nicht mal einer von ihnen aus und versucht den anderen umzubringen o.ä.?). Einzig die Sache mit dem Tampon bringt ein neues und wirklich gutes Element hinein (hast Du zufällig Pitch Black gesehen?). Wie gesagt, Du kannst schreiben, denk Dir doch mal eine wirklich interessante Story aus. Würde mich freuen.

Cheers

 

Mahlzeit Wendigo,

ich muss jetzt mal sagen, wie sehr ich genaue und ernsthafte Analysen zu schätzen weiß. Vor allem weil man seiner eigenen Schreibe (leider) gegenüber abstumpft, und stilistische Fehler bzw. Fehler in der Logik nur zu leicht übersieht. Schön, dass es dann Leute (wie hier auf kg.de) gibt, die einen darauf aufmerksam machen.

In einem Punkt muss ich dir widersprechen:

Charlie ist es ganz sicher nicht egal, ob er ertrinkt oder gefressen wird. Er will einen schmerzlosen Tod, er würde ja sogar lieber erfrieren, was als relativ schmerzfrei gilt.

Was ist Pitch Black und um was geht`s?

Grüße!
Liz

 

Heyho Liz,

freut mich wirklich, dass Du mit meiner Kritik etwas anfangen kannst.

/diskutiermode on

Charlie ist es ganz sicher nicht egal, ob er ertrinkt oder gefressen wird. Er will einen schmerzlosen Tod, er würde ja sogar lieber erfrieren, was als relativ schmerzfrei gilt.
Ertrinken gilt allerdings ganz sicher nicht als schmerzfrei. Es geht mir aber in erster Linie darum, dass der riesige Schreck, den Charlie bekommt, als er den Hai sieht (Stichwort: Schockwelle) nicht in Relation zu seiner sonst offenkundigen Gleichgültigkeit steht. Hier könnte man mehr rausholen: z.B. dass dieses Ereignis Charlie realisieren lässt, dass er doch nicht so resigniert ist, wie er dachte.

/diskutiermode off

Was ist Pitch Black und um was geht`s?
Ein relativ neuer Sci-Fi/Horror-Mix, der leider ziemlich untergegangen ist. Raumschiff stürzt über Planet ab, Monster kommen und wollen die Besatzung (darunter ein Killer) fressen. Ich persönlich fand ihn trotz des abgedroschenen Themas richtig gut (gibt's in jeder Videothek, angucken!) und die Tampon-Idee (mehr wird nicht verraten) schlichtweg brilliant.

Cheers

 

ach so, ich dachte die beiden Männer hätten ihre Ehefrauen über Bord geworfen :p

Aber hast recht, da hatte ich wohl ein Brett vor dem Kopf...habe grade nochmal nachgelesen und es sofort bemerkt :D

Die Idee mit der Menstruation fand ich auch sehr gut :)

[ 30.07.2002, 15:54: Beitrag editiert von: ANiMA ]

 

Huh, diese Geschichte lässt mich sehr zwiespältig zurück! Die Plotidee gefällt mir: Zwei Menschen im Meer, anscheinend ohne Hoffnung auf Rettung. Und Haie nähern sich ihnen.
Die Geschichte mit der Menstruation ist natürlich voller Missverständnisse... :D (Da gibt´s doch diese coolen Spot, wo eine schwimmen geht...)
Das Ganze ist sehr flüssig zu lesen, keine eklatanten orthographischen Mängel, sehr sauber!

Jo, und am letzten Punkt spießt es sich auch für mich: Ich habe beim Lesen null Spannung empfunden. Dabei wären zwei wesentliche Spannungselemente vorhanden: Der tückische Ozean, dem sie wehrlos ausgesetzt sind, und die Haie. Aber beides schien mir (vom Schlusssatz abgesehen) eher Staffage zu sein für einen Versuch, etwas zwischenmenschliche Psychologie zweier Todgeweihter zu betreiben. Die Spannung (ich spreche gar nicht vom Horror!) bleibt für mich auf der Strecke.

Alles in allem: Nicht Fisch noch Fleisch, um im Jargon der Story zu bleiben. :D

 

Hallo Liz.

Hier die erbetene Meinung:

Meines Erachtens bringt es Rainer ziemlich gut auf den Punkt: die Thematik ist interessant, mit ihr lässt sich durchaus etwas machen.

Von der Umsetzung halte ich persönlich recht wenig. Gehört es zu Deiner Intention, beim Leser Spannung und Angst hervorzurufen, so ist das mMn nur im letzten Drittel des Texts ansatzweise gelungen (Spannung, kein Horror).

Folgende Punkte:

  • Der Protagonist denkt/quatscht zuviel und zu logisch:

Ich überlege, ob ich ihr Mut machen soll, oder bei der Wahrheit bleiben soll. Aber da ich weiß, dass Sara eine robuste Persönlichkeit besitzt, sage ich „Nein“.

Zeige im Verlauf der Geschichte, dass Sara eine Robuste Persönlichkeit hat (wenn dem tatsächlich so ist!), nicht einfach mal so erzählen...warum sollte ich das als Leser glauben?

Ich antworte nicht, sondern frage mich, was unsere – auf ewig verdammten - Ehepartner wohl der Polizei erzählen werden.

Der Einschub soll suggerieren, dass er Wut/Hass verspürt? Kommt kaum rüber... Der gesamte Teil rund um den 'Unfall' gefällt mir nicht, da in meinen Augen unglaubwürdig (nicht, dass es nicht tatsächlich so passiert ist bzw. passieren kann, sondern die Art und Weise, in der der Protagonist davon erzählt)

Aber wieso ist offenbar Mord eine Lösung und Scheidung nicht? Und wenn doch ein Boot zu unserer Rettung vorbeikommen würde, was dann?

Warum nur Fragen, und keine Antworten? Wozu sind dann die Fragen da?

Wenn sie so weitermacht, wird sie an Flüssigkeitsmangel vor mir sterben. Dieser Gedanke stimmt mich nicht gerade fröhlich, also verdränge ich ihn.

Zeig mir, dass ihm der Gedanke alles andere als behagt...und zeig mir, wie er ihn verdrängt!

  • Angst / Erschöpfung

Wie gesagt, wenn Spannung und Horror die Richtungen sind, in die er Text gehen soll, dürfen diese beiden Elemente mE auf keinen Fall fehlen. Vor allem die Erschöpfung wird in der Geschichte kaum bedacht...die beiden hängen seit Stunden an diesem Stück Holz: von Wasser- und Nahrungsmangel mal abgesehen, tun da nicht die Arme weh? Beine? Der Kopf, weil seit Stunden die Sonne draufhaut? In deinem Text kommt es mir stellenweise so vor, als lägen die beiden entspannt auf dem Hauptdeck eines Luxusliners...nur dort könnte der Protagonist so scheinbar entspannt überlegen und entscheiden.

  • Weniger Erzählung, mehr Darstellung

in kleinen Textstellen wie dieser z.B.

sehe, wie tapfer sie ihre Angst unterdrückt

würde ich als Leser auch gerne sehen.

Ein weitaus größeres Manko liegt jedoch in dem Teil des Texts, der aufklärt, wie die beiden überhaupt in diese Situation geraten sind. Statt den Protagonisten lapidar erzählen zu lassen, würde ich mal versuchen, mit Retro zu arbeiten und somit das Wie bzw. Warum bildlicher darstellen. So würde auch mE der Spannungsfaktor erhöht bzw. früher im Text präsent.

  • Charakter / Indivualität

kommt irgendwie bei keinem der beiden Charaktere durch. Ich würde nicht nur aus diesem Grund nicht weiterfeilen und hier und dort ändern, sondern von Grund auf neu beginnen, jedoch zuvor genau überlegen, wie diese beiden Personen aussehen sollen (selbstverständlichen rede ich nicht von aüßerlichen Merkmalen).

Genauso würde ich bei der Zielsetzung in Bezug auf Deine Textintention verfahren: Überlege Dir doch noch einmal genau, was Du mit dem Text beim Leser erreichen willst. Und dann denk drüber nach, mit welchen Mitteln Du dies erreichst. Inhaltlich und stilistisch. Dann schreiben...mE den bisherigen Text völlig über den Haufen werfen und mal ganz anders ansetzen.

Es gibt noch einige weitere Punkte, die mir beim Lesen aufgefallen sind, z.B. Formulierungen, die jedliche Spannung aus einem Satz raussaugen, mit denen man unmöglich Spannung erzeugen kann. Ist mir aber ehrlich gesagt zu mühselig, die rauszusuchen, zumal ich wirklich glaube, dass es nicht reichen wird, Formulierungen auszutauschen oder hier oder da ein paar Sätze mehr einzufügen.

San

 

Morgen San,

danke für eine weitere gründliche Analyse!

Tja, da kommt ja eine Heidenarbeit auf mich zu, mal sehen, ob ich es überhaupt hinkriege, die aufgezeigten Punkte auszumerzen.

Versuchen werde ich es jedenfalls.

Grüße!

 

Heja Boris,

da hast du ja einen Oldie ausgegraben, hehe. Ich danke dir für`s lesen und kommentieren. :)
Also wenn ich in so einer Situation wäre, ich würde glaub ich vor Angst einen Herzstillstand erleiden – man denke sich, offenes Meer und bodenlose Tiefe .... argg ...

Freut mich sehr, dass ich dich ein bisschen erschrecken konnte! :)

Liebe Grüße
Liz

 

Ich muß Deine Geschichte gleich auch mal loben, Liz :)!

Ich fliege ja sowieso tausendmal lieber, als dass ich mit dem Schiff fahre, aber spätestens nach Deiner Geschichte kommt eine Schifffahrt ganz sicher nicht mehr in Frage :D.

LG!
Tanja

 

Liebe Tanja,
Lieber Boris,

danke nochmal an euch Beide für euer positives Feedback!

Die Idee hinter der Geschichte war unter anderem inspiriert durch folgende Angelegenheit: wir haben vor ein paar Jahren mal bei einem Segeltörn so eine Art Test gemacht wie lange es dauert, einen über Bord Gefallenen wieder an Deck zu kriegen. Tja, und so wurde es dann auch gemacht – in Kroatien übrigens, wo eh in den Sommermonaten Badewannenwetter herrscht. Ich hab mich nicht freiwillig gemeldet – geb ich ganz offen zu. :D Ich kann mir was Schöneres vorstellen, als bei 80 Meter Tiefe in den Kornaten im Meer herumzupaddeln. Aber die Jungs waren ganz wild drauf und haben es ausgewürfelt, bis der "Verlierer" feststand. Gedauert hat das ganze Manöver vom reinspringen bis zum raufholen übrigens exakt 17 Minuten. :rolleyes:

Danke nochmal für eure Kommentare!

lg
liz

 

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